Dass unser Mond bei einer großen Kollision vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden ist, ist mittlerweile ziemlich unumstritten. Es ist die einzige plausible Möglichkeit, wie unser Planet zu so einem vergleichsweise großen Mond kommen konnte: Die junge Erde und ein anderer großer Himmelskörper sind kollidiert und aus den Trümmern entstand der Mond. Die Details dieser Kollision sind allerdings noch unklar. Wie zum Beispiel sind die beiden Himmelskörper aufeinander geprallt? Frontal oder Streifschuss? Und warum ist die Zusammensetzung des Mondes der Zusammensetzung der Erde so ähnlich? Eigentlich sollte der Mond zu einem großen Teil aus dem Material des Kollisionspartners bestehen und der kann ganz anders aufgebaut gewesen sein als die Erde. Ein neues Modell will dieses Problem lösen und stellt ein ganz neues Szenario vor.

Bis jetzt ging man davon aus, dass bei der Kollision, die den Mond entstehen lies, die noch unfertige Erde mit einem anderen Planeten zusammenstieß, der in etwa so groß wie der Mars war. Das es früher noch weitere Planeten im Sonnensystem gab, ist nicht unplausibel. Als vor 4,5 Milliarden Jahren die Planeten aus der Staub- und Gasscheibe entstanden, die die junge Sonne umgab, bildeten sich mit Sicherheit mehr Planeten als nur die acht, die wir heute kennen. Das sind nur die, die übrig geblieben sind. Der Rest verschwand bei Kollisionen oder wurde bei nahen Begegnungen mit anderen Planeten und die hier wirkenden starken Gravitationskräfte aus dem Sonnensystem geworfen (irgendwo müssen die vielen vagbundierenden Planeten ja her kommen).

Einer dieser verschwundenen Planeten war Theia. In etwa so groß wie der Mars ist er vor 4,5 Milliarden Jahren mit der noch unfertigen Erde kollidiert. Theia wurde bei der Kollision komplett zerstört und aus den Trümmern des Zusammenstoßes, die noch einige zehntausend Jahre die Erde mit einem Ring umgaben, bildete sich der Mond. Abgesehen von diversen Details war das das bisher vorherrschende Bild. In diesem Modell durfte die Kollision nicht zu heftig sein. Denn würde sich das entstehende System aus Erde und Mond zu schnell drehen; schneller, als wir es heute beobachten (selbst wenn man die seitdem stattgefundene Abbremsung durch die Gezeitenreibung berücksichtigt). Die langsamen, streifenden Kollisionen die erlaubt sind, hatten aber das Problem mit der Zusammensetzung. Bei solchen Zusammenstößen müsste der Mond hauptsächlich aus Theia-Material bestehen und es wäre seltsam, wenn Theia genau aus dem gleichen Material bestanden hätte, wie die Erde. Aber genau das zeigen die geologischen Untersuchungen: Mond und Erde haben eine extrem ähnliche Zusammensetzung. Es wäre natürlich möglich, dass Theia zum Beispiel zu einem großen Teil aus Eis bestand und aus dem äußeren Sonnensystem kam. Das Eis wäre dann verdampft und der Hauptteil der Trümmer würde von der Erde stammen.

Robin Canup vom Southwest Research Institute hat nun ein neues Modell vorgestellt. Hier kollidieren zwei etwa gleich große Himmelskörper, beide etwa 4 bis 5 Mal so schwer wie der Mars (als jeweils ungefähr halb so schwer die Erde). Diese beiden Planeten kollidierten frontal miteinander und ihr Material vermischte sich komplett. Am Ende gab es nur noch einen Planeten: Unsere Erde. Sie war von einer Scheibe aus Material umgeben, die ungefähr die dreifache Masse des Mondes hatte (Das ist aber insgesamt trotzdem nur 1/27 der Erdmasse). Aus diesem Material entstand der Mond, der Rest kollidierte im Lauf der Zeit mit der Erde und verschwand im All.

So sieht das ganze als Animation aus (die Entstehung des Mondes aus der Trümmerwolke wird im Video nicht mehr gezeigt):

Damit hätte man jetzt das Problem mit der Zusammensetzung geklärt. Mond und Erde bestehen beide aus den Trümmern der Vorgängerplaneten. Aber es bleibt das Problem mit der Rotation. Die Erde dreht sich nach der Kollision doppelt so schnell, als sie es eigentlich dürfte. Passenderweise haben Matija Ćuk und Sarah Stewart von der Universität Harvard gleichzeitig mit der Veröffentlichung von Canups Modell ebenfalls einen Artikel veröffentlicht, der eine passende Bremse für die Erde vorstellt.

