Heute Nacht beginnt der Venustransit. Kurz nach Mitternacht unserer Zeit wird sich die Venus das letzte Mal in diesem Jahrhundert vor die Sonne schieben. Wir werden davon nichts sehen – es ist ja Mitternacht und die Sonne befindet sich unter dem Horizont. Aber wenn die Sonne morgen früh aufgeht, dann wird sich die Venus immer noch vor der Sonnenscheibe befinden. Erst kurz vor 7 Uhr ist das Spektakel zu Ende. Es lohnt sich also, morgen früh aufzustehen! Das Wetter allerdings sieht momentan nicht sehr vielversprechend aus. Glücklicherweise gibt es das Internet. Überall auf der Welt sind Teleskope auf die Sonne gerichtet und die Bilder werden teilweise live übertragen. Da kann man auch heute Nacht schon mit der Beobachtung beginnen.

Um 23:45 wird der offizielle Livestream der NASA gestartet der Bilder des Venustransits aus aller Welt zeigen wird.

Livebilder direkt vom Teleskop bekommt man auch bei der SLOOH Space Camera.

Die Kwasan-Sternwarte überträgt den Transit live aus Kyoto.

Die Uni Barcelona versucht ihr Glück im hohen Norden und schickt Bilder vom Transit aus Spitzbergen rund um die Welt.

Die Astronauten auf der ISS beobachten den Transit ebenfalls (die Glückspilze haben sicherlich keine Probleme mit dem Wetter…) und veröffentliche ihre Bilder bei flickr.

Die europäische Weltraumagentur ESA hat ein eigenes Transitblog und zeigt parallel Livebilder aus Spitzbergen und Australien. Dort gibt es auch jetzt schon Bilder; in Spitzbergen scheint es ein wenig wolkig zu sein…

Einen Livestream gibt es auch aus Hawaii, Keck-Observatorium.

Und dann gibt es noch jede Menge andere Streams und Liveübertragungen. „Sterne und Weltraum“ hat eine lange Liste, genauso wie „Wired“.

Und wer zu faul ist, woanders hin zu klicken, der kann sich alles auch direkt hier ansehen:


Video streaming by Ustream

Viel Spaß beim Transit! Ich hoffe ja immer noch auf gutes Wetter. Bis morgen!

58 Gedanken zu „Den Venustransit gibt es auch online!“
  1. Hey lieber Florian
    Leider habe ich keine Finsternis-/Transitbrille und auch sonst kein Equipment, also kein Fernglas oder dergleichen. Gibt es für mich trotzdem eine Möglichkeit etwas vom Venustransit life zu beobachten? Kann meine Handykamera die Silhouette der Venus ablichten vielleicht oder hilft eine Sonnenbrille? Hast Du vielleicht einen Rat für mich wie man ohne Hilfsmittel eine Chance hat teils den Venustransit zu beobachten morgen früh?
    Liebe Grüsse

  2. Tja, ich glaube, ich bin zu faul aufzustehen, noch dazu, wo nicht mal sicher ist, dass man überhaupt etwas sieht wegen dem Wetter. Also viel Spaß und ich schau mir dann die Bilder an. 😉

  3. Klasse, danke für die Linksammlung!

    Da ja das Wetter alles andere als günstig werden soll (und das, wo ich extra aus Folienresten kleine Sonnenfilter für’s Nachtglas gebastelt habe), ist das eine tröstliche Alternative.

  4. @Mindfactory: „Hast Du vielleicht einen Rat für mich wie man ohne Hilfsmittel eine Chance hat teils den Venustransit zu beobachten morgen früh?“

    Ja! Nimm auf keinen Fall eine Sonnenbrille. Die schützt nicht. Aber schau einfach mal, obs bei dir in der Gegen irgendwo eine Volksternwarte oder einen astronomischen Verein gibt, die den Transit beobachten und häng dich dran. Oder du baust dir schnell noch eine Lochkamera: https://www.lifeslittlemysteries.com/2443-solar-eclipse-viewer.html
    https://www.ehow.com/how_4443362_build-solar-eclipse-viewer.html

  5. @Carlo

    Das Wetter für morgen früh schaut in Deutschland gar nicht mal so schlecht aus. Außer man wohnt in Nordrhein-Westfalen. Wie ich. 🙁 Von Frankreich kommt ein Regengebiet herangezogen, das am frühen Morgen den Westen erreicht.

