Asteroiden sind großartig! Wer mein Blog regelmäßig liest weiß, warum die Felsbrocken aus dem All so wichtig für unser Verständnis des Universums sind. Nicht umsonst habe ich meine Doktorarbeit zu diesem Thema geschrieben; habe ich extra ein Buch über Asteroiden geschrieben und nutze jede Gelegenheit bei Auftritten mit den Science Busters um die Bedeutung der Asteroiden zu erklären. Die Asteroiden sind nicht nur unser Weg in die Zukunft sondern auch unsere wichtigste Informationsquelle wenn wir mehr über unsere Vergangenheit und unseren Ursprung herausfinden wollen.
Das ist ja auch logisch: Die Asteroiden sind das, was heute noch von diesen Anfängen übrig ist. Die Asteroiden waren das Baumaterial, aus dem die Planeten unseres Sonnensystems entstanden sind; sie sind das, was da war bevor irgendetwas anderes da war und heute die einzige Quelle dieses ursprünglichen Materials. Ihre Erforschung ist unschätzbar und die in ihnen enthaltenen Informationen äußerst wertvoll. Das zeigt eine kürzlich veröffentliche Forschungsarbeit wieder einmal sehr eindrucksvoll. Ein internationales Team aus Wissenschaftlern unter der Leitung von Projjwal Banerjee von der Universität Minnesota hat sich Gedanken über die Entstehung des Sonnensystems gemacht („Evidence from stable isotopes and 10Be for solar system formation triggered by a low-mass supernova“)
Bevor unser Sonnensystem entstand war da nur eine große Wolke aus Wasserstoff, Helium, Spuren anderer Gase und Staub. Damit daraus ein Stern und ein Schwung Planeten entstehen können, muss mit dieser Wolke irgendetwas passieren. Sie muss auf die richtige Art und Weise gestört werden, so dass sich in ihrem Zentrum eine Region erhöhter Dichte bilden kann. Diese Kerne haben eine höhere Masse als die Umgebung und ziehen so auch mehr Gas und Staub an. Im Laufe der Zeit kollabiert so die gesamte Wolke, verdichtet sich immer weiter bis irgendwann ein Stern entsteht und aus dem Rest zuerst Asteroiden und dann Planeten.
Was genau den Kollaps so einer Wolke auslösen kann, ist nicht genau festgelegt. Es könnte zum Beispiel in der Nähe der Wolke ein Stern vorüber ziehen und mit seiner Gravitationskraft alles ein wenig durcheinander wirbeln. Es könnte aber auch ein naher Stern am Ende seines Lebens als Supernova explodieren und dadurch den Kollaps anregen. Es ist naturgemäß nicht einfach herauszufinden, was vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren in der Nähe der Wolke passiert ist, aus der sich unser Sonnensystem gebildet hat.
Die Arbeit von Banerjee und seinen Kollegen scheint aber nun nahezulegen, dass tatsächlich ein explodierender Stern der Auslöser für die Geburt der Sonne gewesen ist. Die Astronomen haben in ihrer Arbeit zwei Dinge gemacht: Sie haben zuerst verschiedene Arten von Supernovaexplosionen am Computer simuliert. Dabei waren sie vor allem daran interessiert, wie viele Neutrinos dabei erzeugt werden. Diese Elementarteilchen wechselwirken fast gar nicht mit dem Rest der Materie und können so schnell und direkt aus dem sterbenden Stern entkommen. Wenn sie dann doch ab und zu mal mit anderen Atomen reagieren, können sie kernphysikalische Prozesse anregen und so Atomsorten produzieren, mit denen man ansonsten nicht rechnen würde. Zum Beispiel das Isotop Beryllium-10. Das findet man zwar auch ohne Supernova überall in der dünnen Materie zwischen den Sternen. Kosmische Strahlung die überall im Kosmos zu finden ist kann ebenfalls Beryllium-10 erzeugen. Aber die Wissenschaftler haben nach einem Weg gesucht, genau die Menge an Beryllium-10 zu erzeugen, die man in unserem Sonnensystem tatsächlich beobachtet. Das war der zweite wichtige Schritt in ihrer Arbeit: Sie haben Meteorite untersucht, also die auf die Erde gefallenen Bruchstücke von Asteroiden. In ihnen finden wir das ursprüngliche Material aus der Zeit vor der Entstehung der Planeten und damit können wir auch die Zusammensetzung des Materials der Wolke aus der das Sonnensystem entstanden ist untersuchen.
