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Giordano Brunos Vision: Die Himmel fremder Welten

von AmbiValent

Ich bin im Hauptberuf Softwareentwickler, interessiere mich aber auch sehr für Astronomie und Astrophysik.

Seit Giordano Bruno im späten 16. Jahrhundert die Ansicht verbreitete, die Sterne seien Sonnen, die von „Erden“, also Planeten, umkreist würden, gab es viele Geschichten und Entwürfe dieser fremden Welten. Aber meist waren diese Welten entweder verkleidete Erden oder ganz frei erfunden. Wie sieht es in anderen Systemen wirklich aus, und wie der Himmel auf Welten, wo Menschen leben könnten?

Frühestes bekanntes Bild von Giordano Bruno 1715 (Urheber: Wikipedia uploader, public domain)
Frühestes bekanntes Bild von Giordano Bruno 1715 (Urheber: Wikipedia uploader, public domain)

Es gibt zahllose Sonnen und zahllose Erden, die alle ihre Sonnen in genau derselben Weise umkreisen wie die sieben Planeten in unserem System. Wir sehen nur die Sonnen, weil sie die größten Körper sind und scheinen, aber ihre Planeten erscheinen uns unsichtbar, weil sie kleiner sind und nicht scheinen. Die zahllosen Welten im Universum sind nicht schlechter und nicht weniger bewohnt als unsere Erde. (Giordano Bruno)

Wenn man sich heute an Giordano Bruno erinnert, dann vor allem als Ketzer, der 1600 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, aber nicht mehr, warum genau. Dies hatte zum Teil mit Brunos Naturphilosophie zu tun, in der er ein unendliches Universum ohne Platz für eine Schöpfung, ein Jüngstes Gericht oder ein Jenseits postulierte, zum anderen Teil auch damit, dass Bruno diese Ansichten auch sehr polemisch vertrat und Gegner mit beißendem Spott belegte.

Dass er anders als Galilei nicht als Vorreiter der Naturwissenschaft gesehen wurde, hängt auch damit zusammen, dass seine Ansichten eher pantheistisch waren, anders als Galileis analytischer Materialismus. So kam es, dass seine Ideen zwar spätere Philosophen wie Spinoza oder Nietzsche beeinflussten, aber kaum bekannt ist, dass er neben einer Vielzahl von Erden auch die Abplattung sich drehender Körper postulierte und die Idee entwickelte, die vielen Sonnensysteme seien nicht durch Äther getrennt, sondern durch ein Vakuum.

Seine Idee der vielen belebten Welten erfreut sich heutzutage in der Science Fiction und auch in der öffentlichen Meinung zu Exoplaneten stetiger Beliebtheit. Weniger bekannt ist dagegen, welche Schlüsse über diese Welten die heutige Astrophysik erlaubt, und wie es auf solchen Welten aussehen könnte, die auch menschliches Leben ermöglichten.

Leider müssen viele Faktoren zusammenkommen, um eine wirklich erdähnliche Welt zu ermöglichen. Und so gibt es leider keine Systeme, in denen eine erdähnliche Welt wahrscheinlich wäre, nur solche, in denen sie unwahrscheinlich, aber immerhin möglich wäre. Im Folgenden will ich die verschiedenen Aspekte der vielen Sonnensysteme und Welten im Einzelnen beleuchten.

Sonnen – Spektralklassen

Heute nimmt man an, dass fast alle Sterne Planeten haben. Aber nicht überall ist menschliches Leben möglich. Zum Ersten ist eine Temperatur nötig, die flüssiges Wasser ermöglicht. Aber das würde um jeden Stern immer noch eine habitable Zone ermöglichen. Bei vielen Sternen gäbe es aber auch dort kein Leben.

Heiße Sterne der Spektralklassen O, B und A haben nur eine begrenzte Lebensdauer, die nicht für die Evolution von Leben ausreicht, und die Strahlung dieser Sterne ist härter als die der Sonne – auf dieselbe Menge Energie kommt mehr Strahlung im UV-Bereich und jenseits davon.

Bei den sehr häufigen roten Zwergen der Spektralklasse M würde ein Planet in der habitablen Zone schon so nah an seinem Stern stehen, dass er ihm wahrscheinlich durch Gezeitenwirkung immer nur eine Seite zuwendet. Beim Merkur mit seiner exzentrischen Bahn haben die Gezeitenkräfte dagegen dazu geführt, dass er sich in zwei Merkurjahren dreimal um seine Achse dreht, wodurch der Merkurtag doppelt so lang ist wie das Merkurjahr.

Aber trotz dieser extremen Bedingungen wäre es immer noch möglich, dass sich die von der Sonne erhaltene Energie auf dem Planeten verteilt, um so Wasser flüssig zu halten und Leben zu ermöglichen. Was das Leben aber wahrscheinlich doch unmöglich macht, sind die Sterneruptionen, die besonders bei M-Sternen stark ausgeprägt sind. M-Sterne sind voll konvektiv, dort wird also Energie nach außen transportiert, indem heißeres Material ansteigt, was wiederum das Magnetfeld in Unordnung bringt und Eruptionen begünstigt.

Zu einer lebensfreundlichen Welt gehört also fast zwangsläufig ein eher gelber bis weißer Stern mit mindestens der halben Sonnenmasse und Spektralklasse K, G oder einem Teil von F, wobei unsere Sonne schon ziemlich am energiereichen Ende steht. Die lebensfreundlichsten Bedingungen gäbe es also bei Sternen, die nur ein wenig kühler sind als die Sonne, und damit auch langlebiger.

