Mein Job ist das Schreiben. Ich stehe morgens auf und schreibe erst Mal einen Haufen Emails. Dann schreibe ich einen oder zwei Artikel für mein Blog. Am Nachmittag schreibe ich dann vielleicht etwas für eine Zeitung oder schreibe an einem Buch. Ich schreibe Texte für meine Podcasts; Konzepte für neue Projekte; Beiträge für Facebook und Twitter und so weiter. Natürlich muss ich, um zu schreiben, dazwischen auch immer wieder recherchieren; Bücher lesen; mit Menschen sprechen oder interessante Orte besuchen. Aber im Wesentlichen besteht mein Beruf aus Schreiben. Eine „Schreibblockade“ ist da natürlich äußerst hinderlich – aber zum Glück habe ich damit nur äußerst selten zu tun.
Die berüchtigte „Angst vor dem leeren Blatt“ habe ich eigentlich noch nie gehabt. Es ist mir immer leicht gefallen, Texte zu schreiben. Aber das liegt vielleicht auch daran, dass ich keine „große Literatur“ verfasse, nicht an jedem einzelnen Satz feile bis er perfekt (? – das geht sowieso nicht) ist und kein Interesse an einem Literaturnobelpreis habe. Ich betrachte Schreiben als Mittel zum Zweck (in meinem Fall eben als Mittel zur Vermittlung von Wissenschaft). Ich möchte einfach nur interessante Geschichten über die Welt erzählen und von denen gibt es glücklicherweise genug. Und wenn mir so eine Geschichte erst einmal eingefallen ist, dann brauche ich meistens nur wenig mehr Zeit dafür, sie aufzuschreiben, als es dauert, den Text in die Tatstatur zu tippen. Ich habe auch festgestellt, dass ich beim Schreiben selbst am Besten denken kann. Mir schon vorab genau zu überlegen, was ich im Detail schreiben will, bringt mir meistens wenig. Wie ich die Geschichten erzähle fällt mir erst während des Schreibens ein und insofern ist da für einen stetigen Schreibfluss gesorgt.
Wenn, dann habe ich höchstens ab und zu eine „Geschichtenblockade“. Nicht, weil mir keine interessanten Geschichten mehr in den Sinn kommen, sondern weil es nicht die richtigen Geschichten sind. Es ist ein wenig so wie mit der Kleidung: Man kann vor einem vollen Kleiderschrank stehen und trotzdem nichts finden, was man anziehen will. Die Geschichte muss zu meiner momentanen Stimmung passen und ich muss Lust haben, sie erzählen zu wollen. Das Schreiben läuft dann ganz von alleine. Geschichten gibt es da draußen genug: Jeden Tag sind die wissenschaftlichen Fachzeitschriften voll mit neuen Forschungsartikeln; Leserinnen und Leser haben mir Fragen gestellt die ich beantworten könnte; mir selbst fallen immer wieder Geschichten ein und die Themenliste auf meinem Notizblock wird immer länger – und so weiter. Und trotzdem gibt es Tage, an denen ich vor all diesen potentiellen Geschichten sitze und beim besten Willen keine Lust aufbringen kann, eine davon zu erzählen.
Dann helfen mir zwei Dinge: Man kann entweder die Geschichten ignorieren oder die Blockade. Die zweite Möglichkeit ist ziemlich einfach. Man schreibt eben, auch wenn man keine Lust dazu hat! Schreiben – zumindest die Art des Schreibens um die es mir geht – ist keine hohe Kunst die nur wenige Auserwählte beherrschen. Schreiben ist zum überwiegenden Teil Handwerk und es fällt um so leichter, je mehr man übt. Man kann auch dann schreiben, wenn man gerade keine Lust darauf hat und mit genügend Übung kommt am Ende dann auch ein halbwegs brauchbarer Text dabei raus (es sei denn, man ist Perfektionist – aber das sollte man bei diesem Beruf nach Möglichkeit vermeiden, denn sonst kommt man nie zu irgendwas).