Das Resultat: Die in den Meteoriten gemessenen Mengen von Beryllium-10 passen am besten zur Explosion eines vergleichsweise leichten Sterns von etwa 12 Sonnenmassen. Auch die anderen Isotope die man in den Meteoriten gefunden hat, passen zu diesem Modell.
Vor 4,6 Milliarden Jahren ist also in der Nähe einer großen interstellaren Wolke ein Stern mit der 12fachen Masse der Sonne explodiert. Diese Explosion hat den Kollaps der Wolke ausgelöst und die Entstehung des Sonnensystems angeregt. Und all das können wir erforschen, in dem wir ein paar kleine Felsbrocken untersuchen, die aus dem Weltall auf die Erde gefallen sind. Ich kann nur wiederholen: Asteroiden sind großartig!
Stimmt das tatsächlich, dass Neutrinos Kernprozesse anregen können? Also quasi ein umgekehrter Betazerfall bei dem dann ein schwereres Element entsteht?
Ok, man kann aus der richtigen Menge Beryllium-10 schließen, dass eine Supernova stattgefunden hat, aber woher weiß man, dass diese SN auch den Kollaps der Wolke ausgelöst hat? Es kann ja sein, dass in der gleichen Zeit ein Stern durchmarschiert ist und – im Wortsinn – den ganzen Staub aufgewirbelt hat.
Mir wird gerade bewusst dass solche Forschung ohne den ganzen Wissenschaftsbetrieb so gar nicht möglich wäre. Darwin, Linné, Newton – das waren ja alles Einzelpersonen die irgeneinen Beitrag geleistet haben. Heute gibt es Millionen von Menschen die daran arbeiten, teilweise kleinteiligste Randgebiete eines Themas zu bearbeiten. Mit ein paar Sesselpupsern im Elfenbeinturm wäre das kaum zu leisten. Krasse Sache.
@knorke
Eine Vision!
Schönes Statement. Unterschreib ich :]
abo vergessen …
Die Story kommt mir bekannt vor. Vor ewigen Zeit hab‘ ich mal gelesen, dass man in Meteoriten die Spuren zweier Supernovae gefunden habe, die das Material (oder einen signifikanten Anteil davon) unseres Sonnensystem geliefert hätten. An die Quelle kann ich mich nicht mehr erinnern, vielleicht war’s eine Spektrum der Wissenschaft, ist jedenfalls ewig her (sicher 25 Jahre).
Ist aber anscheinend eine etwas andere Aussage, ob das Material von den Sternen selbst stammt oder nur der Kollaps der Dunkelwolke angestoßen wurde, aus dem das Sonnensystem entstanden ist.
Wie hält man das eigentlich auseinander?
@Artur57:
Ja. Neutrinos haben zwar einen sehr, sehr, sehr kleinen Wirkungs- / Einfangquerschnitt – der aber nicht null ist.
Soweit ich das verstehe, ist das auch der Grund, warum man manche Isotopen-Zusammensetzungen in Meteoriten als Spuren von Supernovae deuten kann. Man braucht dafür halt eine „Neutrino-Quelle“ wie sie in der Regel nur eine Supernova sein kann.
Guck mal:
https://de.wikipedia.org/wiki/P-Kerne
Kann eine Supernova überhaupt einen signiifikanten Masseanteil zur Bildung eines Sonnensystems beitragen? Natürlich hatte der Vorläuferstern große Masse, aber die verteilt sich bei der Supernova in alle Richtungen und kommt von allein nie wieder zusammen.