Sonnen – Einzel- oder Mehrfachsterne

Neben Einzelsternen wäre es noch möglich, dass ein lebensfreundlicher Planet in einem Mehrfachsystem kreist. Hier gibt es wiederum mehrere Möglichkeiten.

Zum einen könnten die Sonnen eng zusammenstehen und der Planet beide umkreisen, wie es auf Tatooine bei Star Wars der Fall ist. Stehen die Sterne so eng zusammen, können sich in einer Scheibe außerhalb der beiden Sterne ähnlich wie bei Einzelsternen Planeten formen. Auf solchen Planeten könnte man deutlich beobachten, dass sich die Sonnen umkreisen. Solche engen Doppelsterne sind jedoch eher selten. Stehen die Sterne weiter auseinander, dann ist in der habitablen Zone kein stabiler Orbit möglich.

Mögliche Orbits erdähnlicher Planeten in Doppelsternsystemen (a: Typ Tattooine, b: Typ Alpha Centauri), selbst erstellt
Mögliche Orbits erdähnlicher Planeten in Doppelsternsystemen (a: Typ Tattooine, b: Typ Alpha Centauri), selbst erstellt

Bei Alpha Centauri wiederum stehen die Sterne schon weit genug auseinander, damit in den habitablen Zonen um beide Sterne stabile Orbits möglich sind. Es ist aber noch nicht klar, ob sich dort auch tatsächlich Planeten bilden könnten.

Der Himmel eines erdähnlichen Planeten von Alpha Centauri A sähe tagsüber dem der Erde sehr ähnlich – B erschiene 300- bis 4000-fach lichtschwächer als A, je nachdem, wie weit entfernt voneinander die Sterne auf ihrem elliptischen Orbit gerade sind. Man würde die Leuchtkraft von B erst dort bemerken, wenn B-Licht in den Schatten von A fällt – oder wenn man leichtsinnigerweise direkt B anstarrt. Dann könnte man seine Augen schädigen, denn obwohl die Fläche am Himmel klein ist, ist die Helligkeit pro Fläche immer noch die einer Sonne. Auch bei A-Nacht könnte man im Licht von B gut lesen, während am dunkelblauen Himmel nur die hellsten Sterne noch sichtbar wären. Bei einem Planeten von B erschiene A noch eine Größenklasse heller als umgekehrt.

Bei einem noch weiter auseinanderstehenden Doppelstern werden dann Unterschiede zum Einzelstern immer kleiner, sowohl bei der Planetenbildung als auch beim Anblick des Himmels. Der andere Stern, oder mehrere Sterne, wenn sich Sternsysteme umkreisten, wären nur als helle Sterne am Himmel zu sehen, nicht als Sonnen. Eine Situation wie bei Isaac Asimovs „Nightfall“, wo auf einem Planeten ständig Tag herrscht, weil er immer von einer der Sonnen eines Mehrfachsterns beschienen wird, wird in der Realität nicht zu finden sein.

Planeten und Monde

Neben mehreren Sonnen sind auch mehrere große Monde eine beliebte Idee. Aber auch hier gibt es Einschränkungen durch den Prozess der Planetenbildung. Der Normalfall ist, dass sich um einen Planeten Monde bilden, die viel kleiner sind als er selbst. Ganymed und Titan sind zwar so groß wie Merkur, umkreisen aber Gasriesen, die 20mal größer sind als sie selbst.

Und für den Sonderfall, dass ein Planet einen großen Mond hat, ist dies im Allgemeinen das Resultat einer Kollision in der Frühzeit der Planetenbildung. Im Fall solcher Kollisionen hat man anschließend entweder einen Planeten mit vielen kleineren Monden, oder zwei große Körper, die im besten Fall einen Doppelplaneten bilden – aber dann lange Zeit nichts.

öglichkeiten für Planeten mit Monden, wobei die erdähnliche Welt auch ein Mond sein könnte (c: normale Mondakkretion um einen Planeten, relativ zum Planeten kleine Monde - wie beim Jupiter, d: Mondbildung nach Kollision, so dass der Mond nicht so viel kleiner ist als der Planet selbst - wie bei der Erde), selbst erstellt
öglichkeiten für Planeten mit Monden, wobei die erdähnliche Welt auch ein Mond sein könnte (c: normale Mondakkretion um einen Planeten, relativ zum Planeten kleine Monde – wie beim Jupiter, d: Mondbildung nach Kollision, so dass der Mond nicht so viel kleiner ist als der Planet selbst – wie bei der Erde), selbst erstellt

Es gäbe also mehrere mögliche Szenarien: Ein Planet, umkreist von mehreren kleinen Monden. Ein Planet mit einem großen Mond. Und die umgekehrten Fälle: die erdähnliche Welt ist selbst ein großer Mond – oder umkreist gar einen Gasriesen.

Bei diesem letzten Fall wäre zwar der Himmelsanblick spektakulär, weil der Gasriese selbst groß am Himmel stände und selbst seine anderen Monde noch größer erscheinen könnten als der Erdmond. Es gäbe aber andere Probleme: weil eine solche Welt den Gasriesen gebunden umkreist, wäre ein Tag in Bezug auf die Sonne des Systems so lang wie ein Umlauf. Eine solche Welt würde es also entweder mit extrem langen Tagen oder mit dem extrem starken Magnetfeld des Gasriesen zu tun bekommen, dessen Strahlungsgürtel lebensgefährlich wären. Im schlimmsten Fall mit beiden, so dass auch dort kein Leben auf der Oberfläche möglich wäre.

