Es gibt Neuigkeiten von ‚Oumuamua! So heißt der Himmelskörper der in den letzten Wochen die Astronomen und die Öffentlichkeit fasziniert. Wie ich hier und hier schon sehr ausführlich erklärt habe, handelt es sich bei diesem Asteroid um die erste Beobachtung eines Objekts das aus einem anderen Sonnensystem zu uns gekommen ist. Es ist ein interstellarer Asteroid der vor Millionen oder Milliarden Jahren aus einem anderen Planetensystem geschleudert wurde und auf seinem Weg durch den interstellaren Raum nun dem Sonnensystem einen kurzen Besuch abstattet. In diesem kurzen Zeitraum; diesen wenigen Monaten in denen ‚Oumuamua von den Astronomen studiert werden kann, versucht man natürlich so viele Daten wie möglich über dieses einzigartige Objekt zu gewinnen.

Künstlerische Darstellung von 'Oumuamua (Bild: ESO/M. Kornmesser)
Künstlerische Darstellung von ‚Oumuamua (Bild: ESO/M. Kornmesser)

Michal Drahus von der Universität in Krakau und seine Kollegen haben nun ein weiteres Puzzleteil bei der Erforschung des Asteroiden geliefert. In ihrer kürzlich veröffentlichten Arbeit („Tumbling motion of 1I/’Oumuamua reveals body’s violent past“) haben sie die Helligkeitsschwankungen von ‚Oumuamua beobachtet. Wie ich früher schon erklärt habe, kann man daraus einerseits die Form des Asteroiden ableiten, andererseits auch die Zeit die er braucht um seine eigene Achse zu rotieren. Und wie sich nun herausgestellt hat, rotiert ‚Oumuamua nicht einfach, sondern er taumelt.

Himmelskörper wie die Erde, die groß und rund sind, und bei denen die Masse mehr oder weniger gleichmäßig verteilt ist, rotieren um eine einzige Achse. Bei Asteroiden, die auch stark von der Kugelform abweichen können, ist das anders. Und ‚Oumuamua weicht ganz besonders stark von einer Kugelform ab; er ist ein sehr schmales, langes Objekt. Kriegt so ein Himmelskörper einen „Schubs“, dann rotiert er nicht einfach, sondern „taumelt“ – dreht sich also um mehrere Achsen gleichzeitig. Dass das bei ‚Oumuamua der Fall ist, schließen Drahus und seine Kollegen aus der Tatsache, dass die Rotation des Asteroiden zwar regelmäßig ist, sich aber nicht regelmäßig wiederholt. Oder anders gesagt: Die Helligkeitsänderungen wiederholen sich nicht exakt.

Es gibt zwei hauptsächliche Möglichkeiten die einen kleinen Himmelskörper zum Taumeln bringen können. Das Ausgasen von gefrorenem Material, wie das bei Kometen oft der Fall ist (so entsteht ja deren beeindruckender Kometenschweif). Oder eine Kollision beziehungsweise eine sehr nahe Begegnung mit einem großen Planeten. Was auch immer passiert: Im Laufe der Zeit klingt das Taumeln normalerweise ab und es stellt sich eine regelmäßige Rotation ein. „Im Laufe der Zeit“ kann aber – je nach Himmelskörper – alles mögliche von ein paar Hunderttausend bis zu ein paar Milliarden Jahren bedeuten. Für ein Objekt wie ‚Oumuamua schätzen Drahus und seine Kollegen diese „Entspannungszeit“ auf etwa eine Milliarde Jahre. Das ist gut und lange genug – denn bei ‚Oumuamua kann man die erste Ursache als Grund für sein Taumeln ausschließen. Man hat keinerlei Anzeichen kometarer Aktivität gemessen. Sein Taumeln muss also von einer Kollision stammen und die kann nur in seinem Heimatsystem stattgefunden haben. Eine Milliarde Jahre reichen aber locker aus, um danach den Weg zum Sonnensystem zurück gelegt zu haben.

Michal Drahus und seine Kollegen gehen davon aus, dass das Taumeln ein Hinweis auf das Ereignis ist, das damals überhaupt erst dazu geführt hat, dass ‚Oumuamua aus seinem eigenen System geschleudert wurde. Von selbst machen sich Asteroiden nicht einfach so auf den Weg in den interstellaren Raum. Dazu braucht es die chaotischen Vorgänge und die vielen Kollisionen die während der Phase der Planetenentstehung stattfinden. ‚Oumuamua muss also irgendwann mal eine ziemlich heftige Begegnung mit einem anderen großen Himmelskörper gehabt haben. Die hat ihn nicht nur aus seinem Heimatsystem geschleudert, sondern auch zum Taumeln gebracht.

