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Heute findet in ganz Deutschland der „Bildungsstreik“ statt. Schüler und Studierende demonstrieren für eine bessere Bildung:

„Die derzeitigen Zustände und Entwicklungen im Bildungssystem sind nicht weiter hinnehmbar! Weltweit sind Umstrukturierungen aller Lebensbereiche nicht mehr gemeinwohlorientiert, sondern den sogenannten Gesetzen des Marktes unterworfen. Seit ein paar Jahren ist auch das Bildungssystem in den Fokus solcher „Reformen“ geraten: Bildungsgebühren und die Privatisierung treffen uns alle!


„Ziel des Bildungsstreiks ist es, eine Diskussion zur Zukunft des Bildungsystems anzuregen. Des Weiteren sollen Möglichkeiten einer fortschrittlichen und emanzipatorischen Bildungs- und Gesellschaftspolitk aufgezeigt und durchgesetzt werden. Dem Einfluss der maßgeblichen politischen und ökonomischen Interessen im Bildungsbereich setzen wir unsere Alternativen entgegen:

  • selbstbestimmtes Lernen und Leben statt starrem Zeitrahmen, Leistungsdruck und Konkurrenzdruck,
  • freier Bildungszugang und Abschaffung von sämtlichen Bildungsgebühren wie Studiengebühren, Ausbildungsgebühren und Kita-Gebühren,
  • öffentliche Finanzierung des Bildungssystems ohne Einflussnahme der Wirtschaft unter anderem auf Lehrinhalte, Studienstrukturen und Stellenvergabe
  • und Demokratisierung und Stärkung der Mit- und Selbstverwaltung in allen Bildungseinrichtungen.“

Dem stimme ich zu! Die Universitäten werden tatsächlich immer mehr zu Schulen und die Ausbildung orientiert sich zu stark an den Bedürfnissen der Wirtschaft (siehe dazu auch den lesenswerten Artikel von Helmut Wicht). Hier müsste dringend etwas geändert werden. Nur: sind Studenten in der Lage, so eine Änderung zu bewirken?


Sooo lange ist meine Studentenzeit noch nicht vorbei; eigentlich sind es erst 5 Jahre, seit dem ich kein Student mehr bin. Und ich erinnere mich noch gut an die verschiedensten Demos und Aktion, die damals stattgefunden haben. Wir haben damals für alles mögliche und gegen alles mögliche demonstriert: Sparkpakete, Studiengebühren, usw.

Hat es was genutzt? Vermutlich nein. Studenten haben ein großes Problem: sie haben keine Lobby und das, was sie tun, betrifft den Rest der Menschen nicht direkt. Wenn die Müllmänner oder Lokführer streiken, dann merkt das jeder sofort. Wenn die Studenten nicht studieren, dann hat das keine Auswirkungen auf irgendwen außerhalb der Universität. Auch wenn qualifizierte Arbeitskräfte mit Hochschulabschluß für Wirtschaft und Gesellschaft absolut wichtig sind – Studenten haben doch eher ein schlechtes Image bei der Bevölkerung. Und dieses Image wird durch Streiks und Demos wohl leider eher noch gefestigt.

Die Studiengebühren in Österreich wurden trotz aller Proteste und Demos (und da gab es damals nicht wenig!) eingeführt. Die rechts-konservative Regierung hatte sich dazu entschieden und da der Widerstand der Studenten vernachlässigbar ist (siehe oben) das auch gegen alle Proteste durchgezogen. Abgeschafft wurden die Studiengebühren letztes Jahr. Nicht, weil es so viele Demos gab – sondern weil manche Parteien vor der Wahl schnell noch ein Zeichen setzen wollten.

Obwohl – in gewissen Sinne waren die Proteste natürlich sinnvoll. Hätte es die Demos gegen Studiengebühren nicht gegeben, dann hätten sich die Parteien auch nicht dazu bemüßigt gefühlt, mit der Abschaffung Wählerstimmen zu sammeln. Das ist – meiner Meinung nach – auch der eigentliche (und einzige?) Zweck von Studentenprotesten: zu protestieren! Man erreicht zwar höchstwahrscheinlich nichts damit – aber man gezeigt, dass es Leute gibt, die nicht alles widerspruchlos hinnehmen.

Und würde man es schaffen, auch den Leuten außerhalb des Mikrokosmos Universität die Gründe für den Protest nahezubringen, dann hätte man eine echte Chance auf großflächige Unterstützung und Erfolg. Aber genau an diesem Punkt scheitern – meiner Meinung nach – viele studentische Proteste.

Ein Beispiel dafür sind die Streikaktionen in Jena. Dort werden seit Montag Teile der Universität von den Studenten besetzt:

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Fotos: Conrad Ziesch

Prinzipiell ist gegen eine Besetzung – wenn sie denn halbwegs friedlich erfolgt und das ganze nicht ausufert – wenig einzuwenden. Nur: welche Ziele kann man damit erreichen? Man bekommt Aufmerksamkeit (die Tagessschau berichtet z.B. über Besetzungen in ganz Deutschland). Aber nutzen solche Aktionen bei der Durchsetzung der Ziele?

Wenn man im Bildungsbereich etwas verändern will, dann muss man auch die Menschen auf seine Seite ziehen, die außerhalb der Universitäten stehen. Und die erreicht man nicht, wenn man sich in der Uni verschanzt! Die Zeitungen mögen ja über die Besetzung berichten – aber bei den restlichen Menschen verstärken diese Berichte höchstens das schlechte Image der Studenten und werden kaum Sympathie für deren Proteste erzeugen.

