Heute Abend vor 5 Jahren, am 18. Mai 2015 bin ich das erste Mal gemeinsam mit den Science Busters auf der Bühne gestanden. Die Show damals hieß „Bestialisches Weltall“ und soweit ich mich erinnere, hab ich von Vampirsternen erzählt, von der Suche nach extrasolaren Zombies, habe Meteoriteneinschläge nachgespielt und einen Kometen gebastelt. Mein Bühnenpartner damals war – neben Martin Puntigam – Heinz Oberhummer, der von der „Todesblase“ im Universum berichtet hat, von Steppenwolf-Planeten und dann natürlich gleich auch in seiner unvergesslichen Art und Weise „Born to be wild“ von Steppenwolf auf der E-Gitarre performt hat.
Es war ein sehr cooler Abend, der mit einer Geburtstagsfeier geendet hat (am 19. Mai 2015 wurde Heinz 74 Jahre alt). Am nächsten Tag musste ich dann gleich früh morgens weiter zu einem Vortrag nach Stuttgart und ich habe definitiv nicht damit gerechnet, dass dieser Abend ein wenig später mein ganzes Leben ziemlich durcheinanderwerfen wird. Der Auftritt vor 5 Jahren war vorerst als einmalige Sache geplant bzw. hätten erst in den nächsten Jahren mehr solcher Auftritte folgen sollen. Aber als sich dann im Herbst nicht nur heraus gestellt hatte, dass der Physiker Werner Gruber (neben Heinz Oberhummer und Martin Puntigam Teil der bisherigen Stammbesetzung) in Zukunft nicht mehr bei den Science Busters mitarbeiten wird sondern auch aus gesundheitlichen Problem sehr spontan nicht an der damals gerade gestarteten neuen Tour teilnehmen konnte, musste ich meinen Terminkalender ebenso spontan umorganisieren. Mit nicht allzu viel Vorwarnzeit bin ich mit Heinz und Martin auf Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz gefahren um die Show „Das Universum ist eine Scheißgegend“ auf die Bühne zu bringen.
Es war eine sehr steile Lernkurve. Ich hab zwar durchaus auch damals schon viel Erfahrung mit der allgemeinverständlichen Präsentation von Wissenschaft gehabt; habe Vorträge gehalten, Bücher geschrieben, und so weiter. Aber die Science Busters sind eben nicht nur Wissenschaftsvermittlung sondern Wissenschaftsvermittlung UND Theater UND Kabarett. Das ist etwas ganz anderes, als sich irgendwo alleine hinzustellen und über Astronomie zu reden. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren viel über Dramaturgie gelernt; darüber wie Dinge auf einer Bühne funktionieren und dass es nicht nur darauf ankommt, Wissenschaft verständlich zu vermitteln sondern dass es auch eine enorm große Rolle spielt, WIE man sie vermittelt. Dass es zum Beispiel sehr viel besser funktioniert, wenn man keine Monologe abliefert sondern Dialoge führt. Dass es nicht nur wichtig ist, Experimente u.ä. zur Veranschaulichung von Wissenschaft einzusetzen sondern man sich auch intensiv Gedanken darüber machen muss, WIE die Experimente sichtbar gemacht werden. Es nützt gar nichts, wenn ich als Vortragender irgendwas mache und nur die Leute in der ersten Reihe des Publikums halbwegs sehen, was abgeht. Wir haben bei den Science Busters schon jede Menge sehr coole Experimente verworfen, weil es nicht möglich war, sie so zu präsentieren das wirklich das ganze Publikum sehen kann, was es zu sehen gibt. Wenn man Dinge zeigen will, muss man sie auch wirklich zeigen, lange und ausführlich genug zeigen und für alle sichtbar zeigen – ansonsten ist es besser, wenn man sie gar nicht zeigt. Das war eine der wichtigen Lektionen die ich bei den Science Busters gelernt habe; eine andere betrifft den Wert des Visuellen.
Man muss sich wirklich, wirklich nicht nur viele Gedanken darüber machen was man sagt, sondern auch was dabei zu sehen ist. Bei den üblichen wissenschaftlichen (und populärwissenschaftlichen) passiert das nur sporadisch. Meistens sieht man auf den Powerpoint-Folien (hört auf Powerpoint zu benutzen!!) genau den Text, den man gleichzeitig auch vorgetragen bekommt. Dazwischen jede Menge Bilder, die zu klein sind, zu kurz zu sehen sind oder der Zielgruppe nicht angemessen sind. Was zwar wie gesagt leider üblich ist, deswegen aber noch lange nicht sinnvoll. Früher habe ich meine Vorträge genau so gehalten (man bekommt es ja auch nicht anders beigebracht oder vorgezeigt). Mittlerweile verwende ich fast mehr Zeit auf das Visuelle als auf den Rest meiner Vorträge. Bei den Science Busters gehören deswegen auch extra VJs zum fixen Team deren Job nur darin besteht, passende Bilder, Videos uä aufzubereiten, zu erstellen und entsprechend dem was gerade auf der Bühne passiert live einzuspielen. Man unterschätzt massiv welchen Einfluss das hat und wie sehr schlechte Visuals eine erfolgreiche Wissensvermittlung sabotieren können.
Ich habe in den letzten fünf Jahren noch viel mehr gelernt; über Theater und Fernsehen; über Medien und so weiter. Die Science Busters nehmen mittlerweile einen großen Teil meiner Arbeit ein (gerade zwar nicht weil alle Auftritte abgesagt sind, aber irgendwann werden wir unsere neue Show hoffentlich wieder aufführen). Es ist eine extrem interessante Arbeit und ich bin froh, dass ich die Gelegenheit dazu bekommen habe. Vor allem aber bin ich froh über all die Menschen die ich dabei kennengelernt habe. Heinz Oberhummer, der leider im November 2015 gestorben ist, mit dem ich bis dahin aber noch auf der Bühne stand und von dem ich viel gelernt habe. Ebenso wie von Martin Puntigam – und all den neuen Kolleginnen und Kollegen die seitdem Teil der Science Busters geworden sind.
Ich hoffe sehr, dass irgendwann wieder ein normaler Theaterbetrieb möglich ist. Es gibt noch so viel zu erzählen über die Wissenschaft und die Science Busters warten nur darauf, es euch zu erzählen!
Gratulation, und danke für viele gute Shows.
Hab es leider noch nicht geschafft, Dich (bzw. euch) live zu sehen, aber ehrlich gesagt lag das eher an dem üblichen „naja gerade ist schlecht, das nächste mal!“ vor-mir-her-schieben als an wirklichen Hindernissen.
Insofern ist vielleicht auch einer der wenigen positiven Nebenaspekte dieser Krise, dass ich beim nächsten mal, wenn sich die Chance bietet, die auch wirklich nutze 🙂