Nachbarplaneten

Während bei Sonnen und Monden die interessantesten Fälle leider die wären, in denen kein Leben möglich wäre, wären gut Systeme möglich, in denen die Nachbarplaneten eindrucksvoller erscheinen als die der Erde. Von der Erde aus gesehen ist die Venus der hellste Planet – aber die größte Helligkeit erreicht sie als Sichel, wo nur ein kleiner Teil des von der Venus reflektierten Lichts in Richtung Erde fällt. Schon eine Venus im Mars-Orbit würde noch deutlich strahlender werden; obwohl sie dann insgesamt weniger Licht reflektiert, erreicht viel mehr davon die Erde.

Es gibt auch Exoplanetensysteme, in denen die Entfernungen zu größeren Nachbarn geringer ist als bei uns. Hier werden die Verbesserungen bei der Beobachtung von Exoplaneten in den nächsten 10-20 Jahren viele Fragen in Bezug auf das Aussehen dieser Systeme beantworten können.

Der spektaktulärste Anblick – ein Gasriese als Nachbarplanet – wäre ausnahmsweise nicht tödlich, aber ein sehr naher Orbit würde wohl orbitale Resonanz erfordern, so dass der Gasriese seinen Nachbarn nicht aus dem System wirft. Und dies wäre wohl leider unwahrscheinlich.

Fazit

Schon in naher Zukunft wird es wohl möglich sein, eine Vielzahl möglicher Systeme mit lebensfreundlichen Welten wirklichkeitsnah zu modellieren. Dann wird Giordano Brunos über vier Jahrhunderte alte Vision Wirklichkeit werden, dass alle Menschen die fernen Welten ebenso sehen würden wie er selbst. Und etliche dieser Welten hätten wohl auch ihn überrascht.

47 Gedanken zu „Giordano Brunos Vision: Die Himmel fremder Welten“
  1. Schönes Thema. Aber „so gibt es leider keine Systeme in denen erdähnliche Planeten wahrscheinlich wären“ ?
    Wie kommt der Autor darauf? Da widersprechen aber – gerade in den letzten Jahren – viele Wissenschaftler.
    Selbst der Autor demonstriert ja im folgenden textc selbst, dass es sehr wohl möglich wäre. Gut – vielleicht möchte er tatsächlich strikt unterscheiden zwischen wahrscheinlich=weit verbreitet und möglich=aber sehr selten.
    Aber da unterschlägt er die große Anzahl von bereits gefundenen und potentiellen planetensystemen, womit allein dadurch die Wahrscheinlichkeit stark ansteigt.
    Dennoch ganz interessante informative Kurzdarstellung von system-Aspekten, sonnenarten und planetenkonstellationen.
    Und alleine G. BrunoS Sonnen-Idee mal wieder vorzustellen, verdient Lob.

  2. Die Artikel diskutierten Punkte sind mir schon bekannt (u.a. durch ScienceBlogs), es ist aber schön, sie nochmals kurz und knackig präsentiert zu bekommen.

  3. Es gäbe aber andere Probleme: weil eine solche Welt den Gasriesen gebunden umkreist, wäre ein Tag in Bezug auf die Sonne des Systems so lang wie ein Umlauf.

    Mir ist nicht klar, warum eine gebundene Rotation bei dem Mond eines Gasriesen zwingend sein sollte. Das hängt doch ganz von der Masse des Mondes und der Entfernung zum Gasriesen ab oder?

  4. @Cornelia S. Gliem

    Es kommt natürlich darauf an, wie man „erdähnliche Welt“ definiert. Reicht es aus, dass die Welt etwa Erdmasse hat und einen Stern in der richtigen Entfernung für flüssiges Wasser umkreist, dann wird es sehr viele dieser Welten geben (wenn auch bei weitem nicht in jedem Planetensystem). Kommt die Anforderung dazu, dass es eine Biosphäre mit Stickstoff-Sauerstoff-Atmosphäre und nicht zu viel harte Strahlung geben muss, dann wird es schon eng für Welten, auf denen Menschen leben könnten.

  5. @Till

    Um einen stabilen Orbit zu haben, müsste der Mond seinen Planeten in der Hill-Sphäre dieses Planeten umkreisen, deren Größe von Planeten- und Sternmasse und (IMHO) der minimalen Entfernung des Planeten vom Stern abhängt. Und für die habitable Zone würde das bedeuten, dass der Mond dem Planeten nah genug wäre, um eine gebundene Rotation zu erzwingen.

    Sehr weit entfernt vom Stern wäre auch die Hill-Sphäre größer, so dass es dort Monde geben könnte, die den Planeten nicht gebunden umkreisen. Da wäre es aber einerseits sehr kalt, und andererseits weit entfernt von der Region der ursprünglichen Staubscheibe, in der sich die Planeten bilden können.

  6. Gefällt mir.
    Bei diesem Satz hat sich allerdings irgendwas in meinem Kopf verknotet 😉 :

    Und so gibt es leider keine Systeme, in denen eine erdähnliche Welt wahrscheinlich wäre, nur solche, in denen sie unwahrscheinlich, aber immerhin möglich wäre.