    Ich pack‘ trotzdem mal alles ins Auto für eine Beobachtung von einem erhöhten Punkt aus. Wenn’s regnet, Pech gehabt. Dafür hatte ich ja den 2004er-Transit in voller Länge bei schönstem Wetter gesehen.

  6. Ich war heute bei Fielmann, da gab es die SoFi-Brillen kostenlos.
    Ohne Brille sollte man wirklich nur indirekt gucken, also z.B. mit einer Lochkammera, sonst droht ernsthafter Schaden am Auge.

  7. @ Florian
    Wie haben die Wissenschaftler im 19./20. Jh. eigentlich die damaligen Venustransits (-transite?) beobachtet? Sie haben ja wohl kaum ihr Teleskop direkt auf die Sonne gerichtet.
    Danke schon mal im Voraus! Kathi

  8. @Kathi: „Sie haben ja wohl kaum ihr Teleskop direkt auf die Sonne gerichtet.“

    Klar haben sie das. Auch damals gab es schon Sonnenfilter…

  9. @Florian

    Galileo hat mit russgeschwärztem Glas die Sonne beobachtet. Und erblindete im Alter vollständig…

    Wann gab es denn eigentlich die ersten Metallfilter? Grundsätzlich hatte man schon im Mittelalter die Möglichkeit, Metallegierungen in Glas einzubringen oder Glasflächen mit Quecksilber zu belegen (Newtons Spiegelteleskop verwendete allerdings poliertes Metall als Spiegel). Ein teildurchlässiger Spiegel kann als Objektiv-Sonnenfilter verwendet werden.

    Eine andere, früh verfügbare Möglichkeit war, eine unverspiegelte Glasplatte als 90°-Umlenkspiegel (Zenitspiegel) zu verwenden, ein Prinzip das von Wilhelm Herschel später alsHerschelkeil realisiert wurde (der Trick ist hier wohl, keine planparallele Glasplatte zu verwenden, die ein Nibiru-mäßiges Doppelbild verursachen würde). Es werden so nur 4 Prozent des Lichtes zum Beobachter hin abgelenkt, die durch einen einfachen Graufilter auf „Augenniveau“ abgeschwächt werden können. Ob das Prinzip schon vor Herschel verwendet wurde, weiß ich nicht, ich könnte es mir jedoch gut vorstellen.

  10. Ich habe gerade das Teleskop zusammengepackt, das Akku der Kamera geladen und aus Filterfolienresten zwei Brillen für meine Mädels gebastelt. Bin ja gespannt, ob ich die beiden morgen aus dem Bett bekomme. Sind beide heute sogar (fast) freiwillig eine halbe Stunde eher ins Bett gegangen. Bei soviel Einsatz wäre es höchst unfair wenn morgen alles voller Wolken wäre. Alternativ könnten ja die ganzen Licht und Liebe Leute mal ihre Liebe zeigen und ihre Cloudbuster auf Maximum stellen, damit der Himmel wolkenfrei ist. Dann kommen bestimmt auch die besonderen venusianischen Energien besser an. 😀

  11. Hallo Florian, ich habe da eine doofe Frage, die mich seit heute Nachmmittag umtreibt,seit ich von dem Venustransit gehört habe: Die Venus ist doch dieser hell leuchtende Stern, den man abends und morgens besonders hell strahlen sehen kann. Wieso sehe ich sie dann vor der Sonne als dunklen Fleck? Wenn ich eine kleine Glühbirne vor eine große schiebe, dann sehe ich doch immer noch zwei Lichter, oder?

  12. Oh mann, manchmal steht man ja echt auf dem Schlauch. Ich Depp weiß ja eigentlich, dass die liebe Venus ein Planet ist. Dahat mich ihr Kosename „Morgen-“ bzw. „Abendstern“ einfach total rausgebracht. Danke jedenfalls 😉

  13. Selbst wenn das Licht das wir von Venus sehen von ihr selbst produziert würde, erschiene sie bei einem Transit vor der Sonne als dunkle Scheibe. Schließlich ist ihre Helligkeit(-sdichte) deutlich kleiner als die der Sonne.

