Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag zum ScienceBlogs Blog-Schreibwettbewerb 2016. Hinweise zum Ablauf des Bewerbs und wie ihr dabei Abstimmen könnt findet ihr hier.
Das sagt der Autor des Artikels, Marco Körner über sich:
Marco Körner ist promovierter Chemiker und Gründer des Blogs Der Chemische Reporter.
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Homöopathie verspricht Heilmethoden, die schonend wirken – sanft, ohne Nebenwirkungen und nach einfachen Prinzipien. Diesem ganzheitlichen Heilversprechen steht die moderne Wissenschaft scheinbar unversöhnlich gegenüber und empfiehlt stattdessen unaussprechbare chemische Wirkstoffe, Therapien und Impfungen, die immer auch mit Gefahren und Risiken verbunden sind. Zwischen diesen beiden Standpunkten stehen Patienten die sich fragen müssen, ob sie gegen ihre Kopfschmerzen lieber nicht-selektive Cyclooxygenase-Hemmer oder stattdessen homöopathische Globuli nehmen sollen. Wissenschaft oder Alternativmedizin: Wer hat recht?
Die Antwort ist eindeutig: Niemand, nirgends. Denn es gibt keine Wahrheit – und das ist das große Dilemma der exakten Wissenschaften.
Theorien sind Bilder, nicht die Wahrheit
Vereinfachend kann man alles das als „Wahrheit“ bezeichnen, was mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Die Wirklichkeit genau zu beschreiben ist die Aufgabe jeder Wissenschaft. Und hier liegt das Problem, denn die Frage, was überhaupt „wirklich“ ist, ist kaum zu beantworten. Unter anderem deshalb ist die Wissenschaft ein unglaublich langsamer, zäher und schwieriger Prozess voller Irrtümer, Fehlschläge und Überwerfungen. Wie soll man auch die Realität vollständig beschreiben, wenn man noch nicht einmal sagen kann, was die Realität eigentlich ist?
Die Wissenschaft geht deshalb in winzigen Schritten vor, buchstäblich wie jemand der sich auf dünnem Eis bewegt: Schritt für Schritt wird die Natur abgeklopft, untersucht und verzeichnet, und dann vorsichtig der nächste Schritt gewagt. Dabei kann man sich aber nie sicher sein, dass alles tatsächlich so ist wie man zu wissen glaubt.
In ihrer Beschreibung der Welt arbeitet die Wissenschaft mit Modellen der Wirklichkeit: den Theorien. Jede Theorie gilt immer nur für einen bestimmten Bereich der Realität und muss durch Beobachtungen der Wirklichkeit überprüfbar sein. Ein einfaches Beispiel habe ich vor einigen Jahren in meinem ersten Sommer in Island erlebt: Bis dahin ging ich davon aus, dass es innerhalb von 24 Stunden Tag und Nacht gibt. Wenn man aber von Mai bis Juli keine völlige Dunkelheit mehr erlebt und keinen Sternenhimmel mehr sieht, zweifelt man unwillkürlich an dieser „Wahrheit“. Die Theorie von Tag und Nacht, wie ich sie bis dahin kannte, ist zwar in sich selbst richtig, aber für den Beobachter am Polarkreis nur begrenzt wahr. Und das ist auch gut so, weil eine Theorie durch Beobachtungen immer auch widerlegbar (falsifizierbar) sein muss.
Logische Aussagen, die nicht nachweisbar und nicht widerlegbar sind, sind keine Theorien und erst recht nicht wissenschaftlich. Ein Beispiel sind die sogenannten „Gottesbeweise“, die durch logische Argumentation die Existenz eines Schöpferwesens nachweisen wollen. Sie basieren zwar auf Beobachtungen (wie beispielsweise die Feststellung, dass es die Welt gibt) – es ist aber nicht vorgesehen, dass eine bestimmte Beobachtung der Welt auf die Nicht-Existenz eines Gottes hinweisen kann. Aber auch die immer beliebter werdenden Verschwörungstheorien (wie die, dass die Erde flach oder wahlweise hohl wäre, oder dass die Mondlandung fingiert sei) sind grundsätzlich nicht widerlegbar und deshalb auch keine Theorien im wissenschaftlichen Sinn.
Dass es einen oder mehrere Götter gibt, kann natürlich nicht völlig ausgeschlossen werden; ebenso wenig wie die Existenz des berühmten Fliegenden Spaghettimonsters oder einer Teekanne auf einer Sonnenumlaufbahn zwischen Mars und Erde. Alle bisher gemachten Beobachtungen deuten aber darauf hin, dass die Existenz von Göttern, Nudelwesen und interplanetaren Porzellanobjekten nicht sehr wahrscheinlich ist. Der Autor Phil Plait bringt es in der aktuellen Debatte um die Existenz von Chemtrails auf den Punkt: „Wenn ich morgens meine Schlüssel nicht finden kann, kann ich auch nicht ausschließen, dass Dinosauriergeister sie vor mir versteckt haben. Es scheint nur ein bisschen unwahrscheinlich.“
Dass es sich bei wissenschaftlichen Theorien eben „nur“ um Theorien handelt, wird oft als Argument dafür angebracht, dass sie keine Wahrheiten sind. Auch wenn dieses Argument auf einem falschen Verständnis von Theorien basiert, stimmt es sogar. Denn Theorien sind immer nur ein Abbild eines begrenzten Ausschnitts der Wirklichkeit. Das macht andere, nichtwissenschaftliche Aussagen aber nicht „wahrer“ oder wahrscheinlicher.
Die Wahrheit ist immer auch die ganze Wahrheit
Gleichzeitig argumentieren viele Homöopathen damit, dass die Nicht-Wirksamkeit ihrer Heilmethode nicht zweifelsfrei nachgewiesen wurde. Das ist ein Scheinargument, denn die Unwirksamkeit der Homöopathie wurde mehrfach festgestellt. Natürlich gibt es genügend Studien die auch auf das Gegenteil hinweisen, d.h. die Wirksamkeit der Homöopathie untermauern. Es ist aber unredlich, sich in einer wissenschaftlichen Debatte einfach die Experimente herauszupicken, die einem am besten in den Kram passen um seinen Standpunkt zu rechtfertigen.
Es ist ein Prinzip der wissenschaftlichen Arbeit „strikte Ehrlichkeit im Hinblick auf die Beiträge von Partnern, Konkurrenten und Vorgängern zu wahren“. Ein anderes Prinzip der Wissenschaft ist es, „alle Ergebnisse konsequent selbst anzuzweifeln“. Das betrifft auch die eigenen Ergebnisse. Natürlich fällt es auch vielen Wissenschaftlern mitunter sehr schwer, ihre eigenen Erkenntnisse zu überdenken und zu verwerfen. Oft genug stellen sich Jahre der Forschung als ein vergeblicher Irrweg heraus. Dass eine für „wahr“ gehaltene Annahme am Ende leider doch nicht zutrifft, kann zwar ein völlig richtiges und valides Ergebnis sein, aber dem Forscher nützt das leider wenig.