Dabei geht es um Resonanzen. Die habe ich früher schon mal sehr ausführlich erklärt. Von einer Resonanz spricht man in der Himmelsmechanik immer dann, wenn sich zwei Größen mit Geschwindigkeiten ändern, die in einem ganzzahligen Verhältnis zueinander stehen. Zum Beispiel braucht der Jupitermond Ganymed genauso lange für eine Umkreisung seines Planeten wie der Jupitermond Io für vier Umkreisungen braucht. Sie befinden sich in einer 4:1 Resonanz. Befinden sich Himmelskörper in so einer Resonanz, dann wiederholt sich ihre relative Position zueinander in regelmäßigen Abständen. Dadurch können gravitative Störungen im Laufe der Zeit immer weiter anwachsen. Oder aber die Störungen bleiben immer minimal und die Resonanz bietet besondere Stabilität. Neben der simplen Resonanz der Umlaufzeiten geht es aber auch noch komplizierter. Die Bahnen der Himmelskörper sind nicht völlig fix. Innerhalb gewisser Grenzen wird zum Beispiel die Ellipse, entlang der sich die Erde bewegt, größer und kleiner. Sie wird mehr oder weniger elliptisch. Sie wackelt ein wenig hin und her. Auch diese Änderungen können in Resonanz zu den Änderungen der Bahn eines anderen Planeten stehen. Würden die Bahn der Erde zum Beispiel doppelt so schnell wackeln wie die Bahn der Venus, dann befänden sie sich ebenfalls in Resonanz. Genau so etwas schlagen Ćuk und Stewart vor. Der junge Mond befand sich in einer sogenannten „evection resonance“ mit der Sonne. Diese Resonanz bezieht sich auf die Bewegung des Apogäums der Mondbahn. Das ist der Punkt, an dem der Mond sich am weitesten von der Erde entfernt und weil sich auch die Mondbahn im Lauf der Zeit ein klein wenig ändert, ändert sich auch die Position dieses Punktes. In diesem Fall war die Bewegung des Apogäums in Resonanz mit der (scheinbaren) Bewegung der Sonne. Dadurch können sich die Auswirkungen der Gezeitenkräfte, die von der Sonne auf den Mond ausgeübt werden, akkumulieren. Jedesmal, wenn der Mond der Erde am fernsten und ihr Einfluss daher am schwächsten ist, spürt er die Gezeitenkraft der Sonne besonders stark. Und dank der Resonanz summieren sich die Effekte und solare Gezeitenbremse reduziert das Drehmoment im Erde-Mond-System. Der Mond entfernt sich von der Erde (irgendwann so weit, dass er aus der Resonanz herausfällt) und die Erde wird abgebremst; genauso, wie es heute auch noch passiert – diesmal aber ausgelöst durch die Gezeitenkraft der Erde.

Wir werden vermutlich nie definitiv wissen, was vor 4,5 Milliarden Jahren passiert ist. Es gibt keine Zeitmaschine, mit der wir zuschauen können, wie der Mond entstand. Wir werden nie erfahren, wie die Kollision wirklich abgelaufen ist. Aber vielleicht können wir uns ja noch einmal durchringen, zum Mond zu fliegen. Das bisschen Mondgestein, dass die Apollo-Missionen zur Erde gebracht haben, reicht für eine umfassende Analyse nicht aus.Wenn wir eine Chance haben wollen, seine Entstehung zu verstehen, dann müssen wir vor Ort nachsehen.

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53 Gedanken zu „Entstehung des Mondes: War die Kollision doch heftiger als gedacht?“
  1. Wenn die Dichte Erde 5,5 g/cm3 beträgt und dies des Mondes nur 3,3 g/ cm3 , dann verstehe ich nicht so ganz, dass hier von großen Ähnlichkeiten in der Zusammensetzung gesprochen wird, könnte das jemand präzisieren???

