Passend zur bevorstehenden Kometenlandung der Rosetta-Mission gibt es heute in meiner Serie mit Fragen zur Astronomie eine typische Kometenfrage. Wenn ich in meinen Vorträgen über Asteroide, Kometen und andere Kleinkörper im Weltall spreche, dann werde ich sehr oft gefragt, ob es auf diesen winzigen Himmelsobjekten überhaupt Gravitation gibt. Ob man dort landen kann – oder gar herum laufen, wie man es in manchen Science-Fiction-Filmen sieht. Wie sieht es also aus: Hat ein Komet Schwerkraft? Könnte man dort herum laufen?

Natürlich hat ein Komet seine eigene Gravitation. Alles mit Masse übt eine Schwerkraft auf alles andere mit Masse aus. Das gilt nicht nur für Himmelskörper, sondern für jedes Objekt. Jeder Mensch beispielsweise übt auf jeden anderen Menschen eine gravitative Anziehungskraft aus. Die ist allerdings so gering, dass man davon nichts merkt. Die Gravitation ist eine sehr schwache Kraft und es braucht schon sehr viel Masse, damit man etwas davon spürt.

Der Komet 67P/Tschurjumow-Gerasimenko, auf dem die Raumsonde Philae am 12. November 2014 landen will, hat eine Masse von etwa 3 Billionen Kilogramm. Das ist ziemlich viel, aber verschwindend gering im Vergleich zu den 6 Quadrillionen Kilogramm der Masse unserer Erde. Die Landeeinheit Philae wiegt auf der Erde ungefähr 100 Kilogramm. Auf der Oberfläche des Kometen bringt die Sonde allerdings wegen der dort viel geringeren Anziehungskraft nur ein Gewicht von einem Gramm auf die Waage. Es gibt eine Schwerkraft auf dem Kometen, aber sie ist hunderttausend Mal schwächer als hier bei uns und das macht die Landung entsprechend kompliziert.

Rosettas Komet ist nur knapp 4 Kilometer lang und sehr unregelmäßig geformt (Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM)
Rosettas Komet ist nur knapp 4 Kilometer lang und sehr unregelmäßig geformt (Bild: ESA/Rosetta/NAVCAM)

Philae hat deswegen auch Harpunen mit an Bord, die dabei helfen sollen, sich am Kometen festzuhalten und zusätzlich noch ein paar dicke Schrauben, mit denen sie sich nach der Landung im Boden verankern will. Einmal gelandet wird Philae sich dann nicht mehr bewegen und immer an der gleichen Stelle die geplanten Messungen durchführen. Aber wären auch Menschen mit an Bord, müssten sie vorsichtig sein. Man könnte vermutlich sogar auf der Oberfläche des Kometen gehen. Aber es wäre sehr, sehr schwierig. Natürlich hätte man einen dicken Raumanzug an und könnte schon deswegen nicht einfach so gemütlich über den kleinen Himmelskörper spazieren. Man müsste sich vermutlich hüpfend fortbewegen, so wie es auch die Astronauten auf dem Mond getan haben. Aber was auf dem Mond noch recht einfach war, kann auf Rosettas Komet kritisch werden. Wegen der geringen Schwerkraft ist es sehr einfach, seinen Einflussbereich zu verlassen und ins All zu entkommen. Die Geschwindigkeit, die nötig ist, um sich von seiner Anziehungskraft an der Oberfläche zu lösen, beträgt nur 1,6 Kilometer pro Stunde!

Ein Astronaut könnte also einfach vom Kometen ins All springen und wenn er sich hüpfend fortbewegen will, müsste das sehr vorsichtig geschehen (wie der Physiker Rhett Allain hier vorrechnet). Kleine Sprünge mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Zentimeter pro Sekunde bringen einen auf der Oberfläche des Kometen 1,23 Meter weit und es dauert fast 4 Minuten, bis man nach dem Absprung wieder gelandet ist. Die Fortbewegung auf dem Kometen wäre also eine ziemlich mühsame Sache.

