Hurra! Es geht voran mit der nächsten Generation der Superteleskope. Die USA haben zwar derzeit ein paar Probleme mit dem Bau ihres „Thirty Meter Telescopes (TMT)“ in Hawaii (im Deutschlandradio gab es kürzlich einen schönen Bericht über die Konflikte mit der hawaiianischen Urbevölkerung) und man überlegt, mit der Sternwarte auf die kanarischen Inseln zu übersiedeln. Aber die Europäische Südsternwarte ist seit dem Spatenstich vor zwei Jahren intensiv mit dem Bau des European Extremely Large Telescope (EELT) und seinem 40 Meter großen Spiegel beschäftigt. Und nun wurde die Fertigstellung des Spiegels für das nächste große Weltraumteleskop verkündet!
Der Spiegel des James Webb Space Telescope (JWST), eine Kooperation von NASA, ESA und der kanadischen Weltraumagentur, wird einen Durchmesser von 6,5 Metern haben. Das wäre schon recht ordentlich für ein Teleskop das man hier auf der Erde baut. Für ein Weltraumteleskop ist so ein riesiger Spiegel dagegen außerordentlich und das JWST wird die Weltraumastronomie genau so revolutionieren wie es das Hubble-Weltraumteleskop vor mehr als einem Vierteljahrhundert getan hat. Dabei ist das JWST allerdings nur bedingt ein „Nachfolger“ von Hubble. Diese Bezeichnung stimmt insofern, als Hubble in den nächsten Jahren unweigerlich außer Betrieb gehen wird (seit keine Space Shuttles mehr fliegen kann das Teleskop nicht mehr gewartet werden) und das JWST somit das nächste große und wichtige Weltraumteleskopprojekt der NASA sein wird. Aber Hubble war ein Teleskop, das im optischen Licht beobachtet hat, also in dem Bereich den auch wir Menschen mit unseren Augen wahrnehmen können. Das JWST wird dagegen hauptsächlich Infrarotstrahlung beobachten.
Das ist auch vernünftig. Der Fortschritt in der Beobachtungstechnik und der Bildbearbeitung macht die erdgebundenen Großteleskope im optischen Bereich heute genau so gut wie die Weltraumteleskope. Und sie haben den Vorteil, dass man sie nicht nur kompliziert mit Raumfahrzeugen erreichen und warten kann. Die Leistung der kommenden Superteleskope wie das EELT oder das TMT ließe sich nur durch absurd teure und komplexe Weltraummissionen übertreffen. Da macht es mehr Sinn, dass man vom Weltraum aus nur das beobachtet, was man auch nur von dort beobachten kann. Zum Beispiel eben die Infrarotstrahlung der Sterne, die zu einem großen Teil von der Erdatmosphäre blockiert wird.
Das JWST wird genau so ein Teleskop sein. Sein Spiegel mit einem Gewicht von 6,5 Tonnen und einer Fläche von 25 Quadratmetern wird Dinge sehen können, die wir bis jetzt noch nicht gesehen haben. Man hofft zum Beispiel, die Frühphase des Universums, als es noch keine Sterne gab und alles dunkel war besser verstehen zu können. Auch die allerersten Sterne möchte man nicht nur endlich entdecken sondern auch erforschen können. Und mit absoluter Sicherheit werden wir mit dem JWST auch Dinge entdecken, von denen wir bis jetzt noch nicht einmal wussten, dass man sie entdecken kann!
Im Jahr 2018 soll es starten und dann seinen Beobachtungsposten 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt einnehmen. Hoffen wir, dass alles gut läuft. Und wir dann ein weiteres mächtiges Auge im Weltall haben das uns hilft, den Kosmos zu erforschen und zu erkennen!
Tja, manche Bereiche des IR-Spektrums lassen sich natürlich auch von der Erde aus beobachten. Dünn muss die Luft sein, und möglichst trocken, da der Wasserdampt die IR-Strahlung schluckt. Ich glaube, auf Hawai’i wird gerade deswegen auch IR-Astronomie betrieben, und am Stratosphären-Observatorium Für Infrarot-Astronomie, kurz: SOFIA, kommt man dann auch nicht vorbei.
Im Weltall gibt es natürlich nicht mehr viel, was die Strahlung verschlucken kann, und so kann man sich sogar die Umgebung von Sagitarius A* anschauen, das sich hinter für das sichtbare Licht undurchdringlichen Staubwolken befindet.
