Christian Reinboth hat gestern ein tolles Projekt vorgestellt, bei dem jeder selbst den Ozeanboden erforschen kann. Es lohnt sich – denn dort gibt es nicht nur die üblichen Fische, Krustentiere und Muscheln zu entdecken. Manchmal findet man auch wirklich überraschende Dinge…

Unterwasserfotograf Yoji Ookata hat im Wasser vor der Küste der Insel Amamin (zwischen Japan und Taiwan) ein paar Aufnahmen gemacht. Und dabei etwas entdeckt, was bisher noch niemand entdeckt hatte. Seltsam regelmäßige Strukturen und Muster im Sand:

Das sieht wirklich beeindruckend aus. Muss man jetzt damit rechnen, dass die Kornkreisfans jetzt den Taucheranzug hervor holen und zum Meeresboden pilgern? Denn genau wie hinter den Mustern in den Getreidefeldern stecken doch sicherlich auch hinter den Kreisen im Ozean die Aliens! Oder etwa nicht?

Nein. Anders als bei den Kornkreisen waren es zwar keine Scherzbolde, die den knapp 2 Meter durchmessenden Kreis am Meeresboden angelegt haben. Aber die unterseeische Struktur hat einen durchaus irdischen Ursprung – der aber deswegen nicht weniger faszinierend ist. Ookata hat sich mit einer Kamera auf die Lauer gelegt und den Urheber der Kreise gefilmt. Es handelt sich um einen kleinen Kugelfisch, der die Muster mit seiner Schwanzflosse erzeugt. Man konnte sogar beobachten, wie er den Kreis im Anschluss mit Muscheln „dekoriert“ hat.

Das macht der Fisch natürlich nicht aus Spaß an der Freude oder weil er die Gegend ein bisschen aufhübschen will. Wie so oft in der Welt geht es um Sex. Die vielen Wellen im Boden sollen weibliche Fische anlocken und zum Männchen in der Mitte des Kreises leiten. Dort können sie sich paaren und die Eier ablegen. Und wenn die kleinen Fische schlüpfen, dann können sie gleich ein paar der bereitgelegten Muscheln essen. Die Wissenschaftler beobachteten, dass es umso wahrscheinlicher war, dass ein Weibchen das Zentrum des Kreises erreichte, je mehr Wellen er hatte.

Dass Tiere (und den Menschen schließe ich da mal ganz explizit NICHT aus) komische Sachen machen, um das andere Geschlecht zu beeindrucken, ist ja nicht ungewöhnlich. Ähnliches Verhalten hat man zum Beispiel bei Vögeln beobachtet, die für das Weibchen einen Balzplatz vorbereiten. Wer den Platz am schönsten herrichtet, der kriegt das Weibchen.

Die Laube des Seidenlaubenvogels soll die Frauen beeindrucken (Bild: Gaz, CC-BY-SA 3.0)

Zum Abschluss möchte ich zitieren, was P.Z. Myers zu den „mysteriösen“ Unterwasserkreisen gesagt hat:

„I don’t believe in cosmic consciousness, but I do believe horny little animals will go to great lengths for sex.“

Da kann man wohl nicht widersprechen…

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15 Gedanken zu „"Mysteriöse" Kreise am Boden des Ozeans“
  1. Ich finde es sogar viel spannender, dass nicht außeridische, sondern Fische ein Sinn für Symmetrie haben. Das macht das ganze doch viel beeindruckender als wenn da ein außerirdischer mit einem laser-dingsda kommt und biiiizzz, ein kreis ist da.

  2. Auf den zweiten Blick ist das gar nicht so überraschend, dass kleine Tiere mit winzigem Gehirn soche filigranen radiärsymmetrischen Muster zustande bringen können

    Sowas haben wir alle schon oft gesehen:
    Spinnennetze.

  3. @Moin: Seh ich ganz genauso. Imo haben diese Leute den christlichen Gott gegen Aliens vertauscht, ohne das Konzept – Wunderbares immer einer externen Instanz zuschreiben zu wollen, anstatt die Welt als das Beste, was wir haben, anzunehmen – abgelegt, oder auch nur hinterfragt zu haben.

    In dem Sinne: Coole Fischkreise! 🙂

  4. Es gibt so viele Dinge, wo wissenschaftliche Erklärung nicht weiterreichen, aber für mich bringt es im Alltag keine Vorteile, wenn ich von den alternativen Erklärung einer ganzen Reihe von Phänomäne ernst nähme.

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