Wer kenn Marie Tharp? Wahrscheinlich die wenigsten. Aber alle kennen Alfred Wegener, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Theorie der Kontinentalverschiebung bekannt gemacht hat. Und vom bösen Wissenschaftsestablishment der damaligen Zeit für seine Hypothese der sich bewegenden Kontinente ganz zu Unrecht verlacht wurde. Nur dass es Wegener eben nicht völlig grundlos auf Widerstand gestoßen ist: Er hatte zwar Recht mit seiner Behauptung, das Kontinente auseinanderbrechen; sich über die Erde bewegen und wieder miteinander verschmelzen können. Aber – und das war sein großes Problem! – er konnte damals keinen Mechanismus angeben, der seine Kontinentaldrift am Laufen hält. Insofern war ein wenig Skepsis von Seiten der Kollegen durchaus angebracht. Erst als später die Plattentektonik entdeckt wurde und die Geologen den Mechanismus identifiziert hatten, der die Kontinente bewegt, war die Sache klar. Und jetzt sind wir wieder bei Marie Tharp.
Sie war eine amerikanische Geologin und Kartografin, die in den 1950er Jahren Daten von Meerestiefenmessungen auswertete und Karten des Ozeanbodens zeichnete. Davor hatte man sich nicht sonderlich um das gekümmert, was unter der Wasseroberfläche lag. Man ging davon aus, dass es nur in der Nähe der Küsten interessant ist. In den tiefen Regionen der Ozeane gäbe es nichts; weder Lebewesen noch Geografie – nur endlose, tote Ebenen.
Das Gegenteil war der Fall! Bei entsprechenden Untersuchungen fand man nicht nur Lebewesen auch in den tiefsten Regionen sondern jede Menge Berge, Täler und all die Geografie die man auch über Wasser entdecken kann. Und Tharps Karten zeigten noch mehr Details: In der Mittel der mittelozanischen Rücken waren Täler. Die langen und riesigen unterseeischen Bergketten hatten ebenso lange Einschnitte in ihrer Mitte – das war genau das, was man erwarten würde, wenn sie die Grenzlinien zwischen den Kontinentalplatten darstellen.
Tharps Untersuchungen zeigten auch Zusammenhänge zwischen den mittelozeanischen Rücken und Erdbeben und machten den Weg frei für ein umfassendes Verständnis der Plattentektonik und damit auch einer Bestätigung von Alfred Wegeners Hypothese.
National Geographic hat kürzlich ein kurzes und schönes Video über Tharps Leben und Arbeit veröffentlicht. Schaut es euch an:
Danke für den Link zu dem Film: wirklich ein herrliches kleines Filmchen.
hehe, dieser farblich korrekte Auftritt von JYC bei 3:29 :‑)
@FF
Ok ich weiss du bist anderer Meinung.
Aber evtl. wird mein Pluto wieder ein echter „Planet“ ! Und was machen dann die Astrologen mit all den anderen neuen ? Spannend !
@tomtoo: „Spannend !“
Nicht wirklich… Alan Stern erzählt dauernd, das Pluto ein Planet sein soll. Die Amis haben ein Problem mit der aktuellen Definition weil sie genervt sind, dass jetzt kein Amerikaner mehr nen Planeten des Sonnensystems entdeckt hat. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die IAU keine Definition beschließen wird, laut der das SoSy ein paar hundert Planeten hat. „Vorschlagen“ kann man viel – und es wurde auch schon viel vorgeschlagen. Aber deswegen wirds nicht verbindlich.
uhpss sry nervös 🙂
https://m.heise.de/newsticker/meldung/Planetologen-wollen-Pluto-wieder-zum-Planeten-machen-und-100-andere-Objekte-3631525.html
Sry im falschen Fred gelandet. 🙁
@tomtoo
Das mit der Planetendefinition ist ein semantisches Problem, das haben einige noch nicht verstanden. Die „Pluto ist ein Planet“-Vertreter machen die Planeteneigenschaft alleine an der runden Form von Pluto und daran, dass er die Sonne umkreist, fest. „Planet“ ist aber eine Kategorie, die sich nicht auf das Objekt selbst, sondern auf die Hierarchie von Umlaufbahn und Entstehung bezieht, wie auch „Mond“: ein Mond kann größer als ein Planet sein, und ist trotzdem kein Planet, weil er noch einen anderen Körper als die Sonne umkreist. Die ISS tut das auch, ist aber kein Mond, sondern ein künstlicher Satellit.
