Kunst die von Außerirdischen gemacht wurde haben wir bis jetzt noch nicht entdeckt. Dafür gibt es aber einen ganzen Schwung Kunstwerke von uns Menschen die sich außerhalb der Erde befinden. Was das für Zeug ist und warum es wichtig und gut ist, dass sich Künstler mit dem Weltraum beschäftigen erfahrt ihr in der heutigen Folge der Sternengeschichten.
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Transkription
Sternengeschichten Folge 237: Außerirdische Kunst
Die Verbindungen zwischen Kunst und Wissenschaft sind offensichtlich. Viele große Wissenschaftler der Vergangenheit waren auch große Künstler, wie zum Beispiel Leonardo da Vinci. Oder der Entdecker des Planeten Uranus, der berühmte Astronom Wilhelm Herschel, der eigentlich Musiker und Komponist war bevor er sich der Astronomie gewidmet hat. Wissenschaft lebt so wie die Kunst von der Kreativität, Forscherinnen und Forscher müssen ebenso kreativ sein wie Künstlerinnen und Künstler wenn sie neue Erkenntnisse erlangen wollen. „Echte“ Künstler sind natürlich insofern freier in ihrer Arbeit als das sie am Ende nicht zu Ergebnissen gelangen müssen die in Übereinstimmung mit der objektiven Realität der Natur stehen – was aber nichts daran ändert das Kunst und Wissenschaft eng miteinander verbunden sind.
Die Ergebnisse der Wissenschaft und gerade die Erkenntnisse der Astronomie haben viele Künstler inspiriert. Bilder von fremden Planeten, fernen Galaxien und kosmischen Nebeln können in Kunstgalerien hängen und das Publikum ebenso begeistern wie die Werke menschlicher Maler. In dieser Folge der Sternengeschichten möchte ich mich aber nicht mit den abstrakten Zusammenhängen zwischen Kunst und Wissenschaft und der wechselseitigen Inspiration beschäftigen. Sondern mit den menschlichen Kunstwerken, die im Weltall existieren beziehungsweise eine Zeit lang dort verbracht haben.
Im Jahr 1986 stellte sich der amerikanische Maler Ellery Kurtz zum Beispiel eine einerseits sehr ungewöhnliche, andererseits aber auch sehr vernünftige Frage. Er wollte wissen, wie sich die Bedingungen im Weltall auf Gemälde auswirken. Das mag ein wenig seltsam wirken, wäre aber durchaus sinnvoll zu wissen. Wenn irgendwann in der Zukunft Menschen nicht mehr nur für kurze Forschungsaufenthalte in kleinen Raumstationen ins All fliegen sondern neben Wissenschaftler auch „normale“ Menschen lange Zeit in Weltraumhabitaten verbringen oder sich vielleicht sogar ihr ganzes Leben im All aufhalten: Dann brauchen sie dort auch eine halbwegs angenehme und vor allem lebenswerte Umgebung. Und dazu gehört, auf die eine oder andere Art, immer auch die Kunst.
Das sah auch die NASA so und deswegen hatte das Space Shuttle Columbia bei seinem Start am 12 Januar 1986 vier Gemälde von Kurtz mit an Bord die mit verschiedenen Farben und auf verschiedenen Materialien angefertigt wurden. Sechs Tage später landete das Raumschiff wieder auf der Erde und die Wissenschaftler konnten untersuchen wie genau sich die Bedingungen im All auf die Kunstwerke ausgewirkt haben.
Die russische Raumstation MIR wurde im Jahr 1993 dann auch tatsächlich mit einem Kunstwerk ausgestattet. Der Schweizer-Amerikanische Künstler Arthur Woods gestaltete eine Skulptur mit dem Titel „Cosmic Dancer“ die extra für die Betrachtung und Ausstellung in der Schwerelosigkeit designt worden ist. Die Kosmonauten Gennadi Manakov und Alexander Polishuk dokumentierten ihre Erfahrungen mit dem Kunstwerk: „Sie inspiriert alle möglichen Gedanken und Fantasien“, sagte Polishuk später und „Man kann in dieser Figur jede Person sehen die man sehen möchte. Das macht es interessant sie zu betrachten und zu berühren. ‚Cosmic Dancer‘ ist eine seltsame, ungewöhnliche und verwinkelte Skulptur die vom üblichen Kunstverständnis abweicht. Trotzdem hat sie uns Freude gemacht. Wir denken das solche Kunstwerke nicht nur für die Künstler wichtig sind die sie ins All schicken sondern auch für uns, die wir einfach nur Trost und Behaglichkeit angesichts ihrer Anwesenheit fühlen.“
Das erste Kunstobjekt das es ins Weltall geschafft hat, soll das „Moon Museum“ gewesen sein. 1969 gestalteten sechs Künstler eine 1,9 mal 1,3 Zentimeter kleine Kachel aus Keramik. Robert Rauschenberg, David Novros, John Chamberlain, Claes Oldenburg, Forrest Myers und Andy Warhol malten sechs winzige Zeichnungen darauf und die Kachel wurde am Landemodul der Apollo-12-Raumkapsel platziert. Nach der Landung von Apollo 12 auf dem Mond im November 1969 verblieb das Landemodul mit der Kunstkachel auf der Mondoberfläche.
