Wenn es um Asteroiden geht, dann denken die meisten gleich an schlimme Kollisionen (ich verweise dazu nochmal auf meine Serie über Asteroidenabwehr: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5). Aber Asteroiden machen mehr, als nur mit der Erde zusammen zu stoßen. Das machen sie sogar recht selten, denn es gibt Asteroiden überall im Sonnensystem und nur eine kleine Gruppe davon kann der Erde gefährlich werden. Aber – und wer mein Buch „Krawumm“ gelesen hat der weiß das schon – Kollisionen sind nicht immer unbedingt schlimm. Sie können auch nützlich sein und das gilt auch für Asteroiden. Die Astronomen Rebecca Martin und Mario Livio haben einen Artikel veröffentlicht (pdf), der nahelegt, dass ein Sonnensystem sogar einen Asteroidengürtel braucht, damit sich auf Planeten wie der Erde Leben entwickeln kann.

Ja, Asteroiden kollidieren mit der Erde. Aber hätten sie das in der Vergangenheit nicht sehr oft getan, dann gäbe es uns heute vermutlich nicht. Denn ein Großteil des Wassers auf unserem Planeten stammt von Asteroiden und Kometen. Planeten entstehen ja aus einer großen Scheibe aus Gas und Staub. Die inneren Bereiche dieser Scheibe sind näher am Stern und dort ist es meistens zu heiß; Wasser und andere leicht flüchtige Stoffe verdampfen. Innen ist die Scheibe also „trocken“ und es sind genau diese inneren Bereiche, in denen auch die erdähnlichen Planeten entstehen. Die haben also von Haus aus relativ wenig Wasser. Bei der Erde war es auch so. Das Wasser – bzw. Wasserdampf -, das bei der Entstehung dabei war, gelangte im Laufe der Zeit durch Vulkanismus langsam an die Oberfläche. Es war aber bei weitem nicht genug. Die Mehrheit des Wassers kam erst nachträglich aus dem All zu uns.

Denn die meisten Asteroiden entstanden hinter der sogenannten „Snow Line“. Die Schnee-Linie ist die Grenze, hinter der es kühl genug ist, dass Wasser in Form von Eis Teil der sich aus der Scheibe bildenden Himmelskörper werden kann. Sie verläuft bei uns durch den Asteroidengürtel zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter und deswegen enthalten die meisten Asteroiden jede Menge gefrorenes Wasser. Wenn sie dann mit der Erde kollidieren, dann landet dieses Wasser auf unserem Planeten. Stück für Stück wurde es so in der Frühzeit der Erde angeliefert.

Die Asteroiden brachten aber vielleicht noch mehr. Manche Wissenschaftler vermuten, dass vielleicht sogar die ersten komplexen Moleküle, die ersten Bausteine des Lebens durch Asteroiden auf die Erde gelangt sind (diese Hypothese nennt man Panspermie). Und man kann sogar argumentieren, dass Asteroideneinschläge wie zum Beispiel der vor 65 Millionen Jahren, als unter anderem die Dinos ausstarben, der Evolution jedesmal einen Schubs versetzen und alles nochmal durchmischten. Ohne die Kollision vor 65 Millionen Jahren wären die Säugetiere – und damit der Mensch – sicher nicht so dominant geworden wie sie es heute sind.

Man kann also mit einigem Recht behaupten, dass Asteroiden ein wichtiger Aspekt sind, wenn man sich über extraterrestrisches Leben Gedanken macht. Asteroiden bekommt man aber nicht einfach so. Eigentlich sind sie nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einem Planeten. Aus dem Gas und Staub der ursprünglichen Scheibe entstehen zuerst Asteroiden und aus ihnen dann die Planeten. Dass bei uns ein Asteroidengürtel im inneren Sonnensystem existiert, liegt an Jupiter. Jupiter ist von allen Planeten bei der Entstehung am schnellsten gewachsen und so zum größten Planeten im Sonnensystem geworden. Da er schon früh sehr groß war, konnten seine gravitativen Störungen die Bildung eines Planeten in seiner Nachbarschaft verhindern und deswegen findet man zwischen Mars und Jupiter keinen weiteren großen Himmelskörper sondern eben nur einen Haufen Asteroiden. Manchmal wird der eine oder andere davon zu einem erdnahen Asteroid und kann mit der Erde zusammenstoßen. Das klappt aber nur, weil Jupiter gerade knapp außerhalb der Schnee-Linie entstand. Wäre er weiter entfernt von der Sonne entstanden, dann wäre der Asteroidengürtel ebenfalls weit weg (wie z.B. der Kuipergürtel) und die Asteroiden hätten kaum eine Chance, mit der Erde zu kollidieren. Wäre er näher an der Sonne, dann wäre es zu warm und die Asteroiden würden kein Eis enthalten.