Ein Planet ist so definiert, dass er rund sein soll, die Sonne umkreist (und keinen anderen Körper), und in seiner Bahn das dominierende Objekt ist (also bei der Entstehung alle Masse eingesammelt hat, die er einsammeln konnte, um das Objekt von verbliebenen Asteroiden zu unterscheiden). Im Prinzip wäre die Rundheit damit übrigens redundant, denn im Sonnensystem sind alle Objekte, die um die Sonne kreisen und in ihrer Bahn dominieren, auch rund. Aber nicht umgekehrt: Ceres und Pluto sind rund, aber nur die größten unter vielen Objekten auf ihrer Bahn. Deswegen werden sie als „Zwergplaneten“ eingestuft. Wobei Zwergpudel zwar Pudel sind, aber Zwergplaneten keine Planeten sein sollen. Was einer verstehen soll.
Vielleicht sollte man die Rundheit einfach aus der Definition streichen, dann hätten die Planet-Pluto-Anhänger ihr wichtigstes Argument verloren.
> Wer kenn[t] Marie Tharp? Wahrscheinlich die wenigsten.
Gegenfrage: Wer kennt den Erfinder der Wärmepumpe?
> Davor hatte man sich nicht sonderlich um das gekümmert, was unter der Wasseroberfläche lag. Man ging davon aus, dass es nur in der Nähe der Küsten interessant ist.
Es kostet viel Geld nachzuschauen, was sich unter der Wasseroberfläche verbirgt. Das ist nicht so einfach aufzutreiben. Die Wissenschaftler waren jedoch immer daran interessiert und im Jahr 1968 lief die Glomar Challenger zu einer fulminanten Forschungsreise aus.
Kenneth Hsu ist der einzige Name, der mir aus dieser Zeit erinnerlich ist.
– Es hat nur 50 Jahre gedauert, Wegeners These zu belegen und zu glauben. Das Glück war wohl, man kann es praktisch kilometergroß quasi auf Landkarten anschauen! Also nicht ein rauchender Colt als Beweis sondern Zehntausende Kilometer lange Unterwassergebirge, Tausende Erbeben und viele Vulkane – dann klappt’s auch so schnell 😉 mit dem Paradigmenwechsel.
– Wenn es Superkontinent-Zyklen also 5-6 Pangeas gab, könnten die gerade entdeckten Trappist-1 Planeten also z.B. ein mit Rotation veränderliches Albedo oder sonstiges Muster wegen so was haben? Super die Superkontinente! Hier war ja wohl (ja wie lange) ev, die Hälfte der Zeit auf der Erde nur einer!
– Ich stell mir den Wetterbericht vor: Der Erdtag viele Stunden kürzer, die Winde schnller und dann noch nur ein Kontinent! Was das wohl für ein Wetterchen gibt, wenn im Zentrum des Kontinents a.) Wüste oder b.) Eis eventuell jeweils mit einem Kilometer hohen Gebirge ist?
@EchtSuperDasPodcast
Könnte sicher, aber diese Planeten wurden nicht direkt gesehen, sondern nur indirekt als kleine Helligkeitsschwankung des Sterns wahrgenommen, als ihr Schatten vor dem Stern durchwanderte. Vielleicht liefert uns die nächste Generation von Riesenteleskopen erste Helligkeitsmessungen erdgroßer Exoplaneten. Bei Gasriesen ist das schon gelungen, man konnte auf der dem Stern zugerichteten Seite einen heißen Fleck nachweisen.
