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Was ist ein Doktorand? Eigentlich noch ein Student – denn das Verfassen einer Doktorarbeit zählt als Studium. Andererseits eigentlich schon ein Wissenschaftler – denn eine Doktorarbeit stellt normalweise ein engagiertes Forschungsprojekt dar das auch neue Erkenntnisse liefert.

An den Universitäten wäre Forschungsarbeit ohne Doktoranden vermutlich fast nicht mehr möglich.
Professoren bzw. Arbeitsgruppenleiter sind oft durch Verwaltungsaufgaben, Lehre, Drittmitteleinwerbung und Ähnlichem so belegt dass für eigentliche Forschungsarbeit kaum mehr Zeit bleibt – sie werden fast zu hauptberuflichen „Forschungsmanagern“ die Ideen ausarbeiten, die Richtung vorgeben und hoffentlich auch helfen und unterstützen – aber die Arbeit machen Doktoranden.

Trotzdem ist die Forschung für eine Doktorarbeit keine Arbeit im eigentlich Sinn – besonders dann, wenn man sich die Bezahlung ansieht. In vielen Fällen verkümmert die Doktorarbeit zu einer Nebenbeschäftigung die durch andere Arbeit finanziert werden muss.

Eine gestern präsentierte Studie des
Graduiertenzentrums Sozialwissenschaft der Universität Wien und der
Arbeiterkammer Wien die von der in{}fem Forschungswerkstatt für
feministische Interdisziplinarität
durchgeführt wurde beschäftigt sich mit genau diesem Thema. Die Autorinnen Christa
Markom, Petra Ziegler und Doris Bammer haben untersucht wie die Arbeitssituation der österreichischen Doktoranden aus den sozialwissenschaftlichen Fächern aussieht.

Laut dieser Studie arbeiten 55 Prozent der Doktoranden mehr als 30 Stunden in der Woche um ihre Doktorarbeit zu finanzieren. Ein Drittel aller Befragten verdient zwischen
500 und 1.000 Euro netto pro Monat, knapp ein Viertel zwischen 1.000 und
1.500 Euro und nur ein Fünftel zwischen 1.500 und 2.000 Euro. Nur 20 Prozent haben ein Stipendium bekommen; 80 Prozent sind auf Nebentätigkeiten angewiesen.

Wenn man 30 Stunden pro Woche arbeitet und vielleicht auch noch eine Familie hat und sich um Kinder kümmern muss kann man sich vorstellen wie schwierig es ist, Zeit für wissenschaftliche Arbeit zu finden. Auch die finanzielle Situation ist nicht sonderlich befriedigend. Wer selbst schon eine Doktorarbeit geschrieben hat, weiß dass das eigentlich nichts ist, was man nebenbei macht. Von Doktoranden wird auch immer mehr erwartet, quasi ständig in „Bereitschaft“ zu sein – Überstunderegelungen sind mir bei Doktoranden bis jetzt noch nicht begegnet. Dann auch noch mit einem unterdurchschnittlichem Gehalt auskommen zu müssen kann frustrierend sein.

Überraschenderweise sehen das die Doktoranden selbst nicht so. Ein Siebtel der Befragten meinte sie würden mit ihren finanziellen Mitteln
„sehr gut“ auskommen, ein Drittel bewertete ihre Situation mit „gut“, ein weiteres Drittel mit
„mittel“ und nur ein Fünftel mit „weniger gut“ oder „gar nicht gut“. Das scheint zu bestätigen das Wissenschaftler immer noch etwas für Idealisten ist.

Bei orf.on gibt es noch ein ausführliches Interview mit den Autorinnen der Studie.

In dieser Studie wurden nur die Sozialwissenschaften untersucht – aber ich würde vermuten dass es in den anderen Disziplinen ähnlich ist. Genau Daten dazu habe ich leider nicht – aber ich kann ja mal erzählen wie es bei mir persönlich war.

Ich habe in den ersten beiden Semstern meines Doktoratsstudiums überhaupt nichts verdient. Die Studienbeihilfe (in Österreich eine Förderung für finanziell bedürftige Studenten) hatte ich als Doktorand nicht mehr bewilligt bekommen und sonst war leider kein Geld zur Verfügung. Ich habe in der Zeit allerdings auch gerade meinen Grundwehrdients beim Bundesheer absolviert also bin ich über die Runden gekommen. Die nächsten vier Semster habe ich über Drittmittelprojekte 600 Euro netto pro Monat bekommen; in den letzten beiden Semestern des Studiums waren es etwa 800 Euro netto.

