Seit über einem Jahr schon veröffentliche ich selbst einen Podcast. Ich bin zwar noch weit davon entfernt, ein Podcast-Experte zu sein bzw. mich in der Podcast-Szene gut auszukennen. Aber mittlerweile habe ich doch mehr Ahnung vom Thema als vor vier Jahren. Da hab ich ja schon mal Podcasts zu wissenschaftlichen Themen empfohlen. Da aber vier Jahre eine lange Zeit sind und die Hälfte der damals empfohlenen Podcasts heute nicht mehr existieren, wird es langsam Zeit für eine Neuauflage.

Bild: Peter Marquardt, CC-BY-SA 2.0
Bild: Peter Marquardt, CC-BY-SA 2.0

Das mit den „besten Podcasts aller Zeiten“ aus der Überschrift ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber es sind zumindest die besten Podcasts zu halbwegs wissenschaftlichen Themen, die ich kenne und die ich gut finde. Aller Zeiten!

Einen sehr ausführlichen Überblick über Wissenschaftspodcasts hat ja kürzlich erst Henning Krause von der Helmholtz-Gemeinschaft gegeben. Aber ein paar Podcasts fehlen noch in dieser Liste.

Zum Beispiel „In trockenen Büchern“ von Alexandra Tobor. Sie behandelt ein Thema, das viel öfter behandelt werden sollte: Sachbücher! Blogs und Podcasts, die sich mit Büchern beschäftigen gibt es ja jede Menge. Aber das sind dann eher Literaturblogs oder man rezensiert Unterhaltungsromane oder Comics – aber keine Sachbücher. Und wenn, dann höchstens die „Ein Lehrerkind erzählt aus seinem Leben“/“Promi XY hat sich von nem Ghostwriter ein lustiges Buch schreiben lassen“/“Zeugs das aus dem Internet in ein Buch kopiert wurde“-Bücher, die in den Sachbuch-Beststellerlisten immer ganz oben stehen und nicht die Sachbücher, die sich mit Wissenschaft beschäftigen. Alexandra Tobor dagegen hat sich genau diese „trockenen Bücher“ ausgesucht und erzählt davon in ihren Podcasts. Da geht es mal um Krähen; mal geht es um die Geschichte des Kiosk, die Geschichte der Menschheit oder Warenästhetik. Bis jetzt sind erst 9 Folgen erschienen, aber ich kann jede einzelne davon nur empfehlen. Es sind keine nüchternen Rezensionen der Bücher, sondern sehr persönlich gefärbte Besprechungen, in denen Alexandra Tobor die Inhalte des Buchs mit ihren eigenen Erfahrungen verbindet und so auch Lust auf Bücher macht, die man sonst eher ignoriert hätte. Hört es euch an!

(Und weil wir gerade bei Sachbüchern sind: Lest unbedingt auch „Elementares Lesen“ von Petra Wiemann. Das ist – meines Wissens nach – der einzige deutschsprachige Blog, der sich explizit mit wissenschaftlichen Sachbüchern beschäftigt. Sehr empfehlenswert!)

Ein ganz anderes Thema hat der Podcast „Staatsbürgerkunde“ von Martin Fischer. Der Podcast trägt den Untertitel „Vom Leben in der DDR“ und genau darum geht es auch. Martin Fischer spricht mit Leuten, die in der DDR gelebt haben (oft mit seinen Eltern) und darüber, wie es damals so war. Dabei handelt sich aber nicht um einen naiven Ostalgie-Podcast und auch nicht das ebenso nervige „Wer nicht jeden Aspekt der DDR komplett verteufelt ist ein böser Kommunist!!“-Gegenteil. Sondern eben um den Versuch, das Leben in der DDR möglichst neutral zu erklären und zu dokumentieren. Und das ist durchaus wichtig. Noch gibt es jede Menge Zeitzeugen, die sich gut daran erinnern, was bis 1989 in der östlichen Hälfte von Deutschland passiert ist. Das sollte man ausnutzen und so viel Wissen der damaligen Zeit wie nur möglich aufzeichnen.

Holger Klein, mit dem ich ja auch gemeinsam alle zwei Wochen über Wissenschaft plaudere, macht im Auftrag der Helmholtz-Gemeinschaft den „Resonator-Podcast“. Holger reist durch Deutschland und besucht die verschiedenen Einrichtungen der Gemeinschaft. Jedes Forschungszentrum wird in einem kurzen Podcast vorgestellt auf den ein ausführliches Gespräch mit einem der wissenschaftlichen Mitarbeiter folgt. Da geht es dann zum Beispiel um Technikfolgenabschätzung, Kernfusion, Klimaforschung und jede Menge andere interessante Themen. Ein schöner Überblick über die Forschungslandschaft in Deutschland – und etwas, woran sich andere Forschungseinrichtungen ein Beispiel nehmen sollten. Macht Podcasts, Leute!

