Asteroiden sind großartig! Ich hab schon in vielen Artikeln erklärt, warum sie die spannendsten und interessantesten Himmelskörper sind und was man von ihnen alles lernen kann. Asteroiden sind zwar klein, aber dafür sind sie überall. Überall im Sonnensystem. Und eigentlich sollten sie auch überall sonst sein. Es sollte sie nicht nur in den Asteroidengürteln geben, die viele Sterne umgeben. Sondern auch zwischen den Sternen. Dort, im interstellaren Raum, sind sie naturgemäß schwer zu finden. Aber es kann doch sein, dass ab und zu mal ein interstellarer Asteroid von unserem Sonnensystem eingefangen wird?

Hurra! Asteroiden! (Bild: NASA/JPL-Caltech/JAXA/ESA)
Hurra! Asteroiden! (Bild: NASA/JPL-Caltech/JAXA/ESA)

Ob das wirklich sein kann, wie oft so etwas passiert und ob wir davon etwas mitbekommen können haben Toni Engelhardt von der TU München und seine internationalen Kollegen untersucht („An Observational Upper Limit on the Interstellar Number Density of Asteroids and Comets“. Ganz am Anfang steht natürlich die Frage, warum sich Asteroiden überhaupt im interstellaren Raum herumtreiben sollten. Nun, wenn sich Planetensysteme anderswo so bilden wie wir das von unserem Sonnensystem kennen, dann kann es eigentlich nicht anders sein. Asteroiden sind der Anfang von allem: Aus der ursprünglichen Gas- und Staubwolke die einen jungen Stern umgibt, bilden sich zuerst unzählige kleine und größere Brocken aus Eis, Metall und Gestein. Aus diesen Brocken entstehen die Planeten – aber es bleibt immer ein bisschen was übrig. Diesen „Bauschutt“ nennen wir heute „Asteroiden“ oder „Kometen“ (und der Einfachheit halber werde ich ab jetzt nur noch von „Asteroiden“ schreiben aber immer beide Objektklassen meinen) – aber nicht alles davon bleibt dort, wo es ursprünglich war. Die gravitativen Wechselwirkungen in der wilden Entstehungszeit eines Planetensystems sorgen dafür, das jede Menge Zeug aus dem Planetensystem geschleudert wird. Wir wissen, dass das immer wieder mit ganzen Planeten passiert und es gibt keinen Grund, warum das mit den Asteroiden nicht auch passieren sollte.

Und das ist auch schon der Grund, warum die Untersuchung interstellarer Asteroiden so interessant ist. Je nachdem was wir da finden (oder nicht finden): Am Ende verstehen wir wesentlich besser, wie nicht nur unser eigenes Planetensystem entstanden ist, sondern auch wie dieser Prozess bei anderen Sternen abläuft. Nur: Wie findet man interstellare Asteroiden? Die kurze Antwort lautet: Schwer! Solange sie sich zwischen den Sternen aufhalten, sind sie im Wesentlichen unmöglich zu entdecken. Sie leuchten nicht selbst und sind zu klein, um nennenswerte Mengen an Sternenlicht zu reflektieren, das dort draußen sowieso kaum vorhanden ist. Aber wir haben eine Chance, wenn sie unserem Sonnensystem einen Besuch abstatten. Das kann passieren – und wenn das passiert, dann könnte man die interstellaren Asteroiden an ihren Umlaufbahnen erkennen. Die wären dann keine Ellipsen, wie bei den Asteroiden aus unserem Sonnensystem sondern hyperbolische Bahnen. Auch die Neigung ihrer Umlaufbahn könnte ein Hinweis sein: Interstellare Asteroiden können aus allen möglichen Richtungen kommen während sich die Asteroiden des Sonnensystems alle in mehr oder weniger der gleichen Ebene bewegen (obwohl die gravitative Wechselwirkung mit den Planeten auch hier für sehr stark geneigte Bahnen sorgen kann). Sollte der Asteroid tatsächlich von der Gravitationskraft der Sonne „eingefangen“ werden, dann hat er danach natürlich eine elliptische Umlaufbahn (vermutlich mit sehr stark ausgeprägter Exzentrizität).

