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sb-wettbewerb

Das sagt die Autorin des Artikels, Lisa Leander über sich:

Ich bin gelernte Wissenschaftsjournalistin, arbeite aber jetzt am KIT. Im Studium und beruflich habe ich schon ab und zu an verschiedenen Stellen gebloggt.

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Worte sind nie genug

Es gibt diese Menschen, die gar nichts Böses wollen. Sie glauben nicht an Verschwörungen, verteufeln keine Impfungen oder Maßnahmen für den Klimaschutz. Sie wollen einfach nur die Welt erklären. Aber genau an dieser Stelle läuft alles schief. Die theoretische Physikerin Sabine Hossenfelder kennt solche Menschen. Sie hat Emails bekommen, in denen der Absender erklärt, er habe wahrscheinlich die neue Weltformel entdeckt, ob sie seine Theorie nicht eben prüfen könne. Er (es ist komischerweise immer ein er) ist selbst kein Physiker. Doch anstatt die Hände über dem Kopf zusammenzuschlagen, bot Hossenfelder einen neuen Service an: “Talk to a physicist. Call me on Skype. $50 per 20 minutes“.

Was dann geschah, erklärt sie in einem Blogpost. Sie hatte Erfolg mit ihrer Idee und hat für ihren Bericht im Netz viel Anerkennung bekommen. Denn diese Emails kennen nicht nur Physiker, sondern auch Wissenschaftsjournalisten und Mitarbeiter aus der Öffentlichkeitsarbeit. Ich habe sie auch erhalten, und nicht nur Emails, sondern schriftliche Abhandlungen, die per Post kamen, viele Seiten, aufwendig gestaltet und gebunden. Es sollte um Physik gehen, doch die Texte enthielten keine einzige Formel. Ich finde es toll, dass Sabine Hossenfelder die „autodidaktischen Physiker“, wie sie sie nennt, ernst nimmt und sich als Ansprechpartnerin anbietet. Doch die Frage bleibt: Wie kommen die Leute eigentlich darauf, immense Zeit und Mühe in, nun ja, gedankliche Luftschlösser zu stecken? Viele von ihnen haben anscheinend echtes Interesse an den Geheimnissen des Universums, warum steuern sie zielsicher an bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen vorbei?

Hossenfelder hat dazu folgende Erklärung: Die Wissenschaft wird zu anschaulich dargestellt. Journalisten würden oft Metaphern oder Illustrationen benutzen, um komplizierte Zusammenhänge und Phänomene zu erklären, ohne deutlich zu machen, wie unzureichend solche Umschreibungen sind. Mich überzeugt dieses Argument nicht ganz, ähnlich sieht es Henning Krause von der Helmholtz-Gemeinschaft in seiner Augenspiegel-Kolumne (im Absatz: „Wie sollen ForscherInnen kommunizieren?“). Ich musste spontan an einen Beitrag von Axel Bojanowski denken, in dem er sich damit auseinandersetzt, wie gut oder wie schädlich Metaphern im Wissenschaftsjournalismus sein können. Er schreibt über Geologie und wenn er Vereinfachungen benutzt, ist ihm klar, dass sie nicht exakt sind. Doch wenn er einen lesenswerten Artikel verfassen will, muss er diese Ungenauigkeit in Kauf nehmen. Zugespitzter – dafür sehr amüsant – ist es in diesem GIF zur Entdeckung des Higgs-Bosons dargestellt. Doch auch hier macht der Autor klar, dass er der Presse nicht vorwirft, alles zu verfälschen. Vielmehr möchte er zeigen, wie schwer es ist, die Fachsprache zu „übersetzen“.



Ich denke, die meisten Wissenschaftsjournalisten kennen den Nutzen und die Gefahren von Metaphern sehr wohl. Ein großer Teil von ihnen hat selbst ein wissenschaftliches Studium hinter sich – wie Bojanowski. Sie kennen beide Welten, die der (früheren) Fachkollegen und die des Publikums, für das sie berichten. Auch diejenigen, die keine Wissenschaftler sind, müssen das runterbrechen, was ihnen der Experte im Interview so ausführlich dargestellt hat. Das Gleiche gilt für Pressesprecher, die diesen Balanceakt zum Beispiel bei Pressemitteilung bewältigen müssen.

