Vor kurzem habe ich über die Aktion „Globe at Night“ berichtet, bei der im Rahmen des Internationalen Jahrs der Astronomie jeder aufgerufen war, den Himmel zu beobachten um das Ausmaß der Lichtverschmutzung festzustellen.

Nun kann man das Ganze auch etwas technischer und exakter machen. Günther Wuchterl, Astronom an der Thüringer Landessternwarte in Tautenburg und Mitarbeiter des Vereins Kuffner-Sternwarte in Wien, hat ein „Lightmeter“ entwickelt.

Das ist ein kleines, kompaktes Gerät, das per USB direkt an den Computer angeschlossen werden kann. Das Lightmeter muss dann nur noch so platziert werden, dass es freie Sicht auf den Himmel hat (es ist wetterfest und braucht kein Gehäuse oder ähnliches) und schon kann kontinuierlich die Helligkeit des Himmels gemessen werden (hier sind die technischen Spezifikationen).

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Bild: Günther Wuchterl

Das funktioniert sowohl in der Nacht, als auch am Tag. Ein Prototyp ist schon seit 2006 an der Thüringer Landessternwarte im Einsatz und ich kann mich noch gut erinneren, als Günther 2005/2006 die ersten Messungen an der Sternwarte in Jena durchgeführt hat.

Jetzt ist das Lightmeter also reif für die Massenproduktion. Das ist natürlich eine großartige Sache! Mit diesem Gerät kann die Lichtverschmutzung schnell, einfach und flächendeckend gemessen werden.

Wenn erstmal genügend Lightmeter betrieben werden, dann lassen sich auch endlich ausreichend und vernünftige Daten zum Thema Lichtverschmutzung sammeln.

Hier sieht man Meßdaten, die aus Berlin gewonnen wurden (das Lightmeter steht am Platz der Vereinten Nationen):

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Die schwarze Linie gibt an, wie stark der Berliner Nachthimmel zwischen Februar und Mitte März beleuchtet war. Die violette Linie gibt an, wie hell der Vollmond leuchtet. Fast immer ist der Himmel über Berlin also heller als in einer Vollmondnacht!

Wie eine dunkle Nacht aussieht, zeigt diese Messung an der Sternwarte Tautenburg:

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Man sieht deutlich den Unterschied zu Berlin: Während dort die Helligkeit des Himmels nie unter 0,01 Lux sinkt, erreicht sie in Tautenburg 0,001 Lux!

Mit dem Lightmeter lassen sich also wirklich gute Daten gewinnen! Allerdings muss das Lightmeter auch verwendet werden. Ziel ist es,
den Preis für ein Gerät unter 100 Euro zu halten. Dazu sollte möglichst
schnell (bis 11. Mai) mindestens 100 Bestellungen eingehen!

Also: liebe Astronomen – bestellt ein Lightmeter und installiert es
an eurer Sternwarte! Liebe Lehrer: kauft ein Lightmeter für eure Schule
und arbeitet gemeinsam mit den Schülern daran! Liebe Politiker: stellt
euch ein Lightmeter aufs Dach des Rathauses! Liebe Technik-Freaks: ein
iPhone hat heutzutage eh schon jeder – besorgt euch ein Lightmeter!

(Mehr Informationen gibt es im Lightmeter-Wiki – einloggen mit „guest“, das Passwort lautet „IYA2009“)

17 Gedanken zu „Lichtverschmutzung selber messen!“
  1. Großartig manipulative Graphen sind das….

    Idealzustand über *eine* Nacht vs. Berlin über 1,5 Monate…
    Zudem stößt die „Berlin“-Kurve an einigen Tagen (z.B. ca. 17. Februar) „unten“ bei 0,01 Lux an – ging das an diesen tagen wirklich nicht weiter runter oder ist das abgeschnitten?

    Würde man 17. Februar auftragen sollte sich doch eine ähnliche Kurve wie in Bild 2 ergeben, oder?

    Oder war der Sensor an diesen Tagen Schneebedeckt?