  2. @AlBundy: die große durchschnittliche Dichte der Erde rührt daher, daß sie einen großen Eisenkern hat. Eisen hat aber eine Dichte von 7,8. Daher muß die Erdkruste eine wesentlich geringere Dichte aufweisen als 5,5, um den Durchschnitt zu senken. Und Silikate, also die häufigste Mineralgruppe der Erdkruste, ist mit etwa 3,3 (wenn ich mich jetzt nicht grob irre) dem Mondgestein ziemlich ähnlich. Der Mond besteht, so wies momentan aussieht, fast ganz aus Erdkruste. Und das ist schon merkwürdig und sicherlich kein Zufall.

  3. Was ich nicht verstehe, ist dies: Das Material beider Kollisionskörper vermischte sich komplett, aber dennoch setzte sich das Trümmermaterial, aus dem sich später der Mond bildete, fast ausschließlich aus Silikaten zusammen. Müsste es nicht so sein, dass das Trümmermaterial anteilig ebenso viel Eisen enthielt wie die Protoplanetenreste, die zur Urerde miteinander verschmolzen?

    1. @Mahananda: “ Müsste es nicht so sein, dass das Trümmermaterial anteilig ebenso viel Eisen enthielt wie die Protoplanetenreste, die zur Urerde miteinander verschmolzen?“

      Das schwere Zeug – Eisen und so – sammelt sich in der Mitte. Das leichtere bleibt aussen und bildet Erdkruste bzw. Mond.

  4. @ Florian:

    Ich habe mir die Animation noch einmal angeschaut. Wenn ich es richtig interpretiere, symbolisieren die roten Partikel das Eisen und die gelben das Silikat. Im Verlauf des Zusammenpralls werden beide Protoplaneten gewissermaßen halbiert. Die abgescherten Trümmerteile verteilen sich zunächst im nahen Orbit, bevor sie zum größten Teil auf die Ur-Erde zurückfallen. Was mich nun etwas irritiert, ist, warum am Ende bevorzugt Silikatbrocken übrigbleiben, die dann den Mond bilden, während die eisenhaltigen Trümmer bevorzugt auf die Ur-Erde gelangen. Gibt es da irgendeinen Selektionsprozess, der die Brocken nach Dichte sortiert, wenn sie sich im Orbit befinden? Denn wie aus der Simulation ersichtlich, gelangt ja auch Kernmaterial der beiden kollidierenden Körper in die Trümmerwolke.

  5. Soweit ich mich noch erinnere, hat der Erdkerne ine Dichte bei 11.000 kg/m³, Erdmantel irgendwas bei 4.500 kg/m³ und die Kruste knapp unter 3000. (glaube es sind 2.800, bitte nicht festnageln. (alles Mittelwerte btw. variiert zischen innerem u. äußerem Kern bzw unterem und oberem Mantel). Glaube mich zu erinnern, dass Der kern mit 16% Volumen etwa ein Drittel der ganzen Erdmasse ausmacht, daher die relativ hohe Dichte (da der Mantel nahezu vollständig den Rest ausmacht)

  6. Finde ich interessant, dass ein weiteres -ein etwas anderes Kollisions-Szenario- auch zu einem Mond wie unserem führen kann. Ob jetzt ein kleiner und ein großer, oder zwei mittelgroße Planeten zusammengestoßen sind, hört sich für mich beides plausibel an. Aber mal eine Frage dazu. Egal was genau da zusammengestoßen ist, in beiden Fällen gab es erst mal viele kleine Trümmerteile aus denen sich der Mond formte. Ist diese Entwicklung eigentlich zwingend oder war das nur ein Glücksfall aus vielen Parametern? Oder anders gefragt: Hätten sich an Stelle eines Mondes auch zwei oder drei Monde bilden können? Oder vielleicht auch gar keiner, so dass wir ein Ring-System hätten wie beim Saturn?

    1. @mr_mad_man: „Oder vielleicht auch gar keiner, so dass wir ein Ring-System hätten wie beim Saturn?“

      Naja, wir hatten Ringe. Nur sind die nicht dauerhaft stabil. Auch die Ringe des Saturn werden vergleichsweise schnell (nach kosmischen Maßstäben) wieder verschwinden. Und es gibt sogar Hinweise darauf, dass die Erde zuerst tatsächlich zwei Monde hatte: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2011/08/05/zwei-monde-sind-einer-zuviel/

  7. @mr_mad_man

    Die Ringe des Saturn sind ganz anders entstanden. Da ist ein Mond dem Saturn näher als seine Roche-Grenze gekommen, unterhalb derer es fragile Objekte aufgrund der Gezeitenkräfte zerreisst. Die Ringe bestehen allerdings komplett aus sehr reinem Wassereis. Fragt sich, wo die Silikate geblieben sind.

