Der Mars ist zwar eine kalte und leblose (zumindest nach aktuellem Wissensstand) Wüste. Daraus folgt aber nicht, dass es dort nichts zu sehen gibt. Die Raumsonden und Marsrover, die wir zu unserem Nachbarplaneten geschickt haben, machen jede Menge tolle Bilder. Und manchmal ist eine richtige Perle darunter. So wie diese Aufnahme:

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Phänomenal! Das ist ein sogenannter Staubteufel – oder, wie ich gerade gelernt habe – eine Kleintrombe (im Gegensatz zu ausgewachsenen Tornados, das sind „Großtromben“). Solche kleinen Wirbelwinde kennen wir ja auch von der Erde; der auf dem Mars ist allerdings ein bisschen größer. Seine Länge beträgt etwa 800 Meter; der eigentliche Wirbel hat einen Durchmesser von 30 Meter. Der Schweif wird vom Wind erzeugt, der gerade über die marsianische Wüste weht. Fast noch schöner, wenn auch in schwarz-weiß, ist diese Version des Bildes:

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Man sieht den gleichen Staubteufel, diesmal aber einen größeren Ausschnitt aus der Amazonis-Ebene. Man erkennt jede Menge weiße Linien. Das ist heller Staub, der von anderen Staubteufeln (die Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h erreichen können) aufgewirbelt wurde.

Diese tollen Bilder hat die HiRISE-Kamera des Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) gemacht, der den Mars seit 2006 umkreist. Wir sind ja an fantastische Bilder aus dem All mittlerweile schon gewöhnt. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, das wir vom Mars fast überhaupt nichts wussten. Vor 100 Jahren war der Mars nur ein verwaschener Fleck im Teleskop; und wenn man Bilder haben wollte, musste man sie selbst zeichnen weil sich die astronomische Fotografie erst entwickelte. Vor 100 Jahren war es auch noch durchaus vorstellbar, dass auf dem Mars intelligentes Leben existiert. Der amerikanische Astronom Percival Lowell hat sogar Bewässerungskanäle und Vegetation beobachtet (und so den Mythos der Marsmännchen in die Welt gesetzt). Allerdings waren diese Beobachtungen auf schlechte Teleskope und Selbsttäuschung zurückzuführen. Trotzdem dauerte es lange, bis man wirklich wusste, wie es auf dem Mars aussieht. Die erste erfolgreiche Mission, die Nahaufnahmen von unserem Nachbarplaneten machen konnte, war Mariner 4. Sie erreichte den Mars im November 1964 und so sah man den Planeten damals:

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Aus heutiger Sicht nicht sehr beeindruckend. Für die damalige Zeit war es aber eine große Leistung und das erste Bild, das man aus unmittelbarer Nähe des Mars machen konnte. 1975 schließlich gelang der NASA mit den Sonden Viking 1 und 2 die erste sichere Landung auf dem Mars und es war möglich, die Oberfläche direkt zu betrachten:

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1975 dauerte es noch 2 Jahre, bis ich geboren wurde. Ich kann also nicht sagen, wie diese Bilder damals auf die Menschen gewirkt haben. Heute sind wir daran gewöhnt, den Mars aus allen Winkeln hochauflösend beobachten zu können. Wir kennen die diversen Marsrover, die über den Planeten fahren und Nahaufnahmen von Steinen und Kratern machen. Ich würde mir gerne vorstellen, wie es damals gewesen sein muss, als Wissenschaftler und die Öffentlichkeit das erste Mal ein Bild von der Oberfläche des Mars gesehen haben, aber leider gelingt mir das irgendwie nicht.

Ich bin jedenfalls beeindruckt von dem, was damals geleistet wurde. Und ich bin noch mehr beeindruckt, von dem was wir seitdem geleistet haben. Wir lernen immer mehr über das Universum vor unserer Haustür!

27 Gedanken zu „Der Staubteufel vom Mars“
  1. Der Mars ist einer meiner Lieblingsplaneten. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit eine Doku gesehen, wo einer dieser Staubteufel den Rover Spirit „gerettet“ hat. Die Solor-Paneelen waren mit einer beachtlichen Staubschicht bedeckt, so dass die Energiegewinnung nur noch minimal war. Nachdem dann einer dieser Staubteufel über den Rover hinweg gezogen war, sah Spirit aus wie neu! =) Es gab tolle Selbstaufnahmen (vorher + nachher) des Rovers, der – ausser dass er wieder blitzeblank war – diese Begegnung unbeschadet überstanden hat.

  2. @FF

    Ich kann also nicht sagen, [wie] diese Bilder damals auf die Menschen gewirkt haben.

    Ich war damals 11. Einerseits fand ich die Marslandung toll. Andererseits war ich ein wenig enttäuscht. So eine langweilige Landschaft! Und dann auch noch kein Leben gefunden! Na ja, halt die Erwartungshaltung eines 11jährigen, der zu viel Science-Fiction geschaut hatte. Heute weiß ich die Erkenntnisse von damals besser zu würdigen.