Ich lese immer wieder von „noch größeren“ Spiegeln für Teleskope. Schon vor vielen Jahren – es war wohl zu Zeiten, als Herr Joachim Bublath im ZDF noch „Aus Forschung und Technik“ moderierte, wurde das Konzept eines „Interferometrie-Satelliten-Teleskops“ mit mehr als 10 (für sich betrachtet relativ leistungsschwachen) Satelliten als DAS kommende Superteleskop-Projekt beschrieben.
Dass Interferometrie nicht völlig verkehrt sein kann sehe ich am „RadioAstron“ (hier im Blog) und am VLT. Wo hängt es bei den Satelliten – die exakte Ausrichtung und Beibehaltung der Position zueinander? Würde es nicht Sinn ergeben, dieses Array an einem Lagrange-Punkt zu platzieren? Ist es derzeit noch zu teuer, den überhaupt zu erreichen? Oder sind die in der Zwischenzeit so überbucht, dass sowieso keine Parkposition dort mehr frei ist? Ist das Erreichen eines Orbits für 10 Satelliten zu teuer? (Wenn man sich die Kosten für das TMT anschaut, sind die Kosten für so einen Orbit doch aber retaltiv…, zumindest, wenn man sich als Vergleich z.B. anschaut, wie viele Iridium-Satelliten so zur Freude der Hobby-Fotografen aber ansonsten leidlich ungenutzt die Erde umkreisen…) Oder übersehe ich ein ganz anderes Problem?
Was mich noch ein wenig verwundert… Beim Hubble hat man ja einiges unternommen, um den Spiegel (und auch das Linsensystem) vor Fremdeinwirkung zu schützen. Beim James-Webb liegt der ziemlich große Spiegel – so man den ganzen Render-Bildern überhaupt trauen kann – ja relativ ungeschützt. Waren die Beschädigungen beim Hubble doch nicht so schlimm wie ursprünglich erwartet, oder hat man beim James-Webb andere Ideen zum Schutz des Spiegels (andere Umlaufbahn u.ä.)?
@gedankenknick
Hubble befindet sich in einer Umlaufbahn um die Erde und ist dort ständig unter Beschuss von Weltraumschrott und anderem Zeug, dass sich auf einer Umlaufbahn um die Erde befindet.
Das James-Webb Teleskop wird man aber in den Lagrange Punkt L2 1.5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt verfrachten. Dort gibt es (noch) keinen Weltraumschrott und auch wenig Staub. Der L2 ist nämlich auf lange Sicht instabil und deshalb kann sich dort nichts ansammeln. Ausserdem sind in dieser großen Entfernung zur Erde die Umlaufgeschwindigkeiten und damit die Relativgeschwindigkeiten deutlich geringer als in der Umlaufbahn von Hubble.
Der L2 befindet sich ausserdem im Schatten der Erde, was ideal für Infrarotteleskope ist, da diese sich dort nicht durch Sonnenlicht aufheizen und deshalb schön Kühl bleiben, was das Detektorrauschen verbessert.
@Till
Allerdings wird das Teleskop nicht ständig im Erdschatten sein, sondern um den L2 herum pendeln, denn es wird durch Solarzellen versorgt. Damit die Fangspiegelhalterung nicht hell vom Sonnenlicht angestrahlt wird, was den Bildhintergrund aufhellen würde, und um es vor der Sonnenhitze zu schützen, wird das Teleskop ein großes Sonnenschutzschild aus reflektierender Folie mit sich führen, das gewissermaßen den Teleskoptubus (wie bei Hubble) ersetzt.
Aber natürlich keinen Schutz vor kleinen Meteoriten bietet. WMAP, PLANCK und GAIA schwirr(t)en aber auch schon im L2 herum, man wird das Risiko einzuschätzen gewusst haben.
@Alderamin, Danke für die Korrektur, habe auch gerade noch einmal nachgelesen: JWST wird sich in einem 800000 km „halo orbit“ um L2 befinden, ist also eher „in der groben Nachbarschaft“ von L2.
Soweit ich weiß, besteht der Trick darin, dass man die beiden stärksten IR-Quellen, also die Sonne und die Erde, immer in derselben Richtung hat und den Schutzschild entsprechend ausrichten kann.
@Till & @Alderarmin
Danke für die Antworten. Das Lustige ist, das damit ein Teil meiner Fragen aus #1 (welches, warum auch immer noch moderiert werden muss), schon beantwortet wurde.