Und dann wird das ganze noch durch solche Pressenaussendungen begleitet:

„Bildungsstreik und Besetzung sind Aktionsformen, die sich bewusst an
die Formen des Arbeitskampfes anlehnen, der auch immer einen Bildungs-
und Freiraumaspekt umfasst. Gerade der Streikbegriff soll politische
Inhalte transportieren und die Beteiligten aus gewohnten Verwertungs-
und Reproduktionszusammenhängen lösen.“

Das klingt wie hundert Jahre alter Sozialismus und spricht vielleicht linke Politikwissenschaftler an – der Rest der Welt wird mit „Arbeitskampf“ und  „Verwertungs-
und Reproduktionszusammenhängen“ wohl eher wenig anfangen können.

So sehr ich den Zielen des Bildungsstreiks auch zustimme – aber so wird man wohl nichts erreichen. Klassenkampfrhetorik und sich in der Uni verbarrikadieren überzeugt niemanden außer den Leuten, die sowieso schon überzeugt sind.

Geht raus aus der Universität! In die Fußgängerzone, den Paradies-Park, die Goethe-Galerie (bzw. entsprechende Orte in anderen Städten) und erzählt dort den Leuten über die Probleme in der Bildung! Es wird solange keine Unterstützung von universitätsfernen Personen kommen, solange diese Leute nicht wissen, was an den Unis eigentlich abläuft!

Wenn ich den Streik organisieren müsste, dann würde ich Studenten aller Fakuläten über die ganze Stadt verteilen und sie bitten, dort – im öffentlichen Raum; mitten unter den Menschen – öffentliche Vorlesungen und Diskussionen abzuhalten. Sie sollten den Menschen von ihrer Wissenschaft erzählen und davon, wie diese Wissenschaft jeden – auch die, die nichts mit der Universität zu tun haben – jeden Tag beinflusst. Sie sollten den Menschen erzählen, welche Probleme es geben wird, wenn diese Wissenschaft nicht mehr gemacht werden kann und warum die aktuelle Situation auf den Universitäten genau dazu führen wird/kann.

Solange die Studenten den Protest nur innerhalb der Universität austragen, wird sich nichts ändern. Die Universität und die, die unzufrieden sind, müssen raus an die Öffentlichkeit! Dann kann sich vielleicht was ändern.

Weitere Infos:

30 Gedanken zu „Bildungsstreik: Universität Jena wurde besetzt“
  1. Ich würde diesen Protesten aufgrund der absolut berechtigten Kritik sowohl an der Bachelor-Verschulung als auch an der finanziellen Ausstattung der Universitäten mit sehr viel mehr Sympathie gegenüberstehen, wären sie nicht mit so viel Klassenkampf-Parolen und dumpfer Kapitalismus-Kritik untersetzt. Dass ausgerechnet SDS und so’lid die Proteste ganz maßgeblich mitorganisieren, spricht bedauerlicherweise für sich.

    Überhaupt scheinen viele Studenten nicht zu verstehen, dass sie mit Stühlestapeln und Transparente-aus-dem-Wohnheim-hängen nicht einmal ansatzweise so viel erreichen könnten wie mit aktiver politischer Partizipation in den großen Parteien, die – wenn ich mich richtig entsinne – alle zusammengenommen weniger als 2 Millionen Mitglieder haben. Anstatt nun also in Scharen einzutreten und sich in den enstprechenden Gremien für die Mehrheitsfähigkeit ihrer Positionen einzusetzen, wird lieber Krawall gemacht und damit jedes – aber auch wirklich jedes – schlechte Vorurteil bestätigt, dass es letztendlich ermöglicht, den Status Quo beizubehalten…

  2. @Christian: „Überhaupt scheinen viele Studenten nicht zu verstehen, dass sie mit Stühlestapeln und Transparente-aus-dem-Wohnheim-hängen nicht einmal ansatzweise so viel erreichen könnten wie mit aktiver politischer Partizipation in den großen Parteien“

    Also ob man durch die Parteien viel erreichen kann, kann ich nicht einschätzen – das wirst du besser wissen. Aber wie ich schon gesagt habe, ist wohl so ziemlich alles besser als durch Krawall, Besetzungen etc die üblichen Klisches zu bestätigen.

    Ich weiß, dass z.B. in Jena immer sehr viele Leute sehr interessant zusehen/hören, wenn die Uni irgendwelche Aktionen in der Goethe-Galerie macht (ein Einkuafszentrum gleich neben der Uni). Da wurden schon oft Institute/Forschungsprojekte präsentiert und immer war viel Publikum da. Und genau so könnte man auch den Protest wunderbar in die Bevölkerung tragen und den Leuten näherbringen. Man könnte in den Park gehen und dort u.a. die Studenten erreichen, die lieber feiern als protestieren. Man könnte… so viele Dinge machen, die alle besser wären als die üblichen Aktionen, die so eh immer wieder an allen Unis Deutschlands stattfinden und schon lange niemand mehr hinter dem Ofen vorlocken.

    Aber immerhin wird noch zumindest etwas gemacht. Viele Studenten haben ja heutzutage kaum mehr Zeit/Lust sich irgendwie mit Bildungspolitik zu beschäftigen sondern wollen nur schnell ihr Studium beenden.

