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In meiner Mini-Serie über den Venustransit habe ich schon erklärt, warum er so selten ist und warum der Transit im 18. Jahrhundert so wichtig war. In wenig mehr als einer Woche ist es nun so weit und es wird langsam Zeit sich Gedanken darüber zu machen, wie man den Transit am besten beobachtet.

Damit es mit der Beobachtung klappt, muss man sich natürlich am richtigen Ort befinden. Dabei hilft diese Karte:

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Dort wo die Karte weiß ist, kann man den Transit komplett beobachten. Also in Japan, Korea, den Philippinen, Papua-Neuguinea, dem Osten von China, Russland, Indonesien und Australien, Alaska, dem nördlichen Kanada und einigen pazifischen Inseln. Westafrika, fast das ganze Südamerika und Portugal haben Pech. Von dort kann man den Transit gar nicht sehen. Dort herrscht während der ganzen Zeit Nacht. Die Menschen in Mittel- und Nordamerika können die Venus noch beim Sonnenuntergang an der Sonne vorüber ziehen sehen. In Europa ist es umgekehrt. Hier findet der Transit während des Sonnenaufgangs statt und wir können nur einen Teil davon beobachten.

Bei einem Transit gibt es vier spezielle Zeitpunkte. Der „1. Kontakt“ findet statt, wenn der die Venus (scheinbar) den äußeren Rand der Sonne das erste Mal berührt. Ist die Venus komplett vor der Sonne, dann spricht man vom „2. Kontakt“. Hat die Venus die Sonnenscheibe überquert und befindet sich das letzte Mal komplett vor der Sonne, ist es der „3. Kontakt“ und wenn sie sich schließlich wieder vom Rand der Sonne löst endet der Transit mit dem „4. Kontakt“:

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Bild: Jan Kameníček (gemeinfrei)

Von Mitteleuropa aus werden wir den ersten und zweiten Kontakt verpassen weil die Sonne zu diesem Zeitpunkt noch nicht aufgegangen ist. Der dritte Kontakt wird um 6:37 stattfinden, der vierte Kontakt um 6:55. Die Sonne geht – je nachdem wo man sich befindet – in etwa zwischen halb 5 und halb 6 Uhr morgens auf. Es bleibt also noch genug Zeit, um einen Teil des Transits zu beobachten. Theoretisch zumindest. Man braucht einen freien Blick auf den östlichen Horizont – wenn sich dort Berge, Häuser oder Ähnliches befinden, dann wird man nichts sehen. Und das Wetter muss natürlich mitspielen.

Aber nehmen wir einmal an, alles klappt und man steht am 6. Juni kurz nach Sonnenaufgang an einem vernünftigen Beobachtungsort. Wie sieht man sich den Transit denn nun am besten an?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, aber zuerst sollte man noch erklären, wie man den Transit nicht beobachten (auch wenn das die meisten Leserinnen und Leser wohl schon wissen): Man sieht NICHT mit freiem Auge in die Sonne. Und man betrachtet die Sonne schon gar nicht ungeschützt mit einem Fernglas oder Teleskop!! Das zieht massive Schädigungen der Augen nach sich und auch wenn der Venustransit schön ist, muss er nicht das letzte sein, das man sieht.

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Bild: Silver Baer, CC-BY-SA 3.0

In die Sonne darf man nur mit entsprechenden Schutz blicken. Zum Beispiel mit einer Sonnenfinsternisbrille. Nicht mit einer normalen Sonnenbrille und auch nicht mit diversen „Hausmitteln“ (russgeschwärztes Glas, Rettungsdecken, etc). Die Gefahr besteht nicht nur durch das direkte sichtbare Sonnenlicht sondern auch durch die UV- und Infrarotstrahlung der Sonne die von den Hausmitteln oft nicht geblockt wird! Also geht kein Risiko ein und setzt eine vernünftige Sonnenfinsternisbrille auf (gibts im Astronomie-Fachhandel oder online). Damit kann man die Sonne gefahrlos beobachten und die Venus als kleinen Punkt sehen.

