Am Montag habe ich darüber geschrieben, wie man den Venustransit am 6. Juni am besten beobachtet. Um ihn zu sehen, muss man zur Sonne schauen. Und das ist gefährlich. Das habe ich gerade eindrucksvoll selbst erlebt.
Dass man niemals mit freiem Auge in die Sonne blicken darf, sollte eigentlich jedem klar sein. Es ist aber noch VIEL gefährlicher, wenn man die Sonne ungeschützt mit einem optischen Instrument betrachtet. Ein Fernglas oder ein Teleskop bündelt das Licht der Sonne. Und da wo dieses gebündelte Licht auf trifft, wird es nicht einfach nur warm…
Ich wollte heute die Morgensonne nutzen, um ein einen Blick auf die Sonne zu werfen und nachzusehen, ob es ein paar schöne Sonnenflecken gibt. Ich habe also mein kleines Teleskop auf dem Fensterbrett aufgestellt und wollte gerade den Sonnenfilter vorne drauf setzen, als meine Mitbewohnerin ins Zimmer kam und mich etwas fragte. Wir hatten noch keine 20 Sekunden geredet, als sie plötzlich meinte „Hey, da brennt ja irgendwas!“. Und tatsächlich stieg Rauch aus meinem Teleskop auf….
Ich hab das Teil schnell aus der Sonne genommen und das Okular entfernt. So sah es aus:
Tja. Ein schönes kleines Loch, mitten durch gebrannt (das Okular funktioniert aber glücklicherweise noch).
Das ist auch der Grund, warum der Sonnenfilter immer, immer, immer VOR das optische Instrument gehört. Man mag zwar teure Sonnenfilterfolie sparen, wenn man nur einen kleinen Filter für das Okular bastelt oder gar mit einer Sonnenfinsternisbrille durch ein ungeschütztes Teleskop blickt. Aber es war dann vielleicht auch der letzte Blick, den man auf irgendwas geworfen hat. Denn anstatt durch das Plastik des Okulars brennt sich das Sonnenlicht dann in das Auge.
Also: Macht keinen Unsinn, wenn ihr nächste Woche den Venustransit beobachtet! Benutzt vernünftige Filter (und keine „Hausmittel“ wie rußgeschwärztes Glas oder Rettungsdecken) und benutzt sie auf die richtige Art und Weise!
Da fällt mir spontan das Liedchen „Black Hole Sun“ ein 😉
wow! Deshalb setze ich immer ZUERST den Sonnenfilter auf das Teleskop und stelle es DANN erst ans Fenster. Aber cool das mal zu sehen wie es dann aussieht wenn mans anders herum macht!
Da hast du ja noch mal Glück gehabt! Mir ist mal was ähnliches passiert, als ich meinen 8″ Newton auf dem Balkon aufbaute. Ich nahm dabei den Deckel ab und wollte fix den Sonnenfilter von drinnen holen. Dabei bin ich mit dem Kopf nur kurz am Okularauszug (war noch kein Okular drinnen) vorbei und hab’s auf meiner Stirn mal kurz brutzeln gespürt 😀
Wichtig ist auch den Sucher mit Folie zu bestücken oder am besten gleich ab zu lassen, damit nix passieren kann!
@Marcus: „Wichtig ist auch den Sucher mit Folie zu bestücken oder am besten gleich ab zu lassen, damit nix passieren kann! „
Stimmt – aber Sucher habe ich bei mir gar nicht erst drauf.
Deshalb nennt man die Sonne unter Normalmenschen auch den „Gelben Todesstern“.
An eines sollte man noch denken: AUCH DEN SUCHER ENTWEDER ABDECKEN ODER, NOCH BESSER, ABMONTIEREN!
Auch verbrannte Ohren müssen nicht sein. Den Sucher kann man für die Sonne sowieso nicht gebrauchen, man sucht die Sonne einfach dadurch, dann man sich am Schattenwurf des Teleskops orientiert. Ist der kleinstmöglich, hat man die Sonne drin.
@Florian: Danke fuer den Hinweis. Da ich selbst ein Firstscope besitze wollte ich daher mal fragen was du denn als Sonnenfilter nutzt. Marke Eigenbau oder gibt es die schon vorgefertigt irgendwo?