Es gibt natürlich Ausnahmen, vor allem wenn unbedacht schlechte Vergleiche gezogen werden oder eine ohnehin schon schiefes Bild immer wieder übernommen wird. In der Berichterstattung zur Entdeckung des Higgs Bosons war das sicher der Fall (Gottesteilchen!). Trotzdem musste ich nach Hossenfelders Blogbeitrag an etwas anderes denken. Ich weiß nicht mehr genau, wann ich zum ersten Mal die „Kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking in der Hand hatte. Es war auf jeden Fall lange bevor ich selbst den Berufsweg Wissenschaftsjournalist eingeschlagen habe. Es war eine illustrierte Ausgabe und ich fand sie fantastisch! Die vielen Bilder halfen über die schwierigen Textstellen hinweg, selbst wenn man nur durch die Abbildungen blätterte, gab es eine Menge zu entdecken. Genau das muss Sabine Hossenfelder meinen, wenn sie von den bunten Illustrationen spricht, von den manche Leute denken mögen: „Genau so ist das, so funktioniert das.“ Daraufhin formulieren und konstruieren sie ihre eigene Weltformel. All die Mathematik und die jahrelange Forschungsarbeit, die hinter diesen Theorien steht, sind schließlich nicht erkennbar. Ich meine, ich hätte einmal gelesen, dass in Hawkings ursprünglichem Manuskript eine ganze Menge Formeln erhalten waren. Doch da das Buch eine breite Leserschaft erreichen sollte, flogen sie bei den Überarbeitungen des Textes wieder raus. Wesentlich besser erinnere ich mich daran, dass mein Physikprofessor solche Bücher als Werke der Naturphilosophie bezeichnete, nicht der Physik – denn die Sprache der Physik sei die Mathematik, und die fehle hier komplett.

Quelle: Lisa Leander, CC by-nc-nd
Quelle: Lisa Leander, CC by-nc-nd

Hatte ich beim Lesen damals die Vorstellung, das Universum ließe sich in ein paar bunten Bildern erklären? Fest steht, dass ich bei dem Buch von Hawkings Physikerkollegen Kip Thorne – ein Wälzer mit mathematischem Anhang namens „Gekrümmter Raum und verbogene Zeit“ – nie über das einleitende Kapitel hinauskam. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass man wissenschaftliche Sachverhalte in Worten niemals so präzise ausdrücken kann, wie es in Formeln möglich ist – das gilt zumindest für die Naturwissenschaften. Die Übersetzung in geschriebene Sprache ist immer eine Annäherung, eine Umschreibung, ein Ausschnitt des Ganzen. Selbst an die einfachsten, grundlegendsten Gesetze kann man nur dann wirklich erfassen und auf ihnen aufbauen, wenn man die Formeln vor sich hat. Geht es nur nach der fachlichen Genauigkeit, hat der Journalist, Autor oder wer auch immer im Grunde schon verloren, sobald er die ersten Worte aufs Papier bringt.

Ich werde trotzdem nicht aufhören, solche Bücher zu lesen. Neben denen, die sich ebenfalls gerne in solchen Texten vertiefen, gibt es andere, die sie nicht mögen, oft aus den oben genannten Gründen. Ich fand es allerdings interessant, dass Sabine Hossenfelder auf nicht explizit auf diesen Punkt eingegangen ist. Die großen Unterschiede zwischen journalistischen Produkten und Sachbüchern lasse ich jetzt außen vor, doch können nicht beide das Weltbild beeinflussen, dass die wissenschaftlichen Autodidakten sich aufbauen? Oder braucht man nur „populärwissenschaftlich“ davor zu schreiben, damit die Sache scheinbar klar ist? Wie gehen die Autoren solcher Bücher damit um, haben sie einfach Lust am sprachlichen Formulieren oder hadern sie auch mit den Worten?

