Was bisher geschah

Ich bin Fahrrad gefahren. Von Jena aus durch Thüringen, Sachsen, Bayern, Oberösterreich und Niederösterreich auf dem Weg zu meinem Ziel in Wien wo ich darauf hoffe, jede Menge Asteroiden sehen zu können. Sicherheitshalber habe ich aber auch unterwegs immer die Augen offen gehalten und probiert, interessante Orte zu finden die mit Asteroiden zu tun haben. Man könnte ja glauben, das wäre schwierig, weil die Asteroiden ja immerhin im Weltall sind und ich mit dem Rad nur durch die deutsch-österreichische Provinz fahre. Ja, könnte man glauben – aber Wissen ist immer besser als Glauben und wenn man weiß, wonach man Ausschau halten muss, dann ist es nicht schwer, Asteroiden überall zu entdecken. Ich hab sie in Kirchen gefunden und in sprachschützerischen Vereinen. Ich hab sie bei bei unbekannten Wissenschaftler entdeckt und bei sehr bekannten. Ich hab sie im Garten gefunden und und neben der Straße. Sie waren in großen Städten und in kleinen Dörfern. Ich hab sie im Wasser gefunden, hinter Klostermauern und tief in der Erde. Überall eben…

Die heutige Reise

Heute habe ich ausnahmsweise einmal gar nichts gemacht. Ich bin auf der Dachterrasse geblieben und habe das großartige Pfingsten-Lied von Christoph & Lollo gehört und die schöne Aussicht auf die Weinberge des Kremstals genossen:

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Aber in Gedanken war ich natürlich weiterhin bei den Asteroiden – das große Finale meiner Serie ist ja für morgen geplant!

Wo stecken die Asteroiden?

Bei Betrachten der Aussicht von der Dachterrasse habe ich das hier entdeckt:

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Ok, man kann es von diesem Blickwinkel nicht so gut sehen und ich war zu faul nochmal raus zu gehen und den Ort aus der Nähe zu fotografieren. Aber das ist ein alter Steinbruch und im Steinbruch gibts Steine. Aber auch diverse andere Rohstoffe die überall auf der Welt benötigt werden. Schon seit Jahrtausenden graben wir in der Erdkruste herum und holen Steine, Metalle und diverse andere Materialien heraus aus denen wir uns unsere Zivilisation aufgebaut haben. Alles was wir auf der Erde errichtet haben, stammt auch aus der Erde. Aber irgendwann könnte es sich als sinnvoll erweisen, unsere Rohstoffe dort zu holen, wo sie eigentlich herkommen: Nämlich aus dem Weltall.

Das, was wir uns mühsam aus der Erde buddeln, war früher im Weltraum. Durchgemischt in einer gigantischen Scheibe aus Gas und Staub haben alle Elemente die Sonne umkreist und sich erst im Laufe der Jahrmillionen zu den Planeten zusammengefunden, die wir heute kennen. Das meiste an Metallen ist beim Entstehungsprozess der Erde tausende Kilometer hinab Richtung Erdmittelpunkt gesunken. In der Kruste, die für uns zugänglich ist, ist nur ein vergleichsweise kleiner Rest übrig geblieben, der aber immer noch ausgereicht hat, um all das zu erschaffen, was wir bisher erschaffen haben.

Noch viel mehr Rohstoffe sind aber im All geblieben. Nicht alles, was ursprünglich vorhanden war, ist auch zum Bau von Planeten verwendet worden. Eine große Menge an „Bauschutt“ fliegt immer noch durch den Weltraum. Die Asteroiden enthalten immer noch Unmengen an Rohstoffen und wären dort wesentlich einfacher abzubauen als in den kilometertiefen Bergwerken der Erde. Leider ist es absolut nicht einfach zu den Asteroiden zu gelangen…

So eine Raumstation gibts nur mit Asteroiden (Bild: NASA)
So eine Raumstation gibts nur mit Asteroiden (Bild: NASA)