Anstatt der Blockade kann man aber auch einfach die Geschichten ignorieren. Wenn nix passendes im Kleiderschrank ist, kauft man sich etwas Neues. Und wenn man trotz des großen Angebots an Geschichten keine davon erzählen will, dann sucht man sich eben eine andere. Dann gehe ich meistens ein bisschen spazieren – sehr gerne durch die Buchhandlungen der Stadt; da finden sich immer jede Menge Anregungen. Oder ich laufe ein bisschen durch die Wälder von Jena und höre ein paar Podcasts. Oder lege mich mit einem Buch in die Badewanne. Oder putze die Wohnung. Am Ende taucht dann meistens immer eine neue Geschichte auf, die ich erzählen will. Oder aber ich habe während der Suche nach neuen Geschichten so lange über eine der alten nachgedacht, dass mir auf einmal eingefallen ist, wie man sie doch interessant erzählen kann.
Ich persönlich habe ja auch das Glück, mir so etwas leisten zu können. Ich habe keinen Chef, der mir vorschreibt, was ich wann zu schreiben habe und ich muss auch nicht jeden Tag zu Redaktionsschluss einen Text abliefern, wie das bei den Zeitungsjournalisten der Fall ist. Natürlich habe auch ich – wenn ich für Zeitungen Artikel oder für Verlage Bücher schreibe – Deadlines, an die ich mich halten muss. Aber in diesem Fall geht es ja sowieso um Geschichten, die ich mir vorab schon selbst ausgesucht habe und von denen ich dann auch weiß, dass ich sie erzählen will und kann (Und – um auch mal ein wenig anzugeben – ich habe bis jetzt noch nie eine Deadline verpasst. Oder auch nur bis zum letzten Tag ausgereizt!).
Aber andere haben diese Freiheiten nicht; leiden aber trotzdem unter Schreibblockade. So etwas kann einen ja auch treffen, wenn man nicht als hauptberuflicher Schreiberling arbeitet. In der Schule, an der Universität oder in vielen anderen Berufen muss man ja ebenfalls alle möglichen Texte schreiben und pünktlich irgendwo abliefern. Schreibblockade kann jeden treffen und mich würde interessieren, wie andere damit umgeben. In einem Artikel bei „Journalist Online“ erzählen 14 Autoren, was sie dagegen tun (Dieser Artikel ist übrigens schon fast zwei Wochen alt und steht ebenso lange auf meiner „Da könnte man mal drüber schreiben“-Liste. Aber irgendwie hatte ich eben erst heute die nötige Lust darauf). Im Wesentlichen sind das die gleichen Strategien, die ich auch schon erwähnt habe: Trotzdem schreiben oder erstmal was anderes machen.
Aber vielleicht hat ja jemand aus der Leserschaft andere Möglichkeiten und Techniken entwickelt und die würde mich sehr interessieren. Denn wer weiß – vielleicht kommt ja die Schreibblockade doch noch mal so richtig und dann kann man als hauptberuflicher Autor nie genug Lösungsmöglichkeiten haben…
Häufig hilft es auch den Kopf – im wahrsten Sinne des Wortes – ganz leer zu bekommen.
Indem man sich einfach 15-20 min hinsetzt/hinlegt, die Augen schließt und sich komplett auf den Atem konzentriert.
Wen Gedanken kommen, diese einfach nicht beachten und sich wieder auf den Atem zu konzentrieren.
Diese „leere“ hilft besonders dabei, neue und kreative Ideen zu erhalten.
Und es hat auch einen sehr positiven Nebeneefekt als Entspannungs- und Konzentrationsübung.
Wer auch immer hier mit einem einfachen und vor allem effektiven Rezept gegen die Schreibblockade herausrückt, dürfte mit diversen Preisen und Ehrungen zudesch–üttet werden.
Schreibblockaden habe ich eher selten; aber das liegt bei mir daran, dass ich eher selten etwas schreibe. Von daher sind meine Erfahrungen eventuell wenig hilfreich für professionelle Vielschreiber. Sei es drum.
Dem Tipp „trotzdem schreiben“ kann ich mich nur anschließen. Bei mir hilft es oft, mich an dem Schema Stoffsammlung und Gliederung festzuhalten, welches mir noch aus alten Schulzeiten bekannt ist. Selten ziehe ich dass dann wirklich durch; statt dessen geht das meistens nach einiger Zeit in das normale Schreiben über.
Manchmal hilft es auch, in der Mitte des Textes anzufangen, („… halte ich es für das Beste, nicht immer mit dem Anfang anzufangen, welcher immer das Schwerste ist.“ – Bernhard Riemann) und die Einleitung ganz zum Schluss dranzuklatschen. Das Ergebnis ist dann nicht immer so dolle, weil die Einleitung, naja, sich eben drangeklatscht liest, aber immerhin ist es dann fertig.