    Nach einer neueren Theorie hat es den Mond nicht komplett zerrissen, sondern das Oberflächeneis wurde zuerst abgetragen und der Gesteinskern ist auf den Saturn gestürzt.

    Näheres dazu hier.

  8. Hallo rolak,

    die Kombination aus Schwerkraft und Zeit selektiert schwere von leichten Brocken, aber wie ist es bei gleichschweren, aber verschieden dichten Brocken? Meine Frage war, wie es dazu kommen konnte, dass stark eisenhaltige Brocken bevorzugt auf die Ur-Erde gefallen sind, während stark silikathaltige Brocken bevorzugt übriggeblieben sind, so dass sie den Mond bilden konnten. Hat da jemand eine Idee, wie das hatte funktionieren können?

  9. selektiert schwere von leichten Brocken

    Nein. Mahananda, es geht nicht um das Gewicht, sondern um die Dichte. Ich darf einmal zitieren:

    Da die Sedimentationsgeschwindigkeit wesentlich von der Dichte bestimmt wird, können sich verschiedene Stoffe schichtweise getrennt ablagern

  10. ah, rolak, das ist aber ein Unterschied: bei der Sedimentation ist die Dichte deshalb von Belang, weil es einen Auftrieb im Lösemittel – das ja meist Wasser ist – gibt. Im luftleeren Raum ist da ein deutlicher Unterschied. Ich hatte vorhin auch schon einen Kommentar dazu eingetippt, aber dann fiel mir Galileo wieder ein: zwei gleichschwere Körper fallen im Vakuum gleich schnell. Ich denke, das ist etwa das, worauf Mahananda hinaus will.

  11. Sedimentation an sich bedingt nicht zwingend ein Lösungsmittel, Bullet; wenn ich nochmals aus der ‚andersrum‘- Variante zitieren darf:

    Zentrifugen nutzen die Massenträgheit im Zentrifugiergutraum zur Stofftrennung. Partikel oder Medien mit höherer Dichte wandern aufgrund der höheren Trägheit nach außen. Dabei verdrängen sie die Bestandteile mit niedrigerer Dichte, die hierdurch zur Mitte gelangen

    Die Beschleunigung a ist von der Masse bzw. Dichte der Stoffe unabhängig; die Stofftrennung erfolgt aufgrund der Dichteunterschiede (erhöhte Differenz der Zentripetalkräfte, zum Beispiel Laborzentrifuge, Gaszentrifuge)

    Die vom Impakt gelieferte Energie führt zur Durchmischung, die Schwerkraft sortiert. Kann mittels eines Gemisches verschieden dichter Kügelchen (Klassiker: Bleischrot aus Gardinenband + Liebesperlen) in einem Mixbecher nachvollzogen werden: Beim Umrühren setzen sich nach und nach die dichteren nach unten ab.

    (da schimmerte doch tatsächlich kürzestfristig ein bre·merscher Kommentar durch^^)

  12. Das Magnetfeld der Erde vor allem wenn es einst wesentlich stärker wirkte als heutzutage, dies könnte doch eine vorstellbare Ursache für eine bevorzugte Anziehung eisenhaltiger Materie sein, oder nicht?

    1. @Beobachter: Ne, so funktioniert das nicht. Das Magnetfeld entsteht ja nur, weil die Erde nen eisenhaltigen Kern hat (einen flüssigen), der rotiert. Als die Erde entstand, war da kein Magnetfeld.

  13. @rolak

    Da muss ich Bullet zustimmen. In einer Zentrifuge wird gewissermaßen eine erhöhte künstliche Schwerkraft erzeugt, und die schweren Stoffe sinken darin nach außen. Aber in der Wolke, die nach dem Zusammenstoß im All um die Erde kreiste, herrschte gar keine effektive Schwerkraft, weil sie sich im freien Fall befand.

    Allenfalls fanden Zusammenstöße und Reibung zwischen Teilchen statt. Man könnte jetzt argumentieren, die schweren Teilchen gewinnen bei Stößen weniger Geschwindigkeit als die leichten, und deswegen sinken sie nach innen. Man könnte auch argumentieren, schwere Teilchen haben mehr Trägheit und halten ihre Geschwindigkeit eher als leichte Teilchen, die folglich nach unten sinken müssten (kleine Regentropfen fallen ja auch langsamer als große). Anscheinend muss eher ein Prozess wie im ersten Fall vorherrschen.