Das ist zwar nicht wirklich viel – aber es hat für mich zum Leben gereicht. Natürlich ohne großen „Luxus“, Auto, regelmäßige Urlaube etc. und gewohnt habe ich zu der Zeit in einem 10 m² großem Zimmer im Studentenheim. Dafür konnte ich mich aber ganz aufs Studium konzentrieren und musste nicht nebenbei noch arbeiten. Hätte ich aber zu der Zeit schon eine Familie gehabt, dann wäre das so sicher nicht möglich gewesen.

Ich war ja finanziell gesehen auch noch relativ gut dran. Viele meiner Freunde und Kollegen haben während der Zeit ihrer Doktorarbeit nur sehr sporadisch eine Finanzierung bekommen. Ohne Arbeitslosengeld (bekommen in Österreich auch Studenten bzw. zumindest Doktoranden) bzw. Nebenjobs hätte viele ihr Studium nicht beenden können.

Es ist wirklich schade dass eine Doktorarbeit oft nur im Zuge finanzieller Einschränkungen oder als Nebentätigkeit möglich ist. Viele potentiel gute Studenten schreckt das natürlich ab und sie schlagen nach ihrem Diplom eine weitere wissenschaftliche Laufbahn aus. Auf diese Art und Weise können Staat und Universitäten vielleicht ein wenig Geld sparen (angesichts der aktuellen Förderungen im Zuge der Finanzkrise sind diese Beträge aber sowieso verschwindend gering) – aber eine vernünftige Förderung von wissenschaftlichem Nachwuchs sieht anders aus!

38 Gedanken zu „Nebenjob Doktorarbeit“
  1. Auch ich schreibe meine Doktorarbeit; allerdings bereits mit einer mehrjährigen Pause. Aus genau den Gründen, die Flo hier beschreibt. Als ich meine Doktorarbeit begonnen habe, bekam ich ca. 800 euro monatlich. Allerdings nur für ein Jahr. Dann hab ich begonnen, nebenbei zu arbeiten. Aus den Erfahrungen meiner KollegInnen habe ich aber auch mittlerweile ein anderes jobsicheres Studium begonnen und hab natürlich dann dort meine Energie hinein gesteckt. Mittlerweile mit 2. abgeschlossenen Studium und Familie (mit Kind), arbeite ich in meinem „Zweitjob“, habe allerdings super Jobaussichten und verdiene viel besser als auf der Uni (monatl. ca. 2000 euro). Also Zukunft gesichert, ABER: mein Traum einer wissenschaftlichen Kariere habe ich ausgelebt. Sehr wohl möchte ich aber (irgendwann) meine Doktorarbeit fertig machen (aus Prinzip).

  2. ich bin ja erst durch don auf euch aufmerksam geworden.
    mein tip: nicht so viel da kommentieren! habe ich mir schon lange abgewöhnt.
    das bringt nix, ihr tut ihnen noch einen gefallen damit und könnt nur verlieren. deswegen kommentiere ich auch hier, obwohl das unter deinem artikel natürlich off topic ist.
    ich find euer portal eigentlich ganz ok, aber das von don anfgeführte video ist echt hart. das kann – nein darf! – man so nicht veröffentlichen. auch aus respekt vor dem interview-partner. die ist total aufgeregt und schämt sich offensichtlich für ihre eigenen antworten. und bei einem portal, wie euerem, strahlt das halt auf alle ab…
    ich find den ansatz „wissenschaftler selber schreiben lassen“ ganz gut. sicher kann man hier und da noch viel verbessern – aber lasst euch von den idioten auf der blogbar nicht so an die wand drängen.

  3. @wolle: Ich will ja jetzt die seltsame „Don-Alphonso-Diskussion“ nicht in Florians Blog tragen (er möge mir verzeihen), aber ich habe mir das Rother-Interview wegen der vielen Kritik eben auch noch einmal angesehen und finde es eigentlich ganz in Ordnung. Wer ständig mit Medien und Kameras zu tun hat, oder wer – auf der anderen Seite – diese Erfahrung noch nie gemacht hat, kann vielleicht nicht so ganz einschätzen, wie es sich anfühlt, vor so einem Ding zu stehen und interviewt zu werden. Wenn man so etwas nicht gewöhnt ist, ist eine rötliche Gesichtsfarbe, glaube ich, ganz normal – das geht mir ganz genau so, wenn ich in eine Kamera oder vor großem Publikum (ab 1000 Leute aufwärts) sprechen soll. Sowas passiert halt maximal ein oder zweimal im Jahr und es ist schwierig, sich daran zu gewöhnen.