Was mir auch hilft, ist, andere Texte zu lesen, sei es, um sich Inspirationen zu holen, oder die eigenen Ansprüche zu reduzieren (insbesondere, wenn ich die Texte übermäßig kritisch lese und feststelle, dass andere auch nur mit Wasser kochen – das hilft gegen meine eigenen überzogenen Ansprüche). Außerdem hilft es, insbesondere bei eher zerstreutem Lesen, mich zu entspannen, den Geist mal schweifen zu lassen, und damit die Blockade zu überwinden.
Als gelegendlicher Schreiber sowohl belletristischer wie journalistischer Texte sind mir Schreibblockaden des Typs „ich komme nicht weiter“ durchaus vertraut. Hingegen habe ich kaum Erfahrung mit der “Angst vor dem leeren Blatt” (bzw. dem leeren Bildschirm).
Bei journalistischen Texten hapert es manchmal an fehlenden Fakten, z. B. dem passenden Beispiel – was sich durch gute Recherche vermeiden lässt. (Dass im Redaktionsalltag die Recherchezeit ein knappes Gut ist, ist eine andere Frage.)
Die andere Tücke sind die passenden Formulierungen – auch ohne Perfektionist zu sein, lässt sich lange darüber nachdenken, wie ich „etwas ‚rüberbringe“. Ausreichend Zeit zum Grübeln ist gerade beim tagesaktuellen Journalismus aber genau das, was ich nicht habe. Also ist die Versuchung groß, in die Tonne mit den abgedroschenen Phrasen zu greifen, besonders, wenn in zwanzig Minuten Redaktionsschluss ist. Wenn der Artikel dann auch noch eine bestimmte Mindestlänge haben soll, wird es wirklich knifflig. Das sind sind dann die Momente, in dem die bedauernswerten Kollegen, die z. B. von einer Veranstaltung, etwa einen Sportfest, berichten müssen, den Wettergott, der ein Einsehen hatte, das leibliche Wohl der Zuschauer, an das auch gedacht wurde, oder ähnliche abgedroschene Zeilenfüller ins Spiel bringen.
Letzten Endes muss man als Journalist Blockaden ignorieren; auch auf die Gefahr hin, dass z. B. der Bericht über das Sportfest im Lokalteil am Ende so aussieht, wie Berichte über Sportfeste in Lokalteilen meistens leider aussehen.
Bei kreativen Schreiben, vor allem beim Romanschreibseln, sieht das anders aus. Massiven Termindruck des Typs „Redaktionsschluss in wenigen Minuten“ oder „das muss sofort raus“, gibt es dabei nicht. Auch wenn näher rückende Abgabetermine einen ganz schön unter Druck setzten können.
Der typische Fall, der zur Zwangspause führt, ist jedenfalls bei mir, der gerade fehlende passende Einfall. Eine gute Idee lässt sich nicht herbeizwingen, im Gegenteil: Krampfthafte Ideensuche ist ein wirksamer Kreativitätskiller.
Mein Rezept: ich notiere einige Stichwörter über das, was im Abschnitt, in dem ich nicht weiter komme, stehen soll, z. B. „Dialog: Ehestreit am Frühstückstisch“, und mache mit dem nächsten Abschnitt weiter.
Irgendwann, vielleicht unter der Dusche oder beim Einkaufen, fällt mir schon ein passender Dialog, um die markierte Lücke zu füllen, ein.
Hilfreich bei langen Texten sind, nach meiner Erfahrung, ausführliche Exposés – ausführlich natürlich nur im Vergleich zu den Exposés, mit denen z. B. das Interesse einen Außenlektors für einen Roman geweckt werden soll, die sind ja meistens zweckmäßigerweise nur ein, zwei oder maximal drei Seiten lang. Es ist so etwas wie ein Stadtplan: es zeigt mir, wo das Ziel ist, hilft mir bei der Orientierung, und zeigt auch, welche alternativen Routen es gibt, zum Ziel zu kommen, wenn ich irgendwo nicht weiter komme. Auf keine Fall ist so ein Exposé ein „Navi“ – häpchenweise Vorgaben helfen beim kreativen Schreiben erher nicht; die eigene, vorrausschauende Routenplanung für längere Textabschnitte über das aktuelle Kapitel hinnaus, an dem ich gerade sitzte, ist gefragt. So ein Roman muss auch nicht in der Reihenfolge der Handlungschronologie geschrieben werden – gerade Krimiautoren schreiben oft vom Ende her.
