Als Kind fand ich es immer enorm spannend, im örtlichen Teich nach Kaulquappen zu fischen (und hab mich auch nicht davon abschrecken lassen, dass ich da dabei auch mal reingefallen bin) und sie zu Hause in großen Einmachgläsern dabei zu beobachten, wie sie zu Fröschen werden. Heute ist das vermutlich etwas, was man aus Tierschutzgründen nicht mehr machen sollte, und ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob es jemals einer der Frösche tatsächlich zurück in den Teich und in ein normales Amphibienleben geschafft haben. Irgendwann waren die Gläser einfach leer und entweder die Frösche haben sich heimlich auf den Weg gemacht oder aber meine Eltern haben die toten Tiere heimlich entfernt…
Da ist es doch besser, man schaut sich die Kaulquappen am Himmel an. Das tut man am besten im Sternbild Cygnus – was zwar „Schwan“ bedeutet, wo aber trotzdem Kaulquappen zu finden sind. Diese hier zum Beispiel:

Bild: Hubble Heritage NASA/ESA)
Bild: Hubble Heritage NASA/ESA)

Das Bild ist zwar schon 2013 veröffentlicht worden, aber die ESA hat heute netterweise nochmal darauf hingewiesen. Was man hier sieht ist IRAS 20324+4057 und es ist fast ein Stern. Es ist ein „Protostern“, also eine heiße, dichte Masse an Gas, die kurz davor steht, zu einem echten Stern zu werden. Man erkennt den Protostern im „Kopf“ der Kaulquappe, wo er als hell leuchtende gelbe Region sichtbar ist. Die ganze Kaulquappe ist knapp ein Lichtjahr lang und besteht aus Gas mit knapp der vierfachen Sonnenmasse. Man findet darin noch andere Protosterne, die aber nicht so hell leuchten, wie der im Kopf der Kaulquappe.

Der blaue Schweif leuchtet deswegen so schön, weil dort das Gas von anderen Sternen in der Umgebung zum Leuchten angeregt wird. Die kosmische Kaulquappe befindet sich in der Cygnus-OB2-Assoziation, einem Sternhaufen knapp 4700 Lichtjahre von uns entfernt. Dort gibt es viele heiße und große Sterne die entsprechend viel Ultraviolett-Strahlung abgeben. Diese Strahlung bringt das Gas zum Leuchten und bringt es auch ein wenig durcheinander. Man sieht auch gut, dass die Kaulquappenwolke an der oberen rechten Seite deutlich heller leuchtet als anderswo. Das liegt daran, dass dort besonders große und heiße Sterne sind, die nicht nur UV-Strahlung ausschicken sondern auch starke Sternwinde, die der Wolke die abgerundete Form geben.

Alles in allem ein wunderschönes Bild – und im Gegensatz zu meinen kindlichen Versuchen der Froschaufzucht auch garantiert tierfreundlich!

28 Gedanken zu „Die kosmische Kaulquappe“
  1. @nihil jie:
    Spermium. Mit 2 Sternenaugen. Und knubbeligen Beinchenauswüchsen unten dran…sücha 😉
    Du hattest in Deiner Pubertät also schon mal KEIN Mikroskop zur Hand….

  2. …aber wieder mal ein schönes Beispiel, wie gerne der Mensch bekannte Muster bei Unbekanntem anwendet…ich mach mal weiter, wie gesagt, ich seh da Beinchen unten: Das ist die kleine Raupe Nimmersatt!

  3. ich sehe das Sternbild des „Grossen Bisons“. Bekannt aus den Prophezeihungen der Alten Weisen des Amazonas. Menschen die im 4. Quadranten des Okzidents geboren wurden zeigen einen deutlichen Hang zur Selbstironie und zum Sarkasmus. Charakterlich sind sie eher grenzwertig. Beruflich dürften das später tendenziell Kranführer oder Tiefseetaucher werden. Aufgrund der Farbe des Nebels sehe ich einen Hang zum alkoholismus (punktuell, wie man an den 2 gelben Punkten erkennt). Die Kreuze links und rechts im Sternbild unsterstreichen das militärische im Verhalten.

  4. Hat man eigentlich das „Zünden“ eines Sterns schon mal live beobachtet? Also quasi an einem Tag noch an einer Stelle einen Protostern beobachet, am nächsten Tag an derselben Stelle einen Stern? Bzw. auf welcher Zeitskala läuft ein solcher Prozess ab?

