sb-wettbewerb_kleinDieser Artikel ist Teil des ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2017. Informationen zum Ablauf gibt es hier. Leserinnen und Leser können die Artikel bewerten und bei der Abstimmung einen Preis gewinnen – Details dazu gibt es hier. Eine Übersicht über alle am Bewerb teilnehmenden Artikel gibt es hier. Informationen zu den Autoren der Wettbewerbsartikel finden sich in den jeweiligen Texten.
——————————————————————————————————————
„Die Neuordnung Europas 1815 erfolgte aufgrund einer Kontinentalplattenverschiebung“
Eine kurze Geschichte der Welt aus Sicht meiner Schüler

Von Lehrer Lämpel

Seit ich zu unterrichten angefangen habe, sammele ich die Stilblüten meiner Schüler. Auch wenn ich beim Korrigieren von Aufsätzen und Schularbeiten angesichts des Unfugs, den ich da zu lesen bekomme, oft in die Tischplatte beißen muss, bin ich doch insgesamt erfreut, welch kreatives Potenzial in den Kindern steckt. Sie mögen faul sein und uninteressiert, aber zumindest bringen sie mich oft zum Lachen. Bitte denken Sie nicht, dass ich mich hier über sie lustig machen möchte! Denn im Grunde werden da Parallelwelten erschaffen, die sicher nicht als Beleg, aber zumindest als Indiz für ein Multiversum betrachtet werden können. Wenn Ihnen also im Folgenden etwas schwindelig werden sollte, sorgen Sie sich nicht: Der Fortschritt geht verschlungene Wege. – Alle Zitate sind kursiv gesetzt und orthografisch unverändert.

Lehrer Lämpel bittet um Aufmerksamkeit Urheber: Wilhelm Busch, public domain
Lehrer Lämpel bittet um Aufmerksamkeit
Urheber: Wilhelm Busch, public domain

Was ist der Mensch? Wo kommt er her, wo geht er hin? – Alter, wen interessiert das? Muss man das wissen? Man muss eh schon so vieles. „Atmen ist eine Sache, die wir am Tag ständig machen müssen“. Das reicht doch, oder? Na gut, nicht ganz. „Lebensmittel sowie Nahrungsmittel brauchen wir um unseren Hunger zu stillen“. Und zwar eine Menge davon! „Ja, wir vergessen Manchmal Mensch zu sein und der ist eben durch seinen Magen für Essen determiniert“. Wenn der Mäcki aber zu weit weg ist, dann geht man halt doch in die Schulkantine und holt sich ein „Brot, welches früher eine tragende Rolle in der Politik und Gesellschaft gespielt hat“. Das weiß nämlich kaum jemand, dass „schon im Jahre 2000 das Brot wichtig zum überleben war um nicht zu verhungern“. Jaja, da glaubt man, unschuldiges Backwerk vor sich zu haben, aber man sollte auch wissen „dass früher der Brotpreis teils von der Politik und teils von der Nation festgelegt wurden“ und „das Brot für ganze Herrschaften bzw. Revolutionen verantwortlich gemacht werden kann“. Aus der Geschichte kann man auf jeden Fall lernen, „wie es zu Zeiten Marie Antoinette mit der Lebensnotwendigkeit des Brotes war […], das bei falscher Handhabung schon mal eine Revolution, sowie Köpfigungen folgen können“. Sollte man den Leberkäse also doch lieber ohne Semmel essen? Wie auch immer, „dies führt dazu dass irgendwelche Waren, unbewusst im eigenen Heim landen. Wir bedienen uns immer und immer wieder an kleinen Snacks und wissen uberhaupt nicht, was der Konsum an Folgen nach sich zieht“. Genau, denn „Gesundheit ist heutzutage eine der wichtigsten Bestandteile eines langen Lebens, Vitalität und Glückseligkeit“.

War schon im Jahre 2000 wichtig (Foto: Lämpel)
War schon im Jahre 2000 wichtig (Foto: Lämpel)

Wer die Zukunft gestalten will, muss die Vergangenheit kennen – solche Sachen sagen Lehrer gerne. Ob das stimmt? Und wenn man sie nicht kennt, oder nur so halb? Dann macht man sich eben eine, man muss nur das Ventil öffnen und schon „sprudeln die Erinnerungen hoch“.