Man darf auch einen zweiten Aspekt nicht vernachlässigen. Die Richtung, in man von der Schwerkraft gezogen wird muss auf der Oberfläche eines Kometen (oder Asteroiden) nicht unbedingt „unten“ sein. Das ist auf der Erde so, denn die Erde ist annähernd kugelförmig und in erster Näherung ist unter und um uns deswegen immer gleich viel Masse. Aber kleinere Himmelskörper sind nicht rund. Und sie sind es gerade wegen ihrer geringen Masse und Schwerkraft nicht! Ab einer gewissen Größe ist die Eigengravitation eines Objekts so stark, dass es unter seinem eigenen Gewicht in sich zusammenfällt und dabei eine runde Form annimmt. Ist die Schwerkraft zu schwach, passiert das nicht und man bekommt Himmelskörper die so unregelmäßig geformt sind wie 67P/Tschurjumow-Gerasimenko.

Unregelmäßige Massenverteilungen sorgen auch auf der Erde für lokal unterschiedliche Gravitationsanziehung. Steht man direkt neben einem großen Berg und misst dort die Stärke der Anziehungskraft, dann wird man bemerken, dass man nicht nur nach unten, in Richtung Erdmittelpunkt gezogen wird, sondern auch in Richtung des Berges. Vorausgesetzt, man hat entsprechend sensible Messinstrumente (mit so einem Experiment hat man 1774 das erste Mal die Dichte der Erde bestimmt). So ein Berg ist halt im Vergleich zur ganzen riesigen Erde doch ziemlich klein. Auf einem unregelmäßig geformten Kometen oder Asteroiden kann so ein „Berg“ aber durchaus mit der Größe des ganzen Himmelskörpers mithalten. Und das bringt die Richtungen durcheinander: „Unten“ mag auf einem Kometen zwar immer noch die Richtung sein, in die unsere Füße zeigen. Aber die Schwerkraft muss uns nicht zwingend auch ständig in diese Richtung ziehen. Das „unten“ kann sich von Ort zu Ort zu ändern und auch mal ganz woanders hin zeigen als unsere Füße es normalerweise würden.

Es gibt Schwerkraft auf Kometen. Aber sie ist sehr schwach und wollte man dort herum laufen, müsste man schon gut aufpassen nicht ins Weltall zu „fallen“ und sich auf ein paar seltsame Phänomene gefasst machen. Und auch die Raumsonde Philae wird vorsichtig sein müssen, wenn mit der Landung alles klappen soll…

Mehr Antworten findet ihr auf der Übersichtsseite zu den Fragen, wo ihr selbst auch Fragen stellen könnt.

45 Gedanken zu „Gibt es auf Kometen Schwerkraft (und kann man dort herum laufen)?“
  1. Hallo, schön wie du die Phänomene beschreibst. Vielleicht sollte man für User mit weniger naturwissenschaftlichem Hintergrund darauf hinweisen, dass die extrem schwache Anziehungskraft von 67P/T-G nicht für jeden Kometen gilt, sondern durchaus beachtliche Brocken im Kuiper-Gürtel und Oort-Wolke umherfliegen, auf denen sich die Fortbewegung doch etwas angenehmer gestalten würde. Dann könnte man noch darauf hinweisen, dass im Prinzip auch Objekte wie der Zwergplanet Pluto Kometen sind.

  2. @Dominik:

    wie kommst du denn darauf, den Zwergplaneten als „Kometen“ zu bezeichen? Kometen sind ja eigentlich vor allem dadurch bekannt, dass sie sehr exzentrische Umlaufbahnen haben und bei der Annäherung an die Sonne auftauen und zunächst eine Koma und danach einen Schweif ausbilden. Das ist beim Pluto so nicht zu beobachten.