Das ständige in Frage stellen dessen, was als „wahr“ angenommen wird ist und was nicht, gehört zur Berufsbeschreibung des Wissenschaftlers. Denn erst die Fähigkeit zu Zweifeln erlaubt Entwicklung. Gleichzeitig ist kritisches Hinterfragen innerhalb der Lehre der verdünnten Wirkstoffe unerwünscht, was einer der Gründe dafür sein kann, dass die Grundsätze der Homöopathie seit 200 Jahren nahezu unverändert übernommen wurden. In der gleichen Zeit wurde die Physik durch die Begründung der Relativitätstheorie und der Quantenmechanik mehrfach auf den Kopf gestellt. Infolge dessen wurden Erfindungen gemacht, die mit dem Wissensstand vor 200 Jahren schlicht undenkbar gewesen wären. Durch den heutigen Stand der sogenannten „Schulmedizin“ ist unsere Lebenserwartung so hoch wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Und während humanitäre Hilfskräfte im von der Ebola-Seuche geplagten Westafrika massive Aufklärungsarbeit über den Erreger und über Hygiene leisteten um die Krankheit zurückzudrängen, versuchten die „Homöopathen ohne Grenzen“ allen Ernstes diese tödliche Krankheit mit hochreinem Wasser und Milchzucker zu behandeln.
Im Zweifel für den Zweifel
Das soll nicht heißen, dass es in der Wissenschaft besonders leicht wäre, Dogmen zu überwinden: Um als „wahr“ erachtete Lehrmeinungen zu widerlegen und auch den letzten Zweifler zu überzeugen bedarf es unzähliger Experimente, Studien, vieler Erklärungen und eines sehr langen Atems. Wissenschaftliche Daten müssen von anderen Forschern unabhängig reproduziert werden können, was oft genug nicht gelingt. Das kann schon daran liegen, dass die Forscher sich in verschiedenen Klimazonen aufhalten und deshalb bei unterschiedlichen „Raumtemperaturen“ arbeiten, oder dass irgendein Detail in der Ausführung nicht erwähnt wurde.
Im Härtefall ist ein Forscher von seiner eigenen Entdeckung so überzeugt, dass er Gegenargumente oder Zweifel an seiner Arbeit einfach nicht gelten lässt und ein Ringen darum entsteht, was nun stimmt und was nicht. Der Streit um das angebliche Informations-Gedächtnis des Wassers ist nur ein Beispiel über den ständigen Diskurs um die Wahrheit, der in der Wissenschaft geführt wird. Aber auch in der Auslegung der nachweislichen Faktenlage spielen gesellschaftliche Normen, Wirtschaftsinteressen, oder eben religiöse Befindlichkeiten immer eine Rolle.
Was am Ende aber bleibt ist eine Reihe von Experimenten, die jeder durchführen kann um sich davon zu überzeugen, was tatsächlich der Fall ist. Das Blog-Portal „Der Goldene Aluhut“ sammelt derzeit Geld für den Bau einer Stratosphärensonde, mit deren Hilfe die Krümmung der Erde vermessen werden kann. Zweifler werden explizit dazu eingeladen, beim Bau der Sonde dabei zu sein und sich von der Richtigkeit des Experiments zu überzeugen. Und während die Sonde dann unterwegs ist, werden weitere Experimente empfohlen, wie zum Beispiel der Aufbau eines Foucaultschen Pendels.
Mit dieser ausdrücklichen Einladung zum Zweifeln macht sich die Wissenschaft ganz bewusst angreifbar. Erst dadurch öffnet sie sich nämlich neuen Ideen und erlaubt letztendlich Fortschritt. Gegen die marktschreierischen Heilsversprechen der Alternativmedizin ist die Wissenschaft dadurch aber rhetorisch unterlegen.
Wissenschaft ist nie endgültig
Ein weiteres häufiges Argument gegen den „Wahrheitsgehalt“ wissenschaftlicher Erkenntnisse ist, dass der wissenschaftliche Diskurs in dem jeweiligen Gebiet noch nicht beendet wäre. Überraschung: Der wissenschaftliche Diskurs geht nie zu Ende! Allein davon auszugehen, dass irgendwann zu einzelnen Themen jede Forschung abgeschlossen und die allumfassende Wahrheit herausgefunden wäre, widerspricht jeder Erfahrung der letzten paar Jahrtausende. Die ständige Erweiterung des Erkenntnishorizonts und nicht zuletzt die bewusst formulierte Widerlegbarkeit wissenschaftlicher Theorien stellen das sicher. Wissenschaftliche Erkenntnisse basieren auf Interpretationen von Beobachtungen, die sich ständig ändern und in neuen Kontexten gelten. Sie können daher niemals eindeutig sein, und schon gar nicht endgültig sein.
Gleichzeitig macht sich jeder unglaubwürdig, der dieses Argument ins Feld bringt um seine eigene „fertige“ Anschauung zu verkaufen. Der französische Autor und Literaturnobelpreisträger André Gidet warnte nicht umsonst: „Glaube denen, die die Wahrheit suchen und zweifle an denen, die sie gefunden haben.“
Die Wirklichkeit fragt uns nicht
Wahrheit im absoluten Sinn ist ein Ideal, das niemals erreicht werden kann. Jeder Mensch nimmt die Wirklichkeit auf seine individuelle Weise wahr und zieht seine eigenen Rückschlüsse daraus. Diese Rückschlüsse gelten im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext, der letztendlich darüber entscheidet, was „wahr“ ist und was nicht. Im Jahr 1633 galt es noch als „wahr“, dass sich die Erde im Mittelpunkt des Universums befände, und es gab Beweise dafür. Gut 300 Jahre später stritten sich die Wissenschaftler über die Frage ob Licht aus Partikeln oder aus Wellen besteht, mit experimentellen Beweisen für jeden der beiden Standpunkte.
In der Erfahrung der Wirklichkeit sind wir immer auf unsere Sinne und unsere eigene Perspektive beschränkt. Daher sind auch unsere Rückschlüsse über die Welt immer begrenzt und unvollständig. Wenn eine Wahrheit als solche existiert, können wir sie niemals vollständig erfassen, was die Frage danach, was „wahr“ ist, sinnlos macht. Was uns bleibt, sind Beobachtungen unter genau bestimmten Bedingungen, die auch von anderen geteilt werden können. Was wir mit diesen Beobachtungen anfangen, ist uns selbst überlassen. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich im Sinne von Kant seines eigenen Verstandes zu bedienen und alle Lehren kritisch zu hinterfragen und anzuzweifeln. Und genau hier liegt die Stärke der Wissenschaft: Sie lädt zum Mitdenken ein!
Ein lesenswerter Artikel. Allerdings finde ich die Überschrift „Die Wahrheit über Homöopathie“ ein wenig irreführend, da Homöopathie nur als Aufhänger benutzt bzw. am Rande gestreift wird.
Und ein zweiter Punkt:
Alle Studien, die die Wirksamkeit der Homöopathie bewiesen haben wollen, sind mit großen methodischen Mängeln behaftet und somit unbrauchbar oder sie wurden von den Anhängern der Homöopathie schlicht in ihrem Sinn positiv umgedeutet und missinterpretiert, obwohl die Intention der Autoren eine aganz andere war.
Die Aussage verstehe ich nicht. Was soll denn mit „Gott“ gemeint sein? Solche schwammigen Begriffe haben in der Wissenschaft nichts zu suchen.
@Tim
Die Aussage des Busses bezieht sich auf eine Aktion, die ursprünglich in England initiiert wurde und dann in 2009 auch in Deutschland stattfand (https://de.wikipedia.org/wiki/Atheist_Bus_Campaign).
Sehr guter Artikel, Du bringst die Sache auf den Punkt.
Aber ich bekomme immer ein wenig Gänsehaut bei „Es gibt keine Wahrheit“. Leider hast Du keine Begründung für die Aussage genannt, aber ich halte das für einen Irrtum, der den Esoterikern Wasser auf die Mühlen liefert.