    Aber ich denke, ich weiß trotzdem, was gemeint ist.
    Weiß man eigentlich, wie Giordano Bruno damals auf diese geniale Idee kam?

  7. @Tina_HH

    Bruno kannte das heliozentrische Modell des Kopernikus, und hat es sozusagen radikal verallgemeinert. Nicht nur könnte man die Erde am Himmel der anderen Planeten des Sonnensystems sehen, weil alle Planeten im Grunde von derselben Art wären, sondern man könnte dasselbe mit der Sonne machen – wenn man sich eine sehr weit entfernte Sonne vorstellte, würde sie aussehen wie ein Stern.

    So ging er noch über das heliozentrische Weltbild hinaus und erklärte, die Sterne wären weit entfernte Sonnen, und diese anderen Sonnen könnten ebenso Planeten haben, weil sie von derselben Art wie die Sonne sind. Man könnte diese fernen Planeten aber von der Erde nicht sehen, weil sie viel kleiner als ihre Sonnen sind (die man ja gerade eben sieht) und nicht selbst leuchten.

  8. @Ambi Valent

    Interessant, vor allem, wenn man bedenkt, in welcher Zeit mit welchem vorherrschenden Weltbild er lebte und dann für seine Ideen auch noch auf grausamste Art ermordet wurde.

  9. Ich schließe mich @RPGNo1 an:

    Die Artikel diskutierten Punkte sind mir schon bekannt (u.a. durch ScienceBlogs), es ist aber schön, sie nochmals kurz und knackig präsentiert zu bekommen.

    Man muss ja auch bedenken, dass ein guter Blogartikel eben nicht nur für die Stammleser geschrieben wird, sondern genauso für alle, die vielleicht zum ersten Mal von dem Thema hören. Deshalb finde ich diesen Artikel gut – er hätte, wie meist, etwas ausführlicher sein können.

    (Denselben Effekt stellle ich bei Florians Büchern fest – das meiste kenne ich schon aus seinem Blog. Trotzdem ist es natürlich absolut lesenswert.)

    @Cornelia, @Tina
    Ich denke, der Satz würde Sinn ergeben, wenn es hieße:

    Und so gibt es leider keine bekannten Systeme, in denen eine erdähnliche Welt wahrscheinlich wäre, nur solche, in denen sie unwahrscheinlich, aber immerhin möglich wäre.

    War jedenfalls mein erster Impuls, ob da wohl ein Wort fehlt.

    Giordano Brunos unglaublich treffende Vision des Kosmos fand ich auch schon immer extrem faszinierend. Ich habe mal eine Biografie von ihm gelesen (ein schmales Bändchen, Reclam oder so). Da muss ich sagen, dass ich den meisten seiner (Natur)philosophischen Aussagen überhaupt nicht folgen konnte, das schien mir alles aus ziemlich abseitigen, heute kaum mehr bekannten „magischen“ Quellen zusammengerührt. Am Ende kam ich zu dem Eindruck, dass diese eine Vision wohl eher ein Zufallstreffer war … man möge mich berichtigen, wenn ich da was übersehen haben sollte.

    Zum Artikelthema fällt mir noch dieser wunderbare Wikipediaartikel ein: Aussehen des Himmels anderer Planeten. Nicht nur für angehende Science-Fiction-Autoren unbedingt lesenswert!

  10. @Dampier

    Wie schon Florian in seinem Buch über Newton anführt, kam es erst in Newtons Zeit zum endgültigen Übergang von der Naturphilosophie zur strikten Naturwissenschaft. Wenn Bruno nicht die richtigen Dinge verglich, konnte er natürlich auch leicht in die Irre gehen. Zum Beispiel glaubte er, dass sich Merkur und Venus auf der anderen Seite der Sonne umkreisen: würden sie zwischen der Erde und der Sonne hindurchziehen, würde man sie vor der Sonne vorbeiziehen sehen, und das passiert nicht – dachte er. Erst Jahre nach Brunos Hinrichtung sah Galilei die Venusphasen im Fernrohr und konnte so ableiten, dass die Venus in der Tat zwischen Erde und Sonne hindurchwanderte – nur so könnte man die Venus als Sichel sehen.

  11. Nett geschrieben, aber noch ausbaufähig. Z.B. ein paar Links auf passende Quellen oder Videos (z.B. so was). Und was das Beispiel Alpha Centauri betrifft, ein paar Zahlen zum Nachrechnen – so muss man Dir beispielsweise einfach glauben, dass man im Licht von B noch Sterne am Himmel sehen kann (hast Du nachgerechnet, oder geschätzt?).

    Ich hatte ursprünglich gedacht, Du schreibst über andersfarbige Himmel von Exoplaneten. In Sky & Telescope gab’s vor ein paar Jahren mal einen Artikel, da wurde betrachtet, unter welchen Voraussetzungen (Atmosphäre, Stern, Staub) der Himmel eines Exoplaneten grün, rot oder violett aussehen könnte. Kann mich leider nicht mehr an die Details erinnern.

    Bei Alpha Centauri wiederum stehen die Sterne schon weit genug auseinander, damit in den habitablen Zonen um beide Sterne stabile Orbits möglich sind. Es ist aber noch nicht klar, ob sich dort auch tatsächlich Planeten bilden könnten.

    Falls das auf Alpha Centauri selbst bezogen ist: da ist in der Tat kein Planet bekannt, ein mutmaßlicher Exoplanet um B konnte nicht bestätigt werden. Aber anderswo wurde so ein Fall bereits gefunden.

