Im Zentrum jeder großen Galaxie sitzt ein supermassereiches schwarzes Loch. Es ist millionen- bis milliardenmal schwerer als unsere Sonne und spielt eine wichtige Rolle für die Dynamik und Entwicklung der gesamten Galaxie (siehe zum Beispiel hier oder hier). Auch unsere Milchstraße hat in ihrem Zentrum ein schwarzes Loch. Es ist meistens nicht aktiv, das bedeutet, es fällt kaum Material in das Loch hinein. In anderen Galaxien geht es wilder zu. Dort findet man Quasare, also aktive Galaxienkerne. Diese fernen und damit alten Galaxien enthalten noch jede Menge Gas und Staub, besonders im dichten Zentrum. Die schwarzen Löcher sind von einer großen Scheibe aus Material umgeben. Gas und Staub rotiert um das Loch und fällt auf spiralförmiger Bahn hinein. Bevor es das tut, gibt es aber noch jede Menge Strahlung ab. Die Scheiben um die Löcher leuchten hell, besonders im Röntgenlicht. Unser schwarzes Loch ist ruhiger, es ist schon lange nicht mehr wirklich aktiv und es ist kaum noch Material da, dass gefressen werden kann. Nur ab und zu gibt es neues Futter und ein kurzes Aufleuchten. Und das konnte man nun beobachten.

Im Juni 2012 wurde das NuSTAR-Teleskop der NASA gestartet. Es schaut beeindruckend aus und man erkennt gleich, dass es kein normales Teleskop ist:

Bild: NASA/JPL-Caltech

NuSTAR ist ein Röntgenteleskop. Es sieht kein normales Licht, sondern die Röntgenstrahlung, die von vielen Himmelsobjekten abgegeben wird. Dank des 10 Meter langen ausfahrbaren Masts, an dessen Ende der Detektor sitzt und der daraus resultierenden großen Brennweite, ist NuSTAR besonders gut darin, hochenergetische Röntgenstrahlung zu sehen. Strahlung, wie sie von Material abgegeben wird, das gerade in ein schwarzes Loch fällt.

So etwas passiert in unserer Milchstraße selten. Aber die Astronomen hatten Glück und konnten diese Bilder des galaktischen Zentrums machen:

Bild: NASA/JPL

Im Hintergrund ist eine Infrarot-Aufnahme des galaktischen Zentrums zu sehen. Sie wurde natürlich nicht mit NuSTAR gemacht sondern dient nur zu Orientierung. Die anderen Aufnahmen zeigen allerdings die Röntgenstrahlung, die NuSTAR messen konnte. Das Bild ist eine Überlagerung von verschiedenen Aufnahmen die verschiedene Röntgenenergien gemessen haben. Ein „blauer“ Kanal maß Regionen, aus denen Licht mit 10 bis 30 Kiloelektronenvolt (keV) gemessen werden konnte, ein „grüner“ Regionen mit 7 bis 10 keV und ein „roter“ Gegenden mit 3 bis 7 keV. Kombiniert ergibt sich das große Bild in der Mitte in dessen Zentrum man das schwarze Loch als hellen Fleck erkennen kann.

Richtig interessant sind aber die drei Bilder ganz rechts, die im Verlauf von zwei Tagen im Juli aufgenommen wurden. Zuerst war nicht viel zu sehen. Dann aber wurde Material plötzlich enorm beschleunigt und dabei auf fast 100 Millionen Grad aufgeheizt. Viel Strahlung wurde frei und die Region um das Loch leuchtet hell auf. Dann fiel das Material in das Loch und es wurde wieder dunkel. Die Astronomen hatten live dabei zugesehen, wie sich das supermassereiche schwarze Loch im Zentrum unserer Milchstraße einen kleinen Happen genehmigt hatte…

Ein cooles Bild und NuSTAR wird in nächster Zeit sicher noch mehr über die schwarzen Löcher herausfinden. Die Astronomen hoffen, so besser zu verstehen, wie sich diese gigantischen Objekte entwickeln und welchen Einfluss sie auf den Rest der Galaxie haben.

