Asteroiden sind großartig. Ok, Asteroiden sehen am nächtlichen Himmel nicht so beeindruckend aus wie die Sterne. Asteroiden sehen am nächtlichen Himmel überhaupt nicht aus, weil man sie mit freiem Auge nicht sehen kann und selbst im Teleskop sind sie nur als Lichtpunkte zu sehen. Asteroiden sind keine große Welten, auf denen man mit Roboterfahrzeugen herumfahren kann und Asteroiden sind zu weit weg, um mal eben mit einem Raumschiff hinzufliegen und Menschen darauf herum laufen zu lassen. In der Astronomie ist man meistens eher von den schönen Sternen beeindruckt, von den faszinierenden Landschaften fremder Planeten oder den unvorstellbar großen Galaxien oder den mysteriösen schwarzen Löchern. Asteroiden sind einfach nur Felsbrocken die durchs All fliegen und uns im schlimmsten Fall alle umbringen.
Aber ich finde Asteroiden großartig. Denn sie sind großartig! Asteroiden sind unser aller Ursprung. Ohne Asteroiden gäbe es keine Planeten. Ohne Asteroiden gäbe es kein Wasser auf der Erde. Ohne Asteroiden gäbe es vielleicht nicht einmal Leben. Asteroiden haben die Welt geschaffen in der wir leben und sie seit dem ständig auf verschiedenste Art und Weise beeinflusst. Wenn wir die Welt und das Universum verstehen wollen, müssen wir auch die Asteroiden verstehen.
Und deswegen sind Asteroiden großartig. Für mich persönlich aber auch: Ich habe meine allererste wissenschaftliche Publikation über Asteroiden geschrieben (“The Fundamental role of the dynamics of asteroid’s orbits on the cratering of the Earth“, Schriftenreihe der deutschen Geologischen Gesellschaft, 2000, Heft 11, pp. 10-18 – irgendwo in irgendeiner Bibliothek wird das Teil vermutlich noch herumliegen…) und später dann auch meine Doktorarbeit über erdnahe Asteroiden verfasst („A new dynamical classification of asteroids“). Später habe ich dann zwar auch über anderen Themen gearbeitet, bin aber immer wieder zu den Asteroiden zurückgekehrt. Und auch nach meiner Zeit an der Universität habe ich immer wieder über Asteroiden geschrieben. Der allererste Artikel in diesem Blog handelt von Asteroiden und in meinen Zeitungsartikeln und Büchern kommen sie auch immer wieder vor. Asteroiden sind eben einfach großartig!
Wenn sie nur nicht so weit weg wären… Es gibt so wahnsinnig viele Asteroiden und wir haben so wenige von ihnen wirklich aus der Nähe gesehen. Ein paar sind von Raumsonden besucht worden, aber die meisten kennen wir nur als Lichtpunkte und Einträge in Datenbanken. Aber es gibt einen kleinen Lichtblick: Manchmal kommen die Asteroiden auch zu uns auf die Erde und nicht immer läuft es so ab, wie in Hollywood wo dann gleich eine große Katastrophe folgt. Manchmal finden wir sie lange Zeit nach ihrer Ankunft, wenn sie nur noch harmlos in der Landschaft herumliegen. Diese Meteoriten sind die beste Annäherung an einen echten Besuch, die wir haben. Die Meteoriten können wir aus unmittelbarer Nähe und ganz in Ruhe untersuchen.
Ich weiß noch genau, wie ich als 16jähriger Teenager, ein Jahr vor dem Abitur bei einer Klassenfahrt das Deutsche Museum in München besucht habe. Der Rest der Klasse hat sich irgendwo herum getrieben, aber ich wollte in die Astronomie-Abteilung, dorthin, wo die Asteroiden sind. Und da war ein großer Eisenmeteorit ausgestellt, denn man anfassen durfte (hey – immerhin hat er eine Milliarden Jahre lange Reise durchs All und den Einschlag auf der Erde überstanden – da tun ihm ein paar Besucherhände nicht viel). Vielleicht war es nur die jugendliche Naivität, aber ich fand es damals wirklich enorm bewegend, mit meinen eigenen Händen ein Objekt zu berühren, das aus dem tiefen Weltall kam und älter war als alles andere auf diesem Planeten. Der Besuch bei diesem speziellen Asteroiden hat mich noch einmal darin bestärkt, dass ich tatsächlich Astronomie studieren möchte, auch wenn meine Schulnoten in Mathematik und Physik damals alles andere als gut waren.
