Es war das größte Raumfahrtereignis der letzten Jahre: Die Sonde Philae ist auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko gelandet. Trotz mehr als 10 Jahre Reise durch den Weltraum; trotz 500 Millionen Kilometer zwischen Bodenstation und Raumsonde; trotz all der Schwierigkeiten und all dem Unbekannten bei diesem ersten Versuch auf einem Kometen zu landen, ist es gelungen. Zwar nicht so, wie es geplant war – aber wenn man etwas das erste Mal macht und Neuland betritt, lässt sich eben nicht alles planen. Die Oberfläche des Kometen war härter als gedacht und Philae ist zweimal abgeprallt, bevor sie am Boden zur Ruhe kam. Dort lag sie dann allerdings schief und es war unklar, wie es weitergehen würde. Mittlerweile hat Philae das – vorläufige – Ende ihrer Mission erreicht. Die Sonde hat die Arbeit eingestellt – aber in der kurzen aktiven Zeit auf dem Kometen großartiges geleistet!

Die Landung lief zuerst absolut nach Plan. Philae fiel langsam der Oberfläche des Kometen entgegen. Dieses Bild machte er aus einer Höhe von 40 Metern:

Bild: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR
Bild: ESA/Rosetta/Philae/ROLIS/DLR

Der Felsbrocken oben rechts im Bild ist etwa 5 Meter groß. Und wie erwartet, liegt auf der Oberfläche jede Menge Staub und Geröll herum. Fast punktgenau war auch die Landung selbst. Damit war nicht unbedingt zu rechnen, denn man konnte Philae ja nicht interaktiv steuern. Die Sonde wurde im wesentlichen von Rosetta abgeworfen und dann der schwachen Gravitation des Kometen überlassen. Die Flugbahn von Rosetta musste vorab also sehr exakt berechnet werden um dieses Manöver planen zu können. Die Leute bei der ESA haben exakt gearbeitet und Philae landete fast genau dort, wo sie sollte. Mittlerweile gibt es sogar Bilder von Rosetta, die Philaes Landung zeigen:

Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM; pre-processed by Mikel Canania)
Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM; pre-processed by Mikel Canania)

Die Animation zeigt im großen roten Kreis Staub, der bei der Landung aufgewirbelt wurde. Im darauf folgenden Bild sieht man dann Philae selbst als helle Pixel; mit dem Schatten, den der Lander auf der Oberfläche wirft.

Diese Landung war allerdings nur die erste Landung. Der Boden war härter als gedacht; die Sonde konnte sich nicht verankern und prallte zurück ins All. Sie landete erneut, prallte ein zweites Mal zurück, bis sie schließlich endgültig zur Ruhe kam. Nun lag sie allerdings nicht mehr dort, wie die Landung geplant war. Und sie lag ein wenig schief. Aber sie war noch intakt und kommunizierte mit der Bodenstation.

Philae begann nun mit dem, weswegen sie gekommen war: Daten sammeln! Sie machte Panoramabilder der Umgebung. Schickte Radarstrahlen zwischen sich und Rosetta hin und her um die innere Struktur des Kometen zu erforschen. Analysierte das Gestein und die Chemie des Oberflächenmaterials. Der Bohrer von Philae kam zum Einsatz und bohrte sich in den Boden.

Temperaturdaten wurden gesammelt. Der MUPUS-Hammer der Sonde hämmerte, lieferte Daten und ging schließlich kaputt, was ein weiteres Mal zeigte, wie überraschend hart der Komet ist.

Schon als die Mission vor Jahren geplant wurde, war man sich darüber im klaren, dass man vielleicht nur wenige Stunden oder Tage auf der Oberfläche des Kometen würde operieren können. Man hat sich daher genau überlegt, welche Daten man auf jeden Fall haben will und genau diese Daten hat man auch gesammelt.

„Es war ein großer Erfolg und das ganze Team ist begeistert. Trotz der ungeplanten dreifachen Landung konnten alle Instrumente zum Einsatz gebracht werden und jetzt müssen wir nachsehen, was wir gefunden haben.“

sagt Philae-Chef Stephan Ulamec.

Seit dem frühen Samstagmorgen schläft Philae. Die Raumsonde hat ihr wissenschaftliches Programm beendet, alle Daten zur Erde geschickt und sich dann selbst in Hibernation versetzt. Es blieb nichts anderes übrig, denn die Batterie war leer. Eigentlich hat Philae ja Solarpanele, mit denen die Batterie regelmäßig geladen werden sollte. Aber da die Sonde nicht dort gelandet war, wo es gedacht war und sie noch dazu schief lag, fiel zu wenig Licht auf die Panele. Irgendwann wäre ihr der Saft komplett ausgegangen und bevor das passiert, hat man sie lieber schlafen geschickt. Zuvor wurden die letzten Reserven aber benutzt, um sie noch ein klein wenig zu drehen. Jetzt könnte etwas mehr Licht auf die Panele fallen und die Chancen dafür steigen, je näher der Komet der Sonne kommt. Sollten die Batterien irgendwann wieder aufgeladen sein, wird Philae wieder munter werden und sich auf der Erde zurück melden.

Dann kann es mit der Wissenschaft auf dem Kometen weiter gehen. Und bis dahin ist ja immer noch Rosetta da! Ihre Reise ist noch lange nicht vorbei und sie ist ja das eigentliche wissenschaftliche Instrument der Mission und nicht nur dazu da, Philae zu transportieren. Rosetta wird den Kometen weiterhin beobachten; wird live dabei zusehen, wie dort immer mehr Gas und Staub ins All hinaus entkommt, je näher der Himmelskörper der Sonne kommt. Sie wird die sich entwickelnde Koma und den Kometenschweif analysieren; das Magnetfeld untersuchen und noch hoffentlich bis Ende nächsten Jahres Daten zur Erde schicken.