Ebenfalls einen Filter braucht man, wenn man zur Beobachtung ein Fernglas oder ein Fernrohr benutzt. Dazu kauft man sich eine spezielle Sonnenfilterfolie (die gibt es dort, wo es auch die Sonnenfinsternisbrillen gibt) und folgt den dort beschriebenen Anleitungen um einen Filter für das Gerät zu bauen (Übrigens reicht es nicht, eine Sonnenfinsternisbrille aufzusetzen und damit durch das Teleskop zu schauen!)

Etwas einfacher ist es, ein Fernglas oder ein Teleskop zu benutzen, um das Bild der Sonne auf einen Schirm zu projizieren. Das ist nicht sonderlich schwer. Man nimmt zum Beispiel ein Fernglas, befestigt es auf einem Stativ und richtet es auf die Sonne. Eine der beiden Fernglasöffnungen wird abgedeckt und für ein optimales Ergebnis bastelt man sich am besten noch aus Pappe eine Abschirmung, der Streulicht vom Fernglas abhält (hier ist eine Anleitung). Jetzt muss man nur noch mit einem Schirm (am ebenfalls ein Stück Pappe) hinter dem Fernglas das projizierte Bild der Sonne suchen. Und schon kann man gefahrlos den Transit beobachten. Hier gibt es die Bauanleitung nochmal per Video:

Am einfachsten aber ist es, wenn ihr euch informiert und nachseht, ob es in der Umgebung irgendwo eine Sternwarte, einen astronomischen Verein oder ein Planetarium gibt. Dort findet vielleicht anlässlich des Transits eine spezielle Veranstaltung statt und ihr könnt gemeinsam mit den Profis den Transit durch deren Instrumente beobachten. Und sollte das Wetter nicht mitspielen, dann bleibt immer noch das Internet. Die NASA überträgt den Transit live von Hawaii aus und es wird sicher auch noch viele andere Webcasts geben.

Wie auch immer ihr den Venustransit beobachtet – ich wünsche euch viel Glück und viel Spaß! Der nächste wird erst wieder im Jahr 2117 stattfinden…

17 Gedanken zu „Der Venustransit 2012: Wie beobachtet man am besten?“
  1. Wie macht man das eigentlich mit einem selbstgebauten Filter mit fotografischer Sonnenfolie bei einer Spiegelreflexkamera? Diese Folie lässt ja mehr Licht durch als die für visuelle Beobachtung und ich nehme an, dass ich dann besser nicht durch den Visor gucken sollte? Aber wie richte ich die aus, wenn sie kein Display hat?

  2. „Ach Astronomie wäre so viel populärer, wenn sie nicht immer zu so ungünstigen Zeiten passieren würde. :)“

    tja man kann sich halt nicht alles im leben aussuchen

    besonders wenn der nächste transit erst wieder im jahr 2117 ist….

  3. @Lisa

    So dramatisch ist es nicht, einen kurzen Moment zum Fokussieren durch die fotografische Folie vor der Kamera zu schauen. Die ist auf jeden Fall (anders als Rettungsdecke oder eine CD) für alle Lichtfrequenzen – auch unsichtbares UV oder IR – gleich dicht, d.h. solange die Sonne nicht blendet, kann man sie durch die fotografische Folie anschauen. Außerdem steht die Sonne bei uns während des Transits noch sehr tief. Wenn sie gerade aufgeht, ist sie je nach den atmosphärischen Bedingungen durch optische Folie oder Sonnenfinsternisbrillen gar nicht zu sehen. Schon alleine deswegen habe ich mir die zehnfach durchlässigere fotografische Folie gekauft.

    Es ist nämlich alles bloße Theorie, wenn die Sonne aufgeht, man sie durch die Finsternisbrille aber noch gar nicht sieht. Was dann tun?