Im deutschen Museum in München war ich schon lange nicht mehr und ich weiß nicht, ob „mein“ Meteorit dort noch ausgestellt ist. Aber im Naturhistorischen Museum in Wien gibt es die älteste und größte Sammlung von Meteoriten der Welt. Und da ich beschlossen habe, ab heute ein wenig Urlaub zu machen und weil Asteroiden großartig sind, ist diese Sammlung das ideale Ziel für meine Reise. Mit dem Zug bin ich aber schon oft nach Wien gefahren und da habe ich diesmal keine Lust. Ein Auto besitze ich nicht und einen Flughafen gibt es in Jena auch nicht. Aber ich habe ein sehr schönes Fahrrad und ausreichend Zeit! Also werde ich mich mit eigener Muskelkraft auf den Weg zu den Asteroiden machen. Ich schätze, dass ich in ungefähr 10 Tagen in Wien ankommen werde – das reicht, um nicht hetzen zu müssen und mir anzusehen, was es unterwegs alles zu sehen gibt.
Ich hoffe, ich sehe ein paar Asteroiden! Wie ich schon sagte: Asteroiden haben unsere Welt gemacht und sie ständig beeinflusst. Es würde mich also sehr wundern, wenn ich unterwegs nicht auf die eine oder andere interessante Asteroidengeschichte stoßen würde. Ich werde mich als heute auf den Weg machen und unterwegs nach Asteroiden Ausschau halten! Jeden Abend werde ich euch dann erzählen, was ich gefunden habe. Wenn ihr Asteroiden auch so großartig findet wie ich – oder herausfinden wollt, warum ich sie so großartig finde – dann schaut in den nächsten Tagen regelmäßig hier rein. Am besten gleich heute Abend. Denn mein Fahrrad steht fertig gepackt bereit und ich fahre jetzt los. Zu den Asteroiden!
Beeindruckend fand ich die Meteoritensammlung im South Australian Museum in Adelaide. Insbesondere den riesigen Eisenmeteoriten vor dem Eingang (den kann man natürlich auch anfassen).
Im Deutschen Museum habe ich noch nicht die Mineraliensammlung – geschweige denn die Meteoriten – angesehen.
Aber was Mineraliensammlungen angeht: die in der TU Bergakademie Freiberg ist auch sehr sehenswert.
@mcpomm
Willst du jetzt den armen Florian mit dem Fahrrad nach Australien schicken?
@rambaldi
Nein, aber in Adelaide „traf“ ich zum ersten Mal in meinem Leben auf Meteoriten, was mir in Erinnerung geblieben ist. An das hatte ich mich angesichts von Florians Erlebnis in München nur erinnert gefühlt.
Außerdem habe ich ja auch Freiberg empfohlen. Da soll es auch Meteoriten geben, aber komischerweise fand ich die Edelmetalle und diversen Kristalle und Edelsteine (unbearbeitet in Originalzustand) sowie ihre „Attrappen“ wie Pyrit damals beeindruckender. An Meteoriten kann ich mich nicht mehr erinnern.
Na dann: Kette rechts! Und Clear Skies!
Jetzt weiß ich auch, warum es regnet und noch eine Weile wechselhaft bleiben soll … ein Astronom plante seinen Urlaub!
Das erklärt alles 😀
Viel Spaß trotzdem!