Verschiedene Arten von Asteroidengürtel: Bild: NASA, ESA, and A. Feild (STScI), R. Martin and M. Livio (STScI)

Außerdem kommt es darauf, wie sich Jupiter bewegt hat. Ok, er bewegt sich zwar dauernd um die Sonne herum. Aber früher hat sich auch seine Bahn ein wenig verändert. Diese Phase im Sonnensystem nannte man Migration und als Jupiter wanderte, streifte er dabei auch ein wenig den Asteroidengürtel. Dabei wurden die Felsbrocken ausgedünnt; viele wurden aus dem System geworfen oder zerstört. Das war gut, denn wenn der Gürtel weiterhin so viele Asteroiden enthalten hätte wie zu Anfang, dann wären Zusammenstöße mit der Erde wesentlich häufiger gewesen und das wäre auch nicht unbedingt gut für die Entwicklung des Lebens gewesen. Wäre Jupiter dagegen mitten durch den Gürtel migriert, dann wäre alle Asteroiden zerstreut worden. Ein Sonnensystem braucht also nicht nur einen großen Planeten der am richtigen Ort – hinter der Schneelinie – entsteht, sondern er muss dann auch noch auf die richtige Art und Weise migrieren.

Wir kennen noch nicht genug Details über andere Planetensysteme, um zu wissen, ob die Situation dort der unsrigen ähnelt. Aber die aktuellen Daten sind nicht sehr vielversprechend. Martin und Livio haben sich angesehen, wie viele große Planeten bisher gefunden wurden und ob sie sich vor oder hinter ihrer jeweiligen Schnee-Linien befinden:

Bild: Martin & Livio (2012), MNRAS

Die x-Achse zeigt die Masse des Planeten (in Einheiten der Jupitermasse, auch wenn die Beschriftung etwas anderes sagt) und die y-Achse den kleinsten Abstand zur Sonne, den die Planeten erreichen können. Eingezeichnet sind die bekannten großen Exoplaneten (und Jupiter selbst, durch ein Dreieck markiert). Der graue Bereich zeigt die Region außerhalb der Schnee-Linie an. Die meisten Exoplaneten sind also nicht in der richtigen Position um einen vernünftigen Asteroidengürtel zu schaffen.

Aber man darf diese Daten auch nicht überinterpretieren. Wir kennen vermutlich auch deswegen so viele Planeten, die ihrem Stern so nahe sind, weil diese Planeten leichter zu entdecken sind. Erst wenn wir deutlich mehr extrasolare Planeten entdeckt haben, lässt sich eine vernünftige Aussage machen. Und dann ist da noch die Sache mit der Migration. Es war schon knifflig genug, die genaue Art der Migration im Sonnensystem herauszufinden. Bei extrasolaren Planetensystemen ist das noch viel schwerer, weil wir hier meistens kein komplettes Bild des Systems haben und nicht alle Komponenten kennen – was aber nötig ist, wenn man die Dynamik genau genug untersuchen möchte um Aussagen über die Migration machen zu können.