    1. @Gustavus: „Bzw. auf welcher Zeitskala läuft ein solcher Prozess ab?“

      Das dauert schon ein wenig länger als nen Tag. „Live“ beobachten kann man da nix – da müsste man schon Jahre oder Jahrzehnte kontinuierlich messen, um was zu sehen. Vor allem weil da ja anfangs jede Menge Gas um den Stern rum ist.

  5. @ FF:

    Heute ist das vermutlich etwas, was man aus Tierschutzgründen nicht mehr machen sollte

    Hier in der Schweiz ist das sogar verboten. Ausser Du hast eine Sondergenehmigung Deiner Gemeinde, z.B. weil Du Lehrer bist und ein paar Kaulquappen für ein Projekt im Biologieunterricht einfangen möchtest.

  6. @noch’nFlo
    Dann nimm Gelsenlarven. Die sind zwar kleiner, sehen aber ähnlich aus und dagegen wirds doch kein Tierschutzgesetz geben ? Oder ??
    Andererseits, ich seh schon zukünftige Schlagzeilen: Mann wegen mehrfachen Tiermordes (EU überwachungsgesetz §21349/2025) verhaftet: 10 Gelsen erschlagen und 20 vergiftet !!!

  7. @ Franz:

    Brauche ich nicht. Meine Kids erleben die Froschwerdung der Quappen derzeit live in der frien Natur: sie gehen mit ihrer Kindergartengruppe 2x pro Woche zu einem nahegelegenen Teich und gucken, wie sich die kleinen Amphibien schon wieder weiterentwickelt haben. Dabei entnehmen die Erzieherinnen kurz ein paar Exemplare in ein Glas und geben diese nach ausgiebiger Betrachtung wieder zurück in den Teich.

    So ist es doch am besten, oder?

  8. @FF:

    Während ich das Bild der kosmischen Kaulquappe ansehe, kommt mir der laienhafte Gedanke:

    Was würde ein Blick aus einem kosmischen Nebel heraus eigentlich ergeben, also, wenn man in einem ebensolchen Nebel steckte? Würde man überhaupt merken, dass man in einem Nebel steckt?

    1. @IO: „Würde man überhaupt merken, dass man in einem Nebel steckt?“

      Wohl eher nicht. Die sind im wesentlichen ein perfekteres Vakuum als wir es auf der Erde im Labor produzieren können. Nur aus der Entfernung sehen sie so beeindruckend aus.

  9. @IO, Florian

    Im Inneren der Globule, aus der der Protostern entsteht, dürfte der Staub so dicht sein, dass man keine oder nur wenige Sterne außerhalb sieht.

    Ich denke auch, dass man das leuchtende Gas aus der Nähe oder von innen nicht mit bloßem Auge sehen können wird, weil es zu lichtschwach ist. Den Nebel zwischen den Plejaden sieht man ja z.B. auch nicht mit bloßem Auge, und beim Orionnebel nur die helle Kernregion. Erst empfindliche Sensoren und lange Belichtungszeit machen solche Objekte hell und farbenfroh.

  10. @noch’n Flo:

    So ist es doch am besten, oder?

    Weiss ich nicht. Ich habe als Kind Stichlinge gefangen und im Aquarium sogar gezüchtet. Klar sind mir ein paar Exemplare gestorben, bis ich raus hatte, was die brauchen.

    Heutzutage sind kiddies ja schon verhaltensauffällig, wenn sie Fliegen Flügel ausreissen (was 99 % früher aus reiner Neugier gemacht haben). Aber gehört das zum Weltentdecken nicht dazu ? Muss ich als Forscher (manchmal, nicht immer) nicht erst zerstören, bevor ich Erkenntnisse schaffen kann ?

    Hmm, wahrscheinlich nehme ich das Thema jetzt gerade zu ernst. Nichts desto trotz, ein kleiner Tipp. Gehe nicht mit dem mainstream und lasse dich bei deinen kids dazu hinreissen, bei jeder Kleinigkeit den mahnenden FInger zu heben.

    Der mainstream liegt nämlich falsch 😉

  11. So… jetzt war ich mal im Copyshop und habe mir das Foto in Farbe und A4 Format ausgedruckt. So etwas cooles muss irgend wo einen Platz an einer meiner Wände finden 😉

  12. Darf ich mal doof fragen, wie die Form zustande kommt? Bewegt sich das ganze vom Schwanz her weg Richtung Kopf – oder bläst etwas das Gas vom Kopf in Richtung Schwanz….
    Wie habe ich mir das vorzustellen??