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22 Gedanken zu „NuSTAR beobachtet unser schwarzes Loch beim Fressen“
  1. Genialer Text, vielen dank, immer sehr Interessant hier, dank dem fleissigen Schreiber 🙂

    @Albert Einstein
    Missbrauche Einstein’s Name nicht für solch quatsch 😉

    Genau wie die Sendung Galileo… Galileo Galilei würde sich im grabe umdrehen, wen er wüsste was Klo7 unter seinem namen produziert ! 🙂

  2. @Florian: War das der Trollfilter, der da ins Schwarze Loch geplumpst ist?

    Aber ok, wenn man mich nach meinen Prinzipien fragt, bin ich ja auch gegen zuviel Zensur. Ich wuensch uns einfach ab sofort eine interessante, lesenswerte Diskussion.

  3. Leute, ist es zuviel verlangt, wenigstens kurz anzugeben, was in dem von euch dankenswerterweise verlinkten Videos Thema ist? Ich finds nicht so berauschend, einer „Diskussion“ nur dann folgen zu können, wenn ich immer wieder Schnipselfernsehen anwerfe.
    tl/dw

  4. Das war vielleicht nur der Anfang einer erfolgreichen Mission.

    Die ESO berichtete Ende 2011, dass Mitte 2013 eine große Staubwolke das Schwarze Loch in etwa 36 Lichtstunden Entfernung passieren wird.

    Ich hoffe, dass man dann noch viel von NuStar vernehmen wird.

  5. @ FF and all
    Ich lese diesen Blog seit über einem Jahr mit und möchte mich bei Ihnen und allen seriösen Kommentatoren für die Mühen bedanken, interessierten Laien das Thema Astronomie verständlich näher zu bringen.

    Leider reicht mein Wissen nicht aus, hier etwas zur Diskusion beitragen zu können, aber es ist spannend, den wissenschaftlichen Diskusionen folgen zu dürfen.

    Auch die Einträge abseits der Astronomie, wie etwa zu den VTs und allgemeinen gesellschaftlichen Themen sind gelungen und geben Anlass, sich auch mit diesen zu beschäftigen.

    Ich hoffe, dass dieser Erstlings-Beitrag in Ordnung geht.

    @JK
    https://anonym.to?https://www.youtube.com/watch?v=YXDSQ6xoo0Y

    Mühen

  6. @ bullet
    Sorry…das verlinkte Schnipselfernsehen (schöner Begriff) ist eine Sat1 Doku zur Inflation von VTs und deren Gefahren.
    Schönes Fazit ab Minute 38.20

  7. @monkie

    ja, natürlich, man sieht die Strahlung erst, nachdem sie die große Entfernung zurückgelegt hat. Dennoch kann man das als „live“ bezeichnen.

    Alles, was Du siehst, siehst Du mit einer mehr oder minder großen zeitlichen Verzögerung. Bei Fußballländerspielen können das schon mal ein paar Sekunden sein, die z.B. digitales Kabelfernsehen gegenüber analogem nachhängt. Deinen Gesprächspartner siehst Du vor ein paar Nanosekunden, den Mond siehst Du vor einer Sekunde und die Sonne vor 8 Minuten 20. Liver geht’s nicht.

    Die Astronomen betrachten bei zeitlichen Angaben normalerweise die Erdzeit, z.B. wann die nächste Verfinsterung von Algol statt finden wird. Die Kosmologen sind da ein bisschen penibler, wenn es z.B. um die heutige Entfernung eines weit entfernten Objekts geht.

  8. In Frankfurt hängen Plakate für folgende Veranstaltung: https://cms.frankfurt-live.com/front_content.php?idcatart=122992 („Es gibt keine Schwarzen Löcher“ ) Und der Referent scheint ja auch nicht irgendwer zu sein. Und Veranstaltungsort ein Hörsaal der Uni.
    Nun, Wissenschaft lebt vom Disput. Das ist gut und wichtig und bringt Fortschritt. Aber was bleibt in den Köpfen der Passanten hängen?
    Trotz der Vita, ist der Mann eigentlich ernst zu nehmen?
    (bin selbst kein Physiker)

  9. Sehr interessanter Artikel.

    Ist das eigentlich eine Gefahr für uns oder kann es eine Gefahr für uns werden? Wie würde sich diese Gefahr dann bemerkbar machen und kann die Gefahr überhaupt in voraus sehen?