@Sierra: „oder gibt es die schon vorgefertigt irgendwo?“
Wär mir nicht bekannt. Sonnenfilter baut man normalerweise selbst…
@Florian:
Und hattest Glück, bei solchen Unglücken ist es nicht selten dass der Sekundarspiegel aus Überhitzung springt (OK noch nicht gehört mit einer 76 Optik), ich habe jetzt schon ein paar zerstörte SCT und Mak gesehen von Leuten die nicht war haben wollten dass ein Herschel Keil nur mit Refraktoren geht.
@Sierra: als filter ist für solche kleinen Geräte wie deines ein aus Pape und einen Blatt Baader Astrosolar filter, sonst gibt es verschiedene Hersteller die fertige filter (Glas oder mit Baader Folie) in Alu montiert anbieten aber die Kosten Schnell soviel wie dein Teleskop.
Zum Thema suche so gibt es noch den TeleVue Sol Searcher SSF-1006 der ist nicht teuer und macht gute Arberit.
@Barschel
Und ich musste an den großartigen Film Pi denken: nachdem der Protagonist als Kind zu lange in die Sonne gestarrt hat, wurde er ein Mathegenie welches Gott in den Formeln fand. Ein Film, der mich bis heute sehr begeistert 🙂
Hier gab es auch erst kürzlich was zum Thema: Sonnenfilter im Eigenbau
Man sollte nicht nur nicht ungeschuetzt in die Sonne sehen, sondern sich auch nicht ungeschuetzt zu lange in ihrem Licht aufhalten.
Daran wurde ich am Sonntagabend mal wieder etwas schmerzhaft erinnert…
Mein Sonnenfilter fuer Direktbeobachtung besteht aus einer Schweisserbrille mit Klappvisier. In der Brille habe ich Athermal 5A1, im Visier 9A1. Staerke 5 reicht im normalen Sonnenlicht nicht allein aus, aber man kann sich orientieren und die Glaeser fuer Beobachtungen in Horizontnaehe benutzen. Mit beiden Glaesern ist direkte Sonnenbeobachtung moeglich, alles dunkelgruen, aber es geht. Als Splitterschutz bleiben die normalerweise in der Brille eingesetzten Kunststoffscheiben, die Filterglaeser werden davorgelegt.
Pete
Ich habe auch ein Firstscope und hatte mir Sonnenschutzfolie bestellt. Bin mir aber noch nicht sicher, wie ich den Filter vernünftig daraus basteln kann. Hast Du vielleicht ein Foto wie das bei Dir aussieht?
@Larson: „Hast Du vielleicht ein Foto wie das bei Dir aussieht? „
Lieber nicht, das schaut sehr schludrig aus (obwohl alles wirklich sicher ist; aber bei mir hat Funktion Vorrang vor der Form 😉 ). Das sollte dir aber helfen: https://www.baader-planetarium.de/sektion/s46/kundenreferenz/astro_solar_folie/bauanleitung.htm
Florian, du machst mir Angst!
Sei froh, dass nochmal alles gut gegangen ist.
Deswegen pack ich mein Teleskop erst aus wenn es finster ist.
Die Lösung ist doch so einfach:
Mit einem Feldstecher oder kleinem Fernrohr die Sonne auf ein weisses Blatt Papier projizieren. Hat denn Vorteil dass man die Sonnenflecken, Venusscheibe, usw. auch den Kindern zeigen kann.
Das mit der Sonnenprojektion ist so eine Sache Ufoleugner, das geht nur mit Refraktoren (Grund siehe hier) kleinen Öffnungen und wenn alle Teile, inkl. Okular (Linsen wie Struktur), auf Glas bzw. Metall sind sonst hast Du uU. eine böse Überraschung wie Florian.
@Richelieu
Dass man sich seinen Sekundärspiegel mit dem Sonnenlicht zerbrechen kann, war mir neu, Richelieu, danke für die Anmerkung. Bei meinem Skywatcher-Refraktor ist in der Frontkappe nochmal eine kleinere Aussparung mit einem extra-Deckel, wohl zur Sonnenprojektion gedacht. Damit wird die Öffnung von 120 mm auf ca. 50 mm beschränkt. Habe ich aber nie benötigt, da ich einen Baader-Filter gebastelt habe.