Nehmen wir beispielsweise die Frage, welche Ereignisse den Übergang zur Neuzeit markieren. Das ist ja durchaus kontrovers. In manchen Welten ist das „ die Völkerwanderung“, in anderen „ die Mondlandung“ und in einer sehr seltsamen Welt läuft die Zeit nicht nur rückwärts, sondern verknotet sich dermaßen, dass „Mauerfall und Mauerbau“ in dieser Reihenfolge gemeinsam am Anfang unserer Epoche stehen!
Da ist offenbar einiges durcheinander geraten. Man kennt sich nicht mehr aus. Wie entstand übrigens die Weimarer Republik? „1871-1918 Zusammenschluss von Preußen und Bayern zu einem Land“. In einem anderen Universum, ungefähr zur selben Zeit: „1918 Gründung der Weimarer Republik, es entstand das Kaiserreich“. Geschichte ist anscheinend nicht eine Frage der Interpretation von Fakten, sondern ein Quantenzustand, in dem sich die Ereignisse solange in Unbestimmtheit überlagern, bis einer hinschaut. Woran das liegt? „Die heutige Gesellschaft wird immer moderner“! Vielleicht auch daran, dass wir ein „desertröseres Finanzwesen“ haben als früher. Verwüstungen allüberall! Zumindest weiß man sicher, dass die „Neuordnung Europas 1815 […] aufgrund einer Kontinentalplattenverschiebung“ erfolgte.

Die Neuordnung Europas 1815 (Foto: Lämpel)
Die Neuordnung Europas 1815 (Foto: Lämpel)

Das war ein Schritt in die richtige Richtung, aber wir haben keine Zeit, zu warten, bis Afrika das Mittelmeer trockenlegt. Zuviel liegt im Argen. Machen Sie doch mal die Augen auf! „Viele Täter, Mörder oder Pädophile laufen auf der Straße herum als hätten sie nichts gemacht. Die Polizei kann sich nicht um alle Täter beschäftigen und alle kleinen Details untersuchen, denn dafür haben sie eine wertvolle Zeit, die sie nicht nutzen können“. Und was tun wir? Statt Afrika ein wenig anzuschieben, lassen wir es uns gut gehen: „In der heutigen Zeit symbolisiert der Name ‚Stadt‘ für viele Jugendliche, aber auch ältere Menschen, als einen Ort wo man sich treffen kann zum Kaffee trinken. Bei den Jugendlichen wird dies häufig mit ‚Shopping‘ in Verbindung gesetzt. Viele Rentner gehen in die Stadt um Meseen oder Opern zu besuchen“. Der „Auto-Normalverbraucher” ist eben im Grunde ein Depp: Auf einem Platz zum Beispiel, „lassen sich viele traditionelle Wirtschaften und Läden finden, und doch merkt man wie modern und primitiv die Stadt ist, anhand der Menschen die sich dort versammeln“.

Was tun? fragt nicht nur Lenin. Schon im Jahr 2000 haben sich das die Menschen gefragt. Und vielleicht sogar schon früher. Aber ach! „Herr Lämpel! Ich verstehe Geschichte bei Ihnen nicht, das ist alles so politisch!“ Da hast du Recht, meine Liebe. Politik muss gemacht werden! Schon im Jahr 2000 haben die Menschen Politik gemacht. Sie sind zum Beispiel in die „Sozialpetagogische Partei Deutschlands“ eingetreten, oder in die „Faschistische Demokratische Partei“. Das war unter Willy Brandt sehr populär, nachdem die SPD und die Union zum ersten Mal eine „Große Koalisation“ gebildet hatten, die aber erstaunlicherweise nichts mit Beuteltierwerdung zu tun hat. Doch wir greifen vor.

Interessiert sich nicht für Politik Von Diliff - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link
Interessiert sich nicht für Politik
Von DiliffEigenes Werk, CC BY-SA 3.0, Link

In der Weimarer Republik waren die Leute unzufrieden und haben darum die „Kultur pädagogische Demokratie“ und die „National Sozialistische Demokratische Außenpolitik“ gewählt. Das führte dann in Diktatur und Weltkrieg usw. etc. pp haben-wir-schon-tausendmal-gehört! – Na gut. Was kommt dann? Ach ja, nach dem Krieg kamen die Siegermächte. Vor allem das „Vereinigte Königreich von Amerika“ wollte Deutschland dezentralisieren, d.h. es „sollte nicht mehr aus einem zentralen Gebiet oder Stadtteil aus verwaltet “, sondern „als ökologischer Staat wieder aufgebaut werden“. Dazu musste man Deutschland aber erst entnazifizieren, d.h. man musste „erreichen, dass die Deutschen nicht mehr narzistisch denken“. Daher verbot man nicht nur „der Kreuz wo Hitler erfunden hat“, sondern betrieb auch die „Auflösung von NS-Beamten“, die „Auflösung von Waffenzelten“ und weil man gerade dabei war, wurde auch „die damalige deutsche Politik […] aufgelöst und eine neue angeschaft“. Das nennt man Demokratisierung. Trotzdem gab es auch Probleme, denn manche von den „Belasteten konnten mit ihrem Anwalt oder dem ‚Persil‘ entkommen“. Wohin, weiß man nicht. Vielleicht in die „asiatische Besatzungszone“, vielleicht nach „Schleswig-Holzstein“ oder gar ins „Saarland (polnisches Gebiet)“?