  3. Mir geht es bei diesem Thema wie Euch, Florian und Christian, grundlegende Ziele der aktuellen Bildungsproteste teile ich, allein mir fehlt der Glaube, daß diese Aktionsformen tatsächlich etwas bewirken.

    Die Artikulation von Forderungen über Demonstrationen ist legitim und wichtig, aber verpufft eben doch allzu oft als einmalige Aktion. Gefragt wäre m.E. eine wirklich langfristige, kontinuierliche Bearbeitung des Themas durch die Studenten. Aber das klappte auch zu meiner Studienzeit schon nicht mehr. Ich war recht aktiv bei Protesten im WS 96/97 beteiligt, aber nach ein paar Wochen war die Luft raus.

    Florian hat dennoch recht, wenn er schreibt:

    Geht raus aus der Universität! In die Fußgängerzone, den Paradies-Park, die Goethe-Galerie (bzw. entsprechende Orte in anderen Städten) und erzählt dort den Leuten über die Probleme in der Bildung!

    Wobei ich ergänzen möchte: geht raus und haltet die Themen auf der Tagesordnung. Weshalb nicht in einem ScienceBlog? Für ein Blog, das sich der Bildungs- und Hochschulpolitik widmete (ohne Klassenkampf- und Revolutionsterminologie!) wäre ScienceBlogs jederzeit offen. Bei Interesse genügt eine Mail an mich und wir sprechen darüber, wie wir so etwas realisieren könnten.

  4. @Florian:

    Man könnte… so viele Dinge machen, die alle besser wären als die üblichen Aktionen, die so eh immer wieder an allen Unis Deutschlands stattfinden und schon lange niemand mehr hinter dem Ofen vorlocken.

    Volle Zustimmung.

    Viele Studenten haben ja heutzutage kaum mehr Zeit/Lust sich irgendwie mit Bildungspolitik zu beschäftigen sondern wollen nur schnell ihr Studium beenden.

    So eine Einstellung nehme ich niemandem übel. Wer heute nicht nach maximal sechs Semestern, mit einer glatten 1.0, Praktikum in den USA und perfekt gegeelten Haaren zum Assessment Center antritt, kann sich die Hoffnung auf eine 60-Stunden-für-400-Euro-Trainee-Stelle bei der Consulting-Agentur XY leider abschminken, bleibt ewig auf Jobsuche und ist auf dem besten Weg zum gesellschaftlichen Verlierer. Sich in einem solchen Klima aufs schnelle Fertigwerden mit möglichst guten Noten zu fokussieren und dabei den Kern dessen, was Bildung eigentlich ausmachen sollte, ein wenig aus den Augen zu verlieren, halte ich für eine ganz menschliche Reaktion.

    Also ob man durch die Parteien viel erreichen kann, kann ich nicht einschätzen – das wirst du besser wissen.

    An kleineren Hochschulstandorten dürften auch größere Parteien wie CDU und SPD über kaum mehr als 1.000 Mitglieder verfügen. Von denen gehen vielleicht 200 bis 300 zu internen Wahlveranstaltungen, maximal 50 bringen sich aktiv ein. Innerhalb dieser kleinen Gruppe wird letztendlich entschieden, wer lokal welchen Listenplatz bekommt oder welche Punkte mit welcher Priorität ins Wahlprogramm übernommen werden. Schon ein Dutzend Studenten, die sachlich auf ihre Sorgen und Probleme aufmerksam machen, könnten hier sogar verdammt viel bewirken. Wichtig dabei ist, dass man sich auf vernünftige Art und Weise in den politischen Prozess einbringt, und nicht maulend in der Ecke steht oder die sofortige Verhaftung von Ackermann verlangt (dafür haben wir die Linken und Peter Sodann) 🙂

  5. @Marc: „Für ein Blog, das sich der Bildungs- und Hochschulpolitik widmete (ohne Klassenkampf- und Revolutionsterminologie!) wäre ScienceBlogs jederzeit offen. Bei Interesse genügt eine Mail an mich und wir sprechen darüber, wie wir so etwas realisieren könnten“

    Ja, so ein Blog wäre eine gute Ergänzung für SB. Ich hab den Leuten vom Bildungsstreik ein entsprechendes Mail geschickt – aber ihre angegebene Email-Adresse (info@bildungsstreik.net) scheint nicht zu funktionieren; da gibts nur Fehlermeldungen. Schade.

  6. „Solange die Studenten den Protest nur innerhalb der Universität austragen, wird sich nichts ändern. Die Universität und die, die unzufrieden sind, müssen raus an die Öffentlichkeit! Dann kann sich vielleicht was ändern.“

    Also soweit man sieht haben die Unis UND die Kultusministerien die Bologna Reformen schlampig umgesetzt. Das muss aber innerhalb jener Strukturen repariert werden.

    Wobei prinzipiell Bologna schon seit Ewigkeiten zeigt dass die föderale deutsche Bildungsstruktur handlungs- und reformunfähig ist.
    Was jetzt die Opfer = Studenten und teils die Unis durch Proteste zeigen.
    60 Jahre Grundgesetz und ein Designfehler = keine nationale/internationale Bildungspolitik wird nicht einmal thematisiert.

