Anfang des letzten Jahres habe ich über den Kometen Siding Spring geschrieben. Der fliegt im Oktober 2014 in der Nähe des Mars vorbei und anfangs sah es so aus, als könnte er sogar mit unserem Nachbarplaneten kollidieren. Das wird zwar nicht passieren, aber er wird immerhin in 135.000 Kilometer Entfernung am Mars vorbei fliegen. Das ist deutlich weniger als der Abstand zwischen Erde und Mond (400.000 Kilometer) und auf jeden Fall ein sehr interessantes astronomisches Ereignis. Vor allem, da der Komet mittlerweile sehr interessante Sachen macht. Zum Beispiel Fontänen aus Staub und Eis ins All zu schießen.

Der Komet befindet sich mittlerweile schon innerhalb der Jupiterbahn und die Strahlung der Sonne setzt im langsam zu. Der Kern des Kometen erwärmt sich, das gefrorene Eis in und unter seiner Oberfläche sublimiert und wird gasförmig. Es entkommt ins All, reißt dabei Staub mit sich und bildet eine Staubhülle, die Koma, die sich später dann zum typischen Kometenschweif wandeln wird. Auf aktuellen Bildern des Hubble-Weltraumteleskops kann man nun aber auch einzelne „Jets“ beobachten, also gerichtete Fontänen aus Staub und Eis, die in verschiedenen Richtungen ins All schießen.

Bild: NASA
Bild: NASA

In der oberen Reihe sieht man die unbearbeiteten Bilder; darunter die gleichen Aufnahmen, die nachbearbeitet wurden, damit der Kontrast zwischen Koma und Jets besser zu sehen ist. Die Bilder wurden am 29. Oktober 2013, dem 21. Januar 2014 und dem 11. März 2014 aufgenommen. Warum ist das interessant? Abgesehen davon, dass es an sich ziemlich interessant ist, erfährt man dadurch auch etwas über die Rotation des Kometenkerns. Sowohl die Rotationsachse als auch die Geschwindigkeit der Rotation kann aus der Beobachtung der ins All hinaus strömenden Staub- und Eispartikeln abgeleitet werden. Und wenn man darüber Bescheid weiß, wie der Komet rotiert, dann kann man auch abschätzen, wie sich der Staub in Koma und Schweif beim Vorbeiflug des Mars verhalten werden. Und das wiederum ist wichtig, wenn man wissen will, ob den Raumsonden die den Mars umkreisen, vom Kometen irgendeine Gefahr droht.

Von der Erde aus werden wir Siding Spring (zumindest mit freiem Auge) nicht zu sehen bekommen. Aber unsere Instrumente auf und beim Mars werden im Herbst hoffentlich die eine oder andere beeindruckende Aufnahme machen können. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen über das erste Bild eines Kometen, der am Himmel eines fremden Planeten vorüber zieht…

16 Gedanken zu „Die Fontänen des Kometen Siding Spring“
  1. Schade, dass er nicht einschlägt.
    Ein Einschlag hätte ziemlich sicher die Initierung eines ordentlichen Asteriodenabwehrsystems auf der Erde zur Folge gehabt.

  2. Für mich sieht es so aus, als ob die Jets in entgegengesetzte Richtungen unterschiedlich stark wären. Das sollte ja bedeuten, dass sie einen Einfluss auf die Bahn des Kometen haben. Da drängen sich mir zwei Fragen auf:

    Wie stark ist dieser Einfluss?
    Wurde das bei der Bahnberechnung berücksichtigt? (D.H. gibt es noch Hoffnung für Raubaffes Wunsch?)“

  3. Hi Florian,

    du schreibst, dass Siding Spring Fontänen ins All schießt, die aus Gas und etwas Staub bestehen.
    Hätte deren Rückstoß eventuell genug Kraft, um die Bahn des Kometen (wenn auch nur leicht) zu beeinflussen ?

    1. mrFrank: „Hätte deren Rückstoß eventuell genug Kraft, um die Bahn des Kometen (wenn auch nur leicht) zu beeinflussen ?“

      Ist prinzipiell möglich. Allerdings keine relevante (also nicht so, dass es plötzlich doch zur Kollision kommt) und bei so nem großen Kometen auch eher unwahrscheinlich.