@Florian
Hach, der Saal 4 mit der Edelsteinsammlung wär wirklich einen Besuch wert – darf ich auf ein paar Bilder auch von dort hoffen? Die Meteoriten sind nur einen Saal weiter …
Hallo Florian,
das finde ich wunderbar, dass Du dich auf den Weg nach Wien machst – per Fahrrad! Wenn mich nicht alles täuscht, fährst Du dabei ein Stück an der Donau entlang. Mich würde es sehr freuen, wenn Du in Passau Station machen würdest. Ich kann Dir gerne eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten. Bitte melde Dich bei Interesse.
@Maximilian: „Mich würde es sehr freuen, wenn Du in Passau Station machen würdest. Ich kann Dir gerne eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten. Bitte melde Dich bei Interesse.“
Danke für das ANgebot, aber ich hab eine Unterkünfte alle schon vorab reserviert. Durch Passau komme ich zwar durch, übernachten tue ich aber in Obernzell… (In Passau hab ich schon bei meiner letzten Radtour übernachtet – https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2013/09/07/die-zeitreise-teil-vii-die-langen-zyklen-der-zeit-in-passau/ – da wollte ich mal nen anderen Ort ausprobieren)
@Florian
Viel Spass gutes Wetter und ne ordentliche Endorphin-Dröhnung wünsch ich Dir.
Sind Eisenmeteoriten rotsfrei, daß ihnen Regen und saurer Fingerschweiß nichts anhaben kann?
Seltsam, daß ich mich an die Meteoritensammlung im Naturhistorischen Museum Wien gar nicht erinnern kann. Als Kind war ich vor allem vom Diplodocus fasziniert.
@Chemiker
Damals 😉 hatten die auch noch keinen so coolen Webauftritt. Ich bin von den Seiten gerade sehr angetan. https://www.nhm-wien.ac.at/ausstellung/dauerausstellung__schausammlung/hochparterre/saal_1-5_mineralien_gesteine_meteoriten/meteorite
@Florian: Ich wusste ja nicht, dass Du die Reise so akribisch geplant hast 😉
Obernzell ist ein kleiner Markt und hat ausser einem Keramikmuseum (ich denke, Du wirst dort wahrscheinlich keine Meteoriten finden) nicht viel zu bieten.
Interessanter wird es dann ein paar km flussabwärts: Das bis vor kurzem grösste Laufwasserkraftwerk Deutschlands – Jochenstein.
Dann kommt vielleicht eine der schönsten Passagen des Donauradwegs: Schlögener Schlinge bis Aschach. Dort ist wieder ein grosses Flusskraftwerk. Man kann dort auch gut Mittag essen.
Wenn Du in Linz bist, nicht das Ars Electronica Center versäumen, aber das kennst Du wahrscheinlich eh.
https://www.aec.at/center/ausstellungen/deep-space/
Vielleicht sieht man sich ja auf dem Radweg von Passau nach Jochenstein. Bin dort öfters unterwegs …
@Maximilian: “ Ich wusste ja nicht, dass Du die Reise so akribisch geplant hast“
Ja – bei so langen Touren weiß ich gerne im voraus, wo ich wohnen kann, sonst wirds nervig. Wie man ja im Bericht des heutigen Reisetags nachlesen kann…
Obernzell hab ich genommen, weils der letzte Ort vor der Grenze ist und bis Linz nicht mehr viel kommt. Und da ich von Deggendorf aus die Etappe starte, wirds mir zu lang, bis Linz durchzufahren. Ich glaub ich wohn da wirklich mitten in der Pampa; im Hotel Edlhof… aber die Gegend ist nett. Ich hab ja erst letzte Woche dort in Untergriesbach nen Vortrag gehalten.
@FF
Das ist jetzt zwar schon viele Jahre her, aber in genau dem Hotel / Gasthaus, hab ich zum ersten mal Lachs gegessen, und, nein, es war kein kulinarisches ereignis. Trocken, tranig, geschmacklos und versalzen.
Ich wünsch Dir, dass der Koch in der zwischenzeit ein anderer ist.
@Scheusal: Welches Hotel meinst du denn? Hab ich im Artikel ein Hotel erwähnt?
