Dieser Artikel ist Teil eines Projekts einer Lehrveranstaltung an der Universität Graz. Studierende sollten einen Blogartikel über eine wissenschaftliche Facharbeit schreiben. Ich würde euch bitten, den Artikel der Studierenden zu lesen und zu kommentieren. Was fehlt euch bei der Lektüre? Was findet ihr super? Was interessant; was unverständlich? Und so weiter – Je mehr Feedback, desto besser!
Um die Vielfalt an Möglichkeiten zu demonstrieren, mit der man über Forschung schreiben kann, habe ich außerdem ebenfalls einen Artikel zum gleichen Thema verfasst, den ihr hier finden könnt.
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Wer hätte sich jemals gedacht, dass man seinen leckeren morgendlichen Frühstücksspeck auch anderweitig benutzen kann? Man stelle sich nur mal vor, man hat gerade ne echt fiese Erkältung und schon eine ganz trockene Nasenschleimhaut…. Da kann es natürlich schon mal passieren, dass man Nasenbluten bekommt! Doch was machen, wenn gerade keine Taschentücher in Reichweite sind und man gerade beim duftenden Speckfrühstück sitzt? Ganz einfach: Man stopfe sich das geile Zeug in die Nase!!!
Im Jahr 2011 gewann das Team um Ian Humphreys den Ig- Nobelpreis für ihren wissenschaftlichen Artikel zur Benutzung von Nasentamponaden aus gepökeltem Schweinefleisch zur Behandlung eines Patienten mit Glanzmann-Thrombasthenie. Glanzmann-Thrombasthenie ist eine seltene Blutgerinnungsstörung, die als erstes vom Schweizer Kinderarzt Eduard Glanzmann im Jahr 1918 beschrieben wurde. Die Krankheit tritt nur in etwa bei 1 von 1. 000 000 Personen auf. Erwähnenswert ist, dass die Krankheit sogar tödlich verlaufen kann. Sie stellt eine besondere Gefahr für erkrankte Kinder da, weil diese ein höheres Verletzungsrisiko haben. Ein Hauptproblem ist vor allem schwer zu stoppendes Nasenbluten, das im Zuge der Krankheit auftritt.
Das “Hausmittel” gepökeltes Schweinefleisch wurde schon im 19. bis Mitte 20. Jahrhundert zur Behandlung von Nasenbluten verwendet. Allerdings wurde diese groteske Idee nie bei wirklich ernsthaften Blutungen eingesetzt; doch die Geschichte des Mädchens aus Michigan sollte dies ändern.
Bei einem vier Jahre alten Mädchen aus Michigan wurde bereits im Alter von drei Monaten Glanzmann-Thrombasthenie diagnostiziert. Lustigerweise halfen ihr bei zwei lebensbedrohlichen Episoden von Nasenbluten Streifen aus gepökeltem Schweinefleisch. Nachdem die Anwendung verschiedenster Methoden und sogar auch eine Operation noch nach 5 Tagen keine Besserung brachte, hielt sich der Enthusiasmus des Ärzteteams für chirurgische sowie medizinische Therapiemöglichkeiten in Grenzen. Zusätzlich fürchteten sie mögliche Komplikationen. Aus diesem Grund entschieden sie sich für die äußerst ungewöhnliche Interventionsmöglichkeit mit den gepökelten Schweinefleischstreifen. Diese setzte man der jungen Patientin zur Blutstillung in die Nasenhöhlen ein. Ihr wurden bei der ersten Anwendung nach drei Tagen und bei der zweiten Anwendung nach zwei Tagen die Schweinefleischstreifen entfernt. Bei beiden Anwendungen stellte sich das Nasenbluten der Patientin innerhalb von 24 Stunden ein. Nach circa 72 Stunden der Behandlung konnte sich das Mädchen endlich erholen, weil alle Beschwerden vorüber waren.