    Was da genau in der Wolke passiert ist, weiß ich auch nicht, aber eine Trennung alleine durch Schwerkraft war es sicherlich nicht. Die schweren Teilchen müssten im Schnitt irgendwie schneller Bahnenergie verloren haben als die leichten.

    Oder sie wurden gar nicht erst so weit hinaus katapultiert, dass sie den später entstehenden Mond in signifikanter Menge erreichen konnten. Beim Zusammenstoße prallten ja zuerst die Krusten und Mäntel der Protoplaneten zusammen, und bis die Kerne zusammenstießen, waren die Körper bereits durch plastische Verformung gebremst. Vielleicht flog der Silikatmantel deswegen weiter ins All als Bestandteile des Eisenkerns.

  14. Sicher , da die durch die Initial-Trennung erfolgte Grobverteilung

    Dabei wurde viel Materie, vorwiegend aus der Erdkruste und dem Mantel des einschlagenden Körpers, in eine Erdumlaufbahn geschleudert, ballte sich dort zusammen und formte schließlich den Mond.

    nicht nur naheliegend, sondern auch schon oben im clip ersichtlich ist, bin ich davon ausgegangen, daß es Mahananda nur um die weitere Sortierung ging.
    Das Schwingen des Produktes aus dem Zusammenstoß um den sich neubildenden Schwerpunkt dürfte ziemlich drastisch gewesen sein, allerdings nicht vergleichbar mit einem gleichmäßigen Verstreuen und nachfolgendem Wiederkonzentrieren.

    Allerdings war ich auch nicht dabei…

  15. @Florian:

    Passenderweise haben Matija Ćuk und Sarah Stewart von der Universität Harvard gleichzeitig mit der Veröffentlichung von Canups Modell ebenfalls einen Artikel veröffentlicht, der eine passende Bremse für die Erde vorstellt.

    Der Aufsatz hat ja nicht nur die Bremse beschrieben sondern auch eine Variante der Kollisionstheorie, in der es zur Bildung einer Scheibe aus Materials des Erdmantels kommt die sich dann zum Mond weiterentwickelt. Also im Prinzip der gleiche Vorgang wie bei Canups Theorie aber mit anderem Kaliber des Geschosses und etwas anderem Hantieren des Baumaterials.

    Das habe ich in meinem Blogpost Neue Theorien zur Mondenstehung beschrieben und zu den entsprechenden Quellen verlinkt.

  16. Ich kannte schon seit längerem die Theorie, nach der Theia im L4-Punkt der Erdbahn entstand und dieser Punkt im damals noch unruhigen Sonnensystem noch nicht sehr stabil war. Theia hätte sich demnach immer weiter von L4 entfernt und wäre schließlich mit der Erde kollidiert. Damit hat man sich bisher erklärt, dass Theia eine ähnliche Zusammensetzung wie die Erde hätte, da sie ja auf der Erdbahn entstanden wäre. Ich weiß nicht ob diese Theorie noch aktuell ist, auf Wikipedia steht sie jedenfalls noch:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Theia_(Planet)

  17. @ Bullet 1. November 2012

    „zwei gleichschwere Körper fallen im Vakuum gleich schnell“

    -> Das ist ein wichtiger Hinweis.

    Aber … sind gleichschwere Körper auch gleichschnell, wenn sie mit gleicher Primärenergie beschleunigt werden? Bedeutet: Beim Zusammenstoß wird das Material beschleunigt… mit etwa gleicher Kraft. Ist dann die höhere Masse nicht eigendlich langsamer als die geringere Masse?

    In der FOlge würden dann auch die höheren Massen schneller vom Himmel fallen, als die kleinere Masse, weil deren Geschwindigkeit unterschiedlich ist – in der sie um die Erde kreisen. Und zudem ist auch die Entfernung durch diese Geschwindigkeit unterschiedlich zwischen den Massen.

  18. @ Florian Freistetter

    1. November 2012 @Beobachter:

    „Als die Erde entstand, war da kein Magnetfeld.“

    -> Einspruch! Ist das sicher? Hat der Mond ein Magnetfeld? Sicher ist, dass das Eisen, was in der Erde im Kern vermutet wird, auch irgendwo herkommen muß und nicht im Kern erbrütet wird. Also muß es nach Freistetters Aussage beim Zusammenstoß auf die Erde gekommen sein. Aber es ist auch eher nicht klar, warum die Proto-Erde kein Eisen(kern) gehabt haben sollte und man annehmen muß, dass der andere Planet / Objekt das Eisen auf die spätere Erde brachte.