  7. @Ralf L.K.: „Was jetzt die Opfer = Studenten und teils die Unis durch Proteste zeigen.“

    Ja, schon klar. Aber wenn was geändert werden soll, dann braucht es dazu Druck aus der Bevölkerung. Nur aus Spaß an der Freude werden weder Unis noch Regierung was am Bologna-Prozeß ändern. Und nur die Studenten allein sind nicht Druck genug. Da müssen sie auch den Rest der Bevölkerung auf ihre Seit ziehen. Und das geht eben nur durch Öffentlichkeit.

    Ich finde es toll, dass z.B. die heutigen Demos in Jena die größten Studentenproteste seit 20 Jahren sind. Aber mal ehrlich: nächste Woche interessiert das leider niemanden mehr und es wird auch nicht mehr darüber gesprochen. Das Thema muss dauerhaft thematisiert werden, wie Marc richtig gesagt hat, und vor allem es muss auf eine Art und Weise thematisiert werden, die konstruktiver und dauerhafter ist als Demos und Besetzungen.

  8. Ich sag immer: Was sollen die Leute denken? Studenten die nicht in die Uni gehen! No Shit!

    Naja, nichtsdesto weniger hatte ich gerade Zeit und bin einfach mal den Protestzug mitspaziert. Ist ja auch mal ganz schön an die frische Luft zu kommen. Und als wir dann am Altmarkt angekommen sind, stand da auch schon gleich der Atheistenbus, wo ich erstmal in Gespräche verwickelt wurde und ich mir ein „Gottlos glücklich“-T-Shirt gekauft habe ^_^

  9. Die Sache ist doch auch die, dass ausgerechnet die ewigen Deppen den ganzen Protest tragen: Die Sozialwissenschaftler. Ich selbst kann da über meine Komilitonen nur den Kopf schütteln – zumindest bei uns in Osnabrück machen ausgerechnet die Studenten den Protest die eh schon im 10 Bachelorsemester sind – und ganz ehrlich: Den Bachelor NICHT in 6-7 Semestern zu schaffen zeigt, dass man nicht sonderlich strebsam und fleißig war.
    Das sind dann auch die, die stumpfe Kapitalismuskritik dreschen, Klausuren absolut verurteilen und insgesamt Leistungsdruck verabscheuen – irgendwie nimmt die aber keiner ernst.

    Ich selbst mache bei den Protesten bewusst nicht mit, weil ich die Ziele zu 90% nicht untersützte.
    Sicher, der Bachelor ist viel zu verschult – aber zu Magister/Diplom zurückzugehen ist auch keine Lösung.
    Ein Mittelweg wäre schön, aber den erringt man nicht mit linken Realitätsverweigerern.

  10. hallo,
    ——————————————————

    mal angenommen:

    ich erzähle 1000 leuten von den problemen in der bildung – mache ihnen klar, worin das problem steckt und erzähle ihnen von unseren forderungen.

    was werden 1000 leute machen?
    70 %[optimistisch] vergessen es ziemlich schnell, da für sie nicht interessant (wie kann man es sonst erklären, dass heute bei der offenen rektordiskussion im besetzen bereich des hörsaalsgebäude nur 100 von 20,000 studenten waren?)
    20 % finden das schlimm, was abgeht und sind auch traurig über die zustände… jedoch ändert ihre trauer nix -> resignation
    9.99 % vergleichen wahlprogramme gegen die umsetzungen, die in der universität zu machen sind und finden sowieso keine übereinstimmung und wählen, wie so oft, das geringste übel, da ja eine randpartei sowieso nicht ins parlament kommt
    < 0.01 % (wenn überhaupt) engagieren sich politisch, außerhalb der massenparteien, bzw. die wahrscheinlichkeit ist groß, dass bei 1000 personen ein politiker dabei war ------------------------------------------------------ mal angenommen ich gehe auf eine demo mit 4000 man und urteile nicht nach organisatoren, sondern nach forderungen, die gestellt werden: ich befinde mich mit 3999 anderen menschen auf der straße und wir sind laut! wir sprechen mit schulamts- und uni-vertretern und siehe da - verständnis. es wird gesehen, dass was nicht in ordnung ist. die medien berichten und der rest von deutschland(zumindest ein geringer teil) informiert sich und wird aufmerksam - die moderne news-welt sollte nicht informationsquelle sein, sondern nur interesse zur nachforschung schüren. außerdem werden politiker und authoritäten direkt erreicht und in die enge getrieben - damit ist gemeint zur stellungnahme gebracht. so eine demo ist keine diskussion, sondern ein wachrütteln um missstände aufzuzeigen, die fast einem viertel der studierendenschaft nicht gefallen - und dort fehlen noch studenten, die aufgrund von irgendwelchen sich an der demo beteiligten wahlvereinigungen nicht mit gemacht haben! nun geht es in die zweite runde - die leute sind wach und bereit für forderungen und änderungsvorschläge (der rektor hat bereits eine ausfertigung davon erhalten und stellung bezogen) wir werden sehen, was als nächstes passiert - nur verstummen wird keine seite! das was schade ist, dass die minderheiten sich für sowas einsetzen... der großteil bleibt taub und stumm! gruß johannes

  11. Ich kann HdS nur zustimmen. Bin selbst Bachelor-Student, und kann viele der Protestaktionen nicht ernster nehmen als eine „Wir-Wollen-Hitzefrei“-Schülerdemo. Für meinen Geschmack wird gegen zu viel auf einmal protestiert, was einfach nicht zusammengehört – und das erweckt den Eindruck, man streike nur des Streiks wegen. Außerdem scheinen viele Forderungen auf der Wunschvorstellung zu basieren, bloß die Änderung der Bildungs-Struktur („weg mit dem verschulter Bachelor/Master“) führe schließlich zu mehr Spaß beim Lernen und sogar „Freiheit: ohne wirtschaftliche Zwänge, Studiengebühren und NC“.

