Am Freitag wird um 19.30 Uhr im Naturhistorischen Museum von Wien das Goldene Brett 2012 verliehen. Dieser Preis wird für besondere „Leistungen“ auf dem Gebiet der Irrationalität vergeben. Die Organisatoren, die „Gesellschaft für Kritisches Denken (GkD)„, schreiben:

„Das Goldene Brett vorm Kopf gebührt der Person oder der Institution, die im vergangenen Jahr den irrwitzigsten Unfug verbreitet hat. Wer hat es geschafft, unsinnige Theorien am weitesten zu verbreiten? Wer hat – vielleicht sogar mit dem Tarnmäntelchen der Wissenschaftlichkeit – unwissenschaftlichem Unfug zum Durchbruch verholfen? Wer hat durch Medienpräsenz, durch Bücher oder Filme dem Aberglauben und der Unwissenschaftlichkeit neuen Auftrieb gegeben? Wem ist es auf besonders kreative Weise gelungen, mit wirkungslosen oder unsinnigen Produkten Geld zu verdienen?“

Es gab über 200 Nominierungen und heute wurden die drei Finalisten bekanntgegeben: Dieter Broers, Harald Walach und die Österreichische Ärztekammer!

Die Stammleser meines Blogs werden Dieter Broers natürlich kennen. Sein 2012-Weltuntergangsunsinn hat mich hier im Blog schon oft beschäftigt. Ich habe erklärt warum seine „wissenschaftlichen“ Theorien über einen Bewusstseinssprung absolut nichts mit Wissenschaft zu tun haben, ich habe mich mit Broers‘ mangelhaften astronomischen Wissen beschäftigt, mich über Journalisten geärgert, die auf seinen Unsinn hereinfallen und am Ende hat mir Herr Broers sogar selbst einen Brief geschrieben. Er ist ein absolut würdiger Kandidat für das Goldene Brett. Die GkD begründet seine Nominierung so:

„In wenigen Wochen ist es soweit: der 21.12.2012 naht, und damit auch der diesmal wirklich unausweichliche Weltuntergang. Laut dem sich selbst als „Biophysiker“ bezeichnenden leider-doch-nicht-Dr. Dieter Broers muss sich die Menschheit auf so einiges gefasst machen: „Naturkatastrophen, die mit dem destabilisierten Erdmagnetfeld einher gehen … Gebäude werden zusammenstürzen, Überschwemmungen werden ganze Landstriche fluten, … Gewaltige Gewitter fegen über die Erde hinweg mit Blitzen von immenser Intensität. Sogar Vulkane können ausbrechen, deren Aschewolken den Himmel verdunkeln.“ Broers springt damit auf den PR-trächtigen Zug der Maya-Kalender-Panikmache auf. Angebliche Prophezeihungen verknüpft er mit wissenschaftlich unhaltbaren Behauptungen: Ein „Synchronisationsstrahl“ aus dem Zentrum der Milchstraße werde uns treffen und das Bewusstsein der Menschheit verändern. Wissenschaftlich sind solche Aussagen natürlich hanebüchen, was Broers aber nicht davon abhielt, seine Thesen in dem Buch „(R)Evolution 2012“ und in dem Film „Solar (R)Evolution“ zu verbreiten.

Mit dieser 2012-Panikmache und zahlreichen weiteren Höchstleistungen auf dem Gebiet der Pseudowissenschaft, wie zum Beispiel mit der Erfindung eines „Lebensfeldstabilisators“, hat sich Dieter Broers als Finalist für das Goldene Brett 2012 auf eindrucksvolle Weise qualifiziert.“

Der zweite Nominierte für den Preis ist ebenfalls kein Unbekannter: Professor Harald Walach von der Universität Franfurt an der Oder. Beziehungsweise „Hogwarts an der Oder“ wie das Institut auch gerne genannt wird, seitdem die esoterischen Umtriebe dort bekannt geworden sind. Walach selbst „erforscht“ ja unter anderem die Homöopathie und kombiniert sie mit jeder Menge Quantenunsinn – wenn er nicht gerade damit beschäftigt ist, Studenten dabei zu betreuen, die Tunnel durch die Raumzeit bauen.

