Über das Problem der Lichtverschmutzung wurde hier bei ScienceBlogs ja schon öfter berichtet. Erst im März habe ich über die Aktion „GLOBE at Night“ geschrieben, bei der im Rahmen des Internationalen Jahrs der Astronomie (IYA2009) jeder dazu aufgerufen war, den Himmel zu beobachten um so Daten über die Lichtverschmutzung zu sammeln.

In Österreich gibt es so ein Projekt schon seit dem Jahr 2001. Dort heisst es „Wieviele Sterne sehen wir noch?“ und gerade jetzt läuft eine neue Kampagne um die Ergebnisse von 2001 mit aktuellen Werten vergleichen zu können.

Auch „Wie viele Sterne sehen wir noch?“ ist Teil des Dark Skies Awareness Projekts im Rahmen des IYA2009.

Lichtverschmutzung ist ein immer ernsteres Problem. Natürlich ärgern sich die Astronomen ganz besonders, wenn der Himmel nur abseits der Ballungsräume dunkel genug ist, um vernünftige Beobachtungen anstellen zu können. Aber die zunehmende Nachthelligkeit bringt auch ökologische und gesundheitliche Probleme mit sich. Und natürlich wird durch unnötige nächtliche Beleuchtung auch viel Geld verschwendet.

Und schließlich stellt der Sternenhimmel genauso ein Kulturgut dar, wie z.B. Gemälde oder berühmte Gebäude. Aber heutzutage hat kaum jemand mehr das Vergnügen, einen wirklichen dunklen, von Sternen übersähten Himmel sehen zu können. Wer hat schon einmal die Milchstrasse gesehen? Oder die vielen Sternschnuppen, die man in einer klaren und dunklen Nacht beobachten kann? Die meisten Menschen kennen den Nachthimmel nur als eine mäßig dunkle Fläche, durchsetzt von ein paar wenigen hellen Sternen und vielleicht dem Mond.

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Diesen Anblick zu bewahren bzw. ihn überhaupt erst wieder möglich zu machen, sollte uns ein bisschen Mühe wert sein.

Bei „Wie viele Sterne sehen wir noch?“ kann jeder mithelfen. Einfach in der Nacht (möglichst nicht bei hellem Mond) den Himmel beobachten und das Sternbild des großen Wagens oder des Orion suchen. Danach wird das Erscheinungsbild des Sternbildes mit den Vergleichsbildern von „Wieviel Sterne sehen wir noch“ verglichen:

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Vergleichsbilder für den großen Wagen

Die Beobachtung wird dann per Formular an „Wieviele Sterne sehen wir noch?“ gemeldet.

Besonders die nächsten Tagen sind optimal für eine Beobachtung. Der Mond schrumpft im Moment und erhellt den Himmel daher kaum.

Bis 31. Mai ist noch Zeit, die Beobachtungen zu übermitteln – danach werden die Daten ausgewertet und mit der ersten großen Welle an Beobachtungen verglichen, die man 2001 erhalten hat. Dann werden wir auch sehen, wie sich die Lichtverschmutzung in den letzten 8 Jahren entwickelt hat.

Also macht alle mit! Und sagt auch euren Freunden und Bekannten Bescheid! (Es gibt übrigens auch eine entsprechende Seite bei Facebook). Übrigens: auch wenn das Projekt von der Kuffner-Sternwarte in Wien organisiert wird: Beobachtungsmeldungen aus Deutschland oder von anderswo sind ebenso willkommen!)

5 Gedanken zu „Wie viele Sterne sehen wir noch?“
  1. Habe ich mir mal für nächste Woche vorgemerkt. Hier in K gibt es zwar generell viel zu viel Licht, aber speziell der Mond dürfte (wie üblich um Neumond 😉 kaum stören.

  2. ohh.. das weiss ich immer zu schätzen wenn ich meine grossmutter in polen, nahe der tschechischen gernze, besuche. in dem kleinen städtchen (2.500 einwohner) wird die strassenbeleuchtung um 00:00 uhr ausgekinipst. im umkreiss von 40km gibt es kaum eine grössere lichtquelle… und das zahlt sich aus… man kann da sogar die milchstasse erkennen und erhällt so mit einen ausblick auf den sternenhimmel den ich hier in Berlin und umgebung niemals haben werde. aber noch imposanter war der blick in den himmel als ich mit meinen eltern in sibirien zu besuch war…. absolut unschlagbar ! 😀 wenn mir nicht viel aus der zeit in der erinnerung blieb, weil ich noch so jung war, aber der anblick wird mir immer im gedächnis bleiben… wohl für immer 😉

  3. @nihil jie: Ich kenne das so ähnlich auch an manchen Ecken im Schwarzwald. Was mich immer wundert ist, dass dort die kleinen Käffer zwar alles möglich betreiben um Fremdenverkehr zu bekommen, aber nie auf die Idee kommen, mit ihrem Sternenhimmel zu werben. In Namibia gibt es dafür extra Gästefarmen. Okay, da fährt man natürlich auch hin um mal den Südhimmel zu sehen. Trotzdem könnte ich wetten, dass in dem Städtchen Deiner Großmutter nie jemand auf die Idee kommen wird ein Astrohotel einzurichten. Es gibt einfach kein Bewußtsein dafür, dass der Himmel überhaupt ein schützenswertes Gut ist, genauso wie Seen, Flüsse und Wälder.

  4. Als gebürtige Kölner Stadtpflanze habe ich von Kind an davon geträumt, mal ’nen „richtigen“ Sternenhimmel sehen zu können – mit allem drumherum, von der Milchstraße mal ganz zu schweigen. Dort in der Heimat war’s mir leider nicht vergönnt (wie auch?); vielmehr konnte ich froh sein, wenigstens irgendwann mal die wichtigsten Konstellationen beigebracht bekommen und im groben gesehen/identifiziert zu haben.

    Seit einer kleinen Weile hause ich im schönen Moseltal. Und hier hat mein Staunen über „das da oben“ wieder so richtig an Kraft gewonnen. Selbst von unserer mitten in einem Moselort gelegenen Terrasse, die zeitweise von einer Straßenlaterne „illuminiert“ wird, ist dort so viel mehr zu sehen am Nachthimmel als vom einsamsten Blickpunkt in der Umgebung der Großstadt aus.

    Deinen Blogbeitrag (und die derzeit gute Wetterlage), Florian, nehme ich gern zum Anlass, mein Vorhaben, mich des Nächtens mal aus dem Tal zu begeben und eifel- oder hunsrückwärts fern der Wingerte in den Nachthimmel zu schauen, endlich in die Tat umzusetzen. Mit der Milchstraße wird das dann sicherlich auch nix (*seufz*), aber ich bin mir sicher, hier noch etliches bewundern zu können, das für mich bislang unsichtbar war. ’n schönes Glaserl Roselmiesling dazu, dann wird das auch was … ;o)

    Danke für diesen Beitrag, Florian!

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