Wie wird denn die Stromversorgung gewährleistet? Schatten schön und gut wegen Infrarot und so, aber Solarzellen benötigen ja etwas Licht 😉
@strahlenbiolologe
Die Frage hat @alderamin (Entschuldigung für die Falschschreibung in #6) bereits in #4 beantwortet: Allerdings wird das Teleskop nicht ständig im Erdschatten sein, sondern um den L2 herum pendeln, denn es wird durch Solarzellen versorgt. 😉
@Alderarmin
Genau genommen wird das Teleskop nie im Erdschatten sein, denn der L2 liegt außerhalb des Kernschattens der Erde. Die Erde ist von dort aus zu klein, um die Sonnenscheibe vollständig zu verdecken.
Richtig ist, was Captain E. geschrieben hat. Nämlich dass Sonne, Erde und auch Mond als die drei größten Störquellen im Infrarotbereich mehr oder weniger vom Teleskop aus gesehen in der gleichen Richtung liegen. Somit braucht der Hitzeschild nicht übermäßig groß sein.
@André
Danke, war mir gar nicht bewusst, dass der Kernschatten nicht bis dahin reicht.
Tante Wiki weiß, dass L2 bei 1,5 Millionen km jenseits der Erdbahn liegt und der Erdschatten im Mittel 1,384 Millionen km weit reicht. Dann ist die Sonne von L2 aus gesehen aber trotzdem noch zu großen Teilen verdeckt (93% des Durchmessers, 85% der Fläche) und es macht Sinn, zur besseren Versorgung mit Solarstrom das Teleskop um L2 pendeln zu lassen.
Laut Hersteller vermeidet JWST nicht nur den Kernschatten, sondern auch den Halbschatten der Erde, der Radius um L2 soll ähnlich groß werden wie der Mond-Erde-Abstand: „This orbit […] keeps the telescope out of the shadows of both the Earth and Moon.“ (Quelle: https://jwst.nasa.gov/orbit.html)
Auf der der Sonne zugewandten Seite des Teleskops würde Wasser fast anfangen zu kochen – erst auf der anderen wird es dann doch recht schattig.
Kurz einen Schwenk vom JWST zum Hubble-Teleskop: Ich hoffe doch, dass man letzteres am Ende seiner Laufzeit mit einer kleinen Feier oder Zeremonie würdig außer Betrieb nimmt. Schließlich hat es uns über viele Jahre mit fantastischen Fotos und neuen Erkenntnissen versorgt.
@gedankenknick:
Die Lagrangepunkte sind alles andere als überlaufen, denn wie oben erwähnt laufen die Satelliten mit einem riesigen Abstand darum herum. Hat ein geostationärer Satellit einen Abstand von etwa 40.000 km vom Erdmittelpunkt, soll JWST 800.000 km von L2 entfernt seine Bahn ziehen. Andere sind oder waren näher (auch an L1), aber die Handvoll Flugkörper kommt sich niemals in die Quere. Ein Netzwerk ist also eher ein Koordinierungs- und Finanzierungsproblem.
Physikalisch kann man sich folgendes Bild machen: Wenn im berühmten Gummituchmodell ein schwerer Körper eine Delle verursacht, so befinden sich an den Lagrangepunkten Beulen. Allein schon deshalb ist es praktisch unmöglich, einen zu erreichen und dort zu verweilen. Orbits sind dagegen energetisch recht günstig möglich (hinkommen muss man natürlich auch erst einmal). Die Umlaufbahn wird übrigens ein Halo-Orbit sein. Möglich gewesen wäre auch ein Lissajous-Orbit. Die beiden ESA-Teleskope Herschel und Planck haben unterschiedliche Orbittypen genutzt.
@gedankenknick
Der Abstand muss auf den Bruchteil einer Wellenlänge eingehalten werden. Das klappt beim VLT. Beim Keck hat es nicht geklappt, das Interferometer wurde ohne viel Aufsehens stillgelegt. Wie das mit Satelliten funktionieren soll, die ständig durch Erde, Sonne und Mond beeinflusst werden, ist mir ein Rätsel. Bestenfalls, wenn man die Spiegel alle mechanisch verbindet und sich für die durch Temperaturschwankungen ändernden Basislängen eine Korrekturautomatik überlegt.