  3. „Die Landeeinheit Philae wiegt auf der Erde ungefähr 100 Kilogramm. Auf der Oberfläche des Kometen bringt die Sonde allerdings wegen der dort viel geringeren Anziehungskraft nur ein Gewicht von einem Gramm auf die Waage.“

    Sehr verwirrend, diese Aussage. Massen (in kg und g) sind (bis auf Treibstoff) konstant; Gewichtskräfte (in N) nicht.

  4. @Captain E.

    Es sind nicht nur die Objekte, die gerade oder in naher Zukunft einen Schweif ausbilden, Kometen. Objekte, die beispielsweise in aller Ruhe und Zufriedenheit die Oort-Wolke durchstreifen sind natürlich Kometen, auch wenn sie sich der Sonne nicht nähern. Kometen sind als „schmutzige Schneebälle“ entstanden und haben sich außerhalb der Neptunbahn gebildet. Und im Prinzip ist der Pluto ein Komet (so wie Ceres ja auch ein Asteroid ist).

  5. @ Thomas: Deswegen ja auch „bringt … auf die Waage“. Ein kg wird auf der Erde ja auf der Waage nur deswegen als 1kg angezeigt, weil die Waage auf die 9,81m/s² Erdbeschleunigung kalibriert ist.

  6. @Dominik:

    Es sind nicht nur die Objekte, die gerade oder in naher Zukunft einen Schweif ausbilden, Kometen. Objekte, die beispielsweise in aller Ruhe und Zufriedenheit die Oort-Wolke durchstreifen sind natürlich Kometen, auch wenn sie sich der Sonne nicht nähern. Kometen sind als “schmutzige Schneebälle” entstanden und haben sich außerhalb der Neptunbahn gebildet. Und im Prinzip ist der Pluto ein Komet (so wie Ceres ja auch ein Asteroid ist).

    Tja, kann man die Objekte, aus denen sich die Oortsche Wolken zusammensetzt, bereits als „Kometen“ bezeichnen? Die Frage möchte ich direkt an Florian Freistetter weiter reichen. Demzufolge ist Pluto aber ganz sicher kein Komet. Er dringt nicht ins innere Sonnensystem vor, auch wenn seine Bahn exzentrischer ist als die der meisten anderen Planeten und Zwergplaneten. Er bildet auch keinen Schweif aus. Und zuguterletzt ist Pluto neben seinem Status als Zwergplanet ein großer Asteroid und ein KBO, ein Kuiper Belt Object. Die Oortsche Wolke liegt viel weiter draußen. Übrigens sind auch Eris, Haumea und Makemake KBOs und gehören nicht zur Oortschen Wolke. Das Sonnensystem ist schon verdammt groß…

    1. @Dominik, Captain E. Die Grenzen zwischen Komet, Asteroid und Zwergplanet sind fließend und nicht klar definiert. Da aber Pluto keine kometare Aktivität zeigt, und er außerdem sehr groß ist, ist es eher ungewöhnlich, ihn als Komet bezeichnen zu wollen.

  7. @Florian.

    Sorry mir ist das auch sauer aufgestoßen in deim Artikel. Klar willst du deinen Blog hinreichend populärwissenschaftlich halten (nehme ich mal an). Aber diese ständihe Vermischung von Mass und Gewich(skraft) und der dazugehörigen Einheiten ist einfach überflüssig.

    Und der Satz „Auf der Oberfläche des Kometen bringt die Sonde allerdings wegen der dort viel geringeren Anziehungskraft nur ein Gewicht von einem Gramm auf die Waage.“ ist schlich falsch. Einheit für die Masse ist Gramm und die Masse der Sonde bleibt eben konstat. Abgesehen von verbrauchtem Treibstoff versteht sich.