Ich denke, dass es sehr wohl eine Realität und eine Wahrheit gibt. Es ist das Universum wie es ist, wenn niemand hinschaut. Was jedoch Einschränkungen unterliegt, ist unsere Erkenntnisfähigkeit, und diese Einschränkungen manifestieren sich in der Arbeitsweise der Wissenschaft: Sie gewinnt nicht beim ersten Hinschauen die umfassende Erkenntnis (wie es die Religion z.B. vorgibt zu tun), sondern sie muss sich die Erkenntnis langsam und mühevoll in einem fehleranfälligen Prozess erarbeiten. Das Gesamtbild ändert sich dadurch ständig. Es kommen immer mehr Puzzleteile hinzu, ohne dass die bereits früher fertiggestellten Teile des Puzzles grundsätzlich obsolet sind (manchmal ist das natürlich der Fall, Stichwort Äthertheorie). Früher waren diese Teile alles, was wir hatten, heute sind sie Teile in einem größeren Kontext.
Dein Beispiel mit der Islandreise finde ich sehr gut. Du wusstest vermutlich schon vorher, dass es dort im Sommer nicht dunkel wird 🙂 Aber wenn Du es nicht gewusst hättest, dann hättest Du über den Mechanismus hinter Tag und Nacht sinniert, über Licht und Schatten und die Rotation der Erde und den Einfluss des Breitengrades. Schließlich hättest Du alles in einem größeren Zusammenhang gesehen. Dennoch erwarten Dich zu Hause wieder altbekannten Tageszeiten. Sie verlieren nicht ihre Realität dadurch, dass Du nachgeforscht hast.
Ein anderes Beispiel: Auch heute noch ist es legitim, zu behaupten, das Universum drehe sich um die Erde. Aber wir wissen mittlerweile, dass diese Aussage auf *jeden* Himmelkörper zutrifft. Damit verliert sie zwar nicht ihren Wahrheitsgehalt, aber ihre Relevanz.
Das Universum funktioniert nach unumstößlichen Regeln, nur unser Kenntnisstand dieser Regeln ändert sich. Leider muss man sagen, dass er sich manchmal auch zurück entwickelt. Unser Wissensstand ist ein waberndes amorphes Etwas. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen, daraus auf die Nichtexistenz einer Wahrheit zu schließen.
Oft wird der Satz zitiert „Die Wissenschaft kann nicht alles erklären“ (und damit dann alles Mögliche begründet). Vielleicht stimmt das, vielleicht auch nicht, wir werden sehen. Aber eines ist sicher: Alleine die Wissenschaft kann überhaupt *irgendetwas* erklären. Wir wissen nicht, ob sie uns die ultimative Erkenntnis bringen wird. Aber wir wissen, sie sie der einzige Weg dort hin ist, und das macht sie zum Maß aller Dinge. Sie ist der letzte große Test für alles, was den Anspruch erhebt, real zu sein. Und es erstaunt mich, wie alle großen Glaubenssysteme (religiös oder auch nicht) fulminant daran scheitern und dennoch weiterexistieren als wäre nichts gewesen.
@Tim
Nenne Gott doch einfach „Transzendeles, Universelles Wassergedächtnis“ und ruck zuck ist die Homöopathie erklärt.
Solange niemand nachfrägt zumindest.
@ 3RPGNo1
Schon klar, aber diese Aktion war doch eben albern. Wissenschaftler sollten sich die vollkommen unklaren Begriffe von irgendwelchen Esoterikern nicht zu eigen machen.
Wow! Ein toller Artikel – danke!
Das Blog und der Autor sind notiert 🙂
@Tim
Hast du dich ein bisschen näher über den Hintergrund der Aktion schlau gemacht? In England war Richard Dawkins ein Mitinitiator. Der englische Wikiartikel über ihn sowie die Atheist Bus Campaign hat noch weitere Infos.
„Wahrheit im absoluten Sinn ist ein Ideal, das niemals erreicht werden kann.“
Nehmen wir Wahrheit mal als eine Übereinstimmung von Aussage mit dem, was der Fall ist. Dann könnten schon einige absolute Wahrheiten geäußert worden sein. Wir können nur nicht mit absoluter Sicherheit wissen, für welche Aussagen das zutrifft (das der Fall ist).
Vielleicht sollte man unterscheiden zwischen Aussagen über einzelne bereits stattgefundene Ereignisse (Mondlandung) und solche über Gesetzmäßigkeiten (Gravitation). Im ersten Fall soll es ja auch Wissenschaftler geben, die einige Ereignisse, z.B. unerwartete oder unerwünschte Messergebnisse, leugnen. Bei letzterem, einer Allaussage, könnte sich ja immer noch was in der Zukunft ändern. Das ist das Problem mit der Induktion, was eine Wahrheitsbeurteilung nochmal extrem erschwert.
@ Tim
Darf ein Wissenschaftler Homöopathie sagen, wie z.B. in, die Homöopathie wirkt (mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit) nicht?
@ Joker
Klar, „Homöopathie“ ist im Gegensatz zu einem Nonsenswort wie „Gott“ ja auch klar umrissen.
Hallo, ich freue mich sehr über die Kommentare!
Zuerst einmal ist es völlig richtig, dass der Titel etwas irreführend ist. Das ist Absicht. Die Homöopathie dient selbstverständlich als Aufhänger und prominentes Beispiel, aber da es in dem Text vor allem darum geht, dass es im Grunde genommen keine „Wahrheit“ gibt, ist auch die „Wahrheit über Homöopathie“ folglich, dass es eine Wahrheit über Homöopathie nicht gibt – genau das nutzen die Befürworter der Heilpraktik in ihrer Argumentation sehr oft aus und spielen damit nach anderen Regeln als die rationale Wissenschaft, die sich aus genau dem Grund nur mit allem befassen kann, was auch nachweisbar/widerlegbar ist.
Das bringt mich zur Verwendung des Begriffes „Gott“, der tatsächlich per Defition schwammig ist (wie Tim völlig richtig erkannt hat). Hier möchte ich auf den Duden verweisen: „…(im Monotheismus, besonders im Christentum) höchstes übernatürliches Wesen, das als Schöpfer Ursache allen Geschehens in der Natur ist, das Schicksal der Menschen lenkt, Richter über ihr sittliches Verhalten und ihr Heilsbringer ist.“
„Gott“ und die Wissenschaft haben übrigens eine jahrhundertelange gemeinsame Tradition: Wissenschaftliche Ergebnisse werden auch heute noch im Kontext des aktuell herrschenden Weltbildes interpretiert. Wenn in früherer Zeit „selbstverständlich“ ein universeller Schöpfer existieren musste, dann wurde das auch in der Deutung nachweisbarer Beobachtungen berücksichtigt. So lange jedenfalls, bis die „Gottestheorie“ aus wissenschaftlichtlicher Sicht entgültig nicht mehr haltbar war und die Wissenschaftler sich sicher sein konnten, für ihre Arbeit nicht mehr im Gefängnis oder auf dem Scheiterhaufen zu landen.
@ Florian
Diesen Artikel findet man nicht unter Blog-Schreibwettbewerb, weil er mit Blogschreibwettbewerb verstichwortet ist.
@Tim
Der Bus – und dieser Eintrag- sind auch keine wissenschaftlichen Paper .
Im „christlich- abendländischen“ (das ist ein sinnbefreites Wort) UK/ Deutschland wird bei einer atheistische Kampagne „Gott“ schon gut genug und klar definiert sein.
Warum diese Haarspalterei bei dem doch recht angenehmen Artikel?
Danke, sehr schön geschrieben!
