Am Freitag habe ich einen kleinen Ausflug gemacht. Zuerst gings zum Flughafen und mit einem Flugzeug Richtung Norden nach Manchester.

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Dort steigt man in die Eisenbahn und fährt nach Goostrey, einem kleinen Dorf in Ceshire.

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Ein Stück die Straße entlang Richtung Dorf:

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An St. Lukes Church vorbei:

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Und dann sieht man auf einem Wegweiser auch schon mein Ziel abgebildet – ein Teleskop!

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Aber bis man dort ankommt, muss man erst noch ein gutes Stück wandern. Die Eisenbahn würde zwar 100 Meter am Teleskop vorbei fahren, aber eine Haltestelle gibt es dort nicht; genau so wenig wie öffentliche Verkehrsmittel. Also bleibt nur der Fußmarsch die Straße entlang.

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Immer wieder sieht man das Ziel hinter den Feldern und Hecken der (durchaus netten!) Umgebung auftauchen:

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Ein weiterer Wegweiser macht das was er soll und weist mir den Weg:

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Und dann steh ich auch schon vor dem Eingang zum Jodrell Bank Discovery Center:

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Auf den letzten Metern gibts noch ein paar wichtige Informationen:

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Und dann bin ich am Lovell-Telescope angekommen (dazwischen gab es aber noch einen Ticketschalter…)!

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Das Lovell-Telescope ist das Herzstück des Jodrell Bank Observatoriums. Und es ist ein ziemlich großes Herzstück! 89 Meter hoch, 3200 Tonnen schwer und einem Durchmesser der Schüssel von 76 Metern! Damit ist das Teleskop nach dem Green Bank Telescope in den USA und dem Effelsberg-Teleskop in Deutschland das drittgrößte bewegliche Radioteleskop der Welt – und natürlich das größte Teleskop Großbritanniens.

Es sieht wirklich beeindruckend aus; ganz besonders mit dem für diese Region untypisch blauem Himmel im Hintergrund!

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Es ist so groß, dass man es nicht wirklich gut fotografieren kann…

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Man kann das Teleskop ganz aus der Nähe beobachten, aber natürlich nicht darauf rumklettern oder so. Es wird ja intensiv genutzt und das schon seit es 1957 das erste Mal in Betrieb genommen wurde. Das Lovell-Teleskop war damals sogar in der Lage, die Rakete zu orten, die Sputnik – den ersten Satelliten der Welt – im Oktober 1957 ins All gebracht hat. Das Teleskop verfolgte die Flüge der amerikanischen und sowjetischen Mondsonden und die der ersten Raumsonden die zu Mars und Venus flogen. Man hat dort die ersten Gravitationslinsen entdeckt; Pulsare, Quasare und ferne Galaxien untersucht. Und ist heute immer noch intensiv mit der Erforschung des Kosmos beschäftigt (unter anderem hat man dort kürzlich Pulsare entdeckt, die überraschenderweise manchmal aufhören zu pulsieren).

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Man kann im Jodrell Bank Discovery Center aber noch mehr tun als seltsame Teleskop-Selfies zu machen. Es gibt dort im Freien ein paar Ausstellungsstücke mit denen man sich über grundlegende physikalische Phänomene informieren kann. Es gibt ein kleines Planetarium und es gibt eine kleine, aber interessante Ausstellung über Astronomie mit vielen Experimenten zum Mitmachen.

Und Isaac Newton taucht natürlich auch auf, was ich gleich genutzt habe um ihm mein neues Buch vorzustellen 😉

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Jodrell Bank liegt deswegen mitten in der Pampa von Ceshire weil der britische Astronom Bernard Lovell von der Uni Manchester im Jahr 1945 einen Ort gesucht hat, an dem er in Ruhe die kosmische Strahlung erforschen konnte. Im Stadtzentrum der Industriestadt hat es im nicht gefallen, aber ein wenig außerhalb gab es eine kleine botanische Forschungsstation der Uni, die Lovell einfach übernommen hat.