Aber der Weg zu den Sternen führt über die Asteroiden! Wenn wir irgendwann in Zukunft einmal vorhaben, ernsthafte Raumfahrt zu betreiben, dann können wir das nicht von der Erde aus bewerkstelligen. Wenn wir große Raumstationen bauen wollen auf denen hunderte oder tausende Menschen leben können oder Habitate auf Mond oder Mars; wenn wir Menschen zur Erforschung durchs Sonnensystem reisen lassen wollen; wenn wir Solarkraftwerke im All bauen und alle Energieprobleme lösen wollen, kurzgesagt: Wenn wir wollen, dass die Zukunft auch tatsächlich die Zukunft wird, dann können wir den ganzen Krempel den wir dafür brauchen nicht mit unseren kleinen Raketen Stück für Stück ins All schaffen. Das ist vollkommen illusorisch – aber auch nicht nötig. Denn alles was wir brauchen, finden wir im All. In den Asteroiden gibt es Metalle, seltene Erden und alle anderen Materialien die wir für den Bau von was auch immer benötigen. Es gibt dort Eis, aus dem wir Wasser, Atemluft und Treibstoff gewinnen können.

Asteroidenbergbau ist also nicht unbedingt eine irre Science-Fiction-Idee sondern eine Notwendigkeit, wenn die Raumfahrt mehr sein soll als nur eine teure Nischenbeschäftigung. Aber Asteroidenbergbau ist auch nicht so einfach… und trotzdem gibt es ambitionierte Pläne. Die NASA hat ihre aktuelle Zukunftsstrategie auf Asteroiden ausgerichtet und will in den nächsten Jahrzehnten einen Asteroid fangen, in den erdnahen Weltraum bringen und dort erforschen. Bemannte Flüge zu Asteroiden sind geplant.

Und sogar private Firmen wollen Asteroidenbergbau betreiben. Ich freue mich persönlich ja sehr über all dieses Interesse an den Asteroiden. Aber ich bin auch ein wenig skeptisch, besonders was die privaten Pläne angeht. Vor zwei Jahren hat die Firma Planetary Resources da ja jede Menge PR auf die Öffentlichkeit losgelassen. Aber Konzepte, Videos und Öffentlichkeit reichen eben nicht aus und ich habe mal nachgesehen, was sich seitdem konkret getan hat.

Nicht viel. Ein Crowd-Funding-Projekt hat 1,5 Millionen Dollar eingesammelt. Allerdings noch nicht für eine Mission zu den Asteroiden sondern „nur“ für ein Weltraumteleskop. Und Weltraumteleskope sind natürlich eine super Sache. Aber von denen haben wir schon einige und die sind alle wesentlich größer als das nur knapp 20 Kilogramm schwere Arkyd-100-Teleskop von Planetary Resources. Natürlich ist es schön, wenn man dann auch über private Firmen Zugriff auf Bilder aus dem Weltall hat und als Finanzier der Crowd-Funding-Kampagne damit spielen oder arbeiten kann. Und für die Öffentlichkeitsarbeit sind solche Mini-Teleskope eine wunderbare Sache. Aber mit Asteroidenbergbau hat das nicht viel zu tun. Dazu braucht es mehr als winzige Weltraumteleskope…

Die Chefs von Planetary Resources präsentieren ein 3D-gedrucktes Teil für das Arkyd-Teleskop. Bis daraus echter Asteroidenbergbau wird, dauert es aber noch. Lange. (Bild: Jurvetson (flickr), CC-BY 2.0)
Die Chefs von Planetary Resources präsentieren ein 3D-gedrucktes Teil für das Arkyd-Teleskop. Bis daraus echter Asteroidenbergbau wird, dauert es aber noch. Lange. (Bild: Jurvetson (flickr), CC-BY 2.0)

Arkyd soll irgendwann 2015 ins All fliegen. Und eigentlich sollten dann viele andere kleine Teleskope folgen, die nicht nur die Erde umkreisen, sondern auch Mond und ferne Asteroiden anfliegen und nach Rohstoffen absuchen sollen bis dann schließlich in einer letzten Stoffe der eigentlich Abbau erfolgt. Wie gesagt – ein ambitionierter Plan, der aber meiner Meinung nach immer schon mehr PR als Realität war. Und so wie es aussieht, haben das auch die Leute von Planetary Resources erkannt und mittlerweile andere Pläne. Die sind aber ebenfalls ein klein wenig utopisch. Jetzt will man „Tankstellen“ im Erdorbit errichten…