Der paradoxe Titel ist auch äußerst gut gelungen 🙂
@Marco Körner
Danke für deine Erläuterungen, insbesondere zum Titel. Für mich nehme mit, dass das „dreimal-um-die-Ecke-denken-um zur-Lösung-zu-kommen“ doch nicht so mein Fall ist. Ich habe es doch lieber geradeheaus. 🙂
Ganz ruhig,
Braunerschlappohr, der Spruch kommt ja immer Hand in Hand mit dem Spruch ~“Es gibt eine Klassifizierung von ’sehr wahrscheinlich‘ bis ’sehr unwahrscheinlich‘ „. Erst dieses äußerst dynamische Duo beschreibt die Situation korrekt und bildet die Grundlage für erstaunliche Fortschritte. Nicht ohne fehlerfrei zu sein, doch wenig fehleranfällig.Und komplett im Gegensatz zu sowohl dem glaubenszentrierten „Es gibt (nur) eine Wahrheit“ als auch dem too-openminded „Alles ist möglich und daher real“.
Ich lese da: „Aber auch die immer beliebter werdenden Verschwörungstheorien (wie die, dass die Erde flach oder wahlweise hohl wäre, oder dass die Mondlandung fingiert sei) sind grundsätzlich nicht widerlegbar und deshalb auch keine Theorien im wissenschaftlichen Sinn.“ Die These, dass die Erde flach sei, ist nicht widerlegbar? Ist das ernst gemeint?
Sehr schön!
Der Artikel bringt’s auf den Punkt. Ich hätte ihn nur beinahe nicht gelesen wegen der Überschrift.
Vielleicht sollte man noch einen Artikel über hypothesis shopping schreiben…. dann ist das Thema wirklich gut abgedeckt.
Einen wirklichen Nachteil hat die Wissenschaftliche Methode. Sagen wir, 100 Teams aus Homöopathiefans forschen an einem Globuli. 96 finden keine Wirkung. Sie finden das langweilig und veröffentlichen nicht. Man kommt mit einem Paper „Ich habe Zucker untersucht. Er ist süß.“ halt einfach nicht in die „Nature“. Da ist der interesse-threshold für’s Peer-Review nicht überschritten.
4 Teams finden eine leichte Wirkung. 4 von 100 Teams, das sind halt die statistischen Ausreißer. Sie veröffentlichen das dann auch. Und argumentieren hinterher, „wie wahrscheinlich ist es, dass wir uns irren, wenn drei andere Teams das auch gefunden haben?“
Nun sind 100 selbstmotivierte Teams auf dem gleichen Wirkstoff natürlich der feuchte Traum der Forschung und in sich schon ein unrealistisches Szenario.
Aber das Problem ist, dass auch zwei oder drei Teams an einem Globuli forschen können, und sie sind alle zwei oder drei die statistischen Ausreißer – gerade dann wenn sie hypothesis shopping betreiben und „irgendwas“ suchen, dann findet man meist auch „irgendwas“. Schließlich sind wir nicht in der Physik, wo wir ein Experiment einige Millionen mal wiederholen können nur um sicher zu sein.
Pech gehabt! Wie argumentiert man denn da? Die Forschung muss dann entweder Geld in die Hand nehmen für die Untersuchung von Zucker, und ein Paper veröffentlichen mit dem Ergebnis „er ist süß“. Was totale Verschwendung von Geld ist.
Oder man lässt sie halt machen. Und so existieren die Homöopathen halt weiter. Die positive Nachricht? Immerhin haben Globuli keine Nebenwirkungen, außer bei Diabetikern. Und der Placebo-Effekt darf auch nicht unterschätzt werden. Alles was hilft, hilft!
Lachen musste ich als ich neulich einen Homöopathischen Hustensaft mit der Verdünnung 2 gesehen habe. Ja genau. Er war halt nicht verdünnt. Er hat gewirkt. 🙂
Und dadurch kann diese „alternative“ Realität dann halt weiter existieren.
Den Wahrheitsgehalt bezüglich Mondlandung kann man zumindest prinzipiell sehr einfach überprüfen. Hinfliegen, Fotos von den Fussabdrücken machen und der Fall ist erledigt – vorausgesetzt man vertraut dem Team, welches dort vorbei schaut.
Bei der Homöopathie sieht es ganz anders aus und sie wird sich nie wirklich beweisen oder wiederlegen lassen. Der Mensch ist zu komplex, um die Wirkungsweise direkt zu verstehen. Also bleiben nur statistische Methoden und die sind nun mal kein Beweis. Bei vielen um nicht zu sagen sehr vielen Menschen bewirkt die Einnahme von Globuli eine Verbesserung der Gesundheit. Sonst würden sie nicht gekauft werden.
Und damit sind wir wieder beim Thema Wahrheit. Wenn für eine Person die Wahrheit existiert, dass Globuli wirken, werden sie es bei ihm meistens auch tun. Dies gilt übrigens genauso für jede andere Medizin.
Insofern würde ich es begrüssen, wenn die Forschung zum Thema Plazebo im grossen Stil ausgebaut würde. Hier könnte die Homöopathie einen wichtigen Beitrag leisten, wenn die Scheuklappen mal abgelegt würden.
Es gibt prinzipiell in der Naturwissenschaft keine Beweise, Benny, nur Belege. Beweise kannst Du zB in der Mathematik oder Jurisprudenz finden.
Das wiederum ist ist eine gründlichst widerlegte Behauptung.
Und das ist eine Forderung, die um viele Jahrzehnte zu spät kommt.
Noch mehr Lücken in der Vorbildung oder wolltest nur mal irgendeinen Blödsinn in die Welt setzen?
@ hampel
Frag mal einen Gläubigen, was er unter „Gott“ eigentlich versteht. Du wirst feststellen, daß er den Begriff nicht definieren kann.
„Bei der Homöopathie sieht es ganz anders aus und sie wird sich nie wirklich beweisen oder wiederlegen lassen. Der Mensch ist zu komplex, um die Wirkungsweise direkt zu verstehen. Also bleiben nur statistische Methoden und die sind nun mal kein Beweis. Bei vielen um nicht zu sagen sehr vielen Menschen bewirkt die Einnahme von Globuli eine Verbesserung der Gesundheit.“
Es gibt neurotische Störungen wie die histrionische (fruher: Hysterie), bei der Menschen subjektiv erblinden ohne blind zu sein, subjektiv gelähmt sind ohne gelähmt zu sein. Dann gehen sie zu „Halleluja“ und sehen wieder, oder gehen wieder… Das heisst aber nicht, dass der „Halleluja“ Rumschreiende Heilkräfte hat.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Homöopathie für Menschen mit neurotischen Tendenzen sehr gut sogar wirken kann. Liegt aber nicht an Homöopathie, sondern dem „Theater“ drumrum, von welchem solche Menschen wie die Motten vom Licht angezogen sind.
Das ist vollkommen falsch. Jede ernsthafte Studie zur Homöopathie hat bewiesen, dass da nichts ist: Keine Wirkungsweise, kein Wirkstoff, nada. Alle gegenteiligen Behauptungen waren zum Scheitern verurteilt.
Und man muss nicht einmal Studien bemühen. Schon eine einfache chemische Überlegung sagt einem, dass bei den in der Homöpathie angestrebten Verdünnungen (der Begriff „Potenzierung“ ist Unsinn) kein nachweisbares Wirkstoffmolekül mehr im Wasser vorhanden sein kann.
@Benny
Wie bitte? Die Prinzipien der Homöopathie haben sich nunmehr seit 200 Jahren nicht bestätigen lassen. Die Existenz des Simile-Prinzips konnte noch nie nachgewiesen werden. Es konnte noch nie nachgewiesen werden, dass die Korrelation zwischen Dosierung einer Substanz und ihrer Wirkung auf den Organismus sich durch zehnfaches Aufschlagen auf ein Lederkissen umkehren lassen würde.