Schon jetzt reichen die gesammelten Daten aus, um unser Wissen über Kometen dramatisch zu verbessern. Die Wissenschaftler werden noch Jahre zu tun haben, alles auszuwerten und wir werden uns in Zukunft auf viele interessante Veröffentlichungen freuen können. Der Flug zum Kometen und die Landung auf seiner Oberfläche war eine historische Leistung und ein voller Erfolg. Und das war erst der Anfang! Wer weiß, was Rosetta noch alles entdecken wird, wenn ihre gemeinsame Reise mit dem Kometen weiter geht…

98 Gedanken zu „Schlaf gut, Philae: Die aufregenden letzten Tage des Kometenlanders“
  1. Hallo, eine Frage, die ich mir gestellt habe: Kann der Ladestand von Philae von der Erde aus überwacht werden oder würde die Sonde irgendwann einfach wieder hochfahren und zu Hause anrufen?

    1. @Marcus: „Kann der Ladestand von Philae von der Erde aus überwacht werden oder würde die Sonde irgendwann einfach wieder hochfahren und zu Hause anrufen?“

      Ne, Philae schläft jetzt. Man weiß aber, wann Möglichkeiten zur Kommunikation bestehen und wird natürlich darauf achten, ob sie sich meldet.

  2. Wirklich eine ganz besondere Meisterleistung. Die ganze Mission zeigt, was passiert wen verschiedene Menschen aus verschiedenen Länder ein gemeinsames Ziel und Vision haben.

    Im Endeffekt waren wir ja alle Beteiligt, da die Mission ja auch von deutschen Steuergelder finanziert wurde.

    Ich suche mir immer schöne und faszinierende Projekte aus, die mit Steuergelder finanziert werden und denke mir immer, dass meine Steuerzahlungen zu 100% dort einfließen 🙂

  3. Die DLR hat Neuigkeiten zu den Experimenten für den heutigen Tag angekündigt. Mal schauen, ob SD2 beim Bohren erfolgreicher war, als MUPUS.

    Eigentlich ist es gar nicht so verwunderlich, dass der Komet hart ist, da er doch schon lange auf einem kurzperiodischen Orbit unterwegs ist und der Sonne nahe kommt. Wenn man ein Glas Wasser bei Zimmertemperatur ins Vakuum setzt, kocht es und gefriert gleichzeitig, weil der Siedpunkt stark absinkt und die zum Verdampfen nötige Wärme dem Wasser entzogen wird. Ich könnte mir vorstellen, dass beim Sublimieren des Kometeneises dieses nicht einfach Molküle an der Oberfläche verliert, sondern sich auch ein paar Zentimeter in der Tiefe erwärmt und dort vielleicht Flüssigkeit bildet, die dann bei Kontakt mit dem Vakuum zu einer harten Eisschicht gefriert. Aber mal schauen, was die Fachleute dazu sagen werden.

  4. @Uli

    Die Frage bleibt, ob ein ursprünglicher Komet aus der Oortschen Wolke, der der Sonne noch nie nahe kam, nicht vielleicht viel fluffiger ist als C-G. Leider kommen die immer recht plötzlich aus dem Nichts, da wird man kaum rechtzeitig eine Sonde hinschießen können, geschweige denn landen.

    Am nächsten dran an so einem Kometen war man bisher bei Siding Spring, der letztens am Mars vorbei flog, aber über die Beschaffenheit seiner Oberfläche wird man durch die Marssonden nichts in Erfahrung bringen, nehme ich an.

  5. Nach vielem Lesen der Quellen habe ich die Vermutung, dass die Ausfälle der Düsen an den Beinen, für den man ja schon vor dem GO für die Abtrennung von Rosetta Hinweise hatte, die Ursache für das Abprallen uns somit für die ungünstige Ruheposition sind, kombiniert mit dem Auslösemechanismus der Harpunen. Dazu vielleicht noch der ergänzende Hinweis, das Spektralmessungen im Rahmen eines der zehn Instrumente wegen eines sich nicht öffnendem Verschluss ausfallen mussten.

    Ich bitte die Ungenauigkeit meines Komentars zu entschuldigen, da ich das aus dem Gedächtnis runterschreibe. Habe ich etwas falsch in Erinnerung?

    Ich wollte damit nur auf die Punkte hinweisen, die möglicherweise bei der ESA bei den Fehleranalysen der nächsten Zeit eine Rolle spielen könnten. Ansonsten bin ich auch absolut begeistert, dass trotz allem so überaus erfolgreich die Missionsziele von Philae erreicht werden konnten! Eigentlich macht es die Sache viel spannender und lehrreicher, als wenn alles völlig reibungslos verlaufen wäre. Jetzt würde ein unerwartetes Signal von Philae noch viel aufregender sein!