Bei Trappist I stell‘ Dir gebundene Rotation vor, d.h. der Planet zeigt dem Stern immer die selbe Seite, der Stern verharrt bewegungslos am Himmel (oder auf der Rückseite herrscht ewige Nacht). Die Atmosphäre kann aber die Temperaturen einigermaßen ausgleichen, wenn sie dicht genug ist (gab’s mal was drüber bei Ludmila in „Hinterm Mond gleich links“). Sicher wird das einen kräftigen Wind zwischen Tag- und Nachtseite in Gang halten. Die Wüste unter einem ewigen Tag wird aber erbarmungslos sein, da herrscht ewiger Hochdruck und keine Wolke. Regnen würde es eher auf der Nachtseite. Oder schneien.
Naja hier war doch schon mal die nette Dame die bzgl. gebundener Rotation forscht. Und so wie ich das vestanden habe würde ein evtl. vorhandener Ozean erheblich zu einem „Klimagleichgewicht“ beitragen. Also ist „Wasser“ eine wirklich wichtige frage oder ?
Bzgl. Pluto
Ach kommt ich hatte mich so an ihn gewöhnt. Die USA würde sich auch freuen. Und dann so klasse Bilder. Man könnte doch wenigsten für unser Sonnensystem (sozusgen aus Gewohnheit) eine Ausnahme machen. Wie kann man so harthertzig sein ?
; )
@tomtoo:
Sollte dann nicht aber auch Ceres wieder zum Planeten werden? Dessen Planetenstatus ist zwar wesentlich schneller aberkannt worden und das ist auch schon ziemlich lange her, aber im Prinzip liegt der gleiche Fall vor.
@tomtoo
Wenn nur die Rundheit und das Umkreisen der Sonne als Maßstab dienen würde, dann hätten wir möglicherweise über 1000 Planeten im Sonnensystem (die jetzt fast alle als Zwergplaneten gewertet werden müssten, aber die IAU hat erst 5 davon offiziell anerkannt: Pluto, Ceres, Makemake, Haumea und Eris). Das gäbe mal einen Merksatz…
Es würde meines Erachtens mehr Sinn machen, zwischen dem physischen Objekt („Asteroid“, „Stern“, „Supererde“) und dem bahnhierarchischen Objekt („Mond“, „Satellit“, „Begleitstern“) klar zu unterscheiden. Es fehlt ein Begriff, der runde, im hydrostatischen Gleichgewicht befindliche, ausdifferenzierte Objekte, die keinerlei Fusionsprozesse im Inneren hervorbringen, unter einem Namen zusammenfasst, der nichts mit der Bahnhierarchie zu tun hat. Diese Klasse würde dann den Jupiter genau sie wie Ceres beinhalten.
Ich wäre ja für „Planemo“ (planetary mass object). Das wird schon für (mutmaßlich, aber fast sicher existent) frei zwischen den Sternen herumfliegende Ex-Planeten (die aus ihrem System geschleudert wurden) verwendet und beschreibt genau das gewünschte: ein Objekt von der Masse eines Planeten, ohne auf irgendwelche Bahnparameter Rücksicht zu nehmen (in Ermangelung einer Umlaufbahn). Und Planeten könnten durchaus so klein wie Pluto oder Ceres sein, wenn sie nur alles verfügbare Material auf ihrer Bahn eingesammelt hätten.
Zwergplaneten hätte ich dann aber auch eher „Planetesimale“ genannt, so heißen die planetengroßen Objekte, die im Sonnensystem in der letzten Phase der Planetenentstehung herumirrten und die schließlich zu den endgültigen Planeten verschmolzen. Theia war auch so einer. Ceres und Pluto sind nichts anderes als überlebende Planetesimale.
google.at !
https://de.wikipedia.org/wiki/Wärmepumpe !
und vielleicht auch bald Florian, wenn es eine Verbindung zur Astronomioe gibt 🙂
….
Super Video!
Hätte allerdings nicht geschadet, wenn sie Wegener nicht zu WeNgener gemacht hätten 😉
Oh – Ich meinte oben den Wetterbericht für die Erde – die meiste Zeit seit es sie gibt.
( Aber auch, dass man bei anderen Planten durch zukünftige Messung und periodischen Schwankungen möglicherweise auf Super – Kontinente schließen kann. )
Wenn hier auf der Erde die Hälfte der Zeit „Superkontinent“ war und sie sich schneller drehte, haben wir in der modernen Zeit es ja schon schön ruhig beim Klima im Vergleich zu früher – ganz zu Schweigen vom sich wandelnden Inhalt der Atmosphäre!