Es ist also nicht einfach, interstellare Asteroiden zu identifizieren. Bis jetzt gibt es noch keinen einwandfreien Nachweis – obwohl man vermutet, dass der 1986 entdeckte Komet 96P/Machholz 1 aus dem interstellaren Raum stammen könnte. Seine Exzentrizität ist hoch, seine Bahnneigung ebenfalls und seine chemische Zusammensetzung weicht von der für das Sonnensystem üblichen Zusammensetzung ab.

Komet Machholz - kommt vielleicht von ganz weit weg (Bild: NASA, public domain)
Komet Machholz – kommt vielleicht von ganz weit weg (Bild: NASA, public domain)

Engelhardt und seine Kollegen sind das Problem theoretisch angegangen. In einer Computersimulationen haben sie eine plausible Population von interstellaren Asteroiden an den Rand des Sonnensystems gesetzt und dann nachgesehen, wie sich deren Umlaufbahnen im Laufe der Zeit verändern. Einige blieben immer weit draußen und kamen uns nie nahe; ein paar flogen irgendwo hin; ein paar kamen aber auch ins innere Sonnensystem. Am Ende hatten sie eine Verteilung von Umlaufbahnen die interstellare Asteroiden möglicherweise einnehmen können. Das ganze hilft uns aber alles nichts, wenn wir die Dinger nicht auch entdecken. Also haben sie in einem zweiten Schritt simuliert, was die großen Durchmusterungsprogramme der Astronomen in den letzten Jahren entdeckt haben könnten. Der Himmel wird ja immer wieder aus den verschiedensten Gründen mit verschiedenen Instrumenten abgesucht und bei solchen Programmen findet man immer auch jede Menge Asteroiden. Engelhardt und seine Kollegen haben sich die Pan-STARRS1-Durchmusterung, das Mount Lemmon Survey und das Catalina Sky Survey angesehen. Diese drei Durchmusterungen haben ja offensichtlich keinen eindeutigen Kandidaten für einen interstellaren Asteroid entdeckt. Das heißt aber nicht, dass da keine sind: Sind die Asteroiden zu klein, zu weit weg oder haben Bahnen die nicht auffällig genug sind, dann fallen sie auch niemanden auf.

Mit den Daten aus der Simulation und den bekannten Parametern der Durchmusterungen konnten Engelhardt und seine Kollegen nun berechnen, wie viele interstellare Asteroiden sich im Sonnensystem maximal herumtreiben können. Zu viele können es nicht sein, denn sonst hätten sie schon gefunden werden müssen – die Obergrenze die die Astronomen bestimmt haben liegt bei 0,00014 Asteroiden pro Kubik-Astronomische-Einheit (also pro Würfel mit einer Kantenlänge von 150 Millionen Kilometer). Das sind nicht viele. Das sind vor allem weniger, als man erwartet hatte. Wenn andere Planetensysteme genau so entstehen wie unseres, Asteroiden in gleicher Menge produzieren und in gleicher Menge in den interstellaren Raum schleudern wie wir das von unserem Sonnensystem vermuten: Dann sollten wir mehr interestellare Asteroiden finden und schon längst welche entdeckt haben.

Oder aber natürlich die interstellaren Asteroiden verhalten sich nicht so wie es in der Computersimulation angenommen wurde. Je nachdem aus welchen Material sie bestehen (mehr oder weniger Eis) können sie heller oder dunkler sein und damit besser/schlechter zu entdecken. Sie könnten sich auf anderen Bahnen bewegen als man angenommen hatte. Und dann sind da immer noch die Astronomen selbst: Um zu bemerken, dass man es wirklich mit einem Objekt von außerhalb des Sonnensystems zu tun hat, muss man die Bahn eines Asteroiden auch genau genug bestimmen. Das braucht nicht nur eine simple Entdeckung sondern ausreichend genaue Nachbeobachtungen. Die macht man aber im Allgemeinen nicht einfach so – dafür sind einfach zu viele Asteroiden da draußen! Die Chance, dass ein interstellarer Asteroid der im Sonnensystem zwar sichtbar und entdeckbar wäre trotzdem nicht als solcher identifiziert wird, liegt laut Engelhard und seinen Kollegen bei 35 Prozent.