  12. @ AmbiValent:

    Ein sehr schöner Artikel, der mir in Erinnerung ruft, wie ich damit begonnen habe, mich für Philosophie zu interessieren. Eben der Reclam-Band 1042 aus dem Jahr 1984 war es, der mir dazu Anlass gab.

    Titel: Von der Ursache, dem Prinzip und dem Einen.

    Darin entfaltet Bruno in einem Dialog die naturphilosophischen Hintergründe seines Denkens, während der Nachfolger (Von der Unendlichkeit, dem Universum und den Welten) eine Art Disputation darstellt, bei der seine Weltsicht mit der überlieferten scholastisch-aristotelischen abgeglichen wird.

    Beide Dialoge wurden im Jahr 1584 im Londoner Exil verfasst (neben einigen weiteren) – allerdings in italienischer Sprache, so dass sie nicht in der damaligen Universitäts-Szene etabliert bzw. diskussionswürdig waren. Dies erfolgte zwei Jahre später in Paris.

    Die dazu verfasste Streitschrift wurde wiederum zwei Jahre später unter dem Titel „Acrotismus“ herausgegeben – zu einer Zeit, als sich Bruno bereits in Wittenberg befand, wo es für ihn bis zum Triumph der Calvinisten über die Lutheraner relativ ruhig zuging, so dass er dort an der Universität sogar Vorlesungen halten konnte.

    Zur Frage, wie Bruno überhaupt darauf gekommen ist, die Fixsternsphäre zu sprengen, die es bei Kopernikus noch gab: Es ist eine Konsequenz, die aus der Anwendung des kopernikanischen Prinzips auf die pantheistische Weltsicht folgt.

    Wenn der unendliche Gott sich als unendliches Universum manifestiert, dann folgt daraus, dass sich die Schöpferkraft dieses unendlichen Gottes nicht in einem einzelnen Objekt – also dem Sonnensystem – erschöpft, sondern ebenso unendlich viele weitere Systeme hervorbringt, welche ihrerseits Lebewesen und Bewohner hervorbringen.

    Die unendliche Zahl von Himmelskörpern und Bewohnern auf ihnen bezeugt gewissermaßen die unendliche Herrlichkeit des Schöpfers, der als Unendlichkeit mit der Unendlichkeit der Schöpfung in eins fällt. Daher auch die von Bruno immer wieder hervorgehobene Einheit von Wahrheit und Unendlichkeit in Gestalt des „Einen“.

    Goethe hat später in diesem pantheistischen Sinne „Eins und Alles“ gedichtet, welches diese Sichtweise sehr gut auf den Punkt bringt.

  13. @Hoffmann
    Danke für die ergänzenden Informationen zu Giordano Bruno. Er scheint ja eine höchst faszinierende und komplexe Persönlichkeit gewesen zu sein.

  14. @ RPGNo1:

    Er scheint ja eine höchst faszinierende und komplexe Persönlichkeit gewesen zu sein.

    In der Tat!

    Dabei war Bruno eigentlich eher ein dichtender Philosoph bzw. ein philosophierender Dichter. Gerade die italienischen Dialoge aus der Londoner Zeit (1583 bis 1585) weisen ihn als solchen aus. In diesen Dialogen entfaltet er sein Weltbild auf unterhaltsame Art, indem er (insbesondere in „De gli eroici furori“) immer wieder auch gebundene Sprache als Gedichtstrophen einsetzt.

    Letztlich läuft es bei ihm auf eine mystische Einheitsschau hinaus, die sich bei der Kontemplation über die Unendlichkeit einstellt. Die naturphilosophischen Erörterungen dienen als rationale Untersetzung dieser Kontemplation, wobei die hier im Artikel vorgestellte Vision gewissermaßen einen Nebeneffekt darstellt, über den wir heute noch staunen können.

    Ein Beispiel aus den „De gli eroici furori“:

    Im zweiten Dialog des zweiten Teils läuft eine Interpretation eines Gedichts zum Aktäon-Mythos auf Folgendes hinaus:

    „Er schaut die Amphitrite, den Urquell aller Zahlen, aller Arten, aller Begriffe, welche die Monade, die wahre Wesenheit des Seins aller Dinge ist …

    Denn von der Monade, welche die Gottheit ist, geht diese Monade aus, welche die Natur, das Universum, die Welt ist, worin, wie im Monde die Sonne, jene sich betrachtet und spiegelt, durch welche sie uns erleuchtet, da sie in der Hemisphäre der intellektuellen Substanzen sich befindet.

    Dies ist die Diana, jenes Eine, welches das Seiende selber ist, jenes Seiende, welches die begreifbare Natur ist, auf die die Sonne und der Glanz der höheren Natur einwirkt, als Einheit, die sich scheidet in erzeugte und zeugende oder schaffende und geschaffene.“

    Mit dem Monaden-Begriff hat er die Monadologie von Leibniz vorweg genommen, die erst über 100 Jahre später entworfen wurde. In seiner Frankfurter Zeit (1590 – 1592) entstanden dann noch einige kürzere Werke auf Latein – u.a. auch eins über die Monade, wo es dann doch sehr mystisch wurde …

    https://tetraktys.de/philosophie-7.html

  15. @Hoffman
    Ich empfinde diese Gedankenwelt ja als sehr strange, aber auch halt als sehr spannend. Hast du dazu mal was geschrieben ? Für mich waren jetzt deine Kommentare, so ein erstes bischen abtauchen. Ich fänds spannend.