    Ansonsten fand ich, dass Frau Rother die Situation gut gemeistert hat. Ich konnte jedenfalls verstehen, was sie über ihre Forschung sagen wollte – und die Probleme, die sich für Mütter in Forschungsberufen ergeben, sind es doch auch wert, dass man mal darüber berichtet. Mit Krugman lässt sich das natürlich nicht vergleichen – aber den Anspruch haben wir ja auch gar nicht 🙂 Ich persönlich finde es ganz nett und sympathisch, wenn jemand vor der Kamera leicht rot und aufgeregt wirkt – daran merkt man, dass es eben eine „echte“ Forscherin ist und kein abgebrühter Medienprofi…

    Was Florians Artikel angeht – promoviert habe ich zwar (noch) nicht, dafür habe ich mich nach dem Diplom ein Jahr lang in der Vor-Gründungsphase unsere An-Instituts mit knapp 500 brutto durchs Leben geschlagen. Das ging – um ehrlich zu sein – ganz gut. Natürlich sind da weder Auto noch Urlaub drin (der ist bis heute noch nicht drin, allein schon aus zeitlichen Gründen), aber zum Überleben hat es locker gereicht – und mehr als einen Schreibtisch, einen Bett, einen PC und genügend Geld für Zimmermiete und Tütensuppen habe ich in der Zeit ohnehin nicht gebraucht… 🙂

    In der freien Wirtschaft würde ich selbst heute noch deutlich mehr verdienen als in unserem Institut. Dafür hätte ich viele sehr spannende Möglichkeiten nicht, könnte nicht selbstbestimmt forschen, Paper und Artikel veröffentlichen, zu Kongressen fahren etc. Ist eben alles immer mit Vor- und Nachteilen verbunden – ich verzichte aber momentan gerne noch auf Geld, wenn ich dafür forschen kann. Wenn irgendwann einmal Kinder da sind, sieht das dann vermutlich schon anders aus…

  4. @Wolle: Keine Angst – auf eine ausufernde Diskussion mit Don Alphonso & Co lasse ich mich sicher nicht ein (wer verwirrt ist – es geht um die Diskussion zu diesem Artikel). Aber wenn man mir so öffentlich erzählt das mein Blog absolut mies ist, dann wollte ich mich schon zumindest mal dazu äußern 😉

    @Christian: „ich verzichte aber momentan gerne noch auf Geld, wenn ich dafür forschen kann. Wenn irgendwann einmal Kinder da sind, sieht das dann vermutlich schon anders aus…“ Das „Problem“ mit Kindern (die ja an sich gar kein Problem sind!) ist ja nicht nur dass man dann mit nem bescheidenen Doktorandengehalt kaum mehr auskommt sondern auch die Zeit. Wer Kinder hat will (und soll!) viel Zeit mit ihnen verbringen. Von Wissenschaftlern und Doktoranden wird aber heute meist schon mehr als der übliche 8 Stunden Tag verlangt. Man kann sich die Zeit zwar meist besser einteilen als bei einem normalen Job – aber „publish or perish“ hängt einem auch hier im Nacken… Hinzu kommt die ständige Unsicherheit was Karriere und Lebensplanung angeht. Orts- bzw. Länderwechsel sind Standard; ebenso befristete Anstellungen – das macht das Familienleben ziemlich schwer…

  5. @florian: Genau das ist das Problem – ein 12- oder 14-Stunden-Arbeitstag ist ja für wissenschaftliche MA keinesfalls eine Seltenheit – und die „Kettenförderungen“ („Dieses Programm trägt und bis April, danach beantragen wir hier die Gelder bis Dezember und für nächstes Jahr suchen wir noch nach einem passenden Programm…“) führen letztendlich dazu, dass man selten über den Horizont eines Jahres hinausplanen kann – und das ist mit Kindern nun mal kaum möglich. Die natürlich trotzdem kein Problem, sondern vielmehr ein Segen sind – aber wer die Kommentare hier als „Eingeweihter“ liest, weiß ohnehin wie alles gemeint ist…

  6. Die Tatsache, daß Doktoranden meist mit einem unverhältnismäßig schmalen Budget auskommen müssen, ist die eine (ärgerliche) Sache. Die andere ist diese Planungsunsicherheit, die mit Start einer wissenschaftlichen Laufbahn einhergeht. Wer sich mit 26, 28 oder 30 Jahren dafür entscheidet, sich erstmal auf die Wissenschaft einzulassen, der muß hinnehmen, daß er die nächsten 10-12 Jahre sich wohl nur von einem befristeten Job zum nächsten hangeln kann. An Familie ist da kaum zu denken.

    Und was diesen Aspekt angeht, so darf ich aktuell auf einen Beitrag im „Women in Science“-Blog hinweisen: dort schreibt die Soziologin Kerstin Dressel, wie sie die Doppel- und Dreifachbelastung (Wissenschaft+Familie+2 Kinder) meistert. Und sie schildert dort auch – so wie Florian im letzten Kommentar andeutet -, daß die Zeit ein großes Problem darstellt. Denn auch ihr Tag hat einfach nur 24 Stunden…

  7. @ florian

    sorry, dass ich die diskussion jetzt hier führe, wo sie eigentlich nicht hingehört, aber hier kann man eben in einem normalen ton darüber sprechen.