In Großbritannien ist das schon viel selbstverständlicher. Gerade bei der BBC gibt es jede Menge Angebote. Zum Beispiel die Serie „A brief history of mathematics“ oder „Seven Ages of Science“ oder „1913 – The year before“ oder … jede Menge andere coole Sendungen. Am allerbesten und definitiv der beste Podcast aller Zeiten ist aber „The Infinite Monkey Cage“ mit Brian Cox und Robin Ince. Der Wissenschaftler und der Kabarettist laden sich diverse Gäste und plaudern locker und lustig über verschiedenste wissenschaftliche Themen. Genau so soll Wissenschaftsvermittlung sein!

Und es gibt übrigens auch einen eigenen Scienceblogs-Podcast für alle, die nochmal hören wollen, was hier geschrieben wird.

Podcasts gibt es noch jede Menge und ich kenne bei weitem nicht alle. Für Empfehlungen bin ich immer dankbar. Und ich hoffe, das in Zukunft auch noch viele neue Podcasts dazu kommen. Das Problem an der Sache ist ja, dass man zum Podcasten doch immer noch viel Technik braucht, die man erst Mal verstehen muss, bevor man loslegen kann. Und deswegen viele Podcasts eben auch inhaltlich enorm techniklastig sind, weil sie von Technikfreaks betrieben werden. Es fehlt hier noch die thematische Vielfalt, die sich bei den Blogs durchgesetzt hat. Aber ich bin zuversichtlich, dass sich die Szene auch hier ändern und die Dinge einfacher werden. Mit Diensten wie Auphonic und Software wie Podlove (im Mai gibt es übrigens einen Podlove-Workshop in Berlin) hat sich in letzter Zeit viel getan und vermutlich wird es so weiter gehen. Irgendwann wird podcasten so einfach werden wie bloggen und dann auch die entsprechende thematische Vielfalt aufweisen. Hoffe ich halt…

26 Gedanken zu „Die besten Podcasts aller Zeiten!“
  1. Empfehlen kann ich den Podcast „Rationally Speaking“. Er wird von Prof. Massimo Pigliucci moderiert, der früher Biologe war und nun Philosophie lehrt. Sein “Cohost” ist Julia Galef, eine Journalistin mit Ausbildung in Statistik. Beide gehören zu den New York Skeptics und der Podcasts steht unter dem Motto “Exploring the borderlines between science and nonsense”. Julia Galef hat das „Center for Applied Rationality“ ins Leben gerufen.

    In jeder Episode greifen Sie ein Diskussionsthema aus den Bereichen Wissenschaft und Philosopie auf, oft mit hochkarätigen Gästen wie Neil deGrasse Tyson oder Peter Singer. Diskutiert wird in munterer und cleverer Form. Sehr empfehlenswert ! Hier der Link:

    https://rationallyspeaking.blogspot.de/p/the-podcast.html

  2. Hallo,
    ohne Rücksicht auf die Liste von Henning Krause kann ich „Stimmen der Kulturwissenschaften“ (https://stimmen.univie.ac.at/), sowie den (vermutlich den meisten bekannten) „Troja Alert“ (https://trojaalert.bildungsangst.de/). Wie wissenschaftlich der letztgenannte ist kann ich allerdings nur schwer beurteilen. „Angegraben“ (https://angegraben.podcaster.de/) befasst sich mit Archäologie.
    Von den oben genannten kann ich „Methodisch inkorrekt“, „Raumzeit“ und „Omega tau“ ebenfalls nur empfehlen.
    Herr Wanhoff macht außer seiner oben genannten wunderbaren Welt der Wissenschaft ja auch hier auf den Scienceblogs einen wöchentlichen Podcast in dem er zu den hier erscheinenden Artikeln. Der eignet sich für einen guten Überblick was hier so passiert.
    Gruss, Dennis

  3. Vielen Dank für diese Übersicht. Da kommen, zusätzlich zu den von den von mir bereits gehörten, gleich noch ein paar neue in den Podcast-Player \o/.