Aber auch wenn es noch ein wenig dauern wird, bis wir ein zweites Sonnensystem finden: Es ist faszinierend zu sehen, wie komplex das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten eines Planetensystems ist. Das sind nicht einfach nur ein paar große Kugeln, die um die Sonne sausen. Da spielen auch die kleinen Felsbrocken, die interplanetaren Staubteilchen, die Kometen und der ganze Rest eine wichtige Rolle. Alles beeinflusst sich gegenseitig und am Ende entsteht dann vielleicht ein Planeten, auf dem Leben existieren kann. Faszinierend…

P.S. Ich hab ja mal vor Jahren genau so ein Forschungsprojekt durchführen wollen, in dem der Einfluss der Exoplaneten auf die Asteroidengürtel und der Einfluss der Asteroidengürtel auf etwaige habitable Planeten untersucht wird. Fand damals aber leider niemand interessant genug, um es zu finanzieren. Pfff…

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27 Gedanken zu „Kein Leben ohne Asteroidengürtel?“
  1. Das Fragezeichen in der Überschrift halte ich für sehr sinnvoll, ich befürchte, wenn das Thema bei SPON auftaucht, wird es durch ein Ausrufezeichen ersetzt. Zum eigentlichen Thema: ich vermute die Jupiter-Migration und der Asteroidengürtel sind lediglich hinreichende aber keine notwendige Bedingungen. Genauso wie der Meteroriteneinschlag + Aussterben der Dinosaurier vor 65 Mio Jahren sicher keine Notwenidgkeit für die Entstehung intelligenten Lebens war. Es ist genauso denkbar, dass sich irgendein Dino-Zweig oder die Vögel weiterentwickelt hätten, oder dass die Säugetiere auf anderen Wegen sich entwickeln kommten oder sogar die Vorherrschaft übernommen hätten.

  2. Mit dieser Theorie kann ich mich nicht anfreunden. Wieviele Asteroiden müssen denn einschlagen, damit auch nur die Hälfte unseres gesamten Wasservorkommens entsteht? Soviel Wasser gibts im Asteroidengürtel nicht. Wenn ALLE Asteroiden im Gürtel komplett aus Eis bestehen wäre ich einverstanden.

    1. @Albert: „Soviel Wasser gibts im Asteroidengürtel nicht.“

      Wer sagt das? Und es geht nicht um das, was HEUTE im Asteroidengürtel vorhanden ist. Sondern ganz offensichtlich um die Asteroiden, die dort früher mal waren. Dass das Wasser der Erde von Asteroiden und Kometen stammt, ist keine Idee, die ein Wissenschaftler eben mal hatte, sondern etwas, das schon sehr lange und sehr gut untersucht wurde. Siehe z.B. hier: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2012/07/24/wer-hat-das-wasser-auf-die-erde-gebracht/

  3. Nunja,je mehr Planeten entdeckt werden,umso händeringender wird nach Möglichkeiten gesucht das wir doch was besonderes sind.
    Erst war der Jupiter nur der „Ausputzer“,aber unbedingt nötig,dann war es unbedingt der Mond,jetzt wieder Jupiter,aber (neu),ohne Asteroidengürtel geht jetzt aber auch nix mehr……
    Sicherlich müssen viele Komponenten zusammen passen,aber bitte nicht immer diese „endgültig Aussagen.
    Auch dieser Impact Schwachsinn vor 65 Mio Jahren.kein einziger Dino hat überlebt,Krokodile und andere Reptilien aber schon.(Sind solange untergetaucht bis die Luft wieder atembar war.lol)
    Versteht mich nicht falsch,aber das ewige „wir sind der ausserodrdentliche Glücksfall“,geht mir so langsam auf den Senkel.
    Auch kommen die meisten Theorien in diese Richtung komischer Weise aus den USA und noch kurioser Weise aus dem Bible Belt.(ein Schelm wer Böses dabei denkt…….)
    Wahrscheinlich bekommt man in den United Steaks of Ämerica am besten Forschungsgelder,wenn man auf der Suche nach der Einzigartigkeit der Erde ist,damit die Kanzelprediger wieder Paralellen ziehen können.

    Lieber Herr Freistetter

    Lieber keine Forschungsgelder,als welche mit denen sie eine Meinung belegen sollen.

    Sorry,aber hoffentlich bekommen wir bald irgendein Lebenszeichen aus einer anderen Welt ,damit dieses we are de one and only Gewäsch ein für alle mal beerdigt wird.

    Lg

    1. @Hansolo: „aber bitte nicht immer diese “endgültig Aussagen.“

      Wo mache ich denn welche?

