Habt ihr zu Weihnachten ein Teleskop bekommen (oder euch vielleicht selbst eines gekauft)? Dann könnt ihr ja jetzt nach Herzenslust den Himmel beobachten! Aber vielleicht habt ihr ja auch nur eine neue Spiegelreflexkamera bekommen… dann müsst ihr aber nicht traurig sein! Es gibt Abhilfe – ihr müsst nur ein wenig basteln, und dann könnt ihr auch mit eurem Fotoapparat extrasolare Planeten detektieren! Ok, „ein wenig basteln“ ist vermutlich untertrieben. Man sollte schon handwerklich begabt sein. Die Kamera an sich – vorausgesetzt sie ist kein billiges Kompaktteil – ist kein Problem. Sie reicht aus, um die Helligkeitsveränderungen zu messen, die auftreten, wenn ein Planet vor seinem Stern vorüber zieht. Aber was man braucht, ist eine Nachführung, die die Rotation der Erde um ihre Achse ausgleicht, damit die Kamera kein verwischtes Bild der Sterne aufnimmt. Sowas kann man kaufen (was teuer ist), aber auch selber basteln. Ok, ich könnte das vermutlich nicht. Aber vielleicht gibt es ja handwerklich begabte Leserinnen oder Leser denen während der Feiertage ein bisschen langweilig ist. Für euch gibt es hier eine Anleitung, die zeigt, wie man mit einer Kamera, ein bisschen Holz und Metall und ein wenig simpler Elektronik eine Nachführung basteln und auf Planetensuche gehen kann:

Und wenn ihr was entdeckt, dann sagt bitte Bescheid!

Die anderen hilfreichen (na ja…) Videos aus der Serie „Mit Wissenschaft durch den Advent“ gibt es übrigens hier:

14 Gedanken zu „Mit Wissenschaft durch die Feiertage (13): Exoplaneten mit der Spiegelreflexkamera beobachten“
  1. Hier ist es seit Wochen zu bewölkt, um irgendetwas zu beobachten.

    Eine Nachführung zu basteln überfordert meine handwerklichen *hüstel* Fähigkeiten.

  2. @Florian:
    Wenn das so einfach ist, warum werden dann erst jetzt die ganzen Planeten entdeckt? Hatte vorher keiner die Idee dazu?

    @Dietmar:
    So gehts mir auch aber das gibt es auch fertig zu kaufen. Ich habe mir gerade den Skywatcher Star Adventurer gekauft. Kostet je nach nötigem Zubehör so 300-400€.

  3. @Markus

    Wenn das so einfach ist, warum werden dann erst jetzt die ganzen Planeten entdeckt?

    Weil erst die Digitaltechnik erlaubt, die Helligkeit mit der notwendigen Genauigkeit zu messen (28 Milli-Magnituden!). Dazu braucht es gute Sensoren und geeignete Software, die gibt’s für Amateure erst heute (für Profis schon seit 20 Jahren und länger). Außerdem muss man wissen, wann man welchen Stern anschauen muss und dass die Helligkeitsschwankung wirklich auf einen Planeten zurückgeht, und nicht einen Sternfleck, Variabilität des Sterns oder einen stellaren Begleiter. Das haben einem die Profis schon abgenommen.

    Übrigens kann man die „Barndoor-Montierung“ auch generell zum Fotografieren einsetzen, es muss ja nicht gleich die Suche nach Exoplaneten sein, und es gibt auch einfachere Versionen mit Handbetrieb.

    https://www.nightskypix.com/equip/ScotchMount.htm
    https://www.astropix.com/BGDA/SAMPLE2/SAMPLE2.HTM

  4. @Alderamin:
    Ich formulier es anders:
    Ungefähr die Hälfte der bekannten Exoplaneten wurde dieses Jahr entdeckt und zwar größtenteils durch die Transitmethode. Diese Methode hat erst seit 2010 zu nennenswerten Erfolgen geführt. Wieso, wenn doch die Sensoren+Software für Profis schon seit 20 Jahren zur Verfügung stehen?

