Beim Aufarbeiten von diversem Recherche-Material habe ich diese kurze Notiz gefunden, die ich euch nicht vorenthalten möchte:

Am 23. Mai 1967 musste das US Strategic Air Command entscheiden, ob sie die Welt in einem Atomkrieg stürzen oder nicht. Sie hatten einen massiven Ausbruch an Radiostrahlung beobachtet der zu großen Störungen im Funkverkehr führte. Das war genau das, was man sich von den Sowjets erwarten würde, wenn die vorgehabt hätten, die USA mit Atomwaffen anzugreifen: Um eine Reaktion der USA zu erschweren, hätten sie mit einer Störung des Funkverkehrs begonnen und dann ihre Bomben auf den Weg geschickt. Und selbst wenn nicht: Auch eine reine Störung des Frühwarn-Radarsystems der USA von Seiten der Sowjets wäre schon ein Kriegsgrund gewesen.

Aber zum Glück gab es Al Buckles, den Kontroller der in dem Moment gerade Dienst hatte. Er stellte fest, das gerade auch ein starker Sonnensturm die Erde traf und das eine viel wahrscheinlichere Erklärung für die Störungen beim Radioempfang war als ein nuklearer Angriff der Sowjetunion. Zu dem Befund konnte er aber nur kommen, weil ein Jahr zuvor der erste Weltraumwettervorhersagedienst in den USA eingerichtet wurde. Und dieser Dienst hatte schon seit 18. Mai 1967 eine Zunahme an Sonnenflecken beobachtet, die Anzeichen eines kommenden Sonnensturms sind. Weil Buckles das wusste, weil er die Lage richtig eingeschätzt hatte und weil der Rest auf ihn gehört hatte konnten dann auch die Befehlshaber die richtige Entscheidung treffen und haben netterweise darauf verzichtet einen Atomkrieg zu beginnen.

Die Sonne, der alte Kriegstreiber! Bild: NASA/ESA)
Die Sonne, der alte Kriegstreiber! Bild: NASA/ESA)

Was lernen wir daraus: Es schadet nie, über Astronomie Bescheid zu wissen. Damals nicht und heute immer noch: Ob auch 2013 ein Weltkrieg ausgelöst worden wäre ist zwar zweifelhaft. Aber ein wenig peinlich war es für die indische Armee schon, dass sie Venus und Jupiter für chinesische Drohnen gehalten haben…

Also, lernt Astronomie!

21 Gedanken zu „Als die Sonne 1967 einmal fast einen Weltkrieg ausgelöst hat…“
  1. Böse Sonne!
    Auch 1983 hätte sie beinahe einen Atomkrieg ausgelöst. Allerdings auf andere Art und Weise: Sonnenreflexionen wurden von den sowjetischen Frühwarnsystemen als Raketenstarts fehlinterpretiert.

    Die Welt wurde damals von Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow gerettet.

  2. Der Mond ist nicht minder böse!
    In der „List of nuclear close calls“ heißt es:
    „5 October 1960
    Radar equipment in Thule, Greenland mistakenly interpreted a moonrise over Norway as a large-scale Soviet missile launch.“
    Man wurde offenbar skeptisch, weil sich gleichzeitig Chruschtschow mit einer UN Delegation in New York aufhielt…

  3. Die Welt wurde damals von Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow gerettet.

    Ja, manchmal ist es besser den gesunden Menschenverstand einzuschalten.

    Die Systeme in Serpuchow-15 liefen einwandfrei, sie melden keine Fehler. Petrow misstraute den Riesenrechnern, die in 16 Schränken leise
    schnurrten, dennoch: „Wir sind klüger als die Computer. Wir haben sie geschaffen.“

    Petrow dagegen vertraute seinem Gefühl.

    https://www.spiegel.de/einestages/vergessener-held-a-948852.html

  4. heute wird es vermutlich nicht mehr als nuklear angriff gedeutet, aber die sonne kann uns noch sehr nahe ‚auf den Pelz rücken‘
    die derzeitigen Minima sind ja ohne probleme zu verkraften, die letzten maxima waren nicht so ausgeprägt.
    das kann sich aber schnell wieder ändern, und dann ist unsere ‚hoch-technologie‘ doch sehr empfindlich geworden
    da können wir uns noch freuen, dass es ’nur‘ ein dieseskandal ist, und noch keine 10 Mio. selbstfahrenden fahrzeuge einen sonnensturm mitmachen müssen

    sonniges grüssle
    Mars

  5. Petrow vertraute eigentlich nicht einfach seinem Gefühl, sondern dachte vernünftig: Wenn die USA tatsächlich sie SU überfallen würden, würden sie sicher nicht nur von einem einzigen Standort aus ein paar Raketen losschicken.

  6. @Florian Freistetter:

    Noch schlimmer: Eigentlich ist die Sonne grün! […]

    Das verleiht dem Begriff „grüne Energie“ gleich eine ganz neue Bedeutung… 😉

  7. Also die Supermacht, die einen Atomkrieg beginnen will, würde als erstes den Funkverkehr stören. Das würde auch heute noch funktionieren, denn dann funktioniert das GPS nicht und es ist dann ein Gegenschlag unmöglich oder schwerer gemacht. Und womit macht man das? Ich denke mal, das amerikanische Gegenstück kennen wir alle, es ist die HAARP-Anlage in Alaska. Das dürfte ihre eigentliche Bedeutung sein.