    Also im Ernst… dass man gemütlich seinen Neigungen nachgehen und vor sich hinstudieren kann – und das auch noch möchlichst umsonst – die Zeiten sind nun mal längst vorüber. So wie sich die ganze Welt verändert hat, müssen sich auch die Umstände des Studierens ändern dürfen. Man kann der „guten alten Zeit“ nachjammern – man kann aber auch selbst etwas dafür tun (wie wäre es mal mit interessierter selbst-Recherche anstatt zu erwarten, dass Bildung nur Bringschuld der Professoren ist?), dass man die Möglichkeiten der heutigen Zeit für sich entdeckt.

  12. @johannes: „nun geht es in die zweite runde – die leute sind wach und bereit für forderungen und änderungsvorschläge (der rektor hat bereits eine ausfertigung davon erhalten und stellung bezogen)“

    Naja – ich hab in meinem Leben schon jede Menge Demos gesehen und jede Menge Gespräche zwischen Studenten und Rektoren. Gebracht hat es – soweit ich das sehe – nie wirklich was. Erreichen kann man halt nur wirklich was, wenn man die Politiker auf seine Seite zieht. Und die folgen leider der Masse. Also muss ich die Masse überzeugen. Und das geht nicht mit Demos. Da wird tatsächlich „wachgerüttelt“ – aber nur kurzfristig. Man muss das Thema dauerhaft unter die Leute bringen. Ich sag ja nicht, dass man nur einmal rausgeht und den Leuten was erzählt – das ist genauso ineffektiv wie eine einzelne Demo. Solche Aktionen müssen regelmäßig und dauerhaft stattfinden.

  13. @HL: Schlicht und ergreifend, du hast keine Ahnung von den Forderungen, die am gestrigen Tag gestellt wurden.

    Selbstbestimmtes Lernen ist mehr als nur ein Abbau der Zwänge… Wer sowas als Faulheit der Demonstrierenden auslegt, weiß nicht, dass hinter dem Gepauke auch Interesse steckt, das befriedigt werden will, aber leider aufgrund des Zeitdrucks nicht möglich ist.

  14. @Florian
    „Gebracht hat es – soweit ich das sehe – nie wirklich was“
    Nun in Sachsen ist die SPD in Reaktion auf Studentenproteste mit dem erklaerten Ziel der Verhinderung von Studiengebueren (abgesehen von Langzeitstudenten) in den letzten Landtagswahlkampf gezogen und hat sich nach der Wahl auch drangehalten.

  15. @johannes: Danke für dein Kompliment und die umfassende Erläuterung. Aber ich muss nochmal nachfragen: Was ist für Dich konkret „selbstbestimmtes Lernen“? Freiere Fächerwahl? Mehr Zeit fürs Studium?

    „Gepauke unter Zeitdruck“ ist nie nötig gewesen, wenn man sich früh genug das Ziel gesetzt hat, seine Fächer nicht nur zu belegen, sondern auch zu verstehen – und als Tutorin und bei Schul-Nachhilfestunden habe ich die schöne Erfahrung gemacht, dass jeder (fast) alles verstehen kann, wenn er nur den Willen und einen fähigen Erklärer hat. Ein Semesteranfangs-Schlendrian ist im deutschen System übrigens immer noch leichter auszumerzen als z.B. im Amerikanischen: Dort setzt sich die Note aus Teilleistungen (Referaten, Hausarbeiten) während des Semesters zusammen, und nicht aus der hierzulande gängigen „Semesterendnote“ (was aber auch seine guten Seiten hat).

    Wer seine Zeit nicht einteilen kann oder sich zu leicht ablenken lässt, hat natürlich eher Schwierigkeiten. Aber schlauere oder fleißige Studis NICHT mit besseren Noten oder Jobaussichten zu belohnen, wäre in meinen Augen alles andere als gerecht. [Hier wäre der Einsatz für den Aufschrei der Kapitalismus/Leistungsgesellschafts-Kritisierer]

    Das deutsche Schulsystem finde ich übrigens SEHR reformbedürftig, und zwar von Grund auf. Dafür ist das Blockieren von Universitätshörsälen allerdings ein eher ungeeigneter Botschaftsträger.

  16. @HL: Entschuldigung, falls das falsch angekommen war. Ich hatte nicht vor Dich zu beleidigen!