Fluchthelfer für Nazis? (Foto: Lämpel)
Fluchthelfer für Nazis? (Foto: Lämpel)

Was man weiß, ist, dass Deutschland dann in zwei Staaten geteilt worden ist, nämlich in das „Deutsche Demokratische Reich“, manche nennen es auch „Das Dritte Reich“, im Osten und in das „Bayerische Reich Deutschland“ im Westen. „Hauptstadt der alten BRD war Leipzig“, aber offenbar wusste das niemand. Im Osten wollte man Planwirtschaft, d.h. „alle Großbetriebe wurden vom Staatsoberköpfen verstaatlicht“. Warum? Wahrscheinlich weil „in der UdSSR Sorrealismus herrschte“. Die UdSSR nämlich „war von Stalin besetzt. Die Westalliierten hatten z.T. polnische und z.T. russische Verfassungen“. Unter Bundeskanzler „Adenauer Kennhard“ trat Deutschland außerdem „der UNO bei und wird dafür wieder souverän und bekommt ein Millitär, lennt dafür den atomaren Waffenschütz gegen Frankreich ab“.

Darum kam es dann wohl auch zum kalten Krieg. Den „führte Ostdeutschland (SBZ) gegen Westdeutschland (USA, FRK, GB)“ und der Begriff „beschreibt das ‚Bekämpfen’ einander welches nur schriftlich erfolgt. Es war kein Krieg der vom Militär geführt wurde, sondern nur politisch“. Aha. Wie hängt damit die sog. ‚Berlinblockade’ zusammen? „Sie wurde als Revulution gegen die Mauer von Bürgern der DDR ausgeführt, und erreichten damit den Fall der Mauer. Die Bürger stellten sich vor der Mauer auf und blieben dort stehen bis sie fiel und somit die DDR nicht mehr existierte“. Das erklärt, weshalb „das Warschauer Paket“ nicht zugestellt werden konnte! Hätte man es nur mit der „Schlussrakete von Helsinki“ geschickt, wäre uns sicher vieles erspart geblieben.

Warum wurde die Mauer eigentlich gebaut? „In der Nacht vom 13-14 August (an einem Wochenende) wurden die DDR zugemacht sodass die Menschen die grenzen nicht mehr verlassen konnten damit so viele Menschen wie möglich dort sind weil ja Wochenende war“. Andere sagen anderes: „Die Mauer wurde von den sowjetisch besetzten Militärkräften am 13.8.1961 gebaut und im Jahr 1971 abgerissen. Stalins vorwand war das Volk vor einem Militärputsch zu schützen“. – Na gut, sei’s drum, mit dieser Unklarheit müssen wir wohl leben.

Wurde 1971 abgerissen (Foto: Lämpel)
Wurde 1971 abgerissen (Foto: Lämpel)

Seitdem ist eine Menge geschehen, wenn man nur wüsste, was: „Die Zeit rast an einem vorbei und man findet keine Zeit mehr sich ein ordentliches Frühstück zu gönnen oder sich in Ruhe fertig zu machen“. Es besteht aber Hoffnung. „Durch Technisierung und industriellen Fortschritt entwickelt sich die Menschheit immer mehr und will nun nach dem Mond auch den Mars besteigen“. Ob das in gegenseitigem Einvernehmen vollzogen werden kann, muss allerdings erst geklärt werden. „Daher sollten wir abwarten, was die Zeit noch so mit sich bringt, ihr jedoch auch Einhalt gebieten, wenn dies nötig ist“. Genau. Sollte wider Erwarten gar nichts mehr gehen, gibt es dennoch einen Ausweg: “Passive Sterbehilfe ist legal wenn der Helfer drei Jahre arbeitslos ist”.