    1. @Hägar: „Darf ich mal doof fragen, wie die Form zustande kommt? „

      Wie im Artikel erwähnt ist das die Strahlung der Sterne. Und rechts vom Kopf sind besonders starke. Das Ding muss sich ja auch nicht zwingend bewegen. Solche Nebel in gibts in alle Formen und der hier schaut zufällig so aus, als würde da ne Kaulquappe von links nach rechts durchs Bild schwimmen.

  13. Irgendwann waren die Gläser einfach leer und entweder die Frösche haben sich heimlich auf den Weg gemacht oder aber meine Eltern haben die toten Tiere heimlich entfernt…

    So einfach ist das leider nicht. Es kommt eine Zeit im Lebenszyklus da die armen Tiere ihre Kiemen verlieren und anfangen Luft zu atmen. Das ist ziemlich genau dann, wenn sie Füße und arme ausbilden, kurz bevor sie den Schwanz verlieren.

    Es genügt dann einfach nicht mehr Wasser zum schwimmen zu haben, sie benötigen dann auch festen Boden, z.b. Stein oder ein ausreichend großes Stück Holz, ansonsten ertrinken sie und gehen ein.

    Froschleich zu Fröschen entwickeln zulassen ist ein großer Spaß für die Kleinen, aber das sollte man beachten damit es keine Enttäuschung wird.

    Mir hat das übrigens auch niemand gesagt, aber ich habe es dann auf die harte Tour selbst raus gefunden. Das war dann auch so ziemlich der Zeitpunkt an dem ich mich entschieden Tiere lieber nicht mit nach hause zu bringen und sie lieber in freier Wildbahn zu studieren. Ich hatte mir schon einige Geniestreiche geleistet auf die ich nicht gerade stolz war, wie z.B. ein Glas mit Molchen verschlossen in einen See fallen lassen das ich nicht mehr gefunden habe, weil das Wasser vom suchen so schlammig wurde (an diesem Tag kam ich nicht nur völlig nass, sondern auch mit einem guten Dutzend Blutegel nach hause – stille Gewässer und so) oder irgendwelche undefinierbaren Wucherungen von der Unterseite eines Krebses entfernt, die sich im Nachhinein als Brut raus gestellt haben…

    Das war dann der Tropfen der das Fass zum überlaufen gebracht hat und ich habe dergleichen erst mal bleiben lassen.

    Nicht das ich keinen Spaß hatte, aber mit einiger Bitterkeit muss man doch anmerken das Lebewesen einfach nicht mit Gebrauchsanleitungen ausgestattet sind, weil sie kein Spielzeug sind.

  14. Wenn ich so darüber nachdenke hatte es meine Mutter recht schwer mit mir, sie hatte stets einen Horror davor irgendwo in der Küche auf einen Frosch zu stoßen. Wer jetzt denkt das sei überspannt, dem sei gesagt das ich durchaus auch mal einen Eimer Schnecken mitgebracht habe und es recht interessant ist wenn sie an der Wohnungsdecke kleben. Oder auch Grashüpfer in der Wohnung können durchaus ebenfalls die ganze Familie stundenlang beschäftigen.

  15. @Swage: Ach du Leidensgenosse… ich habe mal einen Zoo aus LEGO gebaut – die Zäune waren damals relativ neu rausgekommen (weiss) und boten sich eben als tolle Trenner zwischen den diversen Kleingetieren an. blöd, das die Viecher das nicht wussten und sich inj meinem Zimmer verteilt haben. Ich habe den Zoo dann mit Fenstern gebaut 🙂

  16. Ach, swage, Du bist grausam, ich habe jetzt extra nichts gesagt, damit FF noch an dem Glauben festhalten konnte, dass die Tierchen nicht nur Beine und Lungen entwickelt haben, sondern auch die Fähigkeit, Fenster oder Türen aufzumachen und sich allein auf den Weg nach draussen zu machen .
    Leider reicht auch der Stein oft nicht aus , die Frösche hopsen gegen das Glas und sterben dann so.
    @steffmann:
    „Heutzutage sind kiddies ja schon verhaltensauffällig, wenn sie Fliegen Flügel ausreissen.“
    Nee, erst wenn sie anfangen, der Hauskatze die Beine auszureissen…..
    Aber mal Spass beiseite, wo ist das Problem den Hintern hochzukriegen und sich die Viecher draussen anzugucken? Man hat Bewegung, ist an der frischen Luft…
    Ich habe auch alle möglichen Viecher eingefangen Stichlinge und Heuschrecken und Kaulquappen und Spinnen und Schnecken (das war ganz schön schwierig, die huschen so), aber was spricht dagegen, die hinterher wieder frei zu lassen?
    Und was ist daran falsch, Kinder zu Empathie zu erziehen?

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