    1. @odet: „Sorry mir ist das auch sauer aufgestoßen in deim Artikel. Klar willst du deinen Blog hinreichend populärwissenschaftlich halten (nehme ich mal an). Aber diese ständihe Vermischung von Mass und Gewich(skraft) und der dazugehörigen Einheiten ist einfach überflüssig.“

      Es tut mir leid, das dir mein Text nicht gefällt. Natürlich ist mir der Unterschied zwischen Masse und Gewicht bekannt und bewusst. Aber diese „Fragen zur Astronomie“-Serie ist auch nicht für Physik-Experten gedacht sondern für die Allgemeineinheit. Und da habe ich Wahl, entweder erstmal lange Definitionen aufzulisten; zu erklären, was die Einheit „Newton“ (die abgesehen von Physikern und Ingenieuren im Alltag niemand verwendet und die meisten Laien vermutlich nicht mal kennen) bedeutet und wie sie mit der Masse auf der Erde zusammenhängt; von Schwerebeschleunigung zu schreiben, usw – oder aber einen Satz zu schreiben „…ein Gewicht auf die Waage bringen“, der physikalisch vielleicht nicht absolut 100% korrekt ist – aber dafür sofort verständlich macht, worum es geht: Stelle ich Philae auf der Erde auf ne Waage, zeigt sie 100kg an; stelle ich das Teil auf dem Komet auf die Waage, zeigt es nur noch ein Gramm an. Das kann man sich auch vorstellen, ohne vorab den ganzen Kram von wegen Masse/Gewicht studiert zu haben.

      Wie gesagt: Ich weiß, dass es Leute gibt, die sich ob dieser mangelnden Präzision ärgern, akzeptiere das und nehme es zur Kenntnis. Aber was diese Diskussion angeht, möchte ich nochmal auf diesen Artikel hier verweisen: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/03/02/die-tyrannei-der-prazession-behindert-die-wissenschaftskommunikation/

      „Aber diese ständihe Vermischung von Mass und Gewich(skraft) und der dazugehörigen Einheiten ist einfach überflüssig.“

      Da wollte ich nochmal nachfragen: Wo genau mache ich das „ständig“? Heute ists das erste Mal, dass sich Leute beschweren…

  8. @Dominik:
    Auch wenn sich der Gebrauch des Begriffs „Komet“ in letzter Zeit gewandelt hat und der ehemalige Planet Pluto durchgereicht werden soll vom Zwerg-/Kleinplaneten zum Kometen, bleiben es alle Objekte des Sonnensystems.
    Und ich persönlich werde ein durch seine eigene Schwerkraft kugelförmig gewordenes Objekt nicht als Kometen ansehen.
    Es hört sich einfach falsch an:
    „Der Komet Pluto mit seinen Monden…“

  9. @Florian Freistetter:

    Die Grenzen zwischen Komet, Asteroid und Zwergplanet sind fließend und nicht klar definiert. Da aber Pluto keine kometare Aktivität zeigt, und er außerdem sehr groß ist, ist es eher ungewöhnlich, ihn als Komet bezeichnen zu wollen.

    Und wie ist das mit den Objekten, die weit draußen in der Oortschen Wolke ihre Bahnen ziehen? Soll man diese bereits „Kometen“ nennen oder erst dann, wenn sie ins Innere des Sonnensystem vorstoßen?

    1. @Captain: „Und wie ist das mit den Objekten, die weit draußen in der Oortschen Wolke ihre Bahnen ziehen? Soll man diese bereits “Kometen” nennen oder erst dann, wenn sie ins Innere des Sonnensystem vorstoßen?“

      Ist ist nicht zielführend zu fragen, was diese Objekte jetzt „wirklich“ sind. Es sind Kleinkörper in der Oortschen Wolke. Man kann sie mit einer gewissen Berechtigung „Kometen“ nennen, weil wir wissen, dass sie zu Kometen WERDEN, wenn sie der Sonne nahekommen. Aber wie gesagt: Weder das Wort „Asteroid“ noch das Wort „Komet“ (oder „Kleinkörper“; „Planetesimal“, etc) sind wissenschaftlich exakt definiert. Es bringt nichts, sich den Kopf zu zerbrechen, was die „richtige“ Bezeichnung ist.