    Aber es ranken sich ja die wildesten Gerüchte um diese Anlage. Es sei damit möglich, das Wetter zu beeinflussen. Beispielsweise sei das Unwetter 2002 in Deutschland auf diese Art entstanden. Was dann aber mit einem Eigentor endete, denn Bundeskanzler Schröder warf sich in Montour und konnte damit seinen Wahlsieg sicherstellen. Der, der dann ein Jahr später beim Irakkrieg nicht mitmachen wollte.

    Wäre auch mal wünschenswert, dass man diese HAARP-Legenden ein wenig zurecht stutzt. Damit wird viel Unfug getrieben.

    1. @Artur57: „Wäre auch mal wünschenswert, dass man diese HAARP-Legenden ein wenig zurecht stutzt. Damit wird viel Unfug getrieben.“

      Haarp dient weder der Wetterkriegsführung noch kann man damit feindliche Satellitensignale stören. Haarp macht Wissenschaft. Bzw. machte – denn die Anlange ist schon lange außer Betrieb. Als sie das noch nicht war, hab ich aber einiges dazu geschrieben: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/08/04/haarp-erdbebenwaffe-gedankenkontrolle-oder-ganz-normale-wissenschaft/?all=1

  8. Was lernen wir daraus: Es schadet nie, über Astronomie Bescheid zu wissen.

    Das kann man daraus eigentlich nicht lernen. Hätten die Russen die USA tatsächlich überraschen wollen, dann hätten sie ihre Störmaneuver ja genau in die Phase dieses Sonnensturms legen können. Die Amis hätten es dank Astronomiewissen auf den Sonnensturm geschoben und der Angriff wäre geglückt.

    Es hätte also durchaus schaden können – auch wenn es das hier nicht tat und auch in der Regel nicht tut.

  9. Ob da nun ein Al Buckles oder sonstwer gesessen hätte, wegen sowas hätte niemand den „Roten Knopf“ gedrückt. Auch beim damaligen Kenntnisstand nicht. Funk- oder Funkmesstörungen kann (und konnte man damals schon) sehr schnell örtlich eingrenzen. Und solare Störungen waren damals lange bekannt. Und eigentlich für militärische Ortungssysteme in der Gesamtheit auch nicht wirklich ein Problem.

  10. @Artur57: Es ist nicht einfach, den gegnerischen Funk zu stören und den eigenen weiterzuverwenden, und Interkontinentalraketen mit ziemlich guter Zielsicherheit gab es schon lange vor GPS. Marschflugkörper sind auch nicht zwingend auf GPS bzw. die Systeme anderer Großmächte angewiesen, sie orientieren sich an einem digitalen Geländemodell. Da gab es mal irgendwo einen interessanten Bericht: diese Orientierung versagt nämlich, wenn sich das Gelände ändert. Und das passiert sehr schnell bei Schneeverwehungen oder bei Sanddünen.
    Die amerikanischen cruise missiles scheinen allerdings generell ein paar Probleme mit der Treffsicherheit zu haben, beim Angriff auf die syrische Luftwaffenbasis hat ja auch nur die Hälfte oder so das Ziel erreicht (und ich habe gelesen, darüber hätten sich Bundeswehrsoldaten nicht gewundert, das wäre auch hier bei Übungen die gängige Quote gewesen). Könnte einen froh stimmen – aber die Dinger landen dann ja doch irgendwo anders, und sie landen sicher nicht friedlich.
    Aber das geht langsam arg ins off topic.
    Was ich beitragen kann zur Verbindung Militär–Astronomie: Langstreckenbomber hatten in den Fünfzigern eine Glaskuppel an der Oberseite, damit der Navigator anhand der Sterne den Standort bestimmen konnte, per Sextant.

  11. @Florian

    Oh da hätte ich mal googeln sollen. Also als Astrodictum-Leser ist man, wenn man alles gelesen hat, am Ende in der Lage, so gut wie jeden Unsinn zu widerlegen. Aber es fragt sich dann schon: wenn eine globale Störung des Funkverkehrs für möglich gehalten wurde, muss es dazu ja wohl eine Anlage geben. War das reine Hysterie?

  12. @Artur57

    Man kann den Funkverkehr nicht global stören. Wie soll das gehen? Heutzutage gibt es Richtfunk, Satellitenfunk, kabelgebunden, digital über Glasfaser etc. Am nächsten ran kommt man vielleicht durch die Zündung einer Atombombe oberhalb der Atmosphäre, die einen elektromagnetischen Puls erzeugt, der Elektronik beschädigt, aber damit hat man seinen Angriff ja auch schon verraten bzw. getätigt.

    HAARP funktionierte jedenfalls nur im Kurzwellenbereich (2,8-10 MHz sagt die Wikipedia). Satelliten und Richtfunk funken bei 1-30 GHz, Mobilfunkdienste bei 800 MHz-2,7 GHz (gibt auch Sonderbänder bei ca. 100-200 MHz), Wifi bei 2,4 und 5,8 GHz. Denen allen ist Lärm auf der Kurzwelle so was von egal…

  13. Hugo: „Ja, manchmal ist es besser den gesunden Menschenverstand einzuschalten.“

    Mir wird gerade ganz schlecht, wenn ich daran denke, wer mit dem „roten Knopf“ in Amerika gerade rumspielt.

  14. „Mir wird gerade ganz schlecht, wenn ich daran denke, wer mit dem “roten Knopf” in Amerika gerade rumspielt.“
    Auch wenn ich diesen Boris-Johnson-Imitator nicht leiden kann: er ist Geschäftsmann und will mit seiner Präsidentschaft sicher auch verdienen (am Wahlkampf hat er ja schon verdient, seine Secret-Service-Bewacher in seinem Trump-Hochhaus haben wegen seiner hohen Mieten bereits das Haus verlassen).

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