So eine abgesagte Science-Busters-Tour ist ganz schön anstregend! Wo ich momentan überall nicht hin muss! Zuerst war ich nicht in Wildon, dann nicht in Wien, danach nicht in Passau und nicht in München und letzte Woche auch nicht in Ingolstadt. Heute muss ich schon wieder nicht irgendwo hin und zwar nach Grafenwörth. Dabei hab ich mich wirklich schon sehr darauf gefreut; Grafenwörth liegt gleich in der Nähe meiner alten Heimatstadt Krems an der Donau und es wäre eine schöne Gelegenheit gewesen meine Familie mal wieder zu treffen. Aber so wie an all die anderen Orte komme ich nun halt nicht dorthin – was mich aber dennoch nicht davon abhält so wie in den letzten Wochen darüber zu schreiben, was man wissenschaftlich in Grafenwörth erleben kann, auch wenn die Science Busters gerade nicht da sind.

Und da hat mich der kleine Ort im Weinviertel vor eine harte Aufgabe gestellt… Die Marktgemeinde hat nur wenig mehr als 3000 Einwohner. Dort gibt es keine Uni, keine Forschungseinrichtung und auch wenn dort ein berühmter Maler, ein bekannter Dicher aus dem Mittelalter, eine beeindruckende Frau und diverse Politiker geboren sind, ist Grafenwörth eher dünn mit Persönlichkeiten aus der (Natur)Wissenschaft ausgestattet. Dafür kann der Ort natürlich nix; es können ja nicht überall Unis rumstehen und schön ist es dort trotzdem. Und wenn man ein wenig genauer schaut findet man dort durchaus Wissenschaft und zwar genau die Art über die wir heute auch in unserer Show Global Warming Party gesprochen hätten.

Im Jahr 2002 hat man in Grafenwörth sehr eindrücklich erfahren was dank der Klimakrise noch viel öfter erfahren werden wird: Nämlich dass so ein Klimawandel nicht nur heißt „Alles wird immer wärmer“. Sondern „Alles wird immer extremer“. Der Klimawandel, der ja gerne auch „Globale Erwärmung“ genannt wird, hat zwar damit zu tun, dass es wärmer wird. Aber daraus zu schließen, dass es dort wo es bis jetzt eher frisch war, nun immer schön sommerlich warm sein wird, ist definitiv zu kurz gedacht. Es ist nicht damit getan, den Wintermantel gegen die Badehose zu tauschen und mehr Bier kalt zu stellen. Klimawandel heißt nicht das wir uns auf einen immerwährenden Sommer freuen können…

Erstmal erwärmt sich die Erde überall und dort wo es jetzt schon heiß ist, wird es lebensfeindlich heiß. Und selbst bei uns in den gemäßigten Breiten wird es nicht einfach nur konstant um x Grad wärmer. Eine wärmere Atmosphäre ist eine Atmosphäre in der mehr Energie steckt als zuvor. Das heißt, alles was in der Atmosphäre abläuft, läuft potenziell heftiger und dramatischer ab. Ereignisse wie Wirbelstürme, Hurrikans, Dürren, und so weiter die früher selten waren werden dadurch häufiger. Was auch für und ganz besonders für die Niederschläge gilt. Je wärmer die Luft wird, desto mehr Feuchtigkeit kann sie speichern. Wenn es regnet, regnet es also dank Klimawandel heftiger als vorher. Was die Chance auf große Überschwemmungen erhöht.

So sah es 2013 im Paradiespark von Jena aus. Da wo sonst Wiese und Wege sind, war nur noch Wasser…

Genau so etwas hat Grafenwörth (und den Rest des an Donau, Elbe und ihren Flusssystemen gelegenen Orten) im Jahr 2002 erlebt. Im August regnete es tagelang und die Flüsse traten über die Ufer. Grafenwörth, zwischen Donau und Kamp gelegen, traf es hart. Der Ort wurde überflutet (hier gibt es ein paar Fotos). Die Sache mit der Klimakrise ist komplex; genau das ist ja das Problem. Genau so wenig wie „Es wird immer wärmer“ eine korrekte Beschreibung der Situation ist, ist das „Es wird immer mehr Hochwasser geben“. Für bestimmte Orte ist das der Fall und Grafenwörth gehört da dazu; genau so wie der Rest von Mittel- und Nord/Westeuropa. In Südeuropa wo es sowieso schon trocken ist, wird es durch die Erwärmung noch trockener; das Bodenwasser verdunstet und die großen Niederschläge bleiben aus (siehe zum Beispiel hier oder hier/hier).

Wenn man die Klimakrise in einem Satz zusammenfassen muss, dann ist vermutlich „Alles wird immer extremer“ wirklich die beste Wahl. Dem „Jahrhunderthochwasser“ im Jahr 2002 folgte übrigens ein schweres Hochwasser 2009 und ein noch viel dramatischeres Hochwasser in Mitteleuropa im Jahr 2013

Und was man in dem Zusammenhang auch gerne ignoriert: Die Klimakrise wird teuer! Die Kosten die durch die Katastrophen entstehen werden steigen und die Kosten die man hat um Schutzmaßnahmen zu ergreifen (zum Beispiel um Überschwemmungen zu verhindern) steigen ebenfalls. Kurzfristig mag es uns billiger erscheinen wenn wir nichts in Sachen Klimaschutz unternehmen, vor allem nichts was etwas kostet. Langfristig kommt es uns aber günstiger, wenn wir so schnell wie möglich alle nötigen Maßnahmen ergreifen um die Klimakrise abzuschwächen.

Nur ganz wenig kosten übrigens die Tickets für die Science-Busters-Shows. Wenn man sie denn kaufen kann, was derzeit aber nicht möglich ist, weil alles abgesagt ist. Ihr werdet daher – ganz kostenlos – auch weiterhin hier im Blog lesen können wo wir überall nicht auftreten. Als nächstes auf dem Tourplan steht eine Show in Salzburg. Die überraschenderweise noch nicht offiziell abgesagt ist; es würde mich aber enorm wundern, wenn wir dort am 15. April auftreten würde. In Österreich sind die Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie derzeit bis Ostern, als 12. April, festgelegt. Aber ich gehe fest davon aus, dass diese Maßnahmen im Laufe der nächsten Woche verlängert werden. Und wenn ich dann nicht in Salzburg sein werde, könnt ihr hier wieder lesen, was dort in Sachen Wissenschaft so abgeht.

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Die abgesagteste Tour des Wissenschaftskabaretts

5 Gedanken zu „Klimakrise und Hochwasser: Die Science Busters kommen nicht nach… Grafenwörth“
    1. @:) DIe SHow in Grafenwörth? Also stattgefunden hat sie ja nicht 😉 Ob sie nachgeholt wird, wird sich zeigen. Es ist naturgemäß schwierig momentan. Es muss ja nicht nur diese eine SHow umgeplant werden sondern ALLE Shows bis zur Sommerpause. Und nicht nur wir müssen umplanen, sondern ALLE KünstlerInnen tun das. Deswegen haben die Theater ziemlich viel zu tun. Alles was bekannt ist in Sachen Verschiebung wird immer hier veröffentlicht: https://sciencebusters.at/termine/

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