    1. @Stefan: „Ist das eigentlich eine Gefahr für uns“

      Kannst du eigentlich noch irgendeinen Artikel über Astronomie lesen, ohne sofort nach Dingen zu suchen, vor denen du Angst haben kannst? Das Universum ist so schön und faszinierend – und du siehst immer nur eingebildete Gefahren. Das ist schade. Und NEIN, das 25000 Lichtjahre weit entfernte Schwarze Loch stellt absolut keine Gefahr dar.

  10. @Pasty: Zumindest Walter Greiner ist (wenn es derselbe ist) Autor mehrerer Physiklehrbücher, von daher würde ich ihn durchaus ernst nehmen. Aber auch das braucht ihn nicht daran hindern, Unsinn zu erzählen. Ich müsste seine Aussagen genauer kennen, um mit meinem Halbwissen dazu etwas mehr sagen zu können. Aber eigentlich sind SL fast die einfachste Lösung der ART.

    @Stefan: Nein, das ist viel zu weit entfernt. Weder die Gravitation noch die Strahlung dort kann die Erde je gefährden. Die zieht schön ihre Runden um die Milchstraße.
    P.S.: Gaaaanz theoretisch könnte das Sonnensystem natürlich durch eine Begegnung mit einem nahen Stern auf einen Kurs in die inneren Bereiche der Milchstraße gebracht werden, aber erstens liegt das sämtlich außerhalb der Zeitskalen der Menschheit und zweitens gibt es da noch ganz andere Sachen, die uns vor dem SL gefährden würden.

  11. (“Es gibt keine Schwarzen Löcher” )

    War jemand bei dem Vortrag? Der war ja am 30.10.

    Mich würde interessieren, wie er sich das Zentrum der Michstrasse vorstellt. Nachweislich wurden dort ja Sterne beim Umlauf beobachtet. Und wenn man aus den Daten zurückrechnet, dann ergeben sich daraus, dass dort 4.3 Millionen Sonnemassen sich rumtreiben. Nur: es ist nichts von ihnen zu sehen. Nichts. Niente. Nada. Es ist nur ihr gravitativer Einfluss bemerkbar. D.h. die Masse ist tatsächlich dort. Oder zumindest irgendetwas, was einen gleichwertigen Einfluss auf die Bahnen der umlaufenden Sonnen hat.

    Mich würde interessieren wie er das erklärt, ohne schwarzes Loch.

  12. Vielleicht greift er auch schlicht und einfach die bisherigen Hypothesen über die Eigenschaften schwarzer Löcher an. Ein SL ist ja nicht einfach nur eine dichte Masse, sondern hat einige (wenn auch wenige) feste Eigenschaften.
    Er hat auch, zusammen mit anderen Autoren, ein Paper dazu publiziert: https://arxiv.org/pdf/1202.6561.pdf

    Wenn ich mal Zeit hätte, würde ich mir das durchlesen. Allerdings scheint es sich wirklich zum einen anderen Zugang zu der ART zu handeln, nicht um ein Crank-Weltbild eines älteren Professors.

  13. Florian: Leider nehme ich alles ein wenig zu ernst. Ich finde das Universum auch interessant – aber dann lese oder höre ich von verschiedenen Sachen, vollkommen automatisch ohne dass ich mich damit beschäftige. Ich versuche ja auch schon, dass ich alles nicht gleich mit einer nahenden Gefahr verbinde – aber dies funktioniert nicht immer.

    Nur war es bei den Schwarzen Löchern so, dass ich mir schon gedacht habe, dass diese oder dieses in der nahen Zukunft keine Gefahr darstellt.

    Trotzdem Danke für die schnelle und vor allem hilfreiche Antwort.

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