Allerdings übt die Schockwelle einer nahen Supernova einen gewissen Druck auf Materie aus, auf die sie trifft, und kann sie enger zusammentreiben, als sie vorher war. Durch dieses Zusammentreiben (bei dem auch das Material der Schockwelle selbst gebremst wird) kann das Material einer Dunkelwolke eng genug beisammen kommen, um durch die eigene Gravitation weiter zueinandergezogen zu werden, wobei auch das gebremste Material Teil des beginnenden Sternentstehungsprozess wird.
Würde man das Material zweier verschiedener Supernovae finden, käme neben dem unwahrscheinlichen Fall, dass zwei nahe Supernovae kurz nacheinander stattfanden, auch der Fall in Betracht, dass die erste nicht ausreichte, um den Sternentstehungsprozess in Gang zu bringen.
@Ambivalent
Ist auch gut möglich, dass ich mich (nach Jahrzehnten!) nicht an die korrekte Aussage erinnere. Bin nur recht sicher, dass es zwei Supernovae waren.
In einem Sternhaufen sind mehrere aufeinanderfolgende Supernovae nicht selten. Während der solare Nebel noch kollabierte, explodierten die massivsten Sterne im solaren Sternhaufen bereits und reicherten ihn mit ihrer Materie an. Die rammte natürlich mit hoher Geschwindigkeit in das vorhandene Gas und reciherte es mit schweren Elementen an, wie z.B frisches Uran.
Habe ein wenig gegoogelt und gefunden, dass man schon seit den 70er Jahren weiß, dass etwa der Allende-Meteorit Aluminium 26 einer Supernova enthält, die kurz vor der Entstehung des Sonnensystem explodierte.
Außerdem ein neues Papier, das die Herkunft des präsolaren Materials auf mehrere Supernovae in kurzer Folge zurück führt. Nicht ganz das, was ich in Erinnerung hatte, aber es geht in die Richtung.
[…] gestern habe ich erzählt wie wichtig die Erforschung der Asteroiden ist. Sie sind eine einmalige Informationsquelle wenn wir mehr über unsere Ursprünge herausfinden […]
Wie weit weg kann eine Supernova sein, um die Wolke zu verdichten?
@Alderamin
Danke. Ich dachte nur immer, in einer Sternentstehungsregion würden die Sterne einander eher ähnlich sein – nicht gleich natürlich, aber es würden sich entweder eher leichte Zwerge bilden oder eher schwere, schnell fusionierende OB-Riesen. Wenn aber die einen Sterne schon in einer Supernova explodieren, während sich andere noch bilden, müssten sie in der Masse schon sehr verschieden sein.
Dieser Begriff „Staub“ kommt oft vor. Was muss man sich genau darunter vorstellen? Sind das erste feste mineralische Verbindungen aus diesen Gasen oder Überreste von schon früher entstandenen festen Elementen? Oder ist „Staub“ einfach ein Sammelbegriff für einen noch nicht genau definierbaren weil nicht näher untersuchbaren Rest?
@Withold Ch.
„Staub“ im astronomischen Verständnis besteht aus allem, was bei Weltraumtemperaturen fest ist und hinreichend fein zerbröselt. Im wesentlichen das, was bei Astronomen unter „Metalle“ fällt, also alles außer Wasserstoff und Helium. Darunter sind gefrorende Gase wie O2 oder N2 genau so wie CO2, Wasser, Silikate, Eisen, Nickel, Kobalt, wie auch komplexere organische Moleküle, die im Weltraum unter UV-Strahlung entstehen können (Ameisensäure und Ethanol wurde, glaube ich, schon nachgewiesen, und vieles andere). Die Staubteilchen sind typischerweise so klein wie die Partikel des Zigarettenrauchs und streuen Licht farbselektiv, d.h. sie sind so klein wie Lichtwellenlängen. In den Plejaden sieht man daher bläulich leuchtenden Staub (Rayleigh-Streuung, der gleiche Effekt, der den blauen Himmel verursacht) und in der Durchsicht verfärbt der Staub dahinter liegende Sterne rot.