Es gibt nicht den Hauch eines Erklärungsansatzes, wie eine Dilution, in der sich kein Wirkstoffmolekül mehr befindet (bei der üblichen D30-Potenzierung ist dies der Fall), irgendeine Wirkung auf den Organismus ausüben soll. Kein Homöopath kann erklären, wie Wasser die angeblichen „Heilinformationen“ weitertragen soll, wenn die Wasserstoffbrücken, die immer wieder als Erklärung ins Feld geführt werden, nur für wenige Picosekunden (dies sind Billionstel Sekunden!) existieren. Noch weniger kann er erklären, wie diese „Informationen“ dem Zucker der Globuli aufgeprägt werden und wie sie anschließend ihre angeblich heilende Wirkung im Organismus ausüben sollen.
Nimmt man dazu noch den Fakt, dass jede einigermaßen solide durchgeführte Studie zum Ergebnis kommt, dass eine Wirkung von Homöopathie über den Plazeboeffekt hinaus nicht beobachtet werden kann, dann stellt sich die Frage, was Sie denn noch alles sehen möchten, um eine Widerlegung als gegeben anzusehen.
Das ist nur eine Behauptung, die genauso auch von den Homöopathen gebracht wird, um ihre Scharlatanerie der Überprüfbarkeit zu entziehen.
Warum randomisierte und doppelt verblindete Studien den Goldstandard in der Medizin darstellen, hat sich Ihnen noch nie erschlossen, oder?
Lustig. Erst bestreiten Sie die Aussagekräftigkeit einer gängigen statistischen Methode in der Medizin (der randomisierten Doppelblindstudie), die extra so angelegt ist, dass sie möglichst viele Fehlerquellen eliminiert, aber im Gegenzug führen Sie subjektive Einzelfall-Anekdoten mit all ihrer Fehlerträchtigkeit als Beleg für die Wirksamkeit der Homöopathie ins Feld.
@RPGNo1
Das Problem ist doch immer das gleiche.
Wir glauben daran und du kannst dss gegenteil nicht Beweisen.
Sozusagen eine Beweislastumkehr.
Ich muss also nicht beweisen ob es wirkt sondern die Unwirksamkeit. Ist wie bei „Gott,Heiliger Geist,Seele,Orgonstrahlung,Karmafeld..usw.“ macht keinen Sinn sich darauf einzulassen. Wie beweise ich das ich unschuldig am heutigen Wetter bin ?
@Spritkopf
Der Erfolg der Homöopathie beruht darauf, dass sie völlig zweifelsfrei in dem Sinne „wirkt“, dass es aufgrund der Einnahme homöopathischer Mittel zu einer Besserung des Befindens kommt. Eine Kausalität zwischen Einnahme und „Heilerfolg“ ist empirisch – und anekdotisch – hinreichend belegt, weshalb viele Menschen auf Homöopathie schwören. Ob dieser Wirkungszusammenhang auf einer physiologischen Reaktion auf den Inhalt des homoöpathischen Medikaments ist eine andere – und zu verneinende – Frage.
@Th. Koch
Diese Kausalität ist als Plazeboeffekt bekannt und sie hat, wie Sie bereits selber schrieben, nichts mit einer physiologischen Wirkung auf den Organismus zu tun.
Herkömmliche Pharmazeutika müssen, um eine Zulassung zu erlangen, eine Wirkung über den Plazeboeffekt hinaus zeigen (in Wirklichkeit sind die Anforderungen hinsichtlich der Wirksamkeit noch wesentlich strenger). Und das zu Recht.
Warum diese Anforderungen für Homöopathika außer Kraft gesetzt sind und die Hersteller Milchzucker zu horrenden Preisen und mit nur notdürftig verdeckten Heilsversprechen in Verkehr bringen dürfen, ist für mich nicht mehr rational nachvollziehbar und nur mit dem Gewohnheitsrecht einer starken Lobby zu erklären.
@Spritkopf
„Warum diese Anforderungen für Homöopathika außer Kraft gesetzt sind und die Hersteller Milchzucker zu horrenden Preisen und mit nur notdürftig verdeckten Heilsversprechen in Verkehr bringen dürfen, ist für mich nicht mehr rational nachvollziehbar und nur mit dem Gewohnheitsrecht einer starken Lobby zu erklären.“
Aus der Perspektive der Krankenkassen ist Homöopathie ökonomisch rational: Der Zuckerpreis ist zwar etwas hoch, wenn man ihn mit dem Kilopreis bei Aldi vergleicht, aber die Patienten wollen das, es geht ihnen besser (Erkältungen pflegen nach einiger Zeit ohnehin abzuklingen) und die Kassen müssen weniger zahlen, als wirksame Medikamente kosten.
@Spritkopf
+1
„Milchzucker zu horrenden Preisen“
Habe mal gelesen, dass Patienten beim gleichen Stoff dem höheren Preis grössere Wirkung zuschreiben. In dem Sinne wären die HPvertreiber ja ganz dumm, wenn sie diese kognitive Verzerrung nicht ausnützen würden.
Das mit Beweis ist leider wirklich das Problem. Der Placebo-Effekt ist zwar wohlbekannt, und ernstzunehmende Wissenschaftler wissen, dass der ihr Benchmark ist, den es zu schlagen gilt. Nur gilt für ein Placebo-Praparat am Ende das gleiche wie für etwas homöopathisches – es heilt eine bestimmte Anzahl von Leuten, ohne die geringste nachweisbare Spur eines Wirkstoffs zu besitzen. Das ist Fakt – und mit diesem Fakt argumentieren die Freunde der Homöopathie dann natürlich.
Bevor mich jetzt aber jemand zu dieser dubiosen Gruppe zählt, hier ein wenig Logik:
Aus der Aussage
Jedes homöopathische Mittel ist ein Placebomedikament
folgt NICHT die Umkehrung
Jedes Placebomedikament ist ein homöopathisches Mittel
Neulich bei Hirschhausen wurde darauf hingewiesen, wie grauenhaft Beipackzettel bei gewöhnlichen Medikamenten für gewöhnlich sind, denn die seien für Anwälte geschrieben, nicht für Patienten. Z.B. bedeute „Nebenwirkung kann häufig auftreten“, dass eine Nebenwirkung in 1-10% der Fälle eintritt (und nicht etwa in über 50%). Aber alleine das Aufzählen möglicher Nebenwirkungen schreckt ab, selbst wenn sie höchst selten vorkommen sollen.
Die Folge solcher Formulierungen kann ein Nocebo-Effekt sein: aus mutmaßlichen Nebenwirkungen werden gefühlte.
@Alderamin:
Tja, und wenn sich die beiden Effekte gegenseitig verstärken, indem der Patient sich lieber vom homöopathischen Mittel heilen lassen möchte und vor dem evidenzbasierten Medikament eine Heidenangst hat, dann bestätigt sich am Ende sein Glaube an die Homöopathie aufs vortrefflichste.
Das stimmt tatsächlich, Th. Koch, allerdings nur für Homöopathen und Hersteller von Zubehör. Die Gesamt-Therapiekosten steigen nämlich deutlich an.
Doch auch der strammste Skeptiker wird zugeben müssen, daß es ein medizinisches Problem gibt, bei dem Globuli hervorragend und weit über Placebo wirken: Akute Hypoglykämie.
@rolak
Das mag sein. Aber nach aller Erfahrung wird in allen Lebensbereichen immer nur der konkrete Kostenansatz betrachtet und nur selten das „Gesamtpaket“ unter Berücksichtigung von Folgekosten / gesellschaftlichen Kosten in der Blick genommen. Dass der Blick über den Einzelfall, das Quartal oder das Haushaltsjahr hinausreicht, ist eher die Ausnahme.