Was immer hilft, ist Routine. Von einem mir persönlich bekannten Autoren aus dem Bereich „Fantasy“ heißt es, er würde weiterschreiben, auch wenn ihm gar nichts einfallen würde, und er hätte schon ganze 800-Seiten-Wälzer mit Einfallslosigkeit gefüllt.
Und dem keineswegs einfallslosen Grusel-Routinier Stephen King sagt man nach: „Stephen King hatte eine Schreibblockade. Das waren die längsten drei Minuten seines Lebens.“
Du schreibst, dass bei Schreibblockaden andere Themen hilfreich sein können. Deine Leser würden Dir oft welche geben. Da will ich nicht hintenan stehen, denn eine Frage geht mir schon länger durch den Kopf. Wenn Du sie interessant findest, hilft sie vielleicht, solltest Du eines Tages doch eine Schreibblockade haben. Die Frage ist folgende: Auf der Erde sieht man regelmäßig Meteorschauer, manche, die jährlich an bestimmten Tagen vorkommen, haben eigene Namen (Leoniden, Perseiden…). Ich habe gelesen, dass an diesen Tagen die Erde die Reste eines Kometenschweifs durchkreuzt; da die Erde sich um die Sonne dreht, passiert das immer zur selben Jahreszeit. Und nun meine Frage: Wie kommt es, dass sich die Kometenschweifreste nicht ebenfalls um die Sonne drehen? Im Vakuum dürfte die Größe der Partikel keine Rolle spielen, wenn sie sich nicht um die Sonne drehen, müssten sie gravitationsbedingt in die Sonne fallen, aber wenn sie sich um die Sonne drehen, würde die Erde sie nicht immer am selben Datum durchkreuzen. Hast Du eine Erklärung für diesen sicher nur scheinbaren Widerspruch?
@Ferrer: „Deine Leser würden Dir oft welche geben.“
Die Liste mit Themen die ich führe (und die auch von Lesern kommen) hab ich im Artikel ja erwähnt. Aber es ging ja gerade darum, dass manchmal eben keines dieser Themen passt.
„Wie kommt es, dass sich die Kometenschweifreste nicht ebenfalls um die Sonne drehen?“
Die Frage verstehe ich nicht. Die Teilchen des Kometenschweifs verteilen sich (vereinfacht gesagt) entlang der Bahn, die der Komet um die Sonne nimmt – und bewegen sich natürlich auch selbst entlang dieser Bahn. Und wenn die Erde diese Bahn kreuzt, gibt es Schauer. Und die Kreuzung erfolgt jedes Jahr zur gleichen Zeit. Der Komet verliert ja nicht nur einmal einen Haufen Staub, der dann als „Klumpen“ um die Sonne kreist, sondern verliert konstant Staub. (Und das würde auch besser auf die Seite „Fragen zur Astronomie“ passen – hier ist das offtopic)
Hallo Florian, interessant, mal etwas aus deinem Arbeitsalltag zu erfahren.
Ich finde, bei dir merkt man vor allem, wie gut du in deiner Materie drin steckst, das ist meist in einem erkennbaren Flow geschrieben, das macht wohl auch die Leichtigkeit deiner Texte aus. Sie wirken wie frei erzählt, quasi aus dem Ärmel geschüttelt.
Ich schreibe so selten, dass sich klassische Schreibblockaden bisher nicht eingestellt haben. Ich schreibe, wenn ich Lust, Zeit und eine Idee habe, wenn nicht, nicht.
Meist lasse ich mir meist viel Zeit mit einer Geschichte. Ich trage sie tage- oder wochenlang mit mir herum und denke ständig darüber nach, überlege, was ich zur Inspiration nochmal lesen/recherchieren könnte, denke mir schonmal erste schöne Formulierungen aus … irgendwann ist die Geschichte dann reif und sie schreibt sich fast von selbst.