  14. Also, die ISS eben war ja brüllend hell und mal so richtig schön zu sehen! Hell werden auch die hohen Wolken, im Süden, leider. Ich bleibe also vor den Livestreams, sehe sicher etwas und erspare es mir zu frieren (faul, und wahrscheinlich ärgere ich mich hinterher).

  15. At least I’m not loving these, Theres: Sich bewegenden, ändernden Wolkenbildern schaue ich (mit ausreichend Muße) ganz gerne zu, doch solch ein einheitlich grauer Himmel wie heute morgen reizt nicht im Geringsten. Dann schon lieber Augen zu und dem intensiven Vogelgezwitscher gelauscht…

  16. Die Ortsangabe „hier“ ist ja sehr hilfreich. Hier in Westberlin, 🙂 Kreuzberger Monument eine ziemlich gute Sicht – lt. Angabe derer, die schon früher da waren durchwachsen, aber ich habe einen wolkenfreien Blick ergattert.

  17. Yeah!!!!!! Ich war dabei :-))
    (und hab´gleich noch frische Brötchen besorgt)

    Schönen Gruß aus dem sonnigen Berlin vom
    Intensivpfleger

  18. Mal ’ne Frage:
    Bei allen Livestreams, die ich mir bis jetzt angeguckt habe, wandert die Venus im unteren Drittel der Sonne vorbei. Aber eigentlich sollte sie doch (im Gegensatz zu 2004) im oberen Drittel vorbeiziehen…
    Woran liegt das?

  19. @arlacta: „Mal ’ne Frage: Bei allen Livestreams, die ich mir bis jetzt angeguckt habe, wandert die Venus im unteren Drittel der Sonne vorbei. Aber eigentlich sollte sie doch (im Gegensatz zu 2004) im oberen Drittel vorbeiziehen… Woran liegt das?“

    Daran, dass du wohl Streams von der Südhallbkugel gesehen hast. Schau mal hier https://www.rssd.esa.int/index.php?project=VENUSEXPRESS&page=venus_transit
    Da siehst du Nord- und Südhalkugel gleichzeitig.

  20. @rolak
    Du Ärmster. „Meine“ Sonne hatte ne Bauchbinde, sehr apart, und die Nachbarn halten mich jetzt sicherlich für daneben, aber es hat geklappt! Bildhübsch – dieser schwarze Punkt!

  21. Lieber Florian,

    auch ich „war dabei“: ein Fernglas mit Gummis am Treppengeländer festgezurrt und mit Papier die Feinjustierung vorgenommen.
    Das Gefühl Sonne samt Venus und ein paar hübschen Sonnenflecken (;>), „live und in echt“ zu sehen, war unbeschreiblich: Die Bedingungen mögen noch so primitiv sein, das eigene, selbstprojizierte Bild verwackelt und unscharf – aber das ERLEBEN übertrifft jede noch so tolle Aufnahme.
    Mein Mann hält mich jetzt für verrückt, aber jede Minute hat sich gelohnt!

    Dies ist der Moment, Dir für Dein Blog und Deine Arbeit zu danken:
    Ohne Deine Artikel zu Hintergründen bis hin zu ganz praktischen Tipps hätte ich wahrscheinlich weder den Mut gehabt, mich mit Fernglas, Gummis und Küchenrolle ans Fenster zu stellen, noch die die Kraft gefunden, zu so unchristlicher Zeit das Bett zu verlassen (;>).

    DANKE.

    Eine treue, langjährige Mitleserin, die sich endlich mal wieder zu Wort meldet.

  22. Tja, hier im Juranordfuss war alles schön zugezogen – ich hätte also keine Chance gehabt, auch nur ein Fitzelchen zu sehen. Dann muss ich mich aber zum Glück auch nicht ärgern, dass ich lieber ausgeschlafen habe (Notfalldienst ist, wenn man 2 kleine KInder hat, hinsichtlich der Schlafmenge einfach zu tückisch; da nimmt man jede Minute Schlaf mit, die man bekommt).

  23. Wir hatten perfekte Sicht. Nur ein paar Schleierwolken, die aber nicht gestört haben. Einfach herrlich. Nur extrem kalt wars. Bibber. Und extrem früh. Gähn.