So, das waren einige offene Fragen zum Schluss 🙂 Was meint ihr? Ohne die eine oder die andere Seite verteufeln zu wollen, was und vor allem wie lest ihr, wenn es um Wissenschaft geht?

18 Gedanken zu „Worte sind nie genug“
  1. Ich denke, es ist wichtig, mit Worten, Metaphern und Bildern zu versuchen, Wissenschaft anschaulich zu erklären. Es wäre doch schade, der Allgemeinheit die Wunder der Natur vorzuenthalten. Ein gutes Populärwissenschaftliches Buch schafft es, Begeisterung für die Schönheit und Eleganz der Natur zu wecken und so den Menschen Wissenschaft zugänglich zu machen. Daduch wird auch gleich Desinformation und Scharlatanerie entgegengewirkt. Ausserdem finde ich, dass die Menschen, die die Forschung mit ihren Steuergeldern finanzieren auch ein Recht darauf haben, an den Ergebnissen teilzuhaben. Un schlussendlich sollte man nie ausschließen, dass die eine oder andere Idee, die dabei herauskommt dann doch (sehr selten) Erfolg hat.

    Dass dabei einige Menschen über das Ziel hinausschiessen und sich in ihren eigenen Theorien versteigen finde ich gar nicht so schlimm. Es mag zwar für Wissenschaftler lästig sein, mit immer den gleichen Fragen bombardiert zu werden und diese Menschen mögen enttäuscht sein, wenn sie den Eindruck bekommen, dass ihnen neimand zuhört oder wenn sie erkennen, dass ihnen einfach die Grundlagen fehlen um eine Theorie aufzustellen, die einen echten Beitrag leistet und ernst genommen wird.

    Meiner Meinung nach überwiegt der Nutzen bei Weitem die Nebenwirkungen.

  2. Ich habe vor einigen Jahren mit Begeisterung das Buch „Skurrile Quantenwelt“ von Silvia Arroyo Camejo gelesen. Beim ersten Durchblättern wurde ich erschlagen von den vielen Gleichungen, aber die (damals erst 17-jährige) Autorin schafft es wirklich, die Mathematik als Sprache zu vermitteln und nicht als Selbstzweck. Ich habe aus diesem dünnen Buch mehr über Physik gelernt als aus allen populärwissenschaftlichen Schwergewichten von Randall, Hawking und Greene, wobei ich die Qualität dieser Bücher keineswegs in Frage stelle. Aber das sind Bücher vorwiegend zum Lesen und Staunen, nicht aber zum Verstehen. Um etwas wirklich über Physik zu lernen, muss man sich ein Werk wie z.B. die Feynman Lectures antun. Das ist für Physik-Laien wie mich sehr mühsam und langwierig, aber es ist wie bei einer Mahler-Sinfonie: Das Glücksgefühl kommt erst hinterher.
    Es ist ja tatsächlich so, dass die meisten Leser ein Buch wieder ins Regal stellen, wenn sie beim Durchblättern nur eine einzige Formel sehen. Dass die meisten nun mal seit der Schule keinen bewussten Kontakt mehr zur Mathematik hatten, ist nur ein Teil des Problems. Viele sehen in der Mathematik eine „reine Theorie“ (im Sinne einer Hypothese), die nicht unbedingt einen Bezug zur Realität haben muss und auf die man gut verzichten kann, wenn man über ausreichend gesunden Menschenverstand verfügt. Ich glaube, diese Einstellung ist die wesentliche Barriere, die zum Physikverständnis überwunden werden muss.
    Wir sollten nicht um den heißen Brei herum reden: Mathematik *ist* schwierig. Aber andere Dinge sind auch schwierig, z.B. Finanzgeschäfte, Steuerrecht und die Analyse eines Fußballspiels (Dinge, von denen ich keinen blassen Schimmer habe). Trotzdem gibt unglaublich viele Experten auf diesen Gebieten. Die Bereitschaft, komplizierte Zusammenhänge zu durchschauen, ist also offenbar grundsätzlich gegeben.

  3. Ja, abstrakte Worte und Begriffe sind nie genug … es gibt ja noch die Illustration …

    Und vor allem die öffentliche Auseinandersetzung anstelle des Ausgrenzung.