    @ christian

    nein. das ist so nicht ok und auch nicht charmant. der moment bei 00:55 wo frau rother total unsicher mit den augen rollt, weil sie sich nicht sicher ist, ob ihre antwort „gut“ war, ist einfach furchtbar. weder über ihre (sicher interessante) forschung, noch über das förderprogramm erfahre ich irgendetwas neues, was nicht schon im teasertext gestanden ist. das ganze „interview“ besteht nur aus drei fragen, und einer (wirklich schlechten) nachfrage. so geht das nicht. so ein interview macht man entweder noch mal – dann vielleicht auch besser vorbereitet – oder man stellt das nicht ins internet. im teaser-text gibts nicht mal einen link zu der seite des förderprogramms, gerne hätte ich auch mehr darüber erfahren unter welchen bedingungen das ganze funktioniert, welche probleme bei der zusammenarbeit mit der behäbigen universitäts-verwaltung auftreten, welche fallstricke es gibt, welche erfahrungen frau rother vor der förderung gemacht hat usw.
    und es geht hier nicht darum, wie gut frau rother das „gemeistert“ hat, sondern darum, ob man sowas dann hinterher veröffentlicht und wie man dann mit berechtigter kritik umgeht.

  8. @ wolle
    Na ja, Wissenschaftler sollen ja denken und arbeiten, und nicht für Fernseh-Interviews üben. Durchtrainerte Medienprofis, die irgendwelche Standardsätze ins Mikro sagen, sieht man schließlich schon überall sonst, das müssen wir hier nicht auch noch haben.

  9. ok. ich merke schon. ich rede gegen eine wand. letzter versuch (zum dritten mal):
    es geht hier NICHT darum , wie sich frau rother vor der kamera macht, sondern darum wie das interview geführt wurde, und warum das ganze veröffentlicht wurde. wenn sich frau rother schon während dem interview sichtlich unwohl fühlt und kein gutes bild abgibt, sollte man vielleicht einen sekundenbruchteil darüber nachdenken, ob es eine soooo tolle idee ist, dieses (ich wiederhole mich – schlecht vorbereitetes) „interview“ ins netz stellt und damit für alle ewigkeit abrufbar zu machen.
    anscheindend ist (mediale) kritikresistenz auch ein zeichen von wissenschaftlern. wenn sie nicht für fernsehinterviews üben wollen, sollten sie vielleicht auch einfach keine geben und keine führen. mich beschleicht das ungute gefühl, dass don tatsächlich recht hat;(

  10. die rahmenbedingungen fuer doktoranden sind von staatlicher seite nicht die besten. auch ich habe das doktorat neben meinem vollzeitberuf inskribiert und muss jetzt dem finanzamt klar machen, dass ein astroPHYSIK-doktorat als weiterbildung fuer einen PHYSIK-lehrer gilt, damit ich die aufwendungen steuerlich absetzen kann. jeder labert von lebenslangem lernen, aber unterstuetzt wird man darin nicht. aber das ist nur eine kleinigkeit gegenüber den vollzeitdoktoranden, die monatlich um einen lohn arbeiten, der unter jedem mindestlohn liegt.

  11. @wolle: „anscheindend ist (mediale) kritikresistenz auch ein zeichen von wissenschaftlern. wenn sie nicht für fernsehinterviews üben wollen, sollten sie vielleicht auch einfach keine geben und keine führen. mich beschleicht das ungute gefühl, dass don tatsächlich recht hat;(„

    Hier von den Aussagen einiger Wissenschaftler auf die Gesamtheit der Wissenschaftler zu schließen ist der gleiche Fehler wie er auch bei Don Alphonso gemacht wird. Das ist Unsinn. Ich hab mir jetzt das Video auch nochmal angesehen und kann die gewaltige Aufregung nicht wirklich nachvollziehen. Klar, es ist nicht optimal – aber so fantastisch schlecht wie alle tun ist es auch wieder nicht. Da hab ich im Fernsehen schon weitaus schlimmeres gesehen! Ich habe selbst mal ein Medientraining für Wissenschaftler gemacht und hätte eine Dinge bei diesem Interview wohl anders gemacht – aber wie gesagt: ich finde es nicht so kritikwürdig wie hier immer getan wird. Wenn das jetzt als „Kritikresistenz“ ausgelegt wird, dann muss ich das wohl akzeptieren (abgesehen davon bin ich – auch keiner der anderen hier in den Kommentaren – für dieses Video nicht verantwortlich).