Ich bin Fan der These die Erde sei die meiste Zeit im Vergleich zu anderen Planeten weniger sensationell – jedenfalls war sie uns lange Zeit nicht so friedlich und nett wie jetzt!
@Alderamin: Gebunden Rotation und der Effekt werden m. E. schwer überschätzt.
– Komplizierte Gründe…
Es gibt stabile, gebrochen gebundene Rotation wie bei Merkur – genug Schwung für ausgeschlafenes Leben mit langen „Tagen“.
Durch Einschlag größerer Himmelskörpern kann es öfter mal aus dem gebunden neu „in Gang“ gesetzt werden. ebenso Einfangen oder Verlust eines Mondes, einseitiges Streifen einer Staubwolke Flares. (Gretchenfrage: Wie lange ist die Rotation vom Mond schon so gebunden?)
Es gibt mögliche Erd- bzw. bei anderen Planeten Kontinentalkrustensprünge, das gab’s hier eventuell vor 12t Jahren – Ein Gedanke der einem gewisser Einstein angeblich auch zugesagt wird nicht immer oder auch nur – wegen gefrorenem Wasser, das auf einmal schmilzt und Unwucht macht!) Bei jedem Erbeben springt die Rotationsachse. (Beim größten aufgezeichneten einige Zentimeter.) Da Kontinent Wanderung sich in 1000KM per Million Jahre abspielt können viele Erdbeben sicher auch Rotationsachsen beeinflussen?
Wenn’s mal lebt, wäre gebrochen gebundene Rotation wohl kein Auslöschun – Kriterium für die noch zu entdeckenden Alien – (Schlau:-)bären!
– Einfacher Grund gegen gebundene Rotation: Nachzählen!
Wie viele Körper gibt es im Sonnensystem – wie wenige rotieren gebunden – Na?
Gruß in die Satellitenstadt Heidelberg – wo heute ein Auto fuhr, wo es nicht soll.
@EchtSuperDasPodcast
Wird nicht überschätzt. Kann man sogar ausrechnen.
So massive Objekte, dass ihr Einschlag die Drehung eines Planeten merklich verändert, gibt es seit der Anfangszeit des Sonnensystems schon nicht mehr (wenn die Planeten nicht selbst miteinander kollidieren, was für die ferne Zukunft nicht völlig ausgeschlossen werden kann). Ein „Dinosaurierkiller“ von 10 km hat weniger als 1 Millionstel der Erdmasse, hat dem gemäß kaum eine Chance, den Drehsinn merklich zu beeinflussen, und schlägt schon im Schnitt nur alle 100 Millionen Jahre auf der Erde ein. Selbst Ceres hat nur den 6400. Teil der Erdmasse und Objekte dieser Größenordnung gibt es nur eine handvoll, eine Kollision mit einem vergleichbar großen Objekt ist in der bisherigen Lebenszeit des Sonnensystems (nach dessen Entstehungsphase) statistisch so gut wie ausgeschlossen.
Einfangen eines Mondes ist äußerst kompliziert, kommt extrem selten vor (wird für die Marsmonde und einige der kleinen Jupitermonde angenommen) und hat mit dem Drehimpuls des Planeten nichts zu tun. Der Verlust eines Mondes kann theoretisch auftreten, wenn er dem Planeten immer mehr Drehimpuls entzieht, während er ihn in eine gebundene Rotation abbremst. Aber der Mond wird bei der Erde nicht schaffen, ihr zu entkommen bevor er mit ihr doppelt gebunden rotiert, andere Monde im Sonnensystem schon gar nicht.
Unsinn, das ist nur dünnes Gas ohne signifikanten Impuls.