Ich freue mich wirklich schon, wenn wir mit den besseren Teleskopen der nächsten Jahre weitere interstellare Asteroiden finden werden. Es wird spannend sein, zu sehen, ob sich all das was wir aus den Beobachtungen an ‚Oumuamua ableiten, an den anderen interstellaren Objekten bestätigen wird!

66 Gedanken zu „Der interstellare Asteroid ‚Oumuamua taumelt und verrät seine katastrophale Vergangenheit“
  1. Sau-interessant 🙂

    /Dieses sehr lange Objekt ist natürlich ein Raumschiff-Wrack, das eine unliebsame Begegnung hatte /fun/

    Schade, dass wir nicht genug Zeit und Vorbereitung zur Verfügung hatten, Oumuamua einen Besuch analog der Hayabusa-Mission abzustatten.

  2. Kann man über die eingegrenzte Reisezeit auch die Sternsysteme herausfiltern, aus denen das Objekt stammen könnte, oder hat sich die Nachbarschaft der Sonne in dieser langen Zeitspanne zu stark verändert?

  3. @fehlfarbe

    Bei 1 Milliarde Jahre Entspannungszeit (von der ein unbekannter Anteil schon vergangen ist, ohne dass die Taumelbewegung schon geendet hat) wird man schwerlich auf den Ursprung schließen können. In dieser Zeit hat sich die Milchstraße schon 4mal um sich selbst gedreht und die Sonnenumgebung stark verändert.

    Es gibt ein paar Papers mit Mutmaßungen, woher ‚Oumuamua stammen könnte, aber die betrachten nur die Richtung, aus der er gekommen ist und die Richtung, in der er gegenüber der Milchstraße driftet, bzw. die passenden Sterne dazu. Dabei geht man aber von einem relativ jungen Alter aus. Etwa:

    https://arxiv.org/pdf/1711.09397.pdf
    https://arxiv.org/pdf/1711.01300.pdf

    Wenn der Asteroid alt ist, kann er praktisch von überall her aus der Milchstraße stammen.

  4. Nichts bremst und starke Gravitation von anderen Planeten beschleunigt ihn noch mehr, irgentwann knallt er auf die Erde oder Mond, vieleicht auch auf Jupiter.
    Gruss Anno

  5. @Anno
    … das stimmt so ja nicht unbedingt.
    ein vorbeifliegen an massen kann auch bremswirkung erzeugen (swing-by-manöver)
    und wenn er so eine grosse bahnkurve hat, wird er wohl nie mehr zurückkommen
    also, die erde ist nicht in gefahr … zumindest nicht von diesem objekt (da gibt es bald 10 Mrd gefährlichere)

  6. Und das stimmt auch nicht:

    irgentwann knallt er auf die Erde oder Mond, vieleicht auch auf Jupiter

    Von allen bisher im Sonnensystem beobachteten Objekten ist das gerade bei ‘Oumuamua‘ am wenigsten zu erwarten.

  7. dennoch bleibt die frage nach dem beenden einer rotation.
    kann ja nur durch einfluss von aussenliegenden kräften sein. also gravitation oder kolission.
    was aber ist die ‚Entspannungszeit‘?
    das hört sich so an, dass sich das taumeln ‚von alleine‘ löst.

  8. Auf das Taumeln hatte bereits zuvor dieses Paper hingewiesen – und noch davor in diversen Online-Foren für kosmischen Kleinkram ein deutscher Amateurastronom, dem bereits aufgefallen war, dass nicht alle publizierte Fotometrie mit einer simplen Rotation gefittet werden kann.

  9. @Mars

    Die Rotation wird nicht beendet, die Achse ändert sich zur stabilen Hauptachse, weil die Energie entlang anderer Achsen abgebaut wird.

    https://arxiv.org/pdf/astro-ph/9911072.pdf

    Scheint wohl mit inelastischen Verformungsprozessen im Inneren des Körpers zu tun zu haben, dh. es entsteht Wärme, die der Rotation Energie entzieht.

    Habe ich vorher aber auch noch nie von gehört.