    Klar ist Berlin an den allermeisten tagen viel zu hell, aber sooooo einfach kann man das dann doch nicht vergleichen :p

  2. @Engywuck: Also manipulieren wollte ich sicher nicht! Aber das waren nunmal die beiden einzigen Graphen, die ich gefunden habe. Bzw. gibt es hier auch noch ein Diagramm, dass mehrere Nächte in Tautenburg zeigt. Aber ich wollte eben auch ein Bild haben, dass eine einzelne Nacht zeigt.

  3. Ist es eigentlich egal wo das Messgerät augestellt wird? Denn, wenn ich es aus dem einen Fenster halte, ist da eine Straßenlampe, aus dem anderen unser Innenhof ohne Lampe. Hätte ich dann nicht zwei ziemlich weit auseinanderklaffende Werte an mehr oder weniger der selben Stelle?

    Leider ist es bei mir relativ egal, wo ich mich befinde (Wiesbaden), denn von Mainz, Wiesbaden, Frankfurt kommt so viel Licht, das ein schöner Sternenhimmel nicht wirklich zu sehen ist. Selbst im erwähnten Innenhof. Ich glaube das letzte mal habe ich die Milchstraße auf einer niederländischen Insel gesehen.

  4. Hmm, also dieses Gerät ist doch interessant genug, um es über Teleskophändler zu vertreiben oder etwa nicht? Dann jedenfalls sollten doch hundert Exemplare locker abgesetzt werden können.

  5. Hallo,

    was liegt eigentlich hierin der Sinn? Wollt ihr dass wir Nachts alle Lampen ausschalten damit wieder bei Dunkelheit die Post abgeht? Wollt ihr dass wir wieder wie Höhlenmenschen leben?
    Meint ihr nicht, dass die Beleuchtung Abends nicht zur „Lichtverschmutzung“ (Nobelpreis bitte für den der das Wort erfunden hat) sondern auch als Schutz dient, z. B. für Wesen des weiblichen Geschlechts, ausser natürlich, die die ihr kennt laufen gerne Nachts durch unbeleuchtete Strassen.
    In Nordkorea gibts es übrigens gar eine „Lichtverschmutzung“, und auch sonst nichts womit man Strom verschwenden kann. Ist also Nordkorea das Vorbild wie wir Leben sollen?
    Bitte nicht falsch verstehen, ich wollte nicht stänkern aber ihr solltet euch auch mal überlegen, was den eure Vorschläge für Konsequenzen hätten, bzw. was den eure Alternativen wären.

    Grüsse

    Giovanni

  6. @NickCave:

    Beim Streit um die Lichtverschmutzung geht es nicht darum, notwendige Straßenlampen zu beseitigen, sondern vielmehr darum, einfach mal darüber nachzudenken, welche Außenbeleuchtung wirklich notwendig ist. Klar braucht man die Straßenlampen an der Hauptstraße, aber braucht man – wie hier bei mir vor Ort – 12 Lampen auf einem alten Behördenparkplatz, der die ganze Nacht über völlig leer und taghell erleuchtet ist? Braucht man den Skybeamer der Disko, der den Nachthimmel als kostenlose Werbefläche missbraucht, und damit anderen Menschen die Chance nimmt, sich am Sternenhimmel zu erfreuen? Und so weiter und so fort…

    Mal abgesehen von dem Ärgernis, nachts keine Sterne mehr sehen zu können hat Lichtverschmutzung übrigens noch eine Reihe negativer Auswirkungen auf die Umwelt wie auch auf uns Menschen. Die Außenbeleuchtung tötet jede Nacht Millionen von Insekten, die in Nahrungsketten und zur Bestäubung fehlen, sie dirigiert Zugvögel in Hochhäuser und fördert möglicherweise sogar die Entstehung von Brustkrebs. Es gibt daher mehr als genügend Gründe, um für ein „weniger“ zu plädieren, ganz abgesehen von der enormen Stromverschwendung, die zumindest teilweise aus Steuergeldern finanziert wird, die man auch für bessere Zwecke einsetzen könnte…

    Das Wort Lichtverschmutzung ist übrigens tatsächlich missverständlich, da ja nicht das Licht selbst verschmutzt wird. Es handelt sich dabei um eine direkte Übersetzung des englischen Begriffs „light pollution“, der im Deutschen zumindest doppeldeutig ist. Man verwendet daher auch den Begriff „Lichtsmog“, wobei sich „Lichtverschmutzung“ inzwischen aber soweit eingebürgert hat, dass der Begriff in der Regel sicher auch korrekt verstanden wird.

