Heute Abend findet die große amerikanische Sonnenfinsternis statt. Ok, offiziell ist es die 22. Finsternis im 145. Saros-Zyklus. Aber wie der allgemein gebräuchliche Name schon andeutet ist diese Verfinsterung der Sonne eine amerikanische Angelegenheit. Und von Deutschland, Österreich, der Schweiz beziehungsweise generell von Europa aus eine ziemlich unspektakuläre Angelegenheit. Oder besser gesagt: Von der Finsternis kriegen wir nichts mit.

Mond vor der Sonne, beobachtet vom SDO-Satellit (Bild: NASA)
Mond vor der Sonne, beobachtet vom SDO-Satellit (Bild: NASA)

Ich habe es mir deswegen auch gespart im Vorfeld dieses Himmelsereignisses ausführlich in meinem Blog zu berichten. Wer sich zur Beobachtung auf den Weg in die USA gemacht hat, hat sowieso vorab ausführlich geplant und hierzulande gibt es nichts auf das man sich vorbereiten müsste. Und ich hoffe übrigens wirklich dass sich alle diejenigen die vor Ort in Nordamerika sind gute Gedanken darüber gemacht haben, wann, wo und wie sie die Finsternis beobachten. Denn eine Sache macht die heute stattfindende Sonnenfinsternis doch sehr besonders: So viele Menschen wie heute konnten dieses Phänomen vermutlich noch nie beobachten.

Der Bereich in dem der Kernschatten des Mondes über die Erde wandert – von wo aus man also eine totale Verfinsterung der Sonne sehen kann – erstreckt sich über 14 Bundesstaaten der USA. Millionen Menschen leben direkt in der Totalitätszone und noch viele Millionen mehr können die Zone mit dem Auto innerhalb eines Tages erreichen. 200 Millionen Menschen können die Sonnenfinsternis zumindest prinzipiell beobachten und wenn sich auch nur ein Teil davon aufmacht um das auch konkret zu tun, dann dürfte das für ziemliches Chaos auf den Straßen sorgen. Wer nicht schon vor Tagen angereist ist sondern sich erst jetzt auf den Weg macht hat gute Chancen das Ereignis entweder nicht oder von einem Stau auf der Autobahn aus beobachten zu können. In Idaho gab es schon vor ein paar Tagen Staus und man schätzt das die 1,6 Millionen Einwohner des Staates heute bis zu einer halben Million Gäste bekommen.

Jede Menge los also in den USA. Anderswo aber eher nicht. Die totale Sonnenfinsternis ist nur von den USA aus zu sehen. Anderswo hat man höchstens noch die Chance auf eine partielle Verfinsterung der Sonne. In Deutschland kann man sich aber eigentlich auch das sparen. Nur im äußersten Westen des Landes (ein kleines Stücken Nordseeküste bei Emden) wird eine partielle Sonnenfinsternis sichtbar sein. Oder besser gesagt: „sichtbar“ sein. Denn erstens findet das ganze während des Sonnenuntergangs statt (wenn in den USA das Maximum der Verfinsterung erreicht wird ist es bei uns halb Neun Uhr am Abend und die Sonne schon so gut wie untergegangen). Und zweitens sind gerade mal 1,3 Prozent der Sonnenscheibe vom Mond verdeckt. Das ist so wenig, dass man davon nichts bemerkt. Mit freiem Auge sowieso nicht (und muss ich wirklich noch dazu sagen dass man mit freiem Auge nicht in die Sonne schauen soll?), und selbst mit Ferngläsern und Teleskopen (und muss ich dazu sagen dass man WIRKLICH KEIN optisches Instrument auf die Sonne richten soll wenn man nicht genau weiß, was man da tut und entsprechende Vorkehrungen mit Filtern getroffen hat?) ist kaum etwas zu erkennen.

Österreich und der Schweiz sind sowieso ganz raus; von dort aus ist das Ereignis komplett unsichtbar. Und die paar Nordseeküstenbewohner Deutschlands werden auch absolut nichts sehen das sich zu sehen lohnt. Wer was von der Finsternis mitbekommen will muss sich also entweder in den USA befinden. Oder aber die Sache online verfolgen. Das kann man bei der NASA tun. Oder man nutzt einen der vielen, vielen Links die (ganz unten) auf dieser informativen Seite zu finden sind.