    Die Sensoren der Amateurkameras sind seit 2010 auch nicht so extrem viel besser geworden, das Verfahren hätte damit sicherlich auch schon 2010 funktioniert. Wenn das eigentliche Problem darin liegt, die Ursache der Helligkeitsschwankung zu kennen, dann ist das ja relativ sinnlos als Hobbyastronom?!

  5. @Markus #6:
    Der Sinn für den Hobbyastronomen liegt doch nicht darin, unbedingt einen neuen Exoplaneten zu entdecken, sondern mit für einen Laien zugänglichen Mitteln und handwerklichem Geschick und etwas Software-Kenntnis sellbst einen Exoplaneten zu „sehen“/nachzuweisen (eben mit der von Profis erbrachten Vorkenntnis, dass da ein solcher ist) .

    Sonst wäre ja z.B. auch der Kauf eines kleineren Amateurteleskops sinnlos, weil ja die Experten mit ihren viel größeren Geräten schon alles viel besser gesehen und beeindruckender fotografiert haben, als es der Laie jemals könnte.

    Der Sinn ist einfach: Weil es Spaß macht selbst so ein Projekt auf die Beine zu stellen und wahnsinnig cool ist! 🙂

  6. @Markus

    Ich glaube, weil man mit der Transitmethode (Kepler) auch sehr weit entfernte Sterne beobachten kann. Während die Sensonren+Software nur nahe Sterne ins Visier nehmen kann.

    1. @Markus: Das die Transitmethode gerade in den letzten Jahren so erfolgreich war hat zwei simple Gründe:

      1) Transitsuche macht nur mit Satelliten aus dem All wirklich Sinn. Denn man muss ja einen Stern erwischen, auf dem man gerade im richtigen Winkel schaut. Dazu muss man SEHR viele Sterne sehr oft und lange beobachten und das geht nur vom All – nur dann hat man ne Chance, dass genügend mit dem richtigen Winkel dabei sind.

      2) Die beiden Transitteleskope Corot und Kepler waren erst ab 2007/2010 so richtig einsatzbereit. Und damit man genug Datenpunkte sammeln kann, muss man mindestens 3-4 Jahre beobachten um sicher sein zu können, dass man auch wirklich nen Planeten gefunden hat.

      Aus 1) und 2) folgt direkt, dass ~2012/2013 mit der ersten großen Ausbeute an neuen Planeten zu rechnen war. Und genau so ist es dann ja auch gekommen…

      Mit ner DLR von der Erde aus suchst du dich dumm und dämlich wenn du einen Planet NEU entdecken willst…

  7. @Markus

    Die Massen an Planeten, die durch die Transitmethode gefunden wurde, wurden größtenteils durch den Satelliten Kepler in den letzten paar Jahren gefunden, der ein bestimmtes Sternfeld im Schwan jahrelang fest im Blick hatte. Erst durch mehrfache Transits eines bestimmten Planeten kann dieser sicher identifiziert werden, und das dauert zum Teil ein paar Jahre aufgrund der Umlaufzeit der Planeten.

    Es wurden auch schon vorher Transitplaneten gefunden, aber nicht in dieser Menge, wie Kepler das konnte bzw. kann. Der betreffende Planet von HD189733 wurde bereits 2007 gefunden, und zwar nicht durch Kepler, sondern von 2MASS, also von der Erde aus. Nun zeigt laut verlinktem Wiki-Artikel der Stern eine Helligkeitschwankung durch seine Sternflecken von 1,5 %, das ist in der Größenordnung der Verfinsterung durch einen jupitergroßen Planeten. Insofern ist es nicht ganz einfach, aus dem Signal herauszukitzeln, dass da tatsächlich ein Planet vorhanden ist. Wenn man natürlich die genauen Transitzeitpunkte kennt, kann man sie auch dem Planeten zuordnen.

    Wenn das eigentliche Problem darin liegt, die Ursache der Helligkeitsschwankung zu kennen, dann ist das ja relativ sinnlos als Hobbyastronom?!