  7. Leider scheint die benötigte Software zwingend ein Windows-System vorauszusetzen (vielleicht läuft sie auch mit WINE). Es sollte genügen, wenn die Entwickler die Spezifikation der Schnittstelle zur Verfügung stellen, dass jemand einen Linux-Treiber (plus Frontend) entwickelt. Zum Beispiel ich, mit meinen nicht vorhandenen Kenntnissen in Low-Level-Programmierung 🙂

  8. @NickCave
    Mal einfach so gefragt: Welches Wesen des männlichen Geschlechts geht denn gerne Nachts durch unbeleuchtete Straßen? Was aber auch vollkommen natürlich ist. Wir sind nunmal keine nachtaktiven Wesen und eben auch nicht mit passenden Augen ausgestattet worden. Wahrscheinlich haben vor langer Zeit nachts auf uns Raubtiere gelauert, wenn wir fast Blind durch die Gegend gestolpert sind. Diese Raubtiere gibt es nicht mehr, zumindest nicht mehr in unseren Breiten und für die neuhinzugezogenen Wölfe und eventuell auch Bären fallen wir mal gar nicht ins Beuteraster.
    Das, vor dem wir uns fürchten, den bösen Verbrechern, die mit einem Knüppel im Busch lauern, ist zumeist gar nicht so weit verbreitet. Genauso wie es relativ wenige Morde oder Kinderschändungsfälle gibt.
    Besser platzierte Beleuchtung, welche nicht gleich die Nacht zum Tag macht und keine super angestrahlten Gebäude oder 24 Stunden beleuchtete Schaufenster. Es wäre doch mal schön, wenn ich im Schlafzimmer das Licht ausmache und das Licht dann auch wirklich aus ist und nicht alles so hell erleuchtet ist, daß ich die Jalousie herunterlassen muss.
    Und das Beispiel mit Nordkorea: Wie sieht es denn aus mit der Verbrechensstatistik im Vergleich zu hier? Und abgesehen davon hat so eine Licht aus initative überhaupt keinen Einfluss auf unsere Lebensumstände. Wir leben immer noch im Wohlstand. Wenn in Nordkorea alle beleuchtet wäre, würden diese Menschen wohl immer noch Arm sein.

    Cheers

    PS.: Es gibt übrigens eine englische Studie zu Straßenbeleuchtung und Kriminalität von 2007, ich bin aber zu faul um zu suchen. Aber anscheinend wird da noch sehr über die Zusammenhänge diskutiert.

    Auch Insekten haben das Recht auf Leben. ;p

  9. inzwischen habe ich auch bemerkt, dass da schon der Hersteller „manipuliert“…. schade.

    Was mich auch immer irritiert: der Anschluss erfolgt mal wieder über USB. maximale Kabellänge 5m ohne Repeater.

    Binnen 5 Meter komme ich nichtmal auf den Dachboden…. Wieso kann sowas nicht mit stinknormalem Ethernetkabel und PoE ausgeführt werden…ja, da kannst du nichts dafür sondern die Hersteller solchen Gerätes.

    Nicht zu vergessen, dass ich anscheinend einen ganzen Rechner dafür jede Nacht mitlaufen lassen muss… wenn man nicht ehh schon sowas *nahe des Daches* installiert hat (wegen 5 Meter USB) installiert hat nochmal ein Energieverschwender mehr.

  10. Hallo!

    Wie verhält sich denn dieses Gerät im Vergleich zum „Sky Quality Meter“, das es seit einem Jahr oder so bei den hiesigen Astronomiewarenhändlern gibt?

    Zum Thema Lichtverschmutzung: Nein, es geht natürlich nicht darum, sicherheitsrelevante Beleuchtung abzuschalten. Aber was hierzulande zum Teil an völlig blödsinnigem Licht meistenteils noch nicht mal mit irgendeinem künstlerischen Wert in den nächtlichen Himmel geblasen wird, geht auf keine Kuhhaut. Senkrecht nach oben leuchtende weiße Flächen – wozu? Unser Krankenhaus ist so ein Beispiel: ein weißes Leuchtschild blendet nachts die Autofahrer. Mit einer Sonnenbrille kann man vielleicht noch erkennen, dass das Buchstaben auf dieser Fläche sind. Das Mistschild erfüllt noch nicht mal seinen Zweck!
    Über solche Dinge sollten nachgedacht werden.