Wir wissen nicht, ob wir gerne so lange mit Schwein in der Nase herumlaufen würden. Zwar können wir von uns behaupten, voll die “Specklover” zu sein, aber ob unsere Liebe soweit ginge, das wagen wir zu bezweifeln.
Wie bereits erwähnt kommt es bei Menschen mit Glanzmann-Thrombasthenie zu Problemen bei der Blutgerinnung. Um zu verstehen, wie das passieren kann, ist es hilfreich sich zu überlegen, wie es denn eigentlich im gesunden Menschen zur Blutgerinnung kommt.
Stell dir vor, du schneidest dich aus Versehen in den Finger (keine Sorge, nichts Lebensbedrohliches, eigentlich nur ein Kratzer – aber eben tief genug dass es blutet). Da Blut ja flüssig ist, tropft es zunächst aus offenen Wunden heraus. Aber: auch wenn es noch durch den Körper gepumpt wird anstatt Krusten über Wunden zu bilden, ist Blut nie vollkommen flüssig. Es schwimmen eigentlich allerhand Teilchen darin herum, z.B. Zellen und Moleküle. Einige davon werden genau für diese Situation benötigt, angefangen mit den kleinsten Zellen im Blut: den Blutplättchen. Durch das Loch im Blutgefäß kommen diese nun in Kontakt mit Proteinfasern, die sich außerhalb der Blutgefäße im Bindegewebe befinden. Mit der Hilfe einiger ebenfalls im Blut vorhandener Moleküle können die Blutplättchen mit diesen Fasern und im Anschluss auch untereinander vernetzt werden. In mehreren Schritten mit unterschiedlichen Netzknüpfer-Molekülen wird die gebildete Schicht immer dicker und bildet letztendlich eine Kruste, die die Wunde verschließt.
Natürlich sollen die Netzknüpfer-Moleküle nicht einfach willkürlich alles miteinander verknüpfen was ihnen so unterkommt. Wir wollen ja, dass unser Blut im Körper flüssig bleibt! Sie werden daher nur eingeschalten, wenn wirklich eine Wunde da ist und brauchen zudem noch bestimmte Angriffspunkte damit sie eine Verbindung aufbauen können. Und genau da liegt das Problem der Glanzmann-Thrombasthenie: ein solcher Angriffspunkt auf den Blutplättchen ist kaputt oder fehlt überhaupt komplett. Das verhindert den vollständigen Aufbau des Netzes und führt zu einem schwächeren Verschluss der Wunde.
Warum jedoch helfen ausgerechnet Streifen von gepökeltem Schweinefleisch? Ganz im Klaren sind sich die Forscher dazu selbst nicht; es fehlen noch wissenschaftliche Nachforschungen zur Thematik. Sie spekulieren jedoch, dass möglicherweise der hohe Salzgehalt des Fleisches eine wichtige Rolle spielt. Eine weitere Vermutung ist, dass das Fleisch vielleicht große Menge von “Gewebefaktor”, eines der für die Blutplättchenvernetzung notwendigen Moleküle, vorhanden sind.
Auch uns stellen sich dazu noch einige Fragen. Ist etwa die Art des Fleisches von Bedeutung? Was wenn man nur Rindfleisch bei der Hand gehabt hätte? Und – wenn nun wirklich das Salz die Wirkung ausmacht, könnte man dann eventuell den eigenen Finger mit Salz bedecken und einfach in die Nase stecken? Was wäre, wenn man das Schweinefleisch an anderen Stellen des Körpers benutzt, z.B. gegen Zahnfleischbluten? Schmeckt sicher nicht schlecht.
Das Redundant Department of redundant Redundancies lässt grüßen.
Für das Medium Blog fehlen hier eindeutig die Links, z.B. zur Glanzmann-Thrombasthenie, zum Ig-Nobel Preis, zu den Blutbestandteilen, eventuellen anderen Recherche-Quellen, … Alles was sonst in der Bibliographie landet kann man hier direkt in den Text einbauen.