Der Staub entsteht z.B. in der Atmosphäre von Roten Riesensternen, die tief konvektiv sind und schwere Elemente aus dem Inneren an die Oberfläche spülen, von wo sie dann von Sternenwinden weggeblasen werden. Die Moleküle verbinden sich in der kühleren Sternatmosphäre zu winzigen festen Partikeln, an denen sich bei weiterer Abkühlung Wasser und Gase anlagern können.
Eine andere Quelle von Staub sind die Wolken von Supernova-Explosionen, in denen die bei der Explosion entstandenen Elemente ins All geblasen werden. Nur darin finden sich Elemente von Eisen an aufwärts im Periodensystem (vor allem Kobalt und Nickel, aber auch Gold, Uran, Platin, Blei etc.).
@ Alderamin # 15
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
ohne Asteroiden u. Kometen wär`s mir wohler. Keiner denkt an die nächsten Generationen. Wie ist es sonst zu verstehen, dass die ESA Gelder für die Abwehr von Weltraumbrocken, die irgendwann den Weg zur Erde einschlagen, streicht.
Könnte man sagen, so eine Gas-/Molekülwolke ist schon so kalt und unstabil (als „Wolke“), daß ein kleiner Schubser genügt, um sie zum kollabieren zu „überreden“? Andere Gas-/Molekülwolken dagegen würden dem „widerstehen?
Naja, etwas flapsig formuliert, aber ich hoffe, es ist klar was ich damit meine.
@awmrkl
Die Molekülwolken sind die kältesten Orte im Universum, da ist es z.T. kälter als die kosmische Hintergrundstrahlung mit 2,8 K. Ich weiß auch nicht genau, was die Wolken stabilisiert, vielleicht Turbulenz oder die Rotation um die Milchstraße, aber eine kleine Dichteschwankung reicht jedenfalls schon, um lokal den Kollaps auszulösen.
Bin noch etwas hinterher mit dem Lesen der abonnierten BdWs dieses Jahres… gestern in der Maiausgabe einen Artikel gelesen, dessen Inhalt ich Euch nicht vorenthalten will. Der passt hier sehr gut hin.
Man hat wohl kürzlich den von mir oben erwähnten Allende-Meteorit noch einmal genauer auf seine Metallisotope untersucht, unter anderem Eisen 60 und Aluminium 26. Ergebnisse:
– Man konnte das Alter des Sonnensystem auf sage und schreibe 300.000 Jahre genau datieren – das ist enorm, auf +/- 0,006% genau!
– Die Häufigkeit des Aluminiums ist im Vergleich zum Eisen sehr hoch – sollte es aus einer Supernova stammen, dann hätte diese in nur 1 Lichtjahr Entfernung zünden müssen. Das hätte jedoch die Gaswolke fortgeblasen, aus der das Sonnensystem entstehen sollte. Daher geht man davon aus, dass das Aluminium aus einem nahen Riesenstern stammt, der es erbrütet und als Sternwind in die Wolke geblasen hat, aus der das Sonnensystem entstand (und der dann offenbar erst später, weiter weg explodiert ist).
– Die Abfolge sähe dann ungefähr so aus: Zuerst entstand in dem wohl mehrere tausend Sterne enthaltenden Sternhaufen, der auch die Sonne hervorbrachte, ein Riesenstern, der 15 Millionen Jahre vor der Entstehung des Sonnensystems in einigen Lichtjahren Entfernung explodierte und das Eisen 60 lieferte. In einer zweiten Generation entstand dann ein Riesenstern, der mit seinem Sternenwind das Aluminium in den Sonnennebel blies und wohlmöglich auch den Kollaps desselben triggerte (ich hoffe, ich erinnere mich da richtig an den Artikel). Und in der dritten Generation entstand dann die Sonne. Dass Sternentstehungsgebiete Sterne in mehreren Generationen habe man schon häufig beobachtet.
Coole Geschichte. Was man alles anhand von ein bisschen Gestein herausfinden kann, das vom Himmel gefallen kam, ist schon erstaunlich. Gewissermaßen ein Geschenk des Himmels.