Noch was zum Basteln von Sonnenfiltern aus Baader-Folie: die Anleitungen auf der Webseite scheinen neu zu sein und sind etwas komplizierter als die ursprüngliche, von Baader veröffentlichte Anleitung, die den Filtern bei lag. Und die ging so:
Zunächst schneidet man sich einen Streifen Karton (keine Wellpappe!) so zurecht, dass er komplett um die Öffnung der Optik gewickelt werden kann und noch 1-2 cm Überlappung zum Verkleben übrig hat. Der Streifen sollte so breit sein, dass er gut an der Optik hält, also bei kleinen Teleobjektiven oder Feldstechern mindestens 3 cm, bei großen Optiken auch gerne 6-7 cm. Diesen Streifen zieht man eng um die Optik und verklebt ihn dann mit Leim zu einem Ring an der überlappenden Stelle zusammen (Pattex ist toll, muss aber beidseitig aufgetragen werden, erst antrocknen, dann fest zusammengedrückt und noch eine Weile mit Klebeband o.ä. fixiert werden).
Danach fertigt man einen zweiten Ring, der etwas schmaler als der erste geschnitten wird, und stramm um den ersten Ring gewickelt wird. Auch den klebt man dann zusammen (Vorsicht, nicht an dem ersten Ring festkleben…).
Dann schneidet man einen Bogen Folie zurecht, der mindestens so groß ist, dass er über den ersten Ring gezogen und den zweiten Ring über den ersten mit der Folie geschoben rundherum zwischen den Ringen herausragt.
Man zieht etwaige Wellen aus der Folie heraus, ohne sie unter Spannung zu setzen. Ggf. den äußeren Ring nochmal abnehmen, wenn es zu stramm geworden ist.
Dann schneidet man die überhängende Folie bis auf einen schmalen Rand von 1 cm weg und fixiert sie mit Klebeband rund um den inneren Ring herum.
Zum Schluss kann man zur Verschönerung und Stabilisierung noch einen Streifen Pappe über die Klebefolie kleben.
Das ganze stülpt man dann über die Optik. Sollte sehr stabil halten und gleichmäßiges Schieben ohne Verkanten mit beiden Hängen benötigen, um das Filter auf- oder abzusetzen.
Da die Luft schlecht entweicht, wenn man das Filter aufzieht, kann man mit einer Stecknadel am Rand ein kleines Loch durch die Folie stechen, das mindert die Qualität nicht; wer dem nicht traut, kann das Loch auch von der Seite her möglichst weit vorne durch die Pappe stechen.
Wer mehrere Filter benötigt, sollte vielleicht zuerst die kleinsten basteln, dann kann er Erfahrung sammeln und vergeudet im schlimmsten Fall die wenigste Folie.
Das sollte man auch mit 2 linken Händen auf die Reihe bekommen, wenn man im Kindergarten fleißig mitgebastelt hat 😉
@Alderamin:
Genau genommen löst sich entweder der Klebstoff mit dem der Sekundärspiegel fixiert ist, der fällt dann fröhlichst auf den Hauptspiegel; schliesslich soll der auch was von der Freude haben oder der Sekundärspiegel springt einfach wegen der Hitze (meist nur auf grossen Geräten).
@ Alderamin: Warum musst du das so kompliziert erklären.
Ich habe einfach mehrere Lagen dicke Pappe (Ja auch Wellpappe geht) benutzt, um mir daraus einen Filteraufsatz für das Celestron zu basteln. Selbiges kann man natürlich auch für andere Filterfolien machen.
Mit einem Zirkel habe ich den Außendurchmesser des Celestron auf der Pappe abgetragen. Dann habe ich 2-3 Zentimeter weiter außen einen weiteren Kreis gezogen, und das Ganze mit der Schere ausgeschnitten (Dicke Pappe ist schwieriger zu schneiden, man benötigt aber weniger Ringe davon. Evtl. Cuttermesser benutzen).
Die Prozedur wiederholte ich mehrmals solange, bis ich einen etwa 1,5 cm dicken Ring aus 5- 10 Lagen Pappe (Je nach Material, ich hatte u.a. dickeren Karton genommen) hatte, die ich dann alle zusammenklebte.