  10. @krypto#8
    „Stelle eine Waage auf dem Kometen auf, lege Philae drauf und lese ab, was die Waage anzeigt…“

    Die Waage zeigt Gramm an weil die Skala so beschriftet ist. Die Waage misst aber nicht die Masse (Einheit: Kilogramm) sondern die Gewichtskraft (Einheit: Newton).

    @Florian#13

    Sorry Florian, wollte dir jetzt nicht auf die Füsse treten und hab wohl insofern falsch formuliert als ich nicht nur dich sondern ganz allgemein populärwissenschaftliche Veröffentlichungen meinete, die eben immer Masse und Gewichtskraft vermischen.

    Und vieleicht kommt die Kritik eben genau bei diesem Artikel weil es eben dezidiert um die Schwerkraft (und nicht um Philaes Masse) geht.

    Und ich denke schon, daß Masse und Kraft zwei grundlegend unterschiedliche Konzepte sind, die man nicht vermischen muss um einen Text lesbarer zu halten.

    Und ich mach mich jetzt auch auf zu nem Kometen, dann brauch ich nicht abnehemen und bin trotzdem schön leicht 🙂

    1. @odet: „Und ich denke schon, daß Masse und Kraft zwei grundlegend unterschiedliche Konzepte sind, die man nicht vermischen muss um einen Text lesbarer zu halten.“

      Ich habe allerdings auch nirgendwo geschrieben, dass sich dich Masse von Philae ändert; noch habe ich geschrieben, dass eine Waage die Masse misst. Ich habe nur geschrieben, dass eine Waage auf Tschuri ein Gewicht von 1 Gramm anzeigen würde. Was ja auch stimmt. Auch WENN die Waage keine Massen in Kilogramm misst, zeigt doch jede Waage die man hier im Alltag benutzt, das Gewicht in Kilogramm an. Ja, ich hätte den Artikeltext unterbrechen können, um zu erklären, dass das eigentlich nicht stimmt was die Waage anzeigt; dass Gewicht und Masse nur hier auf der Erde identisch sind und anderswo die gleiche Masse ein unterschiedliches Gewicht hat; das nur Masse in kg gemessen wird – usw. Aber das sind dann genau die Texte, die am Ende keiner mehr versteht und in denen es dann vor allem um ein ganz anderes Thema geht.

  11. Also Wikipedia sagt dazu folgendes:

    …der meist nur wenige Kilometer (maximal 20 km) große Kometenkern…

    Wobei ich nicht weiss wie die auf 20km kommen. Ein Komet mit 25km großem Kern wärde also kein Komet mehr?
    Aber auch:

    Heute wird der Begriff Komet sowohl im populärwissenschaftlichen als auch im wissenschaftlichen Sprachgebrauch entgegen seiner ursprünglichen Definition oft für alle vermutlich eisigen Kleinplaneten verwendet.

    1. @frantischek: „Wobei ich nicht weiss wie die auf 20km kommen. Ein Komet mit 25km großem Kern wärde also kein Komet mehr?“

      Nochmal: Es gibt keine Definition die sagt, dass ein Komet X Kilometer groß sein muss o.ä. Wikipedia will wohl sagen, dass ein Komet typischerweise ein paar Kilometer groß ist (und nicht ein paar hundert oder ein paar tausend). Das „maximal“ macht da keinen Sinn – aber das ist halt Wikipedia… Ich hab das dort mal gelöscht.

  12. Es wird vermutet, dass besonders die relativ glatten Bereiche auf Tschuris Oberfläche aus wieder auf dem Kometen zurückgefallenen Partikeln besteht. Hast du ja schon mal erwähnt, glaube ich.

    Das dürfte dort sehr (SEHR!) fluffig und porös sein. Ein Mensch könnte dort sehr tief einsinken. Oder sehe ich das falsch? Bei Philae könnte das auch passieren und daher hat man bei der Auswahl des Landeplatzes einen Bereich nehmen müssen, der nicht ganz so glatt ist. Es könnte auch sein, dass selbst das, was wie feste Steine oder Felswände aussieht, nur so leicht zusammenhält wie eine Staubflocke.