  16. @tomboo
    Ja, die Gedankenwelt war sehr strange! Giordano Bruno stand in der Tradition der hemetischen Philosophie. Zu Bruno selbst kann ich nicht so viel beitragen. Mit der hermetischen Philosophie habe ich mich mal eine zeitlang beschäftigt. Da ging es um Magie, wie z.B. die Beseelung von Statuen. Gerade in der Zeit um 1600 als Giordano hingerichtet wurde, war diese Philosophie (heute würde man sagen Esoterik) sehr populär. Viele haben gedacht, in der Hermetik die ewige Philosophie, die philosophia perennis zu finden oder schon gefunden zu haben. Die damalige Wissenschaft (sofern man den Begriff für die damalige Zeit schon zulassen will) war durchsetzt von hermetischem Gedankengut. Der katholischen Kirche war die Hermetik natürlich ein besonderer Dorn im Auge – eine Ketzerei, die unter allen Umständen bekämpft werden musste. Und sind wir mal ehrlich: Viele hier im Blog würden Esoterik am liebsten noch heute per Gesetz verbieten.

    Tatsächlich lebt das Gedankengut der Hermetik noch heute in esoterischen Strömungen weiter. Aus der Wissenschaft verschwand die Hermetik etwa um die Mitte des 17. Jahrhunderts. In der Wissenschaftsgeschichte wird das erst seit etwa den 1960er Jahren in realistischer Weise wiedergegeben. Vorher wurde das einfach als nicht zur Wissenschaft gehörend ignoriert. Im Mainstream der Naturwissenschaftler, die Wissenschaftsgeschichte nur aus den einführenden Kapiteln der Lehrbücher kennen, ist das leider bis heute noch nicht angekommen.

    Auch die historische Einführung in AmbiValents Beitrag entspricht der gängigen Praxis „irgendetwas Historisches“ zu wählen. Das Thema „Giordano Bruno und die Kirche“ ist aber viel zu komplex, um für eine kurze Einleitung zu taugen. Das wäre vielleicht ein Thema für einen neuen Beitrag.

  17. #11 Ambi Valent
    “ Erst Jahre nach Brunos Hinrichtung sah Galilei die Venusphasen im Fernrohr und konnte so ableiten, dass die Venus in der Tat zwischen Erde und Sonne hindurchwandert“

    Ich sah die Venus 412 Jahre nach Brunos Tod früh 4:40 h im 600mm-Canon plus Konverter mit Erbsensack auf dem Autodach vor der Sonne herwandern, die Nackenhaare stellten sich mir auf und das Blut wich aus meinem Kopf….
    Es wurden sogar recht gute Fotos, würde eines mal ganz gern zu einem passsenden Zweck zeigen.

  18. Schöner Artikel mit einem leicht zugänglichen Überblick über das Thema Exoplaneten. Ich war allerdings erst ein bisschen enttäuscht, das Giordano Bruno gar nicht Thema, sondern nur Aufhänger für den Artikel ist.

    Bei der Gelegenheit an Florian die Bitte: Würdest du in Erwägung ziehen, bei nächsten Blogwettbewerb auf den Erklärtext vor den einzelnen Blogartikeln zu verzichten? Dann könnten die ersten Zeilen des eigentlichen Beitrags im Teaser auf der Startseite erscheinen und auf den Artikel neugierig machen, wie es ja auch sein sollte. So geballt untereinander wirkt der ewig gleiche Text dann doch eher abschreckend. Und wenn einen dann nicht gleich die Überschrift reinzieht, entgeht einem sicher der eine oder andere interessante Beitrag.

  19. @Heljerer
    Viele Dank ! Spannende Sache dieses vorwissenschaftliche Denken. Muss zu meiner Schande gestehen, hatte ich mich noch nie mit beschäftigt.

  20. @ tomtoo:

    Hast du dazu mal was geschrieben ?

    Nein, ich hatte mir vor über 30 Jahren mal die Gesamtausgabe von Brunos italienischen Dialogen als deutsche Übersetzung (Ludwig Kuhlenbeck) ausgeliehen und interessiert gelesen. Einige Passagen daraus hatte ich mir abgeschrieben – unter anderem auch das Zitat aus „De gli eroici furori“ – weil sie die zentralen Gedanken Brunos am deutlichsten auf den Punkt brachten.

    In der Folgezeit kamen dann andere Interessen und Verpflichtungen dazwischen, so dass ich das nicht weiter vertieft habe, aber eine gewisse Faszination hat Bruno für mich auch heute noch. Insofern war dieser Artikel für mich ein willkommener Anlass, die alten Abschriften mal wieder rauszukramen und mich an die Zeiten zu erinnern, als ich sie angefertigt hatte.

    Was @ Heljerer geschrieben hatte, stimmt durchaus, denn in astronomiegeschichtlichen Darstellungen kommt Bruno oftmals nur als Verbreiter des kopernikanischen Weltbildes vor, der deswegen als Ketzer verbrannt worden ist. Das ist aber historisch nicht korrekt.