  6. Ich bin auch begeistert, von dieser Leistung.

    Dann hoffen wir mal gemeinsam, dass möglichst viele der wiss. Arbeiten frei zugänglich gemacht werden, damit hier darüber berichtet werden kann. 😉

  7. Wäre es möglich den Kometen 67P schon jetzt einen geringen Spin zu verpassen?, sodass bei der grössten Annäherung an unsere Sonne sowohl Philae als auch Rosetta beschützt wird von der extrem harten Sonneneinstrahlung …

    Position von Komet 67P am 13. Aug. 2015 … https://s14.directupload.net/images/141112/kirzh3gx.jpg

    z.B. Sonnenstrahlen wirken auf den Spin eines Asteroiden … https://kuffner-sternwarte.at/im_brennp/archiv2011/Lutetia.php

    Falls nach einiger Zeit die Oberflächentemperaturen wieder ungefährlich sind könnte die Rosetta Mission noch lange weiter gehen, so die Solarzellen und Akkus dann noch in Ordnung sind.

    Mit Rosetta könnte man gleich in der Praxis testen ob durch eine Langzeiteinwirkung auf die Flugbahn von 67P (oder auch auf seinen Spin?) evtl. eine geringfügige Wirkung stattfindet die sich dann viel später auswirkt, interessant wäre es bestimmt wenn man diese tolle Mission dadurch verlängern könnte … 🙂

  8. Fasziniernde Mission.
    Die Frage die sich aufdrängt:
    warum rüstet man solche Sonden nicht zusätzlich mit Radionuklidbatterien aus um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein?
    Ist das wirklich eine „politische“ Entscheidung keine einzubauen obwohl es technisch sinnvoll wäre eine zu verwenden?
    Wäre es tatsächlich ein Sicherheitsrisiko?

  9. @Seniler Raubaffe

    Dass die ESA bisher grundsätzlich keine RTGs verwendet hat, ist eine politische Entscheidung gewesen, sagte eine ESA-Sprecherin während eines Interviews. Wie ich im Wiki-Artikel zu RTGs lese, soll sich dies aber möglicherweise bald ändern.

    Um die RTGs sicher vor der Zerstörung bei einer Explosion der Rakete oder einem unerwünschten Wiedereintritt in die Atmosphäre zu machen, sind sie recht klobig und schwer. Dem gleichen Wiki-Artikel entnehme ich eine Masse von 57 kg für die von der NASA aktuell verwendeten RTGs. Gemessen an der Masse von Philae von ca. 100 kg wäre das sicherlich zu viel Zusatzmasse gewesen.

  10. @tcb: Ich glaube, beides ist richtig. Das werden einfach nur verschiedene Transkriptionen aus dem Kyrillischen sein, ich nehme an, die englische und die deutsche.

  11. @Alderamin
    @Robert aus Wien
    Schon klar, dass es im Original kyrillisch ist. Ich hätte aber erwartet, dass man sich auf eine Transkription einigt. Wenn man die des von Alderamin verlinkten Wikipedia-Artikels nimmt, sollte sich die Medienwelt evtl. mal auf Churyumov-Gerasimenko einigen.
    Dieses Hin und Her finde ich ein wenig irritierend XD

  12. @seniler Raubaffe
    Die ESA möchte nicht mit waffenfähigen, hochgiftigem Plutonium herumspielen. Wie schon Alderamin sagte sind die Dinger auch ziemlich schwer wegen der Abschirmung, die JEDE Möglichkeit eines Austritts verhindern muss. Es gibt aber die Diskussion Americum zu verwenden. Das ist nicht so giftig und (derzeit) auch nicht waffenfähig, hält aber länger. https://de.wikipedia.org/wiki/Americium

    @Alderamin
    Ich vermute, man könnte die Dinger auch leichter bauen, schließlich müssen sie keinen 3meter rover betreiben, sondern nur eine kleine Sonde. Die Voyagersatelliten haben auch RTGs mit 37kg
    https://en.wikipedia.org/wiki/MHW-RTG

    @Uli
    Ja, interessant, ich dachte auch zuerst, wie sich die Sonde an Schnee festkrallen soll, aber es sieht fast so aus als ob sie auf Glas oder Eisen gelandet wäre 🙂

  13. Hmm, steht da nicht „Tschurjumova“ im Kyrillischen? Das steht sowohl in der russischen wie in der ukrainischen Wikipedia-Version. Nun ist Klim Tschurjumow der männliche der beiden Entdecker (die Dame im Entdecker Duo heißt Swetlana Iwanowna Gerassimenko). Ich kann mir höchstens erklären, dass die weibliche Form von Tschurjumow aus Kometa folgt, offensichtlich sind Kometen im Russischen/Ukrainischen weiblichen Geschlechts.

    Ist hier jemand sprachkundig, der das bestätigen kann?

  14. @tcb
    Eine einheitliche Transkription wird es nicht geben; Engländer transkribieren den Namen so, dass ihn ein Engländer spontan annähernd richtig aussprechen wird, während Deutsche den Namen entsprechend an die deutsche Phonetik angleichen. Man sollte nur darauf achten, in einem deutschen Text auch eine deutsche Transkription zu verwenden.

  15. @tcb

    Da gibt’s keinen internationalen Code, es gibt Transkiptionen im Englischen, die ein Deutscher ohne Englischkenntnisse nicht richtig aussprechen würde. Wir schreiben mittlerweile ja auch Portmonnee statt Portemonnaie. Und Peking, obwohl Beijing die internationale Schreibweise ist, welche näher an der chinesischen Aussprache ist.

    War mir schon im Studium aufgefallen, dass es „Markoff-Ketten“ und „Markov Chains“ gab.

