Heute habe ich es endlich wieder mal ins Jenaer Planetarium geschafft um mir die Show „Der Sprung ins All“ (Dawn of the Space Age) anzusehen.

Falls das jemand noch nicht gesehen haben sollte: unbedingt nachholen!

Beginnend mit dem 4. Oktober 1957 und dem Start des Sputnik I wird die Geschichte der Raumfahrt – insbesondere der bemannten Raumfahrt – atemberaubend erzählt.

Ok, man bekommt „nur“ computergenerierte Bilder (dafür mit originalen Tonaufnahmen) zu sehen: aber die 360° Projektion macht das vollkommen wett.

Der Trailer vermittelt nur einen kleinen Eindruck vom echten Erlebnis:

Alle wichtigen Stationen werden gezeigt: Yuri Gagarins erster Raumflug; die Mondumrundung von Apollo 8; die Landung von Apollo 11; die Raumstationen MIR und ISS, usw. Am beeindruckensten fand ich den Start der Saturn-V-Rakete. Abgesehen davon, dass ich es prinzipiell bedauere, noch nie einen Raketenstart live gesehen zu haben, bedauere ich es ganz besonders, dass ich nie die Gelegenheit haben werde, eine Saturn-V abheben zu sehen. Das muss ja ein Monster von einer Rakete gewesen sein…

Ebenfalls schön war der Ausblick am Ende der Vorstellung auf einen bemannten Flug zum Mars und das Plädoyer für die Weiterführung (bzw. eigentlich Wiederaufnahme) der bemannten Raumfahrt.

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Ich weiß – viele Dinge lassen sich automatisch erledigen und um Satelliten in eine Umlaufbahn zu bringen o.ä., brauchen wir keine mitfliegenden Menschen. Auch die vielen Forschungsmissionen der NASA/ESA (Phoenix, Cassini, Messenger und all die anderen) haben phänomenale Ergebnisse gebracht – und das ganz ohne Astronauten. Bemannte Missionen sind viel teurer und viel gefährlicher – warum also soll man die Mühe auf sich nehmen?

Weil es wichtig ist – für uns als Menschen! Egal wie gut wir z.B. den Mars mit robotischen Sonden erforschen: wenn erstmal der erste Mensch seinen Fuß auf den Marsboden gesetzt hat, gewinnt die Sache eine völlig andere Bedeutung. Die bemannten Flüge zum Mond haben enorm wichtige wissenschaftliche Ergebnisse geliefert: aber das eigentlich wichtige waren die Flüge selbst. Das wichtige war, dass Menschen dort gelandet sind. Das wir gezeigt haben, dass wir fähig sind, unseren Planeten zu verlassen!

Der Mensch ist von Natur aus ein Entdecker. Die Planeten und Monde sind dort draußen – und das allein ist Grund genug, sie zu besuchen! Ich weiß schon, jetzt werden wieder die „Aber das kostet doch soviel und bringt doch nichts“ und „Löst doch erstmal die Probleme auf der Erde bevor ihr ins All fliegt“-Argumente kommen (siehe dazu auch diesen Artikel). Natürlich ist bemannte Raumfahrt teurer als unbemannte. Aber verglichen mit anderen Ausgaben ist sie immer noch spottbillig. Allein mit den jährlich in Deutschland verschwendeten öffentlichen Geldern könnte man eine bemannte Mission zum Mars finanzieren.

Die Technik für den bemannten Raumflug zu anderen Planeten (und eigentlich auch zu anderen Sternen) existiert. Das einzige, was fehlt ist der Wille, es auch zu tun. Vielleicht wären ja gerade bemannte Raumflüge zu anderen Planeten dazu geeignet, die Perspektive der Menschen ein bisschen zu verschieben um so ein wenig zu einer anderen – besseren? – Welt beizutragen? Und langfristig gesehen kann die bemannte Raumfahrt nicht nur wirtschaftlich profitabel sondern auch nützlich bzw. notwendig sein. Dann nämlich, wenn wir die Asteroiden besuchen wollen um deren Bodenschätze abzubauen. Aber dazu brauchen wir erstmal Raumstationen, die diesen Namen auch verdienen (nichts gegen die ISS – die ist trotz allem eine tolle Sache!) und eine Basis auf dem Mars.

