Gestern hätte der geniale Douglas Adams seinen 60. Geburtstag gefeiert. Die meisten kennen ihn von seinen „Per Anhalter durch die Galaxis“-Büchern. Adams hat aber noch viel mehr geschrieben (u.a. Drehbücher für Doctor Who) und jede Menge sehr intelligente Dinge gesagt. Erst vor ein paar Tagen haben wir hier im Blog über das Thema Wissenschaft vs. Schönheit diskutiert und darüber, dass manchen Menschen das Gefühl haben, Wissenschaft würde der Welt irgendwie das Schöne und Geheimnisvolle nehmen. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt und das hat Adams in einem seiner bekanntesten Zitate gut zusammengefasst.
„Isn’t it enough to see that a garden is beautiful without having to believe that there are fairies at the bottom of it too?“
Der Satz stammt aus seinem hervorragenden Buch „Last Chance to See“ (deutsch: „Die Letzten ihrer Art: Eine Reise zu den aussterbenden Tieren unserer Erde“), das zur Abwechslung nichts mit Science-Fiction zu tun hat, sondern von Biologie, Ökologie und dem Artensterben handelt.
Mit seinem Satz hat Adams natürlich vollkommen recht. Die Welt ist ganz für sich alleine schon ausreichend schön, faszinierend und wunderbar. Da muss man sich nicht auch noch irgendwelche nicht-existierenden Feen ausdenken.
Der Webcomic Calamities of Nature hat dem Satz noch eine weitere Dimension verliehen:
Allerdings! Die Erkenntnisse der Wissenschaft, die echte Welt ist so viel fantastischer als das, was sich irgendein Pseudowissenschaftler oder Esoteriker jemals ausdenken könnte! Gebt euch nicht mit den banalen Feen der Esoterik zufrieden! Wissenschaft hat die cooleren Feen!
Sehr netter Comic, der wirklich eine wahre Aussage trifft.
Unsere Welt bietet so viel spektakuläres, das wir mit Wissenschaften entdecken können, da brauchen wir wirklich keine Phantastereien, die niemals der Wirklichkeit das Wasser reichen könnten.
Bleibt nur die Frage, ob das wirklich die Aussage von Adams war. Ich vermute ja vielmehr, dass er eher der Meinung war, man solle manche schöne Dinge einfach als schön hinnehmen. Eventuell wollte er damit sogar sagen, dass wir sie NICHT weiter erforschen sollen, sondern einfach mal die Schönheit genießen sollen.
Nur ein kleiner Gedankengang von mir 😉
Klugscheissermodus an:
Das Zitat stammt aus dem Anhalter und bezieht sich auf den Planeten Magrathea.
Klugscheissermodus aus.
Schöner Beitrag, schöner Comic. Und es deckt sich auch mit meinen Gedanken. Das ist wohl auch der Grund, weshalb ich mich lieber mit der wissenschaftlichen Rangehensweise beschäftige und das Esoterische irgendwann spätestens zu meinem 19. oder 20. Lebensjahr in den Mülleimer gekippt habe. Esoterik gibt sich so einen wahnsinnig tiefsinnigen und weisen Anstrich und ist dabei doch von einer schier unglaublichen Plattheit und Dumpfsinnigkeit. Es ist unfassbar langweilig. Und ich weiss garnicht, wie Leute sich auf Jahrzehnte damit ernsthaft beschäftigen können.
@Rainer: „Klugscheissermodus an: Das Zitat stammt aus dem Anhalter und bezieht sich auf den Planeten Magrathea. Klugscheissermodus aus. „
Wirklich? Kann mich grad nicht daran erinnern. Aber vielleicht hat Adams es ja in mehreren Büchern benutzt. Es ist ja wirklich gut…
Was für ein „Zufall“ –
gestern in der Badewann über dieses fast vergessene Stückchen aus“Der Lange Dunkle Fünduhrstee“ gestolpert das irgendwie schon hierhin passt. Ich knall es einfach mal hier hin, wenns stört schmeisst es halt raus –
Dirk Gently versucht mittels I-GING zu eruieren ob er sich einen neuen Kühlschrank kaufen soll.