@Alderamin
prima, für mich lassen sich so Nano-Diamanten und auch Goldsplitter in Meteoriten erlären
Hallo Florian und alle anderen Leser,
Bin ja kein Fan von Dokus auf n24 oder ntv, da viele auf Untergang – katastrophale Szenarien hinauslaufen und diese bei mir Angst/Panik auslösen. Zum einen ging es um die Kollision eines Neutronensternes sowie eine Supernovae. Ich erspar mir wie gesagt die Dokus aber auch die Suche über Google, da ich dort bestimmt auf Dinge stoße, die ich besser nicht lesen sollte. Meine Frage an dich/euch: was ist eine Supernovae und was ist an diesen beiden Dokus dran? Laufen gerade auf diesen Sendern, falls jemand reinschauen will.
Lg
Tanja
@Tanja
Zu einer Supernova kommt es, wenn ein sehr massiver Stern von mehr als ca. 10 Sonnenmassen am Ende seines Lebens keinen Brennstoff mehr im Kern hat, um den Strahlungsdruck aufrecht zu erhalten, der ihn daran hindert, unter seinem eigenen Gewicht zusammenzubrechen. Dann bricht zuerst der Kern zu einem superdichten Neutronenstern zusammen. In normaler Materie halten sich Elektronen und Atomkerne gegenseitig auf Abstand. Würde man ein Atom auf die Größe einer Heißluftballonhülle vergrößern, dann hätte der Kern, in dem 99,95% der Masse des Atoms steckt, nur die Größe einer Erbse, die Elektronen wären punktförmig und der Rest leerer Raum. Im Neutronenstern werden die Elektronen in die Kerne gequetscht, wo sie sich mit Protonen zu Neutronen verbinden, so dass der leere Raum mit Neutronen vollgepackt werden kann. Entsprechend stürzen anderthalb bis zwei Sonnenmassen auf eine Kugel von 10-15 km zusammen. Das Gas drumherum fällt in das entstandene Loch hinein und unter dem gewaltigen Aufprall entsteht eine gigantische Wasserstoffbombe, der Stern explodiert von innen heraus. Dabei entstehen all die Elemente, die schwerer als Eisen sind (z.B. Kobalt, Nickel, Kupfer, Zink, aber auch Gold und Uran), die ein Stern ansonsten im Kern nicht erbrüten kann (bei Eisen ist Schluss). Ohne Supernovae gäbe es keine Centstücke in Deinem Portemonnaie.
Überhaupt sind Supernovae die effektivste Methode, wie die in Sternen entstandenen Elemente (auch die leichteren als Eisen, etwa Kohlenstoff und Sauerstoff) in den Weltraum gelangen, wo sie neue Sternen mit Planeten und vielleicht Leben bilden können. Ohne Supernovae gäbe es die Erde und uns nicht!
Der Stern bzw. die radioaktiven Zerfallsprodukte aus der Explosion leuchten dann ein paar Wochen lang so hell wie alle anderen Sterne der Milchstraße (oder der Galaxie, aus der der Stern stammt) zusammen. Am Ende bleibt normalerweise der Neutronenstern übrig, der oft Radiowellen in raschen Pulsen aussendet, weil er sich sehr schnell dreht (bis zu 1000mal pro Sekunde) und mit ihm das Magnetfeld, dass die Radiosignale aussendet.
Angst muss man vor Supernovae nicht haben. Es gibt (heute) nur sehr wenige Sterne, die schwer genug sind, als Supernova zu explodieren, und der nächste, der bald fällig ist, ist Beteigeuze im Orion, der jetzt abends schön links oben im Orion zu sehen ist. Aber er ist weit genug weg (rund 650 Lichtjahre), dass er uns damit nicht schaden würde. Er würde nur zu einem gewaltigen Lichtspektakel, viel heller als der Vollmond und auch am hellen Tag sichtbar. Aber ich würde nicht darauf warten, er könnte morgen explodieren, oder erst in 100.000 Jahren.