    Wenn sie anfangs nur tiefrot durch den Dunst scheint, bleibt einem unter Umständen nichts anderes übrig, als ohne Filter zu arbeiten (oder es mit Projektion zu versuchen). Wenn sie anfängt zu blenden, sollte man Filter aufziehen und keinesfalls längere Zeit ungeschützt in die Sonne schauen. Nahes IR geht immer besser durch die Atmosphäre als sichtbares Licht, daher ist es für die Augen schon schädlich, wenn man es noch aushält, in die Sonne zu schauen, und umso schädlicher, je länger man fortwährend auf die selbe Stelle schaut. Im Übergang also immer nur kurz schauen, bis man das Filter verwenden kann, und keinesfalls ungeschützt durch vergrößernde Optiken (Fernglas oder Teleskop oder Teleobjektiv mit optischem Sucher) schauen.

  4. Mal ne Frage an die versammelten Experten: Dass es meinen Augen nicht gut tut, in die Sonne zu gucken, ist soweit klar. Aber wie sieht es mit meiner Digicam aus? Gibt’s da irgendwelche „Überlichtungs“-gefahren die die Technik beschädigen könnten oder kann ich bedenkenlos versuchen, die auf die Sonne zu richten? Und kommt dabei irgendwas raus oder gibt das eh nur weiße flächen solange ich keine Verdunklung vor die Digicam halte?

  5. @Hanno

    Klar tut es auch einer Digicam mit elektronischem Sucher sicher nicht so gut, permanent auf die Sonne gerichtet zu sein. Wenn die Sonne so hell ist, dass sie durch ein Sonnenfilter zu sehen ist, sollte man ihn verwenden. Wenn nicht, sollte die Kamera so schnell keinen Schaden nehmen. Ich würde sie vorsichtshalber zwischen den Aufnahmen ausschalten (Verschluss zu) und ggf. (Sonne hell) abdecken.

    Spiegelreflex sind da unkritischer. Wenn der Spiegel unten ist, geht das Licht durch den optischen Sucher wieder raus und der Sensor ist hinter Spiegel und Verschluss sicher. Ein Foto in die Sonne rein mit Belichtungsautomatik selbst durch ein Fernrohr dauert so kurz, dass das dem Sensor nicht schaden kann. Da besteht halt nur die Gefahr für’s Auge, wenn man ohne Filter durch vergößernde Optik durch den optischen Sucher schaut.

  6. @Hanno

    Klar tut es auch einer Digicam mit elektronischem Sucher sicher nicht so gut, permanent auf die Sonne gerichtet zu sein. Wenn die Sonne so hell ist, dass sie durch ein Sonnenfilter zu sehen ist, sollte man ihn verwenden. Wenn nicht, sollte die Kamera so schnell keinen Schaden nehmen. Ich würde sie vorsichtshalber zwischen den Aufnahmen ausschalten (Verschluss zu) und ggf. (Sonne hell) abdecken.

    Spiegelreflex sind da unkritischer. Wenn der Spiegel unten ist, geht das Licht durch den optischen Sucher wieder raus und der Sensor ist hinter Spiegel und Verschluss sicher. Ein Foto in die Sonne rein mit Belichtungsautomatik selbst durch ein Fernrohr dauert so kurz, dass das dem Sensor nicht schaden kann. Da besteht halt nur die Gefahr für’s Auge, wenn man ohne Filter durch vergößernde Optik durch den optischen Sucher schaut.

  7. Jetzt habe ich etliche Optiker in Berlin nach einer Finsternisbrille abgeklappert, habe auch im Planetarium nachgefragt: es scheint diese Dinger nirgends zu geben. Aber nicht, weil sie ausverkauft wären, nein, bei den Optikern wusste einfach niemand vom Venustransit. Scheint nicht spektakulär genug zu sein.
    Im Planetarium wusste man natürlich davon, dort wird auch eine entsprechende Veranstaltung angeboten, allerdings reicht mir die Zeit nicht, um daran teilzunehmen.
    Schade. So wird das wohl nichts mehr.
    Muss ich eben bis 2117 warten 🙁

    Gruß vom
    Intensivpfleger

  8. @ Intensivpfleger
    Geheimtipp – Fielmann im Gesundbrunnen-Center. Vom Venustransit wussten sie zwar auch nichts („Gibt es jetzt wieder ’ne Sonnenfinsternis?“), aber die Brillen hatten sie da. Vielleicht auch andere Filialen, am besten vorher anrufen.