  10. Ohne Gewähr 😉

    Rotiert ein Körper um eine instabile Achse, so wird er versuchen, in eine Position überzugehen, in der das Massenträgheitsmoment nicht nur extremal, sondern auch maximal ist. Dies ist natürlich nur möglich, wenn ihm hinreichend viel Energie zugeführt wird.

    Rotation um freie Achse

  11. @Alderamin
    ja, so macht das sinn.
    die änderung des trägheitsmoment (über so lange zeit) zu einer stabilen rotation entspricht der natur: weniger energie im system = stabiler
    auch die (interne) verformung klingt logisch, denn im (fast) absoluten interstellaren raum gibt es zu wenig ‚bremsmaterie‘, die zudem ja an jedem punkt des taumelkandidat angreifen würde. ein interessantes thema bleibt es doch.

  12. Sry , das ist mal wieder nicht einfach.

    Wärs ne Kugel , könnte die bis in alle Ewigkeit rotieren wie sie Lust und Laune hatt. Aber so bald die Masse nich gleichmäsig verteilt ist , passt sich die Rotation so irgentwie an die Massenverteilung an ?

  13. @ Alderamin
    Danke für das Dokument. Den Abstract verstehe ich noch halbwegs, die abschließenden Bemerkungen auch. Bei der Mathematik steige ich aus. Aber darum ging es mir eh nicht. Ich denke, ich habe halbwegs verstanden, welche Mechanismen die Astronomen glauben, beim Arbeiten zu beobachten.
    Sonderlich sicher ist sich Michael Efroimsky aber auch nicht, wenn ich es recht verstanden habe. Aber wahrscheinlich hat sich in den letzten 16 Jahren auch etwas getan beim Verständnis dieser (extrem langsam ablaufenden) Prozesse.

  14. @Florian:
    Eine Frage zu Oumuamua an den Experten:

    Auf Wikipedia findet sich eine Grafik, welche die scheinbare Helligkeit von Oumuamua in Abhängigkeit von der Zeit darstellt, und diese Grafik verstehe ich nicht.

    * Die beiden lokalen Minima entstehen wohl durch die beiden nächsten Annäherungen an die Erde, d.h. scheinbare Helligkeit wird (lokal) maximal.

    * Durch den Schlenker um die Sonne entsteht ein lokales Minimum in der Helligkeit, also die zentrale Zacke nach oben.

    Was ich nicht verstehe, sind die „Wellen“ in den Armen rechts und links. Wie kommen diese zustande?

    Ich hätte erwartet, dass der Graph auf der rechten Seite rechtsgekrümmt ist, was er aber nicht ist. Das Objekt bewegt sich auf einer (fast idealen) Hyperbel, die nicht in der Ekliptik liegt. Somit gibt es auch keine Annäherungen an äußere Planeten, und damit auch keine zusätzlichen Beschleunigungen, die diese Hubbel verursachen könnten.

    Was verursacht diese Hubbel und Dellen?

  15. @JoJo

    Was verursacht diese Hubbel und Dellen?

    Schätze mal, die durch die Bewegung der Erde um die Sonne verursachte periodische Schwankung der Entfernung von Erde und Asteroid. Wenn die Erde dem Asteroiden hinterher läuft, wird er langsamer dunkel, als wenn sie sich in die Gegenrichtung bewegt. Da die Bahn des Asteroiden schräg zu Erdbahn verläuft, gibt es diese periodische Schwankung, die nur dann wegfiele, wenn der Asteroid genau entlang der Achse der Erdbahn davon flöge.

  16. ein klasse video
    interessant ist, dass das taumeln kein ‚dauerzustand‘ ist,
    sondern – wie beim chaotischen pendel – immer wieder stabile zustände aufweist.
    bei einem 1000 t asteroid dauert es eben länger, bis sich der stabilzustand immer wieder ändert.

  17. @JoJo:
    Das erste Minimum entstand durch die Annäherung an die Sonne auf 0.25AE wo ‚Oumuamua sehr hell angeleuchtet wurde.
    Das zweite Minimum ist der Vorbeiflug an der Erde. Die Wellenbewegung haben eine Periode von einem Jahr und entstehen durch die wechselnde Entfernung eines Beobachters auf der Erde zu ‚Oumuamua. Sie im Anflug weniger stark, da ‚Oumuamua mehr von nördlich der Ekliptik kam.

  18. @Alderamin

    Was verursacht diese Hubbel und Dellen?