Botanik gibt es heute aber dort immer noch. Das ganze Gelände ist von schönen Gärten umgeben, in dem sich die nationale britische Wildapfel-Sammlung befindet. Und der „Galaxy Garden“:

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Dieser Garten ist ebenfalls sehr schön – wenn auch jetzt im März natürlich noch nicht sehr bunt. Ich hab aber nicht so ganz verstanden, was die Blumenarrangements mit Astronomie zu tun haben. Da haben auch die Infotafeln nicht geholfen. Immerhin: Man lernt was über die Entstehung des Universums, die Entstehung von Sternen, Galaxien und Planeten und kann dabei durch schöne Natur wandeln! Und das ist ja auch ganz nett…

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Ganz versteckt in einer Hütte voller Gerümpel findet man aber dann das wahre Prunkstück von Jodrell Bank (bzw. findet man es nicht, weil es offiziell nicht besichtigbar ist, aber wenn man Glück hat und jemanden kennt – und ich hatte Glück und kannte wen 😉 – dann wird es hervor geholt):

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Ein frisch geschlüpfter Baby-Apfelbaum; gewachsen aus einem Samen des Apfelbaums in Woolsthorpe, der dort im Garten des ehemaligen Wohnhauses von Isaac Newton steht und ein direkter Nachfahren es berühmten Apfelbaums mit DEM Apfel ist (der Newton zwar nicht auf den Kopf fiel, aber trotzdem eine wichtige Rolle in seinen Gedanken spielte).

Die Gelegenheit habe ich natürlich für Apfelbaum-Selfies und Buch-PR genutzt:

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Und dann ist man auch schon wieder fertig und kann sich zufrieden ins nächste Pub zurückziehen, ein Ale trinken und eine Portion Fish & Chips mit mushy peas essen:

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Das Lovell-Teleskop und das Jodrell Bank Discovery Center sind nette und interessante Einrichtungen. Man muss jetzt nicht unbedingt extra deswegen nach England reisen. Aber wenn man in der Gegend ist, lohnt es sich, vorbei zu schauen. Die Ausstellung ist zwar eher klein (und hauptsächlich auf die astronomische Information von besuchenden Schulklassen ausgerichtet) – das Teleskop dafür wirklich groß und beeindruckend!

Und wenn man dann alles gesehen hat, was es auf den Feldern rund um Goostrey zu sehen gibt, kann man zurück nach Manchester fahren. Denn dort findet man auch noch das eine oder andere, das sich zu finden lohnt! Und was das ist erfahrt ihr in den nächsten Tagen wenn ich die nächsten Reiseberichte aus Englands Norden schreibe.

20 Gedanken zu „Jodrell Bank: Ein Besuch beim größten Teleskop Großbritanniens“
  1. Der Name Jodrell Bank hat für mich eine gewisse Magie, weil ich ihn bisher nur aus dem „Anhalter durch die Galaxis“ kannte (ganz am Anfang, als die Vogonen kommen).

    Danke für den netten Bericht.
    (Ein Foto muss noch gedreht werden)

  2. Dein Buch hatte ich am Samstag in der Buchhandlung angelesen. Es gibt doch deutlich mehr Informationen in die Hand als sonst üblich!
    Mich hat die Person Newton doch vor einem Jahr bei einer kleinen Recherche sehr erschreckt, mit seinen unerbittlichen Rachegelüsten und Intrigen. Das muß ich wirklich sagen!
    Wieso ich mir Dein Buch noch nicht gekauft habe, liegt wirklich NUR daran, daß sich mein Lesestoff TÜRMT.
    Aber was es an Wissenschaftsgeschichte bietet, ist schon enorm. Und Wissenschaftsgeschichte finde ich immer spannend.

    Danke für die Fotosammlung.

  3. @Florian:

    Und dann ist man auch schon wieder fertig und kann sich zufrieden ins nächste Pub zurückziehen, ein Ale trinken und eine Portion Fish & Chips mit mushy peas essen:

    Es mag schon sein, dass man sich zufrieden in den nächsten Pub zurückzieht, wenn man denn seine Zeit erfolgreich für „Apfelbaum-Selfies und Buch-PR genutzt“ hat.