Die GkD begründet die Nominierung so:

„Harald Walach besetzt eine von der Homöopathie-Industrie finanzierte Stiftungsprofessur am Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und fungiert als Leiter des dort angebotenen Masterstudiengangs „Kulturwissenschaften – Komplementäre Medizin“. In dieser Funktion hat Harald Walach es geschafft, alternativmedizinischem und esoterischem Humbug zu akademischen Weihen zu verhelfen. Mit dem Engagement eines Astrologen als Gastprofessor, mit der Kooperation mit einem Verein von Hokuspokus-Medizinern und mit der Zulassung einer Masterarbeit über ein esoterisches Hellseher-Spielzeug hatte Prof. Walach wesentlichen Anteil daran, dass die Viadrina als „Hogwarts an der Oder“ zum Gespött der Medien wurde. Seine herausragenden Leistungen wurden schließlich sogar von der Brandenburgischen Hochschulstrukturkommission gewürdigt, die der Universität nachdrücklich die Schließung von Walachs Institut und die Einstellung seines Lehrgangs empfahl. Die Jury schloss sich dieser Würdigung an und bescherte Prof. Walach den Einzug ins Finale.“

Die dritte Nominierung dürfte manche überraschen. Vorgeschlagen für das Goldene Brett 2012 ist die Österreichische Ärztekammer. Das klingt eigentlich nach einer halbwegs seriösen Organisation. Und das ist zu einem Teil natürlich auch. Aber leider ist ein medizinischer Doktortitel schon lange kein Garant mehr für eine gewisse grundlegende Hinwendung zur Wissenschaftlichkeit. Ärzte bieten immer öfter die diverstesten pzeudomedizinischen „Therapien“ an und werden dabei in Österreich von der Ärztekammer tatkräftig unterstützt. Die GkD begründet die Nominierung so:

„Homöopathie, Applied Kinesiology, Anthroposophische Medizin und Chinesische Diagnostik – gerade im Bereich der Alternativmedizin wird eine Vielzahl von Verfahren angeboten, die entweder keinen Wirksamkeitsnachweis aufweisen können oder bereits wissenschaftlich widerlegt sind. Die ÖÄK (Österreichische Ärztekammer) zeigt allerdings keine Berührungsängste mit paramedizinischen Heilmethoden. Im Gegenteil: für die genannten, teils haarsträubenden Therapiemethoden bietet die ÖÄK sogar Ausbildungsdiplome an und verleiht ihnen damit ungerechtfertigterweise die Aura von „anerkannten“ Methoden.

Mit dieser herausragenden Leistung im Bereich der Unterminierung wissenschaftlicher Erkenntnisse durch esoterischen Irrglauben hat sich die ÖÄK für das Finale des Goldenen Bretts 2012 qualifiziert.“

Wer den Preis tatsächlich bekommen wird, erfahren wir am Freitag Abend. Ich werde bei der Verleihung mit dabei sein und bin schon äußerst gespannt. Nicht nur wegen der Frage, wer tatsächlich das Goldene Brett bekommt. Sondern auch, wer von den Nominierten anwesend sein wird. Als letztes Jahr der Lichtnahrungsfan P.A. Straubinger gewonnen hat, hat er den Preis ja persönlich entgegen genommen. Und auch die anderen Nominierten hatten Statements vorbereitet.

Es wird übrigens auch einen zweiten Preis geben, der an eine Person geht, die für ihr „Lebenswerk“ an Irrationalität ausgezeichnet wird.
Außerdem sind die Science Buster bei der Verleihung mit dabei und es gibt jede Menge unterhaltsame Laudatoren, die uns etwas über die „Leistung“ der Nominierten erzählen werden. Es verspricht ein sehr interessanter Abend zu werden. Kommt hin! Ich werde da sein.

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36 Gedanken zu „Nominiert für das Goldene Brett 2012: Dieter Broers, Harald Walach und die Österreichische Ärztekammer“
  1. Ich muss sagen, grade weil die Ärztekammer eine Institution ist und eine gewisse Authorität ausstrahlt, hat sie diesen Preis umso mehr verdient. Wäre ich gar nicht draufgekommen, die zu nominieren, wäre jetzt aber auf jedenfall unter den dreien mein absoluter Favorit.

  2. Der Favorit unter den Nominierten hat sich ja feige aus dem Staub gemacht, indem er – wie die Engländer sagen würden – in selbigen gebissen hat.

  3. Ein Sieg der Ärztekammer hätte sicherlich die grösste Öffentlichkeitswirkung – und damit eventuell auch den grössten und nachhaltigsten Effekt.

  4. Bin ebenfalls der Meinung, dass die Ärztekammer ‚gewinnen‘ sollte. Dass Esos eben Esos sind und Schwachfug verzapfen ist schließlich allgemein bekannt – obwohl immer noch zu viele Menschen auf sie hereinfallen. Bei Einrichtungen wie die Ärztekammer sollte man sich allerdings schon darauf verlassen können, dass diese seriös sind.

