Das Weltall ist unvorstellbar groß und die Entfernungen zwischen den Sternen sind ebenfalls riesig! Von der Sonne bis zum sonnennächsten Stern (Proxima Centauri) sind es 4.22 Lichtjahre – also etwa 40 Billionen Kilometer. Im Vergleich dazu ist unser Sonnensystem winzig klein. Oder vielleicht doch nicht? Wo sind eigentlich die Grenzen des Sonnensystems?

Das hängt davon ab, wie man „Sonnensystem“ interpretiert. Die Bahn des äußersten Planeten (Neptun) hat einen Durchmesser von 30 Astronomischen Einheiten (also 30mal die Entfernung zwischen Erde und Sonne). Das sind nur 5 zehntausendstel eines Lichtjahrs – auf dem Weg von der Sonne bis nach Proxima Centauri hat man also gerade mal erst ein hunderstel Prozent zurückgelegt.

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Aber unser Sonnensystem ist hinter dem letzten Planeten noch nicht zu Ende! Bei 40 Astronomischen Einheiten befindet sich der Zwerplanet Pluto (das Bild rechts zeigt eine Aufnahme des Hubble-Teleskops); der Zwergplanet Makemake bewegt sich in einem Abstand von 45 Astronomischen Einheiten um die Sonne und der äußerste Zwergplanet – Eris – hat eine große Halbachse von 68 Astronomischen Einheiten – ist also mehr als doppelt so weit von der Sonne entfernt wie Neptun, der äußerste Planet.

Aber auch mit den Zwergplaneten endet unser Sonnensystem noch nicht. Dort wo sich die Zwergplaneten befinden gibt es auch sehr viele Asteroiden. Viele Leute kennen nur den Hauptgürtel der Asteroiden zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter. Aber es gibt noch mehr große Asteroidenpopulationen in unserem Sonnensystem: zwischen den Bahnen der inneren Planeten befinden sich die erdnahen Asteroiden; in der Bahn des Jupiter findet man die Trojaner (über die muss ich auch mal schreiben!); zwischen den Bahnen von Jupiter und Neptun sind die Zentauren und schließlich, außerhalb der Neptunbahn, findet man den größten Asteroidengürtel in unserem Sonnensystem: den Kuipergürtel (benannt nach dem Astronomen Gerard Kuiper).

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Die innersten Asteroiden des Kuipergürtels (das Bild rechts zeigt Gerard Kuiper und seinen Gürtel 😉 ) befinden sich etwa dort wo sich auch Pluto befindet (bei 40 Astronomischen Einheiten) – die äußersten etwa bei der Bahn von Eris (70 Astronomische Einheiten). Die äußeren Objekte (sie gehören zur sogenannten „gestreuten Scheibe„) haben allerdings sehr exzentrische Bahnen und können sich bis zu 1000 Astronomische Einheiten von der Sonne entfernen. Mit 1000 Astronomischen Einheiten haben sich die Grenzen unseres Sonnensystems immerhin im Vergleich mit der Neptunbahn um das 33fache nach außen verschoben – aber auf dem Weg nach Proxima Zentauri haben wir noch nichtmal ein Prozent zurückgelegt (nichtmal ein halbes – nur 0.37%).

Aber am Kuipergürtel ist noch nicht Schluß! Es gibt ja auch noch die Kometen. 1950 hat der niederländische Astronom Jan Hendrik Oort die Bahnen der Kometen untersucht und ist zu dem Schluß gekommen das sich in großer Entfernung von der Sonne ein Reservoir an kleinen Himmelskörpern befinden muss das die Quelle der langperiodischen Kometen darstellt. Diese nach ihm benannte Oortsche Wolke aus Asteroiden und Kometen umgibt unsere Sonne kugelförmig und beginnt weit außerhalb des Kuipergürtels bei einigen hundert astronomischen Einheiten Abstand von der Sonne. Direkt beobachten kann man sie leider (noch) nicht – dafür ist sie viel zu weit von der Erde entfernt

Es wurden allerdings einige paar Objekte entdeckt von denen man vermutet, dass sie Teil der Ooortschen Wolke sind bzw. aus ihr stammen. Eines davon ist Sedna. Dieser etwa 1700 km große Asteroid hat eine große Halbachse von etwa 480 Astronomischen Einheiten und befindet sich an seinem sonnenfernsten Punkt fast 900 Astronomische Einheiten von der Sonnen entfernt! Man vermutet dass Sedna zu einer inneren Oortschen Wolke gehört die durch gravitative Störungen vorbeiziehender Sterne aus der eigentlichen Oortschen Wolke entstanden ist.

Vor einigen Tagen wurde ein weiteres Objekt entdeckt das aus dieser fernen Wolke stammen könnte. Der kleine, etwa 70 Kilometer große Asteroid 2006 SQ372 hat seinen sonnenfernsten Punkt bei 1600 Astronomischen Einheiten – doppelt so weit entfernt von der Sonne wie Sedna! 2006 SQ372 gilt nun als das erste Objekt der Oortschen Wolke das wir beobachten konnten.

Die Oortsche Wolke erstreckt sich aber noch viel weiter – man schätzt, dass sie bis etwa 100000 Astronomische Einheiten reicht. Und das ist schon ein ordentliches Stück auf dem Weg nach Proxima Centauri – etwa 1,6 Lichtjahre bzw. 40% der gesamten Entfernung. Damit ist die Grenze des Sonnensystems deutlich nach außen gerückt. Und es gibt eigentlich keinen Grund, anzunehmen dass das Centauri-System keine Oortsche Wolke hat die ähnlich weit ausgedehnt ist. Vergleicht man also den Abstand zwischen der äußersten Grenze unseres Sonnensystems und der äußersten Grenze des Centauri-Systems dann ist die Distanz gar nicht mehr so groß.

Das ändert aber leider nichts daran, dass unsere Erde immer noch enorm weit vom nächsten Stern entfernt ist!



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