    Die Frage ist aber doch wohl eher, jedenfalls angesichts des Aussehens der auf dem Foto abgebildeten Speise (ich nehme an, dass es sich um Zeug handelt, welches sich für Verzehr durch Menschen eignet…), wie zufrieden man den Pub wieder verlässt.
    😉

  4. Sehr interessanter Ausflug zum JBO, schöner Artikel, danke dafür.
    War der Controllroom des Teleskops nicht zu besichtigen?

    Ich hoffe es kommen noch mehr Trips zu Radioinstrumenten, nach Nançay, Medicina und Effenberg, usw…..
    🙂

  5. Ich hab es leider nicht richtig verstanden: Hast Du nur Selfies mit den Newton-Bäumchen oder durftest Du welche mitnehmen zum hier Verbreiten? Das wäre ja cool.

  6. Vielen Dank für den äußerst sympathischen Reisebericht. Er macht Lust darauf, wieder einmal diese Gegend voll von Industriegeschichte zu besuchen. Auch der nahe gelegene Peak District ist einen Besuch wert. Und die englische Kost ist lange nicht so schrecklich, wie sie üblicherweise dargestellt wird.

  7. @Reinhard

    Und die englische Kost ist lange nicht so schrecklich, wie sie üblicherweise dargestellt wird.

    Kann ich bestätigen. Bis heute muss ich an diese eine Portion Fish and Chips am Strand von Brighton denken … und das Monsterfrühstück „mit alles“ war auch immer genau mein Ding.

    A propos Frühstück …

  8. Sorry für den Doppelpost.

    Nach weiterem Geklicke bin ich drauf gekommen dass dieser Artikel wohl nur in UK ausgeliefert wird (sofern er wieder erhältlich ist).

    Kennt wer wen, der das an mich weitersenden könnte? Dass ich das Porto und sonstige Kosten trage ist selbstverständlich.

  9. äh… zum Newton Apfelbaum… „Each tree comes with certification that the tree has been DNA verified as a direct descendant of the original tree in Woolthorpe Manor Gardens.“

    …wer sich ausnahmsweise mal mit Apfelbäumchen beschäftigt (und manche meinen ja die Zeit welche zu pflanzen, sei gekommen) wird feststellen, dass soweit ich mich erinnere die meisten „Sorten“ genau ein sozusagen geklontes und jahrhundertealtes Lebewesen sind!

    Übrigens ist glaube ich auch unklar wie genau die Befruchtung so richtig funzt, ob nur durch Biene nur durch Wind oder warum beides geht. (Ich hatte nämlich mal genau ein Apfel auf dem Baum? – trotz Mannheim :-)))

    Wenn zufällig ein neuer Baum auf natürliche Weise entsteht ist das ne ganz neue Sorte, die in der Regel nicht gut ist!

    Eventuell bekommen wir das mit dem Wissen über Apfelbäume ja noch gebacken, bevor außerirdisches Leben gefunden wird.
    Dann können wir es denen auch besser erklären 🙂

    PS.: Der Sphärenklang – Kommentar geht nicht!

  10. @Florian

    Nette Reise, danke für den Bericht.

    Üüüübrigens… bei uns um die Ecke gibt’s das zweitgrößte (nach Green Bank, USA) frei bewegliche Radioteleskop der Welt: Effelsberg, gelegen in einem malerischen Tal (übrigens kommt man ohne Eintrittsgeld bis zum Aussichtspunkt), nicht weit davon entfernt liegt Bonn (mit der Sternwarte Argelanders, einem Ableger des Deutschen Museums und dem Arithmeum, einem Museum über das Rechnen), und ein Stück rheinaufwärts gibt es den Vulkanpark mit dem Kaltwassergeysir bei Andernach. Zwischen Bonn und Effelsberg gibt’s auch ein riesiges Anbaugebiet für Äpfel und andere heimische Obstsorten 😉

  11. …die meisten “Sorten” genau ein sozusagen geklontes und jahrhundertealtes Lebewesen sind!

    Jopp. Was ändert das daran dass manch einer gern einen aus Newtons Garten hätte?

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