    @matthias: „ber das ist nur eine kleinigkeit gegenüber den vollzeitdoktoranden, die monatlich um einen lohn arbeiten, der unter jedem mindestlohn liegt.“

    Ich hab manchmal das Gefühl das hier gezielt der Idealismus der Studenten ausgenutzt wird und man austestet, wieviel die sich gefallen lassen und für wie wenig sie arbeiten würden…

  12. @ wolle:
    War schon klar. Es ging mir auch weniger um das Interview oder Deinen Kommentar, als um den Gesamt-Kontext. (Ich meine die Diskussion, die Florian im Kommentar von 16:29 verlinkt hat.) Aber noch mal (unabhängig vom konkreten Beispiel): der Punkt von Blogs ist eben schon, daß man auch Dinge ins Netz stellt, die aus medialer Sicht nicht professionell gemacht sind. Sonst kann man ja gleich Zeitung lesen.

  13. @Wolle: Das mit der Diskussion scheint sich jetzt sowieso erledigt zu haben. In der Blogbar bin ich nun anscheinend als Störenfried eingestuft worden und meine Kommentare landen im Spamfilter 😉 Keine Kritik vertragen aber über die ach-so-dünnhäutige Wissenschaftler bei Scienceblogs meckern 😉 Naja – aber die Diskussion wurde sowieso zunehmend absurd: den Blogger bei Scienceblogs sind ihre Leser angeblich egal; wir können alle nicht vernünftig schreiben; wir können wissenschaftliche Themen nicht vernünftig präsentieren und arrogant sind wir auch alle (tatsächlich alle insgesamt – nicht nur einzelne).
    So einen Diskussionsstil bin ich eigentlich nur von Pseudowissenschaftlern und Esoterikern gewohnt – aber von Leuten die Qualität einmahnen und mit Nobelpreisträgern vergleichen hätte ich mir eigentlich was anderes erwartet.

    Naja, nicht weiter drüber ärgern 😉

    Ärgern kann mich aber (um zu Thema zurückzukommen) über die Probleme der Doktoranden. Ich habe gerade heute wieder mit ein paar Studenten gesprochen. Nicht nur das Finanzielle ist ein Problem – auch die Art und Weise wie sich die Ausbildung in letzter Zeit geändert hat finde ich nicht gut. Als Doktorand sollte man eigentlich lernen, einen wissenschaftliches Problem selbständig zu bearbeiten. Aber genauso wie das normale Studium immer mehr verschult wird, wird auch die Doktorarbeit immer mehr zur Auftragsarbeit. Leider ist es immer öfter so, dass der Doktorand nur genau das macht, was im der Betreuer ansagt; Schritt für Schritt. So ein „Arbeiten nach Anleitung“ führt zwar sicher zum Erfolg und Doktortitel. Aber so schafft man keine Wissenschaftler! Das scheint wohl niemand mehr zu wollen. Hauptsache man ist qualifiziert, befolgt Anweisungen und ist schnell fertig mit dem Studium. Die Universitäten sollten wirklich mal aufhören, sich an den Bedürfnissen der Industrie und Wirtschaft zu orientieren. Zumindest nicht so stark, wie das jetzt der Fall ist!

  14. @ florian: Wer so austeilt (noch dazu unter einem albernen Pseudonym), der sollte auch einstecken können und nicht beleidigt rumheulen wie ein 3-Jähriger. Das ist das einzige, was mir zu der Diskussion bei „Don Alphonso“ (richtiger Name übrigens Rainer Meyer) noch einfällt.

  15. Die Universitäten sollten wirklich mal aufhören, sich an den Bedürfnissen der Industrie und Wirtschaft zu orientieren
    Veto. Es sollte einen Mittelweg geben. Die Doktoranden sollten auch daran denken, dass sich das ganze mal rechnen muss. Pflicht UND Kür. Auch aus Grundlagenforschung kann man Produkte erschaffen. Selbstverständlich sollte und muss es auch die Forschung ins Ungewisse geben, auf gut Glück…
    Aber ich stimme Dir vollkommen zu, dass man einen Wissenschaftler nicht durch Stundenplan erschaffen kann, wo bleibt die Neugier?

