Die Weihnachtsfeiertage nähern sich und damit auch die Zeit, in der man viel Zeit mit der Familie und Freunden verbringt. Und damit man sich bei diesen Treffen nicht langweilt oder gar streitet, möchte ich euch heute zwei Bücher vorstellen, die garantiert jede Menge interessanten Gesprächsstoff für lange Diskussionsabende im Kreis der Familie liefern 😉
Weihnachten mit Markov-Ketten und Spieltheorie
„Man kann Weihnachten auch feiern, ohne über Mathematik zu reden. Aber ich wüsste nicht, warum man das tun sollte.“ So in etwa lautet das Motto von „The Indisputable Existence of Santa Claus“. Geschrieben haben dieses großartige Buch die Mathematikerin Hannah Fry und ihr Kollege Thomas Oléron Evans.
Dass Mathematik nicht nur überall in unserem Leben eine Rolle spielt, sondern auch noch enorm faszinierend ist, sollte sich unter der Leserschaft meines Blogs mittlerweile herum gesprochen haben. Und das gilt ganz besonders dann, wenn es um Weihnachten geht. In diesem Buch geht es nicht um die eh schon abgedroschenen Geschichten á la „Wie schnell muss der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten durch die Gegend fliegen, um alle Pakete in einer Nacht ausliefern zu können“. Stattdessen gibt es eine hervorragende Anleitung, um mit Hilfe der Mathematik ein perfektes Weihnachtsfest feiern zu können. Wie organisiert man zum Beispiel eine vorweihnachtliche Wichtelrunde, so dass wirklich niemand weiß, welche Geschenke von wem kommen? Wie verteilt man Kuchen so, dass sich niemand übervorteilt fühlt (und wem das jetzt trivial vorkommt, dem sei gesagt: Diese Disziplin beinhaltet einige der erstaunlichsten mathematischen Aussagen die ich bis jetzt gehört habe!). Wie verpackt man Geschenke, um möglichst wenig Papier dabei zu verschwenden.
Die Themen sind natürlich stark an den britischen Weihnachtstraditionen orientiert. Das schmälert aber nicht das Vergnügen an den mathematischen Geschichten! Es ist zum Beispiel höchst erstaunlich, wie komplex und gleichzeitig faszinierend die nötige Mathematik ist, wenn man Christmas Crackers so streitfrei wie möglich explodieren lassen möchte. Und besonders grandios ist das Kapitel, in der Fry und Evans mit Markow-Ketten einen Algorithmus entwickeln, mit dem sich die traditionelle Weihnachtsansprache der Queen automatisiert schreiben lässt (und natürlich befindet sich im Buch auch gleich die entsprechende Rede abgedruckt).
Nach der Lektüre dieses Buches wünscht man sich fast, man könnte jeden Tag Weihnachten feiern. Aber wie Fry und Evans vorrechnen, ist das keine gute Idee. Der Traum täglicher Weihnachten führt nämlich überraschend schnell in eine postapokalyptische Horrorwelt voll Zerstörung und Düsternis…
Was wäre wenn und müssen wir dann alle sterben?
Das zweite Buch, mit dem sich hervorragend lange Familienabende überstehen lassen, ist „Bald!: 10 revolutionäre Technologien, mit denen alles gut wird oder komplett den Bach runtergeht“ (im Original: „Soonish: Ten Emerging Technologies That’ll Improve and/or Ruin Everything“) von Kelly und Zach Weinersmith. Wer die SMBC-Comics liest (Und falls nicht: Ändert das! Schnell!), dem muss man das Buch kaum mehr groß vorstellen. Seit Jahren zeichnet/schreiben die beiden dort über Wissenschaft und das auf eine so skurrile und witzige Art und Weise, das man sie nur erleben, aber kaum erklären kann.
In ihrem Buch findet man genau diese skurril-witzigen Comics; diesmal aber mit viel mehr Text und Hintergrundinformationen, die wirklich in die Tiefe gehen (Leseproben gibt es hier). Die beiden haben sich den Bereichen in der Wissenschaft gewidmet, die (vielleicht) sehr bald unser Leben dramatisch verändern könnten. Das Spektrum reicht von CRISPR-Methode der modernen Genetik (und man findet im Buch die meiner Meinung nach beste UND lustigste Erklärung dieses gentechnischen Superwerkzeugs) bis hin zu Asteroidenbergbau und dem Weltraumlift. Es geht um die Frage, wie sich die Menschheit in Zukunft ernähren wird (und wie man Menschenfleisch per 3D-Drucker produziert), um (Killer)Roboter, Krankheiten (und deren Heilung), geklonte Mammuts und eigentlich alles, was man gerne in weihnachtlicher Familienrunde diskutieren möchte!
„Bald!“ ist genau die Art von Buch, die man nicht nur haben, sondern auch an so viele Leute wie möglich verschenken möchte. Es ist klug, witzig und durch die Zeichnungen der beiden Autoren auch sehr viel außergewöhnlicher als andere Wissenschaftsbücher. Man lernt etwas über wissenschaftliche Phänomene von denen man bisher nicht mal wusste, dass es da etwas zu lernen gibt und merkt vor lauter Faszination und Amüsement nicht einmal, dass man gerade etwas lernt! Wenn ihr noch ein Last-Minute-Weihnachtsgeschenk sucht: Dieses Buch ist perfekt dafür!
Hu – fast vergessen: Natürlich ein klein wenig noch perfekter als Geschenk und auch für alles andere, ist selbstverständlich das aktuelle Buch meiner Science-Busters-Kollegen und mir „Warum landen Asteroiden immer in Kratern?“.
Also, der Zug für Buchgeschenkeinkäufe ist spätestens Anfang Dezember abgefahren. Der gestresste Schenkende und die wunschbewusste Beschenktengemeinde planen vor.
Leider komme ich mit so einer Titelgruppe auch nicht bei denen an. Die einen lesen Esotherik und „Alles von Förster Peter Wohlleben“, die anderen Jeden-Krimi-dieser-Welt, besonders die europäisch-nordischen. Aber macht ja nichts, wir nehmen immer noch vom Stapel.
Allen, die wollen, eine schöne Weihnachtszeit und einen ruhigen Rest des Jahres!
[…] kommt immer näher. Und damit auch die Suche nach passenden Geschenken. Ein paar Bücher habe ich ja schon empfohlen. Aber was, wenn man in letzter Minute noch ein Geschenk braucht? Dann […]
Warum nicht auch eine wissenschaftlich-fiktionale Hörspielempfehlung. Ich kenne es noch nicht, aber ab Weihnachten läuft im wdr „Die drei Sonnen“ (https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/spezial/hoerspiel-die-drei-sonnen-100.html)
Das klingt zumindest spannend und wird sicher für einige Autofahrten reiche.
@Braunschweiger: Was mich an Försteer Wohlleben stört, ist seine Omnipräsenz. Zuerst war ich froh, dass spannender botanischer kalter Kaffee (ich meine in den frühern 90ern von den ersten Untersuchungen zum Thema gehört zu haben), aber jetzt ist er selber und 20 weitere Autoren auf Pflanze-Pflanze, Pflanze-Pilz usw. Interaktionen aufgesprungen. Das nervt.