Ich wünsche all denen die heute in den USA unterwegs sind viel Spaß, gutes Wetter und wenig Verkehrschaos! (Und falls jemand aus der Leserschaft mit dabei sein sollte würde: Schreibt doch mal, wie es war – vielleicht sogar in nem Gastbeitrag?)

13 Gedanken zu „Die große Sonnenfinsternis: Was sieht man von Deutschland aus?“
  1. Muddi und ich hatten unser persönliches SoFi-Erlebnis 2006 in der Türkei (nachdem wir im August 1999 auf der schwäbischen Alb im Regen standen und es nur allgemein ein kleines Bisschen dunkler wurde), das muss erstmal reichen. Ende der 2020er-Jahre kommen dann wieder ein paar interessante Optionen, dann zeigen wir dieses Naturschauspiel mal unserem Nachwuchs.

  2. „So viele Menschen wie heute konnten dieses Phänomen vermutlich noch nie beobachten“

    Im Sommer 2009 erstreckte sich eine Sonnenfinsternis über Indien, Bangladesch, China etc., die dürfte an Zuschauern die paar Millionen in den USA locker in die Tasche gesteckt haben 😉

  3. @ cimddwc:

    Schliesse mich an – positiv sehen: in nur 600 Mio. Jahren wird man von der Erde aus gar keine totale Sonnenfinsternis mehr sehen können. 😛

  4. Bitte den Artikel genau lesen: Nicht in Idaho gab es Staus, sondern in Oregon, wo zwei Festivals jeweils mehrere zigtausend Besucher hatten. Ich bin gerade in Idaho, da war die Verkehrssituation trotz eines leichten Panik-Hypes bei weitem nicht so schlimm wie angekündigt. VG

  5. In Wyoming war’s furchtbar. Meine Gastgeber, die 200 km südlich der Zentrallinie wohnen, sind schlauerweise am Tag vor der Finsternis zu einer Unterkunft ihrer Freunde nördlich der Finsternislinie gefahren, so dass wir morgens von Norden her in die Zone hineinfuhren. Kein nennenswerter Verkehr. Aber der Rückweg dauerte dann 5h. Hat sich aber gelohnt, super Wetter östlich von Glendo, alles gesehen und tolle Bilder gemacht. Woraufhin mein Gastgeber Hannibal vom A-Team zitierte: I love it, when a plan comes together.

  6. Hat denn jemand von den verehrten „Watchern“ Bilder, die er/sie mit uns teilen möchte?
    Wobei die Schilderung der Begleitumstände –wie bei Alderamin– fast noch spannender ist.

  7. @Braunschweiger

    Klar. Sind wohl die besten Bilder, die mir jemals gelungen sind (dank heutiger Digitaltechnik). Ich bitte um etwas Geduld, geplant sind zwei, drei Komposite, das sind ein paar Stunden Arbeit.

  8. 1999 war ich mit ein paar Freunden bei der totalen Sonnenfinsternis quasi mitten im Kernschatten (is über die Steiermark/Burgenland drübergezogen) und wenn ich auf dieses Spektakel denke, bekomme ich noch immer eine Gänsehaut. Wir waren auf einem Hügel in der Nähe von Pinkafeld positioniert und konnten schon von Weitem den mit einem unheimlichen Tempo heranrasenden Kernschatten sehen. Das schon vorher ganz eigene Licht bei solch einer Finsternis war unglaublich. Eh klar, dass wir uns dann mit dem Teleskop alles genauer angeschaut haben.

    Werde ich nie vergessen…..

  9. @Florian:

    Millionen Menschen leben direkt in der Totalitätszone und noch viele Millionen mehr können die Zone mit dem Auto innerhalb eines Tages erreichen.

    Du hast zu erwähnen vergessen, daß diese Millionen die Zone zwar erreichen, dann aber nicht mehr innerhalb des Tages verlassen können. Ich hab von Salem, Oregon zurück nach Seattle für 320 km schlappe 10 Sunden gebraucht -_-.

    @Alderamin:

    In Wyoming war’s furchtbar.

    Mein Beileid. Ich hätte auch gerne nur 5 Stunden gebraucht… 😉
    Auf der Hinfahrt nur eine Stunde vor der Verfinsterung waren die Straßen leider relativ frei. Das hat mich auf falsche Fährte gebracht, und ich dachte, ich könnte noch kurz shoppen gehen hinterher. Hätt ich das mal gelassen…

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