  16. @Michael J. Hußmann
    @Alderamin
    Nun ja, im deutschen Wiki-Artikel steht, der offizielle Name sei „67P/Churyumov-Gerasimenko“, welches die englische Transkription ist.
    Ich bin der Meinung, dass man dann auch in einem deutschen Artikel den offiziellen Namen nutzen sollte, wenn es schon einen gibt. Zumal die deutsche Transkription „Tschurjumow-Gerassimenko“ mit den zwei „ss“ etwas seltsam anmutet. Schließlich ist in „Герасименко“ auch nur ein „c (kyrillisches „s“) enthalten.

  17. Kann hier jmd vllt etwas zum Energiemanagment sagen?

    Ich lese in den letzten Tagen immer häufiger die Frage, wieso man nicht einfach weitermacht, nur eben in längeren Intervallen. Der Gedanke dahinter scheint zu sein, dass die Solarzellen ja Licht bekommen, nur eben die Einstrahlzeit kürzer ist. Man könnte also einfach ein paar Tage warten, dann sind die Batterien aufgeladen und dann macht man Messungen. Und dann wieder ne längere Lade-Pause usw.

    Ich nehme an, das ist nicht machbar. Aber warum genau?

    1. @PMCB: „Ich nehme an, das ist nicht machbar. Aber warum genau?“

      Naja, der Lander kann aus VIELEN anderen Gründen kaputt gehen. Wenn man schon mal bis zur Oberfläche gekommen ist, dann will man auch so schnell wie möglich möglichst viele Daten sammeln. Und nicht abwarten und hoffen, dass das Teil auch in ner Woche noch intakt ist…

  18. @PMCB

    Wenn ich das

    A lot of people have been asking me whether the tiny amount of sunlight reaching the solar panels now would be enough to recharge the battery, given enough time. Lommatsch put that idea to rest.

    „It is very unlikely right now. We have 1.5 hours [of sunlight] at less than 1 watt, and 20 minutes of 3 or 4 watts. The lander needs 5 watts to boot….In order to charge the secondary battery, we have to heat it to 0 degrees Celsius. We need about 50-60 watt-hours a day in order to reach 0 degrees and still have daylight left to charge the battery. So it doesn’t look that great. What we could hope for is if we are closer to perihelion, near 1 AU, maybe we could have enough energy on our one solar panel, maybe every once in a. Having [a communication] link requires additional power again.“

    richtig verstehe, muss die Batterie auf 0°C geheizt werden, um geladen werden zu können, und für das Heizen reicht der Strom der Solarpanels schon nicht aus.

  19. Was mich wundert:
    – ich erwarte nicht so schnell Auswertungen der Daten der Experimente. Aber ob der Bohrer überhaupt Material gesammelt hat oder nicht, das müsste man doch jetzt schon wissen, oder?
    – warum wird es für Philae zu heiß werden, wenn der Komet nichtmal so nahe an die Sonne kommt wie die Erde?

  20. @tcb:

    Zumal die deutsche Transkription “Tschurjumow-Gerassimenko” mit den zwei “ss” etwas seltsam anmutet. Schließlich ist in “Герасименко” auch nur ein “c (kyrillisches “s”) enthalten.

    Falsch gedenkt. Das „s“ (also kyr. „c“) ist immer scharf. Ein weiches „s“ (wie in „Sahne“) wird im kyrillischen Alphabet „3“ geschrieben. Wenn du aber auf Deutsch „Gerasimenko“ schreibst, wird jeder Deutsche es weich aussprechen. Daher das Doppel-S. Dann spricht der unkundige Deutsche auch den richtigen Laut.

  21. @ tcb (#16): Da kaum wer Russisch kann und darum auch kaum wer mit den Transkriptionsregeln vertraut ist, nimmt man eben, was man vorfindet. Und je nach Quelle gehen dann nach deutschen, englischen oder französischen Regeln erstellte Transkriptionen munter durcheinander, manchmal in demselben Artikel. Und zumindest im Deutschen gibt es noch die Unterscheideung zwischen wissenschaftlicher Transliteration und der ausspracheorientierten (und im Journalismus üblichen) Transkription.

    @ Aldemarin (#18): Die Namen sind im Russischen im Genitiv (der Komet von Tschurjumow und Gerassimenko). Bei Namen auf -ow wird ein a angehängt, Namen auf -o werden nicht dekliniert. Die russische Deklination wird natürlich nicht mit übernommen, darum heißt es auf Deutsch dann Tschurmumow/Gerassimenko.

  22. Warum keine Radionuklidbatterie?
    Ganz einfach: weil man eine thermische Leistung von einigen zehn Watt braucht, um via Halbleiter-Thermoelementen dann einige Watt elektrische Leistung zu bekommen. Und einige zehn Watt Abwärme bei einem kühlschrankgroßen Körper, der auf einem Objekt liegt, das z.T. durch Kohlendioxid-Eis zusammengehalten wird, sind keine gute Idee. Das löst dann lokale Ausgasungen aus und Philae würde sich quasi selbst wegblasen.
    Im Übrigen ist die angebliche besondere Giftigkeit des Plutoniums (gegenüber anderen Schwermetallen wie z.B. Thallium) eine der hartnäckigen Mythen der Anti-Atom-Bewegung.

  23. Warum ‚Gerassimenko‘ in deutschen Transkriptionen?
    Es gibt zwei russische ’s‘. Ein stimmhaftes und ein stimmloses.
    ‚Gerasimenko‘ würde auf Deutsch spontan stimmhaft ausgesprochen. Wär aber falsch 🙂

  24. Laut einem Artikel auf spiegel.de hat der Lander doch alle zehn Experimente erfolgreich durchgeführt. Die haben eine Menge höchst interessanter Bilder von der Oberfläche, die jedoch noch nicht freigegeben sind. Vermutlich hat Philae die während seines mehrstündigen Hopsers gemacht?

