Die Raumsonde Rosetta kommt ihrem Komet immer näher! Vor zwei Wochen habe ich über die ersten Bilder berichtet, die vom Kometenkern gemacht worden sind. Mittlerweile ist die Sonde nur noch knapp 10.000 Kilometer vom Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko entfernt und die neuen Bilder sind höchst beeindruckend! Der Komet hat ZWEI Kerne!
So sehen die Aufnahmen aus, die am 11. Juli gemacht worden sind:
Der Kern ist 4 bis 5 Kilometer groß. Und wie man deutlich sehen kann, besteht er aus zwei Brocken, die aneinander zu kleben scheinen. Das ist nicht so ungewöhnlich wie man denken mag; bei Asteroiden kommt das recht häufig vor. Dass sich aber gerade das Ziel der ambitioniertesten Kometenmission aller Zeiten als binärer Körper herausstellt, ist eine große Überraschung. Ob es auch eine positive Überraschung ist, wird sich noch zeigen.
Für den Anflug der Sonde auf den Kometen ergeben sich da keine großen Probleme. Den doppelten Kern kann Rosetta genau so gut umkreisen und kartografieren wie es bei einem einzelnen Körper möglich gewesen wäre. Richtig interessant wird es erst, wenn dann im November die Landeeinheit Philae abgesetzt werden soll. Denn auf so einem Doppelkörper landet es sich nicht mehr ganz so einfach. Man kann nicht mehr überall aufsetzen sondern muss sich auf bestimmte Bereiche beschränken. Aber wo sich die sicheren Landeplätze befinden, werden wir ab dem 6. August wissen, wenn Rosetta in einen Orbit um den Kometen einschwenkt (ich werde dann live aus dem ESA-Satellitenkontrollzentrum davon berichten).
Man hat nun auf jeden Fall viele neue Fragen, die man während der Mission beantworten kann. Man wird beobachten können, wie sich die Annäherung an die Sonne auf den geteilten Kern auswirkt und ob der Komet dadurch vielleicht auseinander gerissen wird. Man wird untersuchen können, wie die kometare Aktivität durch die Trennung beeinflusst wird. Es wird alles noch viel spannender werden, als man vorher gedacht hatte.
Dazu muss Rosetta aber erst noch das letzte Stück des Weges hinter sich bringen. Heute (16. Juli 2014) um 13:36 MESZ erfolgt eines der letzten großen Abbremsmanöver. Die Geschwindigkeit der Sonde wird um 11 Meter pro Sekunde im Vergleich zum Kometen verringert und das dauert ganze 26 Minuten. Am 23. Juli folgt dann das letzte große Bremsmanöver und nach zwei kleineren Geschwindigkeitsverringerungen am 3. und am 6. August wird man nur noch 10 Kilometer vom Kometen entfernt in eine Umlaufbahn einschwenken.
Wie das aussehen wird, zeigt dieses Bild recht schön:
Hier sieht man maßstabsgetreu den Kometen und die Sonde in 10 Kilometer Abstand (der Komet ist noch als einzelner Brocken gezeichnet). 4 bis 5 Kilometer sind zwar aus astronomischer Sicht recht wenig. Aber im Vergleich mit der nur 32 Meter großen Sonde ist das immer noch riesig. Rosetta ist ganz rechts im Bild nur als kleiner Punkt zu erkennen. Wer nichts sieht, kann sich noch mal diese Version mit Labels ansehen:
Ein ganz schöner Brocken, dieser Komet. Und vor allem ein äußerst interessanter Brocken! Ich kann es kaum noch abwarten, bis wir die ersten Bilder aus unmittelbarer Nähe zu sehen kriegen!
Wooooowww!! Das ist ja eine Hammer-Nachricht!
Finde nur ich das so überraschend oder hat man auch schon bei der Planung der Mission damit rechnen können?
Aber jetzt wird endlich klar, warum der Komet einen Doppelnamen hat. Mal sehen ob Philae auf Tschurjumow oder auf Gerasimenko landet 😉
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch dieser offene Brief: https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/15072014212435.shtml
Spätestens seit Apollo 11 wissen wir, wie sehr sich Menschen für Raumfahrt begeistern, wenn man sie live daran teilhaben lässt – und zwar alle(!) Menschen! Raumfahrt hat oft den Charakter eines Events: etwas passiert zum ersten mal, eine Grenze wird überschritten. Diese Eigenheit der Raumfahrt bietet grandiose Möglichkeiten der Teilhabe und der Vermittlung von Wissenschaft und Technik, Möglichkeiten die man sonst in der Wissenschaft kaum hat.
Den Artikel bei Raumfahrer.net hab ich heute schon bei Twitter geteilt. Im Prinzip haben sie recht. Andererseits ist die Freigabe wissenschaftlicher Daten halt mehr als nur ne Frage der Öffentlichkeitsarbeit. Und gerade Rosetta macht in Sachen Outreach eigentlich sehr viel…
Es zeichnet sich bereits klar eine bestimmte Form des Kometenkerns ab…
Es zeichnet sich bereits klar eine bestimmte Form des Kometenkerns ab…
Diesen Humor mag ich. 🙂 Und da die Wissenschaftler auch solchen haben, ist es nicht ganz abwegig, wenn die beiden Kometenkerne genauso benannt würden.
„Comet Rubber Ducky“ — das klingt doch nach was…
Wäre doch auch eine schöne Tarnung für ein Raumschiff aus fernen Zivilisationen, genauso, wie der peanut-shaped comet Hartley-2.
Das kleinere Stück sieht aus wie eine abgeschnittene Pyramide. Hrhr.
In Bild Nr. 5 sieht er doch eigentlich ziemlich genau wie das Zeichen für Pi aus, oder? 😉
Ich freu mich auf Deine Live-Berichterstattung!
[…] habe ich über die beeindruckende Entdeckung des doppelten Kerns von Rosettas Komet geschrieben. Es waren tolle Bilder, die während der Annäherung an den Kometen gemacht wurden und […]
Pyramide??
5. Bild ein Pi?? hm..
also bemerkenswert finde ich eher den Schatten eines Web-Player-Interface in Bild 6.. seltsam..
oder ist das alles doch nur eine Ente? (haha)
@Florian
„… ob der Komet dadurch vielleicht auseinander gerissen wird.“
Wäre das denn bei diesen Grössenverhältnissen denn theoretisch möglich?
@Higgs-Teilchen: „Wäre das denn bei diesen Grössenverhältnissen denn theoretisch möglich?“
Kommt drauf an, wie aktiv der Komet wird. ISON hats ja auch nicht überlebt…
[…] hier ein ausführlicher Artikel von Herrn Florian Freistetter zu diesem […]
[…] nicht mehr den aktuellen Erkenntnisse. Die Form stimmt nicht mit den neuesten Bildern überein und einen doppelten Kern hat das Ding auch […]
[…] beschäftigt sich mit der Herkunft des Kometen. Schon recht früh wusste man ja, dass der Komet einen doppelten Kern hat. Es stellte sich daher die Frage, ob der Komet schon von Anfang an so beschaffen war, oder ob die […]