Erstmal wünsche ich natürlich allen Leserinnen und Lesern meines Blogs noch (ein bisschen nachträglich) frohe Ostern! Und dann muss ich ein paar Sachen zur Astronomie hinter dem Osterfest sagen. Ostern ist ja erstmal ein religiöses Fest – allerdings ein variables. Das heißt, es wird nicht – wie z.B. Weihnachten – immer am selben Tag im Jahr gefeiert. Das Datum des Ostersonntags zu bestimmen ist eine recht komplexe Aufgabe.

Jesus soll am Freitag, den 14. Nisan (damals der erste Monat des jüdischen Kalenders) gekreuzigt worden sein. Die Widerauferstehung soll am Sonntag, den 16. Nisan stattgefunden haben. Der jüdischen Kalender basiert allerdings auf der Bewegung des Mondes; während unser heutiger Kalender auf der Bewegung der Sonne (bzw. der Erde) basiert. Die Umrechung von einem System in das andere ist knifflig und führt zum variablen Datum des Osterfests.

Zur damalige Zeit begann das Jahr mit dem Frühlingsmonat Nisan – also im März/April. Der Tag des 1. Nisan wurde jedes Jahr durch die Beobachtung des Neumondes festgelegt – es war der Tag, an dem das erste Licht des neuen Mondes sichtbar war. Da zwischen Neu- und Vollmond immer etwa 2 Wochen liegen, fällt der 14. Nisan immer in die Nähe des Vollmonds. Ganz zu Beginn feierten die ersten Christen Ostern gemeinsam mit dem jüdischen Passahfest. Im Laufe der Zeit geriet der jüdische Kalender aber immer mehr in „Unordung“ – man ging dazu über, den Kalender fix zu berechnen als auf ständigen Beobachtungen aufzubauen. Dadurch hat sich auch das christliche Ostern vom jüdischen Passah gelöst und die Christen begannen, das Osterdatum selbst zu berechnen. Allerdings legte jedes Jahr fast jede Gemeinde ihr Datum selbst fest und man kam dabei oft auf unterschiedliche Ergebnisse und feierte deswegen auch Ostern an unterschiedlichen Tagen.

Beim ersten Konzil von Nicäa im Jahr 325 wurde daher nach einer einheitlichen Lösung gesucht. Man beschloss, dass Ostern ab jetzt überall am selben Sonntag gefeiert werden sollte, dass es nicht mit dem Passahfest zusammenfallen soll und dass es am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird.

Und hier tritt jetzt die Astronomie auf den Plan. Den um das Osterdatum herauszufinden, muss man natürlich über die Bewegung der Erde und des Mondes Bescheid wissen. Frühlingsanfang ist im heute verwendeten gregorianischen Kalender jedes Jahr am 19., 20. oder 21. März (das hängt von den Schalttagen im jeweiligen Jahr ab). Zu dieser Zeit verwendete man aber noch den julianischen Kalender und 525 legte Papst Johannes I. fest dass der Frühlingsanfang immer auf den 21. März fallen soll. Das frühestmögliche Datum für den Ostersonntag war deswegen auch der 22. März; das spätestmögliche lag logischerweise etwa einen Monat später – am 25. April.

Wie nun das Datum genau berechnet werden sollte wurde vom Konzil allerdings nicht festgelegt. Im Laufe der Zeit gab es viele verschiedene Methoden (hier gibt es eine gute Übersicht). Die heute noch verwendete Formel wurde 1800 vom großen Mathematiker und Astronomen Carl Friedrich Gauß (links) entwickelt (1816 veröffentlichte er noch eine korrigierte Version). Hier kann man sich die Arbeit im Orignal ansehen. Wie dieser Algorithmus im Detail funktioniert werde ich später mal (vermutlich nächstes Jahr zu Ostern 😉 ) genau erklären – bis dahin verweise ich mal auf diese gute Erklärung.

Ich habe natürlich auch mal wieder in der Literatur nach Artikeln im Zusammenhang mit Ostern gesucht – und dabei ein paar recht interessante Dinge gefunden:

  • Ein gewisser William Noble schreibt 1899 in einem Brief an die Zeitschrift „The Observatory“ (The Observatory, 22, p. 340): „The perusal of Mr. Cowell’s interesting and elaborate paper […] suggests to me to ask the question: Why should easter continue to be a movable festival after all? A more eminently unscientific arrangement than the existing one would be hard to devise. […] I should be really glad to know what objection can exist to making Easter-Day a fixed festival, falling upon one definite Sunday in every year, and so obviating all necessity for the elaborate calculations entailed on us by mere ecclesiastical tradition and prejudice.“ Tja, leider scheint sein Aufruf zu einem fixen Osterdatum nicht viel Gehör gefunden zu haben – die „kirchlichen Traditionen und Vorurteile“ sind ja auch bekanntermassen sehr schwer loszuwerden…
  • 1944 schreibt George Walker in „Popular Astronomy“ einen Artikel über „Rare Dates for Easter“ (Popular Astronomy, 52, p. 139). Dabei untersucht er die Häufigkeit der Osterdaten und stellt fest, das manche nur sehr selten auftreten. Am seltensten findet Ostern am 22. März statt (im Schnitt nur einmal alle 210 Jahre). Es folgt Ostern am 25. April – das findet nur einmal alle 133 Jahre statt. Und Ostern am 23. März (so wie dieses Jahr) ist das drittseltenste Datum und kommt nur einmal in 105 Jahren vor (und das ist auch gut so – wer will schon ständig Ostern bei Eis und Schnee feiern…).
  • Aber auch heute noch beschäftigen sich Wissenschaftler mit dem Osterdatum. Ovidiu Vaduvescu hat 2004 einen neuen Algorithmus zur Berechnung von Ostern veröffentlicht. Dabei legte er mehr Wert auf die astronomischen Gesichtspunkte und weniger auf die religiösen und hoffte, so die unterschiedlichen Osterdaten der katholischen und orthodoxen Kirchen zu vereinen. Die Arbeit ist auf dem preprint-Server arxiv frei verfügbar.

Natürlich gab es noch viel mehr Artikel zum Thema Ostern (meine Suche hat auch viele Artikel zum Thema „Archäoastronomie der Osterinseln“ gefunden – klingt sehr interessant, da muss ich wohl auch mal was drüber schreiben 😉 ). Aber jetzt sind die Osterfeiertag schon bald wieder vorbei (am Donnerstag könnten wir allerdings nochmal das orthodoxe Osterfest feiern) – und ich habe wieder mehr als ein Jahr Zeit um für ein umfangreiches astronomisches Osterspecial am 12. April 2009 zu recherchieren. Und hoffentlich erinnern sich dann alle daran, dass es den Astronomen zu verdanken ist, wenn wir wissen, wann man die Ostereier suchen muss. 😉

Ein Gedanke zu „Astronomische Ostern“
  1. Hi Florian,
    endlich hab ichs geschafft und die bist in meinem Feedreader 😉 Und wie man sieht, das lohnt sich sehr 😉 Echt spannend, etwas wovon ich vorher nur „Bruchstückswissen“ hatte…..LG Monika

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