    Zum Schluss wurde die letzte Energie sogar noch dazu verwendet, den Lander etwas ins rechte Licht zu drehen… Damit er in der Nähe der Sonne wieder ausreichend Energie tanken kann.

  25. Wenn du den gleichen Artikel meinst wie ich. Da stand meines Wissens nicht erfolgreich durchgeführt, sondern das alle Experimente gelaufen sind.

    Bei einem Spektrometer ging die Blende nicht auf, Mupus konnte glaube ich nicht in den harten Boden eindringen und ob SD2 wirklich in den Boden gebohrt und Material gewonnen hat ist noch unklar.

    Bin schon sehr gespannt wann näheres bekannt wird.

  26. Kann mir mal jemand das MUPUS-Ergebniss genauer erläutern, welches besagt, dass der Komet „>2 MPa hard“ ist? – Was besagt das jetzt genau, bzw. womit kann man das vergleichen?

  27. @Hans (#40):
    Originally Posted by MUPUS’s Twitter:
    Surface must be >2 MPa hard! The comet remains surprising bizarre and uncooperative. Terrestrial analogues: Sandstone has about 5-15MPa, Granite 5-20MPa Tensile strenght

  28. Weiß man welche Temperaturen auf dem C-G während der Perihelpassage herrschen werden? Laut engl.wiki ist es „min.-68 … max.-43“. Auf dem (433) Eros hat es auf der sonnenzugewandte Seite laut dt.-wikipedia bis zu 100°. Mich interessiert auch #23 bzw. #24.

    (Danke übrigens für die tolle Philae-Berichterstattung sowie die lebendigen Kommentare im Blog)

  29. Hmm … Nachtrag .. Jetzt habe ich gerade den ganzen Ausschnitt des Gedichts von Robert Frost gefunden und finde er passt hier sehr schön:

    „Was kümmert ihn Sturm und die eisigste Nacht,
    Es muss um ihn kalt sein, dann schlummert er sacht,
    „So lasse dich warnen, sonst wirst du nicht alt:
    Bleib kalt, junger Obsthain, leb wohl und bleib kalt,
    denn Wärme im Winter ist schlimmer als Frost“.
    Ich geh und komm wieder, wenn alles hier sprosst.“

    Robert Frost

    😉

  30. Alderamin, #45

    Unbedingt gucken, bevor der Link außerhalb Englands blockiert wird: BBC-Sendung über Rosetta (ca. 1 h).

    https://tinyurl.com/noz8vjv

    Wow! – Das war ja sehr interessant. Hab zwar nur etwa die Hälfte verstanden, aber egal. Jetzt stellt sich mir gerade die Frage, ob es eine ähnliche Sendung auch im deutschen Fernsehen geben wird? – Also warten wir es ab.

  31. Gestern hat es Philae sogar in die ZiB20 (Nachrichten um 20.00 Uhr) im ORF geschafft. Es wurde u.a. davon berichtet, dass der Komet viel härter als erwartet ist.

  32. @wereatheist (#33)
    Ein paar Watt kannst du nach oben abstrahlen, das sehe ich nicht als Problem, zumal der Lander ja auch auf Beinen steht. Die Abwärme könnte man außerdem noch nutzen um die Batterien anzuwärmen.

    Plutonium ist sehr giftig, vielleicht jetzt nicht mehr als Thallium, aber was macht da den Unterschied, wenn das Zeug zerbricht und sich gleichmäßig in einer Stadt verteilt.

    @PMCB
    Um überhaupt das System zum Laufen zu bringen, brauchst du eine Mindestleistung (5W laut Alderamins Link). Solange die nicht da sind, hast du keine Steuerung um die Batterie zu laden. Weiters funktionieren kalte Batterien nicht.

    Es muss also:
    a) wärmer werden
    b) die Mindestleistung der Panels auf 5W klettern

    dann kann das System gestartet werden und dann kann man erst beginnen die Batterien zu laden um dann nach weiteren vielen Stunden vielleicht zu senden beginnen.

    Die Sonde hat vermutlich viele verschiedene Energiemodes, je nachdem was sie gerade machen will und für jeden dieser Modes braucht man eine bestimmte Mindestleistung.

    Für mich interessant wäre es wie die Sonde den ‚Kaltstart‘ macht; ob sie jetzt ganz ‚aus‘ ist und durch eine höhere Spannung geweckt wird, oder ob da noch irgendwas läuft.

  33. Ich hab die Kommentare jetzt mal (mehr oder weniger genau) gelesen und möchte auch meinen Senf dazugebn 😉

    Nuklidbatterien sind vor allem schwer und deswegen nicht immer erste Wahl. Wenn ich mich richtig erinnere – der Projektbeginn liegt ja nun schon ein paar Jahre urück – wurden die damals aus diesem Grund verworfen.
    Philae selber konnte noch in den sogenannten hibernation mode versetzt werden. Dadurch ist gewährleistet, dass bei ausreichender Energieversorgung die Sonde eigenständig erwacht und sich zurückmeldet und dann, nach einigen Funktionstests, wieder Kommandos empfangen kann. Genauso wie das gesamte Rosetta/Philae.Bundle in den zweieinhalb Jahren Winterschlaf auf ihrem Weg.

  34. @eos

    Es wurde u.a. davon berichtet, dass der Komet viel härter als erwartet ist.