    Es gibt eine handvoll Planeten, die Amateure mit empfindlichen Kameras nachweisen können (HD189733 ist übrigens laut Liste der Stern dessen Exoplanet mit großem Abstand die größte Helligkeitsschwankung verursacht), aber sie sind dünn gesät und nicht einfach zu finden, wenn man nicht genau weiß, wann man wo hinschauen muss. Es wurde (abgesehen von Planethunters, die die Keplerdaten durchsuchen) noch nie ein Exoplanet durch einen Amateur entdeckt. Dazu muss ähnlich wie bei Kepler oder 2MASS ein Sternenfeld lange Zeit kontinuierlich beobachtet werden und jede winzige Helligkeitsschwankung registriert werden. Und aus zahlreichen Fehlsignalen die wenigen positiven Ergebnisse herausgefiltert werden. Das übersteigt die Möglichkeiten der allermeisten Amateure. Dazu muss man schon eine automatische Sternwarte im Betrieb haben.

    Amateure können hingegen Supernovae oder Kometen entdecken (dazu reichen jeweils zwei Aufnahmen), oder generell die Lichtkurve von veränderlichen Sternen messen (diese schwanken um viel größere Beträge und mit geringerer Geschwindigkeit, manchmal dauert so eine Periode Monate oder gar Jahre, und auch da sind die betreffenden Sterne üblicherweise vorher bekannt; es geht um Messungen, für die die Profis keine Zeit haben, weil sie zu viel Zeit kosten und im Prinzip nichts neues von ihnen erwartet wird).

    Also: wenn man genau weiß, wann man wohin schauen muss, kann man einige wenige Exoplaneten als Amateur nachweisen. Aber welche zu entdecken zu versuchen ist ziemlich aussichtslos.

  8. @myself

    HD189733 ist übrigens laut Liste der Stern dessen Exoplanet mit großem Abstand die größte Helligkeitsschwankung verursacht

    Ups, stimmt nicht ganz, COROT-2 ist mit 35,2 mmag der Spitzenreiter, aber HD189733 ist mit 29 mmag zumindest im oberen Bereich (Platz 4, wenn ich keinen übersehen habe). Aber alle Sterne mit größeren Schwankungen liegen zwischen 12. und 13. Größenklasse, während HD189733 7,67. Größe hat. Das ist ca. einen Faktor 100 heller und deswegen ist dieser Exoplanet mkt Abstand der leichteste in der Liste.

  9. @Herbert der Hobbit
    Das mit dem selber machen kann ich schon nachvollziehen, aber man braucht bei der Exoplanetensuche relativ viel Fremdwissen. Das macht es für mich irgendwie uninteressant.

    Ich mein im Vergleich zur normalen Astrofotografie: Andromeda und den Orionnebel kann man einfach mit einem Weitwinkelobjektiv und einem normalen Fotostativ finden. Man muss einfach nur wissen, dass sie da sind (nicht wo) und kann sie dann innerhalb einer Stunde selber finden. Mit mehr Aufwand (Nachführung), mehr Brennweite und viel mehr Zeit kann man den gesamten Himmel kartografieren und ganz viel Zeugs finden. Im Gegensatz dazu habe ich den Eindruck, dass man einen Exoplaneten nicht finden kann, wenn man seine Position nur auf 1° genau kennt und sonst keine Daten hat.

    @Alderamin:
    Wieviel sind 35mmag als Faktor? Kann ich da einfach 2,5^(35/1000) = 1,033 rechnen?

    @all:
    Danke für die ganzen Infos

  10. @Markus

    Wieviel sind 35mmag als Faktor? Kann ich da einfach 2,5^(35/1000) = 1,033 rechnen?

    Die genaue Formel wäre 10^(0,4*35/1000) = 1,03276. Also ziemlich genau der gleiche Wert. Eine Varianz der Helligkeit von 3%.

  11. Bei der Exoplanet Transit Database (https://var2.astro.cz
    /ETD/predictions.php) der Tschechischen Astronomischen
    Gesellschaft kann man sich übrigens alle nötigen Daten
    beobachtbarer Transits besorgen, wenn man selbst welche
    beobachten möchte.
    Dort kann man seine Lichtkurven auch fitten lassen und so z.B. den Radius des Planeten bestimmen.
    Die Daten, die man hier beiträgt, werden tatsächlich von professionellen Astronomen verwendet, wenn eine große Zahl an Daten benötigt wird, oder ein Transit an einem bestimmten Datum.

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