      „Auch dieser Impact Schwachsinn vor 65 Mio Jahren.kein einziger Dino hat überlebt,Krokodile und andere Reptilien aber schon.(Sind solange untergetaucht bis die Luft wieder atembar war.lol)“

      Auch das hat niemand behauptet.

      „Versteht mich nicht falsch,aber das ewige “wir sind der ausserodrdentliche Glücksfall”,geht mir so langsam auf den Senkel.“

      Sag mal, was soll das? Niemand hat von „Glücksfall“ geredet. Kannst du aufhören, meinen Artikel für etwas zu kritisieren, das gar nicht drin steht.

      „Lieber keine Forschungsgelder,als welche mit denen sie eine Meinung belegen sollen.“

      Der Satz macht grammatikalisch keinen Sinn.

      „Sorry,aber hoffentlich bekommen wir bald irgendein Lebenszeichen aus einer anderen Welt ,damit dieses we are de one and only Gewäsch ein für alle mal beerdigt wird.“

      Ah ok, ich verstehe. Es MUSS also ganz unbedingt ALiens geben und weil es Aliens geben muss, darf niemand sagen, dass es eventuell schwierig sein könnte, erdähnliche Planeten zu finden. Sorry, aber nur weil du dir was wünscht, wird es noch lange nicht Realität. Abgesehen davon hat niemand gesagt, dass wegen dieser Arbeit jetzt die Chancen für außerirdisches Leben gesunken sind. Warum sollte das so sein? Es gibt genug Planeten da draußen…

  4. Ähm… ich glaube kaum, dass Florian damit die Hypothesen, dass wir etwas absolut besonders sind, unterstützen wollte. Aber wenn wir wirklich weiter nach außerirdischem Leben forschen wollten, was schadet es dann, genau zu untersuchen, unter welchen Bedingungen sich das Leben hier auf der Erde entwickeln konnte?

    Auch dieser Impact Schwachsinn vor 65 Mio Jahren.kein einziger Dino hat überlebt,Krokodile und andere Reptilien aber schon.(Sind solange untergetaucht bis die Luft wieder atembar war.lol)

    „Krokodile und andere Reptilien“ werden aber allgemein nicht zu den Dinosaueriern gezählt. Und was hat das mit atembarer Luft zu tun?

  5. Zumindest ist es relativ überraschend, dass die Erde genau die richtige Menge Wasser abbekommen hat. Wasser ist im Weltall eines der häufigsten Elemente. Die äußeren Monde im Sonnensystem bestehen zu großen Teilen aus Eis.

    Die Ozeane der Erde sind im Schnitt 3700 m tief. Hätte die Erde die doppelte Menge Wasser abbekommen, dann würden nur die höchsten Gebirge aus dem Wasser ragen. Bei der dreifachen Menge wäre selbst der Mount Everest komplett unter Wasser.

    Die Menge des Wassers in den Ozeanen nimmt nur etwas mehr als 1/800 des Volumens der gesamten Erde ein, es sind etwa 1,3 Milliarden km³. Zu einer Kugel geformt hätte diese einen Durchmesser von rund 1350 km. 1/3 größer als der Asteroid Ceres (ca. 1000 km). Seht Euch mal den Größenvergleich an, wie wenig Wasser das eigentlich ist.

  6. Dass man einen Asteroidengürtel, wie wir ihn heute haben, braucht, bezweifle ich. Die Anlieferung von Wasser durch das Late Heavy Bombardment dagegen klingt logisch. Dafür braucht man aber keinen Jupiter, sondern bloss migrierende Gasriesen – kleinere würden meiner Ansicht nach auch schon reichen.

    1. @AmbiValent: „Dass man einen Asteroidengürtel, wie wir ihn heute haben, braucht, bezweifle ich. Die Anlieferung von Wasser durch das Late Heavy Bombardment dagegen klingt logisch. Dafür braucht man aber keinen Jupiter, sondern bloss migrierende Gasriesen – kleinere würden meiner Ansicht nach auch schon reichen.“

      Wenn du deine „Ansicht“ auch durch passende Rechnungen und Computersimulationen belegen kannst, dann können wir drüber diskutieren. Hast du die?
      Ansonsten: Wenn man keinen Asteroidengürtel braucht, wo sollen dann die Objekte herkommen, die auf die Erde fallen?

