Ich habe das Wochenende in Österreich verbracht. Dort hat am Freitag die Lange Nacht der Forschung stattgefunden. Solche Veranstaltungen habe ich ja sehr gerne und besuche sie immer, wenn sich mir die Möglichkeit bietet. Ich finde es immer wieder toll, wenn sich die Wissenschaftler aktiv der Öffentlichkeit präsentieren und es ist vor allem schön zu sehen, wie sehr auch die Bevölkerung solche Angebote wahrnimmt. Egal ob in Bayern, Thüringen, Wien oder sonstwo: Immer wenn ich so eine Veranstaltung besucht habe, war ich dabei definitiv nicht alleine und vor den Universitäten und Forschungsinstituten haben sich immer lange Schlangen gebildet. So war es auch am Freitag in Wien. Dort konnte ich aber leider nicht die vielen Stationen überall in der Stadt besuchen, sondern musste in der Aula der Wissenschaften bleiben. Denn diesmal war ich nicht nur Besucher, sondern selbst Teil des Programms. Aber zu sehen gab es für mich trotzdem genug.

In der Aula der Wissenschaften war eine große Ausstellung zur Teilchenphysik und dem Europäischen Kernforschungszentrum CERN aufgebaut. Das Gewinnspiel gleich am Eingang war erfreulicherweise nicht eines der üblichen Pseudogewinnspiele mit absurden Antwortmöglichkeiten („Was erforschen Teilchenphysiker? a) Elementarteilchen b) Einen rot gestreiften Teppich“), sondern eines, bei dem man tatsächlich ein wenig über Teilchenphysik Bescheid wissen musste:

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Praktischerweise konnte man sich das nötige Wissen für die korrekte Beantwortung gleich direkt in der Ausstellung besorgen. Zu gewinnen gab es den riesigen Bildband „LHC: LARGE HADRON COLLIDER“* den ich wirklich gerne gewonnen hätte – aber es scheint wohl nicht geklappt zu haben (Meine Antworten waren aber richtig!). Ich habe mich mit einem der vielen Teilchenphysik-Buttons zufrieden gegeben, die man sich dort kostenlos basteln konnte.

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Bei der Ausstellung selbst habe ich leider vergessen, viele Fotos zu machen. Aber sie gab einen wirklich schönen Überblick, über das, was am CERN so abläuft – und überall standen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts für Hochenergiephysik die einem alles ganz genau erklären konnten. Schön waren auch die „Deko“-Bilder, die Aufnahmen vom LHC zeigten; gemischt mit Bildern aus der Natur (und anscheinend kann ich in WordPress anstellen was ich will – die Bilder lassen sich einfach nicht korrekt drehen):

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Anlässlich des 60. Geburtstag des CERN hat die österreichische Post auch eine Sonderbriefmarke herausgegeben, auf der das Standardmodell der Teilchenphysik zu sehen ist (die Formel habe ich hier genauer erklärt):

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Ich hab mir natürlich auch eine dieser Erstausgaben besorgt. Ich bin zwar kein Briefmarkensammler, aber vielleicht ist ja unter der Leserschaft jemand interessiert und freut sich, wenn ich die Marke beim nächsten Gewinnspiel als Preis zur Verfügung stelle.

Besonders nett fand ich auch die Funkenkammer, bei der man die kosmische Strahlung aus dem All live betrachten konnte. Sterne und andere kosmische Phänomene produzieren ja ständig nicht nur jede Menge Strahlung sondern schleudern auch Teilchen ins All hinaus. Ein Teil dieser „kosmischen Strahlung“ trifft dann auch unsere Atmosphäre und erzeugt dort Myonen. Das sind kurzlebige Elementarteilchen und eigentlich so kurzlebig, dass sie schon längst wieder verschwunden sein sollten, bevor sie von der oberen Atmosphäre bis zum Erdboden gelangen können. Weil sie sich aber mit annähernd Lichtgeschwindigkeit bewegen und die Zeit laut spezieller Relativitätstheorie für sie daher langsamer verläuft, halten sie durch und können in speziellen Geräten wie eben der Funkenkammer in der Aula der Wissenschaften einen Lichtblitz erzeugen.

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Ich habe das auch gefilmt, damit man sieht, was passiert. Jeder Blitz, den man in der Kammer sieht, wird von einem Myon erzeugt, dass gerade live durch das Gerät fliegt und zuvor von der kosmischen Strahlung produziert worden ist:

Für alle Besucher gab es auch kostenlose Kinderbücher mit einer netten Geschichte über die archäologischen Abenteuer eines kleinen Mädchens:

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Es gab noch viel mehr zu sehen (jede Menge interessante Experimente der Biologen zum Beispiel), aber ich hatte keine Zeit mehr, denn jetzt begannen die Vorträge. Zuerst war CERN-Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer an der Reihe und sprach kurz über das, was am CERN so passiert:

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Der Vortrag war jetzt keine große Überraschung sondern eine kurzer Überblick über das CERN und eine noch kürzere Einführung in die Teilchenphysik. Sehr überrascht dagegen hat mich wieder mal die Qualität der Präsentation. Heuer selbst hat zwar gut und mitreißend gesprochen. Die Bilder und Folien die er zeigte, waren aber leider der übliche schlechte Mix den man auf vielen Konferenzen zu sehen bekommt. Mal waren die Folien auf deutsch; dann wieder auf englisch. Der Stil und die Institutslogos wechselten ständig. Und es war ziemlich klar, dass das keine extra für die Lange Nacht der Forschung zusammengestellte Präsentation war, sondern etwas, das im Vorfeld aus vielen Quellen schnell zusammenkopiert worden ist. So etwas finde ich immer ein wenig schade… Klar, es ist nicht immer praktikabel oder nötig, sich für jede Veranstaltung einen komplett neuen Vortrag auszudenken. Das mache ich auch nicht. Aber zumindest sollte der Vortrag nicht so aussehen als sei er nur ein Versatzstück aus früheren Vorträgen und als hätte man keine Zeit gehabt, sich entsprechend vorzubereiten. Das ist meiner Meinung nach unhöflich gegenüber dem Publikum…

Nach Heuers Vortrag kam der Programmpunkt an die Reihe, an dem ich beteiligt war. Es ging um die Preisverleihung beim „Wissenschaftsbuch des Jahres 2014“ bei der mein Buch „Der Komet im Cocktailglas“ netterweise gewonnen hat. Im Vortragssaal gab es Leseecken mit jeder Menge Büchern – und ein großes Plakat mit meinem Buch:

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Die anwesende Verwandtschaft hat mich zu einem Foto gemeinsam mit dem Plakat genötigt:

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Und dann ging auch schon die Preisverleihung los. Mit allen Preisträgern wurden kurze Interviews geführt (Ich wurde gefragt, was man sich als Leser von meinem Buch erwarten kann und was der Unterschied beim Schreiben eines Buchs bzw. eines Blogartikels ist):

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Dann saßen alle Gewinner auf weißen Sofas auf der Bühne und warteten auf den Minister für Wirtschaft und Wissenschaft:

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Der kam dann auch, hat allen Gewinnern die Hand geschüttelt und uns einen Preis überreicht. Ein netter Glasklotz mit dem Logo der Veranstaltung darauf – aber ich hätte es ja cooler gefunden, wenn es ein echter Pokal gewesen wäre, so wie beim Sport (und vielleicht noch ein paar Flaschen Champagner, so wie bei den Formel-1-Rennen…)

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Im Anschluss an die Preisverleihung fand dann das Österreich-Finale beim Science Slam statt. Vier junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erzählten in 6 Minuten möglichst unterhaltsam von ihrer Arbeit um als nationaler Sieger zum Europafinale der Science Slammer nach Kopenhagen fahren zu können. Gewonnen hat Martin Moder aus Wien, der von seiner Forschung an Fruchtfliegen erzählt hat. Von den Vorträgen gibt es leider (noch) keine Videos, aber ich habe ein Video von der Vorausscheidung in Graz gefunden, bei der Martin Moder den gleichen Vortrag gehalten hat:

Ein verdienter Gewinner, obwohl ich den Vortrag von Barbara Fischer über den „evolutionären Pfusch“ beim menschlichen Becken noch ein klein wenig besser fand. Gar nicht so toll hat mir dagegen der Vortrag des Chemikers Wolfgang Viertel aus Innsbruck gefallen. Vom Thema her war die Geschichte der Wasserstoffgasproduktion zwar interessant – aber die Aufmachung von Viertel als „verrückter Wissenschaftler“ mit Laborkittel, komischer Brille und „irrem“ Gehabe; komplett mit einem buckligen und dummen Assistenten „Igor“ erfüllt exakt die Klischees des „Mad Scientist“ die man bei solchen Veranstaltungen wie dem Science Slam eigentlich abbauen und nicht verstärken sollte. Die Geschichten von Gremlins und Listerien die Victoria Heinrich erzählt hatte, fand ich dagegen wieder sehr interessant.

Es war auf jeden Fall ein sehr schöner Abend in der Aula der Wissenschaft mit jeder Menge interessanter Forschung. Ich hoffe, im Rest von Österreich war die Lange Nacht der Forschung auch so faszinierend wie in Wien. Über Erfahrungsberichte würde ich mich freuen!

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10 Gedanken zu „Eindrücke von der Langen Nacht der Forschung und der Verleihung der Wissenschaftsbücher des Jahres 2014 in Wien“
  1. Hey Florian, an dieser Stelle nochmal herzlichen Glückwunsch.
    Bei den Fotos musste ich 2x hinschauen … haste abgenommen? 😉 … Sommerlich trainierte Strandfigur, was? ^^

  2. @ afx:

    Bei den Fotos musste ich 2x hinschauen … haste abgenommen?

    Nicht nur das – er sieht auch jedes Jahr Harald Lesch ein wenig ähnlicher.

  3. „Die anwesende Verwandtschaft hat mich zu einem Foto gemeinsam mit dem Plakat genötigt:“

    Naja, recht genötigt schaust da nicht aus. Gibs doch zu, in dem Moment als das Foto gemacht wurde, warst richtig stolz auf Dich und hast innerlich jubiliert.

    Zu recht übrigens.

  4. Über 136.000 Besucher ist ja schon mal eine gute Steigerung.

    PS: Nächstes mal fahre ich früher, ab 22 Uhr war es zumindest in der JKU Linz schon sehr mau und die meisten Forscher/innen ‚verbraucht‘ und Fertig 😉

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