    Ebenfalls erschreckend ist, wie sehr die Menschen das Sehen im Dunkeln verlernen. Manche scheinen gar nicht mehr zu wissen, dass sich Augen adaptieren.

    Als oft visuell beobachtender Hobbyastronom wünsche ich mir schon, dass nachts mit Licht bewusster umgegangen wird.

  11. @Engywuck
    Für Ethernetanbindung brauchts eine international standartisierte MAC Adresse, USB ist autark. Bei USB ist auch die Stromversorgung quasi miteingebaut, bei ETH wird Power over ETH nicht oft unterstützt.

    @Frank
    Ganz toll sind diese penetranten Schilder wenns regnet. In der Nacht bei Regen durch die Stadt ist schon oft ein Blindflug.

    Ich ärgere mich auch immer über den extremen Lichtsegen, schießlich bezahle ich das alles. Sieht man sich z.B: Stadtautobahnen an, das wird ausgeleuchtet so als ob die Autos kein eigenes Licht hätten und dann darf man sowieso nur 70 oder 80 fahren wo selbst das Abblendlicht ausreicht. Alles wird angestrahlt und beleuchtet, wozu ?
    Und ob Licht hilft Verbrechen zu verhindern darf bezweifelt werden. Das Opfer wird dann halt in den Schatten gezogen.

  12. @Engywuck:
    die kabellänge ist kein problem, man kann man zwei USB2Ethernet Adapter und ein Ethernetkabel verwenden, das funktioniert bei mir testweise 10 Meter weit (längeres Kabel hatte ich gerade nicht da).

    Einzig negative Erfahrungen mit langen Kabeln, gab es in der Nähe eines Richtfunkmastens auf dem Königsstuhl (MPIA) in Heidelberg. Dort war die Strahlung des Sendemastens so stark, dass die Messung verändert wurde, so dass der Sensor abgebaut werden musste.

    Zu guter letzt möchte ich auf das Buch von Thomas Posch: Das Ende der NAcht (https://www.amazon.de/Das-Ende-Nacht-globale-Lichtverschmutzung/dp/3527409467) hinweisen, und was gemeint ist mit „zuviel“ Licht. Zuviel Licht ist meiner Meinung nach als Statussymbol misbraucht und genau so sinnlos wie SuVs und ähnliches. Die Vernunft (und die Wissenschaft) sagt uns: wir brauchen Licht, aber nicht so viel!

  13. Hallo,
    zu Thema Lichtveschmutzung gibt es in der heutigen Zeit gute Lösungen mit LED Straßenlampen.
    – gerichtetes Licht, kann ohne direkte Abstrahlung nach oben
    – keine UV oder IR Strahlen die Insekten anziehen
    – Da eh schon Elektronik in der Lampe enthalten ist kann die Leuchte mit Bewegungsmelder ausgestattet oder ohne großen Aufwand gedimmt werden.
    – ganz zu schweigen von den Energie und Wartungskosten

    Da muss man aber sich aber Verstärkt etwas in den Köpfen unserer Verwaltungsbehörden tun. Ich hatte dies bei unseren Neubaugebieten angeregt aber null Resonanz
    erhalten.

  14. @Funsailor

    Ja, die LED Lampen haben wir bei uns im Dorf schon. Die brennen natürlich die Nacht durch, sind deutlich heller, als die Natriumdampflampen vorher (und alle gleich hell), strahlen sehr wohl UV aus (Spinnen bauen da ihre Netze) und haben ein kontinuierliches Spektrum, d.h. meine Nebelfilter wirken nicht mehr so gut. Der Lampentyp bei uns hat ein nach unten gewölbtes Schutzglas, das Streulicht auch schräg nach oben und zur Seite reflektiert. Vom Balkon aus blenden mich ca. 10 Stück von den Dingern, die ich von oben im zweiten Stock eigentlich gar nicht sehen sollte.

    Ich hätte die Natriumdampflampen lieber gestern als heute zurück.

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