Roboterraumsonden sollen zu den Asteroiden fliegen und – ohne zu landen – dort irgendwie Wasser besorgen, es in Treibstoff umwandeln und an „Tankstellen“ im Orbit der Erde abladen. Die können dann Satelliten, denen der Treibstoff ausgegangen ist, anfliegen um nachzutanken und ihre Lebensdauer zu verlängern. Ok, das ist zwar prinzipiell nicht unmöglich. Aber ich fürchte, es ist immer noch hauptsächlich PR. Ich bin kein Raumfahrtexperte – aber es würde mich wundern, wenn es nicht kostengünstiger und vor allem WESENTLICH einfacher wäre, sich schon vor dem Start des Asteroiden zu überlegen, wie man sie mit besseren Antriebsmechanismen ausstatten kann, anstatt einen Shuttle-Dienst zwischen Asteroiden und „Weltraumtankstellen“ einzurichten. Sonnenergie, Sonnensegel, Nuklearantrieb, etc – das würde vermutlich alles schneller und billiger und effektiver sein als diese Idee…

Aber auch wenn ich persönlich von den Bemühungen bei Planetary Resources nicht viel halte, ist eines klar: Die Zukunft WIRD an den Rohstoffen der Asteroiden nicht
vorbei kommen! Aber es wird nicht so einfach sein, wie sich das manche offensichtlich vorstellen. Bzw. es wird nicht so schnell gehen. Denn wenn sich jemand findet, der genug Geld investieren will, dann könnte man natürlich all das machen, was da spektakulär geplant wird. Aber da braucht man eben so richtig viel Geld und das lässt sich nicht einfach übers Internet einsammeln.

Wie geht es weiter?

Bis wir zu den Asteroiden im All gelangen, wird wohl noch ein bisschen Zeit vergehen. In der Zwischenzeit bleiben uns nur die Asteroiden, die von selbst zur Erde gekommen sind. Und die schaue ich mir morgen an. Dann geht es weiter nach Wien und ins Naturhistorische Museum mit seiner Meteoritenausstellung!

8 Gedanken zu „Mit dem Fahrrad zu den Asteroiden (Abschnitt 12): Bergbau auf den Asteroiden“
  1. Im Roman ‚Der Sperling‘., den Du ja auch mal hier angesprochen hast, wurde ein ausgehöhlter Asteroid als Raumschiff genutzt. Der Aushub wurde als ‚Treibstoff‘ und zur Versorgung der Astronauten verwendet, mit der Zeit wurde das Ding also immer leichter. Wäre sowas wirklich praktikabel ? Klar, das man wohl keinen reinen Eisenmeteoriten nehmen wird, aber wie stabil sind Gesteinsmeteoriten wirklich. Wenn man mal von 250- 400 m ausgeht ,in Anlehnung an ‚das Biest‘ von heute morgen, sind das tasächlich relativ homogene ( weil mal aufgeschmolzene ) Felsbrocken oder mehr durch Eis zusammengehaltene Schuttberge ?

    1. Tja, sowas erfährt man nur, wenn man zu den Asteroiden hinfliegt und sie aus der Nähe untersucht. Und das hat man leider bis jetzt nur in sehr, sehr wenigen Fällen getan…

  2. Na ja, die Asteroiden entstammen dem Weltall und die Erde eben auch. Und zu allem Überfluss: beides befindet sich nach wie vor im All! Wo ist also der grundlegende Unterschied? Letzlich besteht alles aus demselben „Baatz“ (bair. Dreck, Scmutz).

  3. ich kann mir nich helfen, aber diese Planetary Resources-nummer riecht mittlerweile ziemlich nach scam; kickstarter. ernsthaft jetzt? hatten die vor 2 jahren nich was von potenten geldgebern gefaselt?

  4. @thomas: was meinst du? die rohstoffe zum bau sollten von der erde kommen? das war immerhin 1958, da gabs noch ganz andere „visionen“.

  5. @ Toolianmax :
    Und was soll das jetzt bedeuten ? Rohstoffe von der Erde in’s All zu schaffen ist doch extrem teuer. Aktuell versuchen wir die Kosten pro KG unter 2000 Dollar zu drücken. 2000 Dollar für ein Kilo Eisen, Sand, Wasser ? Abbau auf dem Mond / Asteroiden erscheint mir da sehr viel sinnvoller.

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