  16. @Chris: Du hast natürlich recht – und ich hab ja auch nichts dagegen, wenn man das Studium einigermassen praxisnah gestaltet – da gehört dann eben auch eine gewisse Orientierung an den Wünschen von Industrie&Wirtschaft dazu. Aber oft sieht es so aus, als würde nur das gemacht, was die Wirtschaft will und alles was nicht dazu passt, wird gestrichen… Man muss halt aufpassen, dass die Universitäten nicht zu einem reinen Arbeitskräftelieferant für die Wirtschaft verkommt. Denn das ist eigentlich nicht ihr ursprüngliche Aufgabe…

  17. Ich finde die Diskussion hier reichlich merkwürdig! Nicht nur, dass über Dinge geredet wird, die direkt mit dem Thema Nichts zu tun haben (schreibt Euch doch privat ;-)), sondern dass bei der Diskussion um die finanziellen Hürden während einer Promotion nicht ein Wort darüber verloren wird, dass es wohl schon eine wichtige Rolle für die finanzielle Unterstützung spielt in welchem Fachgebiet eine Doktorarbeit gemacht wird. So kann man das doch überhaupt nicht sinnvoll diskutieren! Mich wundert es nicht, dass Grundlagenforschung zur ‚eigenen Belustigung‘ weniger stark gefördert wird als anwendungsnahe Forschung. Oder ist meine Meinung da völlig Absurd? Woher soll das Geld denn kommen?

  18. @Thilo: Mach Dir nichts draus – ich habe eben nochmal den Versuch unternommen, zur Diskussion beizutragen und musste feststellen, dass ich ebenfalls im Spamfilter des „dünnhäutigen Don“ gelandet bin. LOL 🙂 Dabei habe ich nicht einen auch nur näherungsweise unfreundlichen Kommentar hinterlassen – offenbar sind SB-URLs für den Herrn ab sofort tabu…

    @Peter: In der Tat ein wichtiger Punkt. Die Frage ist doch aber, was der Gesellschaft die Grundlagenforschung wert ist. Für die anwendungsnahe Entwicklung eines neuen Produktes, dass sich sofort zu Geld machen lässt, findet sich – auch im Rahmen einer Promotion – sicher immer ein Sponsor. Auch für Grundlagenforschung sollte doch aber irgendwo Geld da sein – denn nur „der eigenen Belustigung“ dient die ja auch nicht unbedingt…

  19. @Christian: Meine Kritik zielte darauf ab, dass hier allgemein beklagt wurde, dass die Promotion mit finanziellen Hürden verbunden ist. Und diese Aussage war mir zu pauschal. Die aufgeführten Beispiele bezogen sich auf Grundlagenforschungen in weniger anwendungsnahen Gebieten die natürlich eher mit finanziellen Hürden verbunden sind als produktbezogene Forschung. Ich finde das nicht verwunderlich. Geld für Grundlagenforschung gibt es. Wäre es gerechtfertigt diese genauso stark zu fördern in anwendungsnahen Felder? Wenn ja, wer soll das zahlen? Und wer bekommt im Gegenzug weniger Geld?

  20. @Peter „Wenn ja, wer soll das zahlen? Und wer bekommt im Gegenzug weniger Geld?“

    Wieso soll jemand Geld weniger bekommen, wenn Grundlagenforschung stärker gefördert wird? Man könnte doch auch einfach mehr Geld insgesamt zur Verfügung stellen. Aber an den Budgets für die Unis wird ständig weiter gekürzt. Im Prinzip läuft es auf den „Mut“ der Verantwortlichen hinaus. Man kann nie sagen, für was Grundlagenforschung einmal gut – und auch nicht wie lang es dauert bis vielleicht was draus entsteht (siehe hier).
    Klar ist auch: wird nur anwendungsnah gefördert, dann sind irgendwann mal alle Anwendungen erforscht und es kommt nichts neues mehr nach. Man muss also den Mut haben, auch Forschung zu fördern die scheinbar zu nichts gut ist – denn irgendwann in der Zukunft wird sie vielleicht enorm wichtig sein. Vielleicht auch nicht – aber das kann man eben nicht wissen.

  21. @florian: Ich habe nicht behauptet, dass Grundlagenforschung nicht gefördert werden soll. Ich habe lediglich festgestellt, dass Doktoranden in solchen Themengebieten es finanziell nicht so leicht haben wie Doktoranden in anwendungsnahen Feldern. Und das mich diese Tatsache nicht wundert. Damit wollte ich lediglich feststellen, dass ein großer Teil von Doktoranden finanziell nicht so schlecht da stehen. Und das fand in der Diskussion hier keine Erwähnung. Wie gesagt, das war mir zu pauschal.

  22. @Peter: „Ich habe lediglich festgestellt, dass Doktoranden in solchen Themengebieten es finanziell nicht so leicht haben wie Doktoranden in anwendungsnahen Feldern.“

    Weisst du das sicher? Wenn du da genaue Zahlen hast, dann würde mich das interessieren! Klar ist es schwieriger Geld für Grundlagenforschung zu kriegen als für angewandte Forschung. Aber ich würde nicht a priori behaupten das es denen um so viel besser geht.

  23. @florian Nein, habe ich nicht. Der Begriff „feststellen“ war aber auch im Sinne von „betonen“ gemeint.