    Vielleicht sollte man was in der Art der Casting-Shows machen, zB „Deutschland sucht den Super-Hobby-Physiker (-Chemiker, -Astronomen etc.)“. Einige der Scienceblogger, und auch Kommentatoren, wären durchaus jury-tauglich … 🙂

    Es ist übrigens bemerkenswert, dass von den bisher sechszehn veröffentlichten Beiträgen sich (meiner Meinung nach) ca. acht bis neun explizit mit dem „Problem der Wissenstransfers“ aus der Welt der exakten Wissenschaften in die „Niederungen“ der Populärwissenschaften beschäftigen, in einem erfrischend breiten Spektrum, vom reizenden „take me by the hand“-Text Mimi’s Zahl bis zur leicht ungeduldigen Attitude bei Als ob man Schokolade über eis giesst, – und dies alles, nachdem auf diesem Blog in den letzten Monaten in lesenswerten Texten auf diese Problematik eingegangen worden ist.

  4. Schöner Beitrag. Es geht immer wieder um die Frage, was ist die Aufgabe des Textes, was will er leisten, was kann er leisten und wie verhält er sich zur Lesererwartung. So in etwa: Lesespaß = Erwartung + Text (Info x Lesefluss x Unterhaltungswert). Vorausgesetzt, wissenschaftliche Beiträge dürfen beim Lesen überhaupt Spaß machen…

  5. @Lisa Leander

    Netter Artikel.

    Ich musste spontan an einen Beitrag von Axel Bojanowski denken, in dem er sich damit auseinandersetzt, wie gut oder wie schädlich Metaphern im Wissenschaftsjournalismus sein können.

    Er ist da ja auf seine eigene Metapher hereingefallen, dass das Gestein fließe wie Fensterglas – denn, wie er selbst oben schreibt, fließt Fensterglas gar nicht (das hatte ich mal aus einem Buch über Fernrohrselbstbau „gelernt“, demnach man einen Teleskopspiegel waagerecht lagern sollte, und es in einem Forum erwähnt, woraufhin es tüchtig verbale Haue gab).

    Ich meine, ich hätte einmal gelesen, dass in Hawkings ursprünglichem Manuskript eine ganze Menge Formeln erhalten waren. Doch da das Buch eine breite Leserschaft erreichen sollte, flogen sie bei den Überarbeitungen des Textes wieder raus.

    Ich glaube, es war auch Hawking, der mal gesagt hat, mit jeder Formel halbierten sich die Verkaufszahlen seiner Bücher. In „Der Stoff aus dem der Kosmos ist“ von Brian Greene sind hinten im Anhang viele Formeln drin, aber die hängen mich dann teilweise auch ab, sind nur etwas für Physiker. Trotzdem finde ich gut, dass sie enthalten sind, weil sie zeigen, wie kompliziert die Zusammenhänge sind.

    Viele von ihnen haben anscheinend echtes Interesse an den Geheimnissen des Universums, warum steuern sie zielsicher an bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen vorbei?

    Eben weil sie die Mathematik ohnehin nicht verstehen würden, aber die populärwissenschaftliche Erklärung schon. Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Schüler vom Welle-Teilchen-Dualismus gehört hatte und dann zu überlegen begann, wie man beide unter einen Hut bringen könnte. Was sich keiner vorstellen konnte, wollte ich lösen! Das ist wahrscheinlich ein ganz natürlicher Vorgang, wenn man sich mit einem Thema beschäftigt und von „ungelösten Rätseln“ die Rede ist. Ist eigentlich ein Zeichen, dass die Betreffenden das Prinzip von etwas verstanden haben. Nur eben nicht die Hintergründe kennen, was nur mittels eines Fachstudiums möglich ist.

    Ich frage mich, ob Frau Hossenfelder am Ende wirklich ihre $50 pro 20 Minuten bekommt, denn sie wird den Anrufern kaum die Antworten geben können, die diese hören wollen. Ist schon fast ein wenig Abzocke, bei dem Preis.