  24. @winiwyne: 2Ohne Deine Artikel zu Hintergründen bis hin zu ganz praktischen Tipps hätte ich wahrscheinlich weder den Mut gehabt, mich mit Fernglas, Gummis und Küchenrolle ans Fenster zu stellen, noch die die Kraft gefunden, zu so unchristlicher Zeit das Bett zu verlassen“

    Freut mich 😉 Ich hatte heute leider Pech und hab nichts gesehen. Alles voller Wolken…

  25. Ich hab es auch geschaft, bei uns in Niederösterreich war alles wolkenlos.
    Hab in der Früh schnell das Teleskop aus der Werkstatt geschafft, bevor die Kinder in die Schule mussten.
    Hat uns drei sehr gefallen.

    Danke für die Hinweise

  26. Lieber Florian
    – das „Danke“ musste mal gesagt werden…

    Oh, und mein herzliches Beileid an alle, die heute morgen nur in Wolken geschaut haben – der klare Himmel über Berlin war eine echte Überraschung und leider wohl die Ausnahme.

    Wie ich beim Beobachten des Transits festgestellt habe, ist das, was man von der Sonne und ihren Flecken sieht, auch ohne Venustransit hochspannend und ich werde ganz sicher bald wieder mein Fernrohr aufbauen (aber dann mit richtigem Stativ)!

    Vor lauter Begeisterung hatte ich in meinem ersten Kommentar von 8:05 glatt meine technischen Fragen vergessen, die Florian und viele der astronomisch bewanderten Leser bestimmt beantworten können:

    Ich habe ein altes Armee-Fernrohr von „BOB-international“ benutzt, dessen Optik mit „15-40×50 ZOOM“ (;>) angegeben wird, und habe auf weißes Papier projiziert.
    – Richtig scharf konnte ich das Bild aber nur bis ca. 20 cm Entfernung zur Projektionsfläche eingestellen; das projizierte Bild/die Sonnenscheibe war dann aber immer noch relativ klein. Kann ich durch das Spiel mit Zoom und Schärfenregelung das Bild auch größer noch scharf projizieren (ergo: stelle ich mich zu doof an?) oder ist die maximale scharfe Projektionsgröße durch die Optik limitiert?
    – Und: Am Übergang von hell und dunkel waren stets Farbverzerrungen zu gelb/blau sichtbar; auch hier die Frage: liegt das an der Optik oder kann ich das vermeiden?

    Zur Veranschaulichung habe ich unter der url hinter meinem Namen das flickr-Album mit meinen Fotos verlinkt (die jedem Hobby-Astronomen wahrscheinlich die Fußnägel hochrollen lassen (;P).
    Vielleicht ist es aber auch eine Ermunterung für alle Technik-unbegabten Neugierigen wie mich, sich selbst einmal mit Hausmitteln an der Sonnenbeobachtung via Projektion zu versuchen (natürlich unter Beachtung der von Florian beschriebenen Vorsichtsmaßnahmen)!

  27. Tja, bei uns hier im Rheinland war das nichts. Um 4 kurz aus dem Fenster geschaut, da war alles pitschenass und zugezogen. Wäre ich doch mal auf Rügen geblieben, wo ich die gesamte letzte Woche war… dumm geplant war das #-(

  28. Hallo Florian,

    ich nehme jetzt auch mal den Venustransit als Gelegenheit, um mich bei dir zu bedanken für die vielen interessanten Artikel!
    Ich bin vor zwei Jahren auf deinen Blog gestoßen und seitdem lese ich regelmäßig deine Beiträge. Mach weiter so!

    Ich habe mir den Livestream vom Keck-Observatorium angesehen und bis halb drei durchgehalten… Die Sendung war wirklich nett. Man merkte dem Moderator an, wieviel Spass er hatte und die Leute aus dem Team haben sich über die Anfragen von überall auf der Welt echt gefreut.

    Astronomie ist schon echt toll, auch wenn die Begeisterung nicht jeder nachvollziehen kann.

  29. @Marcus
    Das gefällt mir – ein super Video – und schön ist auch der Rundblick über die Landschaft. Was für eine Arbeit zu solcher Zeit!

