Im Juni habe ich darüber berichtet, dass sich Deutschland aus einem der großen Astronomie-Projekte der Zukunft zurück ziehen will. Die Zahlung der Mitgliedschaftsbeiträge für das „Square Kilometre Array (SKA)“ soll eingestellt werden. Das wäre enorm schade, denn das SKA ist ein wirklich beeindruckendes Instrument. Der Verbund aus tausenden Radioteleskopen die in Südafrika und Australien aufgestellt werden, wird nach der Fertigstellung in den 2020er Jahren das größte und leistungsstärkste Radioteleskop der Welt sein und mit seiner Auflösung den derzeitigen Rekordhalter ALMA (Atacama Large Millimeter/sub-millimeter Array) der Europäischen Südsternwarte um ein Vielfaches übertreffen. Mit dem SKA werden Wissenschaftler das „dunkle Zeitalter“ des Universums untersuchen können, also die Zeit zwischen Urknall und der Entstehung der ersten Sterne, über die man heute noch so gut wie gar nichts weiß. Man wird dunkle Energie und dunkle Materie besser verstehen, schwarze Löcher so gut wie nie zuvor analysieren können, und ganz allgemein ein völlig neues Niveau in der Radioastronomie erreichen. Nur Deutschland wird dann nicht mit dabei sein. Deutsche Wissenschaftler werden keine eigene Beobachtungszeit an dem Instrument bekommen und deutsche Firmen keine Möglichkeit, an seiner Konstruktion mitzuarbeiten. Verglichen mit anderen Projekten wäre die SKA-Mitgliedschaft auch nicht absurd teuer gewesen. Bis jetzt hat Deutschland knapp 4 Millionen Euro ausgegeben und bis zum Ende des Projekts wären für Deutschland vermutlich Kosten in der Größenordnung von 100 Millionen Euro angefallen.

Ein Modell eines Teils des SKA (Bild: SKA Project Development Office and Swinburne Astronomy Productions, CC-BY-SA 3.0)
Ein Modell eines Teils des SKA (Bild: SKA Project Development Office and Swinburne Astronomy Productions, CC-BY-SA 3.0)

Der SKA-Ausstieg wäre eine verpasste Chance für Deutschland, auch in Zukunft auf den weltbesten Instrumenten forschen zu können. Aber vielleicht ist noch nicht alles verloren. Bei abgeordnetenwatch.de hat Dr. Urs Schaefer-Rolffs vom Institut für Atmosphärenphysik eine Frage zum Thema an Dr. Philipp Lengsfeld von der CDU gestellt. Lengsfeld ist selbst promovierter Physiker und Mitglied im Forschungsausschuss des Bundestags und seine Antwort, so sie denn tatsächlich ernst gemeint ist, lässt noch ein wenig Hoffnung aufkommen:

“ Trotzdem nehme ich den Punkt von Ihnen und anderen zum Thema SKA sehr ernst und werde versuchen im Rahmen der anstehenden Haushaltsberatungen für 2015 zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Bildung und Forschung den vorläufigen Abwägungsprozess zwischen SKA und anderen Projekten einer erneuten Prüfung zu unterziehen.“

Damit das funktionieren kann, braucht es natürlich gute und vor allem verständliche und überzeugende Argumente. Die nächste Sitzung des Ausschuss findet im September statt und die Mitarbeiter von Lengsfeld sammeln derzeit wissenschaftliche Argumente für einen Verbleib Deutschlands beim SKA und haben auch den Fragesteller Dr. Schaefer-Rolffs kontaktiert, der wiederum mich kontaktiert hat. Ich bin allerdings kein Experte für Radioastronomie und könnte höchstens mit allgemeinen Argumenten über den Wert der Grundlagenforschung dienen.

Aber ich bin sicher, dass hier auch echte Radioastronominnen und Radioastronomen mitlesen beziehungsweise Leute, die Kontakt zu diesen Forschern haben. Es wäre großartig, wenn ihr entsprechende fachliche Argumente in Bezug auf die radioastronomische Forschung zusammenstellen und an Phillip Lengsfeld bzw. mich schicken könntet (ich werde das dann weiterleiten). Vielleicht lassen sich die Politiker ja doch noch überzeugen, dass es keine gute Idee ist, bei Forschung und Bildung zu sparen…

5 Gedanken zu „Gibt es noch Hoffnung für Deutschlands Beteiligung am Square Kilometre Array?“
  1. Als erstes wird im Sozialen gespart. Dann bei Bildung und Forschung. Was Deutschland angeht bin ich pessimistisch. Was die Menschheit betrifft eher optimistisch. Braucht die Welt Deutschland? Doch eher andersrum.

  2. Vielleicht wäre es auch eine gute Idee ,den Fertigen Text mit den Argumenten als online Petition einzustellen, bei genügend großem Bekanntheitsgrad sollten da doch einige Stimmen zusammenkommen und jeder einzelne hätte die möglichkeit seiner Stimme ausdruck zu verleihen. Mann könnte ja neben dem blog von FF auch eine rundmail an alle Physikalischen und Ingenieurswissenschaftlichen Fachschaften/Institute schicken in denen man bittet die studenten auf die Petition hinzuweisen,und evtl bekommt man ja auch einige Wissenschaftszeitschriften(echte, als auch blätter ala PM) dazu auf eine Petition hinzuweisen. Wäre doch einen versuch wert? Oder gabs da in der vergangenheit negative erfahrungen?

  3. Nö, die bauen lieber den Leo 3 mit Rheinmetall 140 mm Glattrohrkanone L/66 und Autolader. Wenn man jetzt mit dem Square Kilometre Array irgendwie damit russische Flugzeuge ausschalten könnte…

  4. @swage Der Forshcungsetat wird für Forschung und nicht zum Bau von Panzern verwendet.

    Weiß man eigentlich, in welche anderen Projekte das frei werdende Geld fließeen soll? Ich finds zwar auch suboptimal, verschiedene Projekte gegeneinander abzuwägen, aber es gibt auch andere Grundlagenforschung als die Astronomie die das Geld dringend brauchen könnte…

  5. Ich bin leider auch kein Radioastronom, der fachliche Argumente für die Beteiligung am SKA bringen kann.

    Aber ich finde einen kompletten Rückzug aus dem Projekt für den Forschungsstandort Deutschland verheerend. Gibt es eine Mindesbeteiligung, die man nicht unterschreiten darf?
    Es ist sicher für die Partner schlecht, wenn man seinen Beitrag kürzt, wenn das Geld nicht reicht (falls dem wirklich so ist), aber besser als ein Komplettausstieg ist es allemal.

    Ein Komplettausstieg aus dem Projekt bedeutet, kein noch so kleines Teil kann bei uns entwickelt werden (Kompetenzen gibt es genug) und viel schlimmer, man ist nicht in den Gremien und bekommt nichts mit. Dann rauschen die Absprachen für Folge- oder Ergänzungsprojekte einfach so vorbei, ohne dass man da etwas beitragen kann. Wirklich schade.

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