    Schätze mal, die durch die Bewegung der Erde um die Sonne verursachte periodische Schwankung der Entfernung von Erde und Asteroid.

    Ah ja, das passt zur Periode der Hubbel. Danke für die Aufklärung!

  19. Wie gut ist denn die Annahme, dass ‚Oumuamua seit Millionen Jahren in dieser Form rotiert bzw. taumelt? Ich denke, die „violent past“ ist erst ein paar Monate her, als 1I in einer sehr geringen Distanz (0.25AE) sein Perihel durchlief. Falls es sich tatsächlich um einen sehr elongierten Körper handelt, sollte die Gezeitenkraft der Sonne einen starken Einfluss auf die Rotation gehabt haben. Ist es nicht denkbar, dass er nahe des Perihels in eine Art gebundene Rotation verfallen ist, die sich nun auf dem Weg nach draußen wieder ‚austaumelt‘? Schließlich wurde 1I erst Wochen nach dem Perihel entdeckt, die Rückrechnung der Lichtkurve ist also reine Spekulation.

  20. @Meikel.K

    So schnell gerät ein Objekt weder ins Taumeln noch in eine gebundene Rotation, 1I ist an der Sonne ja nur vorbeigeschossen, und 0,25 AU sind immer noch 37,5 Millionen km oder 54 Sonnenradien (vergleichbar mit der Entfernung Erde-Mond, 60 Erdradien). Um ins Taumeln zu geraten, braucht es schon eine echte mechanische Kollision oder einen sehr engen Vorbeiflug an einem massiven Objekt, am besten mit Streifen der Atmosphäre.

  21. Ich wäre zwar wohl nie von alleine auf die Idee gekommen, dass es so einen Prozess geben muss, aber eigentlich ist die Erklärung der Relaxation des Taumelns eines nicht kugelsymmetrischen Körpers ganz einfach:
    der Drehimpuls muss ohne äußere Wechselwirkung konstant bleiben, aber durch das Taumeln ändert sich die Form ständig ein wenig, dabei wird Wärme erzeugt, die aus der Rotationsenergie entnommen wird. Irgendwann wird fast nur noch um die Hauptachse mit dem größten Trägheitsmoment rotiert, mit der minimalen Rotationsenergie bei vorgegebenem Drehimpuls. Wieder was gelernt!

  22. @tomtoo
    Man lernt nie aus. 😉

    Das Taumeln der Drehachse bei Rotation eines freien Körpers um eine Achse, die nicht Hauptträgheitsachse ist, kann man auch im mitrotierenden Bezugssystem begründen: Darin erzeugen alle rotierenden Teile des Körpers Zentrifugalkräfte, die zusammengenommen ein Drehmoment um den Schwerpunkt bilden können. Wenn dies nicht null ist, lässt es die Achse kippen. Bei Rotation um eine Hauptträgheitsachse addieren sich die Momente dieser Zentrifugalkräfte zu Null.

  23. @Karl-Heinz
    „“…man lernt nie aus…““
    Ich hab die Befürchtung ein Leben reicht da eh nicht..ähhm und meins auf keinen Fall. Hey aber solange es Spass macht.. bin ich dabei ! ; )

  24. @Karl-Heinz
    „“…man lernt nie aus…““
    Ich hab die Befürchtung ein Leben reicht da eh nicht..ähhm und meins auf keinen Fall. Hey aber solange es Spass macht.. bin ich dabei ! ; )

  25. Moin!

    Aktuelle Veröffentlichungen sollen ja den Verdacht nähren Oumuamua sei eine außerirdische Sonde.

    Dazu habe ich als Laie eine banale Frage:

    Wieso konnten wir keine (hochauflösenden) Fotos von dem Objekt schießen?

    In den Artikeln steht immer nur so etwas wie:
    Fotografieren „…war jedoch leider nicht möglich.“ (z.B. hier: https://www.spektrum.de/news/oumuamua-in-wahrheit-ein-ausserirdisches-sonnensegel/1606508)

    Da frage ich mich halt: Wenn Hubble doch Milllionen Kilometer entfernte Galaxien fotografieren kann…wieso nicht dieses…was auch immer??

    Danke und Gruß Bonzo

  26. @Florian

    Danke! Aber…

    …in deinem Artikel geht es darum welche Himmelskörper ich mit meinem menschlichen Auge sehen kann. Ich kann verstehen, dass ich als Mensch von der Erde aus keine Asteroiden beobachten kann.