Optische Interferometrie ist schwierig. Radiointerferometrie ist ein Klacks dagegen.
@Captain E.:
Danke für die Antwort. Das mit den Lagrange-Punkten war mir soweit schon ein wenig klar (seit „Halo“, da sage noch einer, Computerspiele seien nicht gut für die Bildung 😉 ); L1 erschien mir sofort logisch – über die anderen musste ich erst nachdenken bis zum Verständnis… Aber die unterschiedlichen Orbittypen waren mir neu.
Wobei Tante Wiki sagt, L4 und L5 seien (im Gegensatz zu L1-3) „stabil“… also keine „Buckel im Gummituch“ sondern zumindest „flach“.
Ich frage mich aber immer noch, ob man statt mit den 18 Teilspiegelstücken einen Einzelspiegel zu konstruieren nicht mit 18 Einzelspiegel in 18 wesentlich kleinere Satelliten im Verbund eines Interferometers wesentlich höhere Auflösungen hinbekommen könnte. So zumindest wurde es in meiner Kindheit mal erklärt, und ich finde diese Erklärung immer noch ziemlich einleuchtend in meiner Fach-Unwissenheit. „Verschiffen“ könnte man die Satelliten dann eventuell ebenfalls „im Verbund“ als eine oder vielleicht zwei Frachten. Die Frage wäre, ob die (perfekte) Ausrichtung der Satelliten zueinander derzeit im Bereich des Machbaren liegt. Ich vermute – mit dem derzeitigen Stand der Technik – nicht im finanziell tragbaren Rahmen…
@gedankenknick: Interferometrie funktioniert bei Radioteleskopen. Bei optischen Signalen ist es wesentlich schwieriger die Technik auf eine vernünftige Art und Weise einzusetzen.
@Alderamin:
Danke. Nun bin ich schlauer. Manche Dinge werden in der Laienpresse wohl auch eher laienhaft erklärt – obwohl eine vernünfige Erklärung kaum schwerer gewesen wäre. Das mit dem Keck habe ich bisher auch nicht gewußt (und auch Wiki schreibt aktuell, dass das Keck als Interferometer betrieben werden und so hervorragende Auflösungen erreichen kann) – da scheint die Informationsstrategie aufgegangen zu sein.
@Florian Freistetter
Irgendwie sind die Antworten auf meine Fragen manchmal schneller gepostet als ich die Fragen schreiben kann. #17 ist also in #16 beantwortet. ´tschuldigung…
@gedankenknick:
Richtig, aber L1 und L2 sind in der realen Raumfahrt ungleich beliebter als in der Science Fiction, wo die Autoren oft von den Lagrangestationen auf L4 und L5 fabulieren. In der Realität ist es unglaublich energieaufwändig, dorthin zu gelangen, und einen echten Nutzen hat bislang noch niemand gefunden. Die beiden hatte ich daher gedanklich ein wenig ausgeblendet.
Die Punkte L1 und L2 des Systems Sonne-Erde sind dagegen wichtig, da um L1 die Sonnenbeobachter unser Zentralgestirn ständig im Blick haben können und um L2 Teleskope wie bereits beschrieben störende Infratrotstrahlung, die fast nur aus einer einzigen Richtung einfällt, gut abschirmen können. (Das Deep Space Climate Observatory, abgekürzt DSCOVR, kreist auch um L1, hat aber die Erde und auch die Rückseite des Mondes im Visier.)
Spätestens bei einer bemannten oder unbemannten Landemission auf der Rückseite des Mondes wird übrigens auch ein Relaissatellit in L2 des Systems Erde-Mond fällig werden.
@myself:
DSCOVR schaut sich die sonnenbeschienene Seite der Erde, den vorbei ziehenden Mond und die Sonne an.
@Captain E.: Sind die Lagrange-Punkte des System Erde-Mond überhaupt stabil? Die Sonne stört doch gewaltig?
Um auch im sichtbaren Licht zu gucken braucht man beim JWST doch nur einen zusätzlichen Detektor. Alles andere, vor allem der Spiegel, kann doch genau so bleiben. Und so ein Detektor ist doch nicht teuer. Warum macht man den nicht rein, und kann dann auch im sichtbaren Licht sehen?
Was noch ganz fehlt, sind Wellenlängen länger als die, die mit irdischen Radioteleskopen gemessen werden können. Also so etwas wie Kurz-, Mittel-, Lang- und Längstwellen. Ist da irgendetwas geplant, oder erwartet man in diesen niedrigen Energien nichts aufregendes?