    Wohl war, nachdem MUPUS seinen Hammer daran zertrümmert hat. Ich schlage vor, den Kometen umzubenennen in Chucknorris-Gerassimenko 🙂

  35. Wie erklaert man sich diese Staub/harte Oberflaeche Kombination? Die Staubschicht muesste doch laengst weggeblasen worden sein, wodurch wird sie regeneriert?

    1. @Vroomfondel: „Wie erklaert man sich diese Staub/harte Oberflaeche Kombination? Die Staubschicht muesste doch laengst weggeblasen worden sein, wodurch wird sie regeneriert?“

      Naja, das harte ist wohl Eis (und bei den Temperaturen ist Eis so RICHTIG hart). Und was soll den Staub den wegblasen? Wind gibts da ja nicht…

  36. Schade das die Bohrung nicht geklappt hat. Das und Mupus wären wohl (in meinen Augen) die wertvollsten Erkenntnisse gewesen die Philae hätte liefern können.
    Alles andere hätte man doch auch ohne Lander messen/untersuchen können, oder?

    Interessant wäre noch zu wissen ob Mupus und SD2 funktioniert hätten wenn Philae besser verankert gewesen wäre.

  37. @Franz:

    Ein paar Watt kannst du nach oben abstrahlen, das sehe ich nicht als Problem, zumal der Lander ja auch auf Beinen steht.

    Bloß dumm, wenn man dann nicht ‚auf Beinen steht‘ und ‚oben‘ in Richtung auf eine verharschte Schneewächte aus Kohlendioxideis zeigt…

    Plutonium ist sehr giftig, vielleicht jetzt nicht mehr als Thallium, aber was macht da den Unterschied, wenn das Zeug zerbricht und sich gleichmäßig in einer Stadt verteilt.

    Tja, was bei einem α-Strahler mit ca. 88 Jahren Halbwertszeit den Unterschied ausmachen könnte, will mir jetzt irgendwie nicht so recht einfallen 😉
    Wahrlich, ich sage dir, wenn du es nicht mit Pu-244 zu tun hast, mit 80 Millionen Jahren Halbwertszeit ‚bloß‘ paar hundertmal aktiver als Natururan, kann dir die chemische Giftigkeit von dem Zeugs sowas von wurscht sein…

  38. @Alderamin: danke für den BBC-bericht. die kleene dicke is ja ooch schau 😀

    @FF: ich glaube, die frage von @Vroomfondel bezog sich primär darauf, wie vor allen dingen der staub überhaupt entstanden ist. liege ich richtig in der überlegung, daß das der rest der letzten koma ist, die sich im abklingen der aktivität gleichmässig wieder anlagert (qua zurück auf die oberfläche „fällt“)?

  39. #52 Alderamin

    @Hans

    Zumindest war mal ein ZDF-Übertragungswagen im Bild….

    Stimmt, den hab ich auch gesehen. – Aber keinen vom WDR (oder hr – gehört ja auch zur ARD).

    ——-

    #61 Alderamin

    Noch ein Bericht beim DLR mit einer Erklärung, warum der Boden so hart ist.

    Ich stelle fest: das MUPUS-Team macht eine sehr erfreuliche Öffentlichkeitsarbeit.
    Gibt es eigentlich irgendwo eine Beschreibung des Hammer-Mechanismus? – Ich kann mir zwar aufgrund eines Videos vorstellen, wie der vom Prinzip her funktioniert, aber bei den Details? – Naja, da gerate ich dann doch ins grübeln.

  40. @Hans

    Ich stelle fest: das MUPUS-Team macht eine sehr erfreuliche Öffentlichkeitsarbeit.

    Ja, das haben andere auch schon lobend erwähnt.

    Ich kann mir zwar aufgrund eines Videos vorstellen, wie der vom Prinzip her funktioniert, aber bei den Details? – Naja, da gerate ich dann doch ins grübeln.

    Guckst Du hier:

    https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=KOjmU1xEEH4

    Durch die Trägheit des magnetisch beschleunigten Kolbens im Kopf von MUPUS soll(te) die Spitze in den Boden gerammt werden. Und in ihr befinden sich Temperatursensoren.

    Noch mehr Details auf der DLR-MUPUS-Seite.

  41. @Franz:

    Die ESA möchte nicht mit waffenfähigen, hochgiftigem Plutonium herumspielen. Wie schon Alderamin sagte sind die Dinger auch ziemlich schwer wegen der Abschirmung, die JEDE Möglichkeit eines Austritts verhindern muss. Es gibt aber die Diskussion Americum zu verwenden. Das ist nicht so giftig und (derzeit) auch nicht waffenfähig, hält aber länger.

    Was die Giftigkeit von Plutonium angeht, so gehen die Meinungen auseinander. Für das Isotop, mit dem man Radionuklidbatterien bestückt, ist das aber wohl wirklich egal, da Pu-238 mit einer Halbwertszeit von 80 Jahren ziemlich viel Strahlung abgibt, auch in Form von Wärme. Die Alphastrahlung ist relativ harmlos außerhalb des menschlichen Körpers, hochgefährlich dagegen im Inneren. Waffenfähig ist Pu-238 aber eigentlich nicht, dazu verwendet man lieber Pu-239. Allerdings ist das Zerfallsprodukt U-234 (mit einer Halbwertszeit von 245.500 Jahren) spaltbar und wird es in einem RTG zwar nur selten, aber ab und an eben doch tun und sich spalten anstelle nur „brav“ Heliumkerne zu emittieren, was die Strahlung insgesamt erhöhen dürfte.