  6. ja, „witzig“ – wie sich 3 konsekutive artikel um ein thema ranken… 😉
    am sonntag-morgen hatte ich mich über (für mich) unsinnige vergleiche bei der medialen wissenschafts-aufbereitung beschwert – und hier nun eine wissenschaftsjournalistin, die sich teils mit metaphern schwer tut. wie sich der wissenschaftler mit den eigenen metaphern schwertut. und eine wissenschaftsjournalistin, die mehr fragen aufwirft als beantwortet.
    und in diesem kontext dann noch der artikel dazwischen – mimis zahl – der sich damit beschäftigt, einem „laien“ ein „wissenschaftliches“ thema adäquat zu vermitteln!

    wie wir sehen: alles nicht so einfach!

    letztlich hoffe ich weiterhin auf nicht „überkreative“ vergleiche/ metaphern – wohinein ein/e wissenschaftler/in / wissenschaftsjournalist/in heute durchaus schnell abgleiten kann…

    macht man es allen recht, macht man es keinem recht!
    es ist und bleibt schwierig!

  7. …was und vor allem wie lest ihr, wenn es um Wissenschaft geht?

    Ich habe schon immer gerne populärwissenschaftliche Bücher gelesen und wenn sie gut geschrieben / illustriert sind, finde ich das nicht nur unproblematisch sondern sogar unverzichtbar, wenn ich mich über ein Fachgebiet informieren will, das ich nicht studiert habe (und das sind ja nun mal die meisten…).

    Ich habe den Artikel übrigens gerne gelesen – sehr angenehm geschrieben.

  8. @Florian: Danke fürs Reparieren!
    @Withold_Ch: Ja, wirklich interessant, dass sich einige der Texte um dieses Thema drehen. Wenn nicht nur die Autoren das Problem kennen, sondern auch die Leser/Zuschauer kritisch hinterfragen, was so alles über Wissenschaft erzählt wird, dann ist schon viel gewonnen, denke ich.

  9. @Lisa Leander
    „Wenn nicht nur die Autoren das Problem kennen, sondern auch die Leser/Zuschauer kritisch hinterfragen, was so alles über Wissenschaft erzählt wird […]“

    In Ermangelung primärer / detaillierter Kenntnisse der Materie (das zeichnet uns Laien ja gerade aus), gestaltet sich das kritische Hinterfragen von Artikeln, Blogs, Videos, etc. eher schwierig.

    Da setze ich schon auf die Vorsicht bzw. Sorgfalt des Erstellers.
    Anderes bleibt mir kaum übrig.
    Wie könnte ich Darstellungen aus zweiter Hand kritisieren, mit Erlerntem aus höchstens ebendieser Erfahrungsebene?

    Lieber hinterfrage ich meine Position als Rezipient dahingehend, daß ich über die phänomenologische oder metaphorische Darstellung hinaus keine weitere eigene Schlüsse ziehe.

  10. Trotzdem (das vergaß ich noch anzufügen) ist das ein Problem, dessen wir Laien uns stets bewusst sein sollten.

    Ihr Artikel gefiel mir außerordentlich.

    Herr Freistetter hat das vor einigen Wochen ja schon einmlmal thematisiert.
    Das schmälert Ihren Beitrag kein bisschen.

    Man kann das wirklich nicht oft genug aufgreifen.

  11. Wissenschaft kann und muss erklärt werden – auch Menschen, die die Mathematik nicht verstehen. Oder sogar gerade auch den Menschen, die die Mathematik nicht verstehen.

    Denn Wissenschaft soll eine Wirkung auf die Gesellschaft entwickeln, und das nicht nur über die Technik. Sondern sie soll das Weltbild beeinflussen, das in der Gesellschaft vorherrscht.

    Deshalb finde ich übrigens dieses Blog so wichtig.