Ist der zusammengeklebte Ring zu straff, kann man vorsichtig mit Schmirgelpapier nachbessern.
Darauf habe ich anschließend die Sonnenfilterfolie geklebt, und obenauf einen letzten Pappkreis zur besseren Halterung der Folie befestigt.
Leider ist meine Sonnenfilterfolie für den Celestron recht dunkel. Gut beobachten kann man damit die Sonne wirklich nur dann, wenn sie hell genug scheint.
Ich hab meine so gebaut:
Ich hab einen Streifen Papier genommen und um das obere Ende des Tubus gewickelt. Dabei zwischen die Papierlagen etwas Leim (natürlich nicht so, dass der entstehende Papierring am Tubus festklebt). Dann trocknen lassen. Es entsteht ein Papierring, der genau auf den Tubus passt. Den Ring auf eine Pappe legen und 2 Kreise ausschneiden, die etwas größer als der Ring sind, so dass man Laschen schneiden kann, die man umklappt und auf den Ring klebt. Jeder der beiden Kreise wird mit einem Loch versehen, welches kleiner als der Ring ist. Erste Strinseite mit den Laschen auf den Ring kleben, dann mit Folie das Loch abdecken und zweite Stirnseite über die Folie und wieder mit den Laschen am Ring festkleben. Zum Schluss nochmal mit einem Papierstreifen 2 oder 3 Lagen ringförmig wickeln, so dass die Laschen nicht aufgehen können. Fertig ist der ‚Hut‘ der auf den Tubus aufgesteckt werden kann und dort auch exakt passt und streng genug hält um nicht beim leistesten Lufthauch runterzufallen.
@Christian 2
Ich hab‘ versucht wiederzugeben, wie die Bastelanleitung von Baader früher aussah, die der Folie beilag. Natürlich gibt es auch zahllose andere Varianten, die funktionieren.
Wenn die Folie zu dunkel ist, gibt’s ja auch noch die fotografische. Normalerweise hat optische Folie die Dichte 5 (ein Anteil von 10^-5 wird durchgelassen) und fotografische hat Dichte 4 (10^-4). Normalerweise ist Dichte 4 für’s Auge nicht geeignet, bei meiner fotografischen (die allerdings keine originale Baader-Folie zu sein scheint; hab die bei Teleskop-Service bestellt) war eine entsprechende Warnung dabei. Bei tief stehender Sonne oder starker Vergrößerung kann aber Dichte 4 ggf. schon ausreichen.
Noch ein Tipp: auch das Bild meines kleinen PST H-Alpha-Teleskops ist sehr lichtschwach. Da helfe ich mir meistens mit einer Sturmmütze, die ich verkehrt herum aufziehe, um das direkte Sonnenlicht abzuschirmen: den Kopf durch die Gesichtsöffnung, Richtung Hals-Ende schauend und das lange Hals-Ende über das Okular gestülpt. Sieht sicherlich komplett albern aus und kann im Sommer recht warm werden, sorgt aber für ein super-kontrastreiches Bild. Nie mehr ohne 😉
@Alderamin: ich hab mir jetzt für den 8-Zöller die TS-H-Alpha-Folie bestellt. Seit dem Venustransit weiß ich ja, daß man, wenn mans denn richtig vorbereitet, auch coole Einsatzmöglichkeiten fürs Rohr hat, wenns hell ist. 🙂
@Bullet
Und ob. Zumal jetzt, wo’s erst ab 0 Uhr richtig dunkel wird (jedenfalls bei uns hier im Westen).
Ich wollte die letzten Tage auch mal die Venus als fast geschlossenen Ring am Tage aufnehmen, es gibt da ein paar extrem coole Bilder auf Astronomie.de und bei den Bonner Sternfreunden.
Hatte leider gestern Pech, es gab einen Wackel und die Goto-Montierung war kurz stromlos und vergaß damit ihre Ausrichtung am Himmel, bevor ich Venus eingestellt hatte. Leider waren am Tage keine Sterne am Himmel aufzutreiben, um sie wieder auszurichten. Und nächstes Wochenende ist die Sichel dann wieder weit offen.
Grundsätzlich kann man aber sogar Jupiter am Taghimmel beobachten, wenn man ihn denn findet.