Es dauerte nur wenige Millonen Jahre nach der Entstehung des Mondes, bis er gebunden rotierte. Die Antwort auf die Frage ist also: so gut wie schon immer. In dem Artikel aus dem ersten Link steht, dass auch Merkur nur 10-20 Millionen Jahre brauchte, bis er in der 2:3 Resonanz mit der Sonne war. Und der ist viel weiter von der Sonne entfernt, als alle Trappist-1-Planeten von ihrem Stern. Man kann sicher davon ausgehen, dass die gebunden rotieren.
Ändert an der Gebundenheit der Rotation aber nichts, weil die Gezeitenkräfte, die die Gebundenheit herstellen, viel zu groß sind, wie an den zeitlichen Größenordnungen zu erkennen ist. Der Mond hat sich kontinuierlich auf die zehnfache Entfernung seit seiner Entstehung entfernt und hat die ganze Zeit gebunden rotiert. Nur bei einem nicht gebunden rotierenden Körper wie dem Mars können innere Effekte die Polachsenneigung (kaum die Rotationsperiode) beeinflussen (wird für den Mars vermutet), da wirken keine äußeren Rückstellkräfte.
Eine ganze Menge, siehe erster Link ganz unten. Natürlich kommt es auf den Abstand vom Zentralkörper an. Bei Jupiter rotieren z.B. alle Monde von innen bis zum äußersten galileischen Mond Kallisto gebunden. Kallisto hat eine große Bahnhalbachse von 1,88 Millionen km. Die weiter außen liegenden Monde haben große Halbachsen zwischen 7,9 und 30 Millionen km. Beim innersten von diesen, Themisto, weiß man die Rotationsperiode wohl noch nicht, erst bei Himalia (schon 11 Mio km Halbachse) weiß man sicher, dass sie nicht gebunden rotiert (Umlaufzeit 250,6 Tage, Rotationsperiode 7,8 Tage).
In der Liste von Saturn fehlen Daphnis (rotiert aber auch gebunden laut Wikipedia-Artikel über Daphnis, die erst in diesem Jahr von Cassini aus der Nähe aufgenommen wurde; sie umkreist Saturn innerhalb des Ringsystems), Aegaeon (erst 2009 entdeckt, Rotationsperiode unbekannt), Methone (rotiert gebunden laut Wikipedia-Artikel über sie), Anthe (unbekannt, vermutet gebunden), Pallene (rotiert gebunden laut eigenem Wiki-Artikel), Helene (unbekannt) und Polydeuces (unbekannt, vermutet gebunden). Weiter außen rotiert Hyperion chaotisch, dann kommt Japetus in gebundener Rotation bei 3,5 Millionen km großer Halbachse und der nächste weiter außen ist Kiviuq bei schon 11,1 Millionen km mit unbekannter Rotation.
Bei eng umlaufenden Monden im Sonnensystem ist gebundene Rotation also, soweit bekannt, offenbar fast immer gegeben (mit der Ausnahme von Hyperion, dessen Rotation von den Nachbarmonden beeinflusst wird; die englische Wikipedia führt ihn als einzig bekannten regulären Mond im Sonnensystem, der nicht gebunden rotiert; regulär heißt hier, den Planeten in dessen Drehsinn auf fast kreisförmiger Bahn mit geringer Bahnneigung gegen dessen Äquator umlaufend).
Scheint so, als wenn gebundene Rotation nicht unterschätzt werden sollte.
(Das war jetzt eine gute Stunde Recherchearbeit. So eine Behauptung wie „es rotieren nur wenige Körper im Sonnensystem gebunden“ ist so schnell rausgerotzt, zu ihrer Widerlegung ist viel mehr Aufwand nötig, das ist schon etwas unfair, ein typisches Problem bei Diskussionen von wissenschaftlichen Themen; es solte statt dessen derjenige die Arbeit leisten, der die Behauptung aufstellt!)
@Alderamin
Meine allergrößte Hochachtung für Recherche und Kommentar!
@Alderamin – Danke für die Mühe. Wenn man bei Wikipedia gebundener Rotation schaut und dann die gelisteten mit der Gesamtzahl der Monde überschlägt kommt man nur auf einen kleinen Prozentsatz. (z.B. bei Jupiter 1/8)
Da sind deine Ausführungen speziell mit der Nähe sehr, sehr hilfreich. Also nochmal Danke für die Mühe und Du hast sicher recht die inneren Monde sind schwer gebunden!