  3. Ach komm, das ist doch Zigarettenrauch vor einer Raufasertapete! 😉

    Nee, tolles Bild! Und die kleine Geschichtsstunde zum Thema lassen es noch großartiger erscheinen. Ich kann mich noch an meinen Schulatlas erinnern, in dem waren Planetenbilder der Voyager-Sonden drin. Wahrscheinlich aus großer Entfernung aufgenommen. Hat mich aber dennoch fasziniert, daß ein kleines Stück Technik jwd so etwas nach Hause funkt.
    Seitdem bin ich auf jede neue Sondenmission gespannt. Und heute ist das ja kein großes Ding mehr, auf dem Laufenden zu bleiben.

    Achso, danke für den Blog!

    lg
    Rüdiger aka Huhnbeauftragter

  4. Moment! Das Bild wurden 1965 aufgenommen. Ich hab mich gewundert, dass ich das nicht mitbekommen hab. Mit 16 hätte ich mich dafür interessiert, aber wohl nicht mit 6. An Viking kann ich mich dunkel erinnern, aber nicht genug um ein Gefühl zu beschreiben.

  5. @FF Ich kann also nicht sagen, wie diese Bilder damals auf die Menschen gewirkt haben.

    Ich war 1975 12 Jahre alt und hatte bereits versucht alles aus den Apollo-Missionen zu bekommen was nur ging. Es war daher einerseits etwas langweilig, weil es ‚wieder nur‘ Steine zu sehen gab, andererseits aber völlig faszinierend ,weil es mit der Atmosphäre einen Himmel gab und man sich daher ‚Leben‘ vorstellen konnte.

  6. Hmm, was ist an dem Bild so interessant? Immerhin ist ja schon länger bekannt, daß so etwas wie ein Exogorth existiert 😉

    Nee Wurgl, Florian fragte bzgl der 75er Südhang Viking-Landung – und das war für mich eine Art Fortsetzung des Mondlandungs-Gefühls mit anderen Mitteln.

  7. 1975 dauerte es noch 2 Jahre, bis ich geboren wurde. Ich kann also nicht sagen, wie diese Bilder damals auf die Menschen gewirkt haben.

    Die beiden Sätze: Das ist zumindest missverständlich, oder er bezieht sich auf hier nicht gezeigte Bilder von der Viking-Landung.

    Aber egal. 1965 war ich zu klein um viel zu kapieren. Fernsehprogramm war erst so ab 18 Uhr herum (eventuell 18:30 oder später) — nur Mittwochs gabs mit Kinderprogramm den Kasperl etwas früher (ab 17:00 oder 16:30 glaub ich). Und zu den Nachrichten musste ich schon längst im Bett sein. 1975 war der Hype von Apollo vorbei, da war das zwar interessant, aber Sondersendungen wie zu Apollo gab es nicht.

  8. Ich muss zugeben, ich habe aus der gleichen Motivation wie durrr hier vorbeigeschaut. Aber anscheinend gibts noch nichts Faszinierendes zu dem neuen „Sonnensturm“.
    Aber über den Mars lese ich auch immer wieder gerne! 🙂

  9. Aha! Meinen Fehler entdeckt. Hab das für ein Bildchen von Spirit oder Opportunity gehalten. Naja, ich bin Österreicher, ich darf das 🙂

    Trotzdem seltsam, weil Viking 1& 2 laut Wikipedia am 20. Juli und 3. September 1976 gelandet sind und nicht 1975. 1975 sind die gestartet, ja.

    Nun gut. September 76 *grübel* Nee, da tut sich nix im Kopf.

  10. @Wurgl

    Oh, da war ich sogar schon 12, das macht die Sache glaubhafter, denn ab so 12-13 setzt das kontinuierliche Gedächtnis bei mir ein (na ja, da fressen mittlerweile auch schon die Motten dran rum…)

    @durrr

    Eigentlich müssten die dann im Dezember auch den „kältesten Tag seit 8 Monaten“ melden, aber da rechnen sie in 100en von Zyklen („kältester Tag des Jahrhunderts“). 5 Jahre war ja noch mitten im letzen Sonnenminimum. Nicht mal ein halber Sonnenzyklus. Klar war’s letzten Sommer wärmer als letzten Dezember.

  11. An die Vikingsonden kann ich mich noch genau erinnern obwohl ich auch erst 11 war, aber mein Vater war ein Raumfahrtfreak und war ganz aus dem Häuschen, das hat abgefärbt. Ich bilde mir auch immer noch ein dass mein früheste Kindheitserinnerung die Mondlandung mit 4 war, denn irgendwie brach in unserem Haus damals die Hektik aus 🙂

    @Alderamin
    Bist auch schon so ein alter Sack wie ich, echt hart (hehe)

  12. @schak

    Ja, bei Apollo 15 war ich 8 und lag ich mit Blinddarmentzündung im Krankenhaus, die Landung haben wir auf dem kleinen Fernseher im Zimmer verfolgt. Solche Kombinationen – einschneidendes Erlebnis (Operation) mit dem Drumherum – prägen sich besonders gut ein.