@pane:
L1-3 sind prinzipiell nicht stabil, aber dieser hypothetische Relaissatellit flöge mithilfe von Triebwerken dorthin und hielte so auch seine Bahn ein. Das ist dann am Ende alles eine Frage des benötigten Treibstoffs. Umlaufbahnen um den Mond sind auch nicht wirklich stabil, aber der Lunar Reconnaissance Orbiter kreist seit 2009 und wird das mindestens bis 2017 auch weiterhin tun.
@gedankenknick
Es wurde 2012 still gelegt. Die beiden Hauptteleskope waren verbunden, und das funktionierte auch, aber das war nur eine Basislinie, d.h. die interferometrische Auflösung bestand nur in einer Richtung (man konnte beispielsweise einen Sterndurchmesser von West nach Ost auflösen, aber nicht von Nord nach Süd; das ist spätestens bei Objekten, die nicht drehsymmetrisch sind, ein Problem, und eine bildliche Abbildung geht so natürlich gar nicht). Die zusätzliche 4 „Outrigger-Teleskope“, die auch eine hohe Auflösung in anderen Basislinien erlaubt hätten, wurden nie installiert. Ich hatte im Kopf, dass es technische Probleme gegeben habe, finde aber nur Quellen bzgl. der Finanzierung und dem üblichen Geplänkel mit der Hawaiianischen Bevölkerung (ich wünsche mir ehrlich, dass das TMT auf die Kanaren kommt).
https://www.skyandtelescope.com/astronomy-news/closure-looms-for-keck-interferometer/
Die Weltraummissionen, die mit optischer Interferometrie arbeiten sollten, waren der Terrestrial Planet Finder und die Space Interferometry Mission. Bei letzterer wären die Spiegel am gleichen Satelliten befestigt gewesen mit gerade mal 6 m Abstand – das toppt das Webb-Teleskop ja bald schon mit einem echten Spiegel der entsprechenden Öffnung, und beim TPF wären die Satelliten eng benachbart geflogen und hätten ihre Abstände hoch präzise eingehalten. Ich denke, mit den neuen Riesenteleskopen, die derzeit im Bau sind, lässt sich dieses Projekt auch ganz gut kompensieren.
Radiointerferometrie ist deswegen so viel einfacher, weil die Wellenlänge hunderttausend mal größer ist. Man kann die Wellen dann samplen und digital mit genauen Zeitmarken aufzeichnen. Die Aufzeichnungen verschiedener Teleskope kann man dann später in einem Rechner „interferieren“ lassen. Mittlerweile geht das bis in den Millimeterwellenbereich (ALMA).
Bei Lichtwellen ist es heute unmöglich, das Signal zu samplen und die Datenmenge wäre auch viel zu groß. Da muss man das Licht der Einzelteleskope dann wirklich analog zusammenbringen, was die Realisierbarkeit auf nahe benachbarte Geräte einschränkt. Das Zusammenschalten zweier optischer Teleskope auf gegenüberliegenden Seiten der Erde ist derzeit noch Utopie.
@pane
Für lange Wellenlängen im UKW-Bereich gibt es LOFAR. KW geht, glaube ich, nicht durch die Ionosphäre (aber dafür um die Erde herum). LW und MW ist vermutlich terrestrisch schon zu sehr verseucht und die Auflösung wäre grottig (wenn für LOFAR die Niederlande schon zu klein sind).
Was die Verwendung von JWST im Optischen betrifft, eine eierlegende Wollmilchsau gibt immer schlechtere Milch, Eier und Wolle als Kühe, Hühner und Schafe und kostet dann auch noch mehr. Die Kosten des JWST sind ohnehin schon explodiert. Man hätte dann entweder einen Allround-Sensor gebraucht (der dann schlechtere Performance als ein reiner IR-Sensor gehabt hätte) oder eine Mechanik, die die Sensoren wechseln kann, ein zusätzliches Element, das kaputt gehen kann. Man hat das Gerät nur auf IR optimiert, also wird es auch nur IR unterstützen.
Auch der geplante WFIRST-Satellit wird im Infraroten beobachten.
Aber wie Florian erklärt hat, ist das ja kein Verlust. Optisch kann man auch von der Erde beobachten, und man bekommt sogar mehr für das gleiche Geld (Grenzgröße, Beobachtungszeit, Instrumente).