Es ging aber wesentlich um den Zusammenhang gebundene Rotation mit lebensfreundlich. Da gibt’s hier was
https://www.weltderphysik.de/gebiet/astro/news/2015/atmosphaere-verhindert-gebundene-rotation/
Wenn dereinst die Erde auch an den Mond und dann beide doppelt gebunden sind , kann Erde nicht mehr mit der Sonne gebunden sein! „Ein Planet muss sich entscheiden!“ Doppelt gebunden geht dreifach nicht“. Gilt ebenso auch bei mehrere Sonnen!
Also jeder Planet mit relativ großem Mond oder zwei Sonnen oder Atmosphäre (s.o) oder viel Wasser (scheint mir bei dem Temperaturtransport offensichtlich) oder exzentrischer Umlaufbahn (und damit möglicherweise gebrochener Bindung) könnte dem schnöden Ungemach der Effekte der Sonne entkommen – was ihn diesbezüglich damit relativ wieder lebensfreundlich macht.
Übrigens entsteht ja auch hier am Nord und Südpol mal ne längere Zeit ein Effekt schwach in Richtung wie bei übelster Gebundenheit – dann ist da halt weniger Leben – aber doch auch – oder?
Also selbst wenn es woanders auch oft gebunden ist, kann es noch lebensfreundlich sein! – oder ?
Es ist also keinesfalls ein „NoGo“ Argument!
Das gilt um so mehr, als man wirklich nochmal schauen muss, wer genau gebunden ist: außer Merkur kein Planet. Also bei Einfluss Mond auf Planet bindet sich viel – bei Planeten Sonne. Die aufgezeigte Gebundenheit gilt also für nahe Monde. Das hat wegen Strahlung von zentraler Sonne nicht von Zentralplanet überhaupt keinen Einfluss auf die Lebensfreundlichkeit des Mondes – oder? Weiter: In anderen Systemen kann die Verteilung des Drehimpulses anders sein – ebenso die Bremsung durch Gezeitenkräfte! Solange man nicht weiß, wie es genau zur Titius-Bode Reihe kommt, denk ich mir, kann man simulieren bis es brummt!
Also leider mal die nächste kühne These in den Raum gestellt:
Selbst wenn alles Planeten ähnliche an irgendwas gebunden rotierte, scheint mir Leben praktisch genauso oft möglich, wie wenn nicht. Zugegeben : Das mit „gebunden“ ist astronomisch gut verstandenes, beobachtbar und beherrschtes sagen wir mal gedachtes Hindernis – es ist aber nur eines in einer m.E. ziemlich langen Reihe von Dingen.
Eine weitere hinterher: En contraire! Selbst bei übelster Gebundenheit gibts ja auch noch die relativ große Randregion! Man könnte sogar sagen, da ist mit Sicherheit jede Temperaturzone mal vertreten! Das gilt für die Venus nicht. Wenn Venus gebunden wäre, wären wollten wir schon lange auf der Rückseite landen -oder?
Wie gesagt: Fehlende Plattentektonik fänd ich schlimmer! Also sagen wir unentschieden? – OK
@EchtSuperDasPodcast Bezüglich der Venus würde ich widersprechen: Die Rotation des Planeten Venus selbst ist sehr langsam gegenüber der atmosphärischen Zirkulation. Wenn sie ganz stillstehen würde, würde das nichts ändern: Sie ist – und bliebe dann – auf der Nachtseite an der Oberfläche ähnlich heiß wie auf der Tagseite.
Was ich zu Bedenken geben will, ist dass das Leben, das wir kennen, zu großen Teilen auf der Photosynthese beruht: Würde die Erde stillstehen, gäbe es selbst bei, sagen wir, gleichbleibenden Temperaturen auf beiden Seiten wahrscheinlich ungleich weniger Leben. Ausnahmen gibt es, diese aber fallen biomassetechnisch kaum ins Gewicht.