    1. @McPomm: „Ein Mensch könnte dort sehr tief einsinken. Oder sehe ich das falsch?“

      Das werden wir dann sehen, wenn Philae gelandet ist…

  13. bringt die Sonde allerdings wegen der dort viel geringeren Anziehungskraft nur ein Gewicht von einem Gramm auf die Waage.

    Also ich hab kapiert was FF meinte und möchte mich an dieser Stelle einmal bedanken dass er vermeintlich „Unwissende“ wie mich mit Werten in Newton oder so verschont, sodass ich als Laie was verstehe. Danke, Thomas

  14. @McPomm

    Das dürfte dort sehr (SEHR!) fluffig und porös sein. Ein Mensch könnte dort sehr tief einsinken. Oder sehe ich das falsch?

    Weiß nicht, ein Mensch wöge ja auch unter 1 Gramm (@odet: :-P), aber das Material selbst ändert seine Stabilität ja nicht so sehr (klar, unter höherer Gewichtskraft wird es dichter zusammengedrückt und damit stabiler, aber an der Oberfläche ist ja nicht viel Gewichtsdruck gegeben). Mit dem Erdgewicht (oder einer gewissen Einschlaggeschwindigkeit) würde ein Mensch sicher tief einsinken, aber mit nur einem Gramm?

    Bei Philae würde ich mich eher darum sorgen, dass sie wieder abprallt und in den Weltraum zurücktreibt, als dass sie versinkt. Hat sie eigentlich Steuerdüsen? Falls ja, drücken die sie vielleicht gegen den Boden, wenn die Harpunen an den Landestelzen abgefeuert werden (würde ich so machen). Hab‘ mich da noch nicht so mit beschäftigt.

  15. Schön, dass Florian hier so gut erklärt, dass sogar ich, gestraft von meinem früheren „Physik in der Schule ist doof“-Verhalten, mir eine Vorstellung machen kann.
    Aber die Diskussion ist auch sehr gut, es dämmert mir nämlich langsam was der Unterschied zwischen Masse und Gewicht ist. Danke auch für diese Erläuterung, Florian.

  16. Kurz zu der Gewicht/Masse-Diskussion:

    Ich als absoluter Laie bin auch drüber gestolpert, habe aber sofort begriffen, wie es gemeint ist. Allerdings finde ich, dass eine Fußnote, die das ganze für Interessierte nochmal erläutert, in einem Wissenschaftsblog schon hilfreich wäre. Vielleicht bliebe das bei dem ein oder anderen hängen, und würde somit ein wenig zur wisschenschaftlichen Allgemeinbildung beitragen. So schwer verständlich ist die Sache nämlich nicht (im Gegensatz zu manch anderem physikalischen Thema) .

    Wie auch immer. Super Blog, weiter so!

  17. @Kalli

    in meiner Jugendzeit wurde um Verwechselungen zu vermeiden noch der Begriff “pond -kilopond” gelehrt

    Das ist aber keine SI-Einheit – also lieber in die Schublade der Geschichte damit.

  18. @Captain E.

    Das ist aber keine SI-Einheit – also lieber in die Schublade der Geschichte damit.

    Ja, genau wie mit PS, bar, ° Celsius, Kalorien, Pfund, AU, Lichtjahr, Sonnenmassen… braucht kein Mensch 😉 😉

  19. Mit einer Balkenwaage wird nicht bloß ‚gewogen‘, sondern die Masse bestimmt. Das funktioniert auch, hinreichend geringe Reibung am Drehpunkt des Waagenbalkens vorausgesetzt, bei sehr geringer Gravitation.
    Meine Mutter hatte so ein Ding für die Küche, das mit Übersetzung und zwei verschiebbaren Gewichten arbeitete, eines für die 100 Gramm Bereiche und ein kleines für die Feinwägung, aufs Gramm genau.
    Bei ein paar Millionstel der Erdbeschleunigung hätte dieses wunderbare Gerät wegen zu hoher innerer Reibung natürlich versagt 🙂