Es gibt noch einen zweiten Mechanismus, wie es zu einer Supernova kommen kann: wenn ein kleiner, weißer Zwerg von seinem zu einem Riesenstern angeschwollenen Doppelsternpartner Gas abzwackt und damit an Gewicht zulegt, bis er rund anderthalb Sonnenmassen erlangt hat. Dann bricht auch er zu einem Neutronenstern zusammen und der Rest des Gases explodiert. Ein Kandidat dafür ist Sirius, gleich links vom Orion, hellster Stern am Himmel und auch abends gerade sehr schön zu sehen. Der ist uns im Moment mit 8 Lichtjahren sehr nahe, aber bevor Sirius A zum Riesen anschwillt und Sirius B zur Supernova machen könnte, vergehen noch ein paar Milliarden Jahre. Dann sind die beiden weit weg, und unsere eigene Sonne hat längst unsere Ozeane zum Kochen gebracht und alles Leben auf der Erde vernichtet, denn sie wird langsam heller und heißer. Dauert aber auch noch ein paar hundert Millionen Jahre. Also kein Stress.
Also kann man Dinge wie eine Supernovae, Explosion eines Neutronensterns genauso „vorhersagen“ bzw. berechnen, wie z.B die Flugbahn eines Asteroiden? Also ist Beteigeuze weit genug weg und daran kann sich auch nichts ändern? Sorry, meine Fragerei hört sich bestimmt total bescheuert an aber habe in dieser Sache keine Ahnung was wiederum Angst auslöst. Aber ich lass dann immer das Googeln und komm lieber sofort auf diesen Blog weil ich hier auf Personen treffe, die eindeutig mehr Ahnung vom Universum haben als ich.
@Tanja
Man kann ziemlich gut voraussagen, welche Masse ein Stern haben muss um zur Supernova zu werden und wie lange er zu leben hat, bis es passiert. Auf ein paar hunderttausend Jahre genau, was bei einem Sternenleben von mehreren 10 Millionen bis Milliarden von Jahren recht genau ist. Der Stern verändert sich vorher äußerlich, er schwillt an, wenn im Kern immer schwerere Elemente verschmelzen und die bei Sternen ansonsten üblicher Verschmelzung von Wasserstoff langsam nach außen wandert, in eine Schale um den Kern – das treibt den Stern zunehmend äußerlich auseinander. Beteigeuze ist so riesengroß angeschwollen, dass er in unserem Sonnensystem bis zum Jupiter reichte – das ist fünfmal weiter als die Erde von der Sonne entfernt ist und fast 500mal der Durchmesser der Sonne! Bevor er explodiert, fängt er auch noch an, zu pulsieren, er wird heller und dunkler, größer und kleiner. Genau das tut auch Beteigeuze, er ist ein nichtperiodischer veränderlicher Stern. Aber auf den Tag genau kann man natürlich nicht vorhersagen, wann er explodiert, wir können nicht in ihn hineinschauen.
Aber man kann ausschließen, dass ein Stern einfach so ganz unerwartet explodiert. Man kennt alle großen Sterne in Sonnennähe ganz genau, die sind ja alle sehr hell (Beteigeuze gehört zu den 10 hellsten Sternen am Himmel). Da ist in absehbarer Zeit außer Beteigeuze keiner für eine Supernova fällig. So viel ist sicher.
Jetzt hab ich mal bei Wikipedia ein wenig was von Beteugeuze nachgelesen und bin dann auf das Wort Gammablitz gestoßen. Ich weiß, dass dies mir vor Jahren Kopfzebrechen bereitete. Ich kopier mal kurz von wikipedia:
Im Ergebnis vermuten Wissenschaftler, dass ein Gammablitz, der in der Nähe unseres Sonnensystems entsteht und die Erde trifft, ein Massensterben auf dem gesamten Planeten auslösen könnte. Die zu erwartende schwere Schädigung der Ozonschicht würde die globale Nahrungsmittelversorgung zusammenbrechen lassen sowie zu langanhaltenden Veränderungen des Klimas und der Atmosphäre führen. Das würde ein Massenaussterben auf der Erde bewirken und die Weltbevölkerung auf beispielsweise 10 % ihres jetzigen Wertes schrumpfen lassen.