„Das kleine Gebrauchsanleitungsheftchen schlug vor, er solle sich einfach „seelenvoll“ auf die Frage konzentrieren, die ihn „bedrängt“, sie niederschrieben, darüber nachdenken und die Stille geniessen, und wenn er dann innere Harmonie und Heiterkeit ereicht habe, solle er den roten Knopf drücken. (…)
Schliesslich schrieb er seine Frage „Soll ich einen neuen Kühlschrank kaufen?“ auf eine Ecke seiner Papierserviette. Aber dann kam er zu der Ansicht, wenn er warten würde, bis er innere Harmonie und Heiterkeit erreicht habe, könnte er den ganzen Nachmittag da sitzen, und so machte er gleich weiter und drückte auf den blauen Knopf, der mit „Rot“ bezeichnet war. Ein Symbol erschein in einer Ecke der Anzeige (…)
„DAS URTEIL DES KÖNIGS WEN:
Schun Bedeutet Schwierigkeiten Am Anfang. Wie Ein Grashlam. Der Hervorspriessend Auf Stein Stösst. Die Zeit Ist Voller Unregelmässigkeiten Und Unklarheiten: Der Edle Wird Seine Massnahme Danach Ausrichten (…)
DER KOMMENTAR DES HERZOGS VON CHOU:
Pferde Und Wagen Müssen Weichen. Ströme Blutiger Tränen Werden Fliessen.´´
Dirk dachte einen Augenblick darüber nach, und dann kam er zu dem Schluss, dass das alles in allem ein Votum für die Anschaffung eines neuen Kühlschranks zu sein schien, was durch einen phantastischen Zufall genau die Entscheidung war, die er selbst bevorzugte.“
@ mäh:
Ach ja, das elektronische I-Ging… war da nicht auch ein Taschenrechner eingebaut, der bei jeder Aufgabe, bei der die Lösung grösser oder gleich 4 war, als Ergebnis „ein Hauch von Gelb“ ausspuckte?
Es stimmt schon: Nichts ist so spannend, so aufregend wie die Welt die uns umgibt. Und das ist auch der Grund, warum die Wissenschaft genau so spannend bleiben wird.
Warum streben viele dann nach esoterischen oder religiösen Erklärungen?
Wohl aus 2 Gründen:
1) Weil sie die wissenschaftlichen Erklärungen nicht verstehen. Der ganze Formalismus ist ihnen nicht geheuer. Sie suchen nach einer (scheinbar) einfacheren Erklärung, die sie nachvollziehen können.
2) Weil sie nicht ihrer Erfahrung entspricht. Die Relativitätstheorie wird ja gerne angfeindet, weil sie Effekte beschreibt, die der menschlichen Erfahrung widersprechen, wie langsamer laufende Zeit oder die Lichtgeschwindigkeit als nicht zu erreichenden Grenzwert. Hingegen erscheint ihnen z.B. ein göttlicher Schöpfer des Universums vertraut, weil sie doch selbst auch Dinge zusammenbauen.
Um die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu akzeptieren braucht es Vertrauen in die Wissenschaftler. Jeder könnte zwar prinzipiell ihre Ergebnisse reproduzieren, aber der Einzelne ist im allgemeinen viel zu weit weg von den Themen, um sie nachzuvollziehen, man muss dann einfach Vertrauen in die Fachleute und die Korrekturmechanismen der Wissenschaft haben.