Nach einer solchen Einleitung kommt typischerweise ein zumindest annähernd mit dem Referenzierten zusammenhängendes GegenArgument, Th. Kommt das noch oder ist Dein Text die C30-Variante?
Oder wolltest Du weiter oben vielleicht doch schreiben „Aus der Perspektive der Krankenkassen ist das Anbieten der Übernahme von Zahlungen für Homöopathie ökonomisch rational“?
@Benny
Aber nicht doch. Anekdotische Erfahrungsinterpretation gleichzusetzen mit „Wahrheit“ ist bestenfalls ein redundanztheoretischer Ansatz (ohne Wahrheitskriterium!).
Neben den ganzen wohlbekannten H-Absurdpräparaten – bspw. Plutonium, Antimaterie, Nitroglycerin (hier ist es weniger der vorgebliche Wirkstoff als vielmehr das heftige Schlagen/Rütteln der 100% Ausgangssubstanz) oder Hundekot – kam mir der Gedanke anekdotisch das Universalkügelchen aus der Kirmesbude meines Vertrauens, das mir immer hilft – vorallem dann wenn ich keinen Arzt benötige und insbesondere aufgelöst im gelegentlich honiggesüßten Erkältungstee – anzupreisen. Jedoch mußte ich feststellen, dass mich auch da die Realität der Absurdlogik schon wieder eingeholt hat: Verdünnte Saccharose auf Saccharose als Trägersubstanz ( http://www.remedia-homoeopathie.de/saccharose/a400765 )
@lindita #30
Das ist mir auch in den Kopf gekommen.
Würden HP’s verschenkt , würde ihre „Wirksamkeit“ wahrscheinlich radikal sinken.
Das ist einer typischen Beiträge, der über die exakte Wissenschaft der Homöopathie, in akademisch unwürdigender Art & Weise herzieht.
Wer Fakten sucht, der wird hier fündig:
https://www.der-postillon.com/2016/10/globuli-zuckermangel.html
@ Benny:
Genau diese Kausalität ist nicht vorhanden, sie ist nur eingebildet.
Menschen geben jede Menge Geld für Müll und Hokuspokus aus, somit ist diese Aussage ebenfalls Unsinn.
@ Lubibert Bleibtreu:
Was an HP Wissenschaft oder gar exakt sein soll, würde mich schon mal dringend interessieren. Aber nachdem Du als „Fakten“-Nachweis den Postillon verlinkt hast, nehme ich mal an, Dein Kommentar war ein Poe. Oder solltest Du eine Satireseite tatsächlich ernst genommen haben? Falls ja: au weia!
@noch’n Flo
Homöopathie wird deshalb gekauft, weil sie subjektiv gewirkt hat. Ob die Wirkung vom Zuckergehalt, aus den behaupteten Informationen oder wegen des Placeboeffekts eintritt, spielt für den Kunden keine Rolle. Solange eine positive Wirkung da ist – und sei sie nur eingebildet (subjektive Wahrheit), wird das Verfahren eingesetzt. Die Kausalität ist ihm egal. Und das ist gut so.
Übrigens geben Regierungen jede Menge Geld für Müll und Hokuspokus aus – z.B. Tamiflu. War etwas teurer als Globuli – etwa gleich wirksam und ‚wissenschaftlich‘ abgesichert.
@Benny:
Nein. Das ist grober Unfug.
Die Leute sind verunsichert und belügen sich selbst oder werden von sog. Heilpraktikern und manchmal sogar von Ärzten belogen und von der Pseudomedizin-Industrie nach Strich und Faden ausgenommen.
Richtig ärgerlich wird es, wenn die Krankenkassen destilliertes Wasser und Milchzuckerkügelchen auch noch bezahlen – aus den Beiträgen von allen, wohlgemerkt.
Das scheinbar ‚ökonomische‘ Argument, das du hier anbringst ist keins. Betrug ist Betrug. Auch in den Theorien der Ökonomen. Wenn es für betrügerische Produkte einen Markt gibt, dann nur weil man es mit einem asymmetrischen Markt zu tun hat. Bei einem solchen Markt fordern sogar die entschiedensten Neo-Liberalen staatliche Eingriffe.
@Benny:
Antwort in der Mod. Nur soviel. Was du da schreibst ist Unsinn.
Nein, das ist nicht gut so, den Homöopathie ist gefährlich, wenn sie die Patienten bei ernsthafteren Erkrankungen davon abhält, wirksame Medikamente zu nehmen. Man kann nicht alles durch Einbildung heilen.
Gleichwohl:
1. Der Tatbestand des Betruges setzt eine Täuschungshandlung voraus. Daran fehlt es, solange Hersteller, Verschreiber und Apotheker eine Wirksamkeit der Homöopathie jedenfalls für möglich halten oder über die Zusammensetzung des Präparates informieren. Allerdings sollte allmählich die Frage gestellt werden, ob angesichts der Forschungslage für Fachleute, die sich über den Stand der Wissenschaft informieren müssen, ein „Glaube“ an Homöopathie überhaupt noch möglich ist.
Zugleich sind aber auch die Bürger über die Problematik der Homöopathie recht gut informiert, nehmen die Präparate aber gleichwohl ein. Auch in diesem Falle liegt keine Täuschung vor.
2. Es ist Ausdruck einer Neigung zu etatistischer Bevormundung, den Patienten generell als dummes und verunsichertes Wesen zu qualifizieren, dem kraft höherer staatlicher Weisheit und (analog den abwegigen Vorstellungen des GBA-Vorsitzenden) aufgrund obrigkeitsstaatlicher Neigung zur Bevormundung vorgeschrieben werden muss, was er kaufen darf und was nicht.
@Benny
Was soll an einer politischen Entscheidung die im Grunde auf einem Versprechen von Roche beruht da die Studien nicht vernünftig überprüfbar veröffentlicht waren bitte wissenschaftlich und vernünftig sein?
@ noch’n Flo
„Was an HP Wissenschaft oder gar exakt sein soll, würde mich schon mal dringend interessieren.“
Um das zu erfahren, solltest Du einfach dem Link folgen, den uns @Lubibert Bleitreu freundlicherweise bereitgestellt hat, und den Artikel lesen.
„Dein Kommentar war ein Poe.“
Nur ein Flo-Poe, für alle anderen war der Kommentar von @Lubibert Bleitreu vermutlich eindeutig. Der Postillion war schon immer auch eine Plattform für investigative Wissenschaftsjournalisten.
@Th.Koch
Das bezweifle ich. Gibt es dazu Daten? Meine Erfahrungen lassen mich vermuten, dass nur eine winzige Minderheit tatsächlich Wissen über diesen Hokuspokus besitzt.
@nnF: dit war’n Poe. Janz eindeutich. Habick letztns uff Arweet ooch jelesen und ma heftichst einjestrullt vor Gackan. 🙂
@ Joker:
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Eso oder Truther einen Postillon-Artikel für bare Münze nimmt. In dieser Hinsicht bin ich inzwischen vorsichtig geworden.
@ Benny:
Dass Tamiflu nicht wie versprochen gewirkt hat ist keinerlei Argument pro HP.
Und positive Erfahrungen ebenfalls nicht – ganz im Gegenteil: es kommt leider immer wieder vor, dass Menschen, die mal „gute Erfahrungen“ mit HP gemacht haben, eine dringend notwendige wirksame Behandlung versäumen. Das kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Und wenn nicht, so entstehen nicht selten unnötige viel zu hohe Kosten, die von allen Versicherten mit getragen werden müssen.