Wer weiß, was die Zukunft bringt. Obwohl wir – mit ein bisschen guten Willen – diese Zukunft auch schon jetzt haben könnten. Oder schon längst haben hätten können:


(Trailer zum Film: Man Conquers Space – siehe hier)

21 Gedanken zu „Der Sprung ins All“
  1. Den Start einer Saturn V hätte ich auch nur zu gern live miterlebt!

    Übrigens kann ich jedem der an der Geschichte um den Wettlauf zum Mond interessiert ist die 4-teilige Dokumentation „Wettlauf zum Mond“ empfehlen. Einzigartig gut gemacht!

  2. Derzeit leben noch 9 Menschen, die schon auf dem Mond waren, drei sind schon gestorben. Ich fände es sehr beschämend, wenn irgendwann kein einziger Mensch mehr leben sollte, der mal auf dem Mond war. Dann wäre die Kontinuität der Raumfahrt nicht nur technisch gerissen, sondern irgendwie endgültig. Bemannte Raumfahrt jenseits des Erdorbits ist ab dem Moment wenn der letzte Mondfahrer stirbt nur noch Geschichte.

  3. @Florian zum Thema „Raumstationen, die diesen Namen auch verdienen“ habe ich eine Frage: zielst du darauf ab das im Wort „Station“ also stationär im Sinne von „fest verortet“, „bleibend“ steckt, z.B. in L4, L5 oder an,auf,um solarzentrische Himmelskörper? Oder ist es eher eine Frage von „Heerscharen“ von Forschern – sprich die Größe? Oder übersehe ich etwas wesentliches? (Ich persönlich sehe den ersteren Teil als den entscheidenden an, wobei auch der zweite seine Berechtigung hat)

  4. Bemannte Raumfahrt ist auch nur mit der dazugehörigen Technologie sinnvoll.
    Ich denke da zB an Bergbau am Mond oder eine Kolonisierung von Planeten nach Terraforming per Weltenschiff.

    Das ist möglich… heute halt noch nicht. aber in 200 Jahren…? 😉

  5. 1969 war ich 13 Jahre alt und habe mitgefiebert. Nahezu alles bei Apollo 11 habe ich live am Bildschirm miterlebt: nur „the one small step for man but giant leap for mankind“, den habe ich nur als Aufzeichnung am Morgen gesehen. (Nun ja, der Fernseher stand im Wohnschlafzimmer meiner Eltern und mein Vater musste am nächsten Tag zur Arbeit. :))

    Irgendwann zwischen Sommer 69 und Herbst war mir dann 100%ig klar, dass ich Physiker werden wollte. Hat geklappt. Und ich würde immer noch was drum geben, einen Saturn-V-Start zu erleben (okay, ich nehme auch eine Ariane-V oder sonst ein „Monster“ ;)).

    btw: Den „Wettlauf zum Mond“ kann ich auch nur empfehlen!

  6. In Bezug auf bemannte und unbemannte Raumfahrt bin ich mir nicht sicher ob die unbemannte Version einer Mission / eines Experimentes immer die kostengüstigere darstellt. Soweit ich weis werden auf der ISS Komponenten von verschiedenen Experimenten genutzt. Die unbemannte Version der Experimente würde bedeuten, dass wahrscheinlich viele Sachen mehrfach in einen Erdorbit geschossen werden müssten, was den Transportaufwand (sprich Trägerraketen) erheblich steigern würde. Eine Ariane 5 kostet so ungefähr 100Mio€, das summiert sich auch mit der Zeit.

  7. @Andylee da muss ich dir wiedersprechen. Zum einen fällt ein „Weltenschiff“ nicht vom Himmel und an Bergbau kann man erst denken wenn einfaches „Herumspazieren“ und ein par Bodenproben nehmen nicht wie jetzt ein Ereignis epochalen Ausmaßes ist. Zum anderen lag die Endeckung Amerikas und erste Siedlungen ungefähr 200-300 Jahre vor der Gründung der USA – soll heißen wir müssen jetzt bemannte Raumflüge unternehmen um in Jahrzehnten oder Jahrhuderten eventuell Bergbau, Kolonisation oder Terraforming betreiben zu können.