    P.S.: Du hast einen Tippfehler beim Link zum Resonator

  4. Oh…ja, ich finde auch, die britischen Jungs und Mädels von „Infinite monkey cage“ machen das ganz besonders gut.
    Ja, mir fällt wirklich auf, dass sie recht oft Frauen im Panel haben, ich finde das fehlt hier zu Lande noch, abgesehen davon, dass Podcasts vielleicht sowieso noch insgesamt nicht so bekannt sind.
    Ich sehe in meinem Umfeld immer noch jede Menge Fragezeichen in den Gesichtern, wenn ich davon erzähle.

    Bei den „monkeys“ gefällt mir vor allen Dingen, dass sie über sich selbst lachen, sich gegenseitig auf die Schippe nehmen und eine super Balance zwischen ernsten Gesprächsmomenten und Comedy schaffen.
    Da kann man sich echt `ne dicke Scheibe von abschneiden.

    Neue Empfehlungen habe ich leider nicht, hier ist schon das meiste genannt.
    Aber ich schliesse mich gerne einigen Vor-Schreibern hier an und puste auch nochmal ein dickes „DANKE“ durch die Leitung an alle, die selbst podcasten und sich die Mühe machen, Wissenschaft breiter zugänglich zu machen.
    Für mich auch eine echte Bereicherung!

    Der „Resonator“ geht wirklich einen guten Weg, finde ich, tolles Projekt!
    Ich hoffe es wird viele Nachahmer geben!

  5. Hi Florian,

    hier ein paar Auszüge aus meiner Podcast Sammlung. (TIMC ist bei mir auch ganz oben):

    Zwei 2 ‚Meta Podcasts‘ die viele andere Zusammenfassen und auch das Audio z.B. vom ‚Weekly Space Hangout‘ haben, so hat man auf täglich seinen „Fix“:
    365 Days of Astronomy
    https://cosmoquest.org/x/365daysofastronomy/feed/
    Portal To The Universe:
    https://www.portaltotheuniverse.org/rss/podcasts/eps/featured/

    Davon die besten hab ich extra Abonniert:

    Naked Astronomy (BBC)
    https://www.thenakedscientists.com/rss/naked_astronomy_podcast.xml

    Jodcast – der Podcast vom Jordell Bank Observatory
    https://www.jodcast.net/rss-high.xml

    Planetary Radio – der Podcast von der Planetary Society
    https://www.planetary.org/multimedia/podcasts/planetary-radio-podcast-rss.xml

    Astronomy Cast, weniger News als eine Lehrsendung für interessierte Laien:
    https://www.astronomycast.com/feed/

    Recycled Electrons – mit Chris Lintott (The Sky at Night, Stargazing Live), neue Episoden leider sehr unregelmäßig:
    https://feeds.feedburner.com/recycledelectrons#_=_

    Dann noch ein paar nicht direkt Astronomie bezogene Podcasts:

    Radiolab – quasi vom New Yorker Ö1, nehmen sich immer ein Thema recht umfangreich und nett gemacht zur Brust:
    https://feeds.wnyc.org/radiolab

    Meine liebsten BBC Podcasts (andere als TIMC):
    The Live Scientific – Jim Al-Khalili interviewed Wissenschaftskollegen über ihr leben
    https://downloads.bbc.co.uk/podcasts/radio4/tls/rss.xml

    BBC Science Hour:
    https://downloads.bbc.co.uk/podcasts/worldservice/science/rss.xml

    BBC Science in Action:
    https://downloads.bbc.co.uk/podcasts/worldservice/scia/rss.xml

    Lange Zeit hab ich auch den Skeptic’s Guide to the Universe Podcast gehört, der ziemlich populär ist, aber die haben mich irgendwann mal verloren.

    Ich hoff da war noch was dabei dass du noch nicht kanntest.

    LG

  6. Auch zu erwähnen sei die physikalische soiree, eine monatlich ausgestrahlte Sendung des ORF die parallel als Podcast veröffentlicht wird.
    Lässt sich als eine kürzere Variante von CRE beschreiben, der Moderator unterhält sich mit Wissenschaftlern und Ingenieure über Themen aus Wissenschaft und Gesellschaft.

    Sehr charmanter Moderator der keine Gelegenheit aus lässt ähnliche Podcasts zu pluggen.

    https://www.physikalischesoiree.at/

  7. Anfügen würde ich hier vielleicht noch den Podcast Science Pie (www.sciencepie.org), den ich zusammen mit Annika Brockschmidt gegründet habe: 15minütige, konzentrierte Features über Technik, Physik, Geschichte und Literatur. Bisher fünf Episoden, mehr kommt hoffentlich noch diesen Monat und dann intensiv ab Mai.

    Beste Grüße!
    Dennis.

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