    Meine Frage zielt ja auf die ganzen Hochleistungs-Teleskope, besonders auf das Hubble.

    Ist so ein Asteroid – war dieser Oumuamua: zu klein, zu dunkel, zu schnell gewesen, als dass man die Kameras hätte fokussieren können?

    Vielleicht habe ich ja auch noch einen anderen Denkfehler…

  27. @Bonzo

    Ist so ein Asteroid – war dieser Oumuamua: zu klein, zu dunkel, zu schnell gewesen, als dass man die Kameras hätte fokussieren können?

    Zu klein. Millionen Lichtjahre entfernte Galaxien sind RIESIG. Die Andromeda-Galaxie hat am Himmel 4° Durchmesser, das sind 8 Vollmonddurchmesser. Auch ferne Galaxien werden noch in Bogenminuten Durchmesser gemessen (eine Bogenminute = 1/60 Winkelgrad, der Mond hat etwa 30 Bogenminuten Durchmesser).

    Eine Bogenminute hat 60 Bogensekunden. Eine Bogensekunde entspricht also 1/3600 Grad; auf die Mondentfernung wären das rund 500 m Strecke.

    Die besten Teleskope der Welt kommen auf rund 1/10 Bogensekunde Auflösung, viel mehr lässt die Atmosphäre nicht zu.

    ‚Oumuamua wird auf 200m Durchmesser geschätzt und kam der Erde auf 24 Millionen km nahe (wurde aber erst danach entdeckt). 200m in 24 Mio km Entfernung entsprechen einem Sehwinkel von 0,00172 Bogensekunden. Das ist 50mal kleiner als im Teleskop zu erkennen.

    Asteroiden sind (wie Sterne) im Teleskop nur Lichtpunkte. „Asteroid“ heißt nichts anderes als „sternartig“ – genau deswegen.

  28. Hallo Florian ich hab Angst bekommen wegen dem Artikel sind das wieder nur Schlagzeilen. Genau so wie mit dem Asteroiden rh6 im Dezember fliegt der vorbei?

  29. @Claudia, #46:
    Du meinst A/2018 RH6? Der ist doch schon am 22.09. vorbeigeflogen – in gut 3 Millionen Kilometern Abstand.
    Im Dezember kommt er bloß der Venus „nahe“ – auf ca. 10 Millionen Kilometer.
    Guck Dir mal das hier an, da siehst Du alle Daten über dieses Objekt, und Du wirst sie natürlich nicht verstehen 🙂
    Aber vielleicht animiert Dich das dazu, das verstehen zu wollen, und das ist möglich!

  30. @Captain E.

    Hab‘ mal gegoogelt, es gibt einen Asteroiden 2018RH6. Dazu findet sich in der Sun ein Artikel „Riesiger Asteroid rast auf die Erde zu!“ und woanders, dass er 44 Tonnen habe und so groß wie ein LKW sei – was nun wahrlich alles andere als riesig ist, der würde kaum den Erdboden erreichen.

    @Claudia

    Ich habe 2018RH6 im NASA-Katalog kleiner Objekte gefunden (da kann jeder drin suchen, da ist nichts geheim). Zur Größe steht da nichts drin, aber dass der Asteroid der Erde am 22.09. auf 0,022 AU nahe kam, und wieder am 17. 12. auf 0,062 AU. 1 AU (engl. Astronomical Unit, deutsch Astronomische Einheit) ist die Entfernung der Erde von der Sonne, knapp 150 Millionen km oder 400mal weiter als der Mond. 0,022 AU sind 3,3 Millionen km oder 8,6mal die Entfernung Erde-Mond oder 2223 Erddurchmesser. Daran ist nichts „nah“. Das ist verdammt weit weg. Und im Dezember ist die Annäherung fast dreimal weiter.

    Keine Ahnung, wie sowas es in die Presse schafft. Es gibt eine Menge kleiner Asteroiden, die der Erde andauernd viel näher kommen. Wie RH6 sind sie aber sowieso viel zu klein, um großen Schaden anzurichten. In der Größe zerplatzen sie in der Atmosphäre und verursachen im schlimmsten Fall zertrümmerte Scheiben wie 2013 in Russland. Dass die kleine Erde von sowas getroffen wird, kommt vielleicht alle 100 Jahre vor, und die meisten derartiger Ereignisse bekommt überhaupt keiner mit, weil ein großer Teil der Erde unbewohntes Meer, Wüste, Urwald oder Arktis ist.