    Bruno war kein Kopernikaner – in seinem Dialog „La cena della ceneri“ setzt er sich kritisch mit dem kopernikanischen System auseinander, weil es ihm nicht hinreichend erschien (u.a. wegen der immer noch vorhandenen Fixsternsphäre) – dafür aber jemand, der ein eigenes Weltbild entwarf, in dem der Ansatz von Kopernikus zwar aufgegriffen wurde (Planeten umgeben die Sonne – ferne Sonnen sind Sterne, die ihrerseits von Planeten umgeben werden), aber lediglich zur Illustrierung eines pantheistischen Weltbildes diente, das viel stärker Bezug auf Nikolaus von Kues nahm als auf Kopernikus.

    Der Konflikt mit der Kirche bezog sich übrigens auf die Leugnung des Dogmas der Transsubstantiation sowie des Dogmas der Jungfräulichkeit Marias. Auch die Leugnung der Trinität Gottes scheint ein Verurteilungsgrund gewesen zu sein – zumindest spielt diese eine Rolle in den venzianischen Inquisitionsakten. Alles in allem also theologische und nicht naturphilosophische Gründe, so dass die oftmals zu lesende Behauptung, Bruno wäre wegen der kopernikanischen Lehre verbrannt worden, nicht zutreffend ist.

    Der Kopernikanismus war im Jahr 1600 seitens der katholischen Kirche noch nicht als Bedrohung wahrgenommen worden. Während die Werke Brunos bereits 1603 auf den Index kamen, geschah das mit Kopernikus erst 1616 – also erst einige Jahre nachdem Galilei mit seinem Fernrohr das kopernikanische System mit Beobachtungsdaten faktisch bestätigte.

    Kopernikus war also nicht der Anlass, um Bruno zu verbrennen. Auch die Vielzahl der Welten und die Unendlichkeit des Universums nicht, wie oft behauptet wird. Gefährlich aus Sicht der Kirche waren die Folgerungen, die man daraus für die Glaubwürdigkeit der Dogmen ziehen konnte. Und hier hat sich Bruno in seinen Dialogen durchaus sehr deutlich abwertend geäußert – was ihm schließlich zum Verhängnis wurde …

  21. @tomboo
    Im Grunde war es in der Renaissance allgemeine Ansicht, dass das Wissen der Antike weit über dem eigenen lag und alles nur wiederentdeckt werden müsste. Die Hermetik war deshalb so verlockend, da man geglaubt hat, es handele sich um uraltes Wissen aus der Zeit Moses oder noch früher. Man war der Ansicht, dass das Wissen im Laufe der Zeiten immer mehr verwässert wurde. Daher galt: Je älter desto besser. Man hatte im 16. Jahrhundert zwei grundsätzliche philosophische Ansätze:
    1.) Aristoteles: Das war die etablierte universitäre Philosophie. Die Philosophie der „Kirche“.
    2.) Platon: Diese Philosophie wurde in der Renaissance immer populärer. Problem: Man konnte viele Schriften des Neuplatonismus philologisch noch nicht richtig einordnen. Es ergab sich ein Gemenge aus originalen platonischen Schriften, Neuplatonismus und Hermetik.

    Viele Gelehrte, die sich gegen Aristoteles und für Platon entscheiden hatten, erschienen der konservativen Wissenschaftsgeschichte als fortschrittlich – nach der primitiven Formel:
    Aristoteles -> Scholastik -> Kirche -> rückständig
    ergo platonische Denker -> fortschrittlich

    Im Neuplatonismus gab es eine Art Lichtmetaphysik, durch welche man das Zentrum der Energie und er Bewegungsursache in die Sonne hineininterpretierte. Auch Johannes Kepler gehört beispielsweise zu diesen Denkern.

    Ironie der Geschichte: Ausgerechnet die esoteristischen Denker werden nach wie vor als die Wegbereiter der neuen Zeit gesehen, während die rationalen aristotelischen Denker der Kirche mit Rückständigigkeit gleichgesetzt werden.

    Und heute? 1614 wurde nachgewiesen, dass das angeblich so alte Corpus Hermeticum in Wirlichkeit aus nachchristlicher Zeit stammt. Die Wissenschaft hat alles Mystische aus ihren Ansichten langsam beseitigt. Die Esoteriker haben sich eine neue Basis für ihr uraltes Wissen gesucht und in Indien und China gefunden.

  22. @Hoffmann
    @Heljere
    Erst mal vielen Dank euch zwei. Wie das genau zusammenhing mit der Hermetik,Pantheismus usw. ist mir alles neu. Da gibts wohl einiges nachzuholen. : )

  23. @Hoffmann
    @Heljerer

    Ich schließe mich an: Danke für die interessanten Ausführungen!

    Die Wissenschaft hat alles Mystische aus ihren Ansichten langsam beseitigt. Die Esoteriker haben sich eine neue Basis für ihr uraltes Wissen gesucht und in Indien und China gefunden.

    Dieses Thema wäre eigentlich auch für eine vertiefte Darstellung in einem Artikel gut geeignet. Würde ich sehr gerne lesen. Wink mit dem Zaunpfahl… 😉

  24. @Tina_HH

    Die Esoterik sucht zum großen Teil zwar ihr Heil im Osten, es ist aber erstaunlich, wie die Hermetik bis heute ihren Einfluss aufrecht erhält. Z.B. ist das esoterische Prinzip des „Wie oben, so unten“, also die Entsprechung von Makro- und Mikrokoskos hermetisches Gedankengut.

  25. @Heljerer

    Da ich mich mit Hermetik überhaupt nicht auskenne, habe ich jetzt zumindest mal den Wikipedia-Artikel gelesen. Dieses „je älter desto besser“ ist wirklich ein seltsames Prinzip und für heutige Esoteriker ja anscheinend immer noch anziehend. Befremdlich.