Was hat er denn? Urheber: Wilhelm Busch, public domain
Was hat er denn?
Urheber: Wilhelm Busch, public domain
67 Gedanken zu „Die Neuordnung Europas 1815 erfolgte aufgrund einer Kontinentalplattenverschiebung: Eine kurze Geschichte der Welt aus Sicht meiner Schüler“
  1. super geschrieben – die stilblüten der jugend!
    mit 15 sah meine welt auch noch so ähnlich aus – wen interessierte da ein demokratisches königreich …

    lachen am morgen, kann ein gutes brot ersetzen! Mahlzeit

  2. … macht die jugend nicht so schlecht. ihr müsst auf sie bauen, ob ihr wollt oder nicht.
    aber denkt doch an eure frühen schuljahre zurück, da gab es interessanteres als geschichte und politik (vorallem für mich chemie- und mathebegabten).
    erst mit dem umbau der gehirnstrukturen nach der pupertät (kann ja auch mal bis in die 30er dauern) wird einem das eine oder andere doch klarer, bekommt eine lebens-übersicht und interessiert sich nicht nur für essen, schlafen und motoren.
    heute zählen auch (geschichtliches) weltgeschehen und politik zu meinem täglichen wissensdurst.
    nennt man sowas dann lebenserfahrung? mit 14 hat man das noch nicht – auch wenn man das da schon glaubt. zum glück lernen wir nie aus.

  3. Fantastisch! Umwerfend! Kreativ!

    Ich weiß gar nicht, welches Zitat mir am besten gefällt. Es sind einfach zu viele wirklich genial Gute dabei.
    Ich will sofort mehr davon!

  4. Zitat:
    „das Brot für ganze Herrschaften bzw. Revolutionen verantwortlich gemacht werden kann“

    -> Ja, oder auch Zucker! Oder Salz. Steckt ja im Brot zuweilen auch drin.

  5. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll.
    – Lachen wegen fantastischer Wortneuschöpfungen und kreativer Geschichtsschreibung
    – Weinen wegen mangelhafter Geschichtskenntnisse und schlechter Orthografie, denn Geschichte war immerhin mein mündliches Abiprüfungsfach

  6. @ Mars

    Zitat:
    nennt man sowas dann lebenserfahrung?

    -> Nein, „integriert“ oder assimiliert sein. Wer erstmal mit dem Geist des Mainstreams denkt, …
    Falls aber Freiheit zum höchsten Gut gehört, dem sollte es übel aufstoßen, wenn irgendwer von „Integration“ spricht. Denn die Dinge beginnen immer im Kopf Wirklichkeit zu werden und nicht erst in Szenerien vor unseren Augen.
    Wie mir scheint, gibt es aber wohl nur immer die eine Richtung, in die sich entwickelt wird – wer also erstmal „integriert“ ist, kommt da nicht mehr so einfach wieder raus.

  7. Nana – so geballt klingt es (bei aller ‚Witschichkeit“) schon sehr unschön. So wirds überspitzt und fast schon satirisch. Ich habe auch viel mit Jugendlichen zu tun (war auch mal eine 🙂 und „so“ blöd sind sie nun auch nicht. So klug ebenso nicht: denn allein diese halb-wahren Sätze offenbaren ja ‚Halbwissen“ – dafür muss man schon was verstanden haben. ..

  8. Sehr schön, vor allem der gekonnte Einbau der Zitate in den Text. Das muss man auch erst mal können.
    Allerdings bleibt einem an manchen Stellen doch etwas das Lachen im Halse stecken und man fragt sich, ob man selbst in dem betreffenden Alter so uninformiert war und auch derartige Stilblüten abgeliefert hat.
    Nichtsdestotrotz war es sehr amüsant zu lesen und wie der Autor sagt, geht es ja auch nicht darum, sich über die Schüler lustig zu machen sondern den unfreiwilligen Humor zu genießen

  9. Ich habe früher in der Schule auch Zitate gesammelt – und zum Schluss in unserer Abizeitung verwurstet. Super genial, die Kollektion, habe herzlich gelacht.

    @ Bulli:

    Wofür willst du denn eigentlich Rente kassieren?

  10. @tomtoo

    Prima ! Endlich mal einem Geschichtsmuffel wie mir etwas beigebracht. ; )

    Hihi, stimmt, da wurden so einige historische Ereignisse erwähnt, die allgemein bisher doch eher unbekannt waren. 😉

  11. Huh, erst mal wieder Luft holen…
    Ein Lehrer der Schule in meinem Geburtsort verfasste vor Jahren ein ganzes Buch mit Schülerstilblüten. Titel: „Meine Eltern sind jetzt im besten Mannesalter.“ Aber als Schüler klangen einige Dinge daraus für mich durchaus logisch. Zumindest wusste ich, was gemeint war. Darüber lachen konnte ich erst viel später.

  12. Sehr schön gemacht, danke für die Erheiterung :))

    @Tina_HH

    Ich will sofort mehr davon

    Stilblüten gibts ja ohne Ende und sie haben wirklich sowas wie einen Suchteffekt. Habe mich grade nach einer kurzen Webrecherche gleich erstmal festgelesen. Wie mit Chips: man kann nicht mehr aufhören.

