Nach dem Start am 10. Oktober ist es mittlerweile ein bisschen ruhiger geworden: der Teilchenbeschleuniger LHC (Large Hadron Collider) des europäischen Kernforschungszentrums CERN taucht nicht mehr so oft in den Medien auf und auch die Weltuntergangspropheten sind aus der Öffentlichkeit verschwunden.

Trotzdem wird dort natürlich weitergearbeitet. In den letzten Wochen war man hauptsächlich mit der Suche nach dem Fehler beschäftigt, der am 19. September eine Abschaltung des Teilchenbeschleunigers nötig machte.

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Letzte Woche hat das CERN nun einen Bericht veröffentlicht, der genau erklärt, was damals schief gegangen ist. Eine der elektrischen Verbindungen zwischen zwei der großen Magneten ist ausgefallen (siehe Bild rechts). Ein elektrischer Spannungsüberschlag beschädigte die Maschine und Helium trat aus. Das Sicherheitssystem des LHC führte zu einer Abschaltung.

Normalerweise könnte man so etwas innerhalb weniger Tage reparieren. Der LHC ist aber eine supraleitende Maschine. Das bedeutet, dass der Strom widerstandsfrei fliessen kann, wenn die gesamten Anlagen auf sehr tiefe Temperaturen gekühlt werden. Ohne Supraleitung könnte der LHC nicht die Energie erreichen, die für die geplanten Experimente nötig sind. Das bedeutet einerseits, dass der komplette Beschleunigerring mit seiner Länge von 27 Kilometern mit flüssigen Helium auf -271,25 Grad gekühlt werden muss. Das bedeutet aber auch andererseits, dass die ganze Anlage erst wieder vorsichtig auf normale Temperaturen erwärmt werden muss, bevor man mit einer Reperatur beginnen kann. Das hat beim LHC knapp 2 Wochen gedauert.

Nun wird mit der Reperatur begonnen und danach muss der Teilchenbeschleuniger erneut gekühlt werden. Damit müssen sich die Forscher am LHC aber nicht beeilen – denn für den Winter war sowieso eine Pause eingeplant. Angesichts des allgemein im Winter erhöhten Energieverbrauchs war von vornherein geplant, den LHC abzuschalten. Die Experimente dort werden also erst im Frühjahr 2009 weitergehen.

Ebenfalls letzte Woche fand die offizielle Einweihung des Large Hadron Collider statt. Deutschland war durch Forschungsministerin Annette Schavan vertreten; für Österreich war Wissenschaftminister Johannes Hahn anwesend. Ich nehme an, auch die Schweiz war vertreten (und die anderen CERN-Mitgliedsländer) – habe aber auf die Schnelle keinen Namen gefunden. Schavan war besonders von den Möglichkeiten für deutsche Forscher begeistert:

„Wir wollen auch vielen jungen
Wissenschaftern die Chance geben, am CERN zu arbeiten“

Auch Schüler sollen CERN besuchen und dort lernen können. Johannes Hahn hatte ebenfalls große Worte übrig:

„Der LHC ist ein eindrucksvoller Beweis für die Schlagkraft der
Grundlagenforschung und deren Bedeutung für die technologische
Weiterentwicklung“

Außerdem sieht er sich in seiner Forderung nach einer stärkeren Dotierung für Grundlagenforschung bestätigt. Schade nur, dass man seiner Politik nichts von dieser angeblichen Liebe für die Grundlagenforschung ansieht.


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10 Gedanken zu „Neues vom LHC: Fehlersuche und offizielle Einweihung“
  1. Ich hatte das Glück, bei einer Exkursion Innsbrucker Physikstudenten zum LHC letzten Februar dabei sein zu können. Es ist unglaublich, was für ein großartiges Projekt Wissenschaftler aus der ganzen Welt gemeinsam verwirklicht haben.
    Eine sehr schöne virtuelle Tour durch die Atlas-Kaverne hab ich auf https://atlas.ch/ gefunden. Ich freue mich schon auf die ersten Ergebnisse der Teilchenkollisionen und auf weitere Entwicklungen, die unser Alltagsleben direkt betreffen. Das WWW wurde ja am Cern entwickelt.