    Es ist aber so: ich habe nebenan ein Blog (Alpha Cephei), da habe ich mal über einen (sehr) kleinen Asteroiden geschrieben, der auf der Erde eingeschlagen ist, und zwar nachdem man den Einschlag vorausgesagt hatte, was erst das dritte Mal der Fall gewesen war. Der Asteroid verglühte harmlos über Südafrika. Mein Artikel wurde aber ungefähr zehnmal häufiger geklickt, als was ich sonst so schreibe. Mit solchen Meldungen kann man offenbar Klicks erzeugen (war übrigens gar nicht meine Absicht, aber darüber beschweren würde ich mich dann auch nicht…). Da viele Webseiten im Netz werbefinanziert sind, brauchen sie Klicks, nach denen sie die Werbung mit den Anbietern abrechnen können. Und wenn dann einer über einen Asteroiden schreibt, kupfern viele ab, und so macht die Meldung die Runde. Wie gesagt, warum jetzt ausgerechnet dieser kleine Asteroid, der der Erde gar nicht besonders nahe kommt, es in die Presse geschafft hat, ist mir ein Rätsel. In der Liste der Risikoobjekte bei der NASA ist er nicht zu finden und bei der ESA steht „Nicht in der Risikoliste. Nicht in der Prioritätenliste“.

    Ein paar zehntausend Asteroiden umkreisen halt die Sonne, manche auch in der Nähe der Erdbahn. War schon immer so, nichts besonderes. Der Asteroid hat übrigens auch nicht „Kurs genommen“, er hat ja keinen Düsenantrieb, sondern er kreist einfach wie die Erde und die anderen Planeten um die Sonne und begegnet der Erde deshalb regelmäßig irgendwo, weil er etwas schneller kreist (in 358 Tagen ein Sonnenumlauf, die Erde bekanntlich in 365 Tagen). Und seine Bahn kommt derjenigen der Erde nirgends näher als 0,012 AU ( Earth MOID=“Minimum Orbit Intersection Distance“ = Minimale Überschneidungsentfernung der Umlaufbahn (mit der Erdbahn) = 1,8 Millionen km oder 4,7 Mondentfernungen). Der kann gar nicht mit der Erde zusammenstoßen.

  31. @Claudia

    Noch ein paar Links, wo ich die Zahlen her habe (es gehen nur zwei Links pro Kommentar, sonst wird der Kommentar moderiert, daher separate Kommentare):

    Liste der Objekte, die der Erde nahe kommen:
    https://cneos.jpl.nasa.gov/ca/
    (damit es bis in den Dezember geht, muss man links auf „show 25 entries“ umstellen; die Annäherungsentfernungen „close approach = CA“ sind in den Spalten „CA Distance Nominal“ und „CA Distance Minimum“ in LD (lunar distances = Mondentfernungen) und AU angegeben. „Nominal“ ist, was man erwartet, „Minimum“ ist, was keinesfalls unterschritten wird. Die Unsicherheit liegt nicht daran, dass der Asteroid seine Bahn ändern könnte, sondern daran, dass wir seine Position und Geschwindigkeit nicht beliebig genau kennen, um eine absolut exakte Bahn voraussagen zu können.

    2018RH6 ist nicht dabei, aber 18 andere, die uns näher kommen. Keiner näher als eine knappe Mondentfernung.

    Eine Liste von Annäherungen von 2018RH6 und was über seine Bahn bekannt ist:
    https://ssd.jpl.nasa.gov/sbdb.cgi?sstr=2018rh6;old=0;orb=0;cov=0;log=0;cad=1

    Da steht oben bei den Bahnparametern (kannst Du ignorieren, die braucht man, wenn man die Bahn z.B. in einem Sternkartenprogramm ausrechnen will) die Earth MOID, die ich oben angegeben habe, also der kleinste Abstand der Bahn zur Erdbahn; näher kann keine Annäherung erfolgen.

    Und unten die lange Tabelle mit den Annäherungsdaten, wo auch der 22.09. und der 17.12. mit den Entfernungen in AU angegeben sind (Nominal, Minimum und zusätzlich Maximum, eine Obergrenze für die nicht exakt vorausberechenbare Annäherung). Um Millionen km herauszubekommen, den Wert mal 150 000 000 nehmen (1 AU). Um Mondentfernungen auszurechnen, den Wert der Tabelle durch 0,00256 teilen (Mondentfernung in AU).