Ich gehe eigentlich fest davon aus, dass es im Sonnensystem interstellare Asteroiden gibt. Alles andere wäre höchst seltsam. Aber, und das zeigt diese Forschungsarbeit eindringlich, es wird nicht so einfach sein, sie zu finden. Aber wenn wir sie finden können wir so viel lernen! Vor allem, wenn wir irgendwann mehr als nur eine Handvoll finden! Vielleicht sind die Astronominnen und Astronomen der Zukunft sogar in der Lage die Asteroiden nicht nur in „eigene“ und „interstellare“ Asteroiden zu unterteilen, sondern können auch die interstellaren Objekte in unterschiedliche Klassen einteilen. Denn die sollten ja – je nach Herkunft – unterschiedliche chemische Zusammensetzungen haben. Wir hätten dann direkt vor unserer Haustür Material aus den unterschiedlichen Ecken der Milchstraße und könnten dieses Material dann vielleicht sogar in unseren Labors studieren! Asteroiden sind eben tatsächlich großartig!

31 Gedanken zu „Gibt es interstellare Asteroiden im Sonnensystem?“
  1. Sehr spannendes Thema meiner Meinung nach. Es zeigt auch, dass es (logischerweise) immer noch sehr viel gibt was wir nicht wissen und da noch einige Generationen damit beschäftigt sein werden diese „kleineren“ Geschichten zu erforschen.

    Frage ganz Nebenbei: wie dunkel ist es eigentlich im interstellaren Raum bzw. ab einem gewissen Abstand zum Stern? Könnte man interstellare Objekte vor Ort gut erkennen? Oder müsste man mit großen Scheinwerfern rumfliegen um nicht ständig mit irgendwas zu kollidieren?

    1. @Limpi: “ Könnte man interstellare Objekte vor Ort gut erkennen?“

      Kommt drauf an, wie man schaut. Im Infrarot sollte man schon ein bisschen was erkennen; zumindest wenn es Planeten sind. Asteroiden bemerkt man wohl eher nicht – zumindest wenn man keinen großen Aufwand treibt.

  2. Ich glaube ich komme nicht mit den Groessenordnungen klar.

    1) Raumlicher Abstand:
    Unser nachbar-Stern ist ca 5 LJ entfernt. Der Durchmesser des Sonnensystems ist aber nur 0,004 Lichtjahre im Durchmesser. (Wegen unterschiedlichen Definitionen wie gross nun das Sonnensystem ist, habe ich einfach mal den doppelten Abstand der Vojager1 als Masstab genommen, in der Annahme das man weiter draussen sowieso nichts mehr detektieren kann).
    Demnach ist die Changse dass ein interstellarer Asteroid aus dem interstellaren Raum zwischen uns und unseren Nachbar-Serrn tatsaechlich „das Sonnensystem trifft“ verschwindend klein.

    2) Zeitlicher Aspekt.
    Die Sonne ist ca. 4,6 Milliarden Jahre alt. Ist das ueberhaupt genug Zeit interstellares Weltraumgeruempel einzufangen, wenn die Abstaende so gross sind?
    Zumal auch die anderen Sterne nicht unendlich alt sind. (Alter des Universums: ca. 13Millarde Jahre), und es nicht beliebig viele Vorgaengersterne in der gleichen Region gegeben haben kann die bei Ihrer Entstehung Gelegenheit gehabt haetten „allerlei Geruempel“ zu produzieren und in den interstellaren Raum hinaus zu pusten.

    Wie gross ist denn dann die Wahrscheinlichkeit?

    1. @Ingo: „Der Durchmesser des Sonnensystems ist aber nur 0,004 Lichtjahre im Durchmesser.

      Nö – wie schon gesagt: Unser Sonnensystem reicht mindestens 1-2 Lichtjahre in Richtung Alpha Centauri raus… Das hört nicht einfach hinter Neptun auf 😉 Siehe dazu hier: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/09/13/voyager-1-hat-das-sonnensystem-nicht-verlassen/?all=1 und hier: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/09/13/warum-voyager-1-das-sonnensystem-nicht-verlassen-aber-trotzdem-eine-historische-grenze-uberschritten-hat-und-medien-und-wissenschaftler-verwirrt-sind/?all=1