    Im Gegensatz zu Pu-239 ist das Isotop Pu-238 schwer herzustellen. Nur wenige Reaktoren waren jemals dazu in der Lage, und einige wurden bereits abgeschaltet.

  42. #68, Alderamin

    Guckst Du hier: (Videolink nicht zitiert)

    Das Video zeigt mein Browser nicht an. – Müsste wohl mal wieder updaten…

    Durch die Trägheit des magnetisch beschleunigten Kolbens im Kopf von MUPUS soll(te) die Spitze in den Boden gerammt werden.

    Das ist schon klar. Bei der Frage nach den Details geht es mir ja gerade darum, wie der Kolben angehoben und nach unten beschleunigt wird. – Wahrscheinlich magnetisch, auch klar. Aber wie sieht dann die Steuerschaltung für die Spule(n) aus, die den Kolben anheben und absenken? – Zumindest prinzipiell, weil die genaue Spezifikation dann wahrscheinlich doch wieder zu umfangreich wird.

    Noch mehr Details auf der DLR-MUPUS-Seite.

    Danke, die hab ich auch schon gefunden, aber da steht das nicht.

  43. @Alderamin, #72:
    Vermutlich hast Du recht, dass man so genaue Infos im Web nicht findet. – Aber die Idee mit den Veröffentlichungen ist nicht schlecht. Zumindest das ESA SP-1165 (Vorletzter Eintrag in der Pub.Liste) sollte sich bei uns an der Uni finden lassen, die ACM-Beiträge sicherlich auch. Aber da stellt sich mir dann doch die Frage, ob ich mir den Aufwand leisten kann/will, danach zu suchen oder ob ich mich da nicht mit den Grundlagen aus der Physik im allgemeinen und der Elektrotechnik im besonderen zufrieden gebe. Jetzt, wo ich das hier schreibe, tendiere ich zu letzterem, denn sooo wichtig ist es schliesslich auch nicht. – Wäre aber schön gewesen, wenn man sich das mal anzusehen könnte.

  44. Hm… – Interessant. Nur dass ich kein Konto bei Twitter habe, und auch nicht die Absicht, eines einzurichten. Aber vielleicht interessiert das ja sonst noch jemanden.
    Ansonsten besten Dank für die Info. 🙂

  45. @Hans

    Das muss ja gar nicht auf Twitter sein. In 140 Zeichen kann man ja kaum eine Frage gescheit beantworten. Eher ein Chat, schätze ich. Link abwarten.

  46. @Captain E.
    Ist interessant, dass man bezüglich der Giftigkeit von Plutonium so viele verschiedene Inputs bekommt. Das sieht dann wirklich danach aus (wie weretheist sagte), dass es sich hier um ein sehr emotionalisiertes Thema handelt. Hängt vermutlich damit zusammen, dass vor allem in deutschsprechenden Ländern bei Atomkraftdiskussionen das Hirn eher nicht benutzt wird.

  47. @FF#60:
    Ich denke, #58 meinte fortgeblasen durch Kometenaktivität.
    Tschuri wird durch den gravitativen Einfluss von Jupiter wahrscheinlich das erste Mal der Sonne so nahe kommen. Seine alte Umlaufbahn hatte ein Perihel von 4 AE, was keine nennenswerte Aktivität zur Folge gehabt haben wird.

  48. @krypto

    Meine Idee dazu: Kometen sind doch schmutzige Schneebälle, d.h. neben Wassereis und gefrorenen Gasen enthalten sie auch eine Menge Staub und Gestein. Wenn das flüchtige Material sublimiert und ausgast, bleibt das nichtflüchtige als oberste Schicht isoliert zurück (selbst wenn ein Teil vom Gas mitgerissen wird, wird ein anderer Teil zurückbleiben).

    Sieht man auch im Winter, wenn große Schneemengen irgendwo auf einen Haufen zusammengeschoben wurden, am Ende wird die Oberfläche immer dreckiger (und das ist nicht alles aus der Luft heruntergerieselt).

  49. @Franz:

    Schwermetallvergiftungen sind bekannt, auch bei stabilen Isotopen. Laut Wikipedia ist aber sowohl bei Uran als auch bei Plutonium die schädigende Wirkung der radioaktiven Strahlung stärker als die rein chemische Toxizität. Fakt ist natürlich, dass die ganzen schweren Elemente zumeist Alphastrahler sind. (Durch den Verlust der Heliumkerne entstehen allerdings auch Isotope mit Neutronenüberschuss, die dann per Betazerfall zerfallen. Die Halbwertszeit ist aber üblicherweise eher gering.) Nun gilt Alphastrahlung als eher harmlos. Zerfällt etwa ein Uran- oder Plutoniumatom in einem Stäubchen, das vor der Nase schwebt, wird der ausgestoßene Heliumkern vermutlich noch nicht einmal die Haut erreichen und allerspätestens dort von den abgestorbenen Hautschichten absorbiert werden. Zerfällt so ein Atom aber im Innern des Körper, wird der Heliumkern fast sicher eine Körperzelle treffen und aufgrund seiner hohen Masse (verglichen mit anderen Strahlungsarten) schweren Schaden anrichten.