    Die unfreiwillige Pause ist zwar schade, aber immerhin ist uns erklärt worden, dass die Magnete erst nach mehrmaligem Ein- und Ausschalten ihre Maximalleistung erreichen können. Also kann man ja mal versuchen, es positiv zu sehen…

  2. Ich nehme an, auch die Schweiz war vertreten

    Natürlich. Bundespräsident Pascal Couchepin war anwesend und der ist immerhin der höchste Schweizer!

    (Was ja eigentlich nicht gerade viel bedeutet. 😉 )

  3. Ich mache ja eigentlich ungern Werbung für Astrologen. Aber was Name auf Verlangen entfernt in seinem Blog über den Defekt am LHC schreibt ist zu köstlich um es nicht zu verlinken:

    „Da es im analogen Denken kein Ding gibt, welches nicht mit einem anderen zusammenhängt, ist zu hoffen, dass sich die Erde selbst wehrt, und wohl in der Lage zu sein scheint, das Experiment zu verzögern, vielleicht sogar zu verhindern. Die Hoffnung wächst, dass den Sponsoren schlicht das Geld ausgeht, und wir in ein paar Jahren vom größten mißlungenen Experiment der Weltgeschichte lesen können, einem Schrottplatz der Technikgeschichte.“

    In Esoterikforen (den Link hab ich grad nicht) gibt es ja auch Leute, die mit der Erde reden – angeblich hat sie sie aufgefordert, möglichst viele Energie zu senden, damit sie mit diesen bösen Teilchenbeschleunigern fertig wird 😉

  4. Ich habe gestern in Wien eine Ausstellung über den LHC besucht (Wollzeile). Klein aber fein. Ich hatte das Glück bei meiner Führung auf einen wirklich guten und motivierten Vortragenden zu stoßen, der auf Fragen einging und die Hintergründe gut schilderte. Ist mal wert kurz vorbeizusehen. Leider sind alle Führungen bereits ausgebucht, aber man kann sich ja wo dazuschummeln.
    Ich musste nur einmal ganz breit grinsen als er meinte: ‚Tja, die Theorie mit den Extradimensionen ist sehr unwahrscheinlich, gehen wird weiter‘ (hehehe).
    Da wär genug Stoff für mich gewesen mal einen Tag ‚durchzudiskutieren‘.

    Ich bin selbst Techniker und kann nur sagen, es ist fast ein Wunder dass das Ding überhaupt beim ersten Einschalten so gut funktioniert hat! Allein die ganzen supraleitenden Magnete in Betrieb zu halten ist eine Meisterleistung; das KnowHow, dass man hier gewinnt rechtfertigt die Kosten allemal. Das Ganze ist IMO schon gelungen, selbsts wenns gar nicht läuft. Aber es wird funktionieren, da bin ich mir ganz sicher.

    Der Ausfall ist zwar schlecht für die PR, aber für die Physiker und Techniker bietet sich jetzt dadurch die Möglichkeit in Ruhe alles nochmal zu prüfen und ein Feintuning zu machen.

  5. Ich hätte noch eine Frage an die Spezialisten hier:
    War schon wer von euch hier in CERN ?
    Ich habe mir schon oft überlegt mal hinzufahren, aber außer der üblichen Bildern und sonstigen im Internet steheden Sachen wird man da ja als Außenstehender nicht zu Gesicht bekommen.

  6. @florian: Ahh! Ahhhh!
    Danke. Oder auch nicht 🙂

    Wär schön, wenn die Erde die Esoteriker auffordern würde, Energie zu senden, um Autos anzutreiben oder Glühbirnen zum Leuchten zu bringen. Das wäre nämlich eher im Interesse der Erde. Von daher wär ein link mal ganz cool, dann könnte ich das mal den Esoterikern sagen. Fragt sich nur, wie lange ich das sagen darf 🙂

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