Und genau dieses Vertrauen fehlt vielen Menschen. Deswegen denken sie sich lieber ihre eigenen Erklärungen für die Welt aus. Sie haben kein Problem damit, sich ihren eigenen, perönlichen Gott mit Eigenschaften nach Wunsch zurecht zu zimmern, und ihn dann für wahr zu halten, und gleichzeitig die Evolution, die Urknalltheorie oder den Klimawandel als Humbug zu bezeichnen. Die menschliche Psyche ist schon merkwürdig.
@Alderamin:
Da sagst du was.. Für jemanden der die Dinge nicht versteht ist es eben auch ein Glaube an eine Wahrheit. Wer hat schon die Möglichkeiten und/oder Fähigkeiten alles nachzuvollziehen was als wissenschaftlich geprüft gilt.
Das was mich zu der wissenschaftlichen Sicht der Dinge treibt ist das es „normal“ ist das Kritik geübt wird und dies eben auch zu Veränderungen führt. Das funktioniert nur da so auch wenn es manchmal viel Kraft braucht.
@Rainer:
Sicher? Eine Volltextsuche über alle 5 Bände nach „fairies“ läuft bei mir ins Leere, und irgendwie scheint es mir auch stilistisch nicht so ganz da reinzupassen.
Geht es hier um vorstellen oder um glauben? Das geht aus dem Artikel nicht ganz hervor. Denn mal im Ernst.. falls es hier ein Aufruf ist, sich doch nur wissenschaftlich belegte Dinge vorzustellen, dann könnt ihr mir alle mal wo runterrutschen und das mehrfach.
Esoterik bin ich wirklich sehr ab- und Wissenschaften zugeneigt, aber wenn es an Phantasie und Imaginationskraft geht, hört bei mir die Freundschaft auf. Ich stelle mir Feen wo und so oft vor wie ich will. Oder rosa Elefanten oder die Unterwäsche von Schäuble.
Gerade Wissenschaft und Forschung braucht Imaginationskraft und Kreativität. Semmelweis konnte den Auslöser des Kindbettfiebers auch nicht sehen. Aber er hatte die Imaginationskraft sich einen Zusammenhang zwischen ungewaschenen Studentenfingern und toten Frauen vorzustellen. Er hatte auch die Kraft an etwas zu glauben, dass er mit seinen Mitteln weder sehen noch nachweisen konnte. (wenn er sich die Ursache auch sicherlich nicht so plastisch wie Feen vorgestellt hat.)
Imaginationskraft ist wichtig und dazu gehören verdammt nochmal auch Märchen, Fantasy oder alte Volkssagen.
„Sei kreativ aber stell dir bloß keine falschen Sachen vor“ funktioniert einfach nicht. Wir sind hier nicht in einer Gradgrindschen Modellschule. „Facts, facts, facts. Teach them nothing but facts.“
Zum Glück.
@Mela: „erade Wissenschaft und Forschung braucht Imaginationskraft und Kreativität. Semmelweis konnte den Auslöser des Kindbettfiebers auch nicht sehen. Aber er hatte die Imaginationskraft sich einen Zusammenhang zwischen ungewaschenen Studentenfingern und toten Frauen vorzustellen. „
Du scheinst hier etwas ganz falsch verstanden zu haben. Natürlich braucht man in der Wissenschaft jede Menge Fantasie und Vorstellungskraft. Was der Artikel sagen will, ist: Die echte Welt ist so viel spannender, mysteriöser und phänomenaler als alles, was sich irgendein Esoteriker so ausdenken kann.
„“Sei kreativ aber stell dir bloß keine falschen Sachen vor“ funktioniert einfach nicht.“
Es sollte viel eher heißen: „Sei kreativ, aber verschwende deine Vorstellungskraft nicht damit, die Existenz von Dingen zu behaupten von denen man weiß, dass es sie nicht gibt“
Es spricht absolut nichts dagegen, sich mit Märchen oder Fantasy zu beschäftigen. Man sollte sich halt nur bewusst sein, dass es nichts mit der Realität zu tun hat.
Man kann Vorstellungskraft nicht verschwenden. Man kann sie nur trainieren.