  7. @Florian Freistetter:

    Ich glaube wir sprechen von verschiedenen Dingen, wenn wir „Asteroidengürtel“ sagen. Wenn ich es richtig sehe, dann unterstützt Du das „Grand Tack“-Szenario: Jupiter migriert nach innen und wird schließlich durch orbitale Resonanz mit Jupiter wieder nach außen gezogen. Dadurch entsteht der Asteroidengürtel, wie wir ihn kennen. Das Problem ist nur: damals bestand die Erde noch gar nicht.

    Das Late Heavy Bombardment kam erst später: die inneren Planeten hatten sich mittlerweile gebildet und waren einigermaßen zur Ruhe gekommen – so dass das, was danach auf die Planeten fiel, nicht mehr in den Kern absackte, sondern an oder nahe der Oberfläche blieb. Währenddessen kam es zu Problemen im äußeren System, wo die Bahnen der Gasriesen durch Begegnungen mit dortigen (meist eisigen) Planetesimalen in Resonanzen kamen, die schließlich dazu führten, dass die Gasriesen von ihren vorigen Bahnen weiter nach außen wanderten (Nice Model) und dabei die Planetesimale aus ihren Bahnen in nunmehr eher chaotische Orbits warfen – von denen auch viele im inneren System die Planeten trafen (auch wenn diese „viele“ nur ein winziger Bruchteil der ursprünglich bestehenden Objekte gewesen sein dürfte). Das war dann das Late Heavy Bombardment.

    Während des Nice Model kam aber meiner Meinung nach kein Gasriese im heutigen Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter vorbei, weswegen diese auf ihren Bahnen blieben – wenn sie nicht zufällig mit Neulingen von draußen zusammenstießen.

  8. Ich bin absolut nicht überzeugt. Wenn Martin & Livio zum Beispiel davon schreiben, Asteroiden könnten Planeten große Monde verschaffen, die sie stabiliseren… da bleibt mir nur das Picard-Manöver *facepalm*. Bei einem Zusammenstoß eines Asteroiden mit einem Planeten kann zwar vielleicht etwas Masse aus dem Planeten geschlagen werden – aber ein „großer“ Mond, der den Planeten stabilisieren könnte, wird nie draus. Was dann letztendlich um den Planeten kreisen könnte, hat meiner Meinung nach weit weniger Masse als der ursprüngliche Asteroid.

    Ich bekomme fast gar nicht das Gefühl, dass da Experten am Werk sind. Vielleicht sind sie soweit Experten, dass sie berechnen könnten, wo Asteroidengürtel existieren – aber sie können mich nicht davon überzeugen, dass sie auch Experten in der Evolution des frühen Sonnensystems sind.

  9. „Die Menge des Wassers in den Ozeanen nimmt nur etwas mehr als 1/800 des Volumens der gesamten Erde ein, es sind etwa 1,3 Milliarden km³“

    Grundwasser und Atmosphärenwasser kommt auch noch dazu, das ist schon sehr wenig geschätzt.

    „Und es geht nicht um das, was HEUTE im Asteroidengürtel vorhanden ist.“ Das stimmt allerdings.

  10. Grundwasser und Atmosphärenwasser macht im Vergleich zu dem Wasser in Ozeanen einen verschwindend geringen Bruchteil aus, Wikipedia sagt auf Süßwasser entfällt 3% des gesamten Wasservorkommens.

  11. @Florian Freistetter

    Ich bin mit dir einer Meinung, dass die Ur-Erde nicht genug Wasser hatte. Und dass dieses Wasser dann später (aber immer noch in der Frühzeit des Sonnensystems) wahrscheinlich durch Planetesimale aus der Nähe der Frostgrenze nachgeliefert wurde, als diese mit der Erde zusammenstießen.

    Man benötigt also einen Mechanismus, um die Planetesimale aus ihren ursprünglichen Bahnen, in denen sie wachsen und Eis ansammeln konnten, entfernt und in das innere Sonnensystem schleudert. Einen solchen Mechanismus hat man mit der Migration von Gasriesen.