  3. @Ingo:
    1) wie kommst du auf 0,004LJ? Nur weil Voyager die Heliosspäre verlassen hat hört dort das Sonnensystem nicht auf. Allein die Oortsche Wolke reicht bis 1,6LJ…
    2) die ältesten Pop2-Sterne der Milchstrasse werden mit 13,6Mrd Jahren angeben. Rechne doch einfach mal die durchschnittliche Fluchtgeschwindigkeit aus einem durchschnittlchen Sonnensystem durch – dann weisst du, wie weit die Brocken bereits gekommen sein könnten…

  4. Mir ist auch klar, dass es durchaus noch gravimetrisch gebundene Objekte „jenseits der Vojager“ gibt.
    Ich habe ja die Annahme geschrieben, dass man weiter draussen vermutlich sowieso keine Objekte mehr detektieren kann.
    Zu weit weg / Zu dunkel etc.
    Daher die Annahme, dass es sehr unwahrscheinlich ist dass ein Asteroid derart eingefangen wird, dass er von der Erde zu erkennen ist, da der sonnennaechste Punkt der Parabel einfach zu weit weg ist.
    @bruno:
    Fluchtgeschwindigkeit ist ja grade die Grenze ab der ein Objekt das jeweilige Sonnensystem so grade eben verlassen kann. Es braucht noch einen gealtigen Extra-Schwung um genug Geschwindigkeit zu bekommen den interstellaren Raum in endlicher Zeit zu durchqueren.
    Andereseits sollte man auch annehmen, dass die meisten stellaren Objekte die fuer die Asteroidenproduktion in Frage kommen weisse Zwerge sind.
    Weniger Masse -> kleinere Fluchtgeschwindigkeit -> mehr Schwung fuer die interstellare Reise.
    Darf man wirklich so einfach denken, oder ist die Sache komplizierter?

  5. Zu „Aus der ursprünglichen Gas- und Staubwolke…“ würde mich als Laie folgendes interessieren: Das Material für solche Wolken wurde doch größtenteils von sterbenden Sternen ins All geschleudert? Wie darf ich mir das „ins All schleudern“ genau vorstellen? Sind das nur einzelne Atome/Moleküle? Sind das „Tropfen“, die bei der Explosion weiter „zerstäubt“ werden und so als Staubkörner zu einer Gas- und Staubwolke beitragen? Oder kommt es auch vor, dass ganze „Materie-Ansammlungen“ von einem solchen Stern davon fliegen, die dann als Ganzes abkühlen und erstarren? Vermutlich fällt es mir einfach nur schwer mir vorzustellen, dass sich ein riesen Stern (abgesehen von dem verbleibenden Kern) in einzelne Atome/Moleküle/Staubkörner auflöst.

    1. @Reinhardt: „Das Material für solche Wolken wurde doch größtenteils von sterbenden Sternen ins All geschleudert?“

      Ne, größtenteils war es immer da, also H und He vom Urknall. Nur ein kleiner Teil – die schweren Elemente – stammen von sterbenden Sternen. Und das geschah in Form einzelner Atome etc.

  6. @Ingo

    „Wie gross ist denn dann die Wahrscheinlichkeit“ ?

    Dass ist imho spannend.

    Ich hab aber so die Vermutung (sicher bin ich mir da nicht ) das da selbst super (duper) Computer nicht viel drüber sagen können. Oder ?

  7. @Ingo:
    Sind nicht verschiedene Szenarien denkbar, in denen Materie in den interstellaren Raum abgegeben werden kann?
    In Supernovae zB. werden erhebliche Mengen an Materie auf mehrere tausend Km/s beschleunigt.
    Kann diese Materie nicht auch verklumpen und Asteroiden/Kometen bilden, welche mit diesen Geschwindigkeiten in endlicher Zeit große Distanzen in unserer Galaxie überwinden?

  8. eigentlich … könnte ….. sollte
    bei so einer angenommen ‚verdünnung‘ der kleinen steinchen im grossen all, sollte diesen artikel dein kollege Joseph Kuhn nicht lesen: sonst kommt der noch auf die idee einer astronomischen homöopathie – und wettert gleich wieder los all dieser aussagen ohne wirkliche belege. wenn du dem dann noch was von dunkler energie erzählst ….
    dann hebt der sicher ab – weit, weit ins all
    ;-))
    Grüssle

    1. @Mars: „und wettert gleich wieder los all dieser aussagen ohne wirkliche belege. wenn du dem dann noch was von dunkler energie erzählst“

      Belege kann man ja im Artikel finden… (und dunkle Energie hat damit gar nix zu tun.)