  32. @Claudia

    Und noch ein Link aus der ESA-Datenbank (europäische Raumfahrtorganisation):

    https://neo.ssa.esa.int/search-for-asteroids?sum=1&des=2018RH6

    Kein Risiko. Unter dem Reiter „Physical Properties“ wird der Durchmesser mit 13 m angegeben. Das ist etwas kleiner als der Asteroid von Tscheljabinsk 2013 (19 m). Ein Wunder, dass man ein so kleines Ding auf so große Entfernung überhaupt in Fernrohr sehen kann.

    Könnten Journalisten alles nachschlagen, die sollten mindestens so viel Ahnung haben, wie ich als Hobby-Astronom. Aber all die schönen Klicks…

  33. @alle

    Wer sich mal richtig die Schenkel klopfen will, dem sei diese Liste empfohlen

    https://www.news.de/nachrichten/asteroid/1/

    Aber unbedingt vorher Kissen auf den Schreibtisch legen und Helm anziehen, bevor sich jemand am Kopf verletzt!

    Mein Favorit:

    Lebensgefährliche Studie
    Wissenschaftler wollen Asteroiden gezielt anlocken!

    Die Schweine! Rufen „putt, putt, putt“ und dann kommen die Asteroiden angerast! Nicht zu fassen…

  34. @Alderamin

    Du bist großartig!
    1. Danke für so viel und prompte Antwort, in einem Beitrag von vor 12(?) Monaten und

    2. dazu noch in einer Qualität – Sahne!

    Ich lese gerne Florians Bücher und eure Kommentare hier – das ist oft wie ein ganzes weiteres Buch!
    🙂

  35. Was ist mit dem Asteroid 1997 XF11 der 2036 einschlagen soll stimmt das man liest ja andere sagen sein?Hab voll Angst ein Arbeitskollege zieht mich damit hoch.

  36. @Claudia Kreis:

    Was ist mit dem Asteroid 1997 XF11 der 2036 einschlagen soll stimmt das man liest ja andere sagen sein?Hab voll Angst ein Arbeitskollege zieht mich damit hoch.

    Hast du darüber etwas in einer Tageszeitung gelesen? Oder hast du dazu einen Beitrag in den Tagesthemen oder im heute-journal gesehen? Falls nein, mach dir keine Sorgen. Würde 1997 XF11 im Jahr 2036 oder wann auch immer laut Turiner Skala oder auch Palermo-Skala besorgniserregend hohe Werte annehmen, dann ginge das rauf und runter durch die Presse, und auch Florian hätte längst darüber berichtet. Das ist bislang nicht geschehen, und von daher gibt es keinen Grund zur Sorge.

    Da kannst du dir genausogut Sorgen machen um (29075) 1950 DA, der der Erde auch ziemlich nahe kommen und womöglich mit ihr kollidieren wird – das aber erst im Jahr 2880. Und ja, die „8“ an der zweiten Stelle von links ist ernst gemeint! Das passiert frühestens in 862 Jahren.

  37. @Claudia Kreis

    Du solltest Dir seriösere Nachrichtenmedien als „news.de“ suchen. Aus dem Artikel:

    Wie Dr. Brian Marsden vom Smithsonian Astrophysical Observator gegenüber dem „Daily Star“ berichtet, könnte es nämlich dennoch zu einer Kollision kommen.

    Dr. Brian Marsden, der langjährige Leiter des Minor Planet Centers, verstarb bereits am 18. November 2010. (10, nicht 18).

    Eine kurze Recherche auf der Basis des englischen Wikipedia-Artikels über 1997 XF11 ergibt eine Stellungnahme von Marsden aus dem Jahr 1999 (Referenz [18]): 1997 hatte er in der Tat berechnet, dass sich die Bahn des Asteroiden 2036 mit derjenigen der Erde überschneiden würde und je nachdem, welche Umlaufzeit der Asteroid haben würde, eine Kollisionsmöglichkeit bestünde. Es wurden dann jedoch Bilder des Asteroiden auf älteren Aufnahmen gefunden und damit konnte die Bahn genauer bestimmt werden, so dass man danach wusste, dass der Asteroid laut Marsden zu betreffenden Zeit der Erde nicht näher als 30 Millionen km kommen wird und wir für Jahrzehntausende sicher vor einer Kollision mit diesem Objekt sein werden.

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