    Was in den Medien gerne übersehen wird, ist natürlich folgende Tatsache: Langlebige Isotope strahlen nur gering, kurzlebige dagegen stark. Das ergibt sich nun einmal daraus, dass die Strahlung immer beim Zerfall eines Atomkerns, ob nun per Alpha- oder Betastrahlung, Elektroneneinfang oder Spontanzerfall stattfindet. Pu-239 hat eine sehr hohe Halbwertszeit und sollte daher eher chemisch als radiologisch schädlich sein. Fast reines Pu-238 erhitzt sich dagegen unter seiner eigenen Zerfallsenergie bis zur Rotglut, schlecht für Kernwaffen und auch schlecht für menschliches Gewebe.

  50. @Franz, #78:
    Doch, doch, man setzt sehr wohl das Gehirn ein. Man braucht es ja auch für reine Emotionen 😛
    Laut Wikipedia ist die chemisch tödliche Dosis von Pu für einen Erwachsenen einige zehn Milligramm. Das ist schon ordentlich giftig, aber nicht rekordverdächtig. Lass es 0.2 Millimol sein, oder gut 10^20 Atome. Macht bei Pu-238 ungefähr 4 × 10^10 Zerfälle/Sekunde. Will man nich haben. Selbst bei Pu-239, oder dem ‚dreckigen‘ Reaktorplutonium sind das ca. 2.5 × 10^8 Zerfälle/Sekunde.
    Klar kann man sich, wenn man sich Mühe gibt, mit Reaktorplutonium letal chemisch vergiften, bevor man Krebs bekommt. Aber unter realistischen Szenarien (Super-GAU) wird man zudem mit einer mehrere hundert mal größeren Dosisleistung durch Spaltprodukte ‚beglückt‘, die man noch nicht einmal inkorporieren muss.
    Der langen Rede kurzer Sinn: Die chemische Giftigkeit von Pu ist eher wenig relevant.

  51. @Alderamin, #82
    Danke für die Info. Aber als ich sie gesehen habe, war die Sache schon gelaufen… 🙁

    Live-Diskussionsforum schreibst Du… – dann kann man wohl nirgendwo mehr nachlesen, was gefragt und geantwortet wurde, oder? – Wenn dem so ist, bleibt es erst mal bei dem, was ich in #73 geschrieben habe.

  52. Gibt’s eigentlich schon Überlegungen zu weiteren Kometenmissionen – und dazu, wie man einen Lander dann auf einer so harten Oberfläche verankern könnte?

  53. @Hans

    Live-Diskussionsforum schreibst Du… – dann kann man wohl nirgendwo mehr nachlesen, was gefragt und geantwortet wurde, oder?

    Doch.

    Der Link kam viel zu spät auf der Rosetta-Blog-Seite. Er kam rechtzeitig auf Twitter, aber ich war noch auf der Arbeit und gerade bei einem Kollegen, als der Tweet kam, sonst hätte ich ihn hier kundgetan. Aber wie gesagt, man kann alles (viel!) noch lesen (ich hab gestern abend alles gelesen, aber am Ende nur noch die Antworten des Teams, die dann auch nicht mehr auf alle Fragen eingehen konnten).

  54. @Alderamin, #87
    Danke für den Hinweis. Ich hab den Link im Rosetta-Blog gestern übrigens auch gefunden, nachdem dort die Kommentare aus der Moderation entlassen wurden. Hab das AMA dann auch mal überflogen, aber bisher nichts über „MUPUS‘ Hammer“ gefunden.

  55. Nachtrag zu #89: Interessant find ich die auf Philae verwendeten CPUs, RTX2010RH. Dazu liesst man u.a. im Datenblatt (oder auf der Herstellerseite):
    * The HS-RTX2010RH is a radiation-hardened 16-bit microcontroller…
    * RTX Microcontrollers support the C and Forth programming languages.

    Klar, Strahlengehärtet muss die Technik schon sein, wenn sie im Weltraum funktionieren soll. Aber 16-Bit CPUs waren doch auch in den späten 90ern, als die Hardware entwickelt wurde, nicht mehr Stand der Dinge. Oder die Dinge laufen in diesem Fall etwas anders, weil die Anforderungen härter sind als auf der Erde. Und schliesslich, dass die Teile hauptsächlich in Forth programmiert sind, hat mich auch gewundert. Die Sprache ist wohl doch nicht so tot, wie man meinen könnte.

  56. @Hans

    So viel ich gehört habe, werden von den Chipherstellern in gewissen Zeitabständen besonders gehärtete Chips entwickelt, die hängen immer etwas hinterher. Bei Raumfahrtmissionen wird auch gerne auf etablierte Komponenten zurück gegriffen, die schon erfolgreich im Einsatz waren, die werden nur alle paar 5-10 Jahre ersetzt. Z.B. fliegt mit Insight ein wiedergeborener Mars Polar Lander (aka Phoenix) zum Mars, der 2007 flog, und der basierte auf dem gescheiterten Mars Surveyor 2001. Wenn man dann noch die Entwicklungszeit rechnet, in der die Komponenten bereits ausgewählt wurden, ist klar, dass da manchmal etwas antik anmutende Hardware im Einsatz ist.

    Es dürfte zudem so sein, dass die modernen Prozessoren wegen ihrer kleinen Strukturen anfälliger sind als die früheren Generationen, und die Betriebssysteme sind heute auch ziemlich voluminös, wenn da was zu patchen ist, muss man Unmengen Daten mit Analogmodem-Geschwindigkeit durch das All jagen (im Chat war die Rede von 28 bis 92 kbps, das liegt vor allem an der Entfernung). Bei Sensoren kann man es sich eher erlauben, auf neuere Technik zurückzugreifen, aber für das Hirn der Sonde selbst sollte man möglichst robuste Komponenten auswählen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.