Im Februar 2004 entdeckten der Astronom Mike Brown und seine Kollegen einen neuen Asteroiden im Kuipergürtel außerhalb der Bahn des Neptun. Der Asteroid mit dem vorläufigen Namen 2004 DW stellte sich als ziemlich großer Brocken heraus; damals war er das viertgrößte bekannte Objekt im Kuipergürtel und auch heute noch gehört er mit einem Durchmesser von 1600 bis 1800 Kilometern zu den Schwergewichten:

i-1931b165b52e2fde6d6dfb0d230002b9-EightTNOs-thumb-500x362.png

Bild: Wikimedia Commons, GFDL

Die Entdeckung von Orcus, wie 2004 DW später genannt wurde und weiteren großen Asteroiden führte schlußendlich dann zur „Degradierung“ des Pluto vom Planeten zum Zwergplaneten.

Orcus hat eine sehr interessante Bahn; Mike Brown nennt ihn deswegen auch den „Anti-Pluto“ (und diese Eigenschaft war u.a. für die Namensgebung verantworlich):

i-9ed4397f66cc1b0edfba2c12cf9980a1-orcus.jpg

Bild: Wikimedia Commons, GFDL

In rot sieht man hier die Bahn des Pluto; in blau die Bahn von Orcus (grau in der Mitte ist als Referenz die Bahn von Neptun eingezeichnet).

Aber die Bahn ist nicht das einzige interessante an Orcus. 2007 hat das Team um Mike Brown auch noch einen 260 km großen Mond entdeckt, der um Orcus kreist. Man ist sich noch nicht sicher, ob es sich hier um ein Fragment einer Kollision handelt oder um einen eingefangenen kleineren Asteroid (Mike Brown vermutet letzteres, da der Mond sehr viel Eis enthält). Das soll durch Beobachtungen mit dem Hubble-Teleskop herausgefunden werden.

Allerdings ist der Mond im Moment noch unter dem eher technischen Namen „S/1 90482 (2005)“ bekannt. Das soll sich ändern: Am 5. April wird Mike Brown eine Liste mit Namen an die Internationale Astronomische Union senden – und er bittet alle Interessierten, ihm ihre Vorschläge zu schicken.

Wer eine gute Idee hat, kann also im Kommentarteil des oben verlinkten Artikels oder per Email (mbrown@caltech.edu) seinen Wunschnamen an Mike Brown schicken. Mit dabei sollte allerdings auch eine Begründung sein, warum gerade dieser Name ausgewählt wurde.

Tja, manchmal ärgert es mich doch ein bisschen, dass ich theoretischer Astronom bin und kein Beobachter – wir kriegen nie irgendwas, das wir benennen dürfen… und ich fürchte fast, ich werde nicht mehr berühmt genug, dass irgendjemand etwas nach mir benennt 😉 Naja – aber ich kann ja jetzt mal mein Glück mit dem Mond von Orcus ausprobieren. Mal sehen, was mir hier für Namen einfallen…

13 Gedanken zu „Ein Mond sucht einen Namen“
  1. @Christian: Ich bin ja leider auch kein Teilchenphysiker. Ich hab mir dummerweise ein Forschungsgebiet ausgesucht, in dem man selten etwas Benennbares entdeckt. Schade – dabei würde sich mein Name so gut eignen 😉 Florian heisst

    „der Blühende“, „der Prächtige“, „der Mächtige“, „der glänzend Ausgestattete“, „der Prangende“, „der Glänzende“, „der Schäumende“

    Ok – nicht gerade passend für eine dunkle, vereiste Welt im Kuipergürtel – aber irgendwas sollte sich da doch finden 😉 (Hmm – es gibt noch nicht mal nen Asteroid, der „Florian“ heisst. Ich dachte, die gängigen Vornamen wären da alle schon aufgebraucht worden. Ich muss mir echt ein größeres Teleskop zulegen und mal ein paar von den Dingern entdecken: da besteht Handlungsbedarf! 😉 Ist aber wohl nicht so einfach, wie ich mir das vorstelle…)

  2. @Azumi: Mork find ich nett.

    Aber der beste Vorschlag kam bis jetzt im Blog von Mike Brown: Vanth. Das ist ein etruskischer Totendämon und passt gut zu Orcus (der ja auch etruskischen Ursprungs ist). So wird auch das Duo Pluto/Charon schön widergespiegelt.

  3. au ja, Nibiru 😀

    Ich habe sogar eine Begründung…. Laut https://www.raumbrueder.de/nibiru.htm hat Nibiru eine Umlaufzeit von 3600 Jahren. Der Hauptplanet Orcus umkreist die Sonne in 246 Jahre 281 d (Wikipedia), was ziemlich genau 3600 Monaten à 25 Tagen entspricht. Folglich liegt da halt ne Fehlübersetzung vor, die spätere Astrologen und so sicher gerne korrigieren.

    Wie ist eigentlich die Umlaufzeit von Nibiru um Orcus? Kann man da auch noch was mit „3600“ draus basteln? evtl. zusammen mit der Umlaufzeit von Orcus?

    😀

  4. Proserpina.

    Da in der römischen Mythologie die Namen Pluto und Orcus = Gott der Unterwelt bedeuten, sollte „S/1 90482 (2005)“ den Namen Proserpina erhalten. Als Gemahlin des Pluto passt es in diesem Zusammenhang doch perfekt!

  5. Pluto is still a planet. Mike Brown has some sort of obsession with talking about how he „killed“ planet Pluto, but that doesn’t make it a reality. Only four percent of the IAU voted on the demotion, most of whom were not planetary scientists. The decision was immediately opposed by hundreds of professional astronomers led by Dr. Alan Stern, Principal Investigator of NASA’s New Horizons mission to Pluto. Many of these scientists as well as lay people are working to overturn the IAU definition, which even dynamicists recognize as flawed. Brown’s contest to name this new object is a good thing, but could he please discuss it without continual references to him „killing Pluto.“ Not only is that not true; it’s getting really old really quickly.

  6. @Laurel: Whatever people may be thinking about the planetary status of Pluto and how he was downgraded to a dwarf planet: according to the currently valid definition of „Planet“, Pluto isn’t one. Even if there are astronomers, who think that this was a wrong decision (they are a minority anyway), it still makes sense physically. Pluto just is no planet. He is a large asteroid.

    In August, there is again a general assembly of the IAU. If there is really a need to improve the definition of „planet“ (and in my opinion, there is!), then it will be done there. But I am very confident, that even with a new definition, Pluto will not become a planet again. It just does not make any sense, astronomically. Pluto never should have been a planet…

Schreibe einen Kommentar zu Florian Freistetter Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.