  9. @Ingo #6 ja – Fluchtgeschwindigkeit ist die Minimalanforderung… duch den Kick vom grossen Bruder gehts sicher noch schneller..
    gehen wir einfach mal von 30m/s aus – dann sind das grob 100.000km/h … dann schaffen wir in 12000 Jahren 1 LJ. In 13mrd. schafft der Klumpen dann 1mio. LJ – also 5x durch die Galaxis und zurück…
    Nicht zu vergessen, dass unser SS ja auch recht fix ums Zentrumm der Milchstrasse flitzt und dabei deutlich jüngere Brocken einsammeln kann..

  10. Auch wenn immer mal wieder Körper aus dem interstellaren Raum der Sonne näher kommen als Neptun, ist es doch äußerst unwahrscheinlich, dass einer von ihnen eingefangen wird. Dazu müsste der Körper so langsam sein, dass es gerade so eben für einen hyperbolischen Orbit reicht, so dass der Körper nur wenig Impuls verlieren muss, um in einen elliptischen Orbit zu wechseln, und selbst wenn es so wäre, müsste er einen der Riesenplaneten in genau der richtigen Weise passieren, so dass die Begegnung diesen Impuls (relativ zur Sonne) auch übertragen kann.

  11. @AmbiValent: naja… wieviel (eigentlich) unwahrscheinliche Dinge hat man im All schon entdeckt….
    Asteroiden verorte ich mal von 5m-500km … wäre mal interessant, ob es eine Idee gibt, wieviele Objekte aus einem durchschnittlichen SS herausgeworfen werden ohne die MS zu verlassen… also „Rogue-Asteroids“… dann liesse sich doch grob eine Dichte pro LJ^3 schätzen und abschätzen, wieviel durch unser gravitativ gebundenes SS sausen (+/-2LJ) und wieviel davon eingefangen werden könnten… Kandidaten gibt es ja laut Artikel.

    Und wo ist eigentlich
    Alderamin
    wenn man ihn braucht …. der ist doch genau der Richtige für solche Rechenbeispiele!!
    ?

    😉

  12. @bruno

    Ich habe keine Ahnung, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Asteroid von einem Stern ins interstellare Medium gekickt wird. Im Sonnensystem hat der Jupiter ja mutmaßlich bei der Oortschen Wolke ähnliches geleistet, da wird etliches auch aus dem Sonnensystem herauskatapultiert worden sein, aber wie typisch das ist und wieviel überhaupt an Material in der Oortschen Wolke steckt, ist, glaube ich, noch ziemlich unklar.

    Die Objekte müssen dabei übrigens im interstellaren Raum nicht mit der Fluchtgeschwindigkeit aus dem inneren Sonnensystem unterwegs sein, sondern nur mit der verbliebenen Restgeschwindigkeit, die auf dem Weg ins Unendliche noch verblieb (ein Flug mit exakt Fluchtsgeschwindigkeit endet ja im Unendlichen mit der Geschwindigkeit 0). Typischerweise driften die Sterne untereinander allerdings mit einigen 10 km/s umher, und so dürfte die Geschwindigkeit eines extrasolaren Objekts im Raum zwischen den Sternen in ähnlicher Größenordnung liegen.

    Die Chance, dass im Sonnensystem irgendwo ein extrasolarer Komet oder Asteroid herumgeistert, ist möglicherweise gar nicht schlecht, aber das Problem ist, dass man die auf den ersten Blick nur daran erkennt, dass ihre Bahn hyperbolisch ist, also dass sie das Sonnensystem nur kurz durcheilen, und das dauert kosmologisch gesehen nur einen Wimpernschlag. Wenn so ein Objekt bei Jupiter vorbei käme, könnte es auf eine elliptische Bahn eingefangen werden, was sicherlich in der Geschichte des Sonnensystems oft genug vorkam, aber dann wäre es wiederum nicht mehr leicht aus der Ferne erkennbar. Ich glaube, dazu müsste man die Isotopenzusammensetzung untersuchen. Am ehesten wird man wohl fündig, wenn man auf der Erde nach Meteoriten extrasolaren Ursprungs sucht.