Da hilft es natürlich, wenn man gut in der Materie drin ist, so dass man nicht jedes Detail noch nachschlagen muss. Beim Dampier-Artikel habe ich mir selbst verordnet, erstmal alles was ich weiß, frei niederzuschreiben, so wie wenn ich es guten Freunden am Küchentisch erzählen würde. Da zählen dann auch keine kleinen Ungenauigkeiten oder so, man schreibt erstmal in einem Flow die ganze Geschichte auf. Das war schonmal ein Grundgerüst, an dem ich dann weiterfeilen konnte. Das hat sehr gut funktioniert – Auch wenn der Artikel am Ende noch nicht komplett ausgearbeitet war, so war er doch schon spannend geraten und alles entscheidende stand schon drin.
@ Clemens Robbenhaar: Die Einleitung habe ich tatsächlich erst als letztes geschrieben 😉 & Danke für das schöne Riemann-Zitat.
@ MartinM, danke für die Tipps, einiges habe ich auch immer beherzigt, z.B. immer Notizen machen, wenn einem etwas einfällt, und wenn es nur ein paar Dialogzeilen aus dem Nichts sind. Und an Stellen, wo man nicht weiterkommt, erstmal einen Platzhalter zu setzen, hat sich auch als sinnvoll erwiesen.
Ich würde das Thema gern noch vertiefen, hab auch schon überlegt, ob ich mal einen Kurs in kreativem Schreiben belege. Das interessanteste daran finde ich, dass man sich seine Aufgaben nicht immer selbst stellen muss, sonden sie von anderen gestellt bekommt, das ist sicher sehr hilfreich, um auch mit überraschenden Aufgabenstellungen klarzukommen, auf die man selbst so nicht gekommen wäre. Und das feedback ist natürlich hilfreich.
Was ich mich übrigens immer frage: wieso gibt es bei Büchern eigentlich eine Deadline? Warum wird ein Buch nicht einfach veröffentlicht, wenn es fertig ist? Natürlich kann ein bisschen(!) Zeitdruck ganz hilfreich sein, damit man überhaupt fertig wird, aber wenn ich manchmal lese, wieviel künstlichem Zeitdruck Autoren ausgesetzt sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass das der Qualität gut tut.
grz
Dampier
@Dampier: „Sie wirken wie frei erzählt, quasi aus dem Ärmel geschüttelt.“
Das ist auch meistens der Fall – wie gesagt: Ich denke am besten, während ich schreibe.
„Was ich mich übrigens immer frage: wieso gibt es bei Büchern eigentlich eine Deadline? Warum wird ein Buch nicht einfach veröffentlicht, wenn es fertig ist?“
Naja, das sind zwei Gründe. Einmal kriegt man als Autor vom Verlag einen Vorschuss und dafür will der Verlag auch sichergestellt wissen, dass er am Ende dafür ein Manuskript kriegt. Deswegen steht in den Verträgen eben ne Deadline drin. Und dann gibt es in der deutschen Buchwelt die beiden großen Messen in Leipzig und Frankfurt und deswegen werden neue Bücher auch meistens im Frühling und Herbst veröffentlicht. Und darum müssen die Bücher dann halt auch enstprechend fertig werden. Falls du natürlich irgendein großer Bestsellerautor bist, kannst du dir Zeit lassen so viel du willst…
@Dampier
„Was ich mich übrigens immer frage: wieso gibt es bei Büchern eigentlich eine Deadline?“
Weil Verlage ihr Verlagsprogramm planen müssen – die Zahl der Bücher pro Jahr oder (in der technischen Literatur) pro Semester ist begrenzt, die Möglichkeiten der Werbung etc. auch; man will auch nicht zwei ähnliche Bücher zeitgleich veröffentlichen, die sich dann womöglich gegenseitig Konkurrenz machen usw.
Zum Thema:
Ein meiner Ansicht nach wichtiger Aspekt – gerade bei Studis, die irgendwelche Abschlussarbeiten schreiben müssen – ist das Vermischen zweier ganz unterschiedlicher Tätigkeiten, die in der Wissenschaftsschreibe dazugehören. Das eine ist die Frage: Wie ist die logische Abfolge, was muss ich in welcher Reihenfolge (und mit welcher Motivation etc) erzählen? Das andere ist das eigentliche Formulieren der Sätze.
Gerade bei schwierigen Texten lohnt es sich oft, das zu entkoppeln – und oft merkt man dann, dass man die Sätze nicht vernünftig hinschreiben konnte, weil man sich über den logischen Fluss oder Erzählfluss noch gar nicht klar war.