    Der größte Kracher des Genres ist für mich das Büchlein „In Afrika ist immer August“. Da hab ich wirklich wiehernd unterm Tisch gelegen.

  13. Oh ja, „In Afrika ist immer August“ kenne ich auch. Während der Busfahrten auf der Sizilienreise hat die Reiseleiterin daraus vorgelesen.

    „Faschistische Demokratische Partei“ 😀
    Die gibt es ja jetzt wieder in Berlin. 😀
    Noch eine Frage an Lehrer Lämpel: Wie alt waren die Verfasser der zitierten Stilblüten?

  14. @Dampier

    Der größte Kracher des Genres ist für mich das Büchlein “In Afrika ist immer August”. Da hab ich wirklich wiehernd unterm Tisch gelegen.

    Das muss ich lesen!
    Danke für den Tipp.

  15. Also ich bin ein wenig gespalten.

    Zum einen finde ich der Artikel streift nur ein bisschen das „Science“ in Scienceblogs, aber das ist noch OK, hat ja schon ein wenig was mit Wissenschaft zu tun.

    Zum anderen: Oh je. Mir ist schon klar dass das vermutlich jahrelang gesammelte Stilblüten sind und die natürlich nicht repräsentativ für die Schülerinnen und Schüler sind, aber… aua. Bei manchen bleibt mir das lachen im Halse stecken weil ich Angst davor habe dass Leute mit solchem Geschichts“wissen“ wichtige Entscheidungen treffen wie z.B. zu wählen wer unser Land regieren soll.

    Aber dann wieder: Nett geschrieben (das zusammenstückeln von Zitaten ist nicht leicht so zu gestalten dass der Text noch annehmbar fließt) und die Zitate sind teilweise derart absurd dass sie schon sehr lustig sind. Musste schon schmunzeln bei einigen, vor allem bei so Momenten wie z.B. als das Warschauer Paket nicht zugestellt worden konnte. 😀

    Gruß
    Aginor

  16. „Also ich bin ein wenig gespalten.“

    Das kommt einer Stilblüte auch schon recht nahe… *g*

    Ich bin der Meinung, dass wir wegen dieser Stilblüten nicht in Panik verfallen müssen. Es sind Kinder und Jugendliche mitten im Lernprozess, die solche Fehler machen dürfen und müssen, um eben daraus zu lernen. Es ist das gleiche wie in Mathematik: Die meisten Schüler rechnen am Anfang auch erstmal einen heillosen Blödsinn zusammen (der ist halt nur weniger lustig), aber später studieren einige davon Mathematik oder Informatik. Da kenne ich zahllose Beispiele.

  17. (…Kaffeespritzer vom Bildschirm wischen…)
    Super! Wir hatten ja damals einen eher strengen Geschichteprof mit Hang zum Sarkasmus und deshalb auch fleißig gelernt, aber ich liebe Stilblüten. Toll geschrieben, besonders gut finde ich auch das Bild zur „großen Koalisation“.

    Eine solche in Rot / Schwarz (bzw. Türkis) wird es zwar aller Voraussicht nach nicht mehr geben, die Sache mit dem Brot und dem Kuchen treibt allerdings weiter ihr Unwesen in der Politik, denn jetzt haben wir in Österreich einen Bundeskanzler in spe welcher der Meinung ist: „Wenn sie sich keine Wohnung mieten können, sollen sie sich halt Häuser kaufen“.

  18. @Robert

    Sehr positiv. die Kinder haben gelernt in Zusammenhängen zu denken.

    Sieht für mich eher wie schlecht auswendig gelernt aus.

    Kann mich noch erinnern, wie wir in der 5. oder 6. Klasse noch auf den letzten Drücker in der Pause für die folgende Biostunde gelernt hatten, es ging um die Vögel. Im Buch lasen wir, sie hätten „Tropenform“. Das zitierte mein damaliger Schulfreund dann auch, als er aufgerufen wurde und erklären sollte, auf welche Weise Vögel an das Fliegen angepasst seien. Die Lehrerin gab zu bedenken, dass aber doch nicht alle Vögel in den Tropen lebten. Wenn’s doch so im Lehrbuch stand! Das „r“ hinter dem „T“ hatten wir damals beide schlichtweg übersehen 😉

  19. @myself

    Das “r” hinter dem “T” hatten wir damals beide schlichtweg übersehen

    Hmpf, habe mich nicht gebessert seitdem. Das „f“ hinter dem „p“ war gemeint. (Die Kollegen quatschen aber auch gerade laut, wie soll man sich da konzentrieren…!)