  20. „Guten Tag. Ich hätte gerne 1 Kilo Milch.“
    -„Guten Tag, Milch wird nicht gewogen, sondern gemessen.“
    -„Ah…Dann hätte ich gerne 1 Meter.“
    Der ist zwar alt und flach, passt aber ziemlich gut der immer wieder sehr gern aufflammenden Pedanterie aufgrund Wichtigtuerei 🙂
    Ich bin mir sicher, dass sich kaum ein Wissenschaftler an Florians Veranschaulichung stört.

  21. Alderamin schrieb:

    Mit dem Erdgewicht (oder einer gewissen Einschlaggeschwindigkeit) würde ein Mensch sicher tief einsinken, aber mit nur einem Gramm?

    Das bezweifle ich ebenso. ABER: reden wir hier über „dort herumlaufen“ oder über „langsam auf die Oberfläche sinken“? Und beim Laufen würde sich ein Mensch mit dem Fuß abstoßen wollen. Also, mit derselben Kraft wie auf der Erde — er wird ja nicht seine Muskelkraft auf Tschuri verlieren bzw. auf „extrem sachte“ anpassen. Und ich vermute, dass man eben beim Abstoßen (also dem „Laufen“ bzw. Laufversuch) keine Gegenkraft hinbekommen würde, wenn es eine Staubschicht gäbe, deren Dichte auch der von Staub entspricht.

  22. @Alderamin

    Ja, genau wie mit PS, bar, ° Celsius, Kalorien, Pfund, AU, Lichtjahr, Sonnenmassen… braucht kein Mensch 😉 😉

    … also Pfund auf jeden Fall, das braucht wirklich keiner. PS und Kalorien sollten auch bald verschwinden, da gibt es schon ewig doppelte Auszeichnungen auf Autos und Lebensmitteln. Beim Druck werden je nach Fachgebiet und Zusammenhang die seltsamsten Einheiten verwendet. Hektopascal sind zwar SI, aber sowas wie getarnte Millibar, sonst könnte man ja gleich kPa verwenden.

  23. Ich könnte mir vorstellen, dass man die Fortbewegung auf einem Kometen prima im Småland-Ballparadies üben könnte, während Mama und Papa schwedische Möbel besichtigen 🙂

  24. @McPomm

    Und ich vermute, dass man eben beim Abstoßen (also dem “Laufen” bzw. Laufversuch) keine Gegenkraft hinbekommen würde,

    Ja, da würde man sicherlich in einer sehr lockeren Schicht ein Stück einsinken, die Beschleunigungskraft, um den Körper mit einer gewissen Geschwindigkeit fort zu bewegen, ändert sich ja nicht. Aber man bräuchte nur ganz kleine Geschwindigkeiten, um Riesenschritte zu machen, wie Florian oben schon schreibt. Die Fallzeit aus 5 m Höhe sind über 7 Minuten, „gehen“ wird man so nicht können, hat eher etwas von „orbiten“.

    Wenn (in 10-15 Jahren) wirklich einmal Menschen auf so einem Himmelskörper (Asteroiden) herumturnen, dann werden sie sich mit Steuerdüsen umher bewegen, sonst dauert alles viel zu lange. Und sie werden irgendwo angeleint sein, um nicht zu entschweben, falls die Manövriereinheit einmal versagen sollte.

  25. @Lercherl

    … also Pfund auf jeden Fall, das braucht wirklich keiner. PS und Kalorien sollten auch bald verschwinden, da gibt es schon ewig doppelte Auszeichnungen auf Autos und Lebensmitteln.

    Die Leute lassen sich halt nicht den Mund verbieten und halten an Vertrautem fest (insbesondere bei doppelter Auszeichnung, das zementiert die alte Einheit geradezu). Es ist nicht gelungen, Cape Canaveral in Cape Kennedy umzubenennen, das haben die Anwohner einfach nicht mitgemacht. Ich hab‘ keine Ahnung, wieviel kW mein Auto hat, ich kenne nur die PS-Zahl und müsste den Umrechnungsfaktor nachschlagen.