@Alderamin: Von der Erde aus geht nur sichtbares Licht und UKW, grob gesagt. KW, MW und LW müsste wie IR, UV, Röntgen-, Gamma- und THz-Strahlung vom Weltall aus geschehen.
Zum JWST im Optischen: Klar, sollte der Hauptmerk in IR liegen. Aber es kann im Weltall auch schon mal was sehr schnell geschehen. Und bevor man andere Teleskope darauf gerichtet hat, ist es schon weg.
Aber ich gebe zu, diese Argumentation wäre im Röntgen- und vor allem im Gammabereich angebrachter. Und zumindest bei den Gammadetektoren ist es nicht so leicht, da sie doch ganz anders aufgebaut sind.
@pane:
Genausogut könnte man sagen: „Es kann im Weltall auch schon mal was sehr schnell geschehen. Und bevor man JWST darauf gerichtet hat, ist es schon weg.“ Das Ding wird einen engen Zeitplan haben, und die Beobachtungszeiten dürften heiß umkämpft sein. Röntgen- und Gamma-Satelliten sind aber natürlich auch im Einsatz. Und für seltene Gelegenheiten wie etwa eine Sternokkultation durch Pluto (= Stern wird verdeckt) hat man ja SOFIA. Wenn das nicht gerade zu nötigen Wartungsarbeiten im Hangar steht oder an den Instrumenten gearbeitet werden muss, dann nimmt SOFIA auch schon einmal Kurs auf den Südpazifik, um dort seine Beobachtungen durchzuführen. Genau das hat es nämlich schon gegeben im Juli 2011 und Juni 2015.
@pane
Das stimmt typischerweise für die energiereichsten Events, bisher eigentlich nur für Gamma-Ray-Bursts. Da wollte man immer das Nachleuchten im Optischen suchen und hatte daher das Compton Gamma Ray Observatory (Weltraumteleskop) mit einer Alarmfunktion versehen, die es erlauben sollte, rasch ein irdisches Teleskop auf einen Gamma-Ray-Burst zu richten. Das gelang dann erstmals bei diesem Burst innerhalb von nur 25 Sekunden.
Das Entdecken von transienten Events ist aber auch eher etwas für Himmelsüberwachungsprojekte, die mit großem Blickfeld den Himmel permanent, dauerhaft und soweit möglich komplett aufnehmen, wie PANSTARRS oder demnächst LSST. JWST ist hingegen für Einzelbeobachtung bestimmter Ziele konzipiert, genau wie Hubble es war. WFIRST wird dann zumindest ein viel größeres Blickfeld im Weltraum haben, als Hubble oder JWST.
Hoffentlich wird auch noch das Starshade Konzept etwas später realisiert:
https://dspace.mit.edu/handle/1721.1/58567
Oder die humorige Variante:
https://imgs.xkcd.com/comics/starshade.png
Zu Interferometern: wie schon gesagt, hängt die Genauigkeit, die man für den gesamten Aufbau braucht, von der Wellenlänge ab. Was heute bei 21cm „piece of cake“ ist, sieht bei 3mm schon deutlich komplizierter aus und im Nanometer-Bereich (optisch) ist es auch heute noch eine Herausforderung. Da sollte die Entwicklung von LISA weiterhelfen, dieses Experiment soll ja Gravitationswellen messen, und das mit der Hilfe eines optischen Interferometers in drei Satelliten im Formationsflug…
Und was kurzlebige Phänomene angeht: da ist ein Satellit gar nicht unbedingt so gut: zwar schaut er dann schon in die richitge Richtung, aber bis alle Filter, Strahlengänge und Detektoren gewechselt und initialisiert sind, vergeht auch reichlich viel Zeit (ich habe das mal für ISO programmiert – und man freut sich am Ende, wenn noch ein wenig „on target“ übrigbleibt….)
Off-Topic:
Dieser Thread ist mal wieder ein Beispiel dafür, dass Bezugnahme auf Beitragsnummern (#1, #4, #6) keinen Sinn macht, sondern lediglich verwirrt.
Diese laufenden Nummern sind nicht fest mit den Beiträgen verknüpft, sondern werden abhängig vom Moderationsstand einzelner Kommentare dynamisch aufgebaut.
[…] Hurra: Der Spiegel des James-Webb-Weltraumteleskops ist fertig! […]