Just my 2 cents:
Ich kenne das Problem als Musiker bei der Komposition und Improvisation. Mir hilft es immer, dem inneren „Zensor“ für eine Weile „Shut up!“ zu sagen:
“ Writer’s Block Instant Cure
Give yourself permission to write GARBAGE:
https://www.youtube.com/watch?v=rcKtcXbjwD4
@Florian @MartinB, danke für die Info. Sachzwänge – hätt ich mir auch denken können 😉
Im Wikipedia-Artikel* wird noch ein guter Punkt aufgeführt:
Ursachen (…)
Eine unzureichende oder falsche Vorstellung von einem künftigen Leser.
Ich find es immer sehr hilfreich zu wissen für wen ich schreibe. Wenn man seine Community kennt, hat man kein Problem mit der Ansprache des Publikums. Wenn man aber einen ambitionierteren Text schreiben will, über dessen Verwendung man sich noch nicht im Klaren ist, wird es auf einmal sehr schwer, einzuschätzen, wie man den Leser ansprechen soll, wie weit man ihn einbeziehen bzw. wo man ihn abholen soll … das fand ich immer sehr schwer und das ist ja eine sehr grundlegende Entscheidung, die den Text auch prägt. Aber ok, meist schreibt man dann trotzdem einfach drauflos.
Wichtig ist wirklich die Geschichte. Dass man etwas zu erzählen hat.
@Florian
Wie wäre es mit einem Thread für Themenvorschläge? (Sollte ich einen solchen übersehen haben?). Wo Leser auf gute Geschichten hinweisen können.
grz
Dampier
*Habe mir erlaubt, das aufschlussreiche Paper von Dennis Upper in der Literaturliste zu verlinken.
@Dampier: „Wie wäre es mit einem Thread für Themenvorschläge? (Sollte ich einen solchen übersehen haben?). Wo Leser auf gute Geschichten hinweisen können.“
Themen kann man mir immer zB per Mail vorschlagen. Aber am Problem der Geschichtenblockade ändert das auch nichts. Egal wie voll der Kleiderschrank ist: Man kann immer davor stehen und sich denken, dass man nichts anzuziehen hat.
Ich würd nicht schreiben wenn ich keine Lust habe.
Ich mache Musik und kenne das auch. Ich warte dann einfach bis das feeling wieder passt und schalte bei einer Runde Pc oder meiner Bong ab lol 😀
Als Softwareentwickler habe ich gelernt, das eine Schreibblockade bei mir immer ein Zeichen dafür ist, dass ich ein Problem noch nicht genug verstanden habe. Die amorphe Ideenwolke ist noch nicht genug strukturiert und da hilft es nur, sich noch mal ganz weit zurück zu lehnen, Abstand zu gewinnen und meist auch die bisherigen Annahmen zu hinterfragen. Manchmal zeigt sich dann sogar, dass die bisherigen Annahmen gar nicht falsch waren, sondern einen nur das Gefühl gelähmt hat, sie könnten falsch sein.
Sobald die nächsten Schritte wieder klar sind, ist auch der Schwung wieder da.
Pass mal auf, wenn dein erstes Album durch die Decke geht, und dein Label dich zwingt, einen würdigen Nachfolger zu produzieren … 😉
Pass mal auf, wenn dein erstes Album durch die Decke geht, und dein Label dich zwingt, einen würdigen Nachfolger zu produzieren
Ich hab nen Hammertrack geschrieben der garnichtmehr zu toppen ist und keinen interessierts lol !
Aber ich will hier keine Eigenwerbung machen !
Warum gehen sie nicht einfach mal durch die Stadt und holen sich Inspiration in einem Modegeschäft ?
Ich bau Schreibblockaden ab indem ich mich frage:
Warum schreibe ich das jetzt und warum will ich gerade nicht ? Die Antwort auf diese Fragen ist dann meist auch schon der Hinweis, was zu tun ist um die Blockade zu beheben. Man muss nur aufpassen, dass man nicht in die Prokrastrinationsfalle (cooles wort) tappt 🙂
Hier eine kleine Inspiration von Cees Nooteboom (Licht überall, Suhrkamp) . . . ..
Die wir nicht sind
Die wir selber sind.
Der über den Worten ist
Der in den Worten ist.
Der neben dem Gedanken ist
Der der Gedanke ist.
Wer legt die Spur
In den weißen Sand
Eines Blattes?
Wer legt sie aus?
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Meinen Dank an den Eulenspiegel Lyrikkasten . . . ..