Das behaupten zumindest die Künstler. Forrest Myers von dem die Idee zum Mondmuseum stammte erzählte später, dass er versucht hat eine offizielle Genehmigung von der NASA dafür zu bekommen. Die bekam er aber nicht. Dafür aber den Kontakt zu einem der an der Landefähre arbeitenen Ingenieure. Der versprach die winzige Kachel dort zu platzieren und zu verstecken und gab später an, das auch tatsächlich getan zu haben.
Wenn das stimmt, dann stehen am Mond also tatsächlich sechs Minikunstwerke. Die Zeichnung von Warhol wird oft als „Rakete“ beschrieben aber man kann fast nicht anders als sie als Penis zu betrachten. Oldenburg malte eine geometrische Version von Mickey Mouse; die restlichen vier Zeichnungen sind eher abstrakt.
Das Mondmuseum ist aber – wenn es denn wirklich am Mond ist – nicht das einzige Kunstwerk auf unserem kosmischen Nachbarn. Ganz offiziell wurde nämlich im August 1971 die Skulptur „Fallen Astronaut“ mit der Apollo-15-Mission dorthin geschafft. Vom belgischen Künstler Paul Van Hoeydonck gestaltet soll sie an all die Astronauten und Kosmonauten erinnern, die bei der Erkundung des Alls ihr Leben verloren haben. Sie besteht auseiner kleinen 8,5 cm langen Aluminiumfigur die einen Raumfahrer in Raumanzug darstellt. Diese Figur liegt gestürzt im Staub der Mondoberfläche und neben ihm befindet sich eine Plakete mit den Namen von acht amerikanischen und sechs sowjetischen Raumfahrern.
Mittlerweile gibt es sogar Kunstwerke die direkt im Weltall hergestellt worden sind. Schon früher haben Künstler probiert die speziellen Bedingungen der Schwerelosigkeit zu nutzen um neue Ausdrucksformen zu entwickeln; zum Beispiel das sogenannte „Drift Painting“ des amerikanischen Malers Frank Pietronigro bei dem er während eines Parabelflugs eine um ihn herum schwebende dreidimensionale Leinwand bemalte.
Aber am 10. Februar 2017 wurde das – zumindest offiziell – erste Kunstwerk im All produziert. Der israelische Künstler Eyal Gever konstruierte eine App mit der Menschen die durch ihr Lachen entstandenen Schallwellen in eine dreidimensionale Form umwandeln konnten. Mehr als 100.000 Menschen beteiligten sich daran und stimmten danach über die schönste Form ab. Gewonnen hatte das Lachen der Amerikanerin Naughtia Jane Stanko. Die Daten ihres Lachens wurden an die Internationale Raumstation geschickt und mit dem dortigen 3D-Drucker ausgedruckt.
Gever nennt die Form einen „Lachstern“ – obwohl man die 3D-Form ebenso gut als Donut bezeichnen könnte – und vergleicht sie mit dem „Schwert des Damokles“ aus einer antiken griechischen Legende. So wie das Damokles-Schwert auf eine drohende Gefahr hinweist, soll sein über der Erde schwebender Lachstern uns daran erinnern das das menschliche Leben gleichermaßen schön und fragil ist.
Es gibt noch viele weitere Künstler die sich mit der Frage beschäftigen, wie man mit Kunst im Kosmos umgehen kann. Je mehr und länger wir Menschen uns im Weltall aufhalten, desto mehr wird diese Expansion auch die Kunst beeinflussen. Und das ist auch gut so! Wenn wir uns ernsthaft auf den Weg ins All machen, dann müssen wir das als Menschen tun und dürfen nicht das auf der Erde zurück lassen, was uns erst menschlich macht. Und die Kunst gehört da auf jeden Fall mit dazu.
In dem Zusammenhang sollte man auch das Bild „Reach for the Stars“ erwähnen, das 2002 von Mark Shuttleworth bei seinem Aufenthalt auf der ISS zwar nicht gedruckt, aber zumindest gerendert wurde.
Damals war das für mich eine Sensation, schließlich hatte ich zu der Zeit mit dem verwendeten Programm POV-Ray meine ersten Computergrafik-Experimente gemacht.
@Joselb, 9. Juni 2017, 16:31 Uhr
Strenggenommen hat Mark Shuttleworth nicht selbst originär Kunst geschaffen, sondern mit seinem POV-Ray (übrigens der erste Raytracer überhaupt, der im Weltall gelaufen ist! Kult!!!) lediglich Kunst reproduziert. Der Szenen-Code für „Reach for the Star“ stammt von Gilles Tran und Jaime Vives Piqueres… zwei alten Bekannten auf news.povray.org! Ja, ich bin selbst seit 1995 begeisterter POVer…
Hier nochmal ein Link auf das Bild: https://hof.povray.org/16b.html
Diese Dimension sollte auf alle Fälle rein.
Es gibt ja m.E. schon länger den Gedanken, Kunst durch die Wahl des Ortes, wo sie entsteht bzw. gezeigt oder aufzufinden ist, „aufzuladen“.
Danke @Joselb für das Sharen.
Falls übrigens jemand mal ein Stück von Herschel sehen will, die BBC hat da kürzlich was aufgenommen:
https://www.youtube.com/watch?v=-ncc3B1HER4
Patrick Moore spielt Xylophon 😉
Christian Berger , Oliver Gabath : Danke für die zwei Videos:-)
Der „Cosmic Dancer“ von Arthur Woods war in den späten 1990ern/frühen 2000ern regelmäßig in der „Space Night“ des Bayerischen Rundfunks zu sehen, wie er von einem Astronauten in Rotation versetzt durch die Station schwebte…