  13. @Alderamin

    Kann man eigentlich aus der Zusammensetzung eines Körpers ableiten, dass er nicht aus dem Sonnensystem kommt? Auch innerhalb des Sonnensystems weichen ja die Zusammensetzungen abhängig einerseits von der Entfernung von der Sonne (näher = schwerere Elemente) und andererseits von der Objektmasse (massiver = kann leichtere Gase und Moleküle einfangen) voneinander ab.

    Und wenn der Körper aus demselben Sternentstehungsgebiet stammt, war die Zusammensetzung der ursprünglichen Wolke an beiden Orten ähnlich.

  14. @Ambivalent

    Ja! Z.B. fand man im Allende-Meteoriten Spuren einer Supernova früher als das Sonnensystem, die Material in die Staubwolke geblasen hatte, aus der dann das Sonnensystem entstand.

    Im einfachsten Fall reichte ja schon der Nachweis jüngeren oder älteren Materials aus den Isotopenverhältnissen. Gestein, das ein wesentlich anderes Alter als das Sonnensystem hat, kann nicht von hier sein. Ich kenne mich mit der Datierung von Meteoriten nicht aus, aber ich habe gelesen, dass man das Alter bis auf ein paar zehn oder hundert Millionen Jahre genau bestimmen kann. Die Chance, dass ein Meteorit von einem anderen Stern bis auf 1% das Alter des Sonnensystems hat, ist recht klein.

  15. @Florian Freistetter
    Ist ja witzig als mein Frage war:
    „Die ganze Argumentation geht davon aus dass sich der Planet auf der Hauptebene befindet, in dem Fall kann ich allen Ausführung nur zustimmen. Aber was wäre wenn der Planet nicht im Sonnensystem entstanden ist, von der Sonne eingefangen wurde und eine Umlaufbahn senkrecht zur Hauptebene eingeschlagen hat?“
    In diesem Artikel von ihnen:
    https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2017/01/07/weltuntergang-kollidiert-die-erde-am-5-oktober-2017-mit-planet-x/
    Ihre Antwort war gekürzt:
    „@Begga: Abgesehen davon dass es quasi unmöglich weil so enorm unwahrscheinlich ist, dass ein Stern einen Planet “einfängt” wäre auch eine Bahn mit Inklination kein Grund, warum dieser Planet “plötzlich” auftauchen könnte.“
    Jetzt mal abgesehen von der Formulierung „quasi unmöglich weil so enorm unwahrscheinlich“ da fehlen mir bei einem unendlichen Universum ehrlich gesagt die Worte und das es bei meiner Frage darum ging ob es möglich ist, nicht ob man ihn dann bemerken würde aber in diesem bis auf die Masse des Objektes sehr ähnlichem Fall schreiben sie:
    „Auch die Neigung ihrer Umlaufbahn könnte ein Hinweis sein: Interstellare Asteroiden können aus allen möglichen Richtungen kommen während sich die Asteroiden des Sonnensystems alle in mehr oder weniger der gleichen Ebene bewegen (obwohl die gravitative Wechselwirkung mit den Planeten auch hier für sehr stark geneigte Bahnen sorgen kann). Sollte der Asteroid tatsächlich von der Gravitationskraft der Sonne “eingefangen” werden, dann hat er danach natürlich eine elliptische Umlaufbahn (vermutlich mit sehr stark ausgeprägter Exzentrizität). “
    und
    „Ich gehe eigentlich fest davon aus, dass es im Sonnensystem interstellare Asteroiden gibt. Alles andere wäre höchst seltsam.“
    Natürlich ist die Wahrscheinlikeit bei Asteroiden wesentlich höher aufgrund ihrer Menge aber wie sich diese Aussage mit der zuvor vereinbaren lassen soll, ist mir schleierhaft! Bei Asteroiden gehen sie davon aus bei Planeten halten sie es aber für „quasi unmöglich“ Entschuldigung aber meiner Ansicht nach widerspricht sich das.
    MfG Begga

    1. @Begga: Asteroiden sind keine Planeten. Es gibt VIEL VIEL mehr Asteroiden. Es ist viel einfacher, sie aus einem Sonnensystem auszuwerfen als einen Planeten. Es kommt viel häufiger vor und deswegen schwirren da auch viel mehr Asteroiden als Planeten herum. Es ist daher auch viel wahrscheinlicher, das ein Asteroid unser Sonnensystem durchquert als ein Planet. Und im Artikel hier ging es ja nicht nur um EINGEFANGENE Asteroiden, sondern allgemein um Asteroiden die von außerhalb kommen und dann vielleicht auch nur durchführen. Dass ein interstellarer Planet genau auf die richtige Art und Weise ins Sonnensystem kommt, um in eine stabile Umlaufbahn eingefangen wird die KEINE sichtbaren Störungen in den Bahnen der anderen Planeten verursacht ist weiterhin nahezu unmöglich. Die Arbeit über interstellare Asteroiden widerspricht dem absolut nicht.

