Wenn es draußen so bitter kalt ist, dann verkriecht man sich am besten mit einem schönen Buch in der hoffentlich warmen Wohnung. Im Blog von Joe Hanson bin ich passenderweise auf ein besonders schönes Exemplar gestoßen. Es trägt den beeindruckenden Titel „The Universal Atlas of Science. A Series of Four Hundred Coloured Maps and Diagrams, Illustrating Astronomy, Geology, Physical Geography, the Vegetable Kingdom, and Natural Philosophy; with Clear and Interesting Descriptions“ und stammt von einem gewissen James Reynolds über den ich leider nicht viel mehr herausfinden konnte. Es muss irgendwann in den 1850er Jahren erschienen sein und ist ein wirklich wunderbares Buch.

Es beginnt mit einem kurzen einleitenden Text, der sich mit der Sonne, der Erde und den Planeten des Sonnensystems beschäftigt. Damals war man ja schon auf einem guten Weg in der Astronomie. Man hatte schon Uranus und Neptun entdeckt und jede Menge Asteroiden. Man konnte die Wolkenbänder von Jupiter und die Ringe des Saturn im Teleskop beobachten. Friedrich Wilhelm Bessel hatte 1838 als erster Mensch den Abstand zwischen der Erde und einem anderen Stern gemessen und gezeigt wie enorm groß das Universum war. Charles Lyell hatte in den 1830er Jahren seine „Principles of Geology“ und die Menschen verstanden langsam, dass wie die Erde aufgebaut ist, funktioniert und dass sie sehr viel älter ist, als die Kirche behauptete. Von Lyell beeinflusst lernte Charles Darwin auf seiner Reise mit der HMS Beagle die ganze Welt kennen und entwickelte seine Theorie der Evolution die er 1859 publizierte. Es war eine enorm aktive und spannende Zeit in der Naturwissenschaft und die Forscher damals lernten enorm viel. Sehr viel verstanden sie aber noch nicht, was man auch im Einleitungstext von Reynolds‘ Buch merkt, wo darüber spekuliert wird, ob auf der Sonne Menschen leben (davon, dass die anderen Planeten des Sonnensystems bewohnt sind, war man im 18. und 19. Jahrhundert allgemein überzeugt). Man verstand zwar die Erde immer besser; von den Sternen hatte man aber noch kaum Ahnung. Man hielt die Sonne für einen Himmelskörper wie die Erde, der allerdings zusätzlich von einer leuchtenden Schicht aus Wolken umgeben war…

Aber der Text ist nicht das, was dieses Buch so besonders macht. Das sind die Illustrationen, die nicht nur sehr informativ sind sondern auch mit großer Liebe zum Detail gestaltet und ästhetisch äußerst ansprechend sind. Hier sind ein paar (vom Illustrator John Emslie):

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Das ganze Buch gibt es bei archive.org zum Download. Alle Bilder könnt ihr euch auch hier nochmal ansehen. Dort gibt es auch mein Lieblingsbild: eine ganz wunderbare Grafik, die die Länge der Flüsse und Größe der Seen auf der Erde zeigt (dieses Bild gehört leider zu denen, die in der Version von archive.org fehlen).

Der Universalatlas der Wissenschaft von Reynolds ist auf jeden Fall ein Buch, mit dem sich sehr viel Zeit verbringen lässt. Ich kann euch nur empfehlen, auch mal ein bisschen darin zu stöbern!

6 Gedanken zu „Der Universalatlas der Wissenschaft: Eine Serie von 400 farbigen Karten und Diagrammen die Astronomie, Geologie, Geografie, das Reich der Pflanzen und die Naturphilosophie illustrieren; mit klaren und interessanten Beschreibungen“
    1. @Thomas Rosin: „Viele der Skizzen stammen von John Emslie“

      Ja, den hab ich im Artikel auch erwähnt; der hat sogar ne Wikipedia-Seite. Nur über Reynolds ist nichts rauszufinden…

  1. Ein tolles Buch. Bisher habe ich leider keine Möglichkeit gefunden, es antiquarisch zu erwerben. – Die Seite der George Glaser Gallery hat mich dagegen gleich wieder mal auf die Palme gebracht. Händler, die Bücher zerlegen, um die Grafiken einzeln zu verkaufen, gehören in die Buchhölle!

  2. Danke Florian, dass Du dieses wundervolle Buch hier kurz vorgestellt hast. Die Grafiken sind wirklich wunderschön und zugleich informativ. Es ist interessant zu sehen, wie die Welt vor 150 Jahren wahrgenommen wurde. Damals wurde Wissenschaft auf einer Weise mit Ästhetik verknüpft, die heute leider sehr selten geworden ist. Ich erinnere nur an die „Kunstformen der Natur“ von Ernst Haeckel. Viele Grüße aus dem Ruhrgebiet 🙂

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