  9. Und wenn alle Stricke reißen:

    Einen Feldstecher kann man meistens recht leicht auftreiben. In einen Karton ein Loch schneiden, so dass man mit 1 „Rohr“ des Feldstechers durch kann. Dahinter dann ein Blatt Papier in so einer Entfernung anbringen, das man ein scharfes Bild der Sonne auf dem Papier sieht.

    Tip: Viele Feldstecher haben auch ein Gewinde, mit dem man ihn auf einem gewöhnlichen Fotostativ anschrauben kann. Wenn nicht kann man auch mit starken Gummiringen etwas improvisieren um da einen einigermassen stabilen Aufbau zu kriegen.

    Tip 2: Hat man erst mal den richtigen Abstand des Projektionspapiers gefunden, dann baut man sich mit Draht einen Halter, damit man das Papier nicht ständig in der zitternden Hand halten muss und man ständig die Entfernung nachkorrigiert um die Bildschärfe zu halten. Das freut dann auch die sicherlich kommenden Passanten, wenn sie mal einen schnellen Blick werfen können und auch was sehen.

    Tip 3: Den ganzen Aufbau ein paar Tage vorher mal ausprobieren. Am Tag des Transits ist es zu spät, wenn man merkt, was man anders machen könnte. Auch das Einrichten des Aufbaus ist nicht so problematisch wie es jetzt scheint. Durch Beobachten de Schattens, den der ganze Aufbau wirft, hat man die Richtung des Feldstechers relativ schnell eingerichtet. Auch hier gilt: Übung macht den Meister. Einfach in den nächsten paar Tagen bei Sonnenschein ein paar mal probieren, dann ist das nicht mehr so das große Problem.

    Tip 4: Zwischendurch auch mal den Feldstecher angreifen, ob er nicht überhitzt. Die Linsen sind natürlich keine optisch hervorragenden und verschlucken etwas Licht, welche sich dann in Wärme manifestiert. Wenn die Linsen heiß laufen läuft man Gefahr, dass sie springen. Und das ist dann auch nicht Sinn der Sache.

    Tip 5: Nicht enttäuscht sein. So ein Feldstecher erzeugt jetzt nicht unbedingt das wahsinnig große Bild der Sonne und die Venus ist im Vergleich zur Sonne auch nicht besonders groß. Das ganze hat mehr was von: da läuft ein kleines schwarzes Scheibchen über eine weiße Scheibe drüber. Aber vielleicht habt ihr ja auch Glück und es zeigen sich ein paar Sonnenflecken. Dann kann man wunderbar mit Passanten spekulieren, wie groß die wohl seien und findet so Gesprächsstoff.

  10. Ach, und natürlich:
    Wer irgendwann mal nach San Francisco fährt, der möge unbedingt ins Exploratorium gehen (da stammt das Video her, das Florian im Artikel eingebaut hat). Das Exploratorium ist das beste Hands-on Museum, in dem ich je war.

  11. @Kallewirsch

    Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass man das vom Feldstecher projizierte Bild am Fokussierrad (oder drehbaren Okular, je nach Bauart des Feldstechers) scharf stellen muss, und dass der Schärfepunkt ein anderer ist als für das bloße Auge beim Durschauen auf ein Objekt in großer Entfernung. Man hat also wahrscheinlich zunächst ein sehr unscharfes Sonnenbild und muss das dann scharf stellen. Wenn das nicht gelingen sollte und man vorher an einen Anschlag stößt, ist der Abstand zur Projektionsfläche zu klein. Also, wie Du sagst, vorher testen!

  12. @Lisa:
    Danke für den Tipp. In der Gesundbrunnen-Filiale von Fielmann hatten sie tatsächlich noch solche Brillen vorrätig (und sie haben immer noch welche). Das Beste: sie sind sogar umsonst. Sehr schöner Service.

    Jetzt muß nur noch das Wetter mitspielen. Allen recht viel Erfolg dabei.

    Gruß vom
    Intensivpfleger

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