  16. @Florian Freistetter
    Ach und der muss echt noch: Jedes mal wenn ein ´Wissenschaftler quasi unmöglich weil so unwahrscheinlich sagt, stirbt ein Wissenschaftsstudent! 😉

  17. @Florian Freistetter
    „@Begga: Asteroiden sind keine Planeten. Es gibt VIEL VIEL mehr Asteroiden. Es ist viel einfacher, sie aus einem Sonnensystem auszuwerfen als einen Planeten. Es kommt viel häufiger vor und deswegen schwirren da auch viel mehr Asteroiden als Planeten herum. “
    Ahh ok… vielen Dank dafür das sie das was ich schon sagte nochmal wiederholt haben…warum auch immer!?
    „Natürlich ist die Wahrscheinlikeit bei Asteroiden wesentlich höher aufgrund ihrer Menge aber wie sich diese Aussage mit der zuvor vereinbaren lassen soll, ist mir schleierhaft!“
    „Es kommt viel häufiger vor und deswegen schwirren da auch viel mehr Asteroiden als Planeten herum. Es ist daher auch viel wahrscheinlicher, das ein Asteroid unser Sonnensystem durchquert als ein Planet.“
    Habe ich etwas gegenteiliges behauptet!?
    „Dass ein interstellarer Planet genau auf die richtige Art und Weise ins Sonnensystem kommt, um in eine stabile Umlaufbahn eingefangen wird die KEINE sichtbaren Störungen in den Bahnen der anderen Planeten verursacht ist weiterhin nahezu unmöglich.“
    Echt jetzt!? Man kann zwar undeutlich reden aber wohl nicht schreiben!!! Wie oft muss ich das noch sagen bis sie es verstehen??? Es ging niemals um die Sichtbarkeit, das habe ich auch extra schon im ersten Post hervorgehoben: „Erstmal vorweg weder glaub ich an den kommen Weltuntergang noch halte ich einen großen Planet, der unbemerkt durch das innere Sonnensystem wandert, für sonderlich wahrscheinlich, also spart euch bitte die Aluhut-Sprüche ;-P“
    Aber ey warum sollte ein Wissenschaftler auch wirklich lesen worauf er antwortet!?
    “ Und im Artikel hier ging es ja nicht nur um EINGEFANGENE Asteroiden, sondern allgemein um Asteroiden die von außerhalb kommen und dann vielleicht auch nur durchführen.“
    Was aber trotzdem zu folgender Aussage geführt hat:
    „Ich gehe eigentlich fest davon aus, dass es im Sonnensystem interstellare Asteroiden gibt. Alles andere wäre höchst seltsam.”
    Und wenn man dann im gleichen Atemzug mit quasi unmöglich bei nur differenziererender Masse redet ist das für mich einfach nur Unsinn! Und eínes Wissenschftlers ihres Kalibers unwürdig!!!

    1. @Begga: „Und wenn man dann im gleichen Atemzug mit quasi unmöglich bei nur differenziererender Masse redet ist das für mich einfach nur Unsinn! Und eínes Wissenschftlers ihres Kalibers unwürdig!!!“

      Die Frage war die ob der Artikel über Asteroiden meinen Aussagen über interstellare Planeten widerspricht. DIese Frage habe ich beantwortet. Wenn die Antwort nicht gefällt, kann ich auch nichts tun.

  18. @Florian Freistetter
    Und ich muss noch mal hinzufügen das ich ihre(bin grade ins du gefallenXD ) Artikel sehr schätze! Ich lese die schon seit einem halben Jahr regelmässig und hab normalerweise nix dran auszusetzen 😉 Also bis auf den Punkt hehe weiter so, sie machen soweit ich das beurteilen kann hervorragende Arbeit!