  12. Danke für den Beitrag! Weil du da schon so eine schöne Steilvorlage gibst…

    Zu den Bildern / Metaphern: Sie sind nötig und so… steht ja alles oben im Text. Darauf will ich hier nicht eingehen. Was imho nicht so richtig aus dem Text herauskommt – alle Modelle / Theorien sind auch nur ‚Bilder‘, die wir uns von Sachverhalten machen. Dabei vernachlässigen wir geflissentlich bestimmte Sachverhalte oder Details, die erst einmal nicht wichtig erscheinen (oder die wir noch nicht kennen). Das trifft selbstverständlich auch auf Theorien zu, die rein mathematisch formuliert werden können. Ich erinnere mich noch ziemlich genau an meine allererste Vorlesung in theoretischer Physik, als der Prof. sich vorne hinstellte und (im übertragenen Sinne) meinte: „Wir behandeln hier Theorien. Das sind Denkstützen, die so konstruiert sind, dass sie einen bestimmten Gültigkeitsbereich haben. Bei der Konstruktion von Theorien werden immer Aspekte der Wirklichkeit ignoriert, um das Eigentliche mathematisch formulieren zu können. Wir können Theorien nie beweisen, nur widerlegen.“ Da guckt man als Physik-Ersti erstmal nicht schlecht aus der Wäsche. Vor allem, weil das im Alltag nie so klar herausgekehrt wird.
    (Nur um hier niemandem auf die Füße zu treten: Mir ist klar, dass die Autorin das alles weiß. Das auch noch im Blog unterzubringen wäre… lang. Zu lang, nehme ich an. Es hat ja an der einen oder anderen Stelle schon ‚um die Ecke gelugt‘.)
    ——–
    Wovon ich im Moment nicht so überzeugt bin, ist die Aussage, dass man sich mit Worten nie so präzise ausdrücken kann, wie mit Formeln. Spätestens wenn man selbst mal eine größere Arbeit oder einen Fachartikel schreibt, dann ist man gezwungen sich sehr viel Gedanken über klare Formulierungen zu machen. Und einige Artikel sind extrem präzise geschrieben… meist bedeutet das dann aber auch, dass man extrem genau und gründlich lesen muss. Ein literarischer Genuss ist das meistens nicht.

    Das ist nur meine Meinung – ich sehe die Mathematik als eine extrem elegante, verkürzte und praktische Sprache an, aber nicht als die einzige Methode naturwissenschaftliche Sachverhalte sehr genau darzustellen. Ich denke nur, dass es mit der normalen Sprache anstrengend lang und schwierig zu lesen wird. Das mag jetzt alles ein wenig spitzfindig klingen – ist es auch – aber der Blog hat mich so schön darauf gestoßen. Also nicht falsch verstehen – toller Blogbeitrag; hat mir sehr gefallen… sonst hätte ich ja nichts kommentiert. 😉

  13. @Isaak: Danke für den Kommentar, völlig berechtigter Einwand. Ich habe natürlich stark die Journalisten-Brille auf. Trotzdem habe ich auch schon mit Physikern um die richtige Formulierung gerungen. Wenn man Physik populärwissenschaftlich erklären will, ist es natürlich nochmal was anderes, als wenn man für ein Fachpublikum schreibt. Aber wie du schon sagtest, Mathematik ist eine so elegante und verkürzte Spache, dass es zumindest sehr knifflig ist, das Gleiche in Worten genauso gut (und auch einigermaßen knapp) auszudrücken.

  14. Na ja, als Einwand meinte ich das eigentlich nicht. Nur etwas, worauf mich dein Blog gestoßen hat. Eher als Sache, die mir beim Lesen einfiel.

    @etwas anderes, wenn man es populärwissenschaftlich erklärt: Ja und das ist unglaublich schwer (finde ich). Da den richtigen Ton zu treffen und weder zu langweilen, noch den Leser zu überfahren… Deswegen gibt’s Leute, die das beruflich machen. Die heißen, glaube ich, Journalisten, oder so ähnlich. 🙂 Es hat schon einen Grund, warum sich viele wissenschaftliche Einrichtungen eine Öffentlichkeitsabteilung leisten.

    Schön, dass du hier den Unterschied zw. den ‚Sprachgewohnheiten‘ mal etwas herauskehrst und betonst – das wird mMn. viel zu selten gemacht.

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