    Was mich an Martin & Livio (außer großen Andeutungen) vor allem stört, ist, dass sie den heutigen Asteroidengürtel und dessen exoplanetarische Verwandtschaft als typisch erklären – und praktisch andeuten, Asteroiden, die mit der Erde in deren Frühzeit zusammenstießen, kämen von dort.

    In meinem Verständnis war zu Beginn das ganze Sonnensystem voll von Planetesimalen, die sich entweder nach und nach zu Planeten formierten bzw von denen geschluckt wurden oder von den Planeten aus ihren Orbits geschleudert wurden. Der Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter ist insofern besonders, dass die Planetenentstehung durch den gravitativen Einfluss von Jupiter gestört wurde (so dass Zusammenstöße nicht langsam genug stattfanden, um dem Gesamtobjekt das Überleben zu ermöglichen), und es gab später (als sich die Planeten des inneren Systems formiert hatten) keine Migration durch den Gürtel mehr, so dass er erhalten blieb.

    Mit anderen Worten: ich denke, genau das Überleben des Asteroidengürtels spricht gegen ihn als Herkunft der Eisasteroiden, die die Erde mit Wasser versorgt haben. Diese hätten eher Bahnen gehabt, die etwas weiter außen lagen, so dass sie nach der Formierung der inneren Planeten von Jupiter bei dessen Migration ins innere Sonnensystem abgelenkt werden konnten – und danach verschwanden, weil diese Bahnen instabil waren. (Im unwahrscheinlichen Fall, dass solche Objekte bis heute überlebt hätten, hätten sie im inneren Sonnensystem natürlich längst ihr Eis verloren)

  12. Die Idee ist interessant (und nur, weil sie neu ist, sollte man sie nicht einfach verwerfen…), aber sie scheint mir noch etwas unausgereift. Und wie AmbiValent habe auch ich zum Picard-Manöver gegriffen, als ich das mit Mond/Asteroiden gelesen habe (es gab noch ein paar mehr solche Momente).

    Ich bin auf jeden Fall nicht überzeugt, dass sich Asteroidengürtel wirklich nur an der Schneelinie bilden sollen. Klar, bei den vermessenen Sternen war das (ungefähr) so, aber soviel ich weiss gibt es doch etliche Systeme mit solchen Gürteln, oft mehreren davon, und die können nicht alle an der Schneelinie liegen (z.B. HD 69830). Ausserdem: was ist mit Kuipergürteln? Zählen die nicht mit?

    Aber wie dem auch sei, die Frage, wo sich Asteroidengürtel genau bilden, ist ja für die eigentliche Idee der beiden doch gar nicht so furchtbar relevant: Wäre der Asteroidengürtel (und die Gasriesen) in unserem System weiter aussen oder innen, käme es wohl auf das gleiche raus. Viel wichtiger ist die Frage, wieviel Material im Gürtel zurück bleibt. Hier schreiben sie, Jupiter sei wohl ein wenig migriert, aber eben nicht „durch“ den Gürtel. Nun, das Grand Tack Szenario, das nun doch sehr viele Eigenschaften des Inneren Sonnensystems überraschend gut erklärt, geht davon aus, dass Jupiter sogar ZWEIMAL durch den Asteroidengürtel migriert ist – einmal rein, dann wieder raus. Der Gürtel wurde dann durch abermals abgelenkte Asteroiden neu bevölkert (und enthält deshalb auch eisreiche Objekte). So gesehen brauchts also ein Grand Tack, damit sich ein Asteoridengürtel wie unserer bildet…

    Man muss bei der Frage, was für die Entstehung von Leben / Intelligenz nötig ist, immer aufpassen, dass man nicht versucht, die Erde / Menschheit zu „machen“. So gesehen könnte das Paper auf die Aussage reduziert werden, dass dem Grand Tack eine wichtige astrobiologische Bedeutung für das Leben auf der Erde zukommt, weil es einen lebensfreundlichen (lebensfördernden?) Asteroidengürtel geschaffen hat. Aber im Umkehrschluss muss das natürlich nicht heissen, dass alles Leben nur in Systemen gedeihen kann, in einen ein Grand Tack stattgefunden hat.