Der Schaden durch einen Gammablitz wäre deutlich höher als der durch eine Supernova, die sich in gleicher Entfernung wie der Gammablitz ereignet
Meine Frage: Stellen Gammablitze eine jetzige Gefahr für uns dar? Kann man bei diesen auch berechnen, wie weit sie sich von der Erde befinden und wann diese die Erde erreichen…Jahre?
@Tanja
Gammablitze entstehen, wenn noch massivere Sterne als 20 Sonnenmassen zum Schwarzen Loch kollabieren (statt zum Neutronenstern; man spricht dann von einer „Hypernova“) oder wenn zwei Neutronensterne, die sich vorher umkreisten, sich immer näher kommen und schließlich kollidieren („Kilonova“). Der nächste Kandidat für eine Hypernova ist Eta Carinae in 7500 Lichtjahren Entfernung. Das ist für einen Gammablitz wiederum weit genug weg, und ein solcher wird nur entlang der Drehachse des Sterns ausgestrahlt, die bei Eta Carinae nicht in unsere Richtung zeigt. Hier also auch keine Gefahr.
Neutronensternpaare, die in absehbarer Zeit (also in den nächsten 100 Jahren oder so) kollidieren könnten, sind m.W.n. auch keine bekannt.
Wenn irgendeine akute Bedrohung von Supernovae oder Ganmblitzen bestünde, hättest Du davon gehört, das hätte längst Schlagzeilen gemacht.
Das sind eher mögliche Erklärungen für vergangene Massensterben auf der Erde. Eine nahe Supernova (weniger als 30 Lichtjahre) wäre schon problematisch für das Leben auf der Erde. Aber in den nächsten paar zehntausend Jahren kann so was nicht passieren.
@Alderamin
Vielen Dank für deine Antworten. Leider hab ich erst nachdem ich hier über die Gammablitze schrieb gesehen, dass Florian vor Jahren bereits darüber berichtet hat. Aber deine Antworten helfen mir schon sehr. Finde das echt super, wieviel Wissen ihr habt. Ok, mitterweile könnte ich das eine oder andere über Asteroiden erzählen da ich hier schon einiges darüber gelesen hab. Dieser Blog ist einfach top. Man kann sich in den Kommentaren nach einem Thema unterhalten und „beruhigen“ lassen. Wie gesagt, ich frage lieber hier als das ich viell irgend einen Quatsch google und nacher bissel beunruhigter bin. Deswegen, wenn ich irgendwas über das Universum, Himmelskörper usw. höre, komm ich erstmal zu diesem Blog und meistens beschreibt Florian vieles davon schon wissenschaftlich und verständlich. Und falls Florian mal nicht antworten kann, sind prompt andere Leser zur Stelle. Tolle Sache! Danke dafür und noch einen schönen Sonntag!
Glg
Tanja
@Alderamin:
War die Supernova, bei der ein Weißer Zwerg Material von seinem Begleiter aufsammelt, nicht eine vom Typ Ia, bei der am Ende nichts übrig bleibt? Und übrigens: Laut dem Wikipedia-Eintrag schafft Sirius A nur noch etwa 1 Milliarde Jahre und wird damit lange vor unsere Sonne zum Roten Riesen.
@Captain E.
Ja, das wäre eine Supernova vom Typ Ia, und auch wenn nichts übrig bleibt, ist der Auslöser das Überschreiten der Chandrasekhar-Masse, bei der der weiße Zwerg zu einem Neutronenstern zusammenbrechen würde (war jedenfalls bisher der Stand der Forschung; wenn ich den englischen Wikipedia-Artikel dazu lese, scheint das auch nicht mehr ganz zu stimmen). Und ich habe das nachts auf dem iPad getippt, ohne nachzuschauen, wie lange ein Stern vom Spektraltyp A oder speziell Sirius noch genau zu leben hat… jedenfalls ist bei Sirius eine Ia-Supernova nicht akut, und das ist die wesentliche Aussage.
@Alderamin:
Das stimmt natürlich: Egal ob es „nur noch“ 1 Milliarde Jahre dauert oder ein Mehrfaches davon – „akut“ geht anders.
[…] Meteoriten, eine Supernova und die Entstehung unseres Sonnensystems […]