Hui! Das ist ja ein bisschen wie das Youtube-Video eines Blogartikels. Ganz ehrlich: Ein kurzes YT-Video mit den beiden da oben aus dem Foto und diesem Text als Inhalt, das könnte was sein. Vielleicht eher etwas für „jüngere“ Leser.
Ich finde den flapsigen Schreibstil hier gar nicht schlecht. Mir gefällt auch der Aufbau: Erst die Geschichte eines konkreten Falls und dann wird auf die Hintergründe eingegangen und am Schluss ein Ausblick.
Diesen Satz finde ich nicht eindeutig:
Hat es angefangen oder aufgehört?
Ein bisschen mehr Info über den Mechanismus der Gerinnung hätte nicht geschadet. Das war teilweise zu vage.
Zu dem Thema gibt es bestimmt auch schöne Illustrationen die man nutzen könnte.
Ich schließe mich Peter darin an, dass die Verlinkungen fehlen!
Empfinde ich von den drei Artikeln als den schwächsten.
Nich böse sein, aber als eine Scienceblog Leser, empfinde ich mich bei dem Artikel so ein wenig für doof gehalten. Das ist nur mein persönliches Empfinden.
Ich finde die Illustration ganz oben sehr hilfreich.
Ich finde die Illustration auch sehr gut. Das gibt dem ganzen eine schöne persönliche Note. Die erfolgreichsten Blogger arbeiten so. Genau das vermisse ich ein bisschen bei den anderen Parallelbeiträgen. (Öfter auch mal eigene Bilder verwenden und nicht immer aus dem Internet klauen.)
Das hier soll schließlich keine wissenschaftliche Abhandlung sein, sondern unterhaltende Populärwissenschaft.
Mein (kleiner) Verbesserungsvorschlag ist im Gegenteil: Das Bild dramaturgisch besser platzieren. Z.B. erst zwei ernsthafte „wissenschaftliche“ Bilder setzen bis dann beim Herunterscrollen das Bild zur praktischen Anwendung erscheint.
Sry kleiner Nachtrag.
Es ist nicht das Bild, das finde ich gut.
Aber Netzknüpfer-Moleküle ? Was ist damit gemeint. Oder Gewebefaktor ?
Kann ich das Googeln ? Weiterführende Links sind ja nicht dabei. Aber bitte als positive Kritik auffassen. Weil die Art der Präsentation find ich ja gut.
Wie stillt eigentlich ein Veganer seine Blutungen?
Mit vegetarischen Schinkenspickern?
Interessanter Beitrag! Ein paar Referenzen würden den Artikel noch festigen 🙂
Hallo, erstmal danke für die zahlreichen Kommentare von euch. Ich bin eine der drei Autorinnen dieses Artikels und möchte gerne auf ein paar Kommentare eingehen.
1. Verlinkungen zu Quellen wären essentiell gewesen, das wurde uns auch später klar, aber da war der Artikel schon online.
2. Unser Fokus war ein humoristischer und wir wollten den Artikel für alle Leser verständlich gestalten (deswegen kann man sich vielleicht auch für dumm gehalten fühlen).
3. Illustrationen hätten dem Artikel wohl auch noch voll gut getan und das ganze schön aufgelockert.
Liebe Grüße Martina
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Grundsätzlich macht der Artikel Spaß. Ich finde das Flapsige gut – Wissenschaft muss nicht ernst sein. Und das Thema fordert geradezu auf, so heranzugehen.
Was mich – neben Links – stört, ist die visuelle Wirkung des Artikels. Bitte, bitte, bitte fabriziert keine Bleiwüsten. Lockert es durch mehr Bildchen auf oder formuliert schmissige Zwischenüberschriften.
So blickt man nämlich auf den Blogbeitrag und denkt: Öchs … Wall of Letters. Das will ich jetzt nicht lesen, vor allem nicht zu einem wissenschaftlichen Thema. 😉
[…] „Schweinetampons” gegen Nasenbluten? […]