  20. Sowas wie „große Koalisation“ hatt sowas von politischer Tiefe. Geradezu hellseherisch. Die wirklich guten sind ihrer Zeit halt einfach vorraus und die absolut korrekte Wortwahl falsch gedeutet.

  21. Achso nachtrag.

    „“Er gehört zu den landestypischen Beutelsäugern und verbringt die meiste Zeit seines Lebens in den Wipfeln der Eukalyptusbäume. Hierbei zählen Essen und Schlafen zu seinen Hauptbeschäftigungen. Wegen seines niedlichen Aussehens erfreut er sich nationaler wie internationaler Popularität““

    Na, fällt der Groschen ? ; )

  22. @ alle
    Vielen Dank für das Lob, freut mich, wenn mein Text unterhaltsam war.
    @ Tina_HH #7
    „Ich will sofort mehr davon!“
    Material wäre genügend vorhanden, nur fehlt mir die Zeit, es zu verarbeiten. Nächstes Jahr vielleicht wieder.
    @ Bernhard Kletzenbauer #20
    Die Schüler sind mehrheitlich 17-18 Jahre alt.

  23. @Lehrer Lämpel

    Nächstes Jahr vielleicht wieder.

    Das würde mich freuen.

    Die Schüler sind mehrheitlich 17-18 Jahre alt.

    Oha, ich dachte, die wären jünger. Ich hatte sie so auf 15, maximal 16 Jahre geschätzt.

  24. uups, 17-18? das ist ja oberstufe, bis G8-Abitur!
    dann muss ich mich auch korrigieren – meine eigenen diesbezüglichen erfahrungen lagen wohl eher im bereich bis 14. (7. – 8. Klasse), da hätte ich sowas angesiedelt.

  25. 17-18 Jahre? Ach du meine Güte…

    Ich hätte auch genügend solcher Stilblüten im Angebot, allerdings sind „meine“ Jungs und Mädels 12-14 (8. Klasse, Französische Revolution bis 1. WK) bzw. 13-15 (9. Klasse, Weimarer Republik bis Nachkriegszeit) Jahre alt, wenn sie sowas von sich geben… was aber tatsächlich zum Glück eher Ausnahmen sind. Wobei, vielleicht sollte ich eben einen Blick in die Stegreifaufgabe dieser Woche werfen (Thema Französische Revolution)… Die vor 2 Wochen (Thema Aufklärung, andere 8. Klasse) fiel nicht so gut aus, allerdings gebe ich zu, dass das auch nicht ganz einfach ist und ich schon recht viel verlange…

    Kleines Beispiel gefällig? Auf die Frage hin, welche der drei Staatstheorien (von Locke, Montesquieu oder Rousseau) unserer heutigen Demokratie am ähnlichsten ist (begründet) kamen Antworten wie „Die Legislative, weil wir auch heute Gesetzte haben, an die sich alle halten müssen“. Jawoll!

    Und weil dies nach jahrelangem passivem Mitlesen tatsächlich mein allererster Post hier im Forum ist möchte ich wenigstens noch Danke sagen für die vielen tollen Artikel sowohl von Florian als auch von den Teilnehmern beim Schreibwettbewerb bzw. von den Gastautoren – dies ist das einzige Blog, das ich wirklich regelmäßig lese und bei dem ich mich auf jeden neuen Artikel – und auf die meist hochwertigen Kommentare – freue. Tolle Arbeit! Und danke auch an Lehrer Lämpel – Ihr Beitrag wird morgen im Kollegium sicher für Erheiterung sorgen 😉

  26. Köstlich zu lesen.
    17-18 Jahre? Schließe mich dem Entsetzen der Vorredner an. Womöglich findet der Untergang des Abendlands doch noch statt, wir brauchen nur noch etwas Geduld.
    Man ahnt, welch elterliches Potenzial hinter diesen Schülern steht. So nebenbei entzaubert das auch den Mythos vom Bürger, der glaubt, durch formelle Bildung überlegen zu sein.

  27. Mir fällt grad zweierlei auf: 1) wir tun hier alle so, als wüssten wie alle genau, was korrekt richtiges hinter den Stilblüten steht (welche staatstheoretisch ist es denn nun hm welche unserem System heut ähnlicher ist? 🙂 ? Ohne nachschlagen oder Google? ) und 2) beim Titel dieses Artikels dachte ich zunächst an einen – möglichen – klima-historischen Zusammenhang mit den Napoléonischen-Kriegen 🙂

  28. Lehrerzitate sollte man nicht vergessen, und dazu könnte ich ebenfalls beitragen. Es ging z.B. im Mathe-Unterricht um den positiven Ast von x-hoch-n-Graphen. Unvergesslich der Satz vor pubertierenden Elfklässlern:

    Je höher die Potenz, desto schneller steigt er.