    „Aber ich würde nicht a priori behaupten das es denen um so viel besser geht.“

    Eine volle wissenschaftliche Stelle in Deutschland im öffenltichen Dienst nach TVL wird monatlich mit Brutto knapp 3000 Euro vergütet. Nach vier Jahren sind es 3400 Euro. Das sind schon andere Zahlen als die, die hier genannt wurden…

  24. Um mal ein Beispiel in den Raum zu werfen:
    Vor zig Jahren haben 3 Doktoranden sich mühselig eine Methode erarbeitet, um genügend Viren-RNA für Ihre Untersuchungen zu erhalten, die bis dato verfügbaren Protokolle waren unzureichend. REINSTE Grundlagenforschung.
    Und jetzt steht es in vermutlich jedem Labor in den Regalen https://www.qiagen.com
    DAS kann aus anwendungsferner Grundlagenforschung gemacht werden!
    Und hier liegt das Problem. Wenn die Uni das Potenzial nicht sieht, geht es unter. Wer nur auf den eingetretenen Pfaden der Industrie folgt, rennt womöglich gemeinsam in die Sackgasse. Und umgekehrt, da kenn ich auch genügend Beispiele, ist es genauso schlimm. Forschen des Forschens willen und die Doktoranden stehen dann mit einem Expertenwissen, das keiner braucht und will.

  25. @Thilo: Das ist der Punkt. Von welchen Fachgebieten reden wir hier eigentlich? Zahlen liegen in dem Artikel von Florian nur von sozialwissenschaftlichen Fächern vor. Sind diese Zahlen für alle Fachgebiete repräsentativ? Ich denke nicht. So wurde es aber diskutiert. Auch Deine Behauptung beziehst Du auf ein Fachgebiet, genauso wie ich meine auf wahrscheinlich ein anderes. Damit kommen wir doch der Wahrheit zur Situation von Doktoranden so langsam näher und das tatsächliche Bild vervollständigt sich.

    @Chris: Nur um das klar zustellen! Ich finde Grundlagenforschung nicht weniger förderungswürdig wie anwendungsnahe Forschung. Vielleicht hat meine überspitzte Bemerkung zur ‚eigenen Belustigung‘ da einen falschen Eindruck hinterlassen. Ich wollte damit nur sagen, dass Grundlagenforschung anfangs einen egoistischen Hintergrund hat. Und Egoismus wird in der Gesellschaft nun mal nicht unbedingt als positives Attribut gewertet. Auch wenn das in dem Zusammenhang nicht weit genug gedacht ist.

  26. @ Christian:
    Ich habe gerade mal zu Rainer Meyer alias Don Alphonso im Netz recherchiert. Rainer Meyer war bis 2004 Redaktionsleiter des „Aufbau“ in Berlin, einer seit 1934 existierenden Zeitschrift, die unter seiner Leitung (fast) Konkurs ging. (Seit 2005 wird sie mit neuen Mitarbeitern in Zürich fortgesetzt.) Rainer Meyer ist seitdem wohl arbeitslos und überzieht unter dem Pseudonym Don Alphonso fast täglich seine Ex-Kollegen (d.h. alle Journalisten) mit (zum Teil absurden) Kampagnen.
    Warum er die scienceblogs-Autoren für Journalisten hält, verstehe ich allerdings nicht.

  27. @Peter: „Von welchen Fachgebieten reden wir hier eigentlich?“
    Also im Artikel ging es nur um die Sozialwissenschaften und meine ganz persönlichen Erfahrungen als Naturwissenschaftler (Astronom). In der österreichischen Astronomie stellte sich die Situation ziemlich vergleichbar zu der der SoWis dar. Daraus den Schluß zu ziehen, dass dies auch für alle anderen Studien gilt, ist natürlich nicht zulässig (aber meinem Empfinden nach wurde die Diskussion auch nicht unbedingt so allgemein geführt).

    @Thilo: auch interessant…

  28. @peter: In der Physik (Teilchen-, Festkörper-, Laser-, Meeresphysik, Geophysik) und Astronomie sind halbe Stellen die Regel. Ich hab aber auch schon Fälle gesehen, dass bereits Doktorarbeiten ganz ohne Bezahlung vergeben werden.

    Ich weiß nicht, wie es woanders ist.

  29. @Florian Du hattest geschrieben:
    „In dieser Studie wurden nur die Sozialwissenschaften untersucht – aber ich würde vermuten dass es in den anderen Disziplinen ähnlich ist.“

    Mit dieser eher allgemeinen Aussage wurdest Du in der gesamten Diskussion bestätigt, da anscheinend Deine Leser ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie Du. Leider hatte sich keiner (sorry, wenn ich da was überlesen habe) geäußert in welchen Fachbereichen sie diese Erfahrungen gemacht haben, wodurch bei mir der Eindruck entstand, dass diese Erfahrungen sich nicht nur auf Sozialwissenschaften und Astronomie begrenzen. Und das es nicht in jedem Fachgebiet so schwierig ist, fand ich war eine Erwähnung wert.