    SI ist toll zum Rechnen, aber manche alten Einheiten sind einfach handlicher. AU und Lichtjahr (oder parsec) zum Beispiel. Pfund und Zentner sind Gewohnheit, die werden noch lange gebraucht werden, denke ich. Und Celsius durch Kelvin zu ersetzen, auf diese Idee ist so viel ich weiß noch kein Politiker oder Wissenschaftsausschuss gekommen.

    Solange alle Einheit wohldefiniert sind und man weiß (oder schnell nachschlagen kann), wie man auf SI kommt, ist es doch ok.

  26. @Alderamin

    Hier (in Ö) verwendet kein Mensch Pfund und Zentner. Und nach irgendeiner Ö-Norm war (ist nicht mehr gültig) ein Zentner als 100 kg definiert. Soviel zu wohldefiniert. Und was ist ein Pfund? 500g? 453g? 373g (troy pound)?

    Noch viel wichtiger wäre, dass sich endlich lumen bei Leuchtmitteln durchsetzen, da sind Watt einfach Unsinn (So wie 70 Watt Helligkeit und 11 Watt Verbrauch für eine LED).

    „SI-Fan“ Lercherl

  27. Und nach irgendeiner Ö-Norm war (ist nicht mehr gültig) ein Zentner als 100 kg definiert.

    Ja, hab ich noch so in der Schule gelernt, und war sehr verwirrt, als mir ein deutscher Verwandter mal erklärt hat, dass er sich Sorgen um seine Frau macht, weil sie nur mehr ein Zentner wiegt.

  28. @Lercherl

    Im Englischen Sprachraum ist ein Pfund alles Mögliche (inklusive Währung), aber ich kenne es hier nur als 500 Gramm (wird gerne in Metzgereien benutzt, „ein Viertel(pfund) Leberwurst, bitte!“). Und einen Zentner kannte ich nur als 50 kg (ein Sack Zement). 100 kg heißen hier Doppelzentner.

    Gut, wenn Deutsche mit Österreichern kommunizieren, gibt’s offenbar Missverständnisse (und nicht nur in Bezug auf Maßeinheiten, „Jänner“ wird hier wohl noch als „Januar“ verstanden, aber wenn Du auf dem Markt nach „Paradeisern“ fragst, wirst Du wohl verständnislos angeschaut werden). Die SI-Einheiten haben ja ihren Sinn und viele Vorteile. Aber wenn eine alte Dame in der Metzgerei bei uns ein Viertel Leberwurst bestellt, weiß die Verkäuferin genau, was gemeint ist, insofern ist die Einheit in ihrem Kontext wohldefiniert. Und wie gesagt, die Leute hängen an alten Gewohnheiten, man kann sie nicht so leicht umerziehen.

    Und die Astronomen rechnen ohnehin in ihren eigenen Einheiten (auch gerne noch im cgs-System), da wird SI keinen Fuß fassen können.

  29. Klasse Blog, klasse Artikel! Ich hatte mir bei den ganzen Berichten der Medien schlicht die IMHO nahe liegende Frage gestellt: „Wie stark muss ich mir die Schwerkraft auf dem Kometen vorstellen?“ Die Antwort und eine schöne Erkärung drum herum habe ich hier gefunden. Das kann ich so 1:1 meinen Kindern erklären! Die Diskussion um schwere/träge Masse und Anziehungskräfte finde ich leider etwas entglitten – bei aller Liebe für die korrekte Verwendung der physikalischen Begrifflichkeiten. (Beißt Euch lieber die Zähne an der Dunklen Energie und der Kosmologischen Konstanten und deren anschaulichen Erklärung aus). Hier schau ich demnächst sicher häufiger mal herein ;-).

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.