    Desweiteren habe ich natürlich auch noch was zu deinem weiteren Kommentar zu sagen 🙂
    Du sagst Gepauke unter Zeitdruck ist nie nötig, wenn man sich früh genug vorbereitet. Das stimmt alles und ist korrekt – außerdem denke ich, dass es vielen Studenten so geht, weil sie einfach zu lässig darangehen und sich wie in der Schule betragen. Jedoch glaube ich nicht, dass die Studenten, die Mittwoch demonstrieten zu diesen gehören. Vielmehr sind die Demonstrierenden interessierte Menschen, die abseits einer Vorlesung Sachen lesen und sich informieren! Dies ist jenen ein Bedürfnis – dazu zähl ich mich auch. Das dafür viel Zeit drauf geht, da dieses Lernen ein langwieriger Prozess ist, dürfte klar sein. Diese Studenten würde ich auch als „schlau“ und „fleißig“ bezeichnen (soviel zum Voruteil „Gute Noten“ = „Fleißiger guter Student“).
    Jedoch fehlt dadurch Zeit zum konsequenten Faktenbüffeln für die Prüfung am Ende des Semesters! Jeder Mensch hat eine andere Art und Weise mit Lernstoff umzugehen. Das Tempo kann aber nicht mehr individuell für die Person selbstständig angepasst werden (Prüfungstermine selbst organisieren), sondern muss einem strengen Reglement folgen, dass hart urteilt, wenn jemand eine Prüfung versäumt. Das Belohnungssystem schlägt hier fehl, denn wer gute Noten haben will, muss zum einen fleißig sein und zum anderen Scheuklappen tragen, damit er sich nicht über den Lernstoff hinaus „weiterinteressiert“.
    Ich denke, das dürfte klargestellt haben, was selbstbestimmtes Lernen für mich (und andere auch) bedeutet.

    Eine Frage direkt an Dich:
    Ist Dir bei einer Hausarbeit schon mal eine Idee gekommen und Du bist ihr nachgegangen? Was ist passiert?

    Ich empfinde das Schulsystem auch als reformbedürftig.

    Im Folgenden würde ich sagen, man kann diese Besetzung von Hörsäälen nicht einfach verurteilen. Natürlich fehlt Raum für den Lehrkörper, aber ebenso trägt diese Besetzung symbolischen Charakter – Denn es fehlt auch an Frei-Räumen für Studenten! Was in diesen Räumen die letzten Tage geleistet wurde ist beachtlich! Es hat sich ein Forum für denkende Studenten von diesen entwickelt, die demokratisch Forderungen zusammenstellen und Probleme diskutieren. Jeder ist herzlich eingeladen sich zu beteiligen, aber der Großteil verurteilt es ohne sich selbst ein wirkliches Bild davon zu machen. Dieser besetzte Raum baut auf Demokratie und erwehrt sich jeder Hierarchie, denn jede Stimme zählt gleich.
    Mich stimmt es äußerst traurig, dass dieser „freie Raum“ vom Rektor über diese Woche hinaus nicht geduldet wird! (Lieber haben Räume vorgeschriebene Leerstandszeiten.) Es wäre eine Bereicherung für unsere Jenaer Bildungswelt ( nicht nur für die Universität).

    Gruß
    johannes

  17. @johannes: „Im Folgenden würde ich sagen, man kann diese Besetzung von Hörsäälen nicht einfach verurteilen.“

    Nein – mit der Besetzung von Hörsäälen habe ich auch kein Problem (eher mit Krawallaktionen, wo man den Sekretärinen im Prüfungs/Schulamt Angst einjagt – die können ja auch nichts dafür). An der Sternwarte in Wien mussten wir auch lange für einen eigenen Raum für Studenten kämpfen. Sowas ist wichtig. Aber ich glaube trotzdem wirklich, dass es – will man die Ziele des Bildungsstreiks (denen ich zustimme) durchsetzen – mehr braucht, als Hörsääle zu besetzen und zu demonstrieren. Besetzungen erreichen niemanden außerhalb der Uni; wenn man also etwas erreichen will, was die Uni nicht selbst entscheiden kann, dann bringt das nichts.

  18. @Florian: Diese Krawallaktionen empfinde ich auch nicht als sinnvoll.
    Und wie ich bereits mehrfach schrieb, ist in den besetzten Bereichen ein Forum denkender Studenten zur Problematik enstanden. Außerdem kann man die Medien nicht dazuzwingen, davon zu berichten! Man erreicht durch die Besetzung in der Uni viel in der Studentenschaft.

    Womit meinst du würde man mehr erreichen und gleichzeitig das was grad passiert?
    Bzw. wieviele Leute hast du denn schon auf das Thema angesprochen, wie dus im Blog geschrieben hast?
    (Das soll nicht verurteilenden klingen, sondern will ich nur die Information)

  19. @Johannes: „Bzw. wieviele Leute hast du denn schon auf das Thema angesprochen, wie dus im Blog geschrieben hast?“

    Naja, ich bin kein Student mehr und ich bin auch (leider) nur noch 2-3 Tage die Woche in Jena und arbeite sonst an der Uni Heidelberg. D.h. nicht, dass ich mich nicht gerne für die Anliegen der Uni Jena einsetze – aber die aktuellen Studenten und Mitarbeiter können das leichter, besser und glaubwürdiger als ich.
    Und immerhin habe ich hier im Blog über die Angelegenheit geschrieben. Im Gegensatz zu den Jenaer Bildungsstreikern, die die mediale Seite ihres Protestes eher vernachlässigt haben (oder irre ich mich? Für mehr Infos bin ich immer dankbar).