  8. Ja, so ein Saturn-V-Start muss (nach allem, was die älteren Kollegen so erzählen) schon grandios gewesen sein. Allein schon die Ausmaße: 110 Meter hoch, verglichen mit den gut 50 Metern einer heutigen Ariane 5. Damals wäre ich unheimlich gerne dabei gewesen und kann immer noch nicht verstehen, dass meine Eltern das nicht möglich gemacht haben (immerhin war ich beim letzten Saturn-V-Start schon fast zehn Monate alt 😉
    Aber wer zufällig mal nach Huntsville, Alabama, kommt: Die dort ausgestellte, vor kurzem restaurierte Saturn-V vermittelt einen sehr guten Eindruck von den Dimensionen – allein schon deshalb, weil man (anders als bei dem Ausstellungsstück in Houston) unter der liegenden Rakete durchlaufen kann.
    Ein Ariane-5-Start ist natürlich auch beeindruckend (nicht zuletzt wegen der enormen Beschleunigung der Rakete), wer etwas mehr Dröhnung will, dem würde ich aber einen Shuttle-Start empfehlen. Die Touristen-Plätze am Nasa Causeway sind nicht schlecht, und acht Möglichkeiten zum Zuschauen – den nächsten Samstag mit eingerechnet – gibt es noch…

  9. Du wirst zwar keinen Start einer Saturn-V erleben, dafür aber den eines noch grösseren Monsters: der Ares-V.
    Dieser „Mega-Lifter“ hat eine geplante Höhe von 116m und wird bis zu 188to in einen erdnahen Orbit oder 71to bis zum Mond bringen können.
    Hier der Link zur NASA:

    https://www.nasa.gov/ares

    Geisterbaer

  10. Warum gibt es eigentlich keine reinen Frauencrews?

    Die Frage ist nicht „warum nicht?“ sondern „warum?“. Hätte das irgendeinen besonderen Sinn oder Vorteil? Letztlich ist es eben so, dass es in der Wissenschaft im Allgemeinen und in der Physik und Raumfahrt im Besonderen deutlich weniger Frauen als Männer gibt und dass eine reine Frauen-Crew daher statistisch unwahrscheinlich ist. Das sehe ich persönlich als weder gut noch schlecht an, solange es jedem und jeder freigestellt ist, welchen Beruf er oder sie ergreifen möchte. Wenn Frauen dann im Schnitt weniger zu Wissenschaft tendieren als Männer, dann ist es eben so, und wenn nicht, dann eben nicht. Vielleicht gleichen sich die Zahlen ja irgendwann an, vielleicht werden es sogar mal mehr Frauen, vielleicht fluktuiert das Verhältnis sogar langfristig – völlig egal.

  11. Bei mir drängte sich vor Längerem der Verdacht ins Bewußtsein, daß die Frauenbeteiligung bei der Raumfahrt mehr eine Alibifunktion erfüllt, eine Reaktion auf Publikumswünsche ist. Eben wie im Kino, wo sich durch diesen Kunstgriff urplötzlich neue Möglichkeiten für den Plot ergeben. Sonst wäre das wohl wesentlich rigoroser, so wie bei Schützen- und Karnevals-Vereinen (ja ich weiß, auch dort gibt es Vorzeigeausnahmen).

  12. Ich schätze der „Sprung ins All“ ist dann vollzogen, wenn wir eine relativ preiswerte Verbindung in den Orbit haben, wie den Space-Lift, erst dann können wir Raumschiffe und Stationen effizient und schnell herstellen.

    Was gibt es denn alles für Bodenschätze in unserer Nachbarschaft (Mond, Venus, Merkur, Mars, Asteroiden), abgesehen vom Helium 3? Können wir die Energie- und Ressourcen-Krise durch die Raumfahrt lösen?

  13. @ Florian
    Naja Eisen, hab mal ne Doku gesehen über die zunehmende Rohstoffverknappung, bei manchen Sachen haben wir anscheinend nurmehr ein paar Jahrzehnte bis sie uns ausgehen (vor allem in der Halbleiter, Elektronikabteilung), bei Eisen warn´s glaub ich allerdings 650 MiIllionen Jahre, da halten sich meine Sorgen noch in Grenzen 😉
    Was mich mehr interressieren würde währen Rohstoffe für die Fusionstechnik. Stimmt es das der Mond in dieser Hinsicht wertvoll ist? Für genauere Informationen darüber wäre ich sehr dankbar.

  14. @buch: Naja – ich hab da ja jetzt nicht so sehr an die Erde gedacht. Da hats wirklich Eisen genug. Aber wenn man z.B. Raumschiffe oder Marsbasen bauen will, ist ne Eisenquelle im Weltraum sicher gut. Ansonsten muss man den Kram immer von der Erde ranfliegen. Wegen der Rohstoffe am Mond muss ich erstmal nachschauen.

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