    Ebenfalls unvergessen eine Linear-Algebra-Vorlesung meines Professors Hans-Joachim Kowalsky:

    Der von Ihnen konstruierte Raum ist erheblich unendlich.

  29. Lehrer: Ich bin halt eine Kapazität in meinem Fach
    Schüler: jo viel Blindleistung
    Lehrer: Das ist fachlich falsch..Moment..das ist fachlich richtig..trotzdem raus

  30. Sehr schön! Ich stamme aus einer Lehrerfamilie und weiß das nur zu gut einzuordnen.
    Ich sammele ja auch die Stilblüten meiner Studierenden:

    „Um die Reibung etwas zu vermeiden wurde Sie vor dem Einlegen in die Presse noch etwas eingefettet.“

    „Verschleiß ist ja schließlich nicht rückläufig und führt womöglich noch zur Verbesserung der Maschine.“

  31. Man muss nur auf webfail.de regelmässig die Rubrik „Facebook Fail des Tages“ verfolgen, um sehr gut nachvollziehen zu können, dass solche Zitate problemlos von 17-18jährigen stammen können.

  32. Alderamin,
    …auswendig lernen,
    das ist eine verpönte Methode, die aber viele vorteile bringt. Wir mussten zur Strafe eine ganze Buchseite aus dem Junglebuch von Rudyard Kipling auswendig lernen. Dann has du aber den Satzbau in allen Zeitstufen und sogar im Passiv immer parat.
    Stilblüten beinhalten oft eine kleine Weisheit, weil das Witzige gerade dadurch entsteht, dass das Unvereinbare vereinbar gemacht wird.

    demolog #10
    du bist ein Querdenker. Verachte mir den mainstream nicht. Er ist auch ein Zeichen von Zusammengehörigkeit. Ohne Mainstream kannst du keine Koalitionen bilden.

  33. @ anderer Michael und alle
    Ich möchte da gerne noch etwas klarstellen, weil ich schon ahne, wohin das sonst führt. Es ist nicht so, dass mich eine solche Vermutung persönlich trifft, dazu bin ich Profi genug, aber selbst wenn du deine Bemerkung ‚mit einem Augenzwinkern’ gemacht haben solltest: es ist ja eine gängige Erklärung und ich habe sie schon tausendmal gehört.
    Erst einmal muss ich betonen, dass ich die obigen Stilblüten nicht als Ausdruck eines Versagens meiner Schüler begriffen sehen möchte. In diesen Aussagen kann man alles finden: sprachliche Flexibilität und Ausweichstrategien genauso wie Unwissen und Dummheit. Um meinen Unterricht beurteilen zu können, sollte man aber auch die Rahmenbedingungen kennen. Die erste Geschichts-Kurzarbeit in der 11. Klasse wird nach fünf Wochen geschrieben. Meine Schüler kommen teilweise von Mittelschulen, in denen Geschichte gar nicht unterrichtet wird, viele kommen aus Elternhäusern, in denen über Politik und Geschichte nicht gesprochen wird, in denen es, wenn überhaupt, vielleicht nur eine Boulevardzeitung gibt und vielleicht kein einziges Buch. Einige sind selbst erst vor kurzem eingewandert oder hierher geflüchtet und können sich nicht gut ausdrücken. Als Lehrer habe ich aber keinen Interpretationsauftrag, sondern einen Korrekturauftrag. Im ersten Halbjahr muss ich mich pro Klasse um 30 oder mehr Schülerinnen und Schüler kümmern und leider kann ich nicht jeden dort abholen, wo er steht. Die meisten wissen nicht, wie man argumentiert und auch Deutsch-Muttersprachler haben oft große Probleme, einfache Texte zu verstehen. Einige Zitate stammen aus Abschlussaufsätzen am Ende der 12. Klasse. Haben wir Lehrkräfte also jahrelang alles falsch gemacht? Liegt es daran, dass die Schule, so wie sie ist, nicht funktioniert? Oder kann es sein, dass Oberstufe nicht für jeden Jugendlichen die geeignete Form der Weiterbildung ist? Vielleicht von allem ein bisschen was, aber wirkliche Sorgen würde ich mir erst dann machen, wenn ich überhaupt keine Stilblüten mehr zu lesen bekäme, denn das hieße, dass sie sich nicht einmal mehr Mühe geben würden, ihre Wissenslücken kreativ zu umgehen.