  5. Die Ärztekammer hat außerdem noch ein paar Asse im Ärmel:
    Mobilfunkparanoia, abenteuerliche Argumentation gegen die Elektronische Gesundheitsakte…

    Hoffentlich erklären sie uns alles am Freitag!

  6. Die österr. Ärztekammer ist auch mein Favorit. Allerdings sollte man von ihr nicht erwarten, dass sie sich primär der evidenzbasierten Medizin verpflichtet fühlt, das ist schlichtweg nicht ihre Aufgabe. Als Kammer ist sie die Interessensvertretung der Ärzte. Der Wikipediaartikel über die ÖÄK fast deren Aufgabenbereich schön zusammen. Keine Rede von EBM.

    Da es der ÖÄK auch um die wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder geht, ist also naheliegend, jene Bereiche zu fördern, die Geld bringen, weil sie populär sind. Also Homöopathie, Akupunktur und was es alles sonst noch so gibt. Und damit man sich als Patient auch auf die „Seriosität“ des Angebots verlassen kann, wird das auch entsprechend zertifiziert. Mit Diplom und so.

    Ginge der Preis an die ÖÄK, würde das verdeutlichen, dass es nicht nur um ein paar Freaks am Rande geht, sondern dass sich die Irrationalität mitten in unserem Gesundheitssystem und damit in einer zentralen Stelle der Gesellschaft eingenistet hat.

  7. Ich kann mich zwischen Ärztekammer und Hogwarts nicht entscheiden. Broers ist ja nur ein Privatverrückter, aber die beiden anderen richten ja mit öffentlicher Unterstützung Unsinn an.

  8. Ich würde auch den Dieter favorisieren. Wenn schon im Dezember die Welt untergeht, sollten wir ihn vorher noch für sein Lebenswerk ehren. Homöopathie und „Quantenmedizin“ sind Dauerbrenner, die sicher auch beim nächsten mal noch aktuell sind.

  9. Eindeutig Ärztekammer. Das hätte den größten Effekt. Auch als intelligenter Mensch kann man sich nicht mit allem beschäftigen. Deshalb sollte der intelligente Mensch sich auf seriöse Institutionen verlassen können. Man kann Ärzten nicht Esoterik vorwerfen, solange die gesamte Institution das unterstützt.

  10. Ich wäre gerade im schönen Jahr 2012 auch auf jeden Fall für Dieter, man hätte ja die Veranstaltung sogar am 22.12.2012 durchführen können, witzig! Aber gut, da hätte er ja dann nichtzur Verleihung kommen können, außer, die Halle ist hoch genug, wegen aufstieg, und so…
    Den größeren Hammer finde ich zwar eindeutig die Ärztekammer, allerdings kann man die auch nächstes Jahr abwatschen. Aber der Herr Broers, 2012, und dann dieser Preis, ich hätte Tränen der Rührung in den Augen…
    😉

  11. Stimmt auch wieder, ich wäre auch gern dabei, aber mit drei Kiddies, und eines noch ganz klein, kann ich das meinem Eheweib schwer verkaufen… 🙁 Aber wartet es ab, der nächste Untergang kommt bestimmt! 😉

  12. Schade mein Vorschlag fuer den oesterr. Hauptverband der Gerichtssachverständigen war leider zu spaet…

    …naja, naechstes Jahr wieder. Die „gerichtlich beeideten Sachverstaendigen fuers Wuenschelrutengehen“ gibts wahrscheinlich eh noch laenger, hehe.

  13. Ja, ganz klar für mich. Die Ärztekammer. Die anderen haben es auch schon passend begründet. Letztlich ist das ja nur ein Wirtschafts-Lobby-Verein, der sich ein seriös-schönes Deckmäntelchen umhängt. Da passt ein Brett wunderbar dazu.
    ^_^

  14. Ich hätte mir „Prof. Dr. rer. nat.“ Hartmut Müller gewünscht. Er konnte mit Gravitationswellen telefonieren, hat sich aber andererseits so dämlich angestellt, dass ihn das Landgericht Dresden richtig verknackt hat.

  15. Irgendwo im weiten weiten Netz doch noch gefunden:
    „Das Goldene Brett 2012 ist vergeben: Der Sieger heißt Harald Walach.
    Das Goldene Brett für das Lebenswerk erhält Erich von Däniken.“

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