  19. @Limpi:

    Frage ganz Nebenbei: wie dunkel ist es eigentlich im interstellaren Raum bzw. ab einem gewissen Abstand zum Stern? Könnte man interstellare Objekte vor Ort gut erkennen?

    Es dürfte etwa so dunkel sein, wie in einer Mondlosen, Sternklaren Nacht, abseits der Lichtverschmutzung.

    Die hellste, einzelne Lichtquelle ist Sirius oder die Sonne, je nach Entfernung zu dieser. Aber besser sichtbar sind diese Körper natürlich, wenn sie der Sonne möglichst nahe kommen und besser angeleuchtet werden.

  20. @Begga
    Ich möchte hier Florian in Bezug auf eingefangene Asteroiden/Planeten beispringen. Ganz grob betrachtet ist der Masseunterschied der Mehrzahl der Asteroiden zur Mehrzahl der Planeten größer als eine Milliarde. Der Häufigkeitsunterschied könnte sogar noch größer sein, falls nicht jeder 2. Asteroid sich an einer Planetenentstehung beteiligte. Aus der Quantenphysik weiß man im Übrigen, dass Teilchen spontan teleportieren. Auch ein größeres System (z.B. der Mensch) kann dies tun. „What is the self-teleportation probability of a human body? Abstract: The probability of quantum self-teleportation of a human body is estimated using two different
    methods, giving comparable results. […]“ Bianchi (2015) Die Ergebnisse sind 10^(-2.2 bzw. -4.5*10^-29))s^(-1) für 50 km. Diese Wahrscheinlichkeit ist so gering, dass es durchschnittlich nicht einmal passieren würde, wenn jedes Atom in unserem sichtbaren Universum ein eigenes Universum wäre, und von diesen jedes Atom ein jeweils eigenes Universum, und davon jedes Atom ersetzt ein Mensch.
    Mit anderen Worten: Eine Wahrscheinlichkeit im Einklang mit physikalischen Gesetzen gibt es für alles Mögliche, aber dass heißt nicht dass man sowas in vernünftige Überlegungen miteinbezieht, denn es passiert derart selten, dass es zu berücksichtigen nicht vernünftig ist. Wenn wir das unwahrscheinlich Möglich berücksichtigen würden, müssten wir einfach alles erwarten und könnten keinerlei Aussagen mehr treffen. Deswegen ist die Größenordnung einer Wahrscheinlichkeit extrem relevant für unsere Einschätzung der Welt. Dass etwas „unwahrscheinlich, aber möglich“ ist, reicht nicht aus, wenn diese Wahrscheinlichkeit zu gering ist.

  21. Außerdem:

    Jetzt mal abgesehen von der Formulierung “quasi unmöglich weil so enorm unwahrscheinlich” da fehlen mir bei einem unendlichen Universum ehrlich gesagt die Worte

    Reden wir von unserem Sonnensystem, weil das das einzige ist, in dem wir Asteroiden beobachten können? Tja, leider ist das nicht unendlich.
    Außerdem hattest du drüben so gefragt:

    Die ganze Argumentation geht davon aus dass sich der Planet auf der Hauptebene befindet, in dem Fall kann ich allen Ausführung nur zustimmen. Aber was wäre wenn der Planet nicht im Sonnensystem entstanden ist, von der Sonne eingefangen wurde und eine Umlaufbahn senkrecht zur Hauptebene eingeschlagen hat?

    Da stellst du dir auch selbst ein Bein: erstmal muß der Planet eingefangen werden. Dann muß er gerade erst eingefangen worden sein. (Soll heißen: vor noch nicht so langer Zeit, daß er mehr als 2 Umläufe um die Sonne hinter sich hat.) Und dann müssen noch alle seine Bahnargumente derart beschaffen sein, daß er auch mal überhaupt in die Nähe der Erde kommt. Ich kann mit Wahrscheinlichkeiten nicht so gut rechnen, aber ich würd schon mal ein paar negative Exponenten aufwärmen – die werden gebraucht.
    Naja, und außerdem würde dieses Ding in jedem Infrarotsensor einen Heidentanz aufführen. Schon ziemlich lange.
    Aber das ist die wahrscheinlich wieder nicht „Heise-Techi-Forum-Level“ genug, wa?

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