@Maximilian
Ich bin jetzt etwas verwirrt. Ich hab mich nämlich mal, lang her, um einen Job bei den österreichischen DOKW (Donaukraftwerken) beworben und da gings um eine Stelle in Jochenstein.
Ich war seit Volksschulzeiten der Meinung Jochenstein sei in Österreich. Jetzt kommst Du daher und erklärst das sei das grösste Laufkraftwerk Deutschlands.
Der Edlhof liegt in Erlau, das ist noch ein Stück vor Obernzell. Die Anwohner vom Strom hatten unter dem Hochwasser im letzten Juni zu leiden. Aber keine Angst, es ist inzwischen (fast) alles renoviert. Manchmal sieht man noch Häuser ohne Putz, damit sie austrocknen können.
Was die Übernachtungsmöglichkeiten von Passau nach Wien betrifft: Du darfst nicht vergessen, das ist die wahrscheinlich am stärksten frequentierte Radstrecke in Europa. Entsprechend gut ist die Infrastruktur. Du wirst auf dem ganzen Weg Schilder finden mit „Zimmer frei“. Also genügend Betten mit Dusche für müde Radfahrer auch in Privatunterkünften, denn es ist noch nicht Hauptsaison.
Ich bin schon gespannt auf Deine weiteren Berichte …
@Liebenswuerdiges Scheusal:
Wir haben beide Recht: Jochenstein gehört sowohl zu Deutschland als auch zu Österreich. Früher gab es dort auch eine Zollstation.
Weil Österreich die grösseren Wasser-Kraftwerke (siehe Aschach) hat, borgt sich Deutschland gerne den Teil, um damit die Liste anzuführen. Ich hoffe, das ist legitim 😉
@FF
… „im Hotel Edlhof“
Ich würde das als erwähnung bezeichnen, wenn auch nicht im Artikel sondern im Kommentar.
Ah! Ich dachte, das wäre beim anderen Artikel gewesen (Hier im Backend schlagen alle Kommentare gleichzeitig auf und durcheinander und wenn ich nicht genau hinsehe, dann kann man die Quelle schon mal verwechseln…)
@FF
gute Ausrede 😉 .
Na dann gute Reise und immer eine Hand breit Luft im Pneu 🙂
@Florian:
Auch von mir gute Reise!
Und natürlich hat @Theres recht:
Immer wenn ein Astronom auf Reisen geht … regnets …
Diesmal ist es allerdings Ende Mai, und man weiss ja:
„Ist der Mai kühl und nass
Füllts dem Bauern Scheun und Fass“
Du tust also auch noch was für die örtliche Landwirtschaft 😉
@Florian:
Zur Zeit regnet es noch hier in OÖ, aber bis Du hier durchkommst dürfte sich angenehmeres Radfahrwetter eingestellt haben. Übrigens liegt der <a href="https://www.prambachkirchen.at/system/web/sonderseite.aspx?menuonr=220252304&detailonr=220252304"erste Meteorit, den ich als Kind ansehen (und auch angreifen) durfte, nicht weit abseits Deiner Route. Dahin kommt man durchs malerische Aschachtal, eine zu Recht sehr beliebte Ausflugsstrecke.
Schöne Reise!
Verd. HTPC-Tastatur, hat den Link zerstückelt. Also noch <a href="https://www.prambachkirchen.at/system/web/sonderseite.aspx?menuonr=220252304&detailonr=220252304"mal.
Grmpf, aller guten Dinge sind ja bekanntlich Drei also jetzt muss es klappen: diesen Meteoriten meinte ich.
[…] meiner Meinung nach den Schlüssel zur Zukunft der Menschheit darstellen. Dass ich ein großer Fan der kleinen Felsbrocken aus dem Weltall bin, sollten die Leserinnen und Leser meines Blogs ja mittlerweile mitbekommen haben (spätestens, […]
[…] diesem Fall ging es bei der Konferenz um Asteroiden und Asteroidenabwehr. Wer mich kennt, der weiß wie gerne ich Asteroiden habe und das ich mich auch sehr oft und ausführlich mit Asteroideneinschlägen und […]