Die „Abend/Morgenzone“ gebundener Planeten könnte natürlich lebensfreundlich sein, selbst wenn Tag- und Nachtregion dies ansonsten nicht sind. Wenn der Planet Ozean oder dichte Atmosphäre hat, könnte die Gebundenheit dem (ggf. aquatischen) Leben vielleicht auf der Tagseite gar nicht so sehr im Weg stehen. Vorausgesetzt, die Abiogenese wird nicht durch einen Aspekt der Gebundenheit weniger wahrscheinlich. Ich würde außerdem erwarten, dass Tagseiten-Leben wahrscheinlich keinen Schlaf kennt der beide Gehirnhälften lahm legt. Die Evolution eines „Voll-Schlafes“ wurde bei uns vermutlich durch den Tag-Nacht-Wechsel begünstigt, wo im evolutionären Verlauf zunächst Anpassungen nötig wurden damit Tiere mit Photosensoren – z.B. Augen, es gibt aber auch Photosensoren primitiverer Art in unserem Tier- (und auch Pflanzen)Reich – überhaupt nachtaktiv werden konnten. Das heißt, es machte erdgeschichtlich etwas früher als rezent vermutlich sogar noch mehr Sinn, nachts inaktiv zu sein.
Erratum: Gemeint war: „gäbe es selbst bei, sagen wir, (gleichbleibenden Temperaturen auf beiden Seiten) auf der Nachtseite wahrscheinlich ungleich weniger Leben.
@Wizzy Danke!
Aber z.B. Delphine schlafen immer mal mit einer Gehirnhälfte und ob Insekten überhaupt schlafen weiß ich gar nicht. Ebenso, ob Leben schlafen muss?
Möglich Photosynthese ist wichtig für viel Biomasse aber nicht für Leben als solches!
Ein Blick hier drauf könnte helfen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Extremophile
Ich glaube gar nicht, dass da viel mit Photosynthese zu tun hat. Es geht auch immer und vor allem um die Existenz von Leben wo anders.
Da macht die größte Biomasse von Leben (Würmer? Wald? Algen) m.E. gar keinen Sinn.
Wenn gebunden und noch eine Mond oder an Mond gebunden oder gebunden und noch ne Sonne oder aneinander gebunden (???) „in Resonanz“ wie ich es hier erstmals sah …
https://de.wikipedia.org/wiki/Venus_(Planet)#Bahnst.C3.B6rungen_und_Resonanzen
also dann ist doch noch so viel mit Bezug zur Sonne durcheinender, dass es kein extremes Gebruzzel und starke Kälte gäbe!
Grundsätzlich hast Du recht mit dem Widerspruch gegen meine 2. These aber ich glaube die Begründung ist falsch:
Es gibt zwar sehr starke Winde auf der Venus, aber nur ganz oben:
https://www.welt.de/wissenschaft/weltraum/article117269392/Superstuerme-toben-heftiger-als-je-zuvor.html
Ganz unten sind sie sehr langsam.
Wenige „KM“ schnell steht im Englischen Wiki zu Venus entsprechen übrigens der Umdrehungsgeschwindigkeit, die ich auf 6,7 KM / H berechnet habe.
Ich glaube die konstante Temperatur liegt viel mehr an der großen Dichte von 90 bar.
Wenn man da nur etwas rührt verteilt es sich sofort 😉 bei einem um den ganzen Planeten wehenden Windsystem hängt es wohl stark von Schwerkraft des Planeten und Dichte der Atmosphäre (und Wind stärke) ab ob und wie sich die Wärme oder Kälte verteilt. Da scheint mir einmal mehr alles möglich also „Gebundene Rotation“ fast irrelevant!
Das gesagte belegt sich alles auch bei Titan 1,5 bar und weit und breit das einzige mit Atmosphäre auf festem Grund sogar eine echte große Menge Atmosphäre! Unten ist kein Wind – oben schon – und der Unterscheid zwischen Pol und Äquator wir mit drei Grad angegeben!
https://de.wikipedia.org/wiki/Titan_(Mond)
Hier gab es noch gute Erklärung zu den meisten Sachen hier im Thread. Nicht Astrologie oder Astronomie sondern Physik:
https://www.physik.wissenstexte.de/gezeiten.htm