    Mein Plan sähe folgendermaßen aus (und falls den wirklich jemand umsetzen will, dann erkläre ich mich gern bereit in allen Dingen zu helfen, bei denen ich sinnvollerweise helfen kann):

    Die Studentenschaft organisiert ein wöchentliches Treffen an einem zentralen Punkt der Stadt. Jede Woche kann ein anderer Student/Doktorand/Dozent etc. kurz seine Forschung vorstellen – und zwar so, dass auch ein Laie versteht, um was es geht (So was gibts auch offiziell schon – die Samstagsvorlesungen an der Uni – und die sind immer sehr gut besucht; Interesse für sowas besteht also in Jena). Diese rein wissenschaftlichen Vorträge haben noch nicht viel mit Protest zu tun – aber sie zeigen den Leuten, was an der Uni eigentlich passiert und wozu man die Forschung überhaupt braucht. Und dann kann ebenfalls jede Woche ein bestimmter Punkt angesprochen und diskutiert werden, wo es darum geht zu zeigen, wie die aktuelle Situation an den Unis dazu führen wird, dass es Forschung und Lehrer in dieser Art nicht mehr geben wird. Das koordiniert man dann am besten noch mit den Medien bzw. bemüht sich, selbst Werbung dafür zu machen (eine Serie bei JenaTV, in der OTZ, etc). Man könnte auch z.B. das Angebot der ScienceBlogs wahrnehmen und diese Bühne nützen (wir haben auch ein paar Leser 😉 ).
    So könnte man die Themen des Bildungsstreiks dauerhaft und konstruktiv im Gedächtnis der Menschen halten. Die Demos haben sie nächste Woche schon wieder vergessen…

    Vielleicht funktioniert das alles ja auch nicht. Aber man könnte es zumindest probieren. Mich stört nur ein bisschen die Einfallslosigkeit bei den Studentprotesten. Seit Jahrzehnten wird da nur demonstriert und besetzt. Da kann man sich ja mal was neues einfallen lassen. Schaden kanns nicht… Ich sage ja auch nicht, dass Demos und Besetzungen schlecht sind und überhaupt nichts nützen. Aber warum müssen sie immer das einzige Mittel studentischer Proteste sein? Da muss mehr Kreativiät her!

  20. @johannes: Entschuldigung angenommen. =) Der Ton hatte mich nur etwas irritiert.

    Man darf natürlich nicht alle Protestlern in einen Topf werfen und behaupten, sie seien faule Schaumschläger. Ich hatte bloß bei uns den Eindruck, dass der Großteil gar keine Lust hatte, sich wirklich mit den Themen zu beschäftigen, sondern nur mal Radau machen wollte und „den dummen Bachelor abschaffen“ (stand auf einer Aktions-Tafel mit der Frage „was wünschst Du Dir?“).

    Neigungen außerhalb der Vorlesung nachzugehen ist für mich ein persönlicher Gewinn, von dem ich allerdings nicht erwarte, dass die Uni mich dafür mit „guten Noten“ belohnen müsste. Man muss sich natürlich bewusst sein, dass man dabei die Priorität setzt: „Ich tue lieber etwas für mich“ anstatt „für meine Note“. Die Konsequenzen daraus (evtl. schlechtere Noten, letztlich unsichere Jobaussichten) sind in meinen Augen allerdings kein Problem des Bildungssystems an sich, sondern den (wachsenden, einseitigen?) Anforderungen des Arbeitsmarktes. Aber das…ist leider ein ganz anderes Kaliber.

    Dass sich aus den Protesten ein lebendiges „Forum denkender Studenten“ gebildet hat, ist natürlich schön. Dialog und Austausch sind unersetzlich, aber sie müssen auch mit der Öffentlichkeit und den „Zuständigen“ stattdinden. Man muss dabei aber auch ernst genommen werden, wofür einige Aktionen leider kontraproduktiv waren. (Bei uns sind sie bunt verkleidet mit Ratschen und Hupen durch den Raum gelaufen und haben gerufen „JETZT! IST! STREEEEEIK!!“)

    Zu Deiner Frage: Die einzige Hausarbeit, die ich je machen musste (bei uns Biotechnologen gibt es sonst nur Prüfungen und Referate), ist aus einer Idee entstanden! Wir durften unser Thema frei aussuchen und ich hab mich zufällig an eine Facebook-Meldung einer Freundin erinnert: „Chaperone könnten ein gekochtes Ei wieder verflüssigen“ Mir kam spontan der Gedanke „Was für Auswirkungen hat das auf die medizinische Forschung?“ und hab sehr viel Zeit damit verbracht, Paper darüber zu lesen. Naja, passiert ist dabei eigentlich nichts besonderes – aber nebenbei habe ich viel über Tumorentstehung gelernt und damit wohl meine Wunsch-Forschungsrichtung nach dem Bachelor gefunden. =)

  21. @Florian:
    Ich finde, deine Idee garnicht so übel. Es ist zwar wirklich nicht leicht, sich wöchentlich zu treffen, aber ich denke, dass diese Sache Wirkung haben könnte. Es wäre auszuprobieren… Hauptsache es verhält sich nicht, wie mit den Montagsdemonstrationen, welche schon seit Jahren gehalten werden und niemand mehr in den Medien sieht! Demonstrationen sind im Wesentlichen „Kopfschläge“, welche Diskussionen anregen sollen, denk ich. Und das wurde erreicht….