    1. @Bynaus: Ich bin auf jeden Fall nicht überzeugt, dass sich Asteroidengürtel wirklich nur an der Schneelinie bilden sollen.“

      Hat niemand behauptet. Aber WENN sie sich da bilden, DANN gibt es Wasser. Hätte sich der Gürtel zwischen der Bahn von Merkur und Venus gebildet, dann wäre da kein Wasser mehr. Natürlich können Gürtel überall sein.

      „Wäre der Asteroidengürtel (und die Gasriesen) in unserem System weiter aussen oder innen, käme es wohl auf das gleiche raus. „

      Nein, denn die Erde ist ja immer noch da, wo sie ist. Und die Asteroiden müssen mit der Erde kollidieren. Wenn sie irgendwo hinter Neptun rumfliegen, dann tun sie das nicht. Die Asteroiden müssen nah genug sein, damit sie durch Resonanzen u.ä. auf Kollisionsbahnen gelangen.

  13. @Florian: 1. Punkt: Einverstanden, das hatte ich wohl falsch verstanden. 2. Punkt: Vielleicht nicht gerade beim Neptun (obwohl ich da auch kein allzu grosses Problem sehe, so lange da ein Gasriese ist, der die Asteroiden auf den Weg schicken kann), aber selbst wenn der Gürtel bei, sagen wir, 7 AU wäre (und die Gasriesen entsprechend weiter draussen), würden die Asteroiden letztlich genauso mit der Erde kollidieren. Das hat nichts direkt mit Distanz zu tun, denn Jupiter schickt die Asteroiden ja auf exzentrische Bahnen, die immer noch exzentrischer werden, bis die Asteroiden mit der Sonne kollidieren – es sei denn, sie werden durch einen nahen Vorbeiflug mit einem der Felsplaneten dynamisch entkoppelt, und werden so zu erdnahen (merkurnahen / venusnahen / marsnahen) Asteroiden. Das kann genauso passieren, wenn der Asteoridengürtel bei 7 AU ist. Ich kann sehen, warum es Eis geben muss, aber dann wäre ja jede Entfernung jenseits der Schneelinie okay.

    Ich werde das Paper nochmals durchlesen.

  14. Zitat aus dem Artikel:

    „Giant planets likely form by core accretion outside of the snow line where the solid mass density is much higher because of water ice condensation (Pollack et al. 1996). Consequently, we propose that if an asteroid belt forms at all, its location is likely to be around that of the snow line.“

    Ihre Argumentation geht so, dass sich Gasriesen stets jenseits der Schneelinie bilden, und dass deshalb das Material BEI der Schneelinie sich nicht verklumpen kann, sondern einen Asteoridengürtel bildet, während das Material weiter innen schliesslich die Felsplaneten bildet – ausser, die Gasriesen beginnen zu migrieren. Deshalb, so die Autoren, müssten die meisten Asteroidengürtel, wenn überhaupt, dann an der Schneelinie entstehen.

    Die Zahl „4%“ ist dann allerdings doch sehr schlampig hergeleitet: Man kennt 19 Gasriesen jenseits der Schneelinie ihrer Sterne, und 501 auf engeren Bahnen. Macht aufgerundet 4%. So einfach ist das also! Sie erwähnen zwar, dass es da natürlich Auswahleffekte gäbe, aber dass diese in diesem Fall so enorm sein dürften (so steigt z.B. die Häufigkeit von Gasriesen mit zunehmender Entfernung deutlich an, wenn man man für ebendiese Auswahleffekte korrierigert – Hot Jupiters sind insgesamt gesehen eben sehr selten!), dass die Zahl „4%“ überhaupt keine sinnvolle Bedeutung mehr haben kann, verschweigen sie.

  15. Florian:
    Gerad eben sah ich auf Facebook ein Video. In diesem Video sind glaube ich 2 Meteoriten zu sehen. Womöglich ein fake aber ich weiß es nicht so genau. Können das Meteoriten sein, welche nur durch das Universum fliegen? Morgensterne? Sowas stand nämlich als Kommentar neben dem Video.
    Hast Du vielleicht einen passenden Link zu dem Thema?

    PS: Ich habe wegen den Meteoriten (falls es welche sind) keine Angst vor dem Weltuntergang.

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