@#47
Die einschlägigen Umfragen zur Akzeptanz der Homöopathie (zuletzt 2014 Forsa und Allensbach) verhalten sich dazu leider nicht, weil insoweit nicht nach Kenntnissen gefragt wurde. Das kann nicht verwundern, da die Befragungen von der Homöopathie-Lobby beauftragt wurden. Ich kann das daher nur „anekdotisch“ an meinem Umfeld festmachen. Dort ist man sich unter den Anwendern (zumeist Anwenderinnen) des Problems bewusst, verwendet die Präparate aber trotzdem. Es handelt sich allerdings durchgängig um Personen mit höherer / akademischer Qualifikation, was mit der Feststellung in den Umfragen korreliert, dass die Akzeptanz der Homöopathie mit der Schulbildung steigt (!!). Der „klassische“ Einwand gegen die Kritiker lautet dann, dass die Wirkung dem Erfahrungswissen entspreche und der Wirkungszusammenhang eben noch nicht hinreichend erforscht sei. Allerdings sind das nicht alles (oder kaum) Naturwissenschaftler.
@ Th. Koch:
Von einem Germanisten oder Philosophen würde ich auch nicht erwarten, dass er weiss, warum die HP Blödsinn ist.
@Th. Koch
Auch meine Erfahrungen sind freilich nur anekdotisch. Die Akademiker betreffend gebe ich Ihnen Recht, aber ‚Akzeptanz‘ kann nur dort sein, wo eine Differenz festgestellt wird. Unter meinen Schülern, die nur selten aus Akademikerfamilien kommen, stoße ich meist auf Unverständnis, wenn ich die HP kritisiere, nicht weil sie überzeugt sind, sondern weil ihnen der Unterschied gar nicht bewusst ist. Was der Arzt verschreibt und was man in der Apotheke kaufen kann, wird schon in Ordnung sein. Daher denke ich, dass die meisten Deutschen kein Problem mit der HP haben, weil ihnen das Wissen fehlt, nicht weil sie positive Erfahrungen damit verbinden.
„…verwendet die Präparate aber trotzdem. Es handelt sich allerdings durchgängig um Personen mit höherer / akademischer Qualifikation, was mit der Feststellung in den Umfragen korreliert, dass die Akzeptanz der Homöopathie mit der Schulbildung steigt (!!)…“
Das glaube ich sofort, kreuzt sich sogar mit meiner Umfeld Erfahrung. Habe schon immer gesagt, dass das Wesentliche überhaupt nicht gelehrt wird. Ein Diplom – nur eine Bezeichnung. Man züchtet Autoritätsgläubige, die den Stoff auswendig lernen, um eine gute Note zu kriegen. (Ich weiss wie das geht: Als ich mit Elf nach Deutschland kam, konnte ich kein Wort Deutsch. Da sass ich in der fünften Klasse in Physik, habe Texte kopiert und nur nötige Worte eingesetzt. Die Form war richtig, habe jedes mal eine „eins“ gekriegt, habe nur kein Wort verstanden – kein Deutsch verstanden, ganz zu schweigen von der Materie.)
Und wenn man dem Lehrer einfach blöde folgt, weil alles einen höheren Zweck hat – Diplom. Folgt man jedem anderen auch blöde, weil das einen höheren Sinn hat (egal welchen)
Wenn ein Affe noch unsinnige Sachen nachmacht, um aus einer dunklen Box eine Süssigkeit rauszubekommen, holt er aus einer durchsichtigen Box einfach nur die Süssigkeit. Die Menschenkinder machen den Unsinn auch bei durchsichtigen Box mit, auch wenn sie sehen, dass es unnötig ist. Nur damit die genau das machen, was der Onkel sagt.
@Th. Koch:
Habe ich an irgendeiner Stelle geschrieben, dass ich befürworten würde den Leuten zu verbieten das Zeug zu kaufen?
Es geht mir um die Aufhebung der Asymmetrie des Marktes, die hier in der mangelnden Information besteht (wie du ja selbst schreibst). Also zB durch einen gesetzlich vorgeschriebenen Aufdruck auf der Verpackung, der klar macht, dass dieses Zeug 1. von jeglichen Prüfungen auf Wirksamkeit oder Verträglichkeit ausgenommen ist und 2. dass es keine Wirkstoffe in nachweisbaren Mengen enthält. Zum allgemeinen Amusement könnte man auch gerne vorschreiben, dass die sog. „Ursubstanz“ im Klartext auf der Verpackung stehen muss. „Hundekacke D10“ zB. :-).
Das ist nur ein paar Beispiele wie man das machen könnte.
Was mein einleitender Satz zur „Verwirrung“ der Patienten angeht: Jede/r die / der mehr oder weniger ernsthaft krank wird ist erstmal ängstlich und verwirrt und macht sich Sorgen usw.. So jemand muss von einem Arzt sorgfältig aufgeklärt und beruhigt werden (eine Tätigkeit für die Ärzte in D-Land leider nur extrem unzureichend bezahlt werden). So jemand sollte man keine Heilsversprechen in Form von destilliertem Wasser und Zuckerkügelchen verschreiben!
Das mag juristisch betrachtet noch kein Betrug sein (den Begriff habe ich absichtlich übertrieben gewählt) – aber es ist zutiefst unethisch. Und ausserdem Geldschneiderei. Snake-Oil selling.
Noch mal:
Das anscheinend ökonomische Argument „soll doch jeder kaufen was er will“ ist keines. Das ist schlicht Blödsinn.
Hä? Uuups … zweimal CTRL-V. Tschuldigung.
@Th. Koch
Er soll kaufen, was er will, aber der eigentlich Skandal ist, wenn die Kasse dabei mitbezahlt. Anonsten sind die Krankenkassen ja eher geizig. Bei Brillen bekommt man fast nichts mehr. Stoßwellentherapie bei Fersensporn oder Tendinitis der Achillessehne bzw. hyperbare Sauerstofftherapie bei Tinnitus oder Schwindel werden beispielsweise von den Gesetzlichen nicht bezahlt, obwohl sie wirksam sind. Aber HP wird bezahlt. Das passt nicht zusammen.
@alderamin
Völlig korrekt. Ich habe allerdings noch einmal Naturwissenschaftler(innen) aus den Bereichen Biologie / Chemie konsultiert, die ihren Kindern HP gaben. Sie versichern, dass die Präparate geholfen haben und Placebo-Effekte keine hinreichende Erklärung seien. Man stehe vor einem Rätsel hinsichtlich des Wirkungszusammenhangs, lasse sich aber vom Ergebnis überzeugen.
Das illustriert ziemlich gut das Problem, dass die Kritiker haben: Was soll man darauf entgegnen?
@ Th.Koch
Man kann entgegnen, dass es sich nicht um ein Rätsel handle und der Placeo-Effekt sehr wohl eine hinreichende Erklärung sei. Wer diese Erklärung und die Belege dafür nicht akzeptiert, will daran glauben. – Gibt es auch Globuli gegen den Glauben an die Wirksamkeit von HP? Man sollte welche auf den Markt bringen!
@TH. Koch
Entschuldigen Sie, aber das ist weiterer Unfug und ohne jeden Belang. Sie behaupten sie hätten Naturwissenschaftler(innen) gefragt und die würden dann laut ihrer Darstellung sagen man stehe vor einem Rätsel (was bezüglich ihrer NWler stimmen mag, aber keineswegs verallgemeinert werden darf, wie in ihrem folgenden Satz geschehen).
