Heute, am 26. Mai 2021, findet eine Mondfinsternis statt. Davon wird man hier bei uns aber wenig mitbekommen. Der Mond wird zwischen 11.45 und 14.53 MESZ durch den Schatten wandern, den die Erde ins All wirft. Da steht der Mond bei uns aber gar nicht am Himmel, sondern tief unter dem Horizont. Eine Mondfinsternis kann es ja nur geben, wenn die Erde genau zwischen Sonne und Mond steht. Was wiederum bedeutet, dass eine Mondfinsternis nur stattfinden kann, wenn Vollmond herrscht. Und ein Vollmond geht immer bei Sonnenuntergang auf und bei Sonnenuntergang wieder unter. Das heißt: Bei uns gibt es nichts zu sehen. Wer sich aber zufällig in Japan, Australien, in Nord/Südamerika oder irgendwo im Pazifik befindet, kann aber nach Einbruch der Dunkelheit durchaus einen Blick auf den Mond werfen und wird ihn teilweise verfinstert sehen.

Was aber nicht heißt, dass man den Mond heute komplett ignorieren sollte. Denn ein Vollmond ist immer hübsch, egal ob er zwischenzeitlich verfinstert wird oder nicht. Heute ist ja – zumindest hier im Osten von Österreich, wo ich diesen Text gerade schreibe – das Wetter ausnahmsweise recht ansehlich und es ist mit einer halbwegs klaren Nacht zu rechnen. Wenn dann so ein Vollmond über dem Horizont aufgeht, ist das ein durchaus beeindruckender Anblick. Er erscheint dann überraschend groß; einerseits aufgrund einer optischen Täuschung. Andererseits aber zumindest heute auch aufgrund einer astronomischen Besonderheit: Die Bahn des Mondes um die Erde ist kein Kreis, sondern eine Ellipse. Das heißt, der Abstand zwischen Erde und Mond ändert sich im Laufe eines Monats. Der erdnächste Punkt der Mondbahn befindet sich 363.296 Kilometer entfernt; zumindest im Mittel. Denn die Bahn des Mondes ist nicht fix; sie verändert sich im Laufe der Zeit leicht und deswegen kann der erdnächste Punkt auch bis auf 356.400 Kilometer an die Erde heranrücken – oder sich bis auf 370.300 Kilometer entfernen. Vollmond kann es im Prinzip zu beliebigen Zeiten während des Mondumlaufes geben. Aber ab und zu wird es vorkommen, dass der Mond gerade im erdnächsten Punkt seiner Bahn steht, wenn gerade Vollmond herrscht.

Die Größe des Mondes im erdnächsten und erdfernsten Punkt (Bild: Tomruen, CC-BY-SA 3.0)

Genau das ist heute Abend der Fall. Der Abstand zwischen Erde und Mond wird 357.311 Kilometer betragen. Das ist näher als der Durchschnittswert, aber nicht so nahe, wie der Mond uns theoretisch kommen könnte. Ich würde das alles gar nicht so im Detail erklären – aber da die Medien wieder mal ein klein wenig hysterisch geworden sind und eine „Supermond!!!!“-Schlagzeile nach der anderen rauswerfen, sind ein paar Erklärungen durchaus angebracht. Seit ein paar Jahren wird jedesmal bei einem Vollmond in Erdnähe ein medialer Rummel veranstaltet, der mir ein bisschen rätselhaft ist.

Natürlich bin ich als Astronom absolut dafür, dass man zum Himmel schaut. Ein Vollmond ist dafür ein guter Anlass und es gibt durchaus einiges an spannender Wissenschaft, die man über den Mond erzählen kann. Aber die einschlägigen Berichte beschränken sich darauf, irgendwelche Superlative zu finden um zu beschreiben, wie „Wow!“ das ganze sein wird; welch ein „Spektakel“ zu erwarten ist, und so weiter. Und das finde ich dann nicht mehr ganz so toll. Denn je mehr der „Supermond“ medial gehypt wird, desto größer kann am Ende die Enttäuschung sein, wenn man „nur“ einen Vollmond am Himmel sieht, der einfach nur ein Vollmond ist und keine Anstalten für irgendein dramatisches „Spektakel“ macht. Übrigens: Die Astronomie hat mit dem Konzept des „Supermond“ nichts am Hut. Das ist kein Fachbegriff, den wir verwenden und wir haben ihn auch nicht erfunden. Sondern ein Astrologe, Ende der 1970er Jahre.

Wenn ein Vollmond in Erdnähe stattfindet, erscheint er uns tatsächlich größer und heller. Wenn man aber nicht daran gewöhnt ist, den Mond regelmäßig zu beobachten, dann wird man den Unterschied zum „normalen“ Vollmond kaum erkennen. Auch wenn er, von den ganz aufgeregten Medien, als „Super-Blumen-Blutmond“ bezeichnet wird. Neben dem „Supermond“ haben die Medien ja auch mittlerweile die folkloristischen Mondnamen aus der Esoterik des frühen 20. Jahrhunderts entdeckt. Wolfsmond, Schneemond, Sturmmond, und so weiter – und jetzt eben der „Blumenmond“.