  34. LL,
    lass dich nicht verunsichern. Ich habe auch 30 Jahre lang Geschichte unterrichtet mit einem Migrationsanteil von 70 %.
    Deine Stilblütensammlung ist äußerst positiv zu bewerten, weil kein Aldi – Deutsch gesprochen wird und weil sich die Schüler offen gezeigt haben. Das ist viel wichtiger als strenges Nachplappern.
    Ein Beispiel für Aldideutsch; Alter, gehn wir Aldi?

  35. Lehrer Lämpel
    So war es nicht gemeint , aber so habe ich es geschrieben und berechtigterweise haben Sie es so verstanden.
    Bevor ich nun langatmig irgendwas im nachhinein interpretiere und umdeute, sage ich nur ganz ehrlich: ich habe hohen Respekt vor Lehrkräften (bin trotzdem nicht immer einverstanden) und bin gelegentlich richtig dankbar ( habe drei schulpflichtige Kinder).

    Ich hoffe ,Sie lassen sich Ihre offensichtliche Begeisterung für Ihren Beruf nicht madig machen.

  36. Ein Lehrer bekommt am 1.September 25 Kinder in die Hand, die nur weinen und sich die Hosen naßmachen können. Nach 10 Monaten können sie lesen, schreiben, rechnen und auch stillsitzen.
    Noch Fragen ?
    Für Idiotismen, die in den Biographien der Kindern ab etwa der dritten Klasse geschehen, sind Lehrer nicht mehr verantwortlich zu machen.

  37. @Lehrer Lämpel
    Wundervoller Artikel dem man die Hingabe an Ihren Beruf und an
    die Anvertrauten anmerkt.
    Ich würde hier niemals irgendetwas negatives an Ihrer Arbeit entdecken.
    Im Gegenteil, in dem Artikel steckt so viel Arbeit drin, dass man davon ausgehen muss, dass Sie ihre Arbeit wirklich lieben.
    Habe mich jedenfals köstlich amüsiert.
    Steckt doch oft verstecktes Geheimwissen dahinter:)

    @tomtoo #27
    Gebe dir vollkommen recht.
    Koalisation nennt man den Weg zu einer Koalition oder auch Koalisierung genannt.
    Zur Zeit befinden wir uns ja auf dem Weg nach Jamaika.
    Wahrscheinlich gibt es unter den späteren Regierungsmitgliedern auch Boltschewicken.
    Aber ob die auf 100m auch so stark sind müssen Sie noch zeigen:)

  38. „Bitte denken Sie nicht, dass ich mich hier über sie lustig machen möchte!“

    Doch, genau dieses Gefühl habe ich beim lesen vom Anfang bis zum Ende.

    Schön das Sie, Herr Lämpel, Spaß daran haben Ihre Geschichten zu sammeln. Ihr Bildungsauftrag ist jedoch ein anderer. Oder?

    Wenn Sie es nicht geschafft haben Ihren Schülern das Wissen – worüber Sie sich lustig machen – zu vermitteln…..

    Sorry von mir 6 … setzten !

  39. @ Robert
    26. Oktober 2017

    „LL,
    lass dich nicht verunsichern. Ich habe auch 30 Jahre lang Geschichte unterrichtet mit einem Migrationsanteil von 70 %. … “

    Also Dein Unterricht hatte 70% Migrationshintergrund? Also vorwiegend Völkerwanderung oder so? 😉

  40. @stone 1

    wollte zum einen @tomtoo s Aufforderung zu singen nachkommen,
    und zum anderen die Aussage

    Es besteht aber Hoffnung. 
    „Durch Technisierung und industriellen Fortschritt entwickelt sich die Menschheit immer mehr und will nun nach dem Mond auch den Mars besteigen“. 

    unterstreichen.
    Einfach köstlich:)

    Dein Link funktioniert bei mir irgendwie nicht:(

  41. @Metalgeorge
    War ein Utubelink zum Klassiker „Jamaica Farewell“ von Harry Belafonte.

    Das Zitat war in der Tat eins der köstlichsten, aber um es mal mit Rainald Grebe zu sagen: Wo ist der Zusammenhang? (Hab die URL jetzt mit tinyurl gekürzt, vielleicht funzt das ja.)

  42. Man sollte bei solchen Sammlungen nie vergessen, daß es in Schülerkreisen durchaus auch ein nicht zu unterschätzendes Potential geben kann, bewusst ein wenig Unsinn mit Unterhaltungswert zu schreiben.

  43. Jamaika hab ich ja so verstanden.
    Jama-ik-a. Also als Nachfolger der Koalisation. Aus Bürgersicht betrachtet.

    Da passt „Give me Hope“ für den Bürger prima.
    Oder es wird noch schlimmer als Jama-ik-a , dann kann man immer noch „Give me Dope“ singen. ; )

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.