    @HL:
    Ich fühl mich ebenso wie du, weil man wirklich nicht weiß, ob Leute, die neben dir stehen in einer Demo genauso ihre eigene Meinung gebildet haben oder einfach nur „mal reinschauen“ – und das übrigens auch in vielen anderen Bereichen des Lebens. Dieses Problem ist aber ein Defizit unserer heutigen Nichtdenker-Gesellschaft – Leute argumentieren und entscheiden, ohne vorher korrekt abzuwägen und zu diskutieren. Wer sagt er hätte eine Meinung, sollte denken, könnte man meinen 🙂
    Das gilt es zu verändern – Leute wachrütteln nicht nur bzgl. eines solchen Thema wie Bildung, sondern im Allgemeinen dazu anzuregen Desinteresse gegen das Verlangen nach Meinungsbildung auszutauschen.
    Ich finde zudem nicht, dass die Entscheidung Interesse und gute Noten nur auf zwei Arten getroffen werden kann. Das Problem ist vielmehr, wie ich bereits schrieb, das die Möglichkeiten einer freien Gestaltung der Termine nicht mehr existieren.
    Meine Frage zielte auf feste Abgabetermine ab… Eine Idee braucht Zeit und wenn man das Bedürfnis der Nachforschung empfindet, kann man dies nicht gleich angehen, sondern muss erst den „Schularbeitsteil“ beenden um die Abgabe einzuhalten und dann „darf“ man weierreinriechen. So starr sind zwar die Termine nicht immer, wenn man sich gut anstellt 🙂 (Das hab ich nur gehört.) Persönlich hab ich noch keine Hausarbeit geschrieben, kann mir aber gut vorstellen, dass bei wissenschaftlchen Arbeiten haufenweise Ideen kommen.
    Das mit den Chaperonen und Tumorentstehung ist äußerst interessant… Solltest dir diesbezüglich mal aktuelle Forschungsarbeiten von Prof. Heinzel ansehen, der sich mit HDAC-Inhibitoren beschäftigt ^^

    —————————————————————–
    Noch was Lustiges:
    Der Rektor sagte zum Treffen, dass das 2 1/2 seitige Vorschlags- und Kritikpapier der Demonstrierenden mehr Inhalt hat, als die Programme bzgl. Bildung aller Parteien zur Landtagswahl zusammen! Was soll man davon halten?

    Gruß
    johannes

  22. @Johannes: „Eine Idee braucht Zeit und wenn man das Bedürfnis der Nachforschung empfindet, kann man dies nicht gleich angehen, sondern muss erst den „Schularbeitsteil“ beenden um die Abgabe einzuhalten und dann „darf“ man weierreinriechen.“

    Die zunehmende Verschulung ist auch mein größter Kritikpunkt. Eine Universität sollte mehr sein als nur eine Einrichtung zu schnellen Produktion qualifizierter Arbeitskräfte. Sie sollte auch eine gewissen Geisteshaltung und Lebenseinstellung vermitteln. Z.B. die, das Wissen an sich ein wertvolles Gut ist und das nicht immer auf die schnelle Verwertung geschaut werden muss. Hier haben wir schon mal darüber diskutiert.

    Ehrlich gesagt tun mir die Leute, die heute studieren, leid. Ihnen entgeht ein wichtiger Teil des universitären Lebens: die freie und selbständige Beschäftigung mit dem Wissen. Heutzutage lernen die Studenten meistens weder, wie man selbständig wird, noch, wie man selbständig forscht. Alles läuft nur noch wie in der Schule: der Lehrer sagt, was wie gemacht werden muss und so wirds dann gemacht. Man kann schön beobachten, wie sich das dann fortsetzt. Ich kenne viele PostDocs – die ja eigentlich eigenständige Forscher sein sollen – die reine „Auftragsforscher“ ihrer Professoren sind und keine eigenen Ideen entwickeln. Das ist traurig…

  23. Ich glaube immer noch, dass das Problem der zunehmenden Verschulung kein Problem der Unis selbst ist, welches man rein bildungspolitisch lösen kann. Es studieren jetzt nun mal sehr viel mehr junge Leute als früher, und es ist meines Erachtens nicht realistisch zu fordern oder zu erwarten, dass die arbeitende Schicht neben steigenden Abgaben, gleichen Renten trotz sinkender Löhne, genereller Krisenverunsicherung etc. etc. auch noch ein schönes Studentenleben ohne Zwänge für alle finanzieren kann und möchte.

    Das sage ich jetzt ohne Gedanken an „Klassenkampf“ usw, sondern leider aus reinem (schon nicht mehr verbittertem) Pragmatismus.

    @johannes: Ach so, Abgabetermine meinst Du. Naja die sind bei uns in jedem Bereich und bei jedem Professor anders. =) Einige meckern auch bei 2 Wochen zu späten Abgaben nicht, andere setzen einen Tag fest und basta, alles danach wird nicht bewertet. Das sind aber wohl individuelle Launen und Vorlieben…

    Ich hab übrigens kurz in die Paper vom Prof. Heinzel hineingeschnuppert – scheint interessant zu sein. =) Mein Augenmerk war damals eher auf die „klassischen“ Heat Shock Proteine (hsp70/90) gerichtet, aber es gibt so derart viel…*seufz*

  24. @HL: „auch noch ein schönes Studentenleben ohne Zwänge für alle finanzieren kann und möchte. „

    Aber wieso meinst du denn, dass „keine Verschulung“ mit „schöne Studentenleben ohne Zwänge“ gleichzusetzen wäre? Das stimmt natürlich nicht… Es geht darum, dass man den Studenten beispielsweise mehr Freiheiten bei der Wahl ihre Vorlesungen lässt.

  25. Folglich könnte man ja sagen, dass viele Studenten selbst ihr Studentenleben kaputt machen, da sie „zu viele“ sind. Finde nicht, dass Studieren ohne Zwänge heißt, man hat keine Pflichten. Letztendlich heißt Verschulung, dass man die Pflichten gegenüber der Universität hat, obwohl man sie eigentlich gegenüber sich selbst hat – einer guten Ausbildung für den weiteren Lebensweg wegen!

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