    Ansonsten finde ich Deinen Artikel Prima. Hast ja eine nette Diskussion angeregt und mir noch mal ins Gedächtnis gerufen welche Hürden Wissenschaftler in anderen Disziplinen nehmen müssen. Aber es sind bei weitem nicht alle.

  30. @Ludmila:
    Das war mir nicht so bewusst. Ich kenne nur die Situation bei den Ingenieurswissenschaften, und die ist nach meinen Erfahrungen und in der mir bekannten Umgebung nicht so düster. Man hat eine gute Chance eine volle Stelle als Doktorand zu bekommen.

  31. @ Peter:
    Sorry, ich hatte gedacht, daß sich das aus dem Link zu meinem Blog ergibt: ich meinte die Mathematik. Dort haben Doktoranden meistens (nicht immer) Halbtagsstellen. Wobei diejenigen mit einer Uni-Stelle sowieso die Privilegierten sind. Viele haben auch nur eine Hilfskraftstelle, oder ein Stipendium oder sind an zeitlich befristeten Projekten beteiligt. Nach meinem Eindruck haben Leute, die ihre Doktorarbeit im Rahmen eines Industrieprojekts schreiben, häufiger eine Ganztagsstelle. Bei Stipendien gibt es natürlich große Unterschiede, aber die meisten sind sehr bescheiden.

  32. Ein Problem sehe ich darin, dass nirgendwo soviele Akademiker die Doktorwürden anstreben, wie in Deutschland. Demnächst sollen noch FH-ler zur Promotion gebracht werden. Das hat zur Folge, dass die Bedingungen für jeden Einzelnen schlecht sind. Fehlende oder schlecht ausgestatte Promotions-/Assistentenstellen, mangelhafte Betreuung durch den Doktorvater/ die -mutter, überlanges Verfahren. Was besonders der „echte“ Wissenschaftlernachwuchs zu spüren bekommt. Mit 32 die erste Post-Doc-Stelle (was gut ist, zu oft ist es erst mit 35 der Fall). Spätestens wenn der frische Postdoc auf internationaler Ebene auf andere „PhDs“ trifft, die mind. 5 Jahre jünger sind, wird klar, das dies ein Wettbewerbsnachteil ist.

    Das Geld ist nur ein Aspekt. Wenn sich nicht strukturell was ändert bedeutet mehr Geld nur, dass noch mehr Doktoranden in die akademische Mühle kommen und sich mit Nebenjobs ihre Promotion verdienen müssen.

  33. @Tim: Ich frage mich, wozu man an ner FH überhaupt einen Doktor braucht? Ich dachte, der Sinn von FHs läge gerade in einer schnellen fachlichen Ausbildung. Wer eine akademische Laufbahn einschlagen und Doktor werden will, kann ja auf eine Uni gehen…

  34. Die FHs sind ja keine FHs mehr. Die nennen sich fast alle „Hochschulen“ auf englisch „University of Applied Sciences“. Die bieten Masterstudiengänge an (ink. MBA), unterhalten Kooperationen zu internationalen Hochschulen und Universitäten, nehmen an Erasmus und anderen Sachen teil, usw. Es gibt sogar ein eigenes Informationssystem für „Promotion mit FH-Abschluss“

    promotion-fh.de

    Ist sogar erwünscht, nennt man wohl „Durchlässigkeit“: Auf Empfehlung des Wissenschaftsrates sehen die Hochschulgesetze von elf Bundesländern (außer Bayern, Hamburg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt) ein kooperatives Promotionsverfahren vor, in welchem ein Fachhochschulprofessor als Betreuer und Gutachter am nach wie vor universitären Promotionsverfahren mitwirkt.

    Das ist Deutschland. Während in Grossbritannien die Zahl der inländischen PhD-Studenten im letzten Studienjahr in den letzten Jahren ziemlich stabil ist (ca. 9000 Voll- und Parttime), steigt die Zahl der abgeschlossenen Promotionen in Deutschland weiter an. Mittlerweile pro Jahr über 20000 (ohne Medizin sind es 15.000 ). Die Zahl der abgebrochenen Promotionsverhaben ist hoch. Ich würde mal auf jede erfolgreiche 3 abgebrochene zählen.

    Alles nur für den Titel. Was von den Medien noch befeuert wird mit Statistiken, die angeben, wieviel mehr ein Dr. in der Industrie verdient und wie viel schneller er Karriere macht.

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