    An die anderen Mondlandungen kann ich mich nicht mehr erinnern, ’69 war ich zu klein, und 16 und 17 habe ich mit Sicherheit gesehen, aber da war ich gesund zu Hause und hab‘ die Details vergessen. Ich weiß aber noch, dass ich begeistert war und (vermutlich bei 17) meine jüngere Cousine (3 Jahre jünger, also dann 6-7) gefragt hatte, wie sie die Mondlandungen fände. Die Antwort weiß ich noch ganz genau: „Find ich doof!“ War wohl auch ein einschneidendes Erlebnis für mich 🙂

  13. @FF

    1975 dauerte es noch 2 Jahre, bis ich geboren wurde. Ich kann also nicht sagen, wie diese Bilder damals auf die Menschen gewirkt haben.

    Ich schon. Bin damals reinewech nur begeistert gewesen. Und heute noch hat dieses Foto nichts von seiner Faszination eingebüßt.

    Mehr Hammerbilder mit Suchtfaktor sind hier:
    https://www.postcardsfrommarsbook.com/

    hier:
    https://www.marspages.eu/

    und auch hier zu findeb:
    https://nssdc.gsfc.nasa.gov/planetary/mars/mars_exploration_rovers/mera_images.html

  14. Ich freu mich wahnsinnig auf Curiousity! (Neben Dawn und New Horizon und Rosetta und…) Das Wägele hat nochmal so richtig gute Technik mit an Bord und wird bestimmt für ein paar Aha-Effekte sorgen!

  15. Ich weis nicht ob man es als normal bekannt betiteln kann,
    weil hier auf Erde noch nicht einmal unterschieden wird zwischen
    Windhose, Staubteufel, Tornado.
    3 Dinge die oft einen Namen bekommen ^^

    Staubteufel wird hier auf Erden als Bodennahe Luft bezeichnet,
    die abhebt und Staubteilchen mit hoch nimmt.
    Auch gern Windhose genannt. ^^
    Wenn man allerdings einen Tornado als Windhose bezeichnet oder gar als Staubteufel hört die Freundschaft auf der Erde auf………… ;P

    Wie ist das dann auf Mars ? 😉

  16. Kaum zu glauben dass nachdem der Artikel schon einen halben Tag im Netz ist exakt zur gleichen Zeit die ersten bewegten Bilder eines Staubteufels gepostet werden 🙂

  17. Ach komm alles was sich bewegst ist doch interessant.
    Man sollte es nur einordnen können. ;P
    *meiner einer grinst mal frech*
    (Ich darf das heute )
    Warum verrate ich nicht, weil dann würde ich ja was verraten.
    SO

  18. Hallo,
    Tut mir leid, wenn ich jetzt eine kleine Themenverfehlung begehe, aber mir fällt das eben hier wieder auf und vielleicht ist es doch passend:

    Warum gibt es in der Astronomie praktisch nur mehr Bilder, die von der NASA produziert wurden. Was ist los in Europa? Sind wir zu geizig für die Astronomie? Klar, es ist zwar schön, dass es internationale Zusammenarbeit gibt, aber Konkurrenz wär doch auch hin und wieder ein effizienter Motor.
    Oder hat das militärische Gründe?
    Genauso könnte ich natürlich nach Russland u China fragen.

    Oder sind wir Europäer zu pragmatisch um in ein Hubble zu investieren?

    Wahrscheinlich lässt sich die Frage gar nicht mit einer einfachen Antwort klären.

    Ach ja: danke auch für deinen tollen Blog.

    (bitte nicht über Fehler wundern – Smartphone.)

  19. @Roland: „Warum gibt es in der Astronomie praktisch nur mehr Bilder, die von der NASA produziert wurden. Was ist los in Europa? „

    Naja, einmal liegt es daran, dass die USA mehr Geld für PR ausgeben als Europa. Und dann ist da natürlich eingewisser Bias der Medien dabei. Berichtet wird meist über die Dinge, von denen es coole Bilder gibt. Und die kriegt man nur mit teuren Sonden/Instrumenten. Da ist dann zwansgläufig fast immer die NASA mit dabei, weil sie eine der größten Einrichtungen ist, die solche Geräte baut. Ansonsten macht Europa aber jede Menge – schau mal zu https://www.eso.org Die Medien berichten auch gar nicht mal so selten über ESO-Ergebnisse. Nur kennt man halt als Laie hauptsächlich die NASA und nicht die ganzen anderen Organisationen. Darum fällt einem wohl auch hauptsächlich die NASA auf und an die Uni Wuppertal erinnert man sich nicht mehr…

    „Oder sind wir Europäer zu pragmatisch um in ein Hubble zu investieren? „

    Bei Hubble ist natürlich auch die ESA beteiligt, das war eine Koproduktion

  20. Ja das ist das probs das die NASA immer sozusagen beschuldigt wird.
    Vielleicht Florian mal einen Beitrag wie viele es noch gibt,
    von anderen Ländern die offiziellen sozusagen das selbe tun ?
    Ist ein Vorschlag nur.
    Darum hatte ich ja gefragt wegen die Sternengucker. 🙂

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