Ich habe in einem früheren Artikel folgendes geschrieben:

Es ist natürlich schön, wenn Menschen so prominent und so oft aufgefordert werden, sich mit dem Mond und dem Himmel zu beschäftigen. Es lohnt sich, nachts zum Vollmond zu schauen! Aber es ist weniger schön, wenn das von so einer absurden Hysterie begleitet wird. Dem Hype um “Supermond”, “Blutmond” oder “Super-Wolfsmond” kann der arme reale Mond vermutlich gar nicht gerecht werden. Und wenn die Öffentlichkeit alle paar Wochen aufgefordert wird, so ein “einzigartiges Himmelsspektakel” zu betrachten, dann wird sich irgendwann Ernüchterung einstellen. Das fände ich schade – denn der Mond hat es verdient betrachtet zu werden!

Und das sehe ich immer noch so. Ein „Supermond“ ist weder besonders dramatisch, noch besonders selten. Zwischen zwei „Supermonden“ vergeht höchstens ein bisschen mehr als ein Jahr. Es kann aber auch bis zu drei Supermonde pro Jahr geben. Was 2021 ja auch der Fall ist: Wir hatten erst im April einen „Supermond“ (ein „Pink Moon“, für alle die es wissen wollen). Und im Juni wird es schon wieder passieren. Da werden wir dann von einem „Super-Erdbeermond“ lesen können oder einem „Super-Donnermond“… oder was den Medien sonst noch so einfällt.

Ich weiß nicht, warum mich diese „Supermond“-Hysterie in den Medien so sehr ärgert. Vielleicht deswegen, weil ich die Astronomie wirklich gerne habe. Und all diese Berichte genaugenommen nichts mit Astronomie zu tun haben. Ein astronomisches Phänomen wird hier schlicht und einfach nur als Click-Bait missbraucht. Das hat die Astronomie nicht verdient!

8 Gedanken zu „Mondfinsternis und Supermond: Was sich zu beobachten lohnt (und was nicht)“
  1. Ich habe letztens einen Feenregen beobachtet. Voll schön und ganz selten. Danach glitzert alles, als wäre es ganz nass und dann bin ich raus und genau das war es auch, nass.

  2. Bei uns gibts jedenfalls heute einen Wolkenmond, und zwar einen Super-Wolkenmond. Vielleicht sogar einen Super-Wolkenbruchmond.

    Aber mal im Ernst, egal ob Super- oder Normalmond: Mich beeindruckt am meisten, wenn der Mond im Spätsommer nach einem heißen Tag über den abgeernteten Feldern aufgeht. Es ist noch recht hell und durch den Staub in der Luft hat der Himmel einen leichten Rotschimmer. Der Mond sieht aus wie ein riesiger roter Ballon, der sich langsam über den Horizont hebt. Alles ist still, nur die Grillen zirpen und gelegentlich flattert eine Fledermaus vorbei. Es gibt kaum eine Zeit, die mehr Ruhe und Frieden ausstrahlt.

  3. Wenn süß das Mondlicht auf den Hügeln schläft ist ein deutscher Spielfilm von Wolfgang Liebeneiner aus dem Jahr 1969. Als Vorlage diente der gleichnamige Roman des britischen Autors Eric Malpass. Er setzt die erste Romanverfilmung Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung von Kurt Hoffmann über das Leben der Familie Pentecost fort.

  4. Der Mond als Testobjekt für Digitalcameras.
    Was ist besser, eine Kamera kombiniert mit einem Supertele oder kombiniert mit einem kleinen Refraktor + Adapter.
    Nach Auskunft von Fotografen liefert der Refraktor die bessere Auflösung. (bei etwa gleichem Preis)
    Das hat mich dann bewogen auch mal die Reisekameras zu testen. Bei klarem Himmel zum Mond gerichtet bei gleichen Ausgangsbedingungen.
    Das Ergebnis zuerst, eine 12 Jahre alte Canon mit 10 fach Zoomobjektiv hatte die besten Ergebnisse, gemeint ist die Auflösung.
    Eine Fuji mit größerem Sensor , aber nur 4,5 fach Zoom war schlechter. Genauso eine Spiegelreflexcamera auch nur mit 4,5 fach Zoom war nicht besser.
    Fazit: Der große optische Zoom war entscheidend.
    Mittlerweile gibt es Reisekameras mit bis zu 30 fach Zoom. Ergebnis. Die Bildqualität nimmt wieder ab, wahrscheinlich weil die meisten Leute ab 10 fach Zoom die Bilder verwackeln.
    Also: testet mal eure Kameras am Mond, kann man auch bei Tageslicht, der Mond lügt nicht.

  5. Der Hype um den „Supermond“ kommt sicherlich daher, dass „Nachrichten“ heutzutage mehr Geld einbringen, je öfter sie angeklickt werden. Und da geht „Super“ in der Schlagzeile eben immer. Egal, was es ist.

  6. Verstehe auch nicht, was die Esos mit dem Mond haben. Würde Ihnen gerne ein One-Way-Ticket dorthin geben, wenn ich nicht wüsste, dass solche „interessanten“ Menschen dafür eh zu feige sind.

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