    @winiwyne
    – Und: Am Übergang von hell und dunkel waren stets Farbverzerrungen zu gelb/blau sichtbar; auch hier die Frage: liegt das an der Optik oder kann ich das vermeiden?“
    Das liegt an der Optik, und leider kenne ich die nicht, aber die Spezialisten hier können dir vielleicht noch mehr dazu sagen. Ich finde deine Fotos übrigens ganz gelungen – vor allem die Bauchbinde um die Sonne 🙂 Wenigstens konntest du welche machen, allerdings war das reine Beobachten schon eine Wucht.
    Grüße aus Berlin …

  30. An alle Durchblickenden nachträgliche Glückwünsche – hier gabs auf dem Rückweg zur Arbeit (welch seltene Wortkombination^^) als Bonus noch einen satten Schauer…

  31. @Theres: apropo Bauchbinde, in dieser Fotoübersicht der NASA (alle Grossaufnahmen sind bereits gelöscht worden!, warum?) sieht man es auch, nur was genau erzeugt diesen Streifen quer durch die Sonne, und weiter unten sogar noch viel mehr, (der Fotostream wurde ja vollautomatisch aufgenommen!) denn Wolken können es auf der ISS ja nicht gerade gewesen sein, die diese breiten Streifen auf der Sonne erzeugt haben.

  32. Juhu, ich habe gerade noch Glück gehabt! – Einem Instinkt und meiner regionalen Ortskenntnis folgend begab ich mich in die bei mir als regenarm gekennzeichnete Gegend um Königslutter, an der Nordflanke des Elm-Höhenzuges. Der Himmel am Horizont leicht verschleiert. Gut geplant war ich so früh vor Ort, dass ich den Sonnenaufgang um etwa 5:05 direkt an der Horizontlinie sehen konnte. (VW wird sich freuen, wenn ich sage, dass die Sonne [fast] über Wolfsburg aufging…)

    Nacheinander an zwei Wolkenlücken vorbei konnte ich die Sonne mit Venus komplett frei sehen, knapp 2 Minuten, aber nur gefühlte 10 Sekunden. Danach nochmal wenige 5 Minuten später, leicht verschleiert. Und dann zog leider der Himmel immer mehr zu, zuerst mit Schleiern, und seit dem Mittag (und an einem anderen Ort) regnet es hier in leichten Strippen.

    Nicht viel für dieses Jahrhundertereignis, aber ich habe es mit wenig Aufwand geschafft, dabei zu sein. Yeah!

  33. winiwyne·
    06.06.12 · 09:25 Uhr

    Ich habe ein altes Armee-Fernrohr von „BOB-international“ benutzt, dessen Optik mit „15-40×50 ZOOM“ (;>) angegeben wird, und habe auf weißes Papier projiziert.
    – Richtig scharf konnte ich das Bild aber nur bis ca. 20 cm Entfernung zur Projektionsfläche eingestellen; das projizierte Bild/die Sonnenscheibe war dann aber immer noch relativ klein. Kann ich durch das Spiel mit Zoom und Schärfenregelung das Bild auch größer noch scharf projizieren (ergo: stelle ich mich zu doof an?) oder ist die maximale scharfe Projektionsgröße durch die Optik limitiert?

    Wenn Du mit dem bloßen Auge durch’s Teleskop schaust, ist das Bild scharf, wenn die Strahlen von einem bestimmten Punkt auf dem Objekt parallel aus dem Okular herauskommen, sich also im Unendlichen treffen. Beim Projizieren müssen sie sich früher treffen, nämlich auf der Projektionsfläche. Da unendlich immer geht, gibt es eigentlich nur eine Begrenzung hin zur kürzestmöglichen Entfernung, in der sich das Bild noch scharf stellen lässt.

    Mit zunehmender Bildgröße wird das Bild aber dunkler und damit kontrastärmer, Sonnenflecken erscheinen blasser, die Unschärfe durch Luftunruhe und Beschränkungen der Optik (z.B. gekrümmte Fokusebene) wird vergrößert – vielleicht erschien Dir das Bild deshalb unschärfer?

    – Und: Am Übergang von hell und dunkel waren stets Farbverzerrungen zu gelb/blau sichtbar; auch hier die Frage: liegt das an der Optik oder kann ich das vermeiden?