  26. @Tina_HH

    Befremdlich dann, wenn man wissenschaftliche Erkenntnisse im Hinterkopf hat. Dann kann ja älter nicht besser sein. Den Hermetikern ging es aber vor allem im weitesten Sinn um religiöse/mystische Erfahrungen und Erkenntnisse. Die Hermetiker waren ja auf der Suche nach dem Urgrund, der allen Religionen und aller Philosophie im Kern zugrunde liegt. Und dieser Urgrund ist auch nach dem Verständnis vieler heutiger Esoteriker in alten Schriften zu suchen.

    Eine große Ironie ist, dass gerade heutige Mathematiker und theoretische Physiker oftmals ein ähnliches platonisches Gedankengut haben. Nicht dass sie glauben „je älter desto besser“ und sie suchen auch nicht direkt nach Gott. Aber sie glauben immernoch, dass es im Universum in Form einer mathematischen Struktur einen allgemein gültigen Urgrund zu entdecken gibt. Die Methoden sind natürlich völlig andere, aber der gedankliche Kern ist der gleiche: Das ist Esoterik!

  27. @Hoffmann

    Hab gerade mal über Tegmarks Theorie nachgelesen:
    „Schon auf der Stufe 1 gibt es, so Tegmark, nach dem derzeit favorisierten Modell eines unendlichen Universums nicht nur unendliche viele belebte Planeten, sondern auch unendlich viele exakte Doppelgänger von uns.“ (Wikipedia)

    Das ist Giordano Bruno auf die Spitze getrieben! Nicht nur viele Welten um andere Sonnen, sondern unendlich viele identische Kopien.

    Das ist Esoterik in pseudonaturwissenschaftlicher Verpackung.

    Wer sagt hier „Hermetik ist strange“?

  28. Falls jemand beurteilen will, ob so etwas wie „Tegmark“ wirklich Esoterik ist und was Esoterik eigentlich ist, dem kann ich das Buch von Kocku von Stuckrad „Was ist Esoterik?“ empfehlen.

    Das Buch selbst ist nicht esoterisch, sondern religionswissenschaftlich sauber verfasst! Also auch als Lektüre für bodenständige Menschen geeignet.

  29. @ Heljerer:

    Na ja, mit „Vitamin B“ hat er seine Ideen ja doch noch in einer Fachzeitschrift unterbringen können:

    „Er veröffentlichte seine spekulative Theorie zuerst 1998 in den Annals of Physics nach mehrmaliger Zurückweisung (sie war dem Gutachter zu spekulativ) dank der Unterstützung von John Archibald Wheeler, der ihm ein Empfehlungsschreiben gab, woraufhin der Artikel doch noch veröffentlicht wurde.“ (Wikipedia)

    Mein Verweis auf Tegmark bezog sich auf die platonische These, dass die Mathematik nicht nur ein Konstrukt sei, sondern darüber hinaus tatsächlich „an sich“ existiert. Das entspricht dann Tegmarks „Multiversum der Stufe 4“:

    „I explore physics implications of the External Reality Hypothesis (ERH) that there exists an external physical reality completely independent of us humans. I argue that with a sufficiently broad definition of mathematics, it implies the Mathematical Universe Hypothesis (MUH) that our physical world is an abstract mathematical structure.

    Quelle: https://arxiv.org/abs/0704.0646

  30. @Hoffmann

    Dieses „an sich“ existieren wurde in der Geistesgeschichte schon verschiedenen menschlichen Konstrukten unterstellt:
    – Sprache
    – Musik (z.B. Sphärenklänge)
    – Mathematik

    Aber nur bei der Mathematik gibt es noch eine Handvoll Anhänger dieser Sichtweise.

  31. Also ein metaphysisches „An-Sich-Existieren“ wird doch erheblich von transzendentalen Entitäten protegiert…
    und weniger von der Annahme einer Allgemeingültigkeit von logischer Strukturiertheit.

  32. Ambi Valent
    Welche Art von Strahlung gibt ein Gasriese ab?
    Hilft ein starkes Magnetfeld dagegen?
    Was ist mit „harter“ Strahlung gemeint , vielleicht Röntgenstrahlen?

    Wenn man deinen Beitrag liest, wird eindrucksvoll klar , was für ein Glück wir mit unserem Sonnensystem gehabt haben. Es sind wirklich eine Vielzahl von Voraussetzungen notwendig, damit Leben entsteht.

  33. @anderer Michael
    Es ist nicht „normale“ thermische Strahlung, sondern entsteht durch die Beschleunigung der ionisierten interplanetarischen Materie durch das Magnetfeld des Planeten. Und das Magnetfeld des Jupiter, vermutlich erzeugt durch den metallischen Wasserstoff in seinem Inneren, ist nochmal viel stärker als das der Erde.

    Würde man eine Quasi-Erde um Jupiter kreisen lassen, und sie hätte dasselbe Magnetfeld wie die Erde, dann würde das mit Sicherheit helfen, die ionisierte Materie abzulenken und dadurch Leben auf der Oberfläche zu schützen. Ich weiß nur nicht, ob es genug hilft. Mit einer Welt ohne starkem eigenen Magnetfeld (wie zB dem Mars) im Jupiterorbit wäre man aber wohl mit Sicherheit aufgeschmissen.

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