Die Kritiker der HP haben kein Problem damit, womit man ein Problem hat, ist dass die HPler (und anscheinend auch ihre befragten NWler) die sehr eindeutige Datenlage nicht aktzeptieren. Es gibt keine, ich wiederhole, keine einzige Studie, die belegt, dass HP über den Placebo-Effekt hinaus eine heilsame Wirkung besitzt (Hypoglykämie ausgenommen :-)).
Da dem so ist, lesen Sie gern die Literatur nach, ist die Behauptung ihrer befragten NWler einfach nur falsch, mehr nicht.
Was für ein Problem soll sich da für die Kritiker ergeben?
Ich möchte nochmal betonen,
1. das Grundprinzip der HP (Simile) ist gequirlter Quark (auch wenn immer gern von Befürwortern behauptet wird, „Hey beim Impfen macht man es doch genauso“, dies ist ebenfalls sehr breit getretener Quark und falsch).
2. Es gibt keine Theorie über den angeblichen Wirkmechanismus der HP, die nicht widerlegt wäre.
3. Es gibt noch nicht einmal eine halbwegs einheitliche Theorie wie man HP anwenden sollte (vergleichen sie mal Hahnemann mit dem was über die Jahre so alles an Vorschriften zur Einnahme und Herstellung von HP-Mitteln verbreitet wurde/wird).
4. Die HP war schon tot und beerdigt (siehe Donner-Report in den 40er Jahren), so tot dass es eigentlich schon Leichenschädnung ist sie wieder hervorzukramen und das verdanken wir nur den dollen Weizäckers (Mann und Frau), vielen Dank auch!
adent:“ Verdanken wir den Weizäckers…“
Waren das nicht Veronika und Karl Carstens oder ist mir da was entgangen?
Felix….
Felix: Yep
Sorry, falscher Präsident 🙂
Gerade bin ich zufällig in meinen Notizen über ein Zitat von Ben Goldacre gestossen das so hervorragend zum eigentlichen Thema des Artikels oben passt, dass ich es hier noch reinschreiben möchte:
Er schreibt im Manifest zu seinem Blog (https://www.badscience.net/2003/04/be-very-afraid-the-bad-science-manifesto/):
„Science, you see, is the optimum belief system:
because we have the error bar, the greatest invention of mankind,
a pictorial representation of the glorious undogmatic uncertainty in our results,
which science is happy to confront and work with. Show me a politician’s speech,
or a religious text, or a news article, with an error bar next to it?“
REM: Bevor hier jemand anfängt über das Wörtchen „belief“ eine Diskussion vom Zaun zu brechen: Er / Sie möge bitte den Unterschied zwischen den beiden Englischen Begriffen „Faith“ und „Belief“ nachschlagen. Ich wünschte manchmal, wir hätten auch zwei verschiedene Begriffe dafür. Das würde so manches (oft absichtliches) Missverständnis verhindern.
Zur „anekdotischen“ Beweisführung der Homöopathie möchte ich anmerken, dass genau diese Art der Beobachtung nicht wissenschaftlich ist, weil sie nicht reproduzierbar ist. Wenn mir glaubhaft versichert wurde, dass der Enkel meines Nachbars besser schläft, nachdem ein Apachen-Medizinmann die Geister im Kinderzimmer mit Büffelmilch besänftigt hat, dann glaube ich durchaus, dass das Kind besser schläft. Ich glaube auch gerne, dass mit so einem Ritual auch körperliche Symptome gelindert werden können oder der Medizinmann pharmazeutisch wirksame Kräuter und effektive Heilmethoden kennt. Die Macht der Rituale ist nicht zu unterschätzen, schliesslich begleiten sie uns seit der Menschwerdung bis heute.
Das Problem ist die Verwechslung/Durchmischung von Medizin und Heilpraktik. Natürlich will jeder Mediziner seinen Patienten in erste Linie heilen, und zwar mit allem was ihm zur Verfügung steht und ethisch vertretbar ist. Mediziner sind aber keine Wissenschaftler und in der Regel interessieren sie sich auch wenig dafür, warum etwas wirkt, sondern eher nur dafür, DASS es wirkt.
Gleichzeitig öffnet das die Tür für Hokuspokus, was für die wissenschaftliche Arbeit und nicht zuletzt die Medizin sehr gefährlich ist. Zur Zeit findet ein Kampf um die Deutungshoheit der Wahrheit statt, bei dem Homöopathen sich wie Mediziner verhalten und in der Folge auch Mediziner zu Homöopathen „weiter qualifizieren“. Mit der gleichen Logik dürfte in 10–20 Engelheilung ebenfalls von den Kassen übernommen werden.
Durch diesen Prozess wird aber die wissenschaftliche Methode als solche attackiert. Kreationisten, Homöopathen und andere stellen ihre „Theorien“ neben die Theorien der Wissenschaft und erheben den selben Anspruch auf „die Wahrheit“. Dabei leidet das Ansehen der Wissenschaft logischerweise, weil sie plötzlich nur noch eine „verrückte Theorie“ unter vielen anderen ist.
Gleichzeitig ist die Wissenschaft als solche zur Zeit auch in einer starken Vertrauenskrise, was viele teils selbstverschuldete Ursachen und Gründe hat.
Man sollte erwarten, dass es viele Wissenschaftler mit Leichtigkeit hervortreten, die falschen Schlussfolgerungen und fehlerhaften Argumentationen insbesondere der Homöopathen zerlegen und deren spontane Beobachtungen schlüssig erklären. Das passiert aber nicht, beziehungsweise beginnt es jetzt, sehr langsam und sehr spät.
Aus genau diesem Grund mache ich das übrigens 🙂
Die Krankenkassen wissen ganz genau über die fehlende Wirkung von homöopathischen Mixturen. Das Problem ist, dass bei den GKVs Wettbewerb gewollt ist und die Kassen daher um Mitglieder kämpfen. Die Versicherten glauben daran und wählen ihre Kasse danach aus, ob Kosten für derlei Hokuspokus übernommen wird. Ein Kasse fängt damit an und alle anderen ziehen nach. Es gibt wohl noch eine sehr kleine Kasse, die das als Option anbietet mit Zusatzbeitrag; gelesen im Magazin des GKV- Spitzenverbands ;-).
… Homöopathie – tut dem menschen GUT. Es gibt hier auch viele methoden – POTENZIEREN von heilkrautern bis zum fast Nichts – die grosse Leere als Raum fur Wunder. Es gibt den Wasserpapst pfarrer kneipp – methoden nach Hahnemann – und Erbsenzahlen als erste GENETIK mit mendel liesen sich gut kombinieren – gewusst wie als KNOWHOW.
Es ist eine junge alte neu erkannte MEDIZIN die es zu fordern gilt …
Homo sei ganz mensch – biotec4u
Doppelter facepalm ist nicht ausreichend, um #66 zu beschreiben.
Also dazu noch den guten Bullet: Form und Inhalt!
@adent:
Nee, das ist bloß ein Werbe-Bot.
Da versucht jemand die Suchergebnisse nach dem Stichwort biotecdingens bei Google nach oben zu juxen.
Ziemlich erfolglos, wie mir scheint.
Hirschhausen dazu:
https://www.zeit.de/2016/42/eckart-von-hirschhausen-alternativmedizin-gefahr-heilpraktiker/komplettansicht
Gefällt mir gut, was er sagt.
Habe den Artikel gerade gelesen und mich durch die „Anmerkungen“ gewühlt….da hab´ich mich an ein Gespräch mit einem erfahrenen Medizinprof. erinnert. Er sprach immer vom „….gegenwärtigen Stand des Irrtums…“. Vielleicht kommt man in diesem dialektischen Spannungungsfeld weiter…Gruß an die Gemeinde 😉
[…] Wahrheit über Homöopathie, Astrodicticum simplex am 13. Oktober […]