Ich weiß was du sagen willst, aber es schwingt doch deutlich eine große Skepsis gegen die falsche Art von Ideen mit und das bewirkt – sorry – eine Verarmung des Geistes.
Ich selbst bin Agnostikerin, beschäftige mich aber zunehmend mit Religionswissenschaften. Zum einen weil es aus der Distanz erstaunlich spannend ist, anders, als wenn einem als Kind zwangsweise die christliche Lehre übergestülpt werden soll, zum Anderen weil ichs für eine ganz andere Baustelle brauche.
Dabei bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es durchaus möglich ist auf einer Seite gläubig zu sein, also irgendwie mit imaginären Freunden abzuhängen, aber auf der anderen Seite ein durch und durch rationaler Wissenschaftler, der diese Vorstellungen aus seiner Arbeit heraushalten kann.
Probleme, die durch wildwuchernde Esoterik oder Religionen immer wieder entstehen, will ich nicht verharmlosen. Spirituelles und die damit zusammenhängenden Zufriedenheitsgewinne (ja auch die gibt es) zu verdammen oder aus der menschlichen Realität streichen zu wollen, beinhaltet seine eigenen Probleme. Es ist – um es mal so zu sagen – unmenschlich.
Lasst den Leuten ihre Vorstellung von Feen. Solange sie nicht behaupten, dass sie unverrückbare Bestandteile der Realität außerhalb eines quasi-religiösen Kontextes sind, ist meiner Ansicht nach alles in Butter. Solange sie den Notarzt rufen wenn sie von der Leiter gefallen sind, anstatt den Feen Zuckerstücke hinzulegen damit diese sie heilen .. lasst sie. Und seht nicht dauernd auf sie hinab.
Nochwas. Ich schätze viele Beiträge hier im Blog. Vor allem jene, die gegen schadhaften Humbug (ich sage nur 2012) aufklären. Ich schätze viele Tipps und Ideen die auch helfen mal die eigenen Denkmuster oder Glaubensfallen auf die Probe zu stellen.
Der teilweise gönnerhaft erzieherische Tonfall, den man leider häufiger in der gesamten Skeptikerszene trifft (vor allem wenn man bedenkt, dass sich dieser erzieherische Aspekt an erwachsene Menschen richtet, die wegen ihres Glaubens wie kleine Kinder behandelt werden) und der Hang zu gewissen Verallgemeinerungen bzw. – erneut sorry – Starrheit im Denken, geht mir gewaltig auf den Keks.
Man gewinnt jedenfalls niemand für eine Sache, in diesem Falle die reine Lehre der Wissenschaft, indem man ihm ständig das Gefühl gibt, dass mit ihm etwas nicht ganz in Ordnung wäre. Erkläre lieber was an Wissenschaft cool ist, statt zu erklären was an Feen doof ist.
So. Und jetzt höre ich auf hier zu ragen und gehe wieder lernen. Ehrenwort.
@mela: „Solange sie nicht behaupten, dass sie unverrückbare Bestandteile der Realität außerhalb eines quasi-religiösen Kontextes sind, ist meiner Ansicht nach alles in Butter. Solange sie den Notarzt rufen wenn sie von der Leiter gefallen sind, anstatt den Feen Zuckerstücke hinzulegen damit diese sie heilen .. lasst sie. Und seht nicht dauernd auf sie hinab. „
Nichts anderes hab ich in meinem Artikel gesagt.
@FF: Ich muss Rainer zustimmen, im Anhalter wird dieses Zitat im Bezug auf Magrathea verwendet. (Meine Ausgabe: ISBN 3-548-31070-2 Taschenbuchausgabe Januar 1986 S. 112)
https://de.wikipedia.org/wiki/Douglas_Adams#Adams_.C3.BCber_sich_selbst
(In der WP gabs dasselbe Problem, siehe die Diskussionsseite)