  4. Netter kleiner Bericht…

    Wegen mir könntest jeden Tag über Kometen und Asteroiden schreiben. Ich bin ganz gierig auf solche Geschichten… Hoffentlich bekommen wir ein paar schöne Bilder im Oktober von Siding Spring zu sehen. Ich geh davon aus das man alles dafür tut um ein paar schöne Bilder zu bekommen. Aber wird auch nicht ganz einfach werden weil ja die Sicherheit der Sonden und Rover vorgeht… Da bin ich mal gespannt. 🙂

  5. Hallo Florian! Ich habe jetzt sehr viel über Asteroiden,Kometen,Gammablitze und schwarze löcher gelesen. Ich habe mir auch mit meinem Lehrer die Nasa website angeguckt und gesehen das keiner der Asteroiden eine gefahr ist. Aber ich wollte gerne wissen ob der Komet „2007 VK184“ eine große bedrohung ist,denn er ist das einzige objekt dad in 34 Jahren einschlagen könnte ist das richtig? Danke schon mal im voraus!

    1. @Ellie: Nein, dieser Asteroid ist keine Gefahr. Hast du diesen Artikel hier gelesen? https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/02/12/asteroidenabwehr-apophis-die-medien-und-wie-man-sich-informiert/ Wenn nicht, dann tu das bitte mal. Da habe ich genau erklärt, wie man herausfinden kann, ob ein Asteroid gefährlich ist oder nicht. Der Status von 2007 VK184 lautet offiziell: „Eine routinemäßige Neuentdeckung, für die ein Vorbeiflug vorhergesagt wird, der keine ungewöhnliche Gefahr darstellt. Die aktuellen Berechnungen ergeben, dass eine Kollision extrem unwahrscheinlich ist. Weitere Beobachtungen werden höchstwahrscheinlich zu einer Rückstufung in die Klasse 0 führen.“

      Also absolut nichts, vor dem man Angst haben muss.

  6. @Florian Freistetter

    Weisst du zufällig ob wegen dem Kometen geplant ist, die Umlaufbahnen der Orbiter resp. ihre Ausrichtung zu ändern damit die Kameras die ja normalerweise nach unten auf den Planeten gerichtet sind, den Kometen ins Bild kriegen?

    Das würde doch bestimmt fantastische Bilder geben.

    1. @Piet: Ob was geplant ist, weiß ich im Moment nicht. Aber wenn es was zu sehen gibt, wird man sich das sicher nicht entgehen lassen…

  7. @Alderamin

    Danke für den Link. Die NASA möchte sich solche Aufnahmen also auch nicht entgehen lassen. Aber natürlich geht die Sicherheit der Orbiter vor.

    Ich kanns jedenfalls kaum erwarten.

  8. @Piet

    Die Aufnahmen von ISON vom Mars aus waren nicht so umwerfend. Siding Spring ist natürlich viel näher dran. Aber die Kameras auf den Raumsonden sind nicht für die Beobachtung von Deep Sky gebaut worden, sondern zur Aufnahme des hellen Mars, also rechne mal nicht mit extrem spektakulären Bildern, wie wir sie von der Erde aus gewöhnt sind. Mit dieser Einstellung kann man dann höchstens positiv überrascht werden.

  9. @Piet

    Stimmt, aber der Begriff hat eher was mit der Flächenhelligkeit zu tun als mit der Entfernung. Ist halt so ein Astromomenjargon.

    Besser als ISON wird’s allemale werden. Möglicherweise passt der Komet gar nicht mehr ins Blickfeld, ich weiß gar nicht, welche Kameras der MRO alles hat. Mit der HIRISE-Kamera kann man den Kern aufnehmen, aber kein Übersichtsbild machen, das ist ein hochvergrößerndes Teleskop. Ich meine mich aber auch an Weitwinkelaufnahmen des Mars zu erinnern. Ist dann die Frage, was für die Forschung interessanter ist, Nahaufnahme oder Übersicht. Oder beides.

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