    Das nennt sich „chormatische Aberration“ und ist ein Problem von 2-linsigen Objektiven. Eine Linse ist wie ein Prisma und zerlegt das Licht in seine Bestandteile. Durch die Verwendung von 2 Linsen („Achromaten“) aus verschiedenen Glassorten versucht man bei einfachen Objektiven den Fehler zu korrigieren und schafft das dann für zwei bestimmte Farben exakt, dazwischen leidlich, und außerhalb eher schlecht, deswegen bleiben Farbränder. Besser gelingt das mit 3-linsigen Objektiven („Apochromaten„), die eine perfekte Korrektur für drei Farben hinbekommen, so dass ein breiteres Spektrum korrigiert werden kann. Farbfehler fallen so kaum noch auf. Kostet leider entsprechend ein Vielfaches… Dazwischen liegen sogenannte „Semi-Apos“ oder „EDs“ die mit zwei Linsen, eine davon ist durch Fluoritzugabe besonders brechungsarm (anomale Dispersion), dann bekommt man auch mit bezahlbaren 2-Linsern ein sehr gutes Ergebnis.

    Also, Semi-Apo kaufen. Oder ein Spiegelteleskop, denn die sind völlig frei von chromatischer Aberration. Aber haben dafür andere Fehler.

    Zur Veranschaulichung habe ich unter der url hinter meinem Namen das flickr-Album mit meinen Fotos verlinkt (die jedem Hobby-Astronomen wahrscheinlich die Fußnägel hochrollen lassen (;P).

    Die Bilder sind doch toll geworden, für die von Dir eingesetzten Mittel. Vor allem: Du HAST eigene Bilder gemacht. Ich hab‘ z.B. keine…

  34. Update zu: hier nun die gelöschte Bilderübersicht der NASA als Beweis, die grossen Bilder finde ich leider nicht mehr im Temporary Internet Files, die sind vmtl. bereits überschrieben.

    Frage an die Experten: befindet sich die Aufnahmekamera im Inneren der ISS oder ausserhalb?, jedenfalls scheint irgendetwas den Blick zur Sonne zu verdecken, evtl ein Satellit?

    ansonst eine wahre Bilderflut und ein Fest für die Astronomen. 😉

  35. @ Bullet
    … Wow! Tolle Bilder!

    @ Theres (Danke (^-^) und Gruß zurück) und @ Beobachter bezügl. der „Bauchbinde“
    Zu den Fotos der NASA kann ich nichts sagen, aber auf meinen Fotos stammen die Schleier eindeutig von ein paar Dunstwolken direkt überm Horizont und die auch verschwunden sind, als die Sonne höher gestiegen ist.

    und schließlich @ Alderamin
    Ganz herzlichen Dank für die ausführliche Antwort und die guten, konkreten Erklärungen, denen ich als Laie sehr gut folgen konnte!

    – Bezüglich meiner Frage nach der Unschärfe habe ich überlegt, dass es auch damit zusammenhängen könnte, dass die Projektion ja mit zunehmender Größer immer blasser wurde – und damit damit vielleicht nur unschärfer wirkte, weil man weniger Kontraste sieht. Gut auf jeden Fall zu wissen, dass es möglich sein muss, das Sonnenbild auch größer scharf zu projizieren.

    – Mit der „chromatischen Aberration“ (…tolles Wort!) kann ich leben – dann ist das eben bei diesem Fernrohr so.

    Für das nächste Mal habe ich schon geplant, wie ich für eine bessere Umgebungsabdunklung und damit für leuchtstärkere Bilder sorgen kann; das wird schon mal einiges verbessern.

    Denn das ist ganz klar: ich werde weiter die Sonne beobachten (falls man sie diesen Sommer noch mal zu Gesicht bekommt…) – auch ohne Venustransit!

  36. @Alderamin: Danke, da sieht man ja sofort woher die Streifen kommen könnten, nämlich von diesen speziellen Stativbein, (allerdings die Kamera um 90° nach vorne gekippt) während die Kamera automatisch der Sonne folgte, jedenfalls die breiten Streben zwischen den Fenstern der Cupola sind dann für die nahezu vollständige Abdeckung der Sonne zuständig gewesen, siehe NASA – Fotoübersicht links unten.

    Also ging anscheinend doch alles mit rechten Dingen zu, nichts ungewöhnliches, ausser dem Venustransit… übrigends sind die Fotos aus dem Orbit leider doch nicht so Bildscharf wie es optisch durchaus möglich wäre, ohne diesen dicken mehrschichtigen (vmtl. sogar leicht gekrümmten) Fenstern der Cupola auf der ISS, was leicht zu Spiegelungen und Interferenzen führt, u.ä.m.

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