    Und davon abgesehen: Ist es nicht doch so, wass Magnetfelder nichts mit Gravitation zu tun haben?

  19. @threepoints…

    Zum Magnetfeld: Gemeint ist wohl: Wenn es den Kern der Erde zerfetzt hat, dann war da kein Magnetfeld. Und den kern müsste es zerfetzen um überhaupt über eine Trennung von Eisen/Silikaten in der Trümmerwolke diskutieren zu können.

    Und zum oberen Post: Der einzige Unterschied zwischen einem Eisenteilchen und einem Silikatteilchen ist entweder das Gewicht (bei gleichem Volumen) oder das Volumen (bei gleichem Gewicht). Aber weder beim einen, noch beim anderen sehe ich da auch die Schnelle einen Grund für eine Stofftrennung. Am Einleuchtensten ist der Einwand, dass der Kern auch bei der Protoerde im Inneren dieser war und daher beim Einschlag bis zum Erreichen des Kerns schon ein Teil der Energie abgebaut war und in weiterer Folge eben deutlich weniger vom Kern in eine Umlaufbahn gelangte.

  20. Ich denke, dass würde die bisher vorgestellten Theorien zur Trennung von Kern- und Krustenmaterial doch eher stützen.
    Sowohl die Theorie, dass unterschiedliche Beschleunigung aufgrund unterschiedlicher Masse bei gleicher Kraft für unterschiedliche Orbitalgeschwindigkeiten gesorgt hat, als auch die Theorie, dass das Kernmaterial weniger beschleunigt wurde, da die Impact-Energie schon von plastischer Verformung aufgezehrt wurde (und sogar die Kombination aus beiden) sind ja eher statistischer Natur. Bei jeder dieser Erklärungen wird es einen gewissen Prozentsatz der Kernmaterie gegeben haben, der es eben doch bis in die Mondbahn geschafft hat. Der würde dann nach ähnlichen Sortierkriterien jetzt den Kern des Mondes bilden.

    Gruß Hawk

  21. Mir ist noch etwas eingefallen zu dem ‚im freien Fall durch den Orbit, also keine Schwerkraft, also keine Sortierung nach Dichte‘, Alderamin: Warum sind die inneren Planeten deutlich dichter als die äußeren? Hat sich die protoplanetare Wolke doch sortiert bevor die Planeten ‚fertig‘ waren?

  22. Cool, bei deinem letzten Artikel zur Kollision bei der der Mond entstanden ist hatte ich ja gefragt ob so ein Szenario auch möglich sei.
    Und nun die Antwort, ja ist es.

    Sau cool.

  23. @rolak

    Bei der Entstehung des Sonnensystems herrschten etwas andere Verhältnisse:
    1) der Staub war zunächst extrem fein, wie Tabakrauch
    2) die Sonne hat einen Strahlungsdruck, der Material geringer Dichte leichter forttreibt
    3) in der Nähe der Sonne sublimierten flüchtige Substanzen wie Gase und Wasser.

    Das machte es in Sonnennähe Metallen leichter als leichteren Stoffen, lange zu bestehen. War bei der Mondenstehung so nicht gegeben.

  24. Guten Tag zusammen

    Könnte mir jemand erklären, was es mit dem Lunar Transient Phenomena auf sich hat? Leider finde ich in Herrn Freistetters keinen Artikel darüber.
    Ist das nur Esotheriker-Schwachsinn oder wie lässt sich das erklären? resp. was ist das?

    Ihnen allen ein schönes Wochenende

    Reto

  25. @Reto

    Das sind Effekte, die von einigen Leuten bei der Beobachtung des Mondes berichtet wurden, die aber nicht verifiziert werden konnten. Scheinbare Wölkchen oder Leuchterscheinungen, die man (meistens) im Teleskop gesehen zu haben glaubte. Theoretisch könnten das Ausgasungen, Meteoriteneinschläge oder auch einfach Täuschungen gewesen sein, oder alles drei, von Fall zu Fall.

    Vor ein paar Jahren, als Erde und Mond durch einen Meteoritenschwarm flogen (Perseiden oder Leoniden, weiß ich nicht mehr genau) und der Mond nur eine schmale Sichel war, ist es einem Amateur gelungen, den Einschlagsblitz eines kleinen Meteoriten auf dem Mond mit einer Videokamera aufzunehmen. Es wäre also durchaus denkbar, dass die Beobachter tatsächlich Einschläge auf dem Mond durchs Teleskop gesehen haben.

    Mehr dazu =>hier

  26. https://de.wikipedia.org/wiki/Lunar_Transient_Phenomena
    Plötzliche Helligkeitsveränderungen beim Betrachten der Mondoberfläche … Das ist m.E. teils ein atmosphärisches Phänomen und teils Reste vulkanischer Tätigkeit auf dem Mond selbst, soweit ich das verstanden habe.
    https://www.astro.columbia.edu/~arlin/TLP/ – ein schönes Bild des Phänomens, das ich leider noch nicht beobachten konnte.
    Inzwischen habe ich genauer nachgelesen, und nein, ist kein Anzeichen einer Alienmacht auf dem Mond 😉

  27. Nachtrag: das Auftauchen solcher heller oder dunkler Erscheinungen könnte mit dem Ausgasen von Radon zu tun zu haben, aber eine Einigkeit, was diese hellen Stellen auslöst, besteht noch nicht. Geforscht wird daran.

  28. @Wim: Ich hab dich jetzt hier im Blog gesperrt. Du kopierst hier ständig urheberrechtlich geschützte Texte. Durch solche Urheberrechtsverletzungen kannst nicht nur du Schwierigkeiten kriegen, sondern auch ich, weil sie auf meinem Blog veröffentlicht werden. (Und solltest du der Autor dieser Bücher sein: Mit dieser Art der „Werbung“ machst du dir nirgends Freunde. Das nennt sich „Spam“ und ist genauso unhöflich wie eine Urheberrechtsverletzung).

  29. „Merkwürdig“ trifft es. Wenn zwei Himmelskörper zusammenstoßen, kann man es sich vorstellen, dass es den kleineren zerlegt und die Bruchstücke auf dem größeren landen, sich im All zerstreuen oder zu einem Trabanten zusammenballen. Wie sollte denn aber (Ur-) Venus und (Ur-) Erde nach einer Kollision auf ihre heutigen Bahnen gelangt sein? Das ist wirklich nur sehr schwer vorstellbar.

  30. @FF
    Zum Artikel habe ich eine Frage.

    Die langsamen, streifenden Kollisionen die erlaubt sind, hatten aber das Problem mit der Zusammensetzung. Bei solchen Zusammenstößen müsste der Mond hauptsächlich aus Theia-Material bestehen und es wäre seltsam, wenn Theia genau aus dem gleichen Material bestanden hätte, wie die Erde.

    Irgendwo habe ich mal eine Animation von Kollisionssimulation gesehen. Danach befanden sich Theia und die Erde auf annähernd der gleichen Umlaufbahn. Das würde aber doch bedeuten, dass beide in der gleichen Zone innerhalb der Akkretionsscheibe des frühen Sonnensystems entstanden sind, sprich, es ist gar nicht so abwegig, dass sie aus dem gleichen Material bestanden haben.

    Oder übersehe ich etwas?

  31. @Spritkopf:

    Ich schätze, da geht es um Fragen wie die nach Übereinstimmung zu 95% oder 99,8%, um mal ein paar Zahlen aus dem Ärmel zu schütteln.

    Ein Beispiel aus einem ganz anderen Bereich: Ein Bonobo und ein Mensch teilen sich zu mehr als 90 % die DNA. Trotztdem kann man per DNA-Vergleich nicht nur einen Menschen von einem Bonobo unterscheiden, sondern auch Spritkopf von Captain E. oder Florian Freistetter. Dabei teilen sich die drei letztgenannten vermutlich 99,99 % der Gene.

  32. @Spritkopf

    Vielleicht hätten sich unterschiedlich große Körper unterschiedlich schnell und stark ausdifferenziert und sich somit Unterschiede ergeben? Oder sie waren halt wirklich sehr ähnlich. Der Mond ähnelt der Erde sehr stark und in einem WRINT-Podcast war die Rede davon, dass man von Theia nichts auf dem Mond gefunden hat, was wundert (worauf ich mir dachte: vielleicht ist das, was